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in Kitzingen
Kitzingen (Kreisstadt,
Unterfranken)
Texte/Berichte zur jüdischen Geschichte der Stadt
Die nachstehend wiedergegebenen Texte mit
Beiträgen zur jüdischen Geschichte in Kitzingen wurden in jüdischen Periodika
gefunden.
Bei Gelegenheit werden weitere Texte eingestellt.
Neueste Einstellung: 13.7.2014
Die Texte konnten teilweise noch nicht
abgeschrieben werden, können jedoch durch Anklicken der Textabbildung gelesen
werden.
Allgemeine
Artikel zur Gemeindegeschichte
Gemeindebeschreibung von Kitzingen (1900)
und Wahl der Lehrers Naftali Bamberger zum Lehrer und Kantor
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. September 1900: "Kitzingen,
2. September (1900). Es wird wohl Ihre werten Leser interessieren, auch
einmal etwas über die emporblühende jüdische Gemeinde Kitzingen zu
hören. Vor ca. 40 Jahren durften hier Juden überhaupt nicht wohnen, und
heute zählt bereits die Gemeinde über 100 zahlende Mitglieder respektive
Familien. Die religiöse Richtung derselben besteht aus allen
Schattierungen, von der strengsten Orthodoxie bis zur äußersten Reform.
Trotz dieser Verschiedenheit in religiöser Beziehung ist bis jetzt der
Friede innerhalb der Gemeinde ein geradezu mustergültiger. Unser in allen
Kreisen beliebter Rabbiner Herr Adler versteht es denn auch, durch sein
eigenes friedliches und liebenswürdiges Wesen, stets dafür zu sorgen,
dass die Einigkeit nicht gestört wird. Diese zeigt sich bei den Wahlen
der Kultusverwaltung, die in der Majorität immer im orthodoxen Sinne
ausfällt und zeigte sich ganz besonders bei der jüngst stattgehabten
Wahl eines Religionslehrers und Kantors, bei welcher von etwa 30 Bewerbern
mit überwältigender Stimmenmehrheit Herr Lehrer Bamberger, Ellingen,
Sohn des Herrn Rabbiner Bamberger in Sennheim (Elsass) und Neffe des
hiesigen Herrn Rabbiners, aus der Urne hervorging. Herr Lehrer Bamberger,
der Freitag, den 31. August, seine Stelle angetreten, verspricht ein
würdiger Nachfolger seines Vorgängers, des Herrn Lehrer Feinberg, zu
werden, welcher nach dreijähriger, segensreicher Wirksamkeit in hiesiger
Gemeinde, behufs weiterer Ausbildung die Universität Zürich bezogen hat.
Möge es Herrn Bamberger gelingen, in gleicher Weise die Herzen der
Gemeinde und die Liebe der Kinder zu gewinnen, wie es bei seinem
Vorgänger der Fall gewesen." |
Aus der Geschichte des Rabbinates in Kitzingen
Rabbiner Immanuel
Adler wird als Rabbiner eingeführt - das Rabbinat bleibt zunächst in
Mainbernheim (1868)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. September
1868: "Kitzingen, im September (1868). Bezugnehmend auf meine
Korrespondenz in Nr. 18 dieses geschätzten Blattes, die Wahl eines
Rabbiners für den Rabbinatsbezirk Mainbernheim
betreffend, habe ich Ihnen heute nach 3 Monaten mitzuteilen, dass der von
gewisser Seite gegen die Wahl des Herrn Rabbinatskandidaten Immanuel Adler
erhobene Rekurs, sowohl von hoher Kreisstelle als auch vom allerhöchsten
Staatsministerium als unbegründet erachtet wurde, und dem zufolge Herr
Adler am 14. vorigen Monats beim Bezirksamte Kitzingen verpflichtet worden
ist, und am 7. September seine Stelle in Mainbernheim - woselbst der
Rabbinatssitz vorerst verbleibt - angetreten hat. Am 13. dieses Monats
wird Herr Rabbiner Adler seine Antrittsrede abhalten, wozu sämtliche
Vorstände des Bezirks geladen sind.
Möge es unserem nunmehrigen Herrn Rabbiner vergönnte sein, recht viel
Gutes zu wirken; möge er insbesondere unseren Religionsschulen die
größte Aufmerksamkeit zuwenden." |
Verlegung des Rabbinatssitzes von Mainbernheim nach Kitzingen
(1871)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Juni 1871: "Kitzingen.
Schon lange wurde der hiesigen Stadt in Ihrem geschätzten Blatte
keinerlei Erwähnung zuteil, trotzdem dieselbe auf jüdischem Gebiete der
Erwähnung wert ist; denn lange, sehr lange durfte hier kein Juden wohnen,
und jetzt ist unsere Gemeinde schon 25 Familien stark und ist im steten
Zunehmen begriffen. Durch die demnächst stattfindende Übersiedlung
unseres hochverehrten Herrn Distriktrabbiners J. Adler von Mainbernheim
hierher gewinnt unsere Gemeinde in jeder Beziehung an Bedeutung; die
königliche Regierung von Unterfranken und Aschaffenburg hat nämlich
mittels Reskripts vom 28. vorigen Monats beschlossen, dass der
Rabbinatssitz von Mainbernheim hierher verlegt werde. Wir müssen es
rühmend erwähnen, dass unser verehrter Herr Bürgermeister es sich sehr
angelegen sein ließ, den Rabbinatssitz hierher zu verlegen und nicht wie
von vielen Gemeinden gewünscht wurde, nach Marktbreit. Möge es unserem
hoch verehrten Herrn Rabbiner vergönnt sein, auch von seinem neuen
Wohnorte aus sein edles Streben stets mit gutem Erfolge gekrönt zu sehen.
J." |
40jähriges Amtsjubiläum von Rabbiner Immanuel Adler (1908)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Januar 1908: "Kitzingen,
14. September (1908). Eine kleine, aber dafür umso erhebendere Feier war
es, die am Sonntag, 13. dieses Monats stattfand. Herr Distriktsrabbiner
Adler blickt nunmehr auf eine 40jährige Amtstätigkeit in einem und
demselben Wirkungskreise zurück. In seinem bescheidenen Wesen lehnte
derselbe all die ihm seitens des Distrikts und der hiesigen Kreisgemeinde
zugedachten größeren Ehrungen ab, weshalb auch dieser denkwürdige Tag
einem größeren Kreise unbekannt blieb. Doch sollte das 40jährige
Amtjubiläum des in allen Schichten der Bevölkerung und bei allen
Konfessionen ob seiner Freundlichkeit und Friedensliebe beliebten Herrn
Rabbiners nicht ganz klanglos vorübergehen. Um 10 Uhr versammelte sich
das Kollegium der israelitischen Gemeinde unter Führung der beiden
Kultusvorstände, mehrer Vorstände der Distriktsgemeinden, die Lehrer
dieser Gemeinden, an deren Spitze Herr Lehrer und Kantor Bamberger, sowie
die Vorstände und Deputierten der beiden religiösen und
Wohltätigkeitsvereine und betraten gemeinsam die festlich und sinnreich
geschmückten Räume des Herrn Jubilars, von demselben und seiner
verehrten Gattin auf das Freundlichste empfangen. Der erste
Kultusvorsteher, Herr Benjamin Stern, ergriff zuerst das Wort, um dem
Herrn Rabbiner für seine 40jährige segensreiche Tätigkeit und seine
große anerkannte Friedensliebe den Dank und die herzlichsten
Glückwünsche im Namen den Gemeinde darzubringen, seine eigenen Wünsche
daran anreihend. Im Namen der Distriktsgemeinden gratulierte hierauf Herr
Kultusvorstand Weinberg – Marktbreit und im Namen des Wohltätigkeits-
und des Bestattungsvereins die Herren Sigmund Stern und Nathan Gerst. Zum
Schlusse ergriff Herr Lehrer Bamberger das Wort, um im Namen der Lehrer
für die große Fürsorge des Herrn Rabbiners für die Religionsschule und
für die Lehrer zu danken, besonders das gute Einvernehmen zwischen
Rabbiner und Lehrer hervorhebend. Herr Lehrer Bamberger gedachte auch der
Jubilarin, die stets für das körperliche Wohl ihres Gatten bedacht war
und die es sich nicht nehmen ließ, denselben in den letzten Jahren auf
seinen Dienstreisen stets zu begleiten. Sämtliche Redner überreichten im
Namen ihrer Auftraggeber wertvolle und sinnreiche Ehrengaben. Während des
ganzen Tages liefen noch seitens vieler Privatleute Glückwünsche,
begleitet von Ehrengaben und Blumenschmuck ein. Sichtlich ergriffen und
gerührt von all den ihm zugedachten Ehrungen nahm nun der Herr Jubilar
selbst das Wort um den Erschienenen seinen Dank auszusprechen. Seine tief
empfundene Rede machte auf alle Zuhörer einen erhebenden Eindruck und ein
jeder verließ die gastlichen Räume mit dem Wunsche, dass in weiteren 10
Jahren Herr Rabbiner Adler sein fünfzigjähriges Amtsjubiläum in
gleicher Rüstigkeit begehen möge. Auch der Herr Bürgermeister Graff
nebst mehreren Herrn des Magistrats und der Stadtverordneten haben
persönlich dem Herrn Rabbiner ihre Glückwünsche dargebracht, ebenso
Herr Regierungsrat Rick, sowie Herr Rektor Kern in sehr schmeichelhaft
gehaltenen Schreiben. Gewiss ein schönes Zeichen der hier herrschenden
Toleranz und der Beliebtheit des Herrn Rabbiners. A.S." |
Geschenk an Rabbiner Immanuel Adler zum 40-jährigen
Amtsjubiläum (1908)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. November 1908: "Kitzingen,
4. November (1908). Herrn Rabbiner Adler wurde anlässlich seines
40jährigen Amtsjubiläums, worüber wir bereits ausführlich berichteten,
seitens des Magistrats und des Gemeindekollegiums der Stadt Kitzingen ein
prachtvolles Bild, darstellend die Stadt Kitzingen mit besonderer
Hervorhebung der Synagoge, nebst einem sehr ehrenden Begleitschreiben
überreicht. A.S." |
Zum Tod von Rabbiner Immanuel Adler (1911)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. März 1911: "Rabbi
Immanuel Adler – das Gedenken an den Gerechten ist zum Segen –
Kitzingen, 23. März (1911). Eine Trauerbotschaft durcheilte am Sonntag,
den 19. März, unser sonst so ruhiges Städtchen. Unser innigstgeliebter,
allverehrter Distriktsrabbiner, Herr Immanuel Adler, ist nicht mehr.
Geboren am 29. März 1840 in Essingen
(Pfalz), wurde bereits in seinen
jungen Jahren von seinem Vater, dem späteren Distriktsrabbiner J.G. Adler
– das Andenken an den Gerechten ist zum Segen – in Burgpreppach, der
Grund zu seinem reichen Torawissen gelegt, welches er später zu Füßen
des hoch gelehrten und weit bekannten Herren Rabbinern Rabbi Adler –
Aschaffenburg und Rabbi Seligmann B. Bamberger – das Andenken an den
Gerechten ist zum Segen – in Würzburg bereicherte und vervollkommnete;
von letzterem erhielt er auch seine Hattara Horaah. Nachdem er vier Jahre als
Elementarlehrer und Prediger in Schembeck und Siegburg (Rheinpreußen)
sowie zwei Jahre als Institutslehrer in Miltenberg und
Mainstockheim
tätig gewesen, führte er die fromme und gottesfürchtige Tochter seines
Lehrers Rabbi Seligmann Bär Bamberger - das Andenken an den Gerechten ist
zum Segen – als seine Gattin heim, mit welcher er 45 Jahre in denkbar
glücklichster Ehe lebte. Im Sommer 1868 zum Rabbiner in Mainbernheim als
Nachfolger des seligen Rabbi Loeb Thalheimer gewählt, trat er diese
Stelle am 1. September 1868 an und verlegte, als die israelitische
Gemeinde Mainbernheim
kleiner wurde, während die neu gegründete
Kultusgemeinde Kitzingen mehr und mehr sich vergrößerte. Am 1. August
1871 seinen Wohnsitz mit Genehmigung der hohen Königlichen Regierung nach
letzter Stadt. Hier eröffnete sich nun für ihn ein Feld reicher
Tätigkeit. Die Gemeinde Kitzingen bildete sich unter seiner Führung zu
einer Großgemeinde heran, die heute etwa 150 Mitglieder zählt. Bereits
1883 machte sich das Bedürfnis geltend, eine neue Synagoge zu bauen, die
sich als Prachtbau repräsentiert. Rabbi Immanuel Adler verstand es, den
Wohltätigkeitssinn seiner Gemeindemitglieder stets aufs Neue zu wecken.
Das Lehrerseminar Würzburg, sowie die drei bayerischen
Präparandenschulen in Höchberg, Burgpreppach und Schwabach fanden durch
ihn reichste Unterstützung; aber auch die außerbayerischen und
ausländischen Stätten der Tora erhielten durch seine Vermittlung
regelmäßig größere Zuschüsse. Wie er selbst ein reiches und tiefes
Torawissen besaß, welches ihm einen Ruf bis weit über die Grenzen
unseres engeren und weiteren Vaterlandes sicherte, so war er auch stets
bestrebt, durch reichliche Zuwendungen andere Torabeflissene weitgehendst
zu unterstützen. Besondere Freude machte es ihm, für die Armen des
heiligen Landes Spenden zu sammeln, die alljährlich mehrere tausend Mark
erreichten, wie überhaupt sein Wohltätigkeitssinn keine Grenzen kannte.
Kein Aufruf für Notleidende, mochte er aus der Nähe oder weiten Ferne
kommen, blieb unberücksichtigt; jeden Armen hörte er bereitwilligst an
und unterstützte ihn aus eigenen Mitteln oder veranlasste andere zu
seiner Unterstützung. Allerdings hatte er das Glück, was auch von vielen
Rednern bei seiner Beerdigung hervorgehoben wurde, eine Gattin zu
besitzen, die in weitgehendster Weise ihm bei seinen
Wohltätigkeitsbestrebungen zur Seite stand, sowie einer Gemeinde
vorzustehen, deren Mitglieder jederzeit bereit waren, ihrem geliebten
Rabbiner bei allen Gelegenheiten größere Beiträge für Wohltätigkeit
Zwecke zur Verfügung zu stellen. Rabbi Immanuel Adler erfreute sich unter
der selten sorgsamen Pflege seiner geliebten und liebenden Gattin einer
stets ungetrübten Gesundheit, bis sich auch bei ihm seit etwa 3-4 Monaten
die Spuren des Alters bemerkbar machten. Am Sonntag, 12. März, leitete er
noch den Festgottesdienst und hielt noch die Festpredigt anlässlich des
Geburtstags Seiner Königlichen Hoheit des Prinzregenten Luitpold, welche
Feier seine letzte amtliche Tätigkeit gewesen. Noch am Abend desselben
Tages überfiel ihn eine heftige Krankheit, von welcher er sich nach dem
unerforschlichen Ratschluss des Lenkens aller Geschicke nicht mehr erholen
sollte; genau 8 Tage nach obiger patriotischer Feier, am Sonntag, den 19.
März, Vormittag ½ 11 Uhr, segnete er das Zeitliche. Die Beerdigung fand
am Dienstag statt, und eilten Verwandte, Amtsgenossen, Freunde und
Bekannte aus weiter Ferne herbei, um dem Freunde, Kollegen und Führer die
letzte Ehre zu erweisen. Unter Vorantritt des Bayerischen
Kampfgenossenvereins, dessen Ehrenmitglied der Verblichene gewesen und
unter Beteiligung der Geistlichen der übrigen beiden Konfessionen |
der städtischen Kollegien unter
Führung des Herrn Bürgermeisters, der Rektoren des Progymnasiums und der
Realschule, an welchen Anstalten er den Religionsunterricht seit deren
bestehen erteilte, staatlichen und städtischen Beamten, bewegte sich der
schier unabsehbare Trauerzug nach der Synagoge, wo an der Stätte seines
hauptsächlichen Wirkens und seiner beruflichen Tätigkeit die Trauerfeier
stattfand. Die geräumige Synagoge konnte die endlose Zahl der
Leidtragenden fast nicht fassen. Der von der Gemeinde offiziell berufene
Trauerredner, Herr Distriktsrabbiner Dr. Stein, Schweinfurt, knüpfte
seine Ausführungen an eine Midraschstelle an, die Moses als (hebräisch
und deutsch): dem Mann der Treue und des Segens, bezeichnet. Auch der
Verblichene habe durch seine Treue, Gewissenhaftigkeit und
Selbständigkeit eine Fülle des Segens in seinem Distrikt, in seiner
Hauptgemeinde, in seiner Familie, im Kreise der Berufsgenossen verbreitet,
besonders auch in seiner Tätigkeit im Seminar zu Würzburg, als Förderer
der Interessen aller Armen und Bedrückten, insbesondere des heiligen
Landes. Die tief empfundenen Worte des verehrten Redners verfehlten ihren
Eindruck nicht auf die Anwesenden.
Hierauf sprach Herr Distriktsrabbiner Dr. Bamberger aus Bad Kissingen als
Neffe des Verstorbenen im Namen der Familie. Sodann bestiegen das
Rednerpult der protestantische Pfarrer, Herr Miles, und der katholische
Prediger, Herr Lampert, um im Namen ihrer Konfessionen warme Worte des
Nachrufes dem teuren Toten zu weihen. Ferner sprachen im Namen der
politischen Gemeinde Herr Bürgermeister Graff, im Namen der beiden
Mittelschulen die Herrn Königlicher Studienrat Schröder und Königlicher
Rektor Kern, sowie im Namen der Israelitischen Gemeinde Herr
Kultusvorsteher Benjamin Stern und endlich im Namen der Lehrer des Bezirks
und der beiden Wohltätigkeitsvereine, deren Mitbegründer der Verstorbene
gewesen, Herr Lehrer und Kantor Bamberger, welcher auch durch einen
erhebenden Gesang des Aw-HaRachamim-Gebetes und eines Mismor die
Trauerfeier einleitet und beschloss.
Auf letztwilligen Wunsch der Verblichenen wurde seine Leiche nach dem
Friedhof in Höchberg überführt, woselbst auch seine Schwiegereltern und
sein vor mehreren Jahren verstorbener einziger Sohn ihre letzte
Ruhestätte gefunden haben. Eine große Anzahl Verwandter, Freunde und
Gemeindemitglieder begleiteten die Leiche nach Höchberg, nachdem sich
auch in Würzburg eine weitere Reihe Leidtragender dem Trauerzuge
anschloss. Auf dem Friedhof widmeten noch warm empfundene Nachrufe der
Schwager des Verstorbenen, Herr Distriktsrabbiner Bamberger – Würzburg,
die Herren Seminarlehrer Dr. Tachauer und Stoll – Würzburg, Gymnasiast
Julius Maier – Kitzingen als ehemaliger Schüler und Stadtverordneter
Josef Fromm – Frankfurt. Möge die allseitige große Teilnahme ein Trost
für die Hinterbliebenen, schwer geprüfte Gattin sein und Gott sie
stärken, das ihr zugestoßene herbe Leid zu ertragen, mögen die
Kultusgemeinde und der Distrikt Kitzingen bemüht sein, im Sinne des
Verblichenen weiter sich in Wohltätigkeit und frommen Übungen zu
betätigen, auf dass das Andenken des Frommen zum Segen gereiche. Das
Andenken an den Frommen ist zum Segen." |
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Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 31. März
1911: "Aus Kitzingen wird das Hinscheiden des Rabbiner
I. Adler gemeldet, dessen irdische Überreste am 21. dieses Monats zur
letzten Ruhe nach Höchberg
überführt wurden. Der Überführung ging in der Synagoge eine
Trauerfeier voran. Es hielten tief ergreifende Gedenkreden die Herren Distriktsrabbiner
Dr. Stein aus Schweinfurt und Lehrer
Bamberger, Kitzingen. Es sprachen noch außerdem die
Geistlichen der beiden Konfessionen und im Namen der Stadt der
Oberbürgermeister." |
Zur Beisetzung von Rabbiner Imanuel Adler
(1911)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. März
1911: "Kitzingen. Welch seltener Verehrung sich der in hohem
Greisenalter verschiedene Distriktsrabbiner Imanuel Adler erfreute
und welch harmonisches Verhältnis hier zwischen den verschiedenen
Konfessionen herrscht, davon war die Beisetzung des Heimgegangenen ein
beredtes Zeugnis.
Der Bayerische Kampfgenossenverein, dessen Ehrenmitglied der Verstorbene
war, war mit Musik und Fahne erschienen. In der Synagoge sprachen Stadtpfarrer
Mebs, katholischer Prediger Lampert, Bürgermeister Graff und
die beiden Rektoren der Mittelschulen neben Distriktsrabbiner Dr. Stein
- Schweinfurt, Distriktsrabbiner
Dr. Bamberger - Kissingen, Kultusvorstand
Benjamin Stern und Lehrer Bamberger. Auf dem Friedhofe
in Höchberg, wo gemäß seiner letztwilligen Verfügung die irdischen
Überreste des Verstorbenen beigesetzt wurden, widmeten Nachrufe: Distriktsrabbiner
Bamberger - Würzburg, Dr. Tachauer - Würzburg, Stadtverordneterer
Joseph Fromm - Frankfurt, Oberlehrer Stoll - Würzburg und Julius
Mayer - Kitzingen." |
Ausschreibung der Rabbinatsstelle (1911)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. August 1911:
"Vakanz
des Distrikt-Rabbinats Kitzingen (Bayern). ‚Die Besetzung (ab 1. Januar
1912) wird hiermit zur Bewerbung ