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Höchheim (VG
Bad Königshofen im Grabfeld, Kreis Rhön-Grabfeld))
Jüdische Geschichte / Synagoge
(erstellt unter Mitarbeit von Elisabeth Böhrer)
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Höchheim bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938/42.
Ihre Entstehung geht in die Zeit des 17. Jahrhunderts zurück. Im 18.
Jahrhundert werden (in den 1740er-Jahren) vier jüdische Besucher aus Höchheim
unter den Leipziger Messgästen genannt.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1810 100 jüdische Einwohner, 1813 120, 1816 123 (32,5 % von
insgesamt 378 Einwohnern), 1830 99, 1839 111, 1848 124,
1871 99 (23,4 % von 423), 1880 82 (19,1 % von 430), 1890 78, 1900 55 (11,9 % von
461), 1910 47 (11,7 % von 401), 1925 26.
Bei der Erstellung der Matrikellisten 1817 werden in Höchheim auf
insgesamt 22 Matrikelstellen (einschließlich der Veränderungen bis
1825) die folgenden jüdischen Familienvorstände genannt (mit neuem
Familiennamen und Erwerbszweig): Seligmann Nathan Sommer (Warenhandel), Moses
Samson Schuhmann (Unterhändler), Männlein Hajum Lang (Warenhändler), Jakob
Loeser Kahn (Tuchhandel), Simson Maier Bienenfreund (Kleinhandel), Hajum Loeser
Kahn (Tuchhandel), Nathan Jakob Hofmann (Viehhandel), Salomon Seligmann Kaufmann
(Kleinhandel), Juda Seligmann Sommer (Warenhandel), Nathan Seligmann Sommer
(Tuchhandel), Isak Jakob Hofmann (Kleinhandel), Elias Schmul Rosenthal
(Unterhändler), Simson Nathan Loebenfeld (Lederhändler), Salomon Loeser
Friedmann (Warenhandel), Abraham Loeser Friedmann (Unterhändler), Elias Loeser
Friedmann (Schlachter), Schmul Abraham Vollmond (Unterhändler), Moses Jakob
Hofmann (Kleinhandel), Schamsel Moses Metzger (Schlachter), Nathan Abraham
Vollmond (Kleinhändler), Isak Abraham Vollmond (Unterhändler), Rifka, Witwe
des Seligmann Frühling (Kleinhandel), Jossel Kahn (Feldbau, seit 1823), Abraham
Vollmond (Schnittwaren- und Eisenhandel, seit 1825).
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge
(s.u.), eine Religionsschule und ein rituelles Bad. Die Toten der
jüdischen Gemeinde wurden in Kleinbardorf
beigesetzt.
Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt,
der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war (vgl. Ausschreibung der Stelle
unten). Von den Lehrern werden genannt: um 1877 David Lehmann (danach in
Mellrichstadt, ab 1879 in Bad
Brückenau, siehe
Text dort). Die jüdische Gemeinde
gehörte zum Distriktsrabbinat Burgpreppach.
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Sigmund Friedmann
(geb. 10.12.1891 in Höchheim, gef. 29.11.1916), Siegfried Rosenthal (geb.
10.2.1887 in Höchheim, gef. 28.8.1914), Julius Sommer (geb. 9.11.1894 in
Höchheim, gef. 8.9.1916), Ludwig Sommer (geb. 11.8.1896 in Höchheim, gef.
9.1.1917) und Albert Wolf (geb. nach Geburtsregister Standesamt Höchheim 12/1888 als Albert Wolf Metzger 20.10.1888 in Höchheim, vor 1914 in Wanne
wohnhaft, gef. 10.9.1914). Ihre Namen stehen auf dem Denkmal für die Toten des
Ersten Weltkrieges im Friedhof am Caspar-v.Bibra-Weg zwischen Kirche und
Rathaus und auf dem Kriegerdenkmal des
jüdischen Friedhofes in Kleinbardorf.
Um 1924, als zur jüdischen Gemeinde noch 31 Personen gehörten (7 % von
ca. 450 Einwohnern), waren die Gemeindevorsteher Heinrich Friedmann und Josef
Rosenthal. Die damals vier schulpflichtigen jüdischen Kinder erhielten ihren
Religionsunterricht durch Lehrer Heinrich Adler aus Bad
Königshofen. 1932 waren die Gemeindevorsteher Heinrich Friedmann und Josef
Rosenthal (letzterer ist als Schriftführer eingetragen).
1933 lebten noch 26 jüdische Personen in Höchheim (6,6 % von insgesamt 391
Einwohnern). Nur wenige der Gemeindemitglieder haben in den ersten Jahren der
NS-Zeit den Ort verlassen, sodass Anfang September 1938 noch 21 jüdische Einwohner
gezählt wurden. In diesem Monat sowie im April 1939 wanderten
jedoch je vier Gemeindemitglieder in die USA aus, nachdem auch in Höchheim auf
Grund der zunehmenden Repressalien und der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts
jüdisches Leben immer schwerer möglich war. Die jüdischen Kinder wurden
weiterhin durch den Lehrer aus Bad Königshofen unterrichtet (Lehrer Justin
Bernheimer bis August 1938), ab August 1938 unterrichtete Lehrer Felix Kahn aus Aidhausen
die zwei Kinder der Gemeinde Höchheim. Zu Beginn der Deportationen 1942
waren noch 13 jüdische Personen in Höchheim. Vier von ihnen wurden am 30.
März 1942 nach Würzburg verbracht und am 9. bzw. 23. September 1942 in das Ghetto Theresienstadt deportiert, wobei eine Frau
vorher noch in Würzburg verstarb (Bertha Friedmann geb. Friedmann, geb. 1863). Am 24./25. April 1942 wurden die neun letzten
jüdischen Bewohner über Würzburg in das Ghetto Krasniczyn bei Lublin
(Polen) deportiert, wenig später vermutlich im Vernichtungslager Sobibor
ermordet.
Von den in Höchheim geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem): Julie Feith geb. Friedmann (1892), Amalie
Friedmann geb. Neumann (1891), Gunda Friedmann (1927), Gustav Friedmann (1903),
Hedwig Friedmann (1889), Heinrich Friedmann (1875), Karl Friedmann (1869),
Karoline Fuhr geb. Metzger (1868), Lothar Josef Guthmann (1898), Rosa Guthmann geb.
Friedmann (1895), Rosa Heinemann geb. Friedmann (1875), Jakob Hofmann (1881),
Julius Hofmann (1892), Johanna Kahn (1882), Betty Lewy geb. Friedmann (1873),
Hermann Metzger (1907), Julius Metzger (1900), Leopold Metzger (1881), Nanni
Metzger (1884), Sally Simon Metzger (1873), Rosa Plaschke* geb. Friedmann (verw.
Friedmann; 1882), Max Rosenthal (1874), Rosa Rosenthal (1877), Max Wolfromm
(1908).
*) Anmerkung: Rosa Plaschke wird teilweise auch mit Nachnamen Plaschkes
geführt; nach Angabe von Angehörigen hatte sie jedoch den Nachnamen Plaschke
(vgl. auch Kölner Adressbuch u.a.m.).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers, Vorbeters und Schochet 1872 /
1877 / 1878 / 1881 / 1891 / 1892
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. Dezember 1872:
"Die Religionslehrer- und Vorsängerstelle dahier ist in Erledigung
gekommen mit 220 Gulden fixem Gehalt, einer Klafter hartes Scheitholz und
100 Wellen nebst freier Wohnung. Auch kann die Schächterstelle, welche
circa 70 bis 80 Gulden tragen kann, mitverbunden werden.
Bewerber wollen sich mit ihren Zeugnissen baldmöglichst an
Unterzeichneten wenden.
Höchheim bei Königshofen (Kreis Unterfranken). S. Sommer,
Kultusvorstand." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Mai 1877:
"Die hiesige Religionslehrerstelle nebst Vorsängerdienst soll sofort
wieder besetzt werden. Gehalt beträgt:
a. An Fixum 377 Mark 15 Pfennig.
b. An ein Klafter Hartholz und 100 Wellen Reisig.
c. Freie Wohnung.
Die Schächterfunktion, welche auf 170 Mark veranschlagt wird, kann gleich
mitverbunden werden. Nebenverdienste nicht unbedeutend, weil auch pro Jahr
ein Zuschuss gewährt wird. Bewerber wollen sich unter Vorlage der
Zeugnisse an die Kultusverwaltung wenden.
Höchheim, bei Königshofen (Grabfeld, Bayern), den 8. Mai 1877. D.
Kahn, 1. Vorstand." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. Oktober 1877:
"Die hiesige Religionslehrerstelle nebst Vorsängerdienst soll sofort
besetzt werden. Der Gehalt beträgt pro Jahr a) 377 Mark an Fixum; b) 137
Mark an Teuerungszulage; c) 20 Mark aus der Lehrerfondstiftung; d) freie
Wohnung; e) eine Klafter hartes Holz nebst 100 Wellen Reisig.
