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Tann (Rhön,
Kreis Fulda)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Überblick:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Tann bestand eine jüdische
Gemeinde bis 1939/42. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 17. Jahrhunderts
zurück. Es liegen (s.u. Lit.: M. Imhof 400 Jahre S. 28-34)
Anträge von Aufnahmen von Juden in den Judenschutz mindestens seit 1692
vor: in diesem Jahr begründete ein Antragsteller "Klein Itzig Jud"
die Berechtigung seines Antrages damit: "Nachdem ich nunmehro verschiedene
Jahre alhier in der Tann aufgehalten...". Schon in einem Aktenvermerkt vom
17. Oktober 1676 vereinbaren die Reichsritter der Rhön, wie die Anteile am
Schutzgeld zur Hälfte zwischen den jeweiligen Landesherrn und den
Lehensträgern, auf deren Besitzungen Juden leben, aufgeteilt werden.
1722 gab es sechs jüdische Haushaltungen mit 19 Mitgliedern in Tann (Familienvorstände:
David Jud, Hirsch Jud, Schlemm Jud, Joseph Jud, Salomon Jud. Rachel Izig Judens
Wittib; Imhof
S. 28), 1730 waren es fünf jüdische Familien mit 13 Personen (über
13 Jahre; Familienvorstände Witwe Joseph Löb, Hirsch David, Salomon, Hirtz,
Seligmann David; M. Imhof 400 Jahre S. 29). 1750 waren drei jüdische Familien in der Stadt.
Zwei davon hatten sich erst ein paar Jahre vorher hier niederlassen können: Menko Isaak aus Barchfeld
mit seinen Söhnen Isaak (Nachkommen: Familien Freudenthal) und Benjamin
(Nachkommen: Familien Goldschmidt), Nesanel ben Jizchok aus Netra mit
sieben Söhnen (fünf davon hatten später Familiennamen Rabenstein,
Nelkenstock, Sichel, Heilbronn und [der jüngste] Jüngster), Schlomo ben
Jehuda mit den beiden Söhnen Mosche Jizchok (Nachkommen: Familien Moses)
und Jehude (Nachkommen: Familien Rosenstock).
Die Zahl der jüdischen Einwohner entwickelte sich im 19. Jahrhundert
wie
folgt: 1820 81 jüdische Einwohner, 1845 etwa 100, 1871 133 (11,9 % von
insgesamt 1.116), 1885 140 (12,8 % von 1.090), 1895 118 (11,2 % von 1.052), 1905
98 (9,1 % von 1.073).
Bei der Erstellung der Matrikellisten 1817 werden in Tann auf insgesamt 17
Matrikelstellen die folgenden jüdischen Familienvorstände genannt (mit
neuem Familiennamen und Erwerbszweig): Löb Heilbronn (Schmuser, hatte als
Senior der Gemeinde einen Schutzbrief von 1770), Jacob Rabenstein (Handelsmann),
Benjamin Menke Goldschmied (Handelsmann mit Metallen und Häuten), David
Siegel/Sichel (Handelsmann), Liebmann Nelkenstock (Handelsmann mit Federn und
dergleichen), Hendel, Witwe des Mayer Abraham Grünblatt (Handelsmann), Löb
Salomon Rosenstock (Handelsmann), Isaac Jüngster (Viehhändler), Frad/Fret,
Witwe des Isaac Salomon Moses (Handelschaft), Lucas Manes Hess (Handelschaft, geboren
in Sontra), Heinemann Benjamin Goldschmied
(Viehhändler), Simson Rabenstein (Viehhändler), Löb Hirsch Stern (Handelschaft),
Menke Isaac Freudenthal (Viehhändler), Isaac Hirsch Heilbronn (Handelschaft),
Assur Rabenstein (Viehhändler), Kusel Isaac Freudenthal (Viehhändler), Sandel
Jüngster Heilbronn (Haut- und Viehhandel, seit 1821), ohne Matrikelstelle:
Michael Wolf (Schulmeister, geb. in Zeil).
Die Mitglieder der jüdischen Gemeinde zählten -
spätestens seit Ende des 19. Jahrhunderts - zum besseren Mittelstand in
der Stadt. Sie waren überwiegend als Kaufleute tätig. Mehrere für das wirtschaftliche Leben in der
Stadt bedeutsame Geschäfte und Handlungen gehörten jüdischen Familien. Es gab
Handlungen für Eisen, Manufakturwaren, Felle, Vieh usw. Zeitweise gab es zwei
jüdische Metzgereien, zwei Bäckereien und eine Spenglerei in jüdischem Besitz.
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine Israelitische
Elementarschule (1830 bis 1933), ein rituelles Bad und ein eigener Friedhof. Die Gemeinde gehörte
bis 1892/93 zum Rabbinatsbezirk Gersfeld,
danach zum Provinzialrabbinat Fulda. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der
Gemeinde war (bis 1892 neben dem Rabbiner) ein Lehrer angestellt, der
zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. Ein "Schulmeister" wird
mit Michael Wolf erstmals in der Matrikelliste 1817 genannt. Lehrer an der
Israelitischen Elementarschule waren: 1830 bis 1871 Michael Goldberg (gestorben 1879 in
Geisa nach dem
Brandunglück, siehe Artikel unten), 1872 bis 1921 Leopold (Levy) Hecht (siehe
Artikel unten), 1921 bis 1931 Sebald Müller (siehe Artikel
unten), 1931 bis 1933 Samuel van
der Walde (Artikel zu seiner Wahl unten). Als letzter Lehrer wird noch Lehrer Okolica
genannt (s.u. Artikel zum Tod von Leopold Jüngster 1936 und in einem Artikel
von 1937 in Barchfeld). Zu den Zahlen
der Schüler liegen an Angaben vor: 1876 32 Schüler, 1886 25, 1892-93 35-37,
1902 nur 9, 1924-28 7-11. 1933 wurde die Schule geschlossen beziehungsweise nur
noch als Religionsschule weitergeführt.
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde: Julius
Freudenthal (geb. 16.9.1897 in Tann, gef. 14.7.1917), Ludwig Freudenthal (geb.
28.7.1886 in Tann, gef. 15.6.1915), Max Freudenthal (geb. 4.11.1895 in Tann,
gef. 8.5.1917), Leopold Heilbronn (geb. 20.11.1884 in Tann, vor 1914 in Mannheim
wohnhaft, gef. 20.8.1914) sowie Karl Freudenthal.
Um 1924, als noch 89 jüdische Einwohner gezählt wurden (7,2 % von
1.231), waren die Vorsteher der jüdischen Gemeinde Hermann Heilbronn,
Max Michael Freudenthal, Moritz Nelkenstock und Sally Jüngster. Als Lehrer,
Kantor und Schochet war Sebald Müller angestellt. Er unterrichtete damals an
der Israelitischen Elementarschule acht Kinder. An jüdischen Vereinen bestanden:
die Chewra Habachurim (gegründet 1830, 1924/32 unter Leitung von Leopold
Jüngster, 1924 25, 1932 15 Mitglieder), die Chewra schlischi (1924 unter
Leitung von Menko Heilbronn, 15 Mitglieder, 1932 unter Leitung von Mosche
Heilbronn), die Chewras Noschim (Frauenverein, gegründet 1880, Zweck:
Unterstützung Hilfsbedürftiger, 1924 unter Leitung von Eva Heilbronn und Clara
Jüngster, 27 Mitglieder; 1932 unter Leitung von Eva Heilbronn, 25 Mitglieder),
eine Ortsgruppe des Centralvereins (1924 unter Leitung von Menko
Heilbronn und Lehrer Sebald Müller). Auch 1932 waren die Gemeindevorsteher Max
Michael Freudenthal (1. Vorsitzender), Moritz Nelkenstock (2. Vors.) und Sally
Jüngster (3. Vors.). Lehrer, Kantor und Schochet der Gemeinde war
inzwischen Samuel van der Walde. Im Schuljahr 1931/32 waren von ihm zehn
Kinder in der Israelitischen Volksschule zu unterrichten.
1933 lebten noch 72 jüdische Personen in der Stadt (5,7 % von 1.292). In
den folgenden Jahren ist ein Teil der
jüdischen Gemeindeglieder auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts,
der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. Nach Nordamerika konnten
14 Personen emigrieren, nach Palästina acht, nach England vier. Sechs Personen
verstarben nach 1933 noch in Tann. Andere verzogen in andere Städte (21 nach
Frankfurt am Main). Beim Novemberpogrom 1938 wurden nach der Schändung und
Zerstörung der Synagoge (s.u.) auch mehrere jüdische Wohnungen und Geschäfte
überfallen und demoliert. Es wird berichtet, dass der angetrunkene
Ortsgruppenleiter den Auftrag gegeben haben soll, den Viehhändler Max
Freudenthal und den jüdischen Lehrer Okolica im "Klashaus" gegenüber
dem Friedhof einzusperren. Freudenthal wurde zusammengeschlagen. Das Auto der Textilhändlerfamilie Jüngster wurde in
einen Teich nahe der Ulster geworfen. Der jüdische Lehrer konnte mit Hilfe
zweier Bahnangestellter mit dem Zug aus Tann fliehen. Nach 1938 mussten die
jüdischen Familien ihre Wohnungen verkaufen. Die letzten jüdischen Einwohner
wurden 1942/43 in Konzentrationslager deportiert.
