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Sarre-Union (Saarunion, Dep. Bas-Rhin /Alsace / Unterelsass)
Jüdische Geschichte / Synagogue / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
In Sarre-Union bestand eine jüdische Gemeinde seit dem 18.
Jahrhundert. Aus dem Jahr 1784 liegt keine Zahl jüdischer Einwohner
vor.
Im Laufe des 19. Jahrhunderts entwickelte sich die Zahl der
jüdischen Einwohner wie folgt: 1807 190 jüdische Einwohner, 1846 335, 1861
343, 1870 354, 1887 293, 1892 268 (in 65 Familien), 1898 210 (in 45
Haushaltungen), 1900 204, 1903 180 (in 40 Haushaltungen; von insgesamt 3008
Einwohnern), 1910 187.
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine jüdische
Religions- und Elementarschule (israelitische Volksschule; vgl. Berichte unten), ein rituelles Bad sowie einen eigener Friedhof. Zur
Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war zusätzlich zum Rabbiner (s.u.) zeitweise ein
Elementarlehrer und ein Kantor (Vorbeter) bestellt (siehe unten Mitteilung von 1913 zu
Kantor Weil). Der Kantor übernahm gewöhnlich auch das Amt des Schochet
(1897 bei M. Keiler und 1903 bei Herrn Spiro so benannt). An Lehrern
werden genannt: um 1887/1889 G. Lippers, von 1890 bis 1909 L. Bloch (danach in
Schlettstadt). Die
israelitische Volksschule wurde 1892/1896 von 40 Kindern besucht, 1897 noch von
21 Kindern, 1903 24 Kinder. Von den Kantoren werden genannt: Um 1887 Herr
Loeb (nach 1913 noch Vertretungsdienste siehe unten), um 1896 Herr Schwartz, um 1897/1898 M. Keiler, um 1903 Spiro, bis 1913 E.
Wolff (danach in Markirch), ab 1913 Raphael
Weill (zuvor in Molsheim). An weiteren
Ämtern wird um 1897/1899 noch der Synagogendiener J. Günsburger genannt.
Sarre-Union war vom 18.
Jahrhundert bis 1927 Sitz eines Rabbinates. Vor 1832 wird Hirtz Lévy
als Rabbiner am Ort genannt. In besonderer Erinnerung
blieb Rabbiner Joseph Levy (1799-1879), der von 1829 bis zu seinem Tod 1879 Rabbiner am Ort
war (siehe Bericht zu seinem Tod unten). Sein Nachfolger wurde der zuvor in
Niederhagenthal tätige Rabbiner Isaac Guggenheim
(1847-1918). Er blieb bis zu
seiner Zurruhesetzung 1911
im Rabbinat von Saar-Union. 1912 wurde als sein Nachfolger Rabbinatskandidat Dr.
Moïse Debré
(1882-1919)
bestimmt. Dieser starb jedoch bereits 1919 an der Spanischen Grippe. Danach
waren noch Inhaber des Rabbinates: von 1920 bis 1924 Jérôme Lévy
(1890-1942) und von 1925 bis 1927 Abraham Deutsch (1902-1992).
An jüdischen Vereinen bestand eine Chewrat Bickur Cholim
(Krankenbesuchsverein, um 1892/1896 unter Leitung von B. Wolff und E. Coblentz;
1903 E. Coblentz).
Gemeindevorsteher waren unter anderem: um 1887 Herr Levy; um 1892 B.
Levy, B. Wolff, H. Dreyfuß, S. Beer, L. Heß. A. Simon; um 1897/1903 B. Levy, B.
Wolff, J. Cahn, D. Cerf; ab 1904 B. Levy, J. Loeb, J. Coblentz, B. W. Wolf,
David Cerf, B. Meyer und Lazare Levy.
1936 lebten noch 81 jüdische Personen am Ort,
von denen die meisten 1940 nach Südfrankreich deportiert wurden.
Von den in Saar-Union geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem):
Andre Aron (1909), Adrienne Aze (1878), Denise Bing (1878), Roger Bloch (1897),
Madeleine Brunswick geb. Lehmann (1888), Rene Cerf (1893), Irma Dehass (1906),
Fernand Dreyfus (1893), Elvira Dreyfuss geb. Lion (um 1900?), Robert Dreyfuss
(1894), Bernard Hanau (1873), Joseph Hanau (um 1880), Hugo Kahn (1913), Julius
Kahn (1867), Leon Lehmann (1868), Julien Levy (1898), Nora Levy geb. Bloch
(1900), Richard Levy (1882), Samuel Semiak (1888), Bernard Simon (1870, Jules
Wolf (1877), Lucien Wolff (1907), Raymond Wolff (1908),
Ein Teil der Überlebenden kam nach 1945
zurück. 1953 wurden 53 jüdische Einwohner gezählt, in den 1960er-Jahren etwa 45.
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule
Über die Errichtung einer Schule in Saarunion in der
Mitte des 19. Jahrhunderts
Anmerkung: Eine jüdische Elementarschule gab es erst
in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Noch 1843 wurde in einem
Bericht über das Schulwesen im Elsass über die jüdische Gemeinde in
Saar-Union kritisch berichtet:
Meldung
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 26. Juni 1843:
"In Saar-Union konnte auch der Herr Großrabbine die Gemeinde zur
Errichtung einer Schule nicht bewegen." |
Versetzung des Lehrers L. Bloch nach
Schlettstadt (Selestat) (1909)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. Mai 1909:
"Schlettstadt, 6. Mai (1909). An die israelitische Schule dahier ist
Herr Lehrer Bloch aus Saar-Union versetzt worden. Herr Bloch leitet seit
19 Jahren die dortige jüdische Elementarschule." |
|
Artikel
in "Frankfurter Israelitisches Familienblatt" vom 14. Mai 1909: "Schlettstadt
im Elsass. Der seit langen Jahren hier amtierende Lehrer Bloch
tritt mit dem 15. Mai in den wohlverdienten Ruhestand. Zu seinem Nachfolger
wurde Herr L. Bloch in Saarunion ernannt. Die jüdische Schule unserer
Stadt weist zwar eine geringe Schülerzahl auf, was im allgemeinen in
sämtlichen Orten unseres Landes von den jüdischen Elementarschulen
konstatiert werden kann; dennoch ist die Stelle eine sehr gute, weil das
städtische Gehalt der Lehrer eine nette Skala aufweist. " |
Kantor Wolff bewirbt sich
vergeblich in Saarburg und Colmar und wird schließlich in
Markirch als Kantor gewählt
(1913)
Bewerbung in Saarburg: |
Artikel
in "Das jüdische Blatt" vom 14. März 1913: "Saarburg. Um die hiesige
Kantorstelle haben sich zahlreiche Kandidaten beworben. Nach einer
Gesangesprobe sämtlicher Bewerber sind zur engeren Wahl zugelassen die
Herren: Wolff - Saarunion, Weill -
Winzenheim, Jakob -
St. Ludwig und
Becker - Weißenburg. " |
|
Bewerbung in Colmar:
|
Artikel
in "Das jüdische Blatt" vom 11. April 1913: "Colmar.
Zwölf Kandidaten waren zum Wettbewerb um die vakante Oberkantorstelle
zugelassen worden. In die engere Wahl sind nunmehr gekommen die Herren
Kantoren Weill - Winzenheim (geb. in
Biesheim); Wolff - Saarunion (geb. in
Zabern); Wolff - Dijon (geb. in
Gebweiler) und Wormser -
Müllheim (geb. in
Grussenheim). Diese vier Bewerber
werden noch einen Probevortrag an einem Sabbat halten müssen. " |
|
Artikel
in "Das jüdische Blatt" vom 23. Mai 1913: "Colmar.
In unserer Khillo (Gemeinde) geht es ganz demokratisch zu. Hier ein
Beispiel. Von den hierher berufenen Chasonim (Kantoren) sollte einer als Oberkantor
gewählt werden. Da die Verwaltungskommission die Verantwortung nicht
übernehmen wollte, sollten alle Wähler der Kultusgemeinde ihr Votum abgeben.
Zu diesem Zwecke wurde ein Zirkular verschickt folgenden Inhalts:
An die geehrten Mitglieder der israelitischen Kultusgemeinde. Hier.
Die Verwaltungskommission im Bewusstsein in ihrer Verantwortung der
Kultusgemeinde gegenüber hat in der Sitzung vom 14. dieses Monats
beschlossen, sämtlichen Gemeindemitgliedern Gelegenheit zu geben, sich
darüber zu äußern, welchen der vier Kandidaten für die Oberkantorstelle sie
für die geeignetsten erachten. Diese allgemeine Kundgebung findet am
nächsten Sonntag, den 18. dieses Monats, von 10 Uhr vormittags bis 1 Uhr
nachmittags im Sitzungssaal des Konsistoriums, Chauffeurstraße 13, statt.
Die in Betracht kommenden Kandidaten sind: 1. Herr Wolff - Saarunion;
2. Herr Weil - Winzenheim; 3. Herr Wormser -
Müllheim; 4.
Herr Wolff - Dijon.
Wir bitten die geehrten Gemeinde Mitglieder ganz ergebenst, auf dem unten
angefügten Abrisszettel den Namen eines der vier Kandidaten und dessen
Wohnort angeben und diesen Zettel gefälligst in die Urne werfen zu wollen.
Mit vorzüglicher Hochachtung: für die Verwaltungskommission: der Präsident:
Paul Wurmser.
Von den 300 Wählern erschienen nur 132! Es erhielten: Herr Wurmser -
Müllheim 85 Stimmen; Herr Wolff -
Saarunion 26 Stimmen; Herr Weill
- Winzenheim 16 Stimmen; Herr Wolff - Dijon 5 Stimmen.
Herr Wurmser - Müllheim, der eine sehr starke Stimme besitzt, ist also
gewählt. Es bleibt nur abzuwarten, ob das Konsistorium seine Wahl bestätigen
wird." |
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Bewerbung in Markirch:
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Artikel
in "Das jüdische Blatt" vom 25. Juli 1913: "Markirch.
Herr Kantor E. Wolff aus Saarunion wurde mit 50 Stimmen zum
Kantor hier gewählt, 8 Stimmen fielen auf Herr Herrn Weil aus
Barr. [Siehe auch Sprechsaal. Die Red.]"
|
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Artikel
in "Das jüdische Blatt" vom 25. Juli 1913: "Sprechsaal.