Nebenverdienste nicht unbedeutend. Die Schächterfunktion, welche auf 170
Mark veranschlagt wird, kann gleich mitverbunden werden.
Bewerber wollen sich unter Vorlage der Zeugnisse an Unterzeichneten
werden.
Höchheim bei Königshofen (Grabfeld, Bayern), den 26. September 1877. D.
Kahn I., Vorstand." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. März 1878:
"Die hiesige Religionslehrerstelle nebst Vorsängerdienst soll sofort
besetzt werden. Der Gehalt beträgt pro Jahr
a) an Fixum 377 Mark;
b) an Teuerungszulage 137 Mark;
c) eine Klafter hartes Holz nebst 100 Wellen Reisig; d( freie Wohnung.
Nebenverdienste nicht unbedeutend.
Die Schächterfunktion, welche auf 170 Mark veranschlagt wird, kann gleich
mitverbunden werden.
Bewerber wollen sich unter Vorlage der Zeugnisse franco an Unterzeichneten
werden.
Höchheim bei Königshofen (Grabfeld, Bayern), den 15. Februar 1878. D.
Kahn, I. Vorstand. |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Juli 1881:
"Die hiesige Religionslehrer-Stelle mit Schächter- und
Vorsängerdienst soll sofort besetzt werden. Gehalt per Jahr
beträgt:
377 Mark an fixum, 173 Mark an Teuerungszulage, 200 Mark für
Schächterdienst - 750 Mark Summa.
3 Steer hart Holz und 100 Wellen Reisig, freie Wohnung. Nebenverdienste
gut.
Bewerber wollen sich unter Vorlage der Zeugnisse an Unterzeichneten
wenden.
Höchheim bei Königshofen (Grabfeld Bayern), den 9. Juli 1881. Daniel
Kahn, I. Vorstand." |
Ergänzend zu der Ausschreibung im Sommer
1881 erschien die folgende Anzeige: |
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Juni 1881:
"Bitte! Bezugnehmend auf das Ausschreiben der israelitischen
Lehrerstelle in Höchheim fordere ich hiermit jeden edeldenkenden Lehrer
auf, bei der Bewerbung um diese Stelle von der Bewerbung um die Schechitah
Abstand zu nehmen, da mit dieser Verbindung einer sehr unbemittelten
Manne, der bisher dieses Geschäft innegehabt, ein großer Teil seiner Ernährquelle
entzogen wird.
Ein guter Freund desselben." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. November 1891:
"Die hiesige Religionslehrer- nebst Schächterstelle
und Vorsängerdienst soll sofort besorgt werden. Gehalt pro Jahr
beträgt
377 Mark 16 Pfg. lt. Fassion. 45 Mark aus der Jahresfondstiftung. 200 Mark
für Ausübung der Schächterfunktion. 3 Meter hart Scheitholz und 100
Wellen Reisig. Freie Wohnung.
Bewerber wollen sich unter Vorlage der Zeugnisse an den unterzeichneten
Vorstand wenden.
Höchheim, Post Irmelshausen in Unterfranken, 12. November 1891. Der
Vorstand." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. Januar 1892:
"Die hiesige Religionslehrerstelle mit Vorsänger- und
Schächterdienst soll sofort besetzt werden. Der Gehalt beträgt pro Jahr
an Fixum 625 Mark, ferner 1 Klafter Scheitholz und 100 Wellen Reisig nebst
freier Wohnung. Nebenverdienst gut.
Bewerber wollen ihre seminaristischen Zeugnisse an den unterzeichneten
Vorstand einsenden.
Jakob Hofmann, Vorstand, Höchheim bei Irmelshausen im
Grabfeld." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Juli 1892:
"Die hiesige Religionslehrerstelle mit Vorsänger- und Schächterdienst,
soll besetzt werden.
Der Gehalt beträgt pro Jahr 622 Mark bar, 3 Meter hart Scheitholz und 100
Wellen Reisig. Nebenverdienste gut.
Bewerber wollen sich unter Vorlage seminaristischer Zeugnisse an den
unterzeichneten Vorstand wenden. Höchheim, Post Irmelshausen/Grabfeld,
den 7. Juli 1892. Jacob Hofmann." |
Jakob Haas, Schuldienst-Exspektant in Hörstein,
wechselt als Religionslehrer und Vorsänger nach Höchheim (1867)
Anzeige im "Königlich Bayerischen Kreis-Amtsblatt von
Unterfranken und Aschaffenburg" vom 3. September 1867:
"Durch Regierungs-Entschließung vom 29. August laufenden Jahres Nr.
34007 ist die von der israelitischen Kultusgemeinde Höchheim,
königlichen Bezirksamts Königshofen, beschlossene Übertragung ihrer
Religionslehrer- und Vorsängerstelle an den Schuldienst-Exspektanten Jakob
Haas in Hörstein, königlichen
Bezirksamts Alzenau, genehmigt worden." |
Berichte zu
einzelnen Personen aus der Gemeinde
Über den jüdischen Kriegsveteran Isak Metzger (Bericht
von 1896)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 15. Mai 1896:
"In dem bayerischen Dorfe Höchheim bei Königshofen im Grabfeld lebt
noch ein alter israelitischer Veteran, vielleicht der einzig noch lebende,
der im Jahre 1831 mit den bayerischen Truppen zur Einsetzung des Königs
Otto nach Griechenland zog. Der nunmehr hoch in den achtziger Jahren
stehende unbescholtene und erwerbsunfähige Greis Isak Metzger (Sattler) -
ist ganz mittellos, weshalb es ein wirklich edles Werk wäre, dem
würdigen Veteranen eine Unterstützung zukommen zu
lassen." |
Über den aus Höchheim stammenden Lehrer Heinrich
Friedmann (1909)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 24. September
1909: "München, 10. September (1909). Am 1. September dieses Jahres
wurde das 25jährige Dienstjubiläum des Herrn Oberlehrers Heinrich
Friedmann dahier, der seit dieser Zeit den Religionsunterricht an den
Königlichen Gymnasien und städtischen Volks- und Mittelschulen erteilt,
von der Gemeinde, dem Rabbinate und den Kollegen festlich und feierlich
begangen. Die Vorstandschaft der ersteren überreicht mit wärmsten Worten
der Anerkennung für ersprießliches segensreiches Wirken in der Schule
und besonders in der technischen Leitung des israelitischen Religionsunterrichtes,
die ihm obliegt, eine Dankadresse nebst kostbarem, prachtvollem
Ehrengeschenk. Standesgenossen, Freunde und Bekannte schlossen sich in
Rede und Werk diesen an. Blumenspenden, Depeschen und
Glückwunschzuschriften liefen in zahlreicher Menge ein. 'Dem Verdienste
seine Krone' lautete die Parole des Tages und speziell der erhebenden,
weihevollen Stunde. Herr Friedmann, aus Höchheim in Unterfranken
gebürtig, zählt nunmehr 41 Dienstjahre, wovon er zwei an
Privatlehrinstituten, zwei in Sulzburg (sicher verschrieben für Sulzbürg),
zwölf in Neumarkt (Oberpfalz), an
den dortigen Volksschulen und den Rest dahier verbrachte. Möge es dem
pflichttreuen, zielbewussten, liebenswürdigen Jubilar beschieden sein,
bei vollster Kraft und Gesundheit noch eine Reihe von Jahren in dem
schönen, wenn auch oft dornenvollen Berufe des Unterrichtes und der
Jugenderziehung mit gleichen Resultaten zu wirken. Dem wackeren Kämpen
auf dem Gebiete des Schulwesens, unserem lieben, treuen Friedmann, gilt
der herzlichste Wunsch: Ad multos annos." |
Über den aus Höchheim stammenden Lehrer Julius Sommer (geb. 1858 in Höchheim,
gestorben 1927 in Wittelshofen)
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 7.
Januar 1927: "Am Montag, dem 27. Dezember, wurde ein treuer Kollege,
Lehrer Julius Sommer von Wittelshofen, zu Grabe getragen. Sommer, der am
16. Oktober 1858 in Höchheim geboren war, wirkte von 1878 bis 1895 in den
Gemeinden Geroldshausen-Kirchheim bei Würzburg, und seit dieser Zeit,
also über 31 Jahre, in Wittelshofen. Viele Jahre hindurch betreute er
auch die Nachbargemeinde Wassertrüdingen.