Von den in Tann geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Louise
Abraham geb. Jüngster (1878), Martha David geb. Hecht (1884), Hedwig Drexler geb. Freudenthal (1870),
Bertha
Freudenthal geb. Freudenthal (1859), Erna (Ester) Freudenthal geb. Kupfer (1890), Gidda
Freudenthal geb. Heilbronn (1875), Jettchen Freudenthal (1877), Menko
Freudenthal (1857), Meta Freudenthal (ca. 1882), Rosalie Friedmann geb. Freudenthal
(1862), Flora Gerendasi geb. Nelkenstock
(1872), Meta Gerendasi (1900), Rosa Goldschmidt geb. Sichel (1869), Gertrud
Hecht (1900), Josef
Heilbronn (1886), Johanna Heilbrun geb. Fröhlich (1863), Brigitte Homburger geb. Jüngster (1887), Betti Jüngster geb.
Oppenheimer (1893), Emma Jüngster (1890), Horst Jüngster (1926), Isidor Jüngster
(1880), Leo Jüngster (1880), Lina Jüngster geb. Oppenheimer (1889), Sali Jüngster
(1883), Sidney Jüngster (1902), Gustav Kahn (1886), Hedwig Katz geb.
Freudenthal (1868), Lina Koppel geb. Moses (1875), Frieda Löwenstein
geb. Moses (1872), Ella Marcus geb. Heilbronn (1883), Albert Moses (1900), Elise
Moses geb. Liebmann (1874), Gerd Gustav Moses (1927), Meta Moses geb. Friedmann
(1901), Sally Moses (1868), Simon Moses (1902), Helwina Müller geb. Jüngster
(1870), Laura Müller geb. Jüngster (1898), Sebald Müller (1899), Susanne
Müller (1925), Hermann Oppenheimer (1866 Blessenbach), Meta Ottensoser geb.
Gerendasi (1907), Abraham Sichel (1879), Helene Sichel (1880), Selma Sichel
(1873), Hulda Steinberger geb. Rabenstein (1886).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Zur Geschichte der
jüdischen Lehrer und der Schule
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers, Vorbeters
und Schochet (1871 / 1921)
Anmerkung: die Ausschreibung war nach der Zurruhesetzung von Michael
Goldberg nötig geworden. Es bewarb sich erfolgreich Leopold (Levy) Hecht, der
bis 1921 in der Gemeinde blieb; erst danach war eine erneute Ausschreibung
notwendig:
Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Oktober 1871: "Die Stelle eines
Lehrers für den Elementar- und Religionsunterricht, verbunden mit Kantorfunktion
in hiesiger Gemeinde ist erledigt, und wollen nur orthodoxe Bewerber unter
Beifügung unter Zeugnisse ihrer Anmeldung alsbald an den Unterzeichneten
ergehen lassen.
Die Besoldung beträgt 200 Taler bar nebst freier Wohnung; die Nebeneinkünfte
belaufen sich auf circa 100 Taler.
Tann an der Rhön. Den 9. Oktober 1871. Israelitisches Vorsteheramt.
Sandel Heilbronn." |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. März 1921:
"Durch die Pensionierung unseres seit 49 Jahren hier amtierenden
Lehrers ist die Stelle als Elementarlehrer am 1. April dieses
Jahres zu besetzen. Bewerber, die gleichzeitig Vorbeter und Schochet sein
müssen, wollen ihre Gesuche unter Angabe, ob ledig oder verheiratet an
den Unterzeichneten richten. Wir gehören zum Rabbinat Fulda. M.
Freudental, Vorsteher der Kultusgemeinde Tann
(Rhön)." |
Zum Tod von Religionslehrer und Vorbeter Michael Goldberg
(1879)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" von 18. Juni 1879. "Von der Rhön, Mitte
Juni (1879). Am 11. dieses Monats wurde in dem nahen Geisa ein Mann zu
Grabe betragen, der es verdient, auch in diesen Blättern Erwähnung zu
finden. Der ehemalige Religionslehrer und Vorbeter Michael Goldberg zu
Tann v.d. Rhön, der vom
Brandunglücke mit betroffen wurde, suchte zu Geisa bei seiner dort
verheirateten Tochter mit seiner Gattin ein momentanes Unterkommen.
Nachdem er daselbst vier Wochen sich von den nachwehen des erlebten
Schreckens erholt und sich bereits mit seinem Geschick ausgesöhnt hatte,
verschied derselbe am 9. dieses Monats nach kurzem Krankenlager im 77.
Lebensjahre sanft und ergeben in den Willen Gottes. – Auch bei dieser
Gelegenheit zeigte sich die Pietät der jüdischen Gemeinde zu Tann im schönsten
Lichte. Kaum war die Todeskunde dorthin gedrungen, als von dort
telegraphische nach Geisa gemeldet wurde, die Gemeinde wollen ihren
verehrten Lehrer, der 40 Jahre in treuer Hingebung bei ihnen gewirkt habe,
auch im Tode nicht missen, und man möge seine Grabstätte auf ihre Kosten
dort einräumen. Erst als derselben bedeutet wurde, dass dies … unzulässig
sei, stand man von diesem Wunsche ab. Doch betrachtete es der größte
Teil der Gemeinde als eine Anforderung der Pietät gegen ihren greisen
Lehrer demselben das letzte Ehrengeleite zu Grabe zu geben. Am Grabe
sprach Lehrer Blank aus Geisa über einen Ausspruch unserer Weisen –
seligen Andenkens: ‚nichts machen
die Seelen in den Gräbern der Gerechten – ihre Taten, sie erinnern an
sie’
Lehrer Hecht aus Tann widmete dem Entschlafenen,
der ein Biedermann im echten Sinne des Wortes war, namens der Gemeinde
Tann Worte des Dankes und der Anerkennung.
Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens". |
Zum 70. Geburtstag von Lehrer Leopold (Levy) Hecht (1920)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Januar 1920: "Tann, 28. Dezember
(1920). Am vergangenen Freitag, 18. Tewet, feierte unser verehrter Herr
Lehrer Hecht seinen 70. Geburtstag in körperlicher und geistiger Frische
nach einer segensreichen nahezu 48jährigen Tätigkeit in unserer
Gemeinde. Leid und Freud mit seiner Gemeinde teilend, ist das Band der
Hochachtung und Verehrung mit demselben auf das innigste verknüpft und
gestaltete diesen Tag zu einem Ehren- und Freudentag in unserer Gemeinde.
Nach beendetem Frühgottesdienst fand die herzlichste Gratulation der
Gemeinde und der Jeschiba statt, zahlreiche Geschenke, sinnige
Verehrungen, zeugten von der Hochachtung und Liebe, die dieser treffliche
Mann in seiner Gemeinde genießt. (Alles Gute) bis 120 Jahre." |
Lehrer Leopold Hecht tritt in den Ruhestand (1921)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. April 1921: "Tann
a.d. Rhön, 10. April (1921). Infolge des neuen Pensionsgesetzes trat mit
dem 1. April unser hoch verehrter Herr Elementarlehrer Leopold Hecht, nach
52jähriger Amtstätigkeit, wovon 49 Jahre auf unsere Kultusgemeinde
entfallen, in den wohl verdienten Ruhestand. Herr Hecht verstand es, der
Gemeinde in ihrer altherkömmlichen traditionellen Richtung ein treues und
friedliebendes Mitglied zu sein, den Gottesdienst in gewissenhafter Weise
zu leiten, Freud' und Leid' mit seiner Gemeinde zu teilen und sich die
Liebe und Verehrung derselben zu erwerben und zu erhalten. Auch bei
unserer städtischen Bevölkerung erfreut er sich großer Hochachtung und
Wertschätzung. Möge demselben in seitheriger Körper- und Geistesfrische
eine glückliche Ruhezeit bis 120 Jahre beschieden sein." |
Zum Tod von Lehrer Leopold Hecht (1925)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Juli 1925: "Tann
a. Rhön, 5. Juli (1925). Der pensionierte 75jährige Lehrer Levi Hecht,
der lange Jahre in unserer Gemeinde gewirkt hat, war mit seinem Sohne auf
der Bahnfahrt begriffen. Kurz vor der Station Neunkirchen erlitt er einen
Schlaganfall und war auf der Stelle tot." |
Links: Grabstein von Lehrer Leopold Hecht auf dem Friedhof
der Gemeinde. |
70. Geburtstag von Jettchen Hecht, Witwe von Lehrer
Levi Hecht (1927)
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck" vom 25. Februar 1927: "Tann. Ihren 70.
