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zu den Synagogen in
Baden-Württemberg
Öhringen (Hohenlohekreis)
Jüdische Geschichte / Betsaal/Synagoge
(erstellt unter Mitarbeit von Walter
Meister)
Übersicht:
Hinweis: es besteht eine weitere
Seite mit einigen Dokumenten zur jüdischen Geschichte in Öhringen
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In dem bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts den Grafen von
Hohenlohe gehörenden Öhringen bestand eine jüdische Gemeinde zunächst im Mittelalter.
Erstmals werden 1253 Juden genannt. Die Judenverfolgungen 1298 und 1349 zerstörten
die Gemeinde. Im 15. Jahrhundert waren wenige Juden zeitweise in der Stadt. 1475
wird Jud Moses genannt, dem bis dahin ein Haus in der Stadt gehört hatte. Auch
am Anfang des 18. Jahrhunderts waren vermutlich einige Juden in der Stadt.
Eine jüdische Gemeinde entstand erst wieder im
19.
Jahrhundert durch Zuzüge von Juden aus Dörfern der näheren und weiteren
Umgebung. Das Jahr der Neugründung war 1889. In den Jahren zuvor war Öhringen
eine Filialgemeinde zu Eschenau.
Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich die Zahl der
jüdischen Einwohner in Öhringen wie folgt: 1846/58 noch keine jüdischen
Einwohner; 1864 2, 1867 8, 1871 57, 1875 102, 1880 158, 1885 höchste Zahl mit 180 Personen,
1890 172, 1895 156, 1900 164 (4,6 % von insgesamt 3.570 Einwohnern), 1905 167,
1910 154.
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde einen Betsaal, dann eine
Synagoge, eine Religionsschule (im Gebäude der Synagoge) und (seit 1911) einen Friedhof.
Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Religionslehrer
angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. Die Gemeinde wurde
zunächst dem Bezirksrabbinat Heilbronn zugeteilt, später gehörte sie zum
Bezirksrabbinat Schwäbisch Hall.
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Gefreiter Josef
Rosenfeld (geb. 14.7.1894 in Öhringen, gef. 11.7.1918) und Justin Rosenfeld
(geb. 23.3.1895 in Öhringen, gef. 15.10.1915). Ihre Namen
stehen auf dem Gefallenendenkmal im Kreuzgang der Stiftskirche.
Um 1925 waren die Vorstehen der jüdischen Gemeinde Lehrer Berthold Levi,
Julius Heidenheimer, Isaac Kaufmann, Maier Kocherthaler und Louis Rothschild.
Als Lehrer war der genannte Berthold Levi tätig, als Gemeindepfleger
Richard Kauders. An jüdischen Vereinen bestanden der Israelitische
Wohltätigkeitsverein (1924 unter Leitung von Moritz Friesner), der Israelitische
Frauenverein (1924 unter Leitung von Zerline Heidenheimer) und der Israelitische
Armenverein (1924 unter Leitung von Jakob Einstein). Es gab mehrere Jahrtagsstiftungen
in der Gemeinde. 1932 war Gemeindevorsteher Religionsoberlehrer Moritz
Kulb.
Die jüdischen Bürger spielten seit
den 1880er-Jahren vor allem im wirtschaftlichen Leben Öhringens eine wichtige
Rolle. Mehrere Industrieunternehmen wurden von ihnen gegründet. An ehemaligen,
noch nach bestehenden
Handels- und Gewerbebetrieben im Besitz jüdischer Familien / Personen sind
bekannt (die Liste wurde neu bearbeitet von Walter Meister, Öhringen, April
2012): Viehhandlung Gustav Berliner (Wohnung Poststraße 46, Stall im
Martersgässle);
Landesproduktenhandlung (hauptsächlich Getreide und Mehl) Julius Bloch, Inh. Ferdinand und Siegfried Bloch (Karlsvorstadt 5 und Wirtsmühle in der Büttelbronner Straße 17); Hohenloher Tabakmanufaktur (Zigarrengroß- und –kleinhandel) Max Blum (Wintergasse 20), Teilhaber Jakob Engelbert (Wintergasse 22); Bankagentur Bernhard Dreyfuß (Untere Torstraße); Altmetallhandel Maier Dreyfuß und Söhne (Untere Torstraße 26); Viehhandlung Adolf Ehrlich (Rathausstraße 28); Schuhfabrik Heinrich Einstein und Co. (Haller Straße 12, Wohnung Obere Gartenstraße 3) Teilhaber Karl Gutmann (Haller Straße 51); Textilgeschäft Julius Gutmann (Poststraße 88 am Oberen Tor); Viehhandlung Elias Heidenheimer (Altstadt 57); Viehhandlung Falk Herz, danach Sohn Alfred Herz (Karlsvorstadt 3); Vieh- und Pferdehandlung, Immobilienmakler Siegfried (Sieger) Herz (Wohnung Karlsvorstadt 11, Geschäftsgebäude Schillerstraße 74 und 76); Pferdehandlung Gebr. Hirsch (Leopold im Stiftshof Kirchbrunnengasse 13, Bernhard Poststraße 24, Louis Bismarckstraße 8); Weingroßhandlung (Julius) Israel und (Moritz) Frießner (im
'Gelben Schlössle' Bismarckstraße 13); Holzhandel, später Stuhlindustrie (Handel mit Stühlen) (Sigmund) Israel und (Heinrich) Scheuer (Poststraße 31); Vieh- und Pferdehandlung (Ludwig) Kahn (Untere Torstraße 11) und (Hugo) Levi (Karlsvorstadt 35); Schuhhaus Richard Kauders (Marktstraße 3), bis 1927 Putz- und Modegeschäft (Marktplatz 7, Ecke Marktstraße); Immobilienmakler Isaak Kaufmann (Karlsvorstadt 15); Textilienhandlung Jakob Kaufmann (Bahnhofstraße 25), ab 1930 Handelsvertreter (Wohnung im Haus der Synagoge, Untere Torstraße 23); Bäckerei Louis Kaufmann (Poststraße 51); Textilgeschäft Max Kocherthaler (Untere Torstraße 11); Landesproduktenhandlung Abraham Lämmle (mit Sohn Bernhard) (Poststraße 71); Viehhandlung Arthur Ledermann (Untere Torstraße 22), ab 1929 Handel mit Ölen und Fetten; Viehhandlung Abraham Löw (Schillerstraße 73); Praktischer Arzt Dr. Julius Merzbacher (Büttelbronner Straße 6, bis 1927 Marktstraße 3); Viehhandlung Julius Metzger (Marktstraße 21); Viehhandlung Gebr. Rosenfeld (Louis Schillerstraße 42, Max Schillerstraße 48); Landesproduktenhandlung (Mehlgroßhandlung) Felix Rothschild, Inh. Louis und Samuel Rothschild (Untere Torstraße 18); Kaufhaus S. (Samuel) Schlessinger Söhne, Inh. Josef und Max Schlessinger, später Hugo und Eugen Schlessinger, Söhne von Josef (Poststraße 59); Vieh- und Pferdehandlung Julius und Leopold Stern (Julius Karlsvorstadt 3, Leopold Untere Torstraße 11); Textiliengeschäft August Thalheimer (Poststraße 24), handelt ab 1933/34 mit Ölen und Fetten; Farben- und Lackfabrik Gebr. Thalheimer (im Haagweg) (Berthold Hohenlohestraße 7, Arthur Büttelbronner Straße 8, Julius Hohenlohestraße 5); Metzgerei und Wirtschaft Sigmund Weil (Poststraße 46, Scheuer Kirchgasse 4); Viehhandlung Josef Westheimer (Bahnhofstraße
10).
1933 wurden 163 jüdische Einwohner in der Stadt gezählt. In den
folgenden Jahren (bis 1941) sind auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen
Boykotts, der zunehmenden Repressalien und der Entrechtung etwa zwei Drittel von
ihnen ausgewandert. Kurz nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurden
anlässlich einer vom Württembergischen Innenministerium angeordneten
Waffendurchsuchung bei Regimegegnern mehrere jüdische Einwohner misshandelt.
Fabrikant Heinrich Einstein erlitt so schwere Kopfverletzungen, dass er seinen
Beruf nicht mehr ausüben konnte. Bereits 1933/34 schlossen die ersten
jüdischen Geschäfte beziehungsweise wurden unter dem Zwang der Verhältnisse
an nichtjüdische Personen verkauft. 1936 mussten die jüdischen Schüler das
Progymnasium verlassen. Von 1936 bis 1938 wurde für die Kinder der Gemeinde
eine Privatschule organisiert. Im Herbst 1936 wurden jüdische Händler vom
Öhringer Viehmarkt ausgeschlossen. Der bekannte Arzt Dr. Merzbacher wurde 1937
zu zwei Monaten Gefängnis verurteilt, weil er sich gegen ihn massiv
provozierende Hitlerjungen handgreiflich gewehrt hat. Beim Novemberpogrom
1938 wurde die Synagoge demoliert (siehe unten). Im Juli 1939 wurde die
jüdische Gemeinde aufgelöst. Seit 1941 wurden die noch verbliebenen jüdischen
Einwohner deportiert.