Fast vollzählig gab ihm seine Gemeinde das letzte Geleit zum weit
entfernten Begräbnisplatz in Schopfloch
und zeigte damit, wie sehr sie ihren Beamten schätzte. Vor dem
Trauerhause würdigte Bezirksrabbiner Dr. Munk (Ansbach)
in einem ehrenden Nachrufe die verdienstvolle Tätigkeit wie das
anspruchslos und bescheidene Wesen des Dahingeschiedenen, worauf die
Kultusvorstände von Wittelshofen und Wassertrüdingen dem geliebten
Lehrer und langjährigen geistigen Führer Worte warmer Anerkennung und
herzlichen Dankes widmeten. Am Grabe sprachen Lehrer Rosenstein (Schopfloch) für den israelitischen
Lehrerverein, Hauptlehrer Levite (Gunzenhausen) für die Bezirkskonferenz Ansbach und Lehrer Erlebacher (Mönchsroth)
als Nachbarkollege. Tov schem mischemem tov! Der gute Name, den der
wackere Kollege hinterlassen hat, gereicht mit der trauernden Familie auch
dem Lehrerstande zur Ehre. Max Levite (Gunzenhausen)." |
Zeugnis für den Kantor (Vorbeter, Chasen) und Schochet
Simon Metzger (seit 1905 in der Gemeinde Höchheim tätig)
Das Zeugnis wurde 1911 vom israelitischen Kultusvorstand Höchheim
anlässlich einer Bewerbung ausgestellt; warum sich dieses Zeugnis im Nachlass
von Rabbiner Dr. Rieger befindet, ist nicht bekannt.
Dokument
aus dem Bestand des Leo Baeck Institutes New York (Nachlass Rabbiner Dr.
Paul Rieger): "Zeugnis!
Hierdurch bescheinige dem Herrn Simon Metzger, dass derselbe vom 1. Mai
1905 bis heute in hiesiger Gemeinde als Schochet und Chasen, die vollste
Zufriedenheit und Anerkennung aller Gemeindemitglieder erworben hat. Auch
seine sonstige Führung war musterhaft. Er kann deshalb jeder größeren
Gemeinde nur empfohlen werden.
Höchheim im Grabfeld, 4. April 1911.
Der israelitische Kultusvorstand. Isaac Strauß." |
Zur Geschichte der Synagoge
Die Synagoge der jüdischen Gemeinde wurde 1798 erbaut.
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Inneneinrichtung der Synagoge mit den
Ritualien zerstört. Das Gebäude blieb erhalten und wurde nach 1945
teilweise als Kindergarten verwendet. Mitte der 1970er-Jahre wurde "das
kleine, zum Teil aus Holz bestehende" (Schwierz S. 72) Gebäude
abgebrochen. An derselben Stelle wurde ein neuer Kindergartenbau erstellt
(teilweise auf den Grundmauern der Synagoge).
Eine Gedenktafel befindet sich an der früheren Dorfschule (heutiges
Rathaus) in der Rothäuser Straße 9. Sie hat den Text: "In Höchheim
bestand eine Jüdische Kultusgemeinde, deren Synagoge an der Stelle des jetzigen
Kindergartens stand. Die Gemeinde gedenkt ihrer ehemaligen jüdischen
Mitbürger".
Adresse/Standort der Synagoge: frühere Hauptstraße,
jetzt Gollmuthhäuser Straße; Adresse des Kindergartens auf dem Grundstück der
Synagoge: Gollmuthhäuser Straße 10.
Fotos
(Quelle: Jürgen Hanke, Kronach, Aufnahmen von 2004, aus: www.synagogen.info)
Der an Stelle der Synagoge
erbaute Kindergarten |
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Grundstück in der früheren
Hauptstraße,
heute Gollmuthhäuser Straße 10 |
Gedenktafel an der früheren
Dorfschule
in der Rothäuser Straße 9 |
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Baruch Z. Ophir/Falk Wiesemann: Die
jüdischen Gemeinden in Bayern 1918-1945. Geschichte und Zerstörung. 1979
S. 319. |
| Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in
Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische
Bildungsarbeit. A 85. 1992² S. 72-73. |
| Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany -
Bavaria. Hg. von Yad Vashem 1972 (hebräisch) S. 466-467.
|
| Dirk Rosenstock: Die unterfränkischen
Judenmatrikeln von 1817. Eine namenkundliche und sozialgeschichtliche
Quelle. Reihe: Veröffentlichungen des Stadtarchivs Würzburg Band 13.
Würzburg 2008. S. 186-187. |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Hoechheim Lower Franconia. A
Jewish community existed in the first half of the 18th century, with a synagogue
built in 1798. The Jewish population declined steadily from 123 in 1816 (total
378) to 26 in 1933. Eight emigrated to the United States in 1938-39 and of the
last Jews, nine were deported to Izbica in the Lublin district (Poland) on 25
April 1942 and three to the Theresienstadt ghetto in September 1942.
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