Geburtstag beging am 12. Februar in größter Frische Frau Jettchen
Hecht in Tann a.d. Rhön, die Witwe des vor einigen Jahren
verstorbenen Lehrers Levi Hecht. Von sämtlichen Mitgliedern der
jüdischen Gemeinde wurde sie mit Geschenken reich bedacht. |
Die jüdische Schule bleibt erhalten (1924)
Meldung
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Dezember 1924:
"Tann. Durch ministerielle Verfügung wird unsere Volksschulstelle,
die in Abbaugefahr schwebte, aufrechterhalten." |
Lehrer Sebald Müller kommt aus Vacha nach Tann (1921)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit“ vom 4. August 1921: "Vacha
(Rhön), 20. Juli (1921). Nach zweijähriger segensreicher Wirksamkeit,
verlässt Herr Lehrer Müller unsere Gemeinde, um einem Rufe als
Elementarlehrer und Vorbeter nach Tann in der Rhön zu folgen.
Durch seiner Pflichttreue, sein emsiges Streben, die Jugend im Sinne
unserer heiligen Tora zu erziehen, wie durch sein freundliches Wesen, hat
er sich die Herzen sämtlicher Gemeindemitglieder gewonnen, die sein
Scheiden aufrichtig bedauern. Vergangenen Schabbat hielt Herr Müller eine
zu Herzen gehende Abschiedsrede. Die besten Wünsche für eine glückliche
Zukunft geleiten ihn in seinen neuen Wirkungskreis." |
Erhalt der Volksschullehrerstelle und Neubesetzung mit
Samuel van der Walde ab 1931
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Juli 1931: "Tann, 28. Juni
(1931). Den unermüdlichen Bemühungen unseres Kultusvorstandes, Herrn Max
Michael Freudenthal, ist es trotz mannigfacher, immer wieder von neuem
auftauchender Schwierigkeiten gelungen, von der Regierung die
Aufrechterhaltung unserer Volksschullehrerstelle zu erreichen. Die
Gemeinde ist glücklich über den in der heutigen Zeit besonders
bemerkenswerten Erfolg.
Die Regierung hat den von der Gemeinde einstimmig auch als Vorsänger und
Schauchet gewählten Lehrer Samuel van der Walde in Obernkirchen, der in
Emden gebürtig und Zögling des Kölner Seminars ist, vom 1. Juli 1931 ab
zum Volksschullehrer für diese Schule ernannt. Wir wünschen ihm ein
segensvolles Wirken!"
|
Anmerkung:
Samuel van der Walde ist 1934 nach Palästina emigriert. |
Verlobungsanzeige von Lisbeth Jüngster und dem letzten jüdischen Lehrer in
Tann Heinrich Okolica (1937)
Anmerkung: Heinrich Okolica wurde am 27. November 1913 in Offenbach
geboren als Sohn von Ludwig (Luzer) Okolica und seiner Frau Regina (Rifka) geb.
Zaklikowski. Er ließ sich in Höchberg und Würzburg zum Lehrer ausbilden und
war anschließend als solcher tätig in Aschaffenburg (1928/29), Frankfurt
(1929/33), Aschaffenburg (1933/34) und schließlich von November 1934 bis zum
Novemberpogrom 1938 in Tann. Hier verlobte er sich 1937 mit Lisbeth
geb. Jüngster, eine Tochter von Salomon (Salli) Jüngster und seiner Frau
Betty geb. Oppenheimer (1893-1942). Im März 1939 konnten beide nach London
emigrieren, ein Jahr später in die USA. 1941 heirateten Heinrich und Lisbeth
Okolica. Er nannte sich nun mit Vornamen Henry. Das Paar ließ sich in New
Britain nieder, wo Henry Okolica als Rabbiner die Betreuung der Congregation
Tepheret Israel übernahm. Sie bekamen vier Kinder: drei Mädchen und ein
Junge. Über 50 Jahre war Okolica im Dienst der Gemeinde Tepheret Israel in New
Britain. 2013 konnte Henry Okolica seinen 100. Geburtstag feiern. Lisbeth
Okolica starb im Alter von 95 Jahren Anfang November 2014.
Links: http://www.jewishledger.com/2013/10/everybodys-rabbi/
http://www.centralctcommunications.com/newbritainherald/article_c36a88fe-6563-11e4-829e-277a3022f338.html
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. Oktober 1937: "Gott
sei gepriesen.
Lisbeth Jüngster - Heinrich Okolica. Verlobte.
Tann/Rhön - Tann/Rhön - Aschaffenburg.
Simchat Tora 5698 = 28. September 1937." |
Berichte zu einzelnen Gemeindegliedern
Zum Tod von Sandel Heilbronn (1872)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. November 1872: "Nekrolog.
Tann a.d.
Rhön, 10. November (1872). Wir fühlen uns veranlasst, eine Ehren-, wenn
auch traurige Pflicht zu erfüllen und zwar umso mehr, als es die letzte
Ehre des dahingeschiedenen Sandel Heilbronn seligen Andenkens – des Chawer Herr Netanel Bar Jizchak Zwi, er ruhe in Frieden –
betrifft.
Mittwoch Mittag verbreitete sich in die hiesigen Gemeinde die leider wahre
und schmerzliche Nachricht, dass unser Vorsteher das zeitliche Leben
gesegnet und im noch nicht vollendeten 56. Lebensjahre zu Gott
eingegangen. Tiefbetrübend war die Trauerkunde, denn die Gemeinde hatte
den besten ihrer Männer verloren. Der Verstorbene, welcher seit einigen
Jahren als Vorsteher der Gemeinde gewirkt, hatte eine solche Tätigkeit
und einen solch rühmenden Eifer entfaltet, dass seiner Wirksamkeit die
vollste und ungeteilteste Anerkennung zuteil ward. Durch zweckmäßige
Anordnungen hat er das religiöse Leben zu heben gesucht, ohne hierdurch
Abänderungen in dem Gottesdienst zu treffen und Neuerungen einzuführen.
Durch seine wahre Frömmigkeit und seine in der ganzen Umgegend bekannte
Wohltätigkeit war er eine von Jedermann hochgeachtete Persönlichkeit.
Es war ein trauriger Leichenzug, welcher sich am Freitagvormittag, von der
ganzen Gemeinde begleitet, zum Friedhof bewegte. Sehr würdig gedacht Herr
Lehrer Hecht in einer am Grabe gehaltenen Rede der Tugenden des
Verstorbenen, indem er zum Texte die passenden Worte unseres vorigen
Wochenabschnitte ‚Elä Toledot…’ sehr sinnreich anwendete, wofür
wir Herrn Hecht hiermit öffentlich unseren Dank abstatten.
Gebe Gott, dass der Verlust, welchen Israel in der letzten Zeit an frommen
Männern erlitten, bald wieder ersetzt werden möge. Die Gemeindevorstände." |
Zum Tod von Babetta Freudenthal geb. Stern (1898)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. Juni 1898: "Tann im Rhöngebirge.
Am 9. Siwan (30. Mai 1898) starb hierselbst, in ihrer Gemeinde beliebt und
geehrt, in weiten Kreisen hoch geachtet und geschützt, Frau Babetta
Freudenthal geborene Stern. – Als eine wackere
Frau, wie sie solche in des Wortes wahrster Bedeutung verkörperte,
hat sie derartig gewirkt, dass der reiche Inhalt dieses nunmehr
abgeschlossenen Lebens auch weiteren Kreisen bekannt zu werden verdient.
Fast 77 Jahre hat ihr der Allgütige geschenkt, und diese Lebenszeit, sie
war Mühe und Arbeit; von früh bis spät hat sie mit Fleiß ihre Hände
geregt, (hebräisch und deutsch):
stand auf, da es noch Nacht, und gönnte sich nicht eher Ruhe, bis
wiederum die Nacht heraufgezogen war. Und so hat sie gearbeitet und sich
gemüht, fast ihr ganzes Leben lang. Aber nicht nur für das materielle
Wohl ihrer Lieben war sie besorgt, noch viel mehr lag es ihr am Herzen,
ihre Kinder und Enkel zu gottesfürchtigen Menschen heranzubilden, sie zu
erziehen in Gottesfurcht, ihnen das jüdische Bewusstsein einzupflanzen,
welches ihr eigenes Innere so ganz erfüllte. Ein tiefer religiöser Sinn,
ein inniges unbegrenztes Gottvertrauen, Liebe zu den Lehren und Satzungen
des Judentums, vereint mit humaner Duldsamkeit gegen Andersgläubige,
zeichneten die Verblichene in seltenem Maße aus. Innig-jüdisches
Familienleben lernte man in den Räumen kennen, wo sie so lange geschaltet
und gewaltet, gar manches Leid haben freilich auch diese Räume gesehen,
sie sind Zeugen manchen herben Schmerzes gewesen, aber auch in den
mannigfachen Prüfungen, die ihr leider nicht erspart blieben, hat sie
sich bewährt; ihre Religion, ihr Gottvertrauen haben sich als echt
bewiesen. Nun hat es Gott dem Allmächtigen gefallen, diese edle Frau,
eine Wohltäterin für Arm und Reich, so es nur galt Gerechtigkeit und
Wohltätigkeit auszuüben, von dieser Welt hinweg zu nehmen, sie eingehen
zu lassen in ein besseres Jenseits. Leicht werde ihr die Erde. Ihre Seele
sei eingebunden in den Bund des Lebens."
|
Dank von Frau Veilchen Nelkenstock (1902)
Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. April 1902: "Dank! Für die überraschenden
und freundschaftlichen Aufmerksamkeiten, die mir der Frauenverein Tann und
Mitglieder der Gemeinde zu meinem 70-jährigen Geburtstage erwiesen haben,
spreche ich an dieser Stelle meinen innigsten Dank aus. Möge auch in
Zukunft der Allgütige über sie alle seine Gnade walten lassen. Tann a.d.
Rhön, 15. April (1902). Fräulein Veilchen Nelkenstock". |
Zum Tod von Zilli Sichel (1904)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. August 1904: "Rhön. Dieser Tage
verschied in Tann a.d. Rhön nach langer Krankheit Frau Zilll Sichel, eine
Frau, welche es verdient, in Ihrem Blatte erwähnt zu werden. Die Verklärte
führte allezeit ein würdiges und frommes Leben, einen Wandel in Gott,
vorbildlich nicht nur für ihre Hausgenossen, sondern für alle auch, die
sie kannten. Ein Frommer stirbt, (hebräisch und deutsch:),
stirbt der Fromme, so stirbt er seinem Zeitalter. Sie
war ein Muster milden Herzens, denn manche Träne hat sie
getrocknet, manches Leid hat sie gemildert; denn bei ihr hieß es: (hebräisch
und deutsch:) ‚Jeder Hungrige komme und esse mit’. Sie war ‚ein
Biederweib’ im wahren Sinne des Wortes, sie war allen ein leuchtendes
Vorbild in der wahren Gottesfurcht und Tugend; nur darum kam man ihr von
allen Seiten, ohne Unterschied des Glaubens, mit Hochachtung und Verehrung
entgegen." |
Zum Tod von Jeanette Freudenthal geb. Stein (1920)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. März 1920: "Tann a.d.
Rhön
(Februar 1920). Unsere Gemeinde hat einen großen Verlust zu beklagen.
Nach längeren qualvollen Leiden starb Frau Jeanette Freudenthal geb.
Stein, und wurde unter überaus großer Beteiligung aus allen Kreisen der
Bevölkerung zu Grabe gebracht. Sie war eine vorbildliche Eschet
Chajil (wackere Frau), geschmückt mit allen Tugenden des jüdischen
Weibes, eine Frau tiefen Gemütes und hervorragender Herzensbildung, die
ihr Haus zu einem Tempel der Gottesfurcht und der Liebe zu gestalten
wusste. Ihre Gastfreundschaft, ganz besonders auch gegen Arme, verdient rühmend
hervorgehoben zu werden. Sie war eine Zierde ihrer Familie und ihrer
Gemeinde. Auf diesen Ton waren denn auch die Ausführungen des Herrn
Provinzialrabbiners Dr. Cahn, Fulda, gestimmt, der im Anschluss an die
dreifache Teruma-Abgabe an das
Heiligtum ihre Bewährung in ihren drei Pflichtenkreisen kennzeichnete. Im
Namen der Familie sprach der Bruder Herr Rabbiner Dr. Stein, Schweinfurt,
Worte des Dankes der Verblichenen aus und am letzten Tage der Trauerwoche
würdigte Herr Lehrer Hecht im Hause nochmals Wesen und Wirken der
Dahingeschiedenen. Ihr Andenken wird ein gesegnetes bleiben." |
Gedenkfeier für den verstorbenen Dr. C. Heilbrunn (1922)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Januar 1922: "Tann i.d.
Rhön, 25.
Dezember (1921). Zu Ehren des verewigten Dr. C. Heilbronn – das Andenken
an den Gerechten ist zum Segen -, Gailingen, welcher der hiesigen Chawera als langjähriges treues und förderndes Mitglied angehörte,
fand gestern bei vollbesetztem Schiur
(Lernstunde) eine Gedenkfeier statt. In herzlichen Worten treuen
Gedenkens, verstand es Herr Lehrer Hecht, ein Lebensbild dieses edlen
Heimgegangenen, der trotz großer Entfernung seiner Heimat und
Heimatgemeinde in rührender Weise immer nahe gestanden, zu entwerfen." |
Zum Tod von Sandel Heilbronn (1923)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. Dezember 1923:
"Tann (Rhön), 16. Dezember (1927). Sandel Heilbron - das Andenken
an den Gerechten ist zum Segen -, dessen irdische Überreste wir schon
vor Wochen in die Erde senkten, hat es verdient, dass man ihm auch an
dieser Stelle - wenngleich etwas verspätet - einige Worte des Nachrufs
widmet; denn selten fanden tiefreligiöses Denken und idealer Sinn so ihre
Verkörperung wie in diesem Mann. Jeder mit unermüdlicher geschäftlicher
Tätigkeit verbrachte Tag endete bei ihm mit Wonnestunden geistiger,
zumeist jüdisch-literarischer Beschäftigung. Seine reichhaltige
Bibliothek weist die seltensten, vielfach schon vergriffenen Werke auf,
u.a. wohl mehr als ein Dutzend völlig verschiedener, zum Teil mit uralten
Noteneinladen und Kupferstichen ausgestattete Hagodaus (= Haggadot). Der
von wahrem Gottvertrauen erfüllte Verstorbene gehörte zu den ganz
Strenggläubigen, die für die Ausübung der Mizwaus (Gebote) nach
denkbar schönsten Ausdrucksformen suchen. Für die Erlangung der
kostbarsten rituellen Gegenstände scheute er keine Ausgabe. So verdankte
auch unsere Synagoge manches schönes Ausstattungsstücke seiner
Gebefreude. Selten kehrte er von einer größeren Reise zurück, ohne dass
er seiner Kehillo (Gemeinde) etwas 'mitbrachte' (Kle Kaudesch,
Mismaurim-Täfelchen, einen Chomez-Verbrennofen, Selichaus-Tafeln usw.),
wenn es auch nur eine neue Idee gewesen. Auch für seine 'Chewra
Habuchurim' (Jünglingsverein), die er lange Zeit gewissenhaft und
opferfreudig geleitet, hat er ein großes Inventar an Büchern und
Ritualien beschafft. Manche jüdische Erholungsstätte hat er mit
Gebetbüchern bedacht, manche Wohlfahrtseinrichtung gefördert. Seine
allumfassende, besonders auf das Religiöse gerichtete Geistesbildung
drückte ihm die Feder in die Hand zu schriftstellerischer Tätigkeit. So
hat er den Angehörigen seine besten Geisteserzeugnisse in zahlreichen
Betrachtungen und Gedichten hinterlassen, in denen sich eine seltene
Gemütstiefe und zugleich ein warmer Sinn für Religion und
Heimatforschung wiederspiegelt. Gebet- und Erbauungsbücher versah er
gerne mit sinnreichen Geleitworten. Einen regen Gedankenaustausch pflegte
er mit namhaften Männern unserer Zeit. So geachtet und hochgeschätzt ist
dieser Glaubensheld, der sich seiner Geburtstages wegen den Namen Gedaljah
beilegte, in der Teschuwa-Woche nach soeben vollendetem 76.
Lebensjahr in eine bessere Welt eingegangen. Nur noch vereinzelt sich auf
dem Lande Männer zu finden, die, wie er, neben Geschäftstüchtigkleit
und Unternehmungswillen auf allen Gebieten des kommerziellen Lebens einem
tief gewurzelten Idealismus so breiten Raum lassen und ihn so
gemeinnützig in die Tat umsetzen. Seine Seele sei eingebunden in den
Bund des Lebens." |
87. Geburtstag von Jette Moses (1927)
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck" vom 25. Februar 1927: "Tann a.d. Rhön. Die
älteste Einwohnerin unserer Stadt, Frau Jette Moses, beging am 19.
Februar in körperlicher Rüstigkeit und Geistesfrische ihren 87.
Geburtstag. |
70. Geburtstag von Menko Freudenthal (1927)
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck" vom 17. Juni 1927: "Tann in der Rhön.
Am kommenden Sonntag, den 19. Juni, begeht Herr Menko Freudenthal seinen
70. Geburtstag. Herr Freudenthal war jahrzehntelang in unserer
Gemeinde zu aller Zufriedenheit als Gemeindeältester tätig und erfreut
sich weit und breit größter Beliebtheit. Zu seinem 70. Geburtstag, den
er in vollständig geistiger und körperlicher Frische begeht, wünschen
wir ihm, dass er noch eine lange Reihe von Jahren in Gesundheit verbringen
möge." |
Zum Tod der aus Tann stammenden Sophie Lang geb.
Freudenthal (1928)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Juni 1928: "Burgkunstadt
(Oberfranken), 15. Juni (1928). Vor kurzem starb in Amberg
(Oberpfalz) im Hause ihrer Tochter, wo sie Heilung von einem schweren
Leiden suchte, im Alter von 73 Jahren, Frau Sophie Lang aus Burgkunstadt.