Von den in Öhringen geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Sofie Adler (1874),
Carry (Zarry) Cohn geb. Herz (1883), Adolf Ehrlich (1865), Rosa Ehrlich (1899),
Gerhard Einstein (1937), Leopold Einstein (1892), Margarete Einstein geb. Levi
(1903), Nannchen Engelbert geb. Blum (1871), Julie Grünewald (1880), Hedwig
Heidenheimer (1897), Rosa Israel (1877), Selma Israel
(1898), Klara Kaufmann geb. Rosenfeld (1888),
Max Kochertaler (1863), Ada Ledermann geb. Freudenthal (1890), Artur Ledermann
(1882), Hugo Heinrich Levi (1887), Irma Levi geb. Kocherthaler (1897), Julie
Löb geb. Weil (1901), Eugen Maier (1884), Hilde Merzbacher geb. Haymann (1898),
Julius Merzbacher (1890), Emma
Metzger geb. Ottenheimer (1887), Julius Metzger (1881),
Bertha Steinhardt geb. Schlossmann (1882), Bertha Stern geb. Herz (geb. 1887
in Öhringen, von Köln nach Lódz deportiert), Amalie Thalheimer geb. Rindsberg
(1862), August Thalheimer (1884), Hedwig Thalheimer geb. Kaufmann (1889), Lore
Thalheimer (1923), Siegfried Thalheimer (1926), Trude Thalheimer (1922),
Mathilde (Aline?)
Weil geb. Dreyfus (1878), Ida Weinschenk (1884), Berta Westheimer geb. Ledermann
(1889), Ilse Ruth Westheimer (1920), Josef Westheimer (1878), Hermine Wolff geb.
Schlossmann
(1879).
Der in einigen Listen genannte Siegfried Herz (1890) ist 1933 nach Frankreich
geflohen und hat überlebt. Gleichfalls hat Berta Kaufmann geb. Sahm (1887)
überlegt; sie ist im März 1939 in die USA emigriert. Der in einigen Listen
genannte Bernhard Sahm (1861) war Lehrer in Öhringen und starb bereits 1916.
Im Kreuzgang der Öhringer Stiftskirche wurden im Jahr 2000 zwei Tafeln mit den Namen der in der NS-Zeit umgekommenen Öhringer Juden angebracht.
Im November 2011 wurden 21 "Stolpersteine" in Öhringen
verlegt für Julius und Emma Metzger (Marktstraße 21), Dr. Julius und Hilde
Merzbacher (Marktstraße 3), Adolf Ehrlich und seine Tochter Rosa
(Rathausstraße 28), Rosa Ledermann und ihre Tochter Emma, Arthur und Ada
Ledermann (Untere Torstraße 22), Amalie Thalheimer, August und Hedwig
Thalheimer mit ihren Kindern Lore und Siegfried (Poststraße 24), Nanette Israel
und ihre Tochter Selma (Poststraße 31), Josef und Berta Westheimer und ihre
Töchter Ilse und Beatrice (Bahnhofstraße 10). Weitere sieben
"Stolpersteine" wurden in Öhringen am 5. November 2013 verlegt
für Nannchen Engelbert (Wintergasse 20), Max Kocherthaler (Poststraße 30),
Mathilde Weil (Poststraße 46), Eva Gutmann (Poststraße 88=, Karoline und Isak
Kaufmann (Karlsvorstadt 15). Zu den "Stolpersteinen" in
Öhringen siehe Seite
in der Website der Stadt.
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Ausschreibung des Lehrers, Vorbeters und Schochet
in Eschenau mit Filiale Öhringen (1874)
Anmerkung: 1874 war Öhringen noch eine Filiale von Eschenau; der neue
Religionslehrer in Eschenau sollte auch für die Öhringer Juden zuständig
sein. Ob die Stelle besetzt werden konnte, ist unklar.
Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 4. August 1874: "Die Gemeinde Eschenau beabsichtigt einen
Lehrer, Vorbeter und Schächter sofort anzustellen, welcher auch zweimal
wöchentlich den Religionsunterricht in der Filiale Öhringen zu erteilen
hat. Gehalt, ohne die nicht unbedeutenden Nebeneinkünfte, 500 Thaler pro
anno. Qualifizierte Bewerber wollen ihre Meldungen und Zeugnisse dem
Unterzeichneten einsenden.
Heilbronn am Necker, im Juli 1874. Das Königliche Bezirksrabbinat.
Dr. M. Engelbert." |
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet (1875)
Anmerkung: die Ausschreibung erschien über mehrere Wochen in der
Zeitschrift "Der Israelit". Da sich offenbar niemand Geeignetes
beworben hat, wurde der in Aussicht gestellte Gehalt erhöht. Anfang September
unterschrieb von der jüdischen Gemeinde Öhringen zunächst Julius Gutmann,
dann Salomo Israel.
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. September 1875: "Oehringen,
Oberamtsstadt Württembergs.
Gesuch eines Religionslehrers, Vorsängers und Schochet. Die
hiesige, aus 20 Familien bestehende Privat-Gemeinde sucht die obige Stelle
baldmöglichst zu besetzen. Gehalt fix 400 Gulden = 785 Mark 71 Pfennig
nebst freier Wohnung. Anbei steht in Aussicht, dass die Gemeinde sich
rasch verstärkt und zuzüglich der Nebenverdienste auf ein reichliches
einkommen Rechnung getragen werden kann. Ein noch unverheirateter Mann erhält
den Vorzug. Lusttragende wollen ihre Zeugnisse baldigst einsenden. Julius
Gutmann." |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. Oktober 1875: "Oehringen.
Oberamtsstadt Württembergs. Gesuch eines Religionslehrers, Vorsängers
und Schochet. Die hiesige, aus 20 Familien bestehende Privatgemeinde sucht
die obige Stelle baldmöglichst zu besetzen. Gehalt fixo 500 Gulden nebst
freier Wohnung, anbei steht in Aussicht, dass die Gemeinde sich rasch
verstärkt, und zuzüglich der Nebenverdienste auf ein reichliches
Einkommen Rechnung getragen werden kann. Ein noch Unverheirateter erhält
den Vorzug. Lusttragende wollen ihre Zeugnisse in Bälde einsehen.
Salomo Israel." |
Hilfsvorbeter gesucht (1887)
Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. August 1887: "Hilfsvorbeter
gesucht.
Die hiesige Gemeinde sucht für kommenden Rosch Haschana und Jom
Kippur einen Hilfsvorbeter. Gefällige Anträge beliebe man sofort zu
richten an
N. Zirndörfer, Anwalt, Oehringen (Württemberg)." |
Versammlung der israelitischen Lehrer der Region in
Öhringen (1888)
Artikel in
der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 19. April 1888: "Oehringen,
1. April (1888). Auf Anregung des Lehrers Spatz in Affaltrach
versammelte sich hier eine Anzahl israelitischer Lehrer und Vorsänger des
Hohenloher Gaues und der Umgegend, um sich über allerlei Standesfragen zu
besprechen. Das Ergebnis dieser Besprechung war die Gründung eines
israelitischen Lehrervereins für Hohenlohe-Franken zur Wahrung und Förderung
von Standesinteressen. Zum Vorstand des Vereins wurde Lehrer Forchheimer
– Ernsbach, zum Schriftführer Spatz
– Affaltrach gewählt."
|
Über den jüdischen Lehrer Bernhard Sahm (1861 bis
1916, Lehrer in Öhringen 1900 bis 1916)
Bernhard Sahm ist am 2. Dezember 1861
in Braunsbach als Sohn des
Viehhändlers Salomon Löw Sahm und seiner Frau Nanette geb. Bernheimer
geboren. Er studierte von 1877 bis 1880 am Lehrerseminar in Esslingen.
1880 bis 1882 war er Lehrer in Hohebach.
1882 bis 1884 war er in New York, wo er am 5. September 1882 Sara geb.
Straßburger aus Hohebach heiratete. In New York sind die ersten beiden
Kinder geboren: Lafayette (1882) und Milton (1884). Von 1885 bis 1900 war
Bernhard Sahm wiederum Lehrer in Hohebach,
wo die Kinder Karoline (1885, früh verstorben), Bella (1886, später
verheiratete Thalheimer, dep.) und Bertha (1887) geboren sind. Von 1900
bis zu seinem Tod 1916 war Bernhard Sahm Lehrer in Öhringen.
Der Sohn Milton Sahm studierte 1900 bis 1903 am Lehrerseminar in
Esslingen. Vor 1914 war er eine Zeitlang Vorsänger in Öhringen (evtl.
Aushilfe für seinen Vater), von 1914 bis 1923 Verwalter und Obersekretär
im Israelitischen Oberrat Stuttgart; er starb 1923 in
Stuttgart. |
Über den jüdischen Lehrer Berthold Levi (1877-1941,
Lehrer in Öhringen bis 1926)
Berthold Levi ist am 20. Dezember
1877 in Rexingen als Sohn eines
Metzgers geboren. Er studierte 1894 bis 1897 am Lehrerseminar
in Esslingen. 1897 bis 1898 war er Lehrer, Kantor und Schochet in Talheim,
später in Ulm, Heilbronn, Horb und Öhringen, von 1926 bis zum Eintritt
in den Ruhestand 1936 in Göppingen.
Er starb 1941 in Stuttgart. Berthold Levi war verheiratet mit Paula geb.
Gummersheimer, einer 1884 als Tochter des Lehrers Ruben Gummersheimer
(1858 bis 1910 Lehrer in Lehrensteinsfeld).