(Für die in dieser Rubrik erscheinenden Artikel übernimmt die Redaktion
keine Verantwortung). Geehrter Herr Redakteur!
Wir bitten Sie, um Aufnahme folgender Zeilen: für die hiesige Kantorenwahl
versandte die Verwaltungskommission unterm 18. dieses Monats an die
Gemeindemitglieder folgendes Schreiben:
Am Sonntag, den 20. Juli 1913, von 11-12 Uhr, findet in der Synagoge die
Wahl des neuen Kantors statt. Die Verwaltungskommission, durch drei
Mitglieder verstärkt, schlägt Ihnen Herrn E. Wolf aus Saarunion vor. Den
Mitgliedern ist gestattet, ihre Stimme durch einen Vertreter oder durch den
Vorsitzenden abgeben zu lassen.
Markirch, den 17. Juli 1913. Der Vorsitzende: Dreyfuss.
'Ein Stimmzettel für Herrn E. Wolff, Saarunion lag bei. Die Einsender
Letztere bemerken dazu: wenn gewisse Kreise hier im voraus entschlossen
waren, der Kandidatur Wolff coûte que coûte zum Sieg zu verhelfen, hätte man
den Mut haben müssen, solches gleich zu sagen und hätte man nicht Herrn
Weil, Barr (welcher übrigens allgemein gefallen hat), zur Probe kommen
lassen zu dürfen. Ein solches Verfahren ist nicht gebräuchlich und ist zu
verwerfen. Über das Wahlverfahren (Herr Wolff erhielt 50, Herr Weil 8
Stimmen) erlauben wir uns, den Herrn Präsidenten anzufragen, wieviel Stimmen
direkt durch Gemeindemitgliedlieder abgegeben wurden und wieviel von seiner
liebenswürdigen Erlaubnis Gebrauch gemacht haben, par procuration zu wählen.
Der für hier sehr hohen Stimmenzahl zufolge scheint es uns, als ob bei
ziemlich zahlreichen 'membres honoraires', welche weder den einen noch den
anderen Herren gehört oder gesehen haben und sich für die Sache überhaupt
nicht interessieren, letzterer Wahlmodus in Anwendung kam.
Mancher, der diese Zeilen liest, wird wohl über unsere 'demokratischen'
Zustände erstaunt sein." |
Ausschreibung der Stelle des
Kantors und Schochets (1913)
Anzeige
in "Das jüdische Blatt" vom 12. September 1913: "Kantor- und Schächterstelle
in der israelitischen Gemeinde Saarunion ist vakant und demnächst zu
besetzen. Fixes Gehalt 1800 M., neben Einkünfte circa 600 M. Sich zu wenden
an Herrn Ellir Coblentz, Vorsteher. " |
Kantor Weill wechselt von Molsheim nach Saarunion (1913)
Meldung im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 30.
September 1913: "Saarunion. Kantor Weil -
Molsheim ist nach hier
berufen worden." |
|
Artikel
in "Das jüdische Blatt" vom 26. September 1913: "Molsheim. Der hiesige
Kantor, Herr Weill, ist nach Saarunion berufen worden und wird die dortige
Stelle am 1. November antreten. Herr Weill, der seit zehn Jahren hier
fungiert, ist allgemein beliebt. Sein Scheiden wird von der Gemeinde Monsheim
sehr bedauert. " |
|
Artikel in "Das jüdische Blatt" vom 10. Oktober 1913: "Molsheim. Anstelle
des Herren Weill, der auf den 1. November nach Saarunion versetzt wird,
ist Herr Stüffel, zur Zeit in Bergheim zum Kantor in Molsheim ernannt
worden. " |
Während der Vakatur der
Kantorenstelle versieht Kantor Löb den Vorbeterdienst (1913)
Artikel
in "Das jüdische Blatt" vom 21. November 1913: "Saarunion. Unsere Kantorstelle war mehrere Wochen verwaist, bis der neue Kantor am 1. November seine
Stelle antrat. In anerkennenswerten Weise versah inzwischen unser vor
circa 20 Jahren ausgetretener Kantor, Herr Bankverwalter Löb, den Dienst und
zwar mit einer Frische und Präzision, um die ihn mancher Kantor beneidet
hätte. Nebst unserem innigsten Danke, den wir Herrn Löb an dieser Stelle
aussprechen, drücken wir auch gleichzeitig den Wunsch aus, dass sein
Interesse sowie seine Rüstigkeit auch fernerhin standhalten möge."
|
Aus der Geschichte des
Rabbinates in Saarunion
Zum Tod des Rabbiners Joseph Levy im Juli
1879
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. August 1879:
"Saarunion (Elsass). Man schreibt uns unterm 9. Juli: Die
israelitische Gemeinde unserer Stadt hat einen herben und schwer
ersetzlichen Verlust erlitten durch das Hinscheiden seines ehrwürdigen
Rabbiners, Herrn Joseph Levy, welcher letzten Dienstag in einem Alter von
80 Jahren gestorben ist. Während der 50 Jahre, die er in Ausübung seines
Amtes in unserer Mitte zubrachte, hatte Herr J. Levy durch seine
Herzensgüte, durch seinen biederen Charakter und durch seine
Wohltätigkeit sich die Sympathie nicht nur der Gemeindemitglieder,
sondern auch aller seiner Mitbürger aller Konfessionen zu gewinnen
gewusst. Eine große Menschenmenge drängte sich am Montag in die mit
schwarzem Tuch verhängte Synagoge; von weit und breit war man gekommen,
um dem Manne, dessen Andenken lange im Herzen seiner Glaubensgenossen
fortleben wird, die letzte Ehre zu erweisen. Der Kondukt wurde durch die
beiden Söhne des Verstorbenen, wovon einer selbst Rabbiner ist, geführt;
in dem Leichenzug bemerkt man den Oberrabbiner von Metz, die Rabbiner von Zabern,
Saargemünd und Pfalzburg, den Maire und den Munizipalrat, den
Kirchenvorstand und Delegierte der eingeladenen Gemeinden. Dem Sarge
voran, der abwechselnd durch Notabilitäten der Stadt getragen wurde,
gingen die Kinder der israelitischen Schule.
Nach einem Gesang bestieg der Oberrabbiner Bicard die Kanzel und hob in
einer französischen Rede alle die Verdienste hervor, welche sich der
Verstorbene in der langjährigen Ausübung seines geistlichen Amtes
erworben. Die Rabbiner Dreyfuß und Bernheim hielten nachher jeder eine
Rede, in welcher sie besonders der unerschöpflichen Wohltätigkeit des
Verstorbenen ein Lob zollten. Nach Absingung eines Psalms verließ der Zug
die Synagoge und begab sich auf den Friedhof, wo der Rabbiner Weil ungeachtet
des strömenden Regens einem alten israelitischen gebrauch gemäß den
Verstorbenen in seinem Namen und im Namen aller zum Oberrabbinat
gehörenden Gemeinden um Verzeihung bat. Nach einer kurzen Rede eines
Neffen des Verstorbenen wurde der Sarg in das Grab gesenkt. Seine Seele
sei eingebunden in den Bund des Lebens." |
Neubesetzung des Rabbinates mit Rabbiner Isaac Guggenheim nach dem Tod
von Rabbiner Joseph Levy Ende 1879
Anmerkung: Rabbiner Isaac Guggenheim (Gugenheim, geb. 1847 in
Dornach, gest. 1918 in Sarre-Union) war von 1874 bis 1879 Rabbiner in Hagenthal-le-Bas,
1879 bis 1918 Rabbiner in Sarre-Union (seit 1912 im Ruhestand).
Rabbiner Guggenheim schrieb verschiedene wissenschaftliche Beiträge, u.a.
über:
Ofot
hetameim (unreine Vögel). Eine wissenschaftliche Abhandlung über talmudische
Systematik und Namen der biblischen Vögel von I. Gugenheim, Rabbiner in
Saarunion. Erschienen in 12 verschiedenen Ausgaben der Zeitschrift "Der
Israelit" 1897/1898. Eingestellt als pdf-Datei.
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. Dezember 1879:
"Aus dem Elsaß. Herr Isaac Guggenheim, bisher Rabbiner in Niederhagenthal,
ist als solcher nach Saar-Union berufen worden. Herrn Rabbiner Salomon
Bamberger, bisher in Lengnau (Schweiz),
ist das Rabbinat in Niederhagenthal übertragen worden. - Herr Bloch, Sohn
des Rabbiners von Hagenau, ist in der genannten Stadt als Gymnasial-Lehrer
angestellt worden. Es ist dies der erste Elsässer Israelit, welcher seine
Studien auf einer deutschen Universität vollendet hat." |
Rabbinische Diskussion um die
Frage, ob in einem Synagogenhof ein Lindenbaum gepflanzt werden soll - zwischen
Rabbiner Dr. Aschkenaze (Straßburg) und Rabbiner Gugenheim (Saar-Union, 1896)
Artikel
in "Allgemeine Israelitische Wochenschrift" vom 3. April 1896: "1. Ist es
wahr, dass man in einem Synagogenhof keine Lindenbäume pflanzen soll? Ist
dies noch bei anderen Pflanzen der Fall? Grund? 2. Welches
interessante Werk, hauptsächlich homiletischen Inhaltes, raten Sie mir für 'Chewra
lernen'? (Mit Abhandlungen über den Pentateuch bin ich versehen.) Es dürfte
auch ein hebräisches Werk wenn möglich mit Übersetzung sein. J. P.,
Romansweiler (Elsass)." |
|
Artikel
in "Allgemeine Israelitische Wochenschrift" vom 17. April 1896: "Lindenbäume
vor einer Synagoge. Dem Herrn J. P.,
Romansweiler (Elsass) möge folgendes zur Antwort dienen: in Dietrichs
'Vollständigem Lexikon der Gärtnerei und Botanik' Berlin 1810, Bd. X, wird
auf S. 34, Nr. 3 über die tilia europea, unsere Linde, folgende Schilderung
mitgeteilt: dieser allgemein beliebte Baum, welcher in Böhmen, Kärnten und
in Deutschland wächst, erreicht ein hohes Alter und in günstigem Boden eine
bewunderungswürdige Größe, sowohl in Ästen als im Stamme… Nach dem
Schulchan Aruch O. Chaim § 115, Abs. 2, soll die Synagoge, soweit es in der
Macht der israelitischen Gemeinde liegt, das höchste Gebäude unter den
übrigen Häusern der Stadt bilden. Nach Abs. 4 daselbst müssen die Nachbarn
bei ihrem Baue an der Lichtseite der Synagoge eine größere Entfernung, als
die sonst nach dem mosaischen Kanon vorgeschriebene, einhalten. Auf diesen
beiden Vorschriften beruht also das in manchen Orten sich eingebürgerte
Verbot, Lindenbäume, die bewunderungswürdig groß und ästenreich
werden, im Synagogenhof zu pflanzen. Selbstverständlich ist hier nicht nur
die Linde gemeint, sondern dergleichen Bäume, die die Möglichkeit nicht
ausschließen, durch ihr Wachstum einst die Synagoge an Höhe zu überragen und
deren Helle durch starke, dichte Ausbreitung der Äste zu benachteiligen.
Hingegen kann man diese Sitte nicht etwa damit begründen, dass durch das
Wandeln unter den Linden im Synagogenhof derselbe dann nach dem Talmud
Megillah 28 II profannisiert beziehungsweise entweihet würde. Nach M.
Abraham § 154 ! ist es nur dann der Fall, wenn der Garten an der Ostseite
der Synagoge, bzw. an der Seite der heiligen Lade sich befindet. Rabbiner
Dr. Aschanaze, Straßburg (Elsass)." |
|
Artikel
in "Allgemeine Israelitische Wochenschrift" vom 1. Mai 1896: " Lindenbäume
vor der Synagoge. Die Beantwortung in Sachen der Lindenbäume durch Dr.
Ashkanaze ist nicht richtig. Die allseitig anerkannte Ursache des
Nichtpflanzens ist viel mehr eine Bestimmung im Gegensatz zu den
Nichtjuden (Chukat HaGoi). Es wurden von jeher Lindenbäume auf
christlichen Kirchhöfen gepflanzt, die sämtlich an der Kirche lagen, sodass
es kaum eine alte Kirche gibt, um welche nicht Lindenbäume stehen. Um eine
Synagoge von einer Kirche zu unterscheiden, ist das Anpflanzen von
Lindenbäumen neben einem jüdischen Gotteshause untersagt worden. (Liegt
nicht das biblische Verbot: Lo sitta lecha aschera näher? Redaktion.
[vgl. 5. Mose 16,21]) Rabbiner J. Guggenheim, Saar-Union (Elsass)."
|
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Artikel in "Allgemeine Israelitische Wochenschrift" vom 15. Mai 1896:
"Noch einmal: Lindenbäume vor der Synagoge. In Nr. 18 dieses
Blattes bezeichnet Herr Rabbiner Gugenheim in Saarunion meine in Nr. 16
gegebene Erklärung des Verbotes, Lindenbäume vor Synagogen zu pflanzen, als
unrichtig. Diese Sitte wäre eine Nachahmung nichtjüdischer Gepflogenheit und
sei darum als heidnische Sitte unstatthaft. Man gestatte mir im
folgenden Herrn G. zu antworten: nicht alles Heidnische wird ohne weiteres
als heidnische Sitte verboten. Das Kriterium von 'Nichtjüdisch' wird
ihm Safre Abschnitt Achare, namentlich aber im Maimonides Hillchot Akkum XI
1 und Schulchan Aruch Jore Dea § 178 genau beschrieben und begrenzt. Was
würde Herr G. dazu sagen, wenn jemand behaupten wollte, die Synagogen
müssten mit Schindeln oder geteerten Pappendeckeln bedeckt sein, nicht aber
mit Dachziegeln wegen heidnischer Sitte? Oder: in der Synagoge
müssten die alten Ständer aber ohne Bänke mit Klappen eingeführt werden,
weil in den meist nichtkatholischen Kirchen und Schauspielhäusern solche
Bänke vorzufinden sind - also auch heidnische Sitte?! Maimoniedes zur Stelle
belehrt uns hierrüber: 'man sollte keine Stätten bauen nach Art der
heidnischen Tempel, um die Menge heranzuziehen, wie sie es zu machen
pflegen'. Dazu die merkwürdigen Glossen vom Rabad: 'Ich verstehe dies nicht;
meint er (Maimonides), dass man darin keine Bilder anbringe, gleich wie sie
(die Heiden) es machen, oder dass man an ihren (an den Höhen der Gebäuden)
keine (Chamanim) Sonnen- und Sinnbilder anbringe zum Zeichen für die
Menge, um sich da zu versammeln, wie sie es machen'. Nach dem Ture Sahab zur
Stelle sind beide Arten, wie sieht der Rabad definiert, verboten. Die
heidnische Sitte wird also hier ausdrücklich nur dazu angewendet, um die
Entfernung der Bilder (zurot) vom Inneren und der Emblemen (Chachamim,
Erklärung hierüber Aben Esra Leviticus 33,30, auch Raschi und Mendelssohn)
von den Höhen der Gebäuden vorzuschreiben, aber nur solche, die einen
ausgeprägtem nichtjüdischen, sondern heidnischen Charakter haben. Aber
daraus ein Verbot zu konstruieren, Linden in Synagogenhof zu pflanzen, weil
an manchen nichtjüdischen Kirchhöfen Lindenbäume sich vorfinden, ist
durchaus nicht gerechtfertigt. Bemerkt doch der Remah zur Stelle ganz
deutlich: 'Auch das, was Ehren halber oder anderer Ursache wegen geschieht,
ist gestattet'. Und wer wird nicht begreifen, zu welchem Zweck Linden oder
andere Bäume im Kirchhof gepflanzt sind: einfach zur Verschönerung des vor
Platzes und der Umgebung der Kirche. Warum soll es also uns Israeliten nicht
gestattet sein? Übrigens befindet sich in der altehrwürdigen jüdischen
Gemeinde in Krakau eine Synagoge, genannt 'Remahs Schul', auf dem
israelitischen Kirchhof, in dem ebenfalls Bäume sich vorfinden, ob Linden
oder andere Gattung, weiß ich nicht. Anders wäre es, wenn die verehrliche
Redaktion mit ihrer Bemerkung recht hätte, in unserem Gegenstand nämlich
einen Verstoß gegen das biblische Verbot (5. Buch Mose 16,21) zu erblicken,
was aber durchaus nicht der Fall ist. Denn es heißt ausdrücklich in der
Schrift: 'Beim Altar des Ewigen...' Bekanntlich befand sich aber der Altar
ausschließlich in der heiligen Stadt Jerusalem. Maimonides in Jadhachasakah,
der ibid. VI 9 und 10 das vorerwähnte Verbot allseitig erläutert mit dem
ausdrücklichen Hervorheben der Örtlichkeit des heiligen Tempels, macht in
den direkt vorhergehenden Verordnungen vielseitigen Gebrauch von diesem
örtlichen Unterschied, so dass über unseren Gegenstand kein Zweifel mehr
obwalten kann.
Dementsprechend ist es sogar gestattet, die inneren Wände der Synagoge mit
Landschaftsmalereien, mit emporragenden Bäumen, zu dekorieren, wie dies in
sehr frommen Gegenden häufig anzutreffen ist. (Rabbi Eliakim im Beth Joseph
zur Tur Jore Deah § 141 ist nur gegen Tierbilder im Inneren der Synagoge).
Dementsprechend ist es fast überall Sitte, am Wochenfeste, wie auch sehr
häufig bei Trauungen, und endlich bei patriotischen Festen, die Synagoge
speziell aber die heilige Lade mit Blumen und allerlei baumhohen
Topfpflanzen zu schmücken. Dies Verbot im 5. Buch Mose 16,21 kann hierbei
nicht in Anwendung gebracht werden. Wenn es also trotzdem Sitte ist,
Lindenbäume im Synagogenhof nicht zu pflanzen, so kann dies nur mit einer
Beantwortung in Nr. 16 der Wochenschrift seine Lösung finden. Straßburg (im
Elsass). Rabbiner Dr. Aschkanaze."
|
Zurruhesetzung von Rabbiner Guggenheim (1910)
Meldung im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom
20. Oktober 1910: "Saarunion. Rabbiner Guggenheim hat seine
Pensionierung beantragt." |
Rabbinatskandidat Dr. Moïse Debré wird neuer Rabbiner
(1912)
Anmerkung: Rabbiner Dr. Debré ist 1882 in Westhoffen
als Sohn des Anselme Debré und der Amélie geb. Cahn geboren. Er studierte 1903
bis 1909 an der Universität und am Rabbinerseminar in Berlin und wurde an der
Universität Würzburg promoviert. Nach einer Zeit als Rabbinatskandidat in
Augsburg war er von 1912 bis zu seinem frühen Tod am 26. Januar 1919 (er starb
an der Spanischen Grippe) Rabbiner in Sarre-Union. Er wurde in seinem Heimatort Westhoffen
beigesetzt. Er war seit Januar 1913 verheiratet mit Yvonne geb. Blum, mit der er eine Tochter
hatte (geb. November 1913).
Mitteilung
in "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 16. August
1912: "Saarunion. An die Stelle unseres zum 1. Oktober pensionierten
Rabbiners Gugenheim ist Rabbinatskandidat Dr. M. Debré nach hier berufen
worden." |
|
Meldung
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 19. September
1912: "Saarunion. Zum Nachfolger unseres pensionierten
Rabbiners Guggenheim ist Rabbinatskandidat Debrex - Augsburg ernannt
worden." |
Rabbiner Dr. Debré und Yvonne geb.
Blum heiraten (1913)
Anmerkung: es wird das Ergebnis der Kollekte mitgeteilt.
Mitteilung in "Das jüdische Blatt" vom 24. Januar 1913: "Hochzeit
Rabbiner Dr. Debré - Saarunion und Frl. Yvonne Blum -
Rosheim (Teilertrag) 80 M." |
Geburt einer Tochter von Rabbiner
Dr. Debré und seiner Frau Yvonne (1913)
Mitteilung in "Das jüdische Blatt" vom 21. November 1913: "Geborene:
... Tochter, Rabbiner Dr. Moise Debré und Yvonne Blum, Saarunion." |
Berichte aus dem jüdischen
Gemeindeleben
Ergebnisse von zwei Kollekten in der jüdischen Gemeinde
Saarunion (1886)
Anmerkung: Insming (Insmingen) gehörte zum Gebiet Lothringen.
Mitteilung in "Der Israelit" vom 7. Juni 1886: "Saarunion,
durch Rabbiner J. Guggenheim:
Diemeringen, Chalogeld der Frauen: Minette Levy 8 M., Seligmann Falk
1 M., Fleurette 1 M. 80 Pfg., Abraham Simon 2 M. 14 Pfg., Nathan Falk 2 M.
44 Pfg., Witwe Bloch 1 M. 60 Pfg., David J. Falk und Abraham Schwab je 3 M.,
Witwe Isaak Falk 4 M. 84 Pfg.; Insming : Machazis Haschekel 3 M. 40
Pfg. ; Chalogeld: Abraham David 1 M. 24 Pfg., Simon Kahn 8 M. 60 Pfg., Leon
Kahn 8 M. 90 Pfg., Jakob Bloch 18 M. 10 Pfg.; Saarunion, Chalogeld
der Frauen: Bernhard Levi 6 M., Josef Coblentz 6 M. 50 Pfg., Judas Levi 2 M.
31 Pfg., Schwab 1 M. 22 Pfg., Moses Lazare Levi 4 M., Samuel Levi und Witwe
Cerf Levi je 2 M. 40 Pfg., do. des M. B. Levi 19 M.; ." |
|
Mitteilung in "Der Israelit" vom 12. Juli 1886: "Saarunion,
durch Rabbiner J. Guggenheim, Chalogeld: Alfred Simon 15 Frs., Witwe Julia
Levi und Fanni Lehmann je 5 Frs., Esther Rosenwald 7 Frs. 50 ct., Frau Heß 3
Frs. 12 1/2 ct., Mathilde Lehmann 2 Frs. 50 ct., Mathilde Ascher 1 Fr. 25 ct." |
Ergebnis der Vorstandswahlen (1904)
Mitteilung
in "Frankfurter Israelitisches Familienblatt" vom 10. Juni 1904: "Saarunion.
Bei der Neuwahl des Vorstandes der israelitischen Gemeinde wurden
gewählt: B. Levy, J. Loeb, J. Coblentz, B. W. Wolf, David Cerf, B. Meyer und
Lazare Levy. " |
Berichte
zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde
Im Krieg 1870/71 starb Henri Schwab
aus Saarunion (1872)
Artikel in "Allgemeine Zeitung des Judentums" vom 13. Februar 1872: "Französische
Soldaten jüdischer Religion. (Fortsetzung).
In Nummer 49 vorigen Jahres haben wir nach den Archives israélites
die Liste der französischen Soldaten jüdischer Religion während des Krieges
1870/71 aus Lothringen gegeben. Zu den dort aufgeführten 22 mögen jetzt noch
folgende hinzugefügt werden:
Schwab (Henri), aus Saarunion, Mobilgardist, starb nach der
Kapitulation von Straßburg." |
Dr. Auscher aus Saarunion wird
Rabbiner in Dürmenach (1901)
Anmerkung: Dr. Simon Auscher (geb. 1869 Straßburg als Sohn des
Kaufmanns Marx Auscher aus Neuwiller und der Fleurette geb. Aron aus
Saarunion,
gest. 1933 Haguenau): studierte ab 1891 am
Rabbinerseminar und an der Universität Berlin, Promotion 1897 Universität
Gießen. ab 1901 Rabbiner in Durmenach,
seit 1908 Rabbiner in Altkirch, ab 1921 in
Haguenau. War seit 1909 verheiratet
mit Jeanne Esther geb. Schwab (geb. 1884 in
M.irch / Sainte-Marie-aux-Mines; Tochter Fleurette wurde 1943 in Auschwitz
ermordet).
Mitteilung in "Der Gemeindebote" vom 3. Mai 1901: "Dr.
Auscher aus Saarunion,
Zögling der ehemaligen Rabbinerschule von Colmar und des Berliner Seminars,
ist seitens des Ministeriums zum Rabbiner von Dürmenach ernannt worden." |
Unglücklicher Tod der Tochter von Nathan Dreyfuß
(1910)
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 17.
Juni 1910: "Saarunion. Ein schrecklicher Unglücksfall
ereignete sich heute Morgen in der Familie des Kaufmanns Nathan Dreyfuß.
Die 14 Jahre alte Tochter, welche aus dem Uhrkasten einen hineingefallenen
Ball holen wollte, bekam das Übergewicht und blieb eingeklemmt im Kasten
stecken. Der herbeigerufene Arzt konnte nur mehr den Tod durch Ersticken
feststellen." |
Witwe C. Bloch - gestorben in
Freialtdorf - wird in Saarunion beigesetzt (1913)
Anmerkung: bei
Freialtdorf handelt es sich um das heutige Francaltroff, ehemals Lothringen.
Zwischen Francaltroff und Sarre-Union liegen 25 km. Vermutlich wurden die
Verstorbenen aus der Gemeinde in Sarre-Union beigesetzt.
Artikel
in "Das jüdische Blatt" vom 6. Juni 1913: "Freialtdorf.
Vorige Woche starb in unserer Gemeinde, die nur noch 4 jüdische Familien
zählt, Frau Witwe C. Bloch im Alter von 80 Jahren. Fast die ganze
christliche Bevölkerung hatte sich am Tage der Beerdigung vor dem
Trauerhause eingefunden, sodass der Nachruf auf offener Straße gehalten
werden musste. Ihrem Wunsche gemäß wurde ihr Sarg auf einfachem Wagen nach
Saarunion gebracht, wo ihr Gatte
seit acht Jahren die ewige Ruhe gefunden hat, um auch im Tode mit ihm
vereint zu sein. Manche Träne wurde um diese allgemein geachtete Frau
geweint." |
Zum Tod von Jakob David (1913)
Artikel
in "Das jüdische Blatt" vom 12. September 1913: "Saarunion.
Unsere Gemeinde hat einen ihrer Getreuen verloren. In der fünften
Sabbatstunde ist Herr Jakob David in eine Welt berufen worden, die
ein ewiger Sabbat ist. Ein großer Leichenzug liegt Zeugnis ab von den
Sympathien, die sich der Verstorbene bei Juden und Nichtjuden errungen
hatte. Auf dem Friedhof entwarf Herr
Rabbiner Dr. Debré ein Charakterbild des Verblichenen." |
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Anzeige von Rabbiner Gugenheim (1902)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. August 1902: "Zur
Ausbildung eines 14-jährigen Mädchens aus besser französisch
sprechender Familie, womöglich in französischer Schweiz gegen Vergütung
gesucht. Näheres durch
Rabbiner Gugenheim. Saarunion." |
Anzeige von Lina Lehmann, Inhaberin
eines Kurz-, Weiß- und Wollwarengeschäftes (1909)
Anzeige
in "Frankfurter Israelitisches Familienblatt" vom 14. Mai 1909: "Lehrmädchen
gesucht aus achtbarer Familie, bei freier Station. Samstags geschlossen.
Lina Lehmann Saarunion im Elsass,
Kurz-, Weiß- und Wollwaren." |
Zur Geschichte der Synagoge
Die heute noch stehende Synagoge wurde 1839/40 erbaut.
1913 wurde das Gebäude umfassend renoviert. In dieser Zeit fanden die
Gottesdienste im Schulgebäude der Gemeinde statt.
Die Synagoge wird renoviert - die
Gottesdienste finden im Schulgebäude statt (1913)
Artikel
in "Das jüdische Blatt" vom 11. Juli 1913: "Saarunion.
Der Gottesdienst ist für mehrere Wochen in das Schulgebäude verlegt worden,
da die Innenräume unserer Synagoge einer umfassenden Renovierung unterzogen
werden. Zu diesem Zweck ist das Jahresbudget um tausend Mark erhöht worden.
Trotz der Bereitwilligkeit des Gesamtvorstandes, jeden Einspruch gegen
Erhöhung mit Wohlwollen prüfen zu wollen, ist von keinem Mitglied der
Gemeinde Protest erhoben worden. Auch der Frauenverein, dem leider noch
einige Damen fern stehen, zeigte seine Opferwilligkeit durch einen Beitrag
von 300 M." |
Während
des deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg wurde die Synagoge geplündert und
schließlich durch Artilleriebeschuss schwer beschädigt. Nach 1945 wurde die
Synagoge restauriert.
Adresse/Standort der Synagoge: Rue des Juifs, 67260 Sarre-Union
Fotos
Historische Fotos:
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Historische Karte
mit Abbildung der Synagoge |
Quelle: Franz. Informationsseite
s.u. |
Neuere Fotos
Fotos vom Frühjahr 2004
(Fotos Hahn, Aufnahmedatum 31.5.2004)
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Straßenschild der
"Rue
des Juifs" |
Blick entlang der Rue des
Juifs,
an deren Ende die Synagoge steht |
Blick auf die Synagoge
von
Südwesten |
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Ansicht der Synagoge von
Nordosten |
Das Eingangstor |
Eingangstor mit Giebel über
der Westfassade |
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Zwischen der Synagoge und der
ehemaligen jüdischen Schule /
Lehrer-/Vorsängerwohnung besteht
ein
Übergang |
Die ehemalige jüdische Schule
neben
der Synagoge; das Haus wurde im
Zweiten Weltkrieg weitgehend
zerstört
und wieder aufgebaut |
Innenaufnahme der Synagoge,
Quelle: hier
anklicken |
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Fotos vom
Spätsommer 2007
(Fotos: Hahn, aufgenommen beim "Europäischen Tag der Jüdischen
Kultur" am 2.9.2007) |
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Auf dem Weg zur Synagoge durch
die "Judengasse" / "Rue des Juifs" |
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Die
"Judengasse" / "Rue des Juifs" |
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Straßenschild |
Alter Hauseingang
in der
Judengasse |
Am Ende der Judengasse:
die
Synagoge |
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Die Synagoge |
Eingangsportal mit
klassizistischem Giebel |
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Synagoge
von Nordosten |
Verbindung zwischen Synagoge
und jüdischem Schul-/Lehrerhaus |
Inschrift (Ma towu
dreisprachig)
über Eingangstür im Vorraum |
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Stifter- und
Gedenktafeln rechts und links der Eingangstür |
Blick zum Toraschrein |
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Chanukkaleuchter und ewiges
Licht
links des Toraschreins |
Blick zur Bima / Vorlesepult
vor dem Toraschrein |
Blick vom Bereich
der Frauen (eine
Frauenempore besteht seit dem Umbau /
Verkleinerung der
Synagoge nicht mehr)
zum Toraschrein |
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Toraschreinvorhang (Parochet) |
Der Bereich der Frauen |
Spendenkasten / Zedakabüchse |
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Uhr |
Aufgang zur alten, nicht mehr
bestehenden Frauenempore |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
vorherige Synagoge zur ersten Synagoge nächste Synagoge
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