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Neumarkt
in der Oberpfalz (Kreis
Neumarkt)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Neumarkt gab es bereits im Mittelalter eine jüdische Gemeinde, die
mehrfach von Judenverfolgungen betroffen war. Bereits in der zweiten Hälfte des
13. Jahrhunderts lebten jüdische Familien in der Stadt. Bei der sogenannten
"Rindfleisch-Verfolgung" 1298 wurden sie Opfer der
"Judenschläger". Nach der Überlieferung sollen die Juden in der
Synagoge verbrannt worden sein. Anfang des 14. Jahrhunderts werden Juden wieder
in der Stadt genannt, doch wurde durch die Judenverfolgung während der Pestzeit
1348/49 wiederum jüdisches Leben in der Stadt zerstört. Die Synagoge
ging in den Besitz des Kurfürsten über. Nach dieser Verfolgung werden seit 1362
wieder Juden in der Stadt genannt. Sie erhielten durch Kurfürst Ruprecht den Älteren
die Synagoge zurück. In Nürnberg werden im 14. Jahrhundert mehrfach Juden aus
Neumarkt genannt, die dort als Judenbürger aufgenommen worden waren (1314, 1326
und 1349). Aus Neumarkt sind in der Zeit zwischen 1362 und 1391 fünf jüdische
Männer namentlich bekannt. Die jüdischen Familien lebten überwiegend vom
Geldverleih, möglicherweise war ein Arzt unter den jüdischen Einwohnern
(1362). 1391 wurden die Juden aus der Pfalz vertrieben. Ab 1446
lebten wieder Juden in der Stadt. Sie mussten sie jedoch 1499 nach dem Übergang
des Gebietes an die Kurpfalz verlassen. Erneut vertrieben wurden die jüdische
Personen 1555.
Eine wichtige Erinnerung an die mittelalterliche jüdische Geschichte ist die
noch erhaltene Mikwe im Keller des "Schreiber-Hauses" in der Bräugasse,
die aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts stammt (wurde spätestens 1610
zugeschüttet und inzwischen wieder freigelegt).
Eine neue jüdische Gemeinde entstand erst wieder seit Mitte des 19.
Jahrhunderts. Durch Zuzüge aus umliegenden Landgemeinden (erste Familie
1862 von Salomo Oettinger), insbesondere aus Sulzbürg,
nahm die Zahl der Gemeindeglieder jedoch rasch zu: 1867 53 jüdische Einwohner
(1,4 % von insgesamt 3.893 Einwohnern), 1871 80 (1,8 % von insgesamt 4.513),
1880 101 (1,0 % von insgesamt 5.071) und erreichte 1890 mit 162 Personen
(2,8 % von insgesamt 5.703 Personen) einen Höhepunkt.
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (1868 eröffnet s.u.), eine
Mikwe (um 1900 neu gerichtet siehe Bericht von 1903 unten), eine jüdische
Schule (Elementarschule seit 1873) sowie ein Friedhof.
Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer
angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war (vgl.
Ausschreibungen der Stelle unten). An Lehrern waren tätig:
Heinrich Friedmann (1872 bis 1884, siehe Anzeigen und Artikel unten), Salomon
Kahn (1884 bis 1909, siehe Artikel unten), Jakob Oppenheimer (von Sulzbürg
kommend: 1909 bis 1916, siehe Artikel unten), Jakob Nußbaum (1917-1937, siehe
Artikel unten). 1911 verlegte der Sulzbürger Rabbiner (Distriktsrabbinat Sulzbürg)
seinen Wohnsitz und damit den Sitz des Bezirksrabbinates nach Neumarkt
(1925 Dr. Magnus Weinberg), 1931 jedoch nach Regensburg, was der Anlass war, das
Bezirksrabbinat Sulzbürg-Neumark mit dem Bezirksrabbinat Regensburg zu
vereinigen (Bezirksrabbinat Regensburg-Neumarkt).
Seit Anfang des 20. Jahrhunderts ging die Zahl der jüdischen Einwohner in
Neumarkt zurück: 1900 138 (2,3 % von insgesamt 6.041 Einwohnern), 1910 nochmals
wie 1890 148 ( 2,3 % von 6.376).
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Gefreiter Ludwig
Hahn (geb. 20.4.1892 in Neumarkt, gef. 22.3.1916), Leopold Landecker (geb.
20.12.1874 in Sulzbürg, gef. 11.12.1916), Unteroffizier David Rindsberg (geb.
6.9.1885 in Neumarkt, gef. 12.3.1915), Philipp Rindsberg (geb. 15.3.1887 in
Neumarkt, gef. 26.3.1915), Theodor Rindsberg (geb. 13.7.1894 in Neumarkt, gef.
15.4.1915), Hugo Siegfried Wilmersdörfer (geb. 31.8.1893 in Neumarkt, gef.
10.8.1914). Außerdem sind noch mehrere in Neumarkt geborene, später in anderen
Orten lebende jüdische Männer gefallen, so Vizefeldwebel Siegfried Hahn (geb.
2.4.1888 in Neumarkt, vor 1914 in Nürnberg wohnhaft, gef. 28.9.1918) und
Gefreiter Friedrich Neustädter (geb. 11.10.1888 in Neumarkt, vor 1914 in Würzburg
wohnhaft, gef. 28.9.1914).
Um 1925, als 110 jüdische Gemeindeglieder gezählt wurden (1,4 % von
insgesamt ca. 7.800 Einwohnern), waren die Vorsteher der jüdischen
Gemeinde: Adolf Baruch, Julius Hahn, Rudolf Heller, Lazarus Frank, Ludwig
Landecker und der bereits genannte Oberlehrer Jakob Nussbaum. Dieser
unterrichtete an der jüdischen Religionsschule und erteilte den
Religionsunterricht an den öffentlichen Volksschulen. Rabbiner Dr. Magnus
Weinberg erteilte den Religionsunterricht an den höheren Schulen. Insgesamt gab
es 1925 12 schulpflichtige jüdische Kinder in der Stadt, 1932 noch neun Kinder.
An jüdischen Vereinen gab es einen Israelitischen Männer- und Jünglingsverein
(1925 18 Mitglieder unter dem Vorsitzenden Sanitätsrat Dr. Godlewsky,
Ziele: Unterstützung Hilfsbedürftiger, Krankenwache) und den Israelitischen
Frauenverein (mit 30 Mitgliedern unter dem Vorsitz von Frau Neustädter,
1932 Frau Fanny Kraus, Ziel: Unterstützung Hilfsbedürftiger, Krankenwache). Außerdem
bestand eine Ortsgruppe des Centralvereins unter Vorsitz von Sanitätsrat
Dr. Godlewsky. 1932 waren die Gemeindevorsteher weiterhin Adolf Baruch
(1. Vors.) und Jakob Nussbaum (2. Vorsteher, Schriftführer und Schatzmeister).
Zur Repräsentanz gehörten fünf Gemeindemitglieder. Lehrer war weiterhin (bis
zu seinem Tod 1937) Jakob Nussbaum.
Von den jüdischen Familien gehörenden Gewerbebetrieben war
weit bekannt die "Velocipedfabrik Gebr. Goldschmidt": aus einem
kleinen Betrieb der metallverarbeitenden Industrie, in dem Joseph Goldschmidt in
Sulzbürg Öfen herstellte, entstand 1882 in Neumarkt eine Fabrik für
Fahrräder. Die später In der eigenen Werbung bezeichnete sich die Firma als
eine der ersten auf deutschem Boden. 1884 bezog man ein neues Firmengebäude in
der Nähe des Bahnhofes. Die Firma wuchs zu einem der für die Stadt wichtigsten
Industriebetriebe, in dem neben Fahrräder auch Motorräder, zeitweise auch
Autos hergestellt wurden. Sie wurde 1938 "arisiert"; die Produktion
wurde 1952/59 eingestellt. Informationen zur Firme siehe Website der "Express-IG".
1933 wurden 105 jüdische Einwohner gezählt. Auf Grund der Folgen der
zunehmenden Repressalien, der Entrechtung und des wirtschaftlichen Boykotts,
verließen bis 1938 30 Gemeindeglieder die Stadt, verzogen von hier oder
wanderten aus. Der ehrenamtlich für die Gemeinde tätige Wirtschaftsfachmann,
Kommerzienrat Arnold Dreichlinger, übernahm 1935 im Auftrag des Verbands der
Bayerischen Israelitischen Gemeinden die Betreuung der in Not geratenen
Kleingemeinden. Die Gemeinde schloss sich 1935 dem Jüdischen Kulturbund in
Nürnberg an und beteiligte sich an kulturellen Veranstaltungen der Gemeinde
Regensburg. Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge verwüstet, die
Einrichtungen jüdischer Wohnungen zerstört, jüdische
Männer und Frauen wurden misshandelt und verhaftet. Besonders schwer
misshandelt wurde der Gemeindevorsitzende Adolf Baruch. Er starb auf Grund der
Misshandlungen in der folgenden Nacht im Gefängnis. Die festgenommenen Frauen
wurden nach einigen Tagen wieder freigelassen, die Männer in das Gefängnis
nach Regensburg gebracht, ein Teil davon kam später in das KZ Dachau. Die
Geschichte der jüdischen Gemeinde in Neumarkt endete mit den Deportationen
1942: am 2. April 1942 wurden 15 jüdische Einwohner nach Piaski (bei Lublin, Polen) deportiert und
ermordet. Am 1. November 1942 lebten noch drei Juden in Neumarkt. Ihr
Schicksal ist nicht bekannt.
Von den in Neumarkt geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Helene Baruch
geb. Rothschild (1896), Kurt Baruch (1890), Fanni Devries geb. Goldschmidt
(1868), Ida (Eva) Enoch geb. Wolff (1875), Berta Fernich geb. Wilmersdörfer
(1902), Georgine (Käte) Gutmann geb. Feuchtwanger (1883), Albert Haas (1893),
Ilse Haas (1924), Seligmann Haas (1861), Anna Haberer geb. Neuhaus (1883),
Anneliese (Elise) Hahn (1922), Edith Hahn (1921), Emanuel Hahn (1884), Max Hahn
(1925), Rosa Hahn geb. Wilmersdörfer (1895), Selma Hutzler geb. Landeker
(1901), Berta Kraus geb. Löwenstein (1876), Martin Kraus (1876), Fanny
(Franziska) Krämer geb. Reinemann (1883), Sigmund Krämer (1868), Berthold
Landeker (1899), Lina (Karoline) Landeker geb. Wild (1877), Rosl (Rosa) Landeker
geb. Metzger (1907), Rosa Liebermann geb. Rindsberg (1875), Lui Löw (1868),
Friedrich Neustädter (1923), Jakob Neustädter (1883), Julius Neustädter
(1879), Kathi Neustädter geb. Weinstein (1888), Martin Oettinger (1879), Berta
Oppenheimer geb. Rindsberg (1890), Frieda Salomon geb. Wolf (1873), Regina
Steindecker geb. Steindecker (1898), Klara Wassermann geb. Bayersdorfer (1866),
Emma Weill geb.Goldschmidt (1869), Josef Wilmersdörfer (1899), Heinrich Wolf
(1872), Sigmund Wolf (1871).
Achtung: Bei Recherchen zu Neumarkt - auch in den angegebenen Quellen - kommt
es häufig zu Verwechslungen mit anderen Städten / Orten Neumarkt. Die obige
Liste beruht auf einer Auswertung der Listen des Gedenkbuches des Bundesarchives
unter Eingabe von "Neumarkt Oberpfalz".
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte des Rabbinates
vgl. Berichte zu Dr. Weinberg in Sulzbürg und
Regensburg.
Silberne Hochzeit von Rabbiner Dr. Magnus Weinberg
und seiner Frau Judith geb. Bamberger (1923)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. April 1923: "Silberne Hochzeit,
Dr. M. Weinberg, Distriktsrabbiner und Frau Judith geb. Bamberger, in
Neumarkt in der Oberpfalz, feiern am 19. April ihre silberne Hochzeit". |
Exegetische Betrachtung von Rabbiner Dr. Magnus Weinberg
(1922)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Oktober 1922:
"Traditionelle Irrtümer. Zur Paraschat Bereschit. Von Dr. M.
Weinberg in Neumarkt (Oberpfalz). Die exegetische Betrachtung zum
Wochenabschnitt Bereschit (1. Mose 1,1 - 6,8) ist eines der zahlreichen
Beispiele für die Publikationen von Rabbiner Dr. Weinberg in jüdischen
Periodika. |
Anzeige von Bezirksrabbiner Dr. Magnus Weinberg betr. koscherer Gänse
(1928)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Oktober 1928: "Bekanntgabe!
Bei Beginn der diesjährigen Gänsezeit wird wieder darauf hingewiesen,
dass Gänse, die aus dem Bezirk der Gemeinden Amberg
oder Sulzbach bezogen
werden, nur dann als zuverlässig Koscher betrachtet werden
dürfen, wenn sie ordnungsmäßig von den allein zuständigen Schochtim
gesiegelt sind und zugleich die genaue Schächtzeit angegeben ist. Man
achte also auf den unversehrten Siegel: Godlewsky etc. (Amberg)
oder Rachelsohn etc. (Sulzbach).
Neumarkt-Oberpfalz, Tischri 5689. Dr. M. Weinberg,
Bezirksrabbiner." |
Zum 60. Geburtstag von Rabbiner Dr. Magnus Weinberg (1927)
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 23. Mai 1927:
"60.
Geburtstag. Dr. Weinberg. Am 13. Mai dieses Jahres feierte Herr
Distriktsrabbiner Dr. Magnus Weinberg seinen 60. Geburtstag. Dr. Weinberg,
der durch sein liebenswürdiges Wesen und seine segensreiche Wirksamkeit
sich allgemeiner Zuneigung erfreut, ist ein Schüler des Berliner
Rabbinerseminars. Er wurde vor 33 Jahren als Rabbiner nach Sulzbürg in
der Oberpfalz berufen; vor 16 Jahren verlegte er seinen Amtssitz nach
Neumarkt in der Oberpfalz. Dr. Weinberg ist neben seiner Amtstätigkeit
besonders auch durch seine schriftstellerischen Arbeiten bekannt geworden.
Besonders auf historischem Gebiete hat er wertvolle Veröffentlichungen
gebracht, von denen nur die ‚Geschichte der Juden in der Oberpfalz’
und der Aufsatz über die ‚Sulzbacher Druckereien’ erwähnt seien.
Auch in der ‚Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung’ sind einige
viel beachtete Aufsätze von Dr. Weinberg erschienen. Wir sind stolz
darauf, Dr. Weinberg zu unseren Mitarbeitern zu zählen und beglückwünschen
ihn auch von dieser Stelle aus auf das herzlichste." |
Die Auflösung des Rabbinates Sulzbürg (1931)
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1.
August 1931: "Bezirksrabbiner Dr. Magnus Weinberg, Neumarkt, als
Rabbiner von Regensburg gewählt. Die Gemeindevertretung der
israelitischen Kultusgemeinde Regensburg wählte unter Zustimmung der
Bezirksgemeinden der Rabbinate Neumarkt - Sulzbürg und Regensburg
einstimmig Seiner Ehrwürden Herrn Bezirksrabbiner Dr. Magnus Weinberg, bisher
in Neumarkt (Oberpfalz) zum Rabbiner von Regensburg. Mit Zustimmung des
Bayerischen Gemeindeverbandes werden die Rabbinate Regensburg und Neumarkt
- Sulzbürg zu einem Bezirksrabbinat mit dem Sitze in Regensburg
vereinigt. Dieses Bezirksrabbinat umfasst dann die ganzen
Regierungsbezirke Oberpfalz und Niederbayern mit den Gemeinden Regensburg,
Amberg, Cham,
Floß, Neumarkt i.O., Straubing,
Sulzbach, Sulzbürg
und Weiden. Dr. Weinberg ist in
Schenklengsfeld, einer noch heute blühenden jüdischen Gemeinde bei
Fulda, geboren, besuchte das Gymnasium in Fulda und wuchs dort als erster
Schüler des Provinzialrabbiner Dr. Michael Cahn s.A. auf. Nach
Absolvierung des Gymnasiums in Fulda genoss Dr. Weinberg seine talmudische
Fortbildung in Halberstadt bei den Rabbinern Dr. Auerbach, Nobel und Sal.
Cohn s. A. Alsdann besuchte er das Hildesheimer'sche Rabbinerseminar in Berlin.
Nach dessen Absolvierung wurde er im Jahre 1895 von den Gemeinden des
Distriktsrabbinates Sulzbürg als Nachfolger des dort im gleichen Jahre
verstorbenen Distriktsrabbiners Dr. Löwenmayer s.A. gewählt. Der Sitz
dieses Rabbinates wurden im Jahre 1910 nach Neumarkt verlegt. Dr.
Weinberg hat sich insbesondere als jüdischer Schriftsteller auf
historischem und religionsphilosophischem Gebiete einen angesehenen Namen
erworben. Von seinen Werken seien hier die folgenden erwähnt: 'Geschichte
der Juden in der Oberpfalz' (5 Bände, ein auf gründlichsten Aktenstudien
aufgebautes Werk), 'Die hebräische Druckerei in Sulzbach' (2 Bände),
'Das Memorbuch von Hagenbach',
'Die unterfränkischen Memorbücher', 'Spruchpoesie des Talmuds und der
rabbinischen Literatur', 'Die Partikel ki nach der Auslegung des
Talmud', sowie Beiträge zu den Jahrbüchern der 'Jüdisch-literarischen
Gesellschaft' in Frankfurt am Main." |
|
Artikel in
der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. September 1931:
"Neumarkt
(Oberpfalz). Nach fast 200jährigem Bestehen löste sich mit dem 1. August
dieses Jahres das Rabbinat Sulzbürg auf, nachdem der seitherige
Bezirksrabbiner Herr Dr. Weinberg nach Regensburg berufen wurde und es dem
immer kleiner und wirtschaftlich schwächer gewordenen Bezirk unmöglich
war, sich weiter aufrecht zu erhalten.
Vor der Übersiedelung des Herrn Dr. Weinberg nach Regensburg
veranstaltete die Israelitische Kultusgemeinde Neumarkt eine herzliche
Abschiedsfeier, der sich auch fast alle Mitglieder der Kultusgemeinde
Sulzbürg angeschlossen. Kultusvorstand Baruch sprach Herrn Dr. Weinberg
in bewegten Worten den Dank der Gemeinde Neumarkt aus. Oberlehrer Nussbaum
schilderte den Scheidenden als religiöses und geistiges Oberhaupt wie als
vortrefflichen Menschen und weltlichen Führer, der es meisterlich
verstanden die Forderung Tauroh im derech erez (‚Tora verbunden mit
respektvollem Benehmen’) seinen Betreuten vorzuleben. Zum Schlusse
dankte er Herrn Dr. Weinberg im Auftrag des Männer- und Jünglingsvereins
für die vielen geistvollen Vorträge, die den Vereinsmitgliedern immer
wertvolle Anregung boten.
Kultusvorstand Grünebaum, Sulzbürg, widmete dem scheidenden Rabbiner
Worte des Dankes. Kommerzienrat Dreichlinger, Mitglied des Rats, sprach
ebenfalls herzliche Abschiedsworte und gab der Freude Ausdruck, dass wir
auch ferner dessen religiöser Führung unterstehen, da ja unser
Rabbinatsbezirk dem Regensburger angegliedert worden sei.
Am Schlusse der Feier, die von musikalischen Darbietungen der Frau Kraus
und deren Sohn umrahmt war, dankte der Gefeierte in launigen Worten für
die ihm dargebrachten Ehrungen. – Möge Herrn Dr. Weinberg mit seiner
Familie auch in seinem neuen Wirkungskreis Gottes Segen begleiten!" |
Rabbiner Dr. Magnus Weinberg wird nach Vereinigung der
Rabbinatsbezirke Rabbiner in Regensburg (1931)
Artikel
im "Gemeindeblatt der Israelitischen Gemeinde in Frankfurt" vom September
1931: "Regensburg. Dr. Magnus Weinberg, bisher Bezirksrabbiner in
Neumarkt
(Oberpfalz), wurde zum Rabbiner von Regensburg gewählt, nachdem die
beiden Rabbinate vereinigt wurden." |
|
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Juli 1931:
"Regensburg, 27. Juli (1931). Herr Bezirksrabbiner Dr. Weinberg in
Neumarkt wurde zum Rabbiner von Regensburg gewählt. Mit Zustimmung der
Regierung und des bayerischen Gemeindeverbandes werden die Rabbinate
Regensburg und Neumarkt-Sulzbürg zu einem Bezirksrabbinat mit dem Sitz in
Regensburg vereinigt. Bezirksrabbiner Dr. M. Weinberg ist in weiten
Kreisen durch seine rege literarische Tätigkeit bekannt und zählt auch
seit Jahrzehnten zu den eifrigen Mitarbeitern des
'Israelit'." |
40-jähriges Dienstjubiläum von Dr. Magnus Weinberg (1935)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Oktober 1935: "Regensburg, 29.
Oktober (1935). Aus Leserkreisen werden wir darauf aufmerksam gemacht,
dass Herr Bezirksrabbiner Dr. M. Weinberg dieser Tage auf eine
ununterbrochen vierzigjährige rabbinische Tätigkeit zurücksieht. Am 5.
November 1895 wurde er in Neumarkt in sein Rabbinat eingeführt. Er hatte
seinen Amtssitz in Sulzbürg, später in Neumarkt und seit einigen Jahren
in Regensburg, von wo aus er auch seine früheren Gemeinden betreut. Der
allbeliebte, gelehrte und tatvolle Rabbiner ist auch über den Kreis
seiner Gemeinden hinaus durch seine wissenschaftlichen Beiträge in
literarischen Jahrbüchern und auch durch seine gelegentlichen Aufsätze
im ‚Israelit’ bekannt. Wir wünschen Herrn Rabbiner Dr. Weinberg ein
weiteres gesegnetes Wirken in ungemindert frischer Kraft. (Alles
Gute) bis 120 Jahre." |
Zur Geschichte der jüdischen Schule und der Lehrer
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1860
/ 1868 / 1872 / 1884
Lehrer: N.N. bis 1872, Heinrich Friedmann (1872 bis 1884), Salomon Kahn
(1884 bis 1909),
Oppenheimer (bis 1917), Jakob Nußbaum (1917-1937)
Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 20. Januar 1860: "Die
Stelle eines examinierten jüdischen Religionslehrers ist in hiesiger
Gemeinde vakant und soll sofort oder möglichst bald besetzt werden.
Gehalt 250 Thaler, freie Wohnung und Heizung. – Qualifizierte Bewerber
wollen sich unter Einsendung ihrer Zeugnisse an den unterzeichneten
Vorstand franco wenden. Neumarkt, den 24. Dezember 1859. B. W. Wolff." |
|
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. Mai 1868:
"Vakante Stelle. Die neu konstituierte Kultusgemeinde Neumarkt
in der Oberpfalz sucht einen Religionslehrer, der zugleich das Vorsänger-
und Schächteramt zu versehen hat, zu engagieren. Das fixe Jahreshonorar
ist vorläufig auf 300 Gulden, nebst einer sehr freundlichen Wohnung, und
100 Gulden an Akzidenzien bestimmt. Es ist übrigens bei Anwachs der
Gemeinde, die für jetzt aus 13 Familien besteht, eine
Gehaltsaufbesserung, namentlich bei entsprechenden Leistungen, in Aussicht
genommen. Befähigte Bewerber wollen ihre Anmeldungen unter Anlage ihrer
Zeugnisse an den unterzeichneten Vorstand frankiert einsehen.
Neumarkt, den 21. April 1868. Oettinger,
Kultusvorstand". |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Oktober 1872: "Offene
Lehrerstelle. Die Lehrer-, Schächter- und Vorbeterstelle in hiesiger
Kultusgemeinde ist in Erledigung gekommen. Bewerber um diese Stelle, mit
welcher neben einer freien Wohnung (einer der schöneren in hiesiger
Stadt) ein fixer Gehalt von 450 Gulden und außerdem noch Nebenbezüge von
circa 150 Gulden verbunden ist, haben ihre Gesuche binnen 4 Wochen anher
in Vorlage zu bringen. Neumarkt, Oberpfalz, 2. Oktober 1872. Oettinger,
Kultus-Verstand." |
|
Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 24. Juni 1884:
"Bekanntmachung.
In Folge Berufung unseres Herrn Lehrers Friedmann auf eine Schulstelle in
München soll die Stelle eines Elementar- und Religionslehrers, verbunden
mit Kantordienst in der israelitischen Kultusgemeinde dahier in nächster
Zeit wieder besetzt werden. Bewerber werden eingeladen, ihre diesbezüglichen
Gesuche, mit Zeugnissen belegt, bis längstens 10. Juli dieses Jahres an
die unterfertigte Verwaltung einzusenden.
Die Regelung des Gehaltes bei freier Dienstwohnung wird bis zur erfolgten
Wahl vorbehalten und richtet sich nach der Leistungsfähigkeit der Herren
Bewerber. Bemerkt wird noch, dass die nun vakante Stelle durch Erteilung
des Religionsunterrichtes etc. an der Königlichen Realschule, sowie durch
ein Pensionat für Realschüler und weitere Dienste in der israelitischen Gemeinde
bisher sehr einträglich war. Neumarkt i. Oberpfalz, den 16. Juni 1884.
Die Verwaltung der israelitischen Kultusgemeinde Neumarkt." |
|
Dieselbe
Anzeige erschien auch in der orthodox-jüdischen Zeitschrift "Der Israelit"
vom 30. Juni 1884.
|
Anzeigen für das Israelitische Schüler-Pensionat des
Lehrers Heinrich Friedmann (1874 / 1875 / 1876 / 1877)
Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 29. September 1874: "Israelitisches Schul-Pensionat.
Ich empfehle mein Pensionat für jüdische Knaben, welche die hiesige, neu
errichtete Gewerbeschule mit Handelsabteilung oder deren
Vorbereitungskurs besuchen wollen, mit dem Bemerken, dass genannte
Lehranstalt von einer hochrenommierten Lehrkraft, dem bisherigen Münchner
Schulrate, Herrn Marschall als Rektor geleitet werden wird.
Pensionäre erhalten außer sorgfältigster Pflege und Beaufsichtigung Nachhilfestunden
in allen Lehrfächern. Beginn des Schuljahrs 1. Oktober dieses Jahres.
Neumarkt in der Oberpfalz, den 15. September 1874. H. Friedmann, Lehrer." |
|
Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 17. August
1875:
"Aufnahme von Schülern in Kost und Logis.
Knaben, welche die hiesige königliche Gewerbeschule besuchen
wollen, finden bei mir unter mäßigen Bedingungen liebvolle Aufnahme.
Gute und reichliche Kost, gesundes Logis, gewissenhafte Beaufsichtigung
und Nachhilfe in den Lehrfächern wird zugesichert. Beginn des Schuljahres
Anfangs Oktober.
Neumarkt in der Oberplatz, den 10. August 1875.
H. Friedmann, israelitischer Elementarlehrer, zugleich Hilfslehrer an
der königlichen Gewerbeschule dahier." |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. August 1876: "Israelitisches
Schüler-Pensionat
in Neumarkt in der Oberpfalz (Bayern). Knaben,
welche die hiesige königliche Gewerbeschule besuchen wollen, finden in
meinem Pensionate liebvolle Aufnahme, gute Verpflegung und Nachhilfe in
den Lehrfächern. Pensionspreis mäßig. Beginn des Schuljahrs Anfangs
Oktober dieses Jahres.
H. Friedmann, israelitischer Lehrer und Hilfslehrer an der königlichen
Gewerbeschule in Neumarkt." |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. August 1877: "Pension für
israelitische Schüler in Neumarkt (Oberpfalz, Bayern). Noch einige
Knaben, welche die 6-kursige königliche Realschule besuchen wollen,
finden in meinem Hause gute Verpflegung, gewissenhafte Beaufsichtigung und
wenn nötig, Nachhilfe in den Lehrfächern. Pensionsbetrag mäßig. Beginn
des Schuljahres 1. Oktober dieses Jahres.
H. Friedmann, israelitischer Lehrer und Hilfslehrer an der königlichen
Realschule Neumarkt, Oberpfalz." |
|
Dieselbe
Anzeige erschien auch in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 21. August 1877: |
Über den Lehrer Heinrich
Friedmann (Lehrer in Neumarkt von 1872 bis 1884; Artikel zu seinem
25jährigen Dienstjubiläum in München 1909)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 24. September
1909: "München, 10. September (1909). Am 1. September dieses Jahres
wurde das 25jährige Dienstjubiläum des Herrn Oberlehrers Heinrich
Friedmann dahier, der seit dieser Zeit den Religionsunterricht an den
Königlichen Gymnasien und städtischen Volks- und Mittelschulen erteilt,
von der Gemeinde, dem Rabbinate und den Kollegen festlich und feierlich
begangen. Die Vorstandschaft der ersteren überreicht mit wärmsten Worten
der Anerkennung für ersprießliches segensreiches Wirken in der Schule
und besonders in der technischen Leitung des israelitischen Religionsunterrichtes,
die ihm obliegt, eine Dankadresse nebst kostbarem, prachtvollem
Ehrengeschenk. Standesgenossen, Freunde und Bekannte schlossen sich in
Rede und Werk diesen an. Blumenspenden, Depeschen und
Glückwunschzuschriften liefen in zahlreicher Menge ein. 'Dem Verdienste
seine Krone' lautete die Parole des Tages und speziell der erhebenden,
weihevollen Stunde. Herr Friedmann, aus Höchheim
in Unterfranken gebürtig, zählt nunmehr 41 Dienstjahre, wovon er
zwei an Privatlehrinstituten, zwei in Sulzburg (verschrieben
für Sulzbürg), zwölf in Neumarkt
(Oberpfalz), an den dortigen Volksschulen und den Rest dahier verbrachte.
Möge es dem pflichttreuen, zielbewussten, liebenswürdigen Jubilar
beschieden sein, bei vollster Kraft und Gesundheit noch eine Reihe von
Jahren in dem schönen, wenn auch oft dornenvollen Berufe des Unterrichtes
und der Jugenderziehung mit gleichen Resultaten zu wirken. Dem wackeren
Kämpen auf dem Gebiete des Schulwesens, unserem lieben, treuen Friedmann,
gilt der herzlichste Wunsch: Ad multos annos." |
Zum 80. Geburtstag des Oberlehrers a.D. Heinrich Friedmann (1929, Lehrer in
Neumarkt von 1872 bis 1884)
Artikel in
der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. April
1929: "Heinrich Friedmann. Am 24. März 1929 konnte der
angesehene, allseits beliebte Schulmann, Herr Oberlehrer a.D. Heinrich
Friedmann, in seltener geistiger und körperlicher Frische seinen 80.
Geburtstag begehen. Mit seiner markanten, stets liebenswürdigen Person
ist die Aufwärtsentwicklung dreier jüdischer Gemeinden Bayerns aufs
engste verbunden. 1870 bis 1872 wirkte er als Schulverweser in Sulzbürg
(Oberpfalz), gründete im nachfolgenden Jahre die Elementarschule der
Nachbargemeinde Neumarkt und folgte in Jahre 1884 dem ehrenvollen
Rufe der Israelitischen Gemeinde München als Lehrer und Leiter ihres
Religionsschulwesens. Die gegenwärtigen trefflichen Führer der Münchner
Gemeinde und des bayerischen Judentums zählen zu seinen ehemaligen Schülern.
Die Verehrung und Wertschätzung, die dem Jubilar allseits
entgegengebracht wird, ist ein sichtbares Zeichen der hohen pädagogischen
und hervorragenden menschlichen Qualitäten, die er als Lehrer allezeit in
jahrzehntelanger segensreicher Tätigkeit bekundet hat. Die Liebe zum
Berufe ließ ihn erst im schon begonnenen Greisenalter, im Jahre 1920 von
dem Unterrichte und im Jahre 1924 von der bewährten Leitung zur wohl
verdienten Ruhe zurücktreten. Mögen dem Jubilar neben seiner greisen
Gattin, Tochter des im Jahre 1895 verstorbenen Sulzbürger Rabbiners, Dr.
Mayer Löwenmayer, noch viele gesunde und frohe Jahre beschieden sein. Ad
meoh w’essrim schonoh!" |
Beschwerde über den Chasan und Schochet (1902)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 11. Mai 1903: "Neumarkt (Oberpfalz), 3. Mai. Hierselbst
übte der Chasan und Schochet am Heiligen Schabbat, dem 7. Tag des
Pessachfestes (das war am 18. April 1903) Mizwos Miloh (Beschneidung)
aus, ohne Autorisation, Befähigungsnachweis, noch Kenntnis der
rabbinischen Autoritäten - aber unter Assistenz eines Arztes. Wie tritt
das zuständige Rabbinat diesem Missstand entgegen?" |
Ehrung für Oberlehrer Salomon Kahn zum 40.
Dienstjubiläum (1904)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Januar 1904: "Neumarkt, 4.
Januar (1904; Ehrung eines jüdischen Lehrers.). Zum ersten Male geschah
es in Bayern, dass ein jüdischer Schulmann gelegentlich der
Neujahrsorden-Verleihungen den Titel eines Oberlehrers erhielt, welche
Ehre Herrn Salomon Kahn hierselbst am 1. Januar 1904 zuteil wurde.
Derselbe, bereits mehr als 40 Dienstjahre zählend, wurde am Morgen des Glück
bringenden Tages per Depesche durch den Kultusminister von Wehner in München
beglückwünscht und erhielt im Laufe der nächsten Stunden Gratulationen
schönster und erfreuendster Art von dem Präsidenten der Oberpfalz,
Exzellenz von Lutz, Regierungsdirektor von Hochkirch, Kreisschulinspektor
Leipold, der noch das Attribut ‚königlich’ hinzufügte, erster
Vorstand des oberpfälzischen Kreisausschusses Leißel in Regensburg, und
noch von zahlreichen Freunden und Bekannten aus der Nähe und Ferne. Diese
Auszeichnung des Einzelnen bedeutet zugleich eine Dekorierung des Standes
im allgemeinen und der israelitischen Lehrerschaft im besonderen, und ist
ferner ein Beweis wohltuender Gerechtigkeitsliebe, toleranter Gesinnung,
gesunder Zustände, wie solche Gott sei Dank dem erlauchten Fürsten
Luitpold und seinen höchsten Beamten zum köstlichsten Ruhme und dem
bayerischen Lande zur Zierde gereichen, woselbst man ohne Unterschied der
Konfession nach dem goldenen Prinzipe schaltet und waltet: ‚Dem
Verdienste seine Krone.’ Ist’s auch nur ein ‚Titel ohne Mittel’
– da bekanntlich keinerlei Gehaltserhöhung damit verbunden ist, so
entschädigt diese Erhöhung für viele Beschwerlichkeiten des Berufes
mehr, als irgendwelche persönliche Zulage, die Befriedigung gewährt, der
Pflicht genügt zu haben. Möge sich Oberlehrer Kahn daran erquicken." |
Zum Tod von Oberlehrer Salomon Kahn (1909)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. April 1909: "Neumarkt, 25. März
(1909). Am 17. März verstarb dahier Herr Königlicher Oberlehrer S. Kahn
nach 48jähriger Lehrtätigkeit, und nachdem er in hiesiger Gemeinde 25
Jahre gewirkt hatte, im 69. Lebensjahre. Die allgemein große Beteiligung
bei der Beerdigung legte beredtes Zeugnis von der Liebe und Verehrung ab,
deren sich der Dahingeschiedene allgemein erfreute. Am Grabe sprach zunächst
Herr Distrikts-Rabbiner Dr. Weinberg über den Lebensgang des
Heimgegangenen. Hierauf ergriff der Rektor der Realschule Herr Dr. Knittl
das Wort. Er hob die vorzüglichen Eigenschaften des Verstorbenen als
Lehrer hervor und sprach seinen Dank im Namen der Königlichen Realschule
aus. Herr Lehrer Weil sprach im Namen der Schule. Herr Lehrer Oppenheimer,
Sulzbürg nahm von seinem teuren
Freunde Abschied. Herr Hauptlehrer Rosenmerkel, Gyrdaum (gemeint: Pyrbaum), Vorsteher des Bezirkslehrervereins brachte dem
Dahingeschiedenen im Namen seiner Kollegen die letzten Grüße. Seine
Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens." |
Lehrer Jakob Oppenheimer kommt als Sulzbürg nach Neumarkt (1909)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. September 1909: "Sulzbürg
(Oberpfalz), 20. September (1909). Heute schied unser Lehrer, Herr Jakob
Oppenheimer, nach 24jähriger Amtstätigkeit, um den Posten eines
Elementar- und Religionslehrers in Neumarkt zu übernehmen. Sein Weggang
von hier wird allgemein bedauert und dementsprechend gestalteten sich auch
die zu seiner Ehre veranstalteten Abschiedsfeierlichkeiten. Wir wünschen
ihm in seinem nunmehrigen Wirkungskreise herzlichst Glückauf." |
Zum Tod von Lehrer Jakob Oppenheimer (1916)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 22. Dezember
1916: "Neumarkt, Oberpfalz. Am Donnerstag, 7. Dezember diesen
Jahres starb hier der in weiten Kreisen bekannte und von Kollegen überaus
höch geschätzte Hauptlehrer Jakob Oppenheimer. 23 Jahre hatte er im
nahen Sulzbürg gewirkt, dem Ursitze
des Rabbinats Neumarkt. Vor 7 Jahren trat er die Stelle eines
Elementarlehrers hier in Neumarkt an und wirkte segensreich, bis ein
schweres Leiden ihn zur Aufgabe des Lehramtes zwang. Er wurde am Sonntag,
10. Dezember auf dem altehrwürdigen Friedhof
Sulzbürgs beerdigt. Aus nah und fern strömten Freunde und Verehrer
herbei. Am Grabe würdigte Herr Rabbiner Dr. Weinberg - Neumarkt die
vielen Verdienste des Entschlafenen, ihm folgten Herr Kultusvorstand
Dreichlinger für Neumarkt, Herr Regensburger für die Gemeinde Sulzbürg,
Herr Oberlehrer Friedmann - München für die Familie, Herr Rosenbaum als
Amtsnachfolger und Freund, Herr Mannheimer - Dettelbach
für den israelitischen Lehrerverein Bayerns, Herr Oberlehrer Nothaas für
den Bezirk Neumarkt, ein Kind des Vorstandes Dreichlinger für die Schule
Neumarkt. Ruhe sanft, du trefflicher Lehrer! Das Gedenken an den
Gerechten ist zum Segen." |
Jakob Nußbaum kommt als Lehrer nach Neumarkt (1917)
Jakob Nußbaum kam 1917 als Nachfolger von Jakob Oppenheimer als
Lehrer der Israelitischen Volksschule in Neumarkt und Kantor der jüdischen
Gemeinde.
Notiz
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 23. Februar 1917:
"Die israelitische Kultusgemeinde Neumarkt (Oberpfalz) wählte als
Nachfolger des verstorbenen verdienstvollen Hauptlehrers Oppenheimer
seligen Andenkens den Herrn Hauptlehrer Nußbaum in Altenmuhr zum Lehrer
der israelitischen Volksschule und Kantor." |
Zum Tod von Lehrer Jakob
Nußbaum (1937)
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15.
Februar 1937: "Jakob Nußbaum seligen Andenkens. Am 25. Januar
verschied plötzlich unser lieber Freund, Oberlehrer i.R. Jakob Nußbaum,
Neumarkt. Seit 1888, also fast 50 Jahre, gehörte er unserem Bruderbunde
(gemeint: Lehrerverband) als treues Mitglied an. Ein überaus tüchtiger
Schulmann, der neben seiner Schultätigkeit noch jahrzehntelang ein weit
und breit bekanntes und beliebtes Schülerpensionat leitete, ist mit ihm
dahingegangen. In den Gemeinden, in denen er tätig war - Burgebrach von
1888-1894, Altenmuhr 1894-1917, Neumarkt,
Oberpfalz seit 1917 wurden ihm wegen seines leutseligen Wesens, seines
friedfertigen Charakters Liebe und Verehrung im weitgehendsten Maße
zuteil. Mit Rat und Tat stand er jedem einzelnen Mitgliede seiner
Gemeinden in liebevollster Weise zur Verfügung. Der Schriftleiter, der
Nußbaums Nachfolger in Altenmuhr war, war oft Zeuge der großen
Verehrung, die alt und jung ihrem Lehrer und Freunde Jakob Nußbaum
entgegenbrachte und spürte es so deutlich wie groß der Vorteil ist, der
Nachfolger eines klugen, angesehenen und pflichteifrigen Lehrers zu sein.
Nußbaum war auch ständig auf seine Weiterbildung bedacht. Er besuchte
noch als fast 50jähriger Mann die Gewerbelehrerkurse in Nürnberg und
München und war der Leiter der allgemeinen Fortbildungsschule in
Altenmuhr. In Lehrerkreisen war er als kluger, vornehmer Kollege sehr
angesehen und gerne hörte man auf seinen Rat. Im Ruhestand widmete er
sich mit besonderer Liebe gemeindlichen Arbeiten und wurde von der
Kultusgemeinde Neumarkt mit dem Amte des Kultusvorstandes betraut.
Um den so plötzlich Heimgegangenen klagt nicht nur seine Gattin, die ihm
stets die treueste Lebensgefährtin war, seine Kinder, die jüdische
Lehrerschaft Bayerns, seine vielen Schüler und seine Gemeinden, sondern
darüber hinaus trauert um ihn eine große Anzahl Freunde, die die Liebe,
die sie ihm im Leben entgegenbrachten, ihm auch übers Grab hinaus
bewahren werden. Der jüdische Lehrerverein Bayern wird ihm ein treues
Gedenken bewahren. A." |
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Grabstein für
Jakob Nussbaum auf dem
neuen jüdischen Friedhof in
Nürnberg |
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Lehrer Hermann Rosental übernimmt die Religionslehrerstelle in Neumarkt
(1935)
Mitteilungen
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. Juni
1935: "Stellenbesetzungen: Der Lehrer Hermann Rosental, bisher
in Frankfurt am Main, wurde nach Neumarkt, der Schulamtsbewerber
Färber nach Rockenhausen berufen.
- Der pensionierte Volksschullehrer Popper in Leer übernahm die
Religionslehrerstelle in Maßbach." |
Aus dem jüdischen Gemeindeleben
Bericht über die
Gemeindeverhältnisse (1903)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. Januar 1903:
"Aus der Oberpfalz. Der 'Israelit', der nun schon seit mehr denn vier
Dezennien seine für Synagoge und Schule, für Gemeinde und Familie
heilsame und zweckfördernde Runde macht, und so maches edle Wirken, das
sonst in bescheidener Stille der Öffentlichkeit unbekannt geblieben
wäre, unparteiisch weiten Kreisen mitteilt, möge auch Nachstehendes in
seinen Spalten einer Aufnahme würdigen:
In Neumarkt - seit 1. Januar 1903 eine unmittelbare Stadt geworden - ist
bei den jüngsten Gemeindewahlen der Vorstand der Kultusgemeinde, Herr
Isaac Wolf, mit großer Majorität zum Gemeindebevollmächtigten gewählt
worden. Es ist dies nicht allein für ihn ehrend, sondern auch für die
ganze Gemeinde, deren Mitglieder mit den übrigen Einwohnern in bestem
Einvernehmen leben.
Gleichzeitig erwähne ich, dass sich in der Förderung der
Gemeindeinstitutionen in genannter Stadt eine sehr erfreuliche Regsamkeit
kund gibt. Während dieselbe vor einigen Jahren noch sehr im Argen lagen,
hat der jetzige Distriktsrabbiner, Herr Dr. M. Weinberg - sein Licht
leuchte - im Einverständnis mit genanntem Vorstand, Anordnungen
getroffen, welche jeden religiös denkenden Jehudi interessieren werden.
Es wurde die Schechita in zuverlässige Hände gegeben, die Mikwe wieder
hergerichtet, und in gottesdienstlicher Beziehung viele Institutionen
getroffen, die früher in hiesiger Gemeine nicht gepflogen worden sind.
Durch all dieser Verbesserungen sit die Gemeinde sehr belastet worden.
Doch gereicht es ihr nur zur Ehre, dass sie nciht, wie so viele andere
Gemeinden, in religiösen Dingen eine falsche Sparsamkeit walten lässt.
Neumarkt könnte in dieser Beziehung vielen anderen Gemeinden vorbildlich
sein. Da ... Rabbiner, Vorsteher und Judentum in einer unzertrennlichen
Wechselwirkung zueinander stehen, und erstere auf das Gedeihen wie auf den
Verfall des letzteren von entscheidendem Einflusse sind, so kann man
zuversichtlich die Hoffnung hegen, dass die Gemeinde auf dem betretenen
Wege weiter schreiten wird." |
Werbung zum Besuch des "Mineral-Wildbades Neumarkt" für orthodoxe
Juden (1904)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Mai 1904:
"Aus der Oberpfalz. Wenn der Frühling das Zepter streitend dem
Winter abgerungen, wenn die Erde einen farbenreichen Blumenteppich in ihre
saftigen Matten und grünen Fluren hineingewoben, wenn die Sonne ihre
warmen Strahlen in die Herzen der Menschen ergießt und die ganze Natur
erweckt zu neuem Leben, dann eilt Jung und Alt froh hinaus ins Freie, um
sich an dem belebenden Hauche des erwachten Frühlings zu erfrischen und
zu stärken. Dann beginnt auch die Zeit der Badereisen.
Für den Jehudi, der treu zum Glauben der Väter hält und sich nicht zum
Besuche eines sog. Luxusbades entschließen kann, der aber seine von des
Winters Strapazen angegriffene Gesundheit fernab vom lärmenden Geräusche
des Alltagslebens wieder gewinnen will, für den ist die Wahl eines
passenden Luftkurortes immer eine wichtige Angelegenheit. Es besteht zwar
kein Mangel an solchen, die bei aller Billigkeit mit jedem Komfort der
Neuzeit eingerichtet sind, aber fast nie ist in denselben für den Magen
eines orthodoxen Juden Sorge getragen. Und das ist der Grund, warum die Wahl
eines Sommeraufenthaltsortes für manchen so viel Kopfzerbrechen bedeutet.
Ich glaube nun, dem kranken und erholungsbedürftigen jüdischen Publikum
einen Dienst zu erweisen, wenn ich auf ein Bad aufmerksam mache, das in
jeder Hinsicht nicht nur dem körperlichen, sondern auch dem
geistig-religiösen Bedürfnisse entspricht.
Das Mineral-Wildbad Neumarkt in der Oberpfalz, in anmutiger
Hügellandschaft gelegen, umgeben von Eichen-, Buchen- und
Föhrenwaldungen, ist in Folge seiner geschützten, überaus gesunden,
klimatischen Lage hierzu wie geschaffen. Spezialität der Anstalt ist die
Verabreichung von Schlamm- und Moorbädern, Da der ganze Talkessel, in
welchem Neumarkt liegt, in die Liasformation eingesenkt ist und der Grund
der ganzen Gegend aus mergeligem Kalkstein, Schwefelkies, Bitumon und
anderen organischen Überresten besteht, so entfalten diese zubereiteten
Schlammbäder eine außerordentlich kräftige Wirkung, zumal ja
Schwefelwasser bei der Zubereitung genommen wird. Sie werden deshalb mit
gutem Erfolge angewendet bei alten, gichtigen Ablagerungen in die Gelenke,
bei chronischem Gelenk- und Muskelrheumatismus. (Näheres ist aus dem
Prospekt ersichtlich). Die herrliche Lage der Anstalt ist es, der 'Wildbad
Neumarkt' einen Vorzug verdankt, welcher bei der Heilung des kranken und
geschwächten Organismus gewiss keine zu unterschätzende Rolle spielt und
auf den ein Teil der guten Heilerfolge des Bades mit zurückzuführen ist,
nämlich die reine, frische, nervenstärkende Luft. Aus diesem Grund ist
Neumarkt auch ganz besonders für Ferienkolonien geeignet.