Ein Sohn von Berthold Levi war Erich (Eric) Levi, der 1916 in
Öhringen geboren ist und sich an der Israelitischen Lehrerbildungsanstalt
in Würzburg zum Lehrer ausbilden ließ (bis 1937). Er war 1937/38 an der
Jüdischen Bezirksschule in Bad Nauheim tätig. 1938 emigrierte er in die
USA, wo er auch als Lehrer, später als Schuldirektor in Baltimore tätig
war (weiteres in "Lebenszeichen" S. 167-168). |
Über den jüdischen Lehrer Moritz Kulb (1875-1937,
Lehrer in Öhringen 1926 bis 1936)
Moritz Kulb ist am 28. Juli 1875 in Hösbach
bei Aschaffenburg als Sohn eines Kaufmanns geboren. Er studierte 1892 bis
1895 am Lehrerseminar in Esslingen. 1901
bis 1926 war er Lehrer in Sontheim bei
Heilbronn, von 1926 bis 1936 in Öhringen. Er starb am 20. März 1937 in
Stuttgart und wurde im Israelitischen Teil des Pragfriedhofes ebd.
beigesetzt. Lehrer Kulb war verheiratet mit Elsa geb. Eisinger, die am 7.
September 1879 in Stebbach geboren
ist. Sie und ihre am 13. Mai 1908 in Sontheim
geborene Tochter Rosa wurden 1941 nach Riga deportiert und sind
umgekommen. |
60. Geburtstag von Religionsoberlehrer Moritz Kulb
(1935)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs"
vom 1. August 1935: "Öhringen. Am 26. Juli darf Religionsoberlehrer
M. Kulb seinen 60. Geburtstag feiern. Der Jubilar hat lange Jahre an
der Jüdischen Volksschule zu Sontheim gewirkt und hat sich auch um seine
jetzige Gemeinde als Religionslehrer, Kantor, Prediger und nicht zuletzt
als Vorsitzender des Israelitischen Vorsteheramts Öhringen sehr große
Verdienste erworben. Religionsoberlehrer Kulb wird als überaus fleißiger
und pflichtgetreuer Pädagoge hoch geschätzt. Möge es ihm, der infolge
Krankheit seit einigen Monaten seinen Dienst nicht versehen kann,
vergönnt sein, recht bald wieder in voller Schaffenskraft zum Wohle
unserer Gemeinde zu wirken!" |
|
Links:
Grab/Grabstein für Moritz Kulb (gest. am 20. März 1937) im
Israelitischen Teil des Pragfriedhofes in Stuttgart mit Gedenkinschriften
für die nach der Deportation umgekommene Frau von Moritz Kulb - Elsa geb.
Eisinger - sowie die Tochter Rosa und die Schwester Klara Freund
geb. Kulb
(Foto: Hahn). |
Lehrer Hans Bodenheimer wird in sein Amt eingesetzt
(1936)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs"
vom 1. Juli 1936: "Öhringen. Am 1. Februar (1936) durfte
unsere Gemeinde eine ernste, schlichte Feier begehen, indem Bezirksrabbiner
Dr. Heimann unseren neuverpflichteten Lehrer, Hans Bodenheimer,
feierlich in sein Amt einsetzte. Es war für die Gemeinde, welche hierzu
vollzählig versammelt war, ein geistiges Erlebnis, den von Herzen
kommenden und zu Herzen gehenden Worten des Rabbiners lauschen zu dürfen,
welche ihren Höhepunkt in der Abnahme des Gelöbnisses sowie in dem der
Gemeinde erteilten Segen erreichten. Nach beendigtem Gottesdienst hielt
Rabbiner Dr. Heimann eine private Sprechstunde ab, wo jedes Mitglied
seinem Rabbiner die persönlichen Sorgen und Nöte anvertrauen konnte,
während am Nachmittag für die Jugend bis zu 17 Jahren ein Oneg-Schabbath
stattfand, wo alles mit heller Begeisterung bei der Sache war. Für den
Abend hatte Dr. Heimann die Erwachsenen in die Synagoge gebeten, wo bei
ausgezeichnetem Besuch ein reger Meinungsaustausch über aktuelle
jüdische Fragen stattfand und wobei auch Dr. Heimann sein reichhaltiges
Arbeitsprogramm entwickelte. Als die Zeit zum Abschied nahte, war jedes
Gemeindemitglied sichtlich befriedigt und durfte wertvolle geistige
Anregungen mit nach Hause nehmen." |
Aus dem jüdischen Gemeinde- und
Vereinsleben
Kritik an einem den Schabbat nicht einhaltenden und am
Schabbat in der Synagoge Toralesenden Kaufmann (1886)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. November 1886: "Aus dem Hohenlohischen.
In Öhringen war am jüngsten Jom Kippur ein dortiger Kaufmann ehrenamtlicher Vorbeter, welcher den
Schabbat und Feiertag entweiht, da derselbe sein Geschäft offen hat.
Trotzdem, dass der dortige Lehrer und Vorsänger dagegen war, und sogar
eine Anfrage an das betreffende Bezirks-Rabbinat Heilbronn machte, welches
erklärte, dass man ihn nicht als Vorbeter
nehmen sollte, ließ derselbe doch seine holde Stimme hören, weil es der
Vorstand für angemessen hielt." |
Gründung der Israelitischen Gemeinde
(1890)
Artikel in
der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 26. September 1890: "Aus
Württemberg,
22. September (1890). Während unsere jüdischen Landgemeinden durch
Wegzug kleiner werden, sich manche auch schon ganz aufgelöst haben,
bilden sich in Städten, wo vor 3 bis 4 Jahrzehnten noch kein Israelit
wohnte, neue Gemeinden. So bildete sich voriges Jahr eine Gemeinde in Öhringen
und in dieser Woche hat das Königliche Ministerium des Kultus in
Anwendung des Artikels 49 des Israelitengesetzes von 1828 die Bildung
einer israelitischen Gemeinde in Gmünd
unter Zuteilung an das Rabbinat Oberdorf verfügt." |
Generalversammlung der Ortsgruppe des Reichsverbands
jüdischer Frontsoldaten (1928)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs"
vom 16. April 1928: "Öhringen. Am 25. Februar
hielt die hiesige Ortsgruppe des Reichsverbands jüdischer
Frontsoldaten ihre Generalversammlung ab. Nach Erledigung des
geschäftlichen Teiles wurde die Neuwahl vorgenommen. Es wurden einstimmig
wiedergewählt: als Vorsitzender Julius Israel, als Kassiert Heinrich Einstein,
als Schriftführer Arthur Thalheimer. Außerdem wurde beschlossen, dass
allmonatlich eine gemütliche Zusammenkunft stattfinden soll." |
Chanukkafeier des Vereins "EInklang"
(1928/29)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs"
vom 1. Januar 1929: "Öhringen. Der Verein
'Einklang' beging am 15. Dezember seine Chanukkafeier, an der die
ganze Gemeinde teilnahm. Die Veranstaltung wurde durch einen Prolog,
gesprochen von Fr. Gretl Rothschild, eingeleitet. Im Mittelpunkt
des Abends standen die mit reichem Beifall aufgenommenen Darbietungen der
Kinder, die von den Damen Louis Kahn, Bertha Löb und Elsa
Rösch liebvoll einstudiert waren. Frl. Rösch legte Proben
ihrer anmutigen Tanzkunst ab, Frau Julius Israel erfreute durch
stimmungsvolle Lieder, und ein Lustspiel ließ eine freudige Feststimmung
aufkommen. Die wohlgelungene Veranstaltung wurde durch einen fröhlichen
Tanz beschlossen." |
Chanukka-Feier des Vereins "Einklang"
(1929/30)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs"
vom 15. Januar 1930: "Ohringen. Am 21. Dezember vorigen
Jahres beging der Verein 'Einklang' unter zahlreicher Beteiligung
seine Chanukka-Feier. Nach einem Eröffnungsmarsch und Prolog wurde
unter großem Beifall das Märchenspiel 'Eine Nacht im Puppenladen'
aufgeführt. Auch die hierauf folgenden Reigen, Solotänze und ein
lustiger Schwank unterhielten die Anwesenden aufs beste. Die wohlgelungene
Veranstaltung, die so recht im Zeichen der Freude stand, wurde durch einen
fröhlichen Tanz beschlossen." |
Gründung eines jüdischen Jugendbundes
(1930)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs"
vom 1. April 1930: "Öhringen. Am 16. März wurde auf
Veranlassung des 'Landesverbands der jüdischen Jugendvereine
Württembergs' durch Obersekretär Wissmann - Stuttgart und Richard
Mayer - Heilbronn ein Jugendbund gegründet. Die Leitung der
Heimabende wird vorläufig durch die Führer der Junggruppe in Heilbronn
übernommen. Es ist eine Junggruppe und eine ältere Gruppe gegründet
worden. Die Führung der älteren Gruppe wird Frl. Heidenheimer, die der
Junggruppe die Damen Kaufmann, Rothschild, Weil und Westheimer
übernehmen. Auch Religionsoberlehrer Kulb wird sich dem Jugendbund zur
Verfügung stellen." |
Vortragsabend der Ortsgruppe des Central-Vereins (1931)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs"
vom 1. März 1931:"Öhringen. Am 7. Februar fand im Rahmen der Ortsgruppe
des Central-Vereins ein Vortragsabend statt. Dr. Walter Strauß -
Stuttgart, war vom Landesausschuss des C.V. zur Verfügung gestellt worden
und sprach über 'Deutschtum und Judentum 1931'. Der Referent
behandelte in der Hauptsache den Nationalsozialismus. Seine sehr
instruktiven Ausführungen fanden starken Beifall."
|
Vortrag in der Ortsgruppe des Central-Vereins (1932)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs"
vom 16. April 1932: "Öhringen. Am 2. April sprach im
Rahmen der hiesigen Ortsgruppe des Central-Vereins Rechtsanwalt
Dr. Oskar Mayer - Heilbronn über das Thema 'Neues über die Lage'.
Die außerordentlich interessanten und aufschlussreichen Ausführungen des
Redners fanden starken Beifall." |
Berichte zu
einzelnen Personen aus der Gemeinde
Zum Tod von Kaufmann Julius Gutmann (1896)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. Juni 1896: "Öhringen, 25.
Mai (1896). Am vergangenen Heiligen
Schabbat starb dahier der Kaufmann Julius Gutmann. Es war dies der
erste Jude, der sein Domizil hier errichtete; derselbe war ein streng
religiöser Jehudi. Sein ganzes Leben betätigte er das Wort unserer
Weisen im ersten Abschnitt der Sprüche der Väter, Vers 2 und 3, die von
den drei Grundsäulen des Judentums und der Gottesfurcht handeln. Auch bei
der christlichen Bevölkerung war er wegen seines bescheidenen Betragens
sehr beliebt. Zeugnis davon legte die außerordentlich große Beteiligung
an seiner Beisetzung, welche am
Sonntag stattfand, ab. Seine Seele
sei eingebunden in den Bund des Lebens." |
Zum Tod von Hannchen Rosenfeld geb. Baum
(1907)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Dezember 1907: "Öhringen, 2.
Dezember (1907). Am Ausgang des vorigen Heiligen Schabbat starb dahier
Frau Hannchen Rosenfeld geb. Baum im Alter von nur 42 Jahren. Die
Heimgegangene war eine biedere, fromme Frau und begleitete das Kassenamt
des hiesigen israelitischen Frauenvereins 12 Jahre lang. Ihre
Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."
|
Julius Bloch wird erneut in den Stadtrat gewählt
(1913)
Artikel im
"Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 24. Dezember 1913: "Öhringen
(Württemberg). Julius Bloch ist wieder in den Stadtrat gewählt."
|
Jakob Kaufmann wird als Kriegsteilnehmer ausgezeichnet
(1915)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Februar 1915: "Öhringen, 14.
Januar (1915). Jakob Kaufmann erhielt vom König von Württemberg die
Silberne Verdienstmedaille für Tapferkeit und Treue". |
Von Familie
Buchsbaum in Öhringen waren sechs Söhne im Ersten Weltkrieg Frontkämpfer (1926)
Aus einem Artikel in "Der Schild" vom 24. Januar 1926: "Diese
Liste ist zu ergänzen durch jene uns vorliegenden Meldungen, bei denen fünf
Brüder und mehr lediglich als Frontkämpfer ausgewiesen, nähere Angaben über
Verluste und so weiter uns jedoch nicht gemacht sind. Es sind dies:
mit fünf Söhnen: Familie Wassermann (Ermreuth) und Familie Jakobsohn (Marwitz),
mit
sechs Söhnen: Familien Ephraimsohn (Strehlitz), Buchsbaum (Öhringen
-
Württemberg), Heymann (Gelsenkirchen), Wertheimer (Altdorf in Baden),
Stiefel (Birklar)" |
Julius Heidenheimer ist 35 Jahre im
Gemeindevorsteheramt (1928)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs"
vom 1. Januar 1928: "Öhringen. Vorsteherjubiläum.
Am 26. Dezember wurde hier unter Anteilnahme der ganzen Gemeinde der Tag
festlich begangen, an dem Julius Heidenheimer vor 35 Jahren in das
Gemeindevorsteheramt eingetreten. Was Heidenheimer in diesen Jahren der
Gemeinde geleistet hat, wie er es verstanden hat, die ehrwürdigen
Traditionen der Gemeinde zu wahren und sich doch dem neuen Geiste nicht zu
verschließen, ist allgemein bekannt. Heidenheimer, der am 31. Juli 1854
in Berlichingen geboren und seit
dem 8. März 1881 mit Zerline geb. Merzbacher verehelicht ist,
gehört zu den angesehensten Bürgern Öhringens. Für den Oberrat der
Israelitischen Religionsgemeinschaft war Herr J. Flegenheimer bei
der Jubelfeier erschienen, um die Glückwünsche und den Dank der Behörde
zum Ausdruck zu bringen." |
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Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs"
vom 16. Januar 1928: "Öhringen. Am Sonntag, den 25.
Dezember dieses Jahres beging Julius Heidenheimer die Feier seines
35-jährigen Dienstjubiläums als Mitglied des Vorsteheramtes der hiesigen
israelitischen Gemeinde. Er hat durch seine Aufrichtigkeit und
Redlichkeit, durch sein Pflichtbewusstsein und Gewissenhaftigkeit es
verstanden, sich die Achtung und Liebe seiner Gemeinde zu erwerben. Der
israelitische Oberrat Stuttgart ließ durch sein Mitglied, Herrn Isidor
Flegenheimer - Heilbronn, dem Jubilar durch ein Glückwunschschreiben
herzliche Glück- und Segenswünsche entbieten. Ebenso übermittelte das
hiesige Vorsteheramt Gratulation und Glückwunsch und ließ als äußeres
Zeichen seiner Dankbarkeit neben einer Ehrenurkunde einen Klubsessel in
die Wohnung senden. Abends versammelte sich die ganze israelitische
Gemeinde im Hotel Württemberger Hof, um den Jubilar zu ehren und zu
feiern. Oberlehrer Kulb hielt einen Vortrag über die Geschichte
der israelitischen Gemeinde Öhringen. Umrahmt wurde der Abend durch
deklamatorische und musikalische Darbietungen von Fräulein Berta Löw,
Gretl Kochenthaler, Mathilde Kochenthaler und Fräulein Haimann aus
Konstanz. Befriedigt fing man von der würdigen und gutgelungenen Feier
mit dem Bewusststein, einen Ehrentag in der Geschichte der israelitischen
Gemeinde Öhringen verlebt zu haben, nach Hause." |
70. Geburtstag von Zerline Heidenheimer geb. Merzbacher
(1928)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs"
vom 1. Dezember 1928: "Öhringen. Am 13. dieses
Monats konnte Frau Julius Heidenheimer in voller körperlicher und
geistiger Rüstigkeit ihren 70. Geburtstag an der Seite ihres Gatten
begehen. Gleichzeitig war es der allezeit tätigen und wackeren Frau
vergönnt, auf einer 35-jährige Tätigkeit als Vorstand unseres
Frauenvereins zurückzublicken. Durch Umsicht und Energie sicherte sich
die Jubilarin Achtung und Vertrauen bei ihren Vereinsmitgliedern. Gemilut
chessed (Wohltätigkeit), im wahrsten Sinne des Wortes, an Lebenden
und Toten auszuüben, hatte sich der Verein mit seiner trefflichen
Führerin zur edelsten und vornehmsten Aufgabe gemacht. Dabei erstreckte
sich seine Tätigkeit weit über unsere Gemeinde hinaus. Als äußeres
Zeichen seiner Dankbarkeit hatte der Verein seiner verehrten Vorsitzenden
einen schönen Beleuchtungskörper übermitteln lassen. Die Mitglieder des
Vereins, sowie viele Verwandte und Bekannte nahmen die seltene Gelegenheit
gerne wahr, ihrer Vorsitzenden Glück- und Segenswünsche zu übermitteln,
sowie dieselbe durch schöne Geschenke zu erfreuen. Am anderen Tage fand
man sich zu einer kleinen Feier im 'Hotel zur Krone' gemütlich
zusammen." |
Zum Tod von Zerline Heidenheimer geb. Merzbacher (1929)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs"
vom 16. September 1929: "Öhringen. Am 15. August
verschied nach kurzer, schwerer Krankheit im Alter von 71 Jahren die
langjährige Vorsitzende unseres Frauenvereins, Frau Zerline
Heidenheimer. 38 Jahre hat sie ununterbrochen ihre Kräfte in
selbstloser Weise dem Verein zur Verfügung gestellt und mit Liebe und
Verständnis für seine Aufgaben gewirkt. Immer, wo es galt Not zu
lindern, war sie bereit, mit helfender Hand einzugreifen und hat so das
ihr anvertraute Amt getreulich versehen. Mit ihr ging eine Frau dahin, die
nicht nur im Kreise unserer Gemeinde, sondern weit darüber hinaus geehrt
und geschätzt wurde. Umso mehr fühlen wir die Lücke, die sie
hinterlassen hat." |
Julius Heidenheimer und Julius Thalheimer werden in das
Vorsteheramt (wieder)gewählt (1930)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs"
vom 1. Januar 1930: "Öhringen. Bei den Wahlen zum
Vorsteheramt wurde der seitherige Vorsteher Julius Heidenheimer mit 50
Stimmen wiedergewählt. Mit 53 Stimmen wurde Julius Thalheimer
erstmalig zum Mitglied des Vorsteheramts bestimmt." |
Zum Tod von Julius Heidenheimer (1931)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs"
vom 1. März 1931: "Öhringen. Ein langer Trauerzug
bewegte sich am 16. Februar durch die Straßen unserer Stadt. Galt es
doch, dem allgemein beliebten Gemeindemitglied, unserem langjährigen
Vorsteher und stellvertretenden Vorsitzenden des Vorsteheramts, Julius
Heidenheimer, die letzte Ehre zu erweisen.
Plötzlich, aber sanft und friedlich, wie er gelebt, ist er aus seinem
reichgesegneten Wirken durch einen Herzschlag gerissen
worden.
Er gehörte zu den vornehmen und stillen Naturen, die keinen Wert darauf
legen, die Aufmerksamkeit der Menge auf sich zu ziehen. Als ein echter
Adelsmensch zog er seine Straße. Im Jahre 1894 wurde Heidenheimer zum
Mitglied des Vorsteheramts gewählt. Er bekleidete sein Amt 37 Jahre in
selbstloser Treue und hingebungsvoller Arbeit zum Wohle unserer Gemeinde.