Von frommen Eltern aus der Familie Freudenthal aus Tann v.d. Rhön abstammend,
verpflanzte sie diese Tradition in ihre neue Heimat, wo sie an der Seite
des ihr in die Ewigkeit vorausgegangenen gleichgesinnten Mannes ein echt
jüdisches Haus gründete und durch alle Tugenden einer wackeren Frau
dieses zu hoher Blüte brachte. Ihr gastliches Haus war nicht nur weit
geöffnet, war nicht nur offen für die Bedürftigen, es stand
nicht nur den Armen offen, es war auch ein Haus für die Weisen,
denn Rabbiner und Lehrer waren ihre Verehrer und ein ideales Verhältnis
verband sie mit ihnen . Sie war nicht nur lange Jahre Vorstandsmitglied
der Frauenchewrah (Frauenverein), noch bis in ihre letzten Monate
beteiligte sie sich aktiv an der gebotenen Sorge um die Toten. Vier
Kinder fand sie bei ihrer Ehe vor und vier Kinder konnte sie noch ihre
eigenen nennen. Doch mit Liebe umhegte sie sie allesamt und mit
Selbstverleugnung löste sie ihre schwere Aufgabe. Ein halbes Jahr vor
ihrem Tode sah sie zu ihrem Leidwesen ihren ältesten Sohn, den bewährten
und frommen Kultusvorstand, Karl Lang - seligen Andenkens - einen Chawer
in die Gruft sinken. Dieser Schicksalsschlag zehrte an ihrem Lebensmarke.
Vor ihrer Überführung nach Nürnberg nahm ihr Schwiegersohn, Herr Lehrer
Godlewsky in Amberg, in bewegten Worten
Abschied von der teuren Verblichenen, und am Grabe in Nürnberg entwarf
Herr Rabbiner Dr. Heilbronn - ein Freund ihres Vaterhauses - ein
rührendes Bild von den Tugenden der Entschlafenen, worauf nochmals ihr
Schwiegersohn ihr Vorzüge treffend hervorhob. Eine seltene Frau aus der Vergangenheit
ist mit ihr dahingegangen. Das Andenken an die Fromme ist zum Segen." |
Zum Tod des Gemeindevorstehers Hermann Heilbronn (1929)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. Dezember 1927:
"Tann (Rhön), 5. Dezember. Freitagmittag bewegte sich ein
unabsehbarer Trauerzug mit Fahnen und Korporationen die lange und stille
Hauptstraße hinunter, dem weithin sichtbar das Gepräge aufgedruckt war: sehr
schwer ist es! Und wahrlich, nicht nur eine angesehene Familie
weint um den schweren Verlust ihres fürsorglichen Oberhauptes, nicht nur
ein weitverzweigter Verwandten- und Freundeskreis um den Heimgang eines
gastfrohen Angehörigen, nein, die Gesamtheit klagt, die Stadt trauert,
vor allem aber empfindet unsere Kehillo (Gemeinde), dass durch das
plötzliche Ableben ihres Kultusvorstandes Hermann Heilbronn im besten
Mannesalter von 48 Jahren eine schwere Bresche in ihre Reihen geschlagen
wurde. Ein Schlaganfall hatte seinem im Beruf unermüdlichen, für die
Öffentlichkeit vielseitigen und aufopfernden Wirken ein ungeahnt frühes
Ziel gesetzt.
Am Grabe schilderte Lehrer Müller den Entschlafenen als einen selten
verständnisinnigen Gatten und Vater, der zugleich den seit dem Krieg
durch den Verlust zweiter Söhne tief gebeugten Schwiegereltern Trost und
Stütze gewesen, überhaupt als einen heiteren Menschen mit reichen
Geistes- und Herzensgaben, als einen Freund der Armen und Hilfesuchenden.
Nachdem im Namen der M. Schiff-Loge Herr Moritz Nußbaum - Fulda dem Entschlafenen
einen Scheidegruß entboten, schloss sich das Grab über dem
Frühvollendeten.
Die strahlende Mittagssonne der Freitags wandte sich westwärts und hat
die Schneedecke unseres Friedhofabhanges mit einem sanften Lichtglanz übergossen.
Die Herzen der Heimkehrenden aber konnte sie nicht erwärmen. Stille
Wehmut beschlich uns bei dem schmerzlichen Gedanken, dass die gebrochene
Familie und die trauernde Gemeinde gerade mit dem nahenden Schabat den
herben Verlust des teuren Entschlafenen doppelt schwer tragen wird, der
noch am Schabbos zuvor heiter und ahnungslos den Seinen und der Gemeinde
gehörte. Seine Seele sie eingebunden in den Bund des Lebens.
Sonntag Vormittag hat Herr Provinzial-Rabbiner Dr. Cahn - Fulda das
verdienstvolle Wirken des Dahingeschiedenen in einer ergreifenden
Trauerrede vor der im Trauerhaus versammelten Gemeinde gewürdigt." |
Grabstein für Hermann Heilbronn auf dem Friedhof
der Gemeinde |
Zur Goldenen Hochzeit von Menko Freudenthal und Bertha
geb. Freudenthal (1929)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Juli 1929: "Tann
a. Rhön, 24. Juni (1929). Das Fest der Goldenen Hochzeit beging Herr
Menko Freudenthal und Ehefrau Bertha geb. Freudenthal. Der Jubilar erfreut
sich in allen Kreisen der größten Beliebtheit und des besten Ansehens.
25 Jahre gehörte er als 1. Vorsteher der Israelitischen Gemeinde an. Auch
am öffentlichen Leben der politischen Gemeinde hat er als
Stadtverordneter und Magistratsmitglied teilgenommen." |
|
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck" vom 21. Juni 1929:
Ähnlicher Bericht wie in der Zeitschrift "Der Israelit",
siehe oben |
Zum Tod von Leopold Jüngster (1936)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Januar 1936: "Tann, 16. Januar
(1936). Nach langer, schwerer Krankheit verstarb der langjährige
Vorsitzende der Chewra Kadischa,
Leopold Jüngster, im Alter von bald 73 Jahren. Eine zahlreiche
Trauerversammlung gab ihm das letzten Geleite. Am Grabe kennzeichnete
Lehrer Okolica die Persönlichkeit des Entschlafenen. Seine Seele sei
eingebunden in den Bund des Lebens." |
Zum Tod von Dorothea Jüngster geb. Friedmann (1936)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Dezember 1936:
"Tann, 28. Dezember (1836). Mit dem Tode von Frau Dorothea Jüngster
verlor unsere Gemeinde eine Repräsentantin alten Schlages. Durch ihr
feines Wesen erwarb sich die Verstorbene auch in der nichtjüdischen
Umwelt hohe Achtung und Auszeichnung. In allen karitativen Verbänden
stand sie in vorderster Reihe. Vornehm war ihre Gesinnung und edel ihr
Geist. Im Vaterhaus, dem von Gabriel Hirsch Friedmann - das Andenken an
den Gerechten ist zum Segen - erwarb sich die Entschlafene die
Eigenschaften, die ihre vornehme Erscheinung ausmachten. Im Hause ihres
Vaters galt echte Gerechtigkeit, und das war das Leitmotiv ihres Lebens.
Am Grabe ermahnte Lehrer Okolica Kinder und Enkelkinder, getreu dem
Prinzip ihrer Mutter und Großmutter, echte Jehudim zu bleiben; das vor
Augen gesehene, als nachfolgende Geschlechter weiter zu pflegen. Die
Gemeinde Tann wird der Entschlafenen ein ehrendes Gedächtnis bewahren.
Ihre Seele sein eingebunden in den Bund des Lebens." |
Zum Tod von Klara Freudenthal geb. Reinstein und Klara Freudenthal geb. Haas
(1936)
Meldung
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Mai 1936: "Tann
(Rhön), 4. Mai (1936). Es starben hier Frau Klara Freudenthal geb.
Reinstein im Alter von 68 Jahren und Frau Klara Freudenthal geb. Haas im
Alten von 75 Jahren. Ihre Seelen seien eingebunden in den Bund des
Lebens." |
Verlobungsanzeige von Lisbeth Jüngster und Heinrich Okolica (1937)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. Oktober 1937: "Gott
sei gepriesen.
Lisbeth Jüngster - Heinrich Okolica.
Verlobte.
Tann/Rhön - Tann/Rhön - Aschaffenburg.
Simchat Tora 5698 = 28. September 1937." |
Zum Tod von Isidor Jüngster (1937)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Oktober 1937: "Tann, 18. Oktober
(1937). Ganz unerwartet ist unser Kultusvorsteher, Isidor Jüngster, im
56. Lebensjahre von uns gegangen. Die ganze Gemeinde beweint in dem
Verstorbenen einen höchst wertvollen Menschen, der sich bis zum letzten für
seine Gemeinde eingesetzt hat. Nichts lag ihm mehr am Herzen, als solange
es eben geht, diese alte Gemeinde
zu erhalten, zu erhalten mit Minjan
(notwendige Zehnzahl von jüdischen Männern beim Gottesdienst) und echt jüdischem
Gemeindeleben. Er selbst, der mit feinem Chasanut
(Gabe zum Vorbeten) begabt war, half immer, den Gottesdienst würdig
auszugestalten. Seine Melodien erfreuten die Gemeinde noch am letzten Jom
Kippur. Mit seiner Liebe zur jüdischen Gemeinschaft war er uns stets
ein Vorbild, dem nachzueifern wir uns alle zum Vorsatz genommen haben.
Sein Sterben wird uns Vermächtnis sein. – Seine Kinder in Tel Aviv und
New York werden ihren Trost darin finden, das Andenkend es Vaters
hochzuhalten. Seine Seele sie
eingebunden in den Bund des Lebens." |
Weitere jüdische Persönlichkeiten aus Tann:
| Josef Freudenthal (geb. 1879 in Tann), nach Studium
in Köln Lehrer und Prediger in Luckenwalde, dann Bunzlau; 1939 nach Holland
emigriert, von hier in das KZ Bergen-Belsen verschleppt, in 1944 über
Istanbul nach Palästina ausgetauscht (Transport 222); 1958 nach Frankfurt am Main
zurückgekehrt und verstorben
(nach Angaben des Urenkels Bastiaan van der Velden vom 5.5.2016; vgl.
Artikel in der Osthessen-Zeitung vom 2. November 2015: "Spurensuche
in Tann - Holländer erkundigt sich nach Rhöner Vorfahren"). |
| Benjamin Freudenthal (geb. 1844 in Tann, gest. 1910
in Grünstadt), später Lehrer, u.a.
in (Bad) Neuhaus/Unterfranken, wo
sein Sohn Max Freudenthal, der spätere Rabbiner von Nürnberg zur
Welt kam. Link: Freudental
Genealogie. |
| Avrohom ben Chower Morenu Rav Jakob haLevy (gest.
1930), prominenter jüdischer Gelehrter. |
| Rabbiner Dr. Isaak Heilbronn (geb. 1880 in Tann als
Sohn des Kaufmanns Menko Heilbronn und der Eva geb. Freudenthal, gest. 1943
in New York): besuchte die israelitische Volksschule in Tann, 1898 Abitur am
königlichen Gymnasium in Göttingen; studierte ab 1898 in Berlin, dann in
Breslau; Promotion 1913 in Erlangen; ab 1904 Rabbinatskandidat in
Berlin-Spandau; 1912 bis 1939 zweiter Rabbiner in Nürnberg; im Frühjahr
1939 in die USA emigriert; 1940 Rabbiner der "Congregation Beth
Hillel" New York. |
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Anzeigen des gemischten Warengeschäftes Stern und
Freudental (1898 / 1901)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. September 1898:
"Für unser Samstags- und Feiertage streng geschlossenes gemischte
Warengeschäft suchen wir zum sofortigen Eintritt einen Lehrling,
mit guter Schulbildung, bei dreijähriger Lehrzeit, ohne Entgelt. Kost und
Logis im Hause.
Stern & Freudenthal, Tann a.d.
Rhön." |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. September 1901:
"Für unser Samstags und Feiertage geschlossenes gemischtes
Warengeschäft suchen per Mitte Oktober einen
Lehrling
mit guter Schulbildung. Kost und Logis im Hause.
Stern & Freudenthal, Tann a.
Rhön." |
Hochzeitsanzeige von Otto Levy und Lieselotte Levy geb.
Jüngster (1933)
Anzeige
in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Oktober 1933:
"Otto Levy - Lieselotte Levy geb. Jüngster
Vermählte.
Ulm a.D. Tann / Rhön.
September 1933" |
Nach
der Emigration: Geburtsanzeige für Marvin Irving Klaar (1944)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Aufbau" vom 11. Februar 1944:
"We are happy to announce the birth of our son
Marvin Irving
Martin and Bettina Klaar née Juengster
(formerly Stadtlengsfeld - Tann)
9205 Edmunds Avenue Cleveland, Ohio January 31st,
1944". |
Zur Geschichte der Synagoge
Bereits in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts werden die
jüdischen Familien einen Betsaal eingerichtet haben.
Wann eine erste Synagoge erbaut wurde, ist nicht bekannt. Bei einer
Brandkatastrophe am 30. April 1879 wurde diese erste Synagoge mit der
jüdische Schule mit insgesamt etwa 150 Gebäuden der Stadt vernichtet. Darüber
liegen mehrere Berichte vor. Mit einer großartigen Spendenaktion, die über
Anzeigen in jüdischen Periodika initiiert wurde, ist ein großer Teil des Geldes
für eine neue Synagoge gesammelt worden.
Die
Brandkatastrophe vom 30. April 1879 |
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Mai 1879: "Geisa, 1. Mai (1879).
'Ich bin der Mann, der das Elend geschaut unter seines Zornes Geißel'
(Threni = Klagelieder 3,1). Mit diesem Klagerufe des Propheten eröffne ich meinen traurigen
Bericht! Unsere Schwestergemeinde Tann v.d. Rhön, Provinz Hessen, ist
gestern von einem entsetzlichen Unglücke heimgesucht worden. Vormittags
10 Uhr entstand in einem Ökonomiegebäude dort Feuer, das in wenigen
Stunden die Hälfte der Stadt, etwa 150 Gebäude in eine große Ruine
verwandelte, da das verheerende Element, getragen durch einen heftigen
Nordostwind, aller menschlichen Hilfe spottete. Besonders hart wurde bei
dieser Katastrophe die israelitische Gemeinde betroffen; 16 jüdische
Familien verloren ihre sämtliche Habe, weil Rettung derselben nicht zu
erzielen war. Die Synagoge, die israelitische Schule und andere öffentliche
städtische Gebäude sind vernichtet. Glücklicherweise sind sämtliche
Torarollen gerettet worden. Die Not und der Jammer, die gewöhnlichen
Begleiter solcher Vorkommnisse, sind unbeschreiblich, da den meisten der
Betroffenen alle nötigen Lebensbedürfnisse mangeln. Die israelitische
Gemeinde zu Tann kann als eine mustergültige bezeichnet werden.
Echtreligiöses Leben und alte jüdische Sitte sind dort in das Fleisch
und Blut der israelitischen Bevölkerung übergegangen, eine
Opferwilligkeit, wie solche nicht größer gefunden werden kann, hat
dieser Gemeinde immer zur Zierde gedient. Die Not und das elend in jeder
Gestalt haben dort stets warme Herzen und offene Hände gefunden, es war
gleichsam, als ob an den meisten israelitischen Häusern die Devise zu
lesen: … In dem Opferkasten, den Ihr geschätztes Blatt bei so
verschiedenen Gelegenheiten eröffnete, nahm die Gemeinde Tann unter der
Aegidi des Herrn Distrikt-Rabbiners Wormser zu Gersfeld, der die Pflicht
hat,… stets betätigt, immer einen ehrenvollen Platz ein. Erst vor
wenigen Tagen haben verschiedene jüdische Familien zu Tann einen glänzenden
Beweis ihres echt religiösen Sinnes dadurch gegeben, dass dieselben
wesentlich dazu beitrugen, … zu sein. Eine hiesige, aus Tann gebürtige
jüdische unbemittelte Frau starb zu Jena in der Irrenanstalt und sollte
auf dem dortigen nichtjüdischen Kirchhofe bestattet werden. Kaum drang
die Kunde von diesem Vorfalle nach Tann, als schnell dort der größte
Teil der nicht unbedeutenden Transportkosten durch eine Kollekte gedeckt
und die Verstorbene zum Begräbnis
Israels hierher gebracht wurde. Es bedarf daher gewiss nur dieser
Anregung, um auch die rasche werktätige Hilfe unserer Glaubensgenossen für
die armen Abgebrannten zu Tann anzuregen. Lebensbedürfnisse aller Art,
besonders Wäsche, Kleidungsstücke, Betten etc. sind dringend nötig. Die
geehrte Redaktion und Expedition des ‚Israelit’ sind gewiss gern erbötig,
sich diesem humanen Zwecke zu widmen (Anm.: wir sind gern bereit,
Geldspenden entgegen zu nehmen und schleunigst zu übermitteln. –
Redaktion). Direkte Liebesgaben sind gefälligst an den wackeren Herrn
Vorsteher Freudenthal (Firma Freudenthal und Stern) oder an den würdigen
israelitischen Lehrer Herrn Hecht dort zu übermitteln. H.
Blaut." |
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Aufruf zu Spenden für die jüdische
Gemeinde Tann im Mai 1879 |
Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Mai 1879: "Aufruf.