Was die religiösen Verhältnisse betrifft, so findet täglich
Gottesdienst statt. Die Schechita steht unter Aufsicht Seiner Ehrwürden
des Herrn Distriktsrabbiner Dr. M. Weinberg von Sulzbürg. Auch ist für
streng-rituelle Verpflegung gute Gelegenheit vorhanden. Für die Bekenner
des Judentums, welchen durch ärztliche Verordnung der Besuch eines
Luftkurortes vorgeschrieben wurde, ist eine solche Heilstätte bis jetzt
vielfach mit der Notwendigkeit verbunden gewesen, Trefah
(Unerlaubtes) zu essen. Wie dieser Zwang verstimmend auf Geist und Gemüt
eines gewissenhaften Jehudi wirken und die Heilung durch diese
deprimierende Stimmung beeinträchtigt werden muss, brauch nicht erst
gesagt zu werden." |
Antisemitische Regungen durch die Gründung einer
Ortsgruppe des "Deutschnationalen Handlungsgehilfenverbands" (1907)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Mai 1907: "Neumarkt (Oberpfalz),
22. Mai (1907). Der Deutschnationale Handlungsgehilfenverband gründete
hier eine Ortsgruppe, bei welcher Gelegenheit der Referent, Vorsteher für
den Gau Franken, Oskar Thomas aus Nürnberg, in die Hervorkehrung
‚deutschnationalen Empfindens’ ein bedeutendes Quantum Antisemitismus
mischte. ‚Juden, Ausländer und andere Angehörige des Kaufmannsstandes,
die im Gegensatz zum Deutschtum stehen, werden nicht aufgenommen,’
lautete der oberste Grundsatz des famosen Vereins, ‚aber nicht aus
konfessionellen Gründen,’ wie der Redner zur Rechtfertigung der
Intoleranz hervorhob, (beileibe nicht!) ‚sondern lediglich zur Erhaltung
der völkischen Eigenart.’ Er meinte noch: ‚die große Gruppe der
Zionisten steht mit dem Verbande in dieser Anschauung auf gleichem
Boden.’ Unser Städtchen wird aber den Sirenenrufen kein Gehör schenken
und den konfessionellen Frieden nicht preisgeben." |
Betonung des friedlichen Zusammenleben der Konfessionen am Ort
angesichts der ersten antisemitischen Regungen (1907)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Oktober 1907: "Neumarkt
(Oberpfalz), 27. Oktober (1907). Beim 50jährigen Jubiläum der hiesigen
protestantischen Gemeinde sprach u.a. der rechtskundige Bürgermeister,
Herr Hofrat und Landtagsabgeordneter Weißenfels, Worte der schönsten
Toleranz, die es verdienen, in die Öffentlichkeit zu gelangen. ‚Wir
alle wissen, dass in unseren Mauern nur Menschen wohnen, die in Frieden
und Eintracht, trotz aller Verschiedenheit der Bekenntnisse miteinander
gelebt haben und fürderhin verkehren wollen. Ist das eigentlich ein
Wunder? Sollte es denn anders sein? Bekennen wir nicht denselben Gott?
Besitzen wir nicht dieselbe heilige Schrift als die Grundlage unseres
Glaubens? Haben wir nicht alle eine gemeinsame Grundlage für die Betätigung
der Nächstenliebe? Gewiss. Unsere Aufgaben, unsere Ziele und das
Fundament, auf dem wir ruhen, die sind uns gemeinsam. Deshalb wäre es
vollständig verfehlt, zu suchen, was uns trennt; deshalb ist es nur
folgerichtig, das zu suchen, was uns einigt. Es liegt nicht in unserer
Wohlfahrt, den ersten besten Einzelnen zu folgen, Hetzern und Verleumdern
unser Ohr zu leihen. Seit 28 Jahren meiner Tätigkeit dahier und sicher
noch vorher sind unsere Bürger nebeneinander gewandelt in Frieden, Ruhe
und Eintracht und kein Anlass hat sich ereignet, der dies Zusammenwirken
zerstört hätte. So soll es auch weiter bleiben!’ Herr Dekan
Stammberger hob noch hervor, dass die Stadt Neumarkt dafür bekannt sei,
dass in ihr ein friedliches Zusammenleben der Konfessionen stattfindet und
gepflegt wird." |
Berichte zu einzelnen Personen der Gemeinde
Zum Tod von Mordechai (Marx)
Feuchtwanger (1899)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. September 1899: "Neumarkt,
2.
September (1899). ‚Die alte Garde ergibt sich nicht – sie stirbt’.
Mordechai (Marx) Feuchtwanger, der nahezu 84-jährige, so rüstige, körperlich
und geistig stets frische Mann, zählte nicht mehr zu den lebenden. Ein
Schlaganfall streckte ihn am Heiligen Schabbat
mit der Toralesung Schefatim auf das Krankenbett, welches neun Tage später
sein Sterbelager werden sollte. Tora und Derech-Erez
(respektvolles Benehmen) waren so recht in ihm vereinigt, und mit der
Wiedergabe seiner Biographie ist die Geschichte der alten Gemeinde Sulzbürg
auf fast 100 Jahre eng verbunden, aus welcher Kehillo
(Gemeinde) er stammte, woselbst der Name seiner Familie schon seit
undenklichen Zeiten einen guten Klang besaß. In seiner Jugendzeit
besuchte er nebst obligatorischem Religionsunterrichte (damals existierte
in Sulzbürg noch keine jüdische Elementarschule) auch den Privatcheder
(jüdische Privatschule) des Reb Mosche Löwenmayer – das
Gedenken an den Gerechten ist zum Segen -, der eine Jeschiba
(Talmudschule) im Kleinen unterhielt und die Schüler der verschiedensten
Jahrgänge, von 5-18 Jahren in allen Gebieten jüdischen Wissens belehrte,
und Mordechai Feuchtwanger zählte mit zu den eifrigsten und
wissbegierigsten. Obwohl er sich dem Handelsstande widmete, so war er doch
ein Torakundiger und
vervollkommnete sich späterhin noch, insbesondere am Schabbat und an den Feiertagen bei dem Rabbiner Dr. Mayer Löwenmayer,
der ihm im Jahre … in höchst ehrender Weise den Chawer-Titel
(Auszeichnung für einen Gelehrten) verlieh, welchen Herr Rabbiner Dr.
Weinberg – sein Licht leuchte – am 80. Geburtstag des nunmehr selig
Entschlafenen erneuerte. Das Vertrauen der Gemeinde berief ihn in die
Verwaltung, ebenso zum Gaboi des Wohltätigkeits-, Talmud-Tora- und
Jugendvereines und sein liebliches, angenehmes Organ, verbunden mit einem
Schatze unverfälschter, althergebrachter, ortsüblicher Melodien befähigte ihn, auch in den Jomim Hanoraim (ehrfurchtgebietenden
Tagen) (als Vorbeter) zu amtieren und am Schabbat Schabbaton (= Hoher Versöhnungstag, Jom Kippur) das Tefillat
Mincha (Mittagsgebet) und später Tefillat
Schacharit (Abendgebet) mit wahrhafter Hingabe
vorzutragen. Als er daher vor ca. 18 Jahren, unter Berücksichtigung
mancherlei Verhältnisse den Entschluss fasste, seine Muttergemeinde zu
verlassen, um sich der aus den Fruchttrieben derselben entsprossenen
Anpflanzung in Neumarkt
anzuschließen, bedauerte man seinen Wegzug sehr lebhaft und die Lücke,
welche hierdurch entstand, war schmerzlich, ihm selbst gereichte es
ebenfalls nicht zum dauernden Glücke; denn dieses, neckisch und
launenhaft, schien von ihm gewichen zu sein, als der Tod seinen wohl
versorgten Sohn nach kurzem Eheglücke von seiner Seite riss und ihm die
treue Gattin, eine wackere Frau
im wahrsten Sinne des Wortes, raubte, und oft bereute er es, den
Wanderstab ergriffen zu haben, da er zudem mancherlei Gebräuche und
Einrichtungen der alten Heimat schmerzlich vermisste. In dem mit Tora, Gottesdienst und Wohltätigkeit,
jenen Grundsäulen des Weltgebäudes Ausgestatteten lebte aber nebst dem,
eine Liebenswürdigkeit und stete Freundlichkeit, eine gereifte Erfahrung
und Wissen auch auf profanem Gebiete, sodass sich seine Verehrer und
Freunde aus allen Bevölkerungskreisen rekrutierten und man gerne in
seiner Nähe verweilte, um seinen einsichtigen, mit Witz, Gleichnis und
Beispiel belegten Worten zu lauschen und seinem überlegten, vernünftigen
Urteile zu vertrauen. Daher erstreckt sich der Verlust um diesen wackeren
Kämpen der Vorzeit noch weiter als auf seine Familieglieder, denen er
selbstredend in erster Linie das Vorbild, der Inbegriff von Tugend und Frömmigkeit,
allumfassender Menschenliebe und Toleranz, Vater und Berater gewesen, und
die zahlreiche Beteiligung am Leichenbegängnisse bewies, dass auch
weitere Kreis in Mitleidenschaft gezogen sind, welchem Gedanken auch der
amtierende Geistliche, Herr Rabbiner Dr. Weinberg – sein Licht leuchte
– unter Zugrundelegung der Textworte: … gebührenden Ausdruck verlieh.
Durum; sed levius fit patientia. Quidquid corrigere est nefas.
‚Hart ist’s, aber Geduld erleichtert, was zu ändern versagt ist’. Hebräisch
und deutsch: ‚Wehe um die, welche ich verloren, und die nicht mehr
gefunden werden.’ Seine Seele sei
eingebunden in den Bund des Lebens." |
Zum Tod von Fabrikbesitzer Heinrich Dreichlinger (1901)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. September 1901: "Neumarkt
(Oberpfalz), 6. September (1901). Ganz plötzlich und unerwartet kehrte
der unerbittliche Tod in unserer Gemeinde ein, einen Mann dahinraffend,
der, ob seiner Liebenswürdigkeit und Güte von Hoch und Nieder, Jung und
Alt hochgeachtet und geliebt war. Im 74. Lebensjahre setzte ein Herzschlag
dem segensreichen Leben, Wirken und Streben des Herrn Heinrich
Dreichlinger, Fabrikbesitzer, ein Ziel, nicht fragend, welchen Schmerz,
welche Trauer ein solcher Verlust hervorrufen muss. Wer den aus dem Leben
Geschiedenen kannte, fühlt, was seine trauernde Gattin, seine tief
betrübte Familie, seine zahlreichen Freunde und Bekannten, und
insbesondere die bedürftige Menschheit, der er im Verein mit seiner gleichgesinnten
Gattin, allezeit ein stillgebender Wohltäter, Tröster und Freund war, an
ihm verloren. Vor seinem edlen, biederen Charakter, seiner
außerordentlichen Herzensbildung und Gutmütigkeit konnte kein
trügerischer Glanz bestehen; der edle Zweck, das höhere Ziel, bildete
den Mittelpunkt, worin sich all sein Tun und Handeln vereinigte.
Unsere Gemeinde besonders, welcher er in früheren Jahren ein trefflicher
Vorstand war, verliert in ihm einen eifrigen Förderer, der auch später,
nachdem er lange das in Ehren begleitete Amt niedergelegt, sein reges
Interesse und seine Anhänglichkeit bewahrte.
Ein treubesorgter Gatte, ein liebevoller Vater, ein wahrer Menschenfreund,
hat er sich aus eigener Kraft, vermöge seiner Tüchtigkeit, zur eminenten
Höhe emporgearbeitet, als leuchtendes Vorbild für seine musterhaft
erzogenen beiden Söhne, welche ach mit rührender Zärtlichkeit an den
geliebten Eltern hängen.
Was er außerdem hinterlässt, ist der gute Name, den er sich im Kampfe
ums Dasein erworben, das treue Andenken, das Tausende für ihn bewahren
und die allgemeine Liebe, die ihm wohl niemand rauben kann. Möge die
schwer gebeugte Gattin, die tief trauernde Familie, Trost finden in ihrem
festen Gottvertrauen und in dem schönen Bewusstsein treuer
Pflichterfüllung; möge die alles heilende Zeit lindernden Balsam auf die
allzu schmerzende Wunde träufeln.
Von Nah und Fern eilten Verwandte und Bekannte herbei, ihrem allbeliebten
Mitbruder die letzte Ehre zu erweisen. Ein imposanter Leichenzug,
zusammengesetzt aus allen Schichten der Bevölkerung, folgte dem Sarge,
und viele Tränen wurden dem Verblichenen nachgeweint. Dass er nicht mehr
unter uns ist, schmerzt uns, dass er aber unter uns war, erhebt uns, wir
sind stolz darauf. S.K." |
Erinnerung an die Auswanderungen im 19.
Jahrhundert - Grabstein für Siegfried Neuhaus aus Neumarkt in New Orleans
(1885-1905)
Anmerkung: das Foto wurde von Rolf Hofmann (Stuttgart) im April 1994 im 1860
eröffneten Hebrew Rest Cemetery in New Orleans, 2100 Pelopidas at Frenchman
Street, near Elysian Fields and Gentilly Blvd.,
aufgenommen.
Grabstein im "Hebrew Rest Cemetery" in New Orleans
für
"Siegfried Neuhaus Beloved Nephew of B. Hess.
Born in Neumarkt Oberpfalz Bayern. Dec. 31, 1885.
Died in New Orleans LA Sept. 27, 1905." |
Zum Tod der Frau von Kantor Meier Godlenstag (= Godlewsky,
1909)
Es handelt sich um Luise Godlensky (= Godlewsky) geb. Kleinbauer, Frau
von Kantor und Religionslehrer Meier (Mayer) Godlewsky, der in Sulzbach,
um 1909 in Neumarkt und ab 1914/15 in Cham
wirkte.
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Oktober 1909: "Neumarkt, 12.
Oktober (1909). Am 1. Oktober verschied dahier Frau Kantor Luise
Godlenstag im 38. Lebensjahre. Die Beerdigung fand in Sulzbach
statt. Am Bahnhofe in Neumarkt sprach Herr Distriktsrabbiner Dr. Weinberg
– Sulzbürg herzliche Trostesworte und rühmte die Tugenden der
Verstorbenen. Am Friedhof, der die Menschenmenge, die – aus allen Ständen
und Konfessionen – herbeigeeilt war, nicht fassen konnte, sprach zunächst
Herr Lehrer Stein – Sulzbach. Er zeigte in kernigen Worten, was die edle
Entschlafene als Gattin, Tochter und Mutter ihren Angehörigen gewesen.
Herr Lehrer Weil, der als Verweser in Neumarkt täglich in der Familie
Godlenstag verkehrte, schilderte das innige Familienleben und sprach
zugleich seinen Dank aus für die vielen Wohltaten, die Vielen die teure
Verklärte erwiesen. Ihre Seele sei
eingebunden in den Bund des Lebens." |
Zum 25-jährigen Jubiläum des Mitgliedes der jüdischen
Gemeindeverwaltung Adolf Baruch (1931)
Artikel in
der "Bayerischen israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. September 1931:
"Neumarkt
(Oberpfalz). Am 30. August des Jahres konnte unser derzeitiger Vorstand
Herr Adolf Baruch auf eine 25jährige Tätigkeit als Mitglied unserer
Gemeindeverwaltung zurückblicken. Er gehört zu den seltenen Männern,
denen das Gemeindewohl wahre Herzenssache ist und der in Freud und Leid
bei größter Selbstverleugnung und Bescheidenheit zu jedermanns Verfügung
steht. Möge er uns noch lange erhalten bleiben und es ihm ad
meo schono (bis 100 Jahre) vergönnt sein in seinem Edelsinne zum
Wohle der Allgemeinheit weiter wirken zu können!" |
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Anzeige der Frau von Max Dreichlinger (1902)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 10. Juni 1903:
"Für meinen kleinen Haushalt suche per sofort oder 1. Juli
ein
junges Mädchen,
das etwas kochen kann und auch Hausarbeit mit verrichtet.
Frau Max Dreichlinger, Neumarkt bei Nürnberg." |
Verlobungsanzeige von Anny Nussbaum und Hermann Rosenfeld (1922)
Anzeige
in der CV-Zeitung (Zeitschrift des "Central-Vereins") vom 9.