Anlässlich seines 35-jährigen Dienstjubiläums durfte er reiche Ehrungen
vom Oberrat, Vorsteheramt sowie der ganzen Gemeinde erfahren. Sein
Andenken wird nie erlöschen." |
70. Geburtstag von Jakob Einstein (1931)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Juli 1931: "Öhringen, 2.
Juli (1931). Am 10. Juli feiert unser Gemeindemitglied, Herr Jakob
Einstein, seinen 70. Geburtstag. Aus der altjüdischen Gemeinde Buttenwiesen
stammend, verpflanzte er die fromme Tradition des Elternhauses auch in
seinen neuen Wohnsitz, wo er die Belange des gesetzestreuen Judentums zu fördern
bestrebt ist. Seit Jahrzehnten lässt er an den ehrfurchtgebietenden
Tagen mit lieblicher Stimme die schönen Melodien seiner Altvordern
erschallen mit echter Freude am Gottesgebot errichtet und schmückt er
alljährlich seine Sukkoh (Laubhütte)
– die einzige im Städtchen. Als Förderer des württembergischen
Landesverbandes für die Interessen des gesetzestreuen Judentums und als
treues Mitglied der Agudas Jisroel sucht er auch für die weiteren Ziele
der Orthodoxie zu wirken. Möge Herr Einstein ein gesunder und heiterer
Lebensabend beschieden sein. (Alles Gute) bis 120 Jahre." |
Zum Tod von Cilli Rothschild (1931)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs"
vom 16. Dezember 1931: "Öhringen. Einen schweren
Verlust erlitt unsere Gemeinde durch das plötzliche, allzu frühe
Hinscheiden von Frau Cilli Rothschild, der Vorsitzenden unseres Frauenvereins.
Obwohl es der Verstorbenen nur wenige Jahre vergönnt war, ihr Amt zu
bekleiden, so hatte sie es doch in kurzer Zeit verstanden, sich durch ihr
zielbewusstes und ruhiges Auftreten allseitiges Vertrauen zu erwerben.
Besonders sei erwähnt, dass sich während ihrer Amtsführung eine
Junggruppe des Vereins gebildet hat, die sich dann dem Landesverband
anschloss. Der Frauenverein wird seiner verstorbenen Vorsitzenden stets
ein ehrendes Andenken bewahren." |
Hugo Schlessinger wird für Louis Kahn in des
Vorsteheramt gewählt (1934)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs"
vom 1. Januar 1935: "Öhringen. Am 11. November
fand hier für den verzogenen Louis Kahn eine Ersatzwahl statt. Von
51 abgegebenen Stimmen entfielen 49 auf Hugo Schlessinger, der
hiermit zum Vorsteher gewählt wurde. Die Wahlbeteiligung war sehr
schwach." |
Die Firma S. Schlessinger Söhne wurde
"arisiert" (1937)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs"
vom 1. April 1937: "Öhringen. Die seit 68 Jahren
bestehende Firma S. Schlessinger Söhne ging in arischen Besitz über. Der
Alleininhaber, Hugo Schlessinger, verlegte unlängst seinen
Wohnsitz nach Stuttgart. Schlessinger gehörte seit einigen Jahren dem
Israelitischen Vorsteheramt an, und man sah ihn und seine Familie mit
größtem Bedauern von hier scheiden. Die ganze Gemeinde wünscht der
Familie Schlessinger für die Zukunft alles Gute." |
Über den Arzt Dr. Julius Merzbacher und seine Familie
Dr. Julius Merzbacher (1890
Öhringen - 1943 vermutlich KZ Auschwitz): seit 1919 hoch angesehener
praktischer Arzt in Öhringen, verheiratet mit Hilde geb. Haymann aus
Konstanz; 1924 Geburt des Sohnes Rudolf /Rolf, 1928 Geburt des Sohnes
Werner; seit 1933 war Dr. Merzbacher zunehmend dem NS-Terror ausgesetzt, 1938 nach Konstanz verzogen; 1940 nach Gurs deportiert, von hier 1942 nach Auschwitz oder
Lublin-Majdanek. Seit 1991 ist nach ihm die "Merzbacherstraße" benannt.
Die Söhne konnten in die Schweiz flüchten; Rolf erkrankt psychisch
schwer.
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Presseartikel von Urs Hafner in der
"Neuen Zürcher Zeitung" vom 5. August 2011 über die Geschichte
des Sohnes Rolf (Rudolf) Merzbacher mit Literaturhinweis:
"'Gerettet und doch zerbrochen' Das Schicksal des jüdischen
Flüchtlings Rolf Merzbacher. In der Schweiz fand der junge Rolf
Merzbacher Zuflucht vor den Nazis, erkrankte aber psychisch schwer. Gregor
Spuhler verknüpft seine behutsame Biografie des jüdischen Flüchtlings
mit Fragen der Ausländerpolitik und Wiedergutmachung..."
Link zum Artikel
in der Neuen Zürcher Zeitung - auch eingestellt
als pdf-Datei.
Literatur: Gregor Spuhler: Gerettet - zerbrochen. Das Leben
des jüdischen Flüchtlings Rolf Merzbacher zwischen Verfolgung,
Psychiatrie und Wiedergutmachung. Chronos-Verlag. Zürich 2011. 229 S.
SFr. 34.- |
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Anzeige der Lederhandlung S. Israel (1884)
Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. März 1884: "Lehrling gesucht mit
guter Schulbildung für meine Lederhandlung. Samstage und Feiertage
geschlossen. Kost und Logis im Hause.
S. Israel, Öhringen (Württemberg)." |
Anzeige von Julius Gutmann (1890)
Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. Oktober 1890: "Ein religiöses Mädchen
gesetzten Alters für bürgerliche Küche und Hausarbeit zu einem allein
stehenden Witwer gesucht. Eintritt sofort. Julius Gutmann, Öhringen (Württemberg)." |
Anzeige von Nathan Ehrlich (1891)
Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. Juni 1891: "Für ein Mädchen
aus guter Familie, 17 Jahre alt, wird eine Stelle gesucht, wo dasselbe zur
Stütze der Hausfrau tätig sein kann oder auch sich in einem Ladengeschäfte
auszubilden Gelegenheit hat. Anträge beliebe man zu richten an Nathan
Ehrlich, Öhringen (Württemberg)." |
Anzeigen des Schuhfabrikanten Jacob Einstein (1903 /
1925)
Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Februar 1903: "Suche per Ostern
oder früher einen Lehrling aus achtbarer Familie mit guter
Schulbildung und schöner Handschrift. Schabbos und Jomtof
(Feiertag) geschlossen.
J. Einstein, Öhringen bei Heilbronn, Schuhfabrikation und Engros-Lager." |
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Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Juli 1925: "Für Verwandte, welche
Handelsschule mit 1a Zeugnissen absolviert, Vorkenntnisse im
Manufakturwarengeschäft besitzt, sucht in gleicher oder verwandten
Branche, in welchem Geschäft dieselbe Sabbat und Feiertage frei hat Stellung
zur weiteren Ausbildung ohne gegenseitige Vergütung, bei freier Station
und Familienanschluss. Offerten an
Jacob Einstein, Öhringen, Württemberg." |
Anzeige des Manufakturwarengeschäftes Jacob Kaufmann
(1922)
Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. März 1922: "Zum sofortigen
Eintritt suche ich eine jüngere branchekundige Verkäuferin.
Kost und Logis im Hause. Offerten mit Gehaltsansprüchen an
Jacob Kaufmann, Manufakturwaren Öhringen Württemberg."
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Weitere Dokumente
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim / Ries)
Postkarte
an Julius Bloch
in Öhringen (1907) |
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Die Karte stammt vom Dörrhof bei Rosenberg in der Nähe von Osterburken. Der Absender bittet Julius Bloch,
ihm eine Offerte mit billigem Mais zu machen.
Julius Bloch, gebürtig aus Eichtersheim und seine Frau
Sophie aus Affaltrach kamen bereits in jungen Jahren nach
Öhringen und hatten zwei Söhne: Ferdinand, geb. 1882 und Siegfried, geb. 1884.
Julius Bloch betrieb eine Getreidehandlung, die bereits 1885 im Handelsregister eingetragen war. Er war auch Mitglied
des Gemeinderats. Er starb 1918 und wurde auf dem Öhringer
jüdischen Friedhof beigesetzt wie auch seine 1939 im Altersheim Sontheim verstorbene Frau.
Sohn Siegfried trat nach einer Ausbildung zum Getreidekaufmann ins väterliche Geschäft ein. Während des
Ersten Weltkriegs kämpfte er vier Jahre als Gefreiter für sein
Vaterland; er wurde mit dem EK II und der Silbernen Tapferkeitsmedaille ausgezeichnet. Er starb, 52 Jahre alt, 1936 in Öhringen. Seine Frau verließ 1937 Öhringen, kam über die Schweiz in die
USA und starb dort 1966. Deren beider Sohn Julius legte am Progymnasium die Mittlere Reife
ab und schloss sich kurz nach dem Tode seines Vaters einem Jugendtransport nach Amerika an.
Sohn Ferdinand kehrte ebenfalls als Gefreiter aus dem Erster Weltkrieg zurück. 1920 heiratete er Else Baer aus
Hohebach. Sie hatten zwei Kinder: Heinz,
geb. 1921 und Marianne, geb. 1923. 1922 wurde auch er Mitglied des Öhringer
Gemeinderats, war ehrenamtlich im Vorstand der Karlsruher Börse und der Landesproduktenbörse in Stuttgart.
Weitere Details zur Familie Bloch finden sich in der Dokumentation "Jüdische Bürger in Öhringen",
hrsg. von der Stadt Öhringen (s.LIt.). |
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Ansichtskarte
aus Grendelbruch
an Gustav Berliner in Öhringen (um 1926) |
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Die Ansichtskarte aus Grendelbruch (Département
Bas-Rhin, früher Unter-Elsass) an Herrn Gustav Berliner in Öhringen
wurde versandt um die Zeit um 1926. Da eine Briefmarke verloren gegangen
ist, auf der sich vermutlich der Datumsstempel befand, kann eine genaue
Datierung nicht vorgenommen werden, doch findet sich auf der Karte als
Herstellungsdatum das Jahr 1926.
Text der Karte: 'Meine Lieben. Von den herrlichen Vogesen mit besten Grüßen. Es ist unbeschreiblich schön hier und verwöhnt werde,
wie noch nie. Hier sollte man die Zeit festhalten können. Ich fühle mich sehr wohl hier. Wie
geht's euch? Was hört ihr von Else? Ist Herbert in Berlin? Jetzt wird's
ruhig bei Euch sein. Ich höre Gutes von Daheim. ... Küsse von Eurem
..."
Gustav Berliner (geb. 1876 in Eschenau, gest. 1943 in den USA) war
seit 8. Juli 1906 verheiratet mit Therese geb. Heinsfurter aus Crailsheim.
Die beiden hatten vier Kinder: Else, Hans, Herbert und Kurt.
Else Berliner (geb. 1907) starb im jungen Alter von 27 Jahren; Hans
Berliner (geb. 1909) wanderte mit 20 Jahren in die USA aus; Herbert
Berliner (geb. 1914) ging als 19 Jähriger nach Karlsruhe und von dort in die
USA; Kurt Berliner (geb. 1923) emigrierte 1938 zusammen mit seinen Eltern nach New York.
Gustav Berliner war in Öhringen als Viehhändler tätig und unterhielt zusammen mit anderen Viehhändlern einen gemeinsamen Stall im Martersgäßle.
Bereits am 18. März 1933 kam es zu einem schweren Übergriff auf die jüdischen Händler, als eine Gruppe der Heilbronner SA
bei einer inszenierten Suche nach Waffen 14 jüdische Männer gefangen nahm und zum Teil schwer misshandelte. Gustav Berliner
war neben Siegfried Herz, dessen Knecht August Hartmann und dem Fabrikanten Heinrich Einstein eines der schwer verwundeten Opfer.
Vgl. Literatur: Jüdische Bürger in Öhringen, Eine Dokumentation,
hrsg. von der Stadt Öhringen, S.61.
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Ansichtskarte
aus Paris
an Kurt Berliner in Öhringen (1930) |
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Ansichtskarte
aus Royan an
Kurt Berliner in Öhringen (1932) |
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Die beiden Ansichtskarten an Kurt Berliner
in der Poststraße in Öhringen wurden aus Paris bzw. Royan versandt am
24. Februar 1930 bzw. am 6. November 1932.
Text Karte Paris: "Mein lieber Curt. Ich sende Dir von Paris viele herzliche Grüße und Küsse.
Dein Dich liebender Onkel Willy. Viele herzliche Grüße für deine Eltern und Herbert."
Text Karte Royan (mit Ansicht: Rovan (Cote d'Argent. Vue prise
du Splendid Hotel sur le Boulevard et le Square Botton - BR.): "Mein lieber Kurt!
Du siehst dein Onkel denkt doch hie und da an Dich. Schade dass Du nicht bei mir bist, hier ist es herrlich schön,
so heiß als wäre es Juli/August. Viele Grüße und Küsse für Dich und Herbert – Euer Onkel
Willy- Grüße an Mutter und Vater"
Kurt Berliner (geb. 1923 als jüngstes Kind von Gustav Berliner und Therese
geb. Heinsfurter, s.o.) besuchte die Volksschule in Öhringen, bis er 1936
als jüdischer Schüler aus der Schule verwiesen wurde. Danach besuchte er die Jüdische Schule mit dem Lehrer Hans Bodenheimer
(vgl. das Foto unten: Jüdische Schulklasse im April 1937). 1938 emigrierte Kurt Berliner
mit seinen Eltern nach New York/USA. Beim Absender der Karten wird es sich um den Bruder von Therese Berliner, Wilhelm
(= Willy) Heinsfurter
(geb. 29. Juni 1883) handeln, der in der NS-Zeit nach seiner Deportation in Auschwitz
ermordet wurde.
vgl. Literatur: Jüdische Bürger in Öhringen, hrsg. von der Stadt Öhringen.
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Zur Geschichte des Betsaales / der Synagoge
Das
mittelalterliche Wohngebiet lag im Bereich der Altstadt/Gerbergasse. Hier befand
sich auch die im Zusammenhang mit der Verfolgung in der Pestzeit 1348/49
zerstörte Synagoge, die in den Urkunden über die Gründung des Öhringer
Spitals erwähnt wird. 1353 wurde an ihrer Stelle (hier sei nach der Urkunde des
Bischofs von Würzburg "der gottesschänderische Ritus" der Juden gefeiert
worden) das Spital erbaut. Möglicherweise wurde die ehemalige Synagoge zu einem Teil
des damals errichteten Spitals umgebaut. Ein rituelles Bad dürfte unweit der Synagoge in der Nähe
der Ohrn bestanden haben.
Hinweis: das damalige Spital (und damit auch die mittelalterliche Synagoge)
lag innerhalb der Stadtmauer, der genaue Standort konnte nicht lokalisiert
werden; das heutige Spital liegt dagegen jenseits der Ohrn am Stadtgraben.
Im 19. Jahrhundert besaß die Gemeinde zunächst einen Betsaal
in der Karlsvorstadt. Wo er sich genau befand, konnte noch nicht sicher in Erfahrung
gebracht werden. Vermutet wird das ehemalige Haus des Benedikt Kaufmann
(früheres Haus Karlsvorstadt 27, das seit 1904 der Familie Böhringer gehörte), da sich in dessen Garten eine große Sukka
(Laubhütte) befand, die bis heute erhalten ist.
Einige nähere Angaben finden sich im "Öhringer Bürgerhausbuch II"
(erschienen 2000, S. 164-166; S. 165 findet sich eine Abbildung des Hauses Böhringer, Karlsvorstadt
27, das 1971 abgebrochen wurde und S. 167 eine Abbildung der noch erhaltenen
früheren Laubhütte, gestaltet in maurischem Stil). Das seit 1904 im Besitz des
Landwirtes Michael Böhringer befindliche Haus gehörte zeitweise dem jüdischen
Kaufmann Benedikt Kaufmann (geb. 5. April 1819 in Affaltrach, gest. 19. Juli
1874 in Öhringen). Dieser war verheiratet mit Babette geb. Hessenthaler (geb.
2. Juni 1821 in Steinbach, gest. 26. August 1910 in Öhringen), mit der er elf
Kinder hatte, von denen einige früh verstorben sind. Im Haus des Benedikt
Kaufmann könnte der ersten Betsaal eingerichtet worden sein.
Mitte Dezember 1888 kaufte die jüdische Gemeinde den in Öhringen
damals sehr angesehenen Gasthof "Zur Sonne". Die seit einigen Jahren
verwitwete Besitzerin hatte ihn eigentlich ihrem Sohn übergeben wollen. Da
dieser jedoch überraschend starb, entschloss sie sich zum Verkauf des Hauses.
Der große Saal des Gasthofes war erst wenige Jahre zuvor restauriert worden.
Der Kaufpreis betrug 30.000 Mark, von denen zwei Drittel kurzfristig zu bezahlen
waren, der Rest über eine längere Zeit in Raten. Eine Beschreibung des
Betsaales liegt aus der "Schwäbischen Chronik" vom 2. April 1889 vor: "Die neue Synagoge bildet ein längliches Viereck, das, weil die nach hinten
stehende Südseite frei von Nachbargebäuden ist und freie Sicht in das Ohrntal
gestattet, von dieser Seite her sich einer ganz besonders günstigen Beleuchtung
erfreut." Zur Inneneinrichtung ist zu lesen: "Der Raum ist in zwei ungleiche
Hälften geteilt, die vordere größere enthält gegen 60 Sitzplätze für Männer,
die hintere kleinere 52 für Frauen, alle gegen Osten gewendet, denn in der
Mitte der östlichen Langseite ist das Heiligtum angebracht, hier sind die sechs
Torarollen verwahrt. Vor dieser 'Bundeslade' hat der Techniker einen von Säulen
getragenen Eingang dargestellt, er umgibt einen rotdamastenen, prachtvoll
gestickten Vorhang mit goldener hebräischer Inschrift; derselbe trägt das mit
höchster künstlerischer Vollendung in mehr als halber Meterhöhe goldgestickte
württembergische Königswappen. [...] Dieser Vorhang sowohl, als die ebenso
geschmackvolle, gleichfalls mit Goldstickerei versehene Bedeckung des Altars und
des darauf angebrachten Predigerpults sind von den Moriz Strauß'schen
Eheleuten gestiftet. Julius Bloch hat zwei große Kandelaber gestiftet und von
der Familie Ledermann sind sehr schöne Hüllen für Torarollen angeschafft
worden. Die Wände sind mit künstlerischem Geschmack durch einen hiesigen Maler
hergestellt worden. Für Abendbeleuchtung ist durch mehrere große hängende
Kronleuchter gesorgt".
Die feierliche Einweihung der Synagoge war am 29. und 30. März
1889 in Anwesenheit des israelitischen Kirchenrats Dr. Moses von Wassermann und
unter zahlreicher Beteiligung der christlichen Bevölkerung. Die Feier begann
mit einem Abschiedsgottesdienst im seitherigen Betlokal. Um 4 Uhr nachmittags
begab sich ein stattlicher Festzug, angeführt von der israelitischen
Schuljugend zu der neuen Synagoge, an deren Eingang er von den Klängen der Öhringer
Stadtmusik empfangen wurde. Nach der Einhebung der sechs Torarollen hielt der
Heilbronner Bezirksrabbiner Dr. Moses Engelbert die Festpredigt. Nach dem
Bericht im "Hohenloher Boten" wurde sie "in würdigstem Tone gehalten und
war wohl geeignet, auch Nichtisraeliten zu erbauen". Die Schwäbische Chronik
meinte, dass Rabbiner Dr. Engelbert es verstand, "in sehr würdiger, von
Glaubenstreue und brüderlicher Nächstenliebe getragener Sprache die Herzen
aller Hörer zu gewinnen und zu gemeinsamem Dank zu erheben".
Mit einem Bankett im "Württemberger Hof" und einem
Festball im Gasthof zur "Eisenbahn" fand die "in allen Teilen wohl
gelungene Feier ihren heiteren Abschluss". In der "Allgemeinen Zeitung des
Judentums" wurde freilich von einem Zwischenfall während des Festes
berichtet, der für eine "allgemeine Missstimmung" gesorgt hatte. Nachdem
von einem Mitglied der jüdischen Gemeinde ein Toast auf den württembergischen
König ausgebracht wurde, habe sich ein Professor erhoben und die Versammlung
getadelt, weil nicht zuerst ein Toast auf den deutschen Kaiser ausgebracht
wurde. Der namentlich nicht genannte Professor erinnerte bei seiner unerwünschten
Rede die jüdischen Gemeindeglieder daran, "dass sie nicht mehr in Palästina,
sondern in Deutschland wohnen und dem Kaiser ihre Huldigung nicht versagen dürfen".
Der allgemein als "taktlos" bezeichnete Zwischenfall sorgte in verschiedenen
Presseorganen offensichtlich für ein längeres Nachspiel.
Einladung zur Einweihung der Synagoge
(1889)
Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. März 1889: "Öhringen. Einladung.
Zu der am Freitag, den 29. dieses Monats stattfindenden Einweihung unserer
Synagoge, verbunden mit Bankett am gleichen Tage und Fest-Ball am darauf
folgenden Tage, wird hiermit höflichst eingeladen. Das Fest-Komitee. Auf
Obiges bezugnehmend bemerke ich, dass bei rechtzeitiger Anmeldung für
Koscher Tafel gesorgt ist. N. Zirndörfer." |
Einweihung der Synagoge (1889)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. April 1889: "Öhringen, 31. März
(1889). Die hiesige israelitische Gemeinde feierte vergangenen Freitag ein
lang ersehntes Freudenfest, die Einweihung ihrer neuen Synagoge. Hierzu
hatten sich eingefunden: Herr Kirchenrat Dr. von Wassermann aus Stuttgart,
Herr Rabbiner Dr. Engelbert aus Heilbronn, Herr Regierungsrat Böltz, sämtliche
hiesige Geistliche, Herr Stadtschultheiß Schäuffele und der ganze
Stadtrat, Herr Rektor Dr. Barth, sowie sämtliche Lehrer des Lyzeums und
der Volksschule und eine große Anzahl sonstiger Ehrengäste von hier und
auswärts. Nach dem Abschiedsgottesdienst im Betsaal bewegte sich der Zug
durch die Stadt zur neuen Synagoge, welche aufs geschmackvollste dekoriert
war und wurde dort durch Musik empfangen, worauf die Übergabe des Schlüssels
unter Ansprache von einem Schulkinde an den Gemeindevorstand Herr Zirndörfer
erfolgte. Als sämtliche Teilnehmer ihre Plätze eingenommen hatten, wurde
von dem durch Herrn Lehrer Schlossmann neu gegründeten und vorzüglich
eingeschulten Synagogenchor der Gottesdienst eingeleitet. Die Festpredigt
hielt Herr Bezirksrabbiner Dr. Engelbert, welche ebenso gediegen als vom
Geiste der Duldung und Liebe getragen war.
Die Schlussworte und das Schlussgebet sprach Herr Kirchenrat Dr.
von Wassermann, welches dem ganzen Gottesdienste einen würdigen Abschluss
verlieh.
Abends fand ein aus allen Ständen und Konfessionen so zahlreich
besuchtes Bankett im Saale des Württembergischen Hofes statt, dass der
große Raum beinahe nicht hinreichte. Nach Begrüßung der Anwesenden
durch den Gemeindevorstand brachte Herr Kirchenrat Dr. von Wassermann den
ersten Toast auf Seine Majestät den König aus. Vorsänger und Lehrer
Herr Schlossmann dankte der israelitischen Oberkirchenbehörde für ihre
Bereitwilligkeit und Unterstützung; sein Hoch galt dem anwesenden Herrn
Kirchenrat Dr. von Wassermann. In ungetrübter Festfreude blieben die
Teilnehmer bis lange nach Mitternacht versammelt. Der Samstagvormittag 9
Uhr abgehaltene Festgottesdienst verlief ebenfalls in würdigster Weise."
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Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 18. April 1889: "Man schreibt aus Öhringen, 30.
März (1889). Die hiesige israelitische Gemeinde hat, wie bereits
gemeldet, im Dezember vorigen Jahres den Gasthof zur Sonne für 30.000
Mark angekauft, um daraus eine Synagoge zu machen. In der
verhältnismäßig sehr kurzen Zeit wurde die Umwandlung unter der Leitung
des Stadtbaumeisters Bartenbach in einer Weise vollendet, welche
die größte Anerkennung verdient, da die gegebenen Räumlichkeiten mit
großem Geschick ausgenützt wurden und reiche Pracht mit gediegenem
Geschmack sich darin vereinigt finden. Gestern Nachmittag wurde die
Einweihung der neuen Synagoge vollzogen. Nachdem in dem alten Betlokal in
der Vorstadt ein Abschiedsgottesdienst gehalten war, bewegte sich der
stattliche Festzug unter Vorantritt der israelitischen Schuljugend und des
Synagogenchors zu dem Gotteshaus am unteren Tor. Der Gottesdienst dauerte
zwei Stunden, wobei der Bezirksrabbiner Dr. Engelbert die
Festpredigt hielt und Kirchenrat Dr. von Wassermann aus Stuttgart
durch eine längere Ansprache die Gemeinde
beglückwünschte." |
Ein (nichtjüdischer) Professor benimmt sich beim Fest zur Einweihung der
Synagoge daneben (1889)
Artikel in
der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 23. Mai 1889: "Aus Württemberg,
im Mai (1889). In einigen württembergischen Blättern, z.B. dem
Beobachter, hat ein an sich unbedeutender Vorgang viel Staub aufgewirbelt.
In Oehringen wurde eine Synagoge eingeweiht. Gelegentlich dieses Festes
wurde ein bescheidenes Mahl gehalten, an welchem auch christliche
Honoratioren teilnahmen. Es wurde zuerst ein Toast auf den Landesherrn,
den König von Württemberg ausgebracht. Da erhob sich ein so genannter
Professor und goss bitteren Tadel über die ganze Versammlung, weil sie
nicht zuerst einen Toast auf den deutschen Kaiser ausgebracht. Dies
brachte eine allgemeine Missstimmung hervor, denn man war sich des
harmlosen und unpolitischen Charakters des Festes zu wohl bewusst, um in
dieser Unterlassung einen wirklichen Verstoß zu finden; man betrachtete
es aber als eine Anmaßung eines Gastes, die Festversammlung in brüsker
Weise deshalb zu haranguieren. Wenn in einem solchen Landstädtchen die
Bewohner nur ihre nähere Beziehung zu ihrem Landesherrn empfinden, aus
dessen Händen sie so oft Gnadenbezeugungen empfangen, so liegt darin
gewiss keine Feindseligkeit gegen das große deutsche Reich. Dies wird
auch von den meisten Blättern anerkannt und dem so genannten Herrn
Professor sind die Vorwürfe über sein unpassendes Benehmen nicht erspart
geblieben. Der 'Beobachter' schreibt: 'Da Deutschland jetzt seit 18
Jahren ein Kaisertum ist, gegen das sich von keiner Seite weder bei seiner
Gründung, noch seither ein Widerspruch erhoben hat, so ist in der Tat
nicht abzusehen, weshalb diese Verfassungsbestimmung immer aufs Neue
feierlich zu preisen sein soll, auch wo bei den betreffenden
Festlichkeiten kein äußerer Anlass zu irgend welchem Zweifel an ihrer
Geltung gegeben wird. Von dem Professor in Öhringen war es jedenfalls
eine Anmaßung, den bei der Einweihung ihrer Synagoge versammelten Juden
und ihrem Redner eine Vorlesung zu halten und in Erinnerung zu bringen,
dass sie nicht mehr in Palästina, sondern in Deutschland wohnen und dem
Kaiser ihre Huldigung nicht versagen dürfen. Sie sind gerade so gut
deutsche Vollbürger als dieser Herr, der sich ihnen als Sittenrichter
aufdrängte und ihnen aus der Unterlassung eines Aktes, der ihnen weder
durch die allgemeine Schicklichkeit, noch durch eine besondere
Verpflichtung des Tages auferlegt war, einen verletzenden Vorwurf machte.
Sie an dem Tag, da sie sich in festlichem Verein mit ihren christlichen
Mitbürgern des vollendeten Werkes ihrer Synagoge freuten, an ihre hebräische
Abstammung zu erinnern, war weit taktloser, als dass sie mit ihrem
Lebehoch und Dank bei ihrem Landesvater innegehalten und sich nicht über
die Grenzen und Formen ihrer württembergischen Verfassung hinaus
verstiegen hatten." |
Der finanzielle Aufwand für den Umbau des Gasthofes "Sonne" einschließlich der Einrichtungen von jüdischer Religionsschule,
Lehrerwohnung und rituellem Bad betrug etwa 24.000 Mark, von denen die
Gemeindeglieder seit 1886 durch eine jährliche Umlage schon einen großen Teil
zusammen gespart hatten. Bis einschließlich 1891/92 kamen durch diese Umlagen
über 17.000 Mark zusammen. Ein Staatsbeitrag in Höhe von 2.000 Mark half
dabei, die restliche Summe zu tilgen, wenngleich die Gemeindeglieder in den
folgenden Jahren damit sehr schwer taten, da mehrere wohlhabende Familien wieder
von Öhringen weggezogen waren.
Beim Novemberpogrom 1938 wurde am 10. November die Inneneinrichtung der Synagoge von SA-Leuten aus Heilbronn sowie Öhringen und Umgebung demoliert. Das gesamte Inventar von den Ritualgegenständen bis zu den Teppichen und Möbeln wurde auf dem Schillerplatz verbrannt. Eine Inbrandsetzung des Gebäudes konnte von Nachbarn verhindert werden, da sie ein Übergreifen der Flammen auf ihre Häuser befürchteten. Tags darauf konnte Vorbeter Hans Bodenheimer das Gebäude nochmals besuchen. Er fand es
"innen total zerstört. Der Trümmerhaufen mit heiligen Büchern und Objekten war ein Anblick des Entsetzens. Ich entnahm dem Trümmerhaufen ein Gebetbuch, das ich heute noch als Zeugnis dieses unsinnigen Handelns in Ehren
halte..."
Das Synagogengebäude samt dem Grundstück wurde 1939 von der Stadt Öhringen für 8.000 Mark erworben, aber die jüdische Gemeinde konnte über diesen Betrag nicht mehr verfügen. In einem Schreiben des Öhringer Bürgermeisters an den Landrat teilte er mit, dass die Synagoge für eine Mütterschule verwendet werden sollte. Die auf 12.000 Mark veranschlagten Umbaukosten könne die Stadt aber nicht allein übernehmen. Bis zum Bau einer
"Kreishalle" sollten sich Mütterschule und NSDAP den Versammlungsraum zu Schulungszwecken teilen. Statt einer Mütterschule zogen im Zweiten Weltkrieg dann jedoch die Schülerinnen einer Lehrerinnenbildungsanstalt und nach deren Auflösung die in Stuttgart ausgebombte Frauenarbeitsschule ein. Als die Frauenarbeitsschule nach Stuttgart zurückkehrte, wurde aus der ehemaligen Synagoge das
"Haus der Jugend", in dem zeitweise die Jugendherberge, ein Kindergarten und die Stadtbücherei untergebracht wurden. Derzeit dient das Gebäude als Wohnhaus, Jugendhaus und Treffpunkt ausländischer Mitbürger. Eine Gedenktafel für die Synagoge ist angebracht (Standort: Untere Torstraße 23; neue Gedenktafel: 1998).
Fotos
Historische Fotos:
Jüdische
Schulklasse
im April 1937
(Quelle: Stadt Öhringen) |
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(Hintere
Reihe von links:) Beatrice Westheimer (dep.), Fredi Herz, Ruth Stern, Suse
Kaufmann, Rolf Merzbacher, Ruth Schlessinger, Lehrer Bodenheimer, Anita
Israel, Walter Thalheimer, Anneliese Stern, Werner Merzbacher, (vordere
Reihe von links:) Kurt Hirsch, Bernd Hirsch, Kurt Berliner, Lore
Thalheimer (dep.), Helmut Israel, Trude Ledermann, Ilse Stern, Gütner
Stern, Doris Einstein. |
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Fotos nach 1945/Gegenwart:
Fotos um 1985:
(Fotos: Hahn) |
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Die ehemalige Synagoge
in Öhringen |
Ansicht des Gebäudes von der
Unteren Torstraße |
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Eingang in das Gebäude mit Hinweistafel |
Hinweistafel von 1988 |
Hinter den hohen
Fenstern lag der Betsaal |
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Fotos 2003/05:
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 22.9.2003
und 19.3.2005*) |
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Blick
auf die ehemalige Synagoge von der Unteren Torstraße* |
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Rückansicht des
Gebäudes
(früherer Betsaal)* |
Gedenktafel
von 1998 |
Erinnerungsarbeit
vor Ort - einzelne Berichte
November
2011: In Öhringen werden
"Stolpersteine" verlegt |
Artikel in der
"Heilbronner Stimme" vom 14. November 2011 (Artikel):
"Ausstellung und Stolpersteine.
Öhringen - Die Stadt erinnert zusammen mit den Öhringer Kirchengemeinden mit einer Ausstellung und der Verlegung von Stolpersteinen an die ehemaligen jüdischen Mitbürger, die von den Nationalsozialisten ausgegrenzt, entwürdigt, deportiert und ermordet
wurden. Der Geschichte der jüdischen Gemeinde in Öhringen ist die Ausstellung gewidmet, die am Donnerstagabend, 17. November, im Treppenhaus des Öhringer Schlosses eröffnet wird. Zuvor wird Walter Meister vom Arbeitskreis Zeitgeschichte der Volkshochschule um 19 Uhr in einem Vortrag im Blauen Saal des Schlosses ein Bild vom Leben der Öhringer Juden zwischen den Weltkriegen geben. Die Ausstellung kann ab Freitag, 18. November, bis 9. Dezember, zu den Öffnungszeiten des Rathauses besucht werden. Der Kölner Künstler Gunter Demnig, Erfinder des Projekts Stolpersteine, wird am Montag, 21. November, 21 Stolpersteine vor Häusern in der Innenstadt verlegen, in denen einst jüdische Mitbürger gelebt haben, die der Mordmaschinerie der Nazis zum Opfer fielen. Beginn ist um 13.30 vor dem Haus Marktstraße 21. Gegen 16 Uhr ist ein gemeinsamer Abschluss im Treppenaufgang des Schlosses. Um 19.30 Uhr wird Demnig im Ratssaal des Alten Rathauses seinen künstlerischen Werdegang und die bisherige Entwicklung des Projekts Stolpersteine vorstellen. Die Bevölkerung ist zu Ausstellungseröffnung, Verlegung der Stolpersteine und der Präsentation von Gunter Demnig eingeladen." |
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Links und Literatur
Links:
Quellen:
Literatur:
| Paul Sauer: Die jüdischen Gemeinden in Württemberg und Hohenzollern.
1966. S. 146f. |
| Germania Judaica III,2 S. 1057. |
| Art. "Die Öhringer Synagoge wurde verwüstet" , in:
Kleine Hohenloher Zeitung 9. November 1983. |
| Jürgen Hermann Rauser: Ohrntaler Heimatbuch.
XI. Band: Öhringer Buch. Weinsberg 1982. S. 40f.78f.144. |
| Norbert Strauß: Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde Öhringens,
in: Heimatbuch "Öhringen, Stadt und Stift". 1988. |
| Stadt Öhringen (Hg.) : Jüdische
Bürger in Öhringen. Öhringen 1993. |
| ders. (Hg.): Ein Öhringer Schicksal – Das Lebensbild
des Öhringer Arztes Dr. Julius Merzbacher o.J. |
| Joseph Walk (Hrsg.): Württemberg - Hohenzollern -
Baden. Reihe: Pinkas Hakehillot. Encyclopedia of Jewish Communities from
their foundation till after the Holocaust (hebräisch). Yad Vashem Jerusalem
1986. S. . |
| Joachim
Hahn / Jürgen Krüger: "Hier ist nichts anderes als
Gottes Haus...". Synagogen in Baden-Württemberg. Band 1: Geschichte
und Architektur. Band 2: Orte und Einrichtungen. Hg. von Rüdiger Schmidt,
Badische Landesbibliothek, Karlsruhe und Meier Schwarz, Synagogue Memorial,
Jerusalem. Stuttgart 2007. |
| Gregor Spuhler: Gerettet - zerbrochen. Das Leben des
jüdischen Flüchtlings Rolf Merzbacher zwischen Verfolgung, Psychiatrie und
Wiedergutmachung. Chronos-Verlag. Zürich 2011. 220 S. SFr.
34.-- |
| Unvergessene
Mitbürger. Zur Erinnerung an die ermordeten jüdischen Bürger
Öhringens - ausgegrenzt - entwürdigt - verschleppt - ermordet. Hrsg. von
der Stadt Öhringen 2011. |
| Spuren Wege Erinnerung. Orte des Gedenkens an die
Opfer des Nationalsozialismus. Eine Dokumentation. Hrsg. Landratsamt
Hohenlohekreis. Redaktion Thomas Kreuzer (Kreisarchiv Hohenlohekreis).
Künzelsau 2021. 82 S. (pdf-Datei
ohne zugänglich) |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Oehringen Wuerttemberg.
Jews were already present in the mid-13th century. All were murdered in the
Black Death persecutions of 1348-49 and the Jewish settlement was only renewed
in the mid-19th century, with the Jews maintaining a population of 150-180 (4 %
of the total) until the Nazi era. Jews played a leading role in the town's
economic life as retailers and wholesalers. Seventeen of the 24 Jews serving in
Worldwar I received the Iron Cross. The Jewish population in 1933 was 163. Under
the Nazis, around three-quarters emigrated. Of the 36 expelled to the east,
three survived the war.
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