Gestern wurde
unsere Stadt von einem furchtbaren Brandunglücke heimgesucht. Das Feuer
entstand auf bis jetzt unerklärliche Weise in einem Ökonomiegebäude und
verbreitete sich mit so rapider Schnelligkeit, dass in kurzer Zeit mehr
als 1/3 der Stadt in Flammen stand. An Löschen und Retten war kaum zu
denken. Zur Zeit liegen gegen 100 Wohnungen nebst allen dazugehörigen
Nebengebäuden in Asche, darunter die Post, das Amthaus, die drei Pfarrhäuser,
eine Lehrerwohnung und, was das schlimmste ist, viele Wohnungen blutarmer
Menschen, die kaum mehr als das nackte Leben gerettet haben und sehr
schwer hier Obdach finden können. Auch unsere alte schöne Kirche ist
niedergebrannt; desgleichen die Synagoge und die israelitische Schule. –
Kaum ist die durch den Typhus entstandene Not gelindert, so trifft die
hiesigen Bewohner dieses unbeschreibliche Unglück. Schnelle Hilfe tut
sehr Not, weshalb das unterzeichnete Komitee die dringende Bitte um Gaben
jeder Art an Alle richtet, die gerne den Notleidenden beistehen.
Tann a. Rhön, den 13. Mai 1879. Das Unterstützungs-Komitee für die
Abgebrannten: Oberstleutnant Arthur Freiherr von Tann Rathsamhausen,
Schmidt, Stadtvorsteher, Baumann, Oberpfarrer, Baumann, Pfarrer, Wehmeyer,
Oberförster, Grünkorn, Posthalter, Ed. Simon, Fr. Fleischmann, Dr. Grau,
Knorz, Apotheker, Kalb, Lehrer, Heilbronn, Fabrikant, Benjamin Freudenthal
I., Kultusvorsteher.
Die verehrlichen Redaktionen anderer Zeitungen mögen diesen Aufruf zum
Besten unserer schwer bedrängten Stadt in die Spalten ihres Blattes gütigst
aufnehmen." |
|
Erneuter
Spendenaufruf (Juni 1879) |
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Juni 1879: "Geisa, 21. Mai (1879).
Das Schicksal unserer schwer heimgesuchten Schwestergemeinde Tann, das so
rasch erschütterte Gemeindeleben derselben, beschäftigt noch immer die
Gemüter. Zwar regen sich schon mildtätige Herzen, das Los der
bedauernswerten Gemeinde erträglicher zu machen, allein es werden wohl
Jahre dahinschwinden, bis die Nachwehen der erlebten Katastrophe
verschwinden werden. Was die israelitische Gemeinde am schwersten berührt,
ist der Verlust ihres Gotteshauses, die Zufluchtsstätte des frommen
Israeliten bei allen Wechselfällen des Lebens. Bei der großen
Wohnungsnot im Orte ist nicht einmal ein entsprechender Raum zu finden,
dem religiösen Drange nach gottesdienstlicher Vereinigung, der gerade in
solchen verhängnisvollen Momenten noch mehr hervortritt, Genüge zu
leisten. 'Kein Schabbat und
kein Festtag (mehr)' ist der
Klageruf, der uns dort überall entgegentönt! Es mag daher aufs Neue den
religiösen Sinn der Israeliten zu Tann dokumentieren, dass sie mit
Hintansetzung aller anderen Interessen es für ihre dringendste Aufgabe
erachten, für die Wiedererstehung ihrer rituellen Anstalten zu wirken. Es
werden bereits Sendschreiben an die israelitischen Gemeinden der
Nachbarstaaten zur Förderung dieses Unternehmens vorbereitet und stehen
wir nicht an, solche heute schon angelegentlichst der Berücksichtigung zu
empfehlen. Die wackeren Tanner Glaubensgenossen haben auch bei ähnlichen
traurigen Vorkommnissen mit vollen Händen ihre Teilnahme betätigt und
haben daher alle Berechtigung, in der Zeit eigener Bedrängnis an die
Mildtätigkeit jüdischen Menschenfreunde zu appellieren. H. Blank,
israelitischer Lehrer." |
|
Teilergebnis der
Spendensammlung für die Synagoge November 1879
|
Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. November 1879: "Für die
abgebrannten Glaubensgenossen in Tann zur Erbauung ihrer Synagoge. S.L. Strauss Witwe in Külsheim 3. – Ein Jehudi in
Schleswig-Holstein 5. - J. E.
Cohen in Aurich 5. – Sußmann Lippstädter in Schweinshaupten 20. –
Ungenannt in Frankfurt am Main 3. – Gumpel Ephraim in Neudamm 1. –
Nathan Adler in Darmstadt 1. – Durch S. Mannsbach in Köln (Sammlung der
Adaß Jeschurun) 10. – Ungenannt 3. – K.F.M. 5 und von J.K. 5,
zusammen10. – H. Levi in Windecken 20. – Durch Rabbinatsverweser N.
Bamberger in Würzburg von D. Feuchtwanger in Pappenheim 4, Joseph
Rosenbaum in Grünsfeld 3, zus. 7. – G. Wetzlar Esq. In Cape Town (Südafrika)
10. – Gesammelt an dem Hochzeitstage von Max Adler in Frankfurt am Main
mit Fräulein Henriette Ettingshausen in Höchst am Main 26,75. –
Ungenannt in Ühlfeld 5. – W.E. in T. 1. – Durch Rabbinatsverweser N.
Bamberger in Würzburg von Isaac Weisbart 3." |
Die neue Synagoge wurde 1879/80 erbaut und am 17. September 1880
feierlich eingeweiht. Lehrer Leopold Hecht führte den Einweihungszug an, der
sich vom Rathaus zur Synagoge begab. Provinzialrabbiner Dr. Cahn aus Fulda hielt
die Einweihungsrede. Anwesend waren auch die Geistlichen und Lehrer der anderen Konfessionen
sowie Vertreter der Kirchen- und Stadtverwaltung. Bei der Synagoge handelte es
sich um ein stattliches Gebäude, das architektonisch im maurischen Stil
gestaltet. Die Synagoge sttand in nächster Nachbarschaft zu Rathaus, Markplatz
und der evangelischen Stadtkirche.
Einbruch in der Synagoge (1903)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 2. Oktober
1903: "Tann. In der hiesigen Synagoge wurde in der letzten
Nacht ein Einbruchdiebstahl verübt. Der Dieb ist durch ein Fenster
eingedrungen und hat die vier Opferstöcke erbrochen; die ziemlich starken
Schlösser wurden heute morgen auf dem Boden gefunden. Leider soll dem
Diebe eine ziemliche Summe in die Hände gefallen sein." |
Beim Novemberpogrom 1938 (in Tann
bereits am 7. November 1938?) wurde die Synagoge völlig
zerstört. Am Morgens des Zerstörungstages marschierten zunächst Männer des
Reichsarbeitsdienstes durch die Stadt und sagen judenfeindliche Lieder. Gegen 19
Uhr kamen laut Berichten des Lehrers Okolica SA-Leute aus Günthers nach Tann
geradelt und leiteten die Zerstörung der Synagoge ein. Nach anderen Berichten
waren es Personen aus Geisa in Zivil. Die Synagoge wurde verwüstet und
geschändet, Torarollen und Gebetbücher auf die Straße geworfen. Eine Woche
nach dem Pogrom schlug Bürgermeister Bott dem Hochbauamt Fulda vor, das
Synagogengebäude als Turnhalle oder Versammlungsraum zu verwenden. Ende 1938
wurde jedoch der Abriss angeordnet.
1966 wurde eine Gedenktafel am Platz der Synagoge angebracht. 1991
kam ein Gedenkstein aus weißem Marmor dazu mit der Inschrift: "Zum
Gedenken an unsere verfolgten, vertriebenen und ermordeten jüdischen
Mitbürger". Eine Neugestaltung des Synagogenplatzes fand 2008
statt. Dazu ist in der Seite des Kultur- und Geschichtsvereins Tann zu lesen
(www.kgv-tann.de):
"Das Denkmal am Synagogenplatz besteht aus Steinen der 1938 im Rahmen des Novemberpogroms zerstörten Tanner Synagoge. Ende 1938 wurde die Synagoge abgerissen und die letzten jüdischen Einwohner mussten die Stadt verlassen. Die Synagogensteine wurden vor einigen Jahren im Fundament einer Holz-Lagerhalle nahe der Ulster entdeckt.
Seit 2001 hat sich der KGV mit der Frage beschäftigt, wie etwa die 20 wieder
aufgefundenen Steine der 1938 zerstörten Tanner Synagoge neben dem vorhandenen
Denkmal aufgebaut werden könnten. Sie sollten ein weiteres Zeichen der
Erinnerung an die über 200-jährige jüdische Geschichte in Tann sein. Nach ausführlichen Überlegungen und Planungen haben Mitglieder des Kultur- und Geschichtsvereins ein Denkmal auf dem Synagogenplatz errichtet. Es besteht aus Fenster- und Sockelsteinen, die in ihrer ursprünglichen Anordnung wieder aufgebaut wurden. Ein Metallbogen symbolisiert eines der zerstörten Fenster. Das Denkmal ergänzt Gedenkstein und -tafel, mit denen die Stadt Tann bereits vor dem Fund der Synagogensteine an die jüdische Gemeinde erinnerte.
Am 15. Mai 2008 wurde nach langen Vorbereitungen und in Abstimmung mit der
jüdischen Gemeinde Fulda eine eindrucksvolle, gemeinsame Einweihung durch die
Stadt Tann, einem jüdischen Rabbiner und Chor sowie dem KGV
gefeiert."
Adresse/Standort der Synagoge: Synagogenplatz
oberhalb Heiligengasse / Kleine Marktstraße
Fotos
(Quelle: erste Fotozeile links aus Arnsberg Bilder S.
189, rechts aus Rudolf Hallo: Jüdische Kunst aus Hessen und Nassau. 1933 S. 28
Nr. 84)
Die Synagoge in Tann
und eine Sederplatte aus Tann |
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Die 1880
eingeweihte
Synagoge |
Die
Sederplatte (von 1779) befand sich
1933 in Privatbesitz einer jüdischen Familie
in Tann; über den Verbleib der Platte ist
nichts bekannt. |
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Das Synagogengrundstück im
April 2009
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 5.4.2009) |
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Blick auf das Grundstück der
ehemaligen
Synagoge mit der 2008 neu gestalteten
Gedenkstätte |
"An diesem
Platz stand bis zu ihrer Zerstörung 1938 die Synagoge
der jüdischen
Kultusgemeinde Tann/Rhön" |
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Davidstern auf dem
Gedenkstein |
Gedenkstein
von
1991: "Zum Gedenken
an unsere verfolgten, vertriebenen und ermordeten
jüdischen
Mitbürger"; der hebräische Text ist Zitat des Verses aus Psalm 74,2 (siehe unten) |
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"Gott gedenke
an deine Gemeinde, die du vor Zeiten erworben hast, Psalm 74,2" |
Blick zur Kirche vom
Synagogenplatz |
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Neuer Gedenkstein (2018)
für 54 Personen
aus Tann, die in der NS-Zeit in
Vernichtungslagern ermordet wurden
(Foto: Bastiaan van der Velden) |
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Die Gedenktafel wurde am
Synagogenplatz angebracht |
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Erinnerungsarbeit
vor Ort - einzelne Berichte
Juni bis November
2017: Ausstellung zur jüdischen
Geschichte in Tann |
In
Zusammenarbeit mit dem Verein Zukunft, Bildung Region Fulda, vertreten
durch den Historiker Dr. Michael Imhof und den Kultur- und
Geschichtsverein Tann präsentiert die Stadt Tann (Rhön) in der Zeit vom
23. Juni bis 11. November 2017 eine neue Geschichtsausstellung im
Naturmuseum. Die Ausstellung "400 Jahre Juden in der Rhön"
zeigt in vielen Facetten die Emanzipation und Integration des Judentums in
der Rhön vom 17. Jahrhundert bis in die Neuzeit – besonders für die
Geschichte und Architektur des Städtchens Tann von nicht unerheblicher
Bedeutung. Mit zahlreichen Exponaten aus verschiedenen Epochen,
ausgeliehen aus verschiedensten Museen in ganz Hessen, wird zudem die jüdische
Kultur und Religion anschaulich erläutert. Die Ausstellung stellt eine
bedeutend erweiterte Zusammenfassung und Höhepunkt der bisher präsentierten
Ausstellungsreihe zum Rhöner Judentum dar.
Die Eröffnung der Ausstellung findet am 22. Juni um 18 Uhr statt. Im
Ausstellungszeitraum werden außerdem zahlreiche Begleitveranstaltungen
rund um die jüdische Geschichte, Religion und Kultur, wie Führungen,
Fach- und Musikvorträge, stattfinden. So startet die Reihe am
darauffolgenden Wochenende mit einem Vortrag über die Familie Freudenthal
durch einen direkten Nachfahren, Herr Bastiaan van der Velden aus den
Niederlanden.
Weitere Informationen erhält man auch bei der Tourist-Information Tann
unter Telefon-Nr. 06682/9611-11 oder -12. Eintritt: Museumsticket zzgl.
1,- €
Informationen
in der Website der Stadt Tann. |
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November 2018:
Neue Gedenktafel enthüllt mit
Gedenkfeier zum 80. Jahrestag des Novemberpogroms |
Artikel
von Jessica Fey in der "Fuldaer Zeitung" (Lokalausgabe) vom 12. November
2018: "Namen ermordeter Juden verewigt.
Gedenktafel in Tann enthüllt / Bewegende Feier mit besonderer Musik..."
Zum Lesen bitte Textabbildung anklicken |
Links und Literatur
Links:
Quellen:
Literatur:
| Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang -
Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. II S. 302-304. |
| ders.: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Bilder -
Dokumente. S. 189. |
| Studienkreis Deutscher Widerstand (Hg.):
Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der
Verfolgung 1933-1945. Hessen II Regierungsbezirke Gießen und Kassel. 1995 S. 26-27. |
| Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume
III: Hesse - Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992
(hebräisch) S. 487-488. |
| Joachim S. Hohmann (Hrsg.): Chronik der jüdischen
Schule zu Tann (Rhön). Frankfurt am Main 1997. |
| Wir in Tann. 800 Jahre Stadtgeschichte. Hünfeld
1996. Darin vor allem die Beiträge:
- Joachim S. Hohmann:: "Mag er Christ oder Jude
sein..." - Zur Geschichte der israelitischen Gemeinde. In: Wir in Tann.
S. 268-302.
- Klaus-Hartwig Stoll: "Sie haben dadurch Unruhe in die
Bevölkerung getragen". Anpassung und Widerstand im "Dritten
Reich". In: Wir in Tann. S. 442-479. |
| Dirk Rosenstock: Die unterfränkischen
Judenmatrikeln von 1817. Eine namenkundliche und sozialgeschichtliche
Quelle. Reihe: Veröffentlichungen des Stadtarchivs Würzburg Band 13.
Würzburg 2008. S. 148-149. |
| Juden in Deutschland
und 1000 Jahre Judentum in Fulda.
hrsg. von Michael Imhof. Zukunft Bildung Region Fulda e. V.
Erschienen im Michael Imhof Verlag
Petersberg 2011.
24 x 30 cm, 440 Seiten, 700 S/W und 200 Farbabbildungen, Hardcover. ISBN 978-3-86568-673-2
(D) 44,00 € CHF 62,90 (A) 45,25 €
Zu Tann Beitrag von Michael Imhof S. 362-373.. |
| Michael
Imhof: 400 Jahre Juden in der Rhön. Herausgegeben von Zukunft Bildung Region Fulda e. V.
21 x 29 cm, 344 Seiten, 562 Farb- und 59 S/W-Abbildungen, Klappenbroschur. ISBN 978-3-7319-0476-2
(D) 39,95 €, (A) 41,10 €, CHF 45,90.
Erschienen im Michael Imhof-Verlag.
Informationsseite
zur Publikation mit Downloads und "Blick ins Buch"
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Michael
Imhof: Juden in der Rhön. Jubiläumsausgabe 1700 Jahre jüdisches Leben
in Deutschland. Hrsg. von Zukunft Bildung Region Fulda e.V.
2. erweiterte Neuauflage des
oben genannten Buches.
21 x 29 cm, 424 Seiten, über 689 Farb- und 40 SW-Abbildungen.
Klappenbroschur. ISBN 978-3-7319-1176-0. 39,95 €.
Erschienen im Michael Imhof-Verlag.
Informationsseite zur Publikation mit Downloads und "Blick ins Buch"
Seit 400 Jahren waren Juden in den Landstädten und Dörfern der hessischen
Rhön urkundlich verbürgt. Ende des Mittelalters und noch zu Beginn der
Frühen Neuzeit aus ihren angestammten Wohngebieten vertrieben, fanden viele von ihnen auf den Territorien von Ritterschaften und der Universität Würzburg auch in der Rhön eine neue Bleibe. Erst mit der rechtlichen Gleichstellung der Juden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts setzte für sie ein wirtschaftlicher und sozialer Prozess ein, der den Namen Emanzipation verdient. In den Gemeinden der Rhön wurden sie zu wesentlichen Wegbereitern der Moderne. Dieser Entwicklung stellte sich ein zunehmender Antisemitismus schon in der Kaiserzeit entgegen. Als mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 der Judenhass zum Regierungsprogramm wurde, begann auch für die in der Rhön lebenden Juden eine Zeit der Demütigungen und Verfolgungen mit dem Ziel ihrer Vertreibung und
Vernichtung.
Rezension von Jutta Hamberger in den Osthessen-News vom 18. Oktober 2021:
https://osthessen-news.de/n11655845/aufwuehlende-spurensuche-in-der-rhoen-michael-imhoff-juden-in-der-rhoen.html.
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Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Tann Hesse-Nassau.
Established in 1750, the community maintained an elementary school (1830-1930),
opened a new synagogue in 1880, and numbered 140 (13 % of the population) in
1885. Affiliated with the rabbinate of Fulda, it declined to 72 in 1933. Nazis
demolished the synagogue on 7 November 1938 (two days before Kristallnacht)
when the local SA chief was killed by a falling beam. No Jews remained in
Februar 1940, 36 having emigrated (mostly to the United States and Palestine).
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