November 1922:
"Statt Karten Anny Nussbaum - Hermann
Rosenfeld. Verlobte.
Neumarkt in der Oberpfalz - Schopfloch
in Mittelfranken." |
Hochzeitsanzeige für Dr. D. Holstein und Rosl geb. Weinberg (1925)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. August 1925:
"Dr.
med. D. Holstein, Kinderarzt - Rosl Holstein geb. Weinberg (Neumarkt
Oberpfalz) - Vermählte.
Köln am Rhein, Ehrenstraße 31.
Trauung - so
Gott will - 18. August 1925 / 28. Menachem Ab 2 Uhr,
Würzburg, Hotel Goldschmidt." |
Verlobung- und Hochzeitsanzeige für Meta Weinberg und Willi Strauss
(1928)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Juni 1928: "Gott
sei gepriesen. Bezirksrabbiner Dr. M. Weinberg und Frau, Neumarkt
(Oberpfalz) - M. Strauss und Frau, Geroda,
beehren sich die Verlobung ihrer Kinder Meta und Willi bekannt zu
geben: Meta Weinberg - Willi Strauss, Lehrer. Verlobte.
Neumarkt
(Oberpfalz) - Frankfurt-Main, Zobelstraße 9II. Juni 1928 / Siwan
5688." |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Oktober 1928:
"Die - so Gott will - Montag, den 15. Oktober 1928 - 1. Cheschwan
5689 - in Würzburg, Alhembra-Saal stattfindende Vermählung ihrer
Kinder
Meta und Willi beehren sich anzuzeigen
Bezirksrabbiner Dr. M. Weinberg und Frau Neumarkt (Oberpfalz)
-
Moses Strauss und Frau Geroda
(Unterfranken)." |
Zur Geschichte der Synagoge
Im Mittelalter wird mehrfach eine Synagoge genannt. Nach der Überlieferung
sollen die jüdischen Einwohner 1298 in ihr verbrannt sein. In der ersten
Hälfte des 14. Jahrhunderts bestand gleichfalls eine Synagoge, die nach der
Verfolgung in der Pestzeit durch den Kurfürsten beschlagnahmt wurde. 1362
erhielten die wieder zugezogenen Juden das Gebäude zurück. Die
mittelalterliche Synagoge (meist "Judenschule" genannt) stand
vermutlich an der Stelle
der späteren Hofkapelle zu "Unserer Lieben Frauen".
19./20. Jahrhundert
Die seit den 1860er-Jahren wieder entstandene Gemeinde richtete 1864 eine
Synagoge im Haus Hafnergasse 10 ein. In demselben Gebäude waren auch eine Wohnung für den Lehrer und die Schulräume für den Religionsunterricht. Ein Einweihungsbericht zur Synagoge konnte noch nicht gefunden werden. Die laufenden Kosten der Synagoge wurden auch in Neumarkt durch die Gemeindemitglieder gedeckt. Dazu gab es verschiedene Bestimmung, unter anderem die Regel, dass neu zuziehende Gemeindemitglieder für sich und ihre erwachsenen Familienmitglieder Synagogenplätze gegen eine Bezahlung an die Gemeinde erwerben mussten. In Neumarkt konnte man sich für 100 Mark lebenslang einen Platz in der Synagoge sichern. Diese Regelung wurde freilich nicht von allen akzeptiert und führte 1895 zu einer Klage von zwei in Neumarkt zugezogenen Familienvorständen. Allerdings entschied der Bayerische Verwaltungsgerichtshof in München für die Rechtmäßigkeit der Regelung. Da dieses Urteil auch für andere Gemeinden von Interesse war, berichtete hierüber die überregionale orthodoxe Zeitschrift "Der Israelit":
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. April 1895: "München,
20. März (1895). Eine höchst wichtige Entscheidung für israelitische
Kultusgemeinden fällte der Verwaltungsgerichtshof. Diese Gemeinden sind befugt,
zu bestimmen, dass jedem Manne und jeder Frau ein Synagogenplatz gegen eine von
der Gemeinde bestimmte Gebühr zugewiesen werde. In Nördlingen hat seinerzeit
die Gemeinde bestimmt, dass die Mittel zum Synagogenbau dadurch gedeckt werden,
dass jedes Gemeindemitglied einen Platz für 400 Mark (oder deren Zinsen)
übernehmen müsse. Der Verwaltungsgerichtshof hat das Recht der Gemeinde
anerkannt. Der gleiche Fall kam heute nochmals betreffs einer anderen Gemeinde
zur Verhaltung. Durch Beschluss des Bezirksamts Neumarkt i.O. waren die israelitischen
Kultusgemeindemitglieder Simson Wilmersdorfer und Max Landecker in Neumarkt für
verpflichtet erklärt worden, für sich und ihre Frauen zusammen vier
Synagogenplätze im Betrage von je 100 Mark auf Lebensdauer zu erwerben, und
zwar auf Grund des von ihnen entrichteten Eintrittsgeldes. Dieser Bescheid
stützte sich auf einen Kultusgemeindebeschluss vom 1. Dezember 1888, wonach
jedes selbständige steuerpflichtige Mitglied der Kultusgemeinde einen
Synagogenplatz für sich sowohl, wie nach der Verehelichung auch für die
Ehefrau auf Lebensdauer zu erwerben habe. Die Erträgnisse sollen zur
Bestreitung der gemeindlichen Bedürfnisse, sowie zur Bildung eines
Synagogenbaufonds verwendet werden. Gegen den bezirksamtlichen Beschluss wurde
von beiden beschwere eingelegt, die jedoch nach gutachtlichem Antrage des
Oberstaatsanwaltes als unbegründet kostenfällig verworfen wurde unter
Festsetzung der Beschlussgebühr auf 20 Mark. Nach den Motiven ist der Beschluss
der Kultusgemeinden von 1888 nicht zu beanstanden. Die fragliche Leistung
übersteigt nicht die Leistungsfähigkeit der Zahlungspflichtigen und werden
sämtliche selbständige Mitglieder für sich und ihre Frauen zur Zahlung von je
100 Mark für Synagogenplätze herangezogen. Die Erträgnisse kommen allen
Kultusgemeindemitgliedern zugute und kommt der bestrittenen Leistung ein
obligatorischer Charakter zu. Die Beschwerdeeinwände, dass die dermalige
Synagoge nicht zu klein sei, sondern im Verhältnis zur Mitgliederzahl
vollkommen ausreiche, sowie dass die Erwerbung von Synagogenplätzen auf
Lebensdauer nicht notwendig sei, sind unbehelflich und ist die Berechtigung der
Kultusgemeinde zur Beschaffung der nötigen Mittel zur Deckung der gemeindlichen
Bedürfnisse von derartigen Erwähnungen nicht abhängig. Was den ferneren
Einwand anlangt, dass die Ehefrauen als selbständige Mitglieder der
Kultusgemeinde zu betrachten seien, so ist dem entgegenzuhalten, dass dieselben
nicht selbständige Mitglieder sind, sondern Familienangehörige ihrer
Ehemänner. Der erstinstanzielle Beschluss ist demnach vollkommen gerechtfertigt."
|
Obwohl, wie aus dem zitierten Artikel von 1895 in Neumarkt ein
Synagogenbaufonds für den möglichen Neubau einer Synagoge angelegt worden war,
kam es auf Grund der seit dem Ende des 19. Jahrhunderts leicht zurückgehenden
Zahl der Gemeindemitglieder nicht zu einem Neubau. Im Sommer 1928
wurde die Synagoge allerdings umfassend renoviert. So präsentierte sich
bei der Wiedereinweihung am Sabbat vor dem Neujahrsfest 5689 (14./15.
September 1928) die Synagoge völlig neu:
Die
Bayerische Israelitische Gemeindezeitung berichtete in ihrer Ausgabe am 2.
Oktober 1928 über die durchgeführten Arbeiten (Der Artikel ist von Lehrer
Jakob Nußbaum unterzeichnet): "Neumarkt (Oberpfalz). Der
Sabbat vor Rosch HaSchana (Neujahrsfest) war für unsere Gemeinde ein
herrlicher Festtage; denn an ihm wurde unsere während des Sommer renovierte
Synagoge ihrer Bestimmung wieder übergeben. Der rastlosen Tätigkeit unsere
Vorstandes Herrn Adolf Baruch im Verein mit unserem für das Gemeindewohl
unermüdlich besorgten und jederzeit opferfreudigen Ratsmitglied Herrn
Kommerzienrat Dreichlinger ist es gelungen, unser Gotteshaus unser der
sachkundigen Leitung des Herrn Architekten Albert Meyer aus Nürnberg durch
diesige Meister als hehres Schmuckkästchen erstehen zu lassen.
In hervorragender Weise ist die Ausstattung der Ostseite gelungen, die eine
vollständige Neugestaltung erfahren hat. Über der in Rot gehaltenen von
goldkanellierten Säulen flankierten heiligen Lade treten aus einem
strahlendurchschimmerten Gewölke zwei Gesetzestafeln mit den 10 Geboten hervor.
Zwei geschmackvoll ausgeführte bunte Fenster mit dem Davidstern in der oberen
Rundung erfüllen in vornehmer Schlichtheit rechts und links den Raum bis zu den
Emporen, die wie das Gestühl und die Wandtäfelung mit ihren vergoldeten
Fassungen in leichtem Beige gehalten sind. Wände und Decke sind gelb getönt
und durch ein elfenbeinfarbenes Hohlkehlenband verbunden, das die Akustik in
ganz auffallender Weise verbesserte. Auch der Fußboden ist mit einer
Steinholzmasse neu belegt. Das ganze wirkt durch seine Ruhe und Stilreinheit
äußerst stimmungsvoll.
Ein solches Werk erfordert natürlich nicht unbedeutende Mittel und wenn auch
durch Zeichnung von Anteilscheinen wie durch freiwillige Gaben seitens jetziger
oder ehemaliger Gemeindeangehöriger ganz ansehnliche Beträge aufgebracht und
durch Stiftungen gar manche Ausgabe übernommen wurde, so wäre es unserer
verhältnismäßig kleinen Gemeinde ohne das Wohlwollen und die finanzielle
Unterstützung des Verbandes kaum möglich gewesen, es aus eigener Kraft zu
schaffen.
Es war darum für uns doppelt erfreulich ehrenvoll, dass der hochverehrte
Verbands-Präsident, Herr Oberlandesgerichtsrat Dr. Neumeyer, uns durch seine
persönliche Teilnahme an unserer Weihefeier auszeichnete, zu der auch Herr
rechtskundiger Bürgermeister Weidner erschienen war. - Der eigentliche Festakt
fand in Verbindung mit einem Freitag-Abendgottesdienst statt. Es war ein
erhebender Augenblick, als nach dem Mah towu die Torarollen im
Feierkleide unter dem Gemeindechorgesang Wajehi binzana eingeholt und in
den Araun hakaudosch (Toraschrein) verbracht wurden. Hierauf hielt Herr
Bezirksrabbiner Dr. Weinberg eine tiefempfundene Weiherede. Herr Kultusvorstand
Baruch begrüßte die Gäste und Gemeindeangehörigen und dankte in herzlichen
Worten allen, die durch Rat und Tat sich verdienst gemacht. Nun nahm
Oberlandesgerichtsrat Dr. Neumeyer das Wort und legte in bekannt eindrucksvoller
Weise die Bedeutung des Verbandes für die bayerische Judenheit und besonders
für die Kleingemeinden dar und schloss mit der Mahnung, sich der Pflichten als
Glieder der Glaubensgemeinschaft wie als Staatsbürger in gleichem Maße bewusst
zu bleiben. Nach dem Solovortrag des 100. Psalms durch den Kantor nahm der
Abendgottesdienst seinen üblichen Verlauf.
Am Abend lud Herr Oberlandesgerichtsrat Dr. Neumeyer die Vorstände und
Beamten mit ihren Frauen zu einer gemütlichen Unterhaltung in die Wohnung
des Herrn Kommerzienrats Dreichlingen ein. Am Samstag Nachmittag fand sich
dann die Gemeinde zu Ehre ihres geschätzten Gastes im Kainzschen Garten
zusammen und nur zu rasch verflossen die Stunden unter den anregenden
Ausführungen und Mitteilungen des Herrn Präsidenten.
Möge das schöne Gotteshaus ein Segensquell für unsere Gemeinde sowie
für alle diejenigen werden, die sich während des Jahres als Gäste
unseres Luftkurortes, der 'Perle der Oberpfalz' in ihm einfinden und sich
erfüllen des Psalmisten Wort: boruch habo beschein haschem,
berachunchem mihes haschem!* Nußbaum."
(* = Psalm 118,26: "Gesegnet, der da kommt im Namen des Ewigen!
grüßen wir euch aus dem Hause des Ewigen"). |
Nur noch wenige Jahre nach der Wiedereinweihung der schön renovierten Synagoge in Neumarkt
konnten in ihr Gottesdienste abgehalten werden.
Beim Novemberpogrom 1938 drangen
SA-Männer zusammen mit vielen Stadtbewohnern in die Synagoge ein, zerschlugen
die Fenster und vernichteten das Inventar und die Ritualien. Das Gemeindearchiv
wurde beschlagnahmt. Das schwer beschädigte Synagogengebäude wurde von der
Stadtverwaltung beschlagnahmt. Im April 1945 wurde es bei einem Luftangriff
zerstört. An dem Nachfolgegebäude erinnert eine Gedenktafel an die
Geschichte der Neumarkter Synagoge.
Adresse/Standort der Synagoge: Hallertorstraße 9a
(alte Anschrift:
Hafnergasse 10).
Fotos
(Quelle:
Fotos von Theodor Harburger; Quelle: Central Archives for the
History of the Jewish People, Jerusalem; veröffentlicht in Th.
Harburger: "Die Inventarisation jüdischer Kunst- und Kulturdenkmäler in Bayern.
1998 S. 616-617; Farbfotos: Hahn, Aufnahmedatum 23.6.2006).
Kultgegenstände aus der
Synagoge Neumarkt
(Fotos von 1929) |
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Bei diesen
Kultgegenständen (Ritualien) handelt es sich um Schmuck der Torarollen:
links Tora-Aufsätze (Rimmonim), rechts Toraschild (Tass) und Tora-Zeiger
(Jad);
diese Gegenstände wurden vermutlich beim Novemberpogrom 1938
zerstört oder gestohlen. |
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Synagogengrundstück 2006 |
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Das Nachfolgegebäude am
Platz
der Synagoge |
"Ehemalige Synagoge -
errichtet 1868,
demoliert 1938, zerstört 1945" |
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Erinnerungsarbeit
vor Ort - einzelne Berichte
November 2009:
Ausstellung zum jüdischen
Friedhof Sulzbürg in Neumarkt (bis Ende Januar 2010 im Stadtmuseum
Neumarkt) |
Artikel in den "Neumarkter Nachrichten" vom 16. November 2009
(Artikel):
"Atmosphäre der Vergänglichkeit beeindruckt.
Foto-Ausstellung 'Hier ist verborgen' eröffnet - Bilder vom jüdischen Friedhof Sulzbürg
lockten viele.
NEUMARKT (nin) - 'Hier ist verborgen' heißt die Foto-Ausstellung, die noch bis Ende Januar im Stadtmuseum zu sehen ist. Gestern wurde sie eröffnet - und die zahlreichen Besucher waren beeindruckt.
Wer glaubte, dass er mit einem Vorlauf von einer Viertelstunde noch einen Platz bei der Eröffnung ergattern würde, irrte: Alle Stühle waren besetzt, an den Wänden und den Türen der Nebenräume drängten sich die Interessierten. Alle wollten sie unter den ersten sein, die einen Blick auf die Impressionen vom
jüdischen Friedhof Sulzbürg werfen durften.
In schwarzes Holz gerahmt hängen die Bilder von Edgar Pielmeier, Direktor des Regensburger Studienseminars St. Emmeram, an den Wänden.
'Erstaunlich', so findet Dekan Norbert Dennerlein, in Bezug auf die Qualität der Fotos,
'dass dieser Mann die Fotografie nur als leidenschaftliches Hobby betrachtet'. Denn: Die Bilder, die in den vergangenen beiden Jahren entstanden sind, fangen noch rechtzeitig vor Beginn der derzeit laufenden Konservierungsmaßnahmen die besondere Atmosphäre der Vergänglichkeit des Friedhofs ein.
Bis 1879 wurden hier auch Mitglieder der jüdischen Gemeinde Neumarkt bestattet. Die jahrhundertealte Geschichte des Friedhofs beschreibt in Texten zu den Bildern Heide Inhetveen, Profession für Agrarsoziologie.
'Interessant und berührend', urteilt ein Besucher. Und will nächste Woche noch einmal in Ruhe wieder kommen.". |
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Hinweis: Eine Bericht
über eine Friedhofsführung
im April 2011 mit Georg Hirn findet sich auf der Seite zum
jüdischen Friedhof in Neumarkt |
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Mai
2011: Besuch von Prof. Harry Goldsmith
(Harry GoldschmidtI in Neumarkt |
Artikel von Erich Zwick in Neumarkt-TV.de vom 27. Mai 2011 (Artikel):
"Auf den Spuren des Ahnen
NEUMARKT: Sein Großvater war einst einer der Gründer der ehemaligen Neumarkter Express-Werke. Am Donnerstag begab sich der Enkel, Professor Dr. Harry Goldsmith, auf Spurensuche auf dem ehemaligen Fabrikgrundstück, das jetzt das
Museum für historische Maybach-Fahrzeuge
und eine Express-Abteilung beherbergt.
Bürgermeisterin Ruth Dorner, die den im Jahre 1928 als Harry Goldschmidt in Nürnberg geborenen Gast begrüßte, fand einen sehr persönlichen Anknüpfungspunkt: Nahe Verwandte von ihr hätten ihren Lebensunterhalt als Mitarbeiter der Express-Werke verdient.
Der betagte emeritierte Professor für Biochemie in Ottawa verlor keine großen Worte. Er, der im Alter von zehn Jahren die schreckliche "Reichspogromnacht" erleiden und mit den Eltern nach London fliehen musste, sprach von "verzeihen" und "vergessen".
"Vergessen", das zeigte die Betroffenheit in der kleinen Runde, darf diese unheilvolle Zeit aber nie werden, damit sich Unmenschlichkeiten nicht wiederholen. So beinhaltet der Eintrag des Geehrten in das Goldene Buch der Stadt eine friedvolle Botschaft:
'...in der Hoffnung, dass sich das Museum und die Stadt Neumarkt zu ihrem Vorteil
entwickeln.'" |
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August 2015:
Besuch von Nachkommen jüdischer
Familien aus Sulzbürg und Neumarkt |
Artikel von Bettina Griesbeck in
der "Mittelbayerischen" vom 31. August 2015: "Geschichte. Leidvolle Suche
nach den Wurzeln
David Neustädter aus Israel besucht die Orte seiner Vorfahren in Bayern. In
Sulzbürg und Neumarkt sah er sich alte Gräber an.
Neumarkt. Behutsam streicht David Neustädter mit den Fingerspitzen
über eine Grabinschrift auf dem jüdischen Friedhof in Gießereistraße. 'Hier
ruht zum ewigen Frieden Herr Jakob Hirsch Neustädter, geb. in Sulzbürg 5.
Nov. 1845, gest. in Neumarkt 23. Juni 1919' ist auf der schwarzen
Marmorplatte zu lesen. 'Das war der Bruder meines Ur-Großvaters', sagt David
Neustädter und erklärt auf Hebräisch seinen beiden Kindern Shlomo und Hanna,
vor wessen Grab sie stehen. Die israelische Familie ist weit geflogen um
sich auf die Spuren ihrer Vergangenheit zu begeben. David Neustädters Sohn
und seine Tochter begleiten ihren Vater auf seiner mittlerweile zweiten
Reise nach Deutschland. Die drei sind gemeinsam auf der Suche nach den
Wurzeln ihrer Familie. 'Es ist gut zu wissen, wo man herkommt', sagt David
Neustädter und zeigt mit der rechten Hand auf seine Brust. 'Auch wenn es im
Herzen schmerzt.'
Gräber sind ein Stück Erinnerung. Vergangenen Freitag kamen die
Neustädters in Deutschland an. Seitdem sind sie aber nicht allein unterwegs.
Während ihrer Tage in Sulzbürg und Neumarkt wird die Familie Neustädter von
Professorin Dr. Heide Inhetveen an verschiedenen Stationen ihrer Reise
begleitet. 'Am Vormittag waren wir beispielsweise auf dem Sulzbürger
Israelitischen Friedhof', sagt Inhetveen. Sie hat einen persönlichen Bezug
zur Familie über ihr Neumarkter Wohnhaus, das gegenüber der ehemaligen
Synagoge liegt. 'Dort lebten über Generationen jüdische Familien – darunter
auch Vorfahren von David Neustädter', erklärt Inhetveen. Neben dem Bezug
über ihr zu Hause ist die Beschäftigung mit der jüdischen Vergangenheit auch
ein 'persönliches Wunden-Heilen' für die Soziologin. Die jüdische Familie
aus Nazareth Illit (deutsch: 'Nazareth auf der Höhe'), eine Siedlung auf den
Hügeln des unteren Galiläa bei Nazareth, lauscht während des
Friedhof-Besuchs den Worten des Neumarkter Historikers Hans Georg Hirn. Bis
Inhetveen die Geschichten über deren Vorfahren übersetzt, runzeln sich
Stirnfalten bei David Neustädter. Vor den Grabsteinen zückt Shlomo sein
Smartphone und macht Bilder für die Verwandten zu Hause, auch Hanna
fotografiert. Es sei wichtig, nicht zu vergessen, wo man herkommt, sagt
David Neustädter. Am Dienstag geht die Reise der Familie Neustädter weiter
nach Bad Kissingen. Einem Teil ihrer Verwandten, die dort lebten und während
des zweiten Weltkriegs deportieert umgebracht wurden, sind dort
'Stolpersteine' gewidmet – das Projekt des Kölner Bildhauers Gunter Demnig
erinnert an Opfer der NS-Zeit. 'Diese Steine vor den Wohnhäusern unserer
Verwandten besuchen wir dann auch', sagt Neustädter. Er würde es schön
finden, bei seinem nächsten Besuch diese Art der Erinnerung auch in Neumarkt
zu sehen.
Aufarbeitung ist wichtiger denn je. Auf Nachfrage bei der Stadt
Neumarkt, ob in der Region 'Stolpersteine' geplant sind, sagt
Bürgermeisterin Gertrud Heßlinger (SPD), dass generell Erinnerungsarbeit
gerade durch die Flüchtlingssituation wieder wichtiger ist denn je. Deshalb
schließt sie generell die Verlegung von 'Stolpersteinen' nicht aus. 'Die
Stadt ist sich ihrer Geschichte bewusst und hat auch bereits viel gemacht
was die jüdische Vergangenheit angeht.' In jüngster Zeit sei neben dem
Musical 'Der letzte Brief' über das Leben der Jüdin Ilse Haas beispielsweise
auch ein Gedenkstein im Grünstreifen um die Altstadt zur Erinnerung an die
jüdischen Mitbürger aufgestellt worden. Die Stolpersteine seien im Stadtrat
allerdings noch nicht diskutiert worden, sagt Heßlinger. 'Aber wenn der
politische Wille da ist, dann kann so ein Projekt auch klappen.' "
Link zum Artikel |
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September/November
2015: In Neumarkt sollen
"Stolpersteine" verlegt werden |
Artikel in den "Neumarkter
Nachrichten" vom 22. September 2015: "Stolpersteine in Neumarkts Straßen.
SPD-Fraktion will an vertriebene und ermordete Juden erinnern
NEUMARKT - Die SPD-Stadtratsfraktion will erreichen, dass auch in
Neumarkt mit sogenannten Stolpersteinen an die Opfer des Nationalsozialismus
erinnert wird.
In der Begründung des Antrags heißt es, dass die Erforschung der NS-Zeit in
Neumarkt wurde zum 850. Jubiläum durch die Stadt in Auftrag gegeben worden
sei. Lange Zeit sei dieses dunkle Kapitel der Geschichte mit einem Mantel
des Schweigens bedeckt gewesen. 2010 erschien die wissenschaftliche
Publikation 'Neumarkt i.d.OPf. im Nationalsozialismus 1933-1945', in dessen
Vorwort es heiße: Nur fundiertes Wissen über die Fehler der Vergangenheit
kann davor bewahren, sie bei der nächsten Gelegenheit zu wiederholen. Eine
anschauliche Form der Erinnerungsarbeit sei das Projekt 'Stolpersteine', so
die SPD. Konkret gehe es darum, Stolpersteine zum Gedenken an die Opfer des
Nationalsozialismus auf öffentlichem Grund zu verlegen. Die Stolpersteine
sind ein Projekt des Künstlers Gunter Demnig. Mit diesen Gedenktafeln soll
an das Schicksal der Menschen erinnert werden, die im Nationalsozialismus
ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Freitod getrieben wurden.
Stolpersteine sind zehn mal zehn mal zehn Zentimeter große Betonquader, auf
deren Oberseite eine Messingplatte angebracht ist. Auf den Messingplatten
werden Namen und Daten der Opfer eingeschlagen. Der Gedenkstein wird vor dem
Haus des Opfers niveaugleich in das Pflaster des Gehweges eingelassen. Die
Erinnerung an den Einzelnen sowie für alle Opfer wird somit in unseren
Alltag geholt, hofft der Künstler Demnig. 'In unseren Nachbarstädten
Nürnberg und Regensburg sind bereits Stolpersteine verlegt', schreiben die
Sozialdemokraten in ihrem Antrag. Und nicht nur dort: In Europa seien
inzwischen 22 000 Stolpersteine in über 530 Städten und Gemeinden verlegt
worden."
Link zum Artikel
Artikel von Bettina Dennerlohr
in der "Mittelbayerischen Zeitung" vom 19. November 2015: "Politik.
Neumarkt soll Stolpersteine bekommen. Der Kultursenat genehmigte den SPD-Antrag einstimmig...
Neumarkt. Stolpersteine, die an die Opfer des NS-Regimes Stolpersteine als Erinnerung an NS-Opfererinnern, wird es künftig auch in Neumarkt geben. Das haben die Mitglieder des Verwaltungs- und Kultursenats in ihrer Sitzung am Mittwochabend genehmigt. Einstimmig schlossen sie sich einem entsprechenden SPD-Antrag an. 20 bis 30 Steine könnten in Neumarkt verlegt werden, sagte zweite Bürgermeisterin Gertrud Heßlinger. Stadtarchivar Dr. Frank Präger und der kürzlich verstorbene Hans-Georg Hirn hätten entsprechende recherchiert.
'Stolpersteine ermöglichen individualisiertes Erinnern und schaffen Nähe', so Heßlinger.
Dr. Heinz Sperber (CSU) regte an, Patenschaften zur Reinigung der Steine zu vergeben. Schließlich habe die Erfahrung mit den Steinen vor dem Bürgerhaus gezeigt, dass diese sonst nach einem Winter hässlich aussehen würden. Genau eine solche Patenschaft sei bereits mit den Schülern des Ostendorfer Gymnasiums in Planung sagte Heßlinger. Das bekräftigten auch die Jugendlichen selbst, von denen einige zur Sitzung des Senats gekommen waren..."
Link
zum Artikel |
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März/Mai 2016:
Die Verlegung von "Stolpersteinen"
steht bevor |
Artikel von Bettina Griesbeck in
der "Mittelbayerischen Zeitung" vom 29. Februar 2016: Interview mit
Gunter Demnig
Link zu diesem Interview
Artikel von Bettina Griesbeck in der "Mittelbayerischen Zeitung" vom 29.
Februar 2016: Geschichte. Eine Recherche gegen das Vergessen
Seit Herbst arbeitet die Initiative Stolpersteine auf eine Verlegung in
Neumarkt und Sulzbürg hin – der Termin steht nun.
Neumarkt. Noch erinnert an der Adresse Oberer Markt 5 in Neumarkt
nichts daran, dass in dem Gebäude einmal die jüdische Familie Hahn gelebt
hatte. Fünf Familienmitglieder wurden 1942 während des Zweiten Weltkriegs
deportiert und ermordet. Am Freitag, 27. Mai, werden im Gedenken an Emanuel
Hahn, Julius Hahn, Edith Regina Hahn, Annaliese Hahn und Max Hahn fünf
goldene Gedenktafeln in den Fußgängerweg vor dem Haus verlegt. Im Rahmen des
Projekts Stolpersteine wird dazu der Künstler Gunter Demnig zu Gast sein.
Stadt übernimmt Steinpatenschaft. 'Anschließend soll noch gegen 10
Uhr ein Stolperstein in Sulzbürg verlegt werden', sagt Dr. Heide Inhetveen,
die Sprecherin der Initiative Stolpersteine, im Gespräch mit unserer
Zeitung. Allerdings stehe dafür noch ein Gemeinderatsbeschluss aus, ob dort
eine Verlegung stattfinden dürfe. Seit Herbst des vergangenen Jahres setzt
sich die rund 14-köpfige Gruppe für diese Form der Erinnerungskultur ein.
Seit am 18. November vergangenen Jahres der Verwaltungs- und Kultursenat
beschlossen hatte, dass künftig Stolpersteine an die Neumarkter Opfer des
NS-Regimes erinnern sollen, hat die Arbeit der Initiative erst richtig
begonnen.
Oberbürgermeister steht hinter dem Projekt. Noch im Vorfeld des
Senatsbeschlusses traf sich die Initiative ein erstes Mal. 'Seitdem gab es
zwei weitere Treffen und wir haben fast alles, was den ersten
Verlegungstermin angeht, besprochen und organisiert', sagt die zweite
Bürgermeisterin Gertud Heßlinger. Seitens der Stadt Neumarkt gebe es
Rückendeckung 'Oberbürgermeister Thomas Thumann unterstützt das Projekt und
die Stadt übernimmt die Patenschaft für einen der fünf Stolpersteine.' Damit
die Bevölkerung sich im Vorfeld der Verlegung auch ein Bild machen könne,
worum es bei dem Projekt Stolpersteine gehe, seien Informationsabende in
Neumarkt und Sulzbürg geplant. Die Hauptarbeit liege in der Forschung zu den
Personen, für die Stolpersteine verlegt werden sollen, sagt Dr. Inhetveen.
In den vergangenen Monaten habe sie viel Zeit in Archiven verbracht.
Manchmal waren es Kleinigkeiten, wie eine Bleistiftnotiz auf einer alten
Rechnung, die das unvollständige Puzzle eines Lebens um ein Stück
erweiterten. 'Die Lebensläufe der Hahn-Familienmitglieder werden bei der
Verlegung vorgelesen.'
Erinnerungsarbeit ist wichtig. 'Man freut sich erst, wenn man etwas
entdeckt, aber gleichzeitig fühlt es sich auch schwer und traurig an', sagt
Dr. Inhetveen. In diesen Momenten sei sie froh, dass sie in Archiven sitze.
Dort sei es still. Es sei eine Recherche gegen das Vergessen, darüber sind
sich Heßlinger und Dr. Inhetveen einig. In Zukunft solle es weiterhin
Zusammenarbeit mit Schulen und Bildungsangebote zum Projekt geben. 'Gerade
jetzt ist diese Erinnerungsarbeit wichtig', sagt Heßlinger, 'damit sich die
Fehler der Vergangenheit nicht wiederholen.'
Die Erstverlegung der Stolpersteine in Neumarkt findet am Freitag, 27. Mai,
um 9 Uhr, am Oberen Markt 5, statt. Im Anschluss soll es in Sulzbürg gegen
10 Uhr weitergehen."
Link zum Artikel
Vgl. Artikel von Wolfgang Endlein in der "Mittelbayerischen" vom 19. Mai
2016: "Holocaust. Vor Bäckerei wird NS-Opfern gedacht. Wo heute
Neumarkter Brot kaufen, lebten einst die Hahns. Stolpersteine erinnern
künftig daran, was ihnen die Nazis antaten..."
Link zum Artikel |
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Mai 2016:
Erste "Stolpersteine" werden im
Landkreis Neumarkt verlegt |
Artikel in "Neumarktonline.de"
vom 20. Mai 2016: "'Stolpersteine' werden verlegt
NEUMARKT. Am Freitag nächster Woche um 9 Uhr werden fünf "Stolpersteine"
(wir berichteten) in Neumarkt vor dem Gebäude Oberer Marktstraße 5 verlegt.
Sie sollen an das Schicksal von Emanuel Hahn, Julius Hahn, Edith Regina
Hahn, Anneliese Hahn und Max Hahn erinnern. Für einen der Stolpersteine hat
die Stadt Neumarkt die Patenschaft übernommen. Auch der Künstler Gunter
Demnig wird zur Erstverlegung nach Neumarkt kommen. Nach einem musikalischen
Auftakt von Helmut Enzenberger und einigen Schülern des Ostendorfer
Gymnasiums werden Prof. Dr. Heide Inhetveen und Helmut Enzenberger
einleitende Worte sprechen. Den Abschluss bildet ein Bericht über das Leben
der Familie Hahn.
Ein weiterer Stolperstein wird dann im Anschluss in
Sulzbürg vor der ehemaligen Synagoge,
Vorderer Berg 18 verlegt. Dort beginnt die Verlegung um 10.15 Uhr. Die
Patenschaft für diesen Stein hat die Gemeinde Mühlhausen übernommen."
Link zum Artikel
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Oktober
2017: In Neumarkt und Sulzbürg werden
weitere "Stolpersteine" verlegt
Anmerkung: In Neumarkt und Sulzbürg wurden am 16. Oktober
2017 17
"Stolpersteine" verlegt: fünf Steine für die Familie Weil vor
dem Anwesen am Schlossberg 2 in Sulzbürg, fünf Steine für die Familie Haas
(Oberer Markt 39), drei für die Familie Baruch (Bahnhofstraße 13) und vier
für die Familie Haas/Löw (Stephanstraße 17) in Neumarkt. |
Artikel von Hauke Höpcke in den
"Neumarkter Nachrichten" vom 16. Oktober 2017: "Weitere Stolpersteine in Neumarkt und Sulzbürg verlegt.
Sie erinnern an 17 jüdische Deutsche, die vertrieben oder ermordet wurden -
NEUMARKT - In Neumarkt und Sulzbürg erinnern seit gestern 17 weitere
'Stolpersteine' an jüdische Deutsche, die dort gelebt haben und während der Nazizeit aus ihren Häusern vertrieben, deportiert und getötet wurden und an die wenigen denen gerade noch rechtzeitig die Flucht gelang.
Es war ein bewegender Augenblick, es war ein anrührender Moment am Oberen Markt.
'Jahrzehntelang erinnerte sich niemand an diese Familie und dann geschah Wunder über Wunder und heute gibt es in
Neumarkt die Stolpersteine', sagte Myrna Haas, die Witwe von Ernst Haas. Er hatte als einziger jüdischer Neumarkter Verschleppung in die Konzentrationslager überlebt und starb im vergangenen Jahr in seiner neuen Heimat in den USA.
Vor seinem Elternhaus in der Oberen Marktstraße 39 erinnern nun fünf Stolpersteine an seine Eltern Semi und Frieda Haas, seine Geschwister Ilse und Walter und an ihn selbst.
'Vergessen Sie niemals dieses Familie', sagte Haas. Gemeinsam mit ihren Söhnen sprach sie ein Gebet in englischer und in hebräischer Sprache.
Dann entzündete Myrna Haas eine Kerze mit einem blauen Davidstern, dem Symbol des Judentums, und stellte diese vor die eingelassenen Messingtafeln mit den eingravierten Lebensdaten der Familie ihres Mannes.
An zwei weiteren Stellen im Stadtgebiet wurden 'Stolpersteine' verlegt: Vor der Bahnhofstraße 13 erinnern sie an Kurt, Helene Henriette und Hermann Baruch. In der Stephanstraße 17 wohnten Seligmann und Albert Haas sowie Leopold und Rosa Löw. In
Sulzbürg befinden sich fünf neue Stolpersteine am Schlossberg 2. Sie erinnern an Rebekka, Leopold, Lazarus, Cäcilie und Bertha Weil.
Seit zwei Jahren gibt es die Neumarkter 'Initiative Stolpersteine'. Seine Mitglieder erforschen die Lebensgeschichte der jüdischen Mitbürger im Kreis Neumarkt. Neben der Vorsitzenden Heide Inhetveen und der Leiterin des Stadtmuseums Petra Henseler ist hierbei das Ostendorfer Gymnasium besonders engagiert.
Zu Ernst Haas bestand seit 2004 ein enger Kontakt. Am OG entstand das Musical
'Der letzte Brief' über das Leben seiner Schwester Ilse Haas. Zwischen 2006 und 2014 besuchte er mehrmals die Schule.
Engagierte Schüler. Ein P-Seminar unter der Leitung von Alexander hatte auch den gestrigen Tag vorbereitet, das Programm gestaltet, die Lebenswege der Familie Haas recherchiert, die Blumen besorgt, die an den Gedenktafeln niedergelegt wurden, und selbst auch die Patenschaft für einen der Stolpersteine übernommen.
Denn das Projekt des Künstler Gunter Demnig, der mit inzwischen 61 000 Stolpersteinen in 21 Ländern die größte dezentrale Gedenkstätte geschaffen hat, finanziert sich im Kreis Neumarkt ausschließlich über private Spenden und nicht mit Geld aus der öffentlichen Hand."
Link
zum Artikel
Vgl. Artikel von Wolfgang Endlein in der "Mittelbayerischen.de" vom 4.
Oktober 2017: "Heimatgeschichte. 17-fache Erinnerung an den NS-Terror.
In Neumarkt erinnern neue Stolpersteine an Opfer des NS-Regimes..."
Link zum Artikel
Vgl. Artikel in neumarktonline.de vom 16. Oktober 2017: "Stolpersteine
gesetzt..."
Link zum
Artikel
Vgl. Artikel in der "Mittelbayerischen.de" vom 10. Oktober 2017: "Gedenken.
Engagiert gegen das Vergessen..."
Link zum Artikel |
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Juni/Juli 2018:
Weitere "Stolpersteine" werden
verlegt
Anmerkung: weitere neun "Stolpersteine" wurden am 16. Juli 2018 in Neumarkt
und Sulzbürg verlegt. |
Artikel von Helmut Sturm in der
"Mittelbayerischen.de" vom 29. Juni 2018: "Gedenken. Weitere neun Zeichen
gegen das Vergessen. Die Verlegung weiterer Stolpersteine ist geplant.
Neumarkt. Die ersten 'Stolpersteine' im Landkreis Neumarkt wurden im Mai
2016 verlegt. Am Donnerstag Nachmittag kündigten die Sprecherinnen der
Initiative Stolpersteine Professorin Heide Inhetveen und Bürgermeisterin
Getrud Heßlinger die Verlegung von neun weiteren Gedenksteinen an.
Am 16. Juli werden in der Neumarkter Bahnhofstraße, damals auch 'Judengasse'
genannt, sieben und in Sulzbürg zwei Stolpersteine feierlich verlegt. Zum
ersten Mal wird ein Gedenkstein für ein Opfer der T4-Aktion, der Vernichtung
'lebensunwerten Lebens', verlegt. 'Die Spuren der Tötung behinderter oder
kranker Menschen wurden regelrecht verwischt', schilderte Heinz Rösch die
aufwendige Recherche. In einem kurzen Abriss stellte Prof. Inhetveen die
Ermittlungen zu den Lebensläufen der Familie Thekla und Simon Freising
(Vater und Tochter) in Sulzbürg und der großen Familie Landecker in Neumarkt
vor. Die Vorstellung der Landecker-Kinder übernahmen Laura Polster, Nele
Richert und Vanessa Stastny, Teilnehmerinnen des P-Seminars Geschichte
'Wider das Vergessen 2.0' am Ostendorfer Gymnasium. Bezugnehmend auf die
Ergebnisse der letzten Bundestagswahl und die aktuellen politischen
Entwicklungen in Deutschland, Europa und der ganzen Erde stellte
Bürgermeisterin Heßlinger das generationsübergreifende Engagement der
Ostendorfer Gymnasiasten mit den eindringlichen Worten: 'Wehret den
Anfängen!' und: 'Es ist geschehen, folglich kann es wieder geschehen ...',
als besonders erfreulich und Hoffnung gebend hervor.
Vor der Verlegung der Gedenksteine, besucht die jüdische Familie Geoff
Neuhaus aus Virginia mit ihren Kindern vom 13. bis 15. Juli die Orte ihrer
Vorfahren. Die Verlegung der neun Gedenksteine erfolgt am 16. Juli zwischen
14.30 und 16.30 Uhr in Sulzbürg und Neumarkt. Insgesamt liegen dann in
Neumarkt 24 und in Sulzbürg acht Stolpersteine. Am Abend des 16. Juli hält
der Künstler und Erfinder der 'Stolpersteine. Ein Kunstprojekt für Europa',
Gunter Demnig, einen Vortrag mit anschließendem Gespräch im Dietrich
Bonhoeffer-Saal des evangelischen Gemeindezentrums. Als weiteren Erfolg des
Nicht-Vergessens bezeichneten die Sprecherinnen der Initiative die geplante
Widmung des Platzes hinter dem Schreiberhaus in 'Dr.
Markus-Weinberg-Platz'."
Link zum Artikel |
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Dezember 2018:
Schüler entwickeln eine App zur
Dokumentation der Schicksale jüdischer Personen |
Artikel von Helmut Sturm in der
"Mittelbayerischen.de" vom 15. Dezember 2018: "Seminar. Schüler
digitalisieren Opfer-Biografien
Zu den 'Stolpersteinen' haben die jungen Leute eine App entwickelt, in der
Schicksale beschrieben sind.
Neumarkt. Seit 2016 beschäftigt sich das P-Seminar 'Stolpersteine 2.0
und 1.0' der Fachschaft Geschichte am Ostendorfer Gymnasium (OG) mit dem
Thema der Verlegung von 'Stolpersteinen' in Neumarkt. Mit ihrem Engagement
wollen die 15 Schülerinnen und Schüler erreichen, dass die Geschichte und
die Tragödien hinter den Steinen nicht in Vergessenheit geraten. 'Wir fühlen
uns zwar nicht verantwortlich dafür, was geschehen ist', sagen Felicitas
Stigler und Hanna Löhlein vom OG, 'aber wir fühlen uns verantwortlich dafür,
dass so etwas nie wieder passiert.' Bereits zweimal haben sich die 15
Schülerinnen und Schüler mit ihrem Geschichtslehrer Matthias Meyer an der
Verlegung von Stolpersteinen in Neumarkt beteiligt. In Zusammenarbeit mit
der 'Initiative Stolpersteine in Neumarkt und Sulzbürg' organisierte das
P-Seminar 2.0 neben der Gedenkveranstaltung an sich einen zusätzlichen
Vortrag des Künstlers und Gründers der Aktion Gunter Demnig im ev.
Gemeindezentrum an der Kapuziener Straße. Ganz besonders wehren sich die
Gymnasiasten des OG gegen die Verharmlosung des Themas durch rechtsextreme
Gruppierungen, die das unfassbare Unrecht, das unvorstellbare Leid und den
Tod von Millionen Menschen als 'Fliegenschiss' der Geschichte bezeichnen
möchten. In enger Zusammenarbeit mit den Damen und Herren der Initiative
Stolpersteine für Neumarkt und Sulzbürg und dem Neumarkter Stadtarchivar Dr.
Frank Präger haben die Jugendlichen begonnen, auf das Schicksal der
Neumarkter Opfer des Nationalsozialismus aufmerksam zu machen.
Biografien zugänglich gemacht. Um einen permanenten Zugang zu den
Informationen der Gedenksteine in den Gehwegen vor den betroffenen Häusern
zu gewährleisten, haben sie eine App entwickelt, mit Hilfe derer die
Biografien der Opfer für jeden zugänglich gemacht wurden. 'Damit wollen wir
besonders Jugendliche dazu ermuntern, nicht achtlos und beiläufig an diesen
Gedenksteinen vorbei zu laufen. Wir möchten sie mit diesem modernen Mittel
der Information dazu ermuntern, sich auch mit diesem finsteren Kapitel
unserer Heimatstadt auseinanderzusetzen – sich damit offensiv zu
beschäftigen.' Mit Hilfe dieser App werden die Biografien der Opfer für
jeden zugänglich gemacht. 'So möchten wir auch die Erinnerung an diese
Menschen wach halten.' Neben erklärenden Texten bietet die App auch die
Möglichkeit, Bilder und Videos einzubinden. Der 'Stolpersteine Guide', so
heißt die App, ist eine Web-Anwendung, die Informationen zu den
Stolpersteinen in vielen verschiedenen Städten Deutschlands zusammenfasst.
Die jeweiligen Beiträge werden von den Stolperstein-Initiativen vor Ort
erstellt und gepflegt. Momentan sind alle 24 bisher in Neumarkt verlegten
Stolpersteine in der App aufgenommen. Dabei handelt es sich ausnahmslos um
jüdische Bürger der Stadt. Da in den nächsten Jahren aber weitere
Stolperstein-Verlegungen, unter anderem auch für die Opfer der
Euthanasiemorde geplant sind, werden auch die Einträge für die App zunehmen.
Version läuft unproblematisch. Es gibt mehrere Möglichkeiten, sich
die einzelnen Biografien anzusehen: Entweder über die Internetseite oder per
Smartphone-App (Android bzw. iOS). Die Smartphone-Apps können über den
Google Play Store oder den App Store von Apple heruntergeladen werden. Die
Macher der App planen zwar bereits eine neue Version, bislang gibt es aber
nur die herkömmliche Version. 'Und die läuft jetzt auch unproblematisch,
versichern die Ostendorfer.' In diesem Jahr wurden bereits sieben
Stolpersteine vor den Häusern Bahnhofstraße 14 und 20 verlegt. Dabei
kümmerte sich das P-Seminar um die Patenschaft der Stolpersteine für Selma
Hutzler (geb. Landecker) und Berthold Landecker. Die beiden Geschwister
wurden 1942 von Neumarkt über Regensburg ins Ghetto Piaski (Polen)
abtransportiert und dann von den Nazis ermordet.
Mehr dazu unter:
https://stolpersteine-guide.de/
https://stolpersteine-guide.de/staedte/172/neumarkt-in-der-oberpfalz "
Link zum Artikel |
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Januar 2019:
Reinigung der "Stolpersteine" zum
Holocaust-Gedenktag |
Artikel von Josef Wittmann in
der "Mittelbayerischen" vom Januar 2019: "Gedenken. Bündnis erinnerte an
die Nazi-Opfer. Das 'Bündnis für Menschlichkeit' polierte die Gedenksteine
der Neumarkter Holocaust-Opfer auf. Das hat einen Hintergrund.
Neumarkt. 'Was wir jetzt brauchen sind neue Ansätze, um historische
Erfahrungen für die Gegenwart zu nutzen' forderte Außenminister Heiko Maas
am Holocaust-Gedenktag. Bald gebe es keine Zeitzeugen mehr. Inzwischen
helfen in 1265 deutschen Kommunen und einundzwanzig Ländern Europas mehr als
70 000 'Stolpersteine' beim Erinnern. Die werden meist vor den letzten frei
gewählten Wohnhäusern der Nazi-Opfer ins Trottoir eingelassen. Im Raum
Neumarkt organisiert das die Aktion 'Initiative Stolpersteine für Neumarkt
und Sulzbürg' von Dr. Heide Inhetveen. Das 2018 neugegründete Neumarkter
'Bündnis für Menschlichkeit und gegen Rassismus' schlug Heide Inhetveen für
den Tag der Opfer des Nationalsozialismus eine ganz besondere Putzaktion
vor.
Das Bündnis - Die Gründung: Im Oktober wurde nach der Landtagswahl
und den Anti-AfD-Demos das 'Bündnis für Menschlichkeit gegen Rassismus'
gegründet.
Neuer Glanz für Stolpersteine. Das Bündnis ist überparteilich. Darin
finden sich Einzelpersonen, aber auch viele Mitglieder von den Grünen, SPD,
FDP und den Linken. CSU und UPW fehlen noch. 'Die Messingplatten der
Stolpersteine oxidieren schnell und die Inschriften verschwinden', erklärte
Heide Inhetveen zu Beginn des Rundgangs am neuen Dr.-Magnus-Weinberg-Platz.
'So wichtig das Verlegen der Steine ist, genauso wichtig ist ihre Pflege.
Die Inschriften müssen immer wieder sichtbar gemacht werden, um Gedenksteine
zu bleiben.' An diesem Nachmittag sollten die am Oberen Markt, in der
Bahnhofstraße und der Wiesenstraße verlegten Denkmäler aus Messing wieder
auf Hochglanz gebracht werden. Die Stolpersteine brauchten aber nicht nur
Zuwendung mit 'Elsterglanz', Zahnbürste und Putzlappen, sondern auch 'Hand-,
Kopf- und Seelenarbeit'. 'Indem wir uns bücken, niederknieen, arbeiten,
würdigen wir mit unserem Leib und unserer Haltung die Opfer des
Nationalsozialismus in dieser Stadt'. Neumarkt und die Neumarkter hätten
sich im 'tausendjährigen Reich' nicht durch Widerstand gegen die Morde an
seinen Juden ausgezeichnet. Im Gegenteil seien oft Wohltäter, die armen
Mitbürgern geholfen hätten, aus Habgier verraten und in den Tod geschickt
worden. Noch heute fänden sich Namen auch von Neumarkter Denunzianten in den
Gestapo-Archiven. Veröffentlicht dürften sie erst 70 Jahre nach dem Tod
werden, verriet Mitorganisator Heinz Rösch seinen Zuhörern. An einem
normalen Samstag stolpert kaum ein Passant über die Messingschilder am
Boden. An diesem Nachmittag aber erzählten zwei Stunden lang Inhetveen und
Rösch die Lebensgeschichten der Ermordeten. Mehr als zwanzig Zuhörer
lauschten den Biographien der Familien Hahn, Baruch, Landecker und Haas.
Viele Einzelschicksale. Jede Messingplatte bekam ein Gesicht, wie das
von Julius Hahn, der 1937 wegen sogenannter Rassenschande verhaftet wurde
oder das des siebenjährigen Walter Haas, den die Familie in die USA retten
konnte, bevor sie ermordet wurde. An jeder Station hielten Passanten inne
und lauschten den Erzählungen mit offenen Mund. Die Aktion wird 2020
wiederholt."
Link zum Artikel
Vgl. Artikel von Hauke Höpke in den "Neumarkter Nachrichten" vom 27. Januar
2019: "Neumarkts Stolpersteine glänzen wieder..."
Link zum Artikel |
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November 2019:
Für die Familie Neustädter werden
in Neumarkt "Stolpersteine" verlegt
Anmerkung: In Neumarkt und Sulzbürg liegen mit dieser Verlegung nun 37
"Stolpersteine" |
Artikel im "Donaukurier" vom 13.
November 2019: "Aktion gegen das Vergessen. Fünf weitere Stolpersteine
erinnern an ermordete Juden.
Neumarkt (fxm) Bereits zum vierten Mal hat in Neumarkt und Sulzbürg der
Künstler Gunter Demnig zehn mal zehn Zentimeter große Betonsteine mit einer
Messingplatte ins Straßenpflaster eingelassen.
Darauf stehen die Namen der im Dritten Reich Ermordeten, Geburts- und
Sterbedatum sowie der Name des Vernichtungslagers. Zu den bisher verlegten
32 Stolpersteinen sind nun weitere fünf gekommen. Vor dem letzten
Wohngebäude der Opfer versammelten sich eine Schülergruppe des
Ostendorfer-Gymnasiums, die sich im P-Seminar mit diesem Thema beschäftigte,
Schulleiterin Ulrike Severa, Stadtarchivar Frank Präger, Dekanin Christiane
Murner, Dekanatsreferent Christian Schrödl sowie Bürgermeisterin Gertrud
Heßlinger (SPD) und Heide Inhetveen, die beide der Initiative Stolperstein
angehören. Dabei waren auch die jetzigen Hausbesitzer, die mit der Verlegung
der Gedenksteine einverstanden waren. Zwei Schüler umrahmten die
nachdenklich stimmende Feier mit Geigenklängen, während Demnig die
Stolpersteine verlegte. Inhetveen und Präger verlasen die Lebensgeschichten
der umgebrachten Juden. Alle gehören der Familie Neustädter an. Jakob Hirsch
Neustädter zum Beispiel kam 1883 in Sulzbürg zur Welt und lebte in Neumarkt
als Viehhändler. Bei den Novemberpogromen 1938 wurde er in sogenannte
Schutzhaft genommen und in Regensburg inhaftiert. 1941 wurde er nach Riga
deportiert und ermordet. Seine Frau Kathi wurde 1888 geboren und ihr
Schicksal ähnelte dem ihres Mannes. Für ihre Kinder Kurt und Lotte wurden
Platzhalter eingesetzt, die in den nächsten Jahren durch Stolpersteine
ersetzt werden.
'Wir müssen Flagge zeigen', sagte Bürgermeisterin Gertrud Heßlinger, bevor
Dekanin Murner Segensgebete sprach. An den Stolpersteinen legten danach
zahlreiche Anwesende Rosen nieder."
Link zum Artikel |
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Artikel vom 6. November in den "Neumarkter
Nachrichten" vom 6. November 2019: "Gelähmte Jüdin wurde in Heilanstalt
ermordet.
Fünf neue Stolpersteine werden am heutigen Dienstag in Neumarkt und Sulzbürg
verlegt.
NEUMARKT - Sie erinnern an die Familie Neustädter, die in
nationalsozialistischen Vernichtungslagern ermordet wurden. Die von der
Initiative Stolpersteine organisierten Verlegungen durch den Künstler Gunter
Demnig beginnen um 14.30 Uhr in der Bahnhofstraße 9.
Jakob Hirsch Neustädter wurde 1883 in
Sulzbürg geboren, lebte in Neumarkt als Händler. Bei dem
Novemberpogrom 1938 wurde er für mehrere Tage in Regensburg inhaftiert. 1941
wurde Neustädter nach Riga deportiert und ermordet. Seine fünf Jahre jüngere
Frau Kathi Neustädter wurde 1938 in Neumarkt inhaftiert. Auch ihre Spur
verliert sich nach der Deportation nach Riga im Jahr 1941. Zusätzlich werden
zwei Platzhalter verlegt für Kurt und Lotte Neustädter, die Kinder des
Paares, die nach Palästina emigrierten. Die Platzhalter sollen in den
nächsten Jahren durch Stolpersteine ersetzt werden.
Die zweite Verlegestelle ist die Schützenstraße 15. Dort wohnte
Julius Neustädter, Jahrgang 1879. Er musste nach den Novemberpogrom einige
Zeit im Konzentrationslager Dachau verbringen. 1942 wurde er nach Piaski in
Polen deportiert, wo er ermordet wurde. Zusätzlich werden zwei Platzhalter
verlegt für die Ehefrau Minna, geborene Kraus, und die Tochter Nanni
Neustädter, verheiratete Grünthal.
Zwei weitere Stolpersteine verlegt Gunter Demnig ab 16 Uhr in
Sulzbürg vor dem Anwesen Hinterer Berg
14. Dort befand sich das Stammhaus der Familie Neustädter. Die Stolpersteine
erinnern an den 1885 geborenen Siegfried Neustädter, der 1942 nach Izbica
verschleppt wurde. Izbica war ein sogenanntes Transitghetto, von dem die
Menschen später in die Vernichtungslager Majdanek und Auschwitz-Birkenau
gebracht wurden. Seine Ehefrau Martha Neustädter wurde wegen ihrer
Behinderung ermordet. Nach dem Ersten Weltkrieg erkrankte sie an der
Spanischen Grippe, der über 20 Millionen Menschen zum Opfer fielen. Martha
Neustädter überlebte, behielt aber Lähmungen zurück. Seit 1922 lebte sie in
verschiedenen Heilanstalten. 1940 wurde sie nach Grafeneck verlegt und dort
ermordet. Im Rahmen der "T4"-Aktion töteten deutsche Ärzte und Pflegekräfte
mindestens 70 000 kranke und behinderte Menschen. Mindestens 59 von ihnen
stammten aus dem heutigen Landkreis Neumarkt..."
Link zum Artikel |
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September 2021:
Weitere Stolpersteine werden
verlegt |
Artikel von Nicolas Damm in "Nordbayern.de"
vom 30. September 2021: "Erinnerung an jüdische Mitbürger.
'Stolpersteine' für geflohene Juden aus Neumarkter Bahnhofsviertel.
NEUMARKT - Zum ersten Mal wurden 'Stolpersteine' für jüdische
Neumarkter verlegt, denen kurz vor Ausbruch des 2. Weltkriegs noch
rechtzeitig die Flucht ins sichere Ausland gelang. 'Es war immer Flucht, nie
Auswanderung', stellte Heide Inhetveen, Sprecherin der Initiative
Stolpersteine, gleich am ersten Erinnerungsort in der Schützenstraße klar.
37 so genannte Stolpersteine hat die Gruppe geschichtsinteressierte Bürger
bereits in Neumarkt und Sulzbürg verlegt, finanziert durch Spenden. Weitere
sieben hat Bauhof-Mitarbeiter Josef Götz, in Vertretung des Kölner Künstlers
Gunter Demnig, nun am Donnerstag vor den ehemaligen Häusern verfolgter Juden
in den Gehweg eingelassen. Viktoria und Konstantin Klin als Violinduett
gaben der Gedenkfeier trotz des Baustellenlärms von nebenan einen festlichen
Rahmen, Bürgermeisterin Gertrud Heßlinger sprach ein paar nachdenkliche
Worte.
Das Novum bei dieser fünften Verlegungsaktion: Bisher erinnerten die Würfel
mit den eingravierten Lebensdaten nur an jüdische Neumarkter, die im Dritten
Reich ermordet wurden. 'Die neuen Steine verlegen wir für Opfer des
NS-Regimes, die geflüchtet sind und dadurch ihre Heimat verloren haben', so
Heide Inhetveen. Der größte Teil ihrer Familien fiel den Nazis zum Opfer;
und in der Fremde, in Südafrika, in den USA, ja sogar in Palästina, hatten
die Flüchtlinge meist einen schweren Stand. Vor dem Haus Schützenstraße 15
wurden zwei Stolpersteine verlegt. Sie erinnern an Mina Neustädter, eine
geborene Krauß aus Zirndorf, die im
Alter von 57 Jahren Neumarkt verlassen musste, und an ihre Tochter Nanni,
geboren 1912, die schon 1933 erst nach Zagreb flüchtete und dann nach
Südafrika emigrierte, wohin dann auch ihre Mutter kam. Julius Neustädter,
der Vater, wurde im KZ ermordet. Mina und Nanni stellten 1960 einen Antrag
auf Wiedereinbürgerung und starben in Frankfurt. Die Spur von Nannis Sohn
Peter verliert sich im Bundesstaat New York. Vom früheren Neumarkter Haus
der Neustädters quer über die Straße und durch einen Innenhof gelangt man
zum Haus Bahnhofstraße 20. Hier wohnte die Schneidersgattin Mina Fleischer.
Sie und ihr Mann suchten 1938 einen sicheren Hafen und fand ihn - auf
Umwegen - in Palästina.
Etwas weiter Richtung Altstadt, vor dem Haus mit der Klinkersteinfassade,
der Nummer 14, liegen schon vier Stolpersteine. Hier lebte Ludwig Landecker
mit seiner Frau Karolina und den drei Kindern Berthold, Selma und Justin.
Der Vieh- und Pferdehändler hatte sich um Neumarkt verdient gemacht,
spendete unter anderem eine Million Mark zur Errichtung eines Kinderheims.
Doch am 10. November 1938 landete der damals 64-jährige Landecker in
„Schutzhaft“ im Gefängnis am heutigen Amtsgericht. Dort wurde der herzkranke
Senior so schwer misshandelt, dass er noch in derselben Nacht starb. Seine
Frau wurde in Auschwitz umgebracht. Auch Berthold und Selma fanden nach der
Deportation in die besetzten Ostgebieten den Tod. Lediglich ihrem jüngeren
Bruder Justin, damals 31 Jahre alt, und dessen Frau Rosa, eine geborene
Metzger, gelang die Flucht. Justin wurde schon 1933 und dann noch einmal
1938 verhaftet und schwer misshandelt. Die Odyssee des Paares führte bis
nach Japan, kurz nachdem es die USA erreichte, starb Justin Landecker an
einer Blutvergiftung. Rosa heiratete wieder und ließ sich in New York
nieder. Dann noch zwei Stolpersteine für die Bahnhofstraße 9, auf der
anderen Straßenseite zwischen dem Cafe Freiraum und dem Optiker Nidermayer:
Das Haus musste der jüdische Viehhändler Jakob Hirsch Neustädter 1939 an
einen 'arischen' Mitbürger verkaufen, er und seine Frau Kathi wurden
deportiert und kamen im heutigen Lettland ums Leben. Ihr Sohn Kurt Eliezer,
geboren 1913, kam 1938 nach Palästina. Dorthin folgte ihm seine neun Jahre
jüngere Schwester Adelheid Lotte, die mit ihrer Heirat den Nachnamen
Archenhold annahm. Sie starb erst 1998. Wer mehr zu den Schicksalen der
verfolgten Juden aus Neumarkt wissen will, dem empfiehlt Stadtarchivar Frank
Präger den detailreichen Wikipedia-Eintrag zu 'Stolpersteine in Neumarkt'."
Link zum Artikel |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Germania Judaica II,2 S. 577-578; III, S. 949-950. |
| Baruch Z. Ophir/Falk Wiesemann: Die
jüdischen Gemeinden in Bayern 1918-1945. Geschichte und Zerstörung. 1979
S. 83-85. |
| Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in
Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische
Bildungsarbeit. A 85. 1988 S. 276. |
| Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany -
Bavaria. Hg. von Yad Vashem 1972 (hebräisch) S. 166-168. |
| "Mehr als
Steine...." Synagogen-Gedenkband Bayern. Band I:
Oberfranken - Oberpfalz - Niederbayern - Oberbayern - Schwaben.
Erarbeitet von Barbara Eberhardt und Angela Hager. Hg.
von Wolfgang Kraus, Berndt Hamm und Meier Schwarz.
Reihe: Gedenkbuch der Synagogen in Deutschen. Begründet und
herausgegeben von Meier Schwarz. Synagogue Memorial Jerusalem. Bd. 3:
Bayern. Kunstverlag Josef Fink Lindenberg im
Allgäu.
ISBN 978-3-98870-411-3.
Abschnitt zu Neumarkt S. 253-260 (die Forschungsergebnisse
konnten auf dieser Seite von "Alemannia Judaica" noch
nicht eingearbeitet werden).
|
| Hans-Peter
Süss: Jüdische Archäologie im nördlichen Bayern. Franken und
Oberfranken. Verlag Dr. Faustus Büchenbach 2010 (Reihe: Arbeiten zur
Archäologie Süddeutschlands Band 25). Zu Neumarkt S. 96-97.
|
| Hans Georg Hirn: Jüdisches Leben in Neumarkt und
Sulzbürg. Reihe: Neumarkter Historische Beiträge Bd. 12. 656 S. 2011. Artikel
zur Buchvorstellung |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Neumarkt Upper Palatinate.
The 13th century community was destroyed in the Rindfleisch massacres of 1298.
New comunities were ended in the Black Death persecutions of 1348-49 and the
general expulsions from the Palatinate in 1555. Through the Middle Ages the Jews
dealt in livestock and wool products and from the mid-15th century in
moneylending.
The modern community commenced in the mid-19th century and grew to 148 (total
5.703) in 1890. A synagogue was dedicated in 1868 and a cemetery and Jewish
public school were opened in the 1870s. In 1933, 105 Jews lived there; 30 left
by March 1937. On Kristallnacht (9-10 November 1938), men and women were
arrested and beaten and the synagogue was vandalized along with Jewish homes. On
2 April 1942, 15 Jews were expelled to Piaski in the Lublin district (Poland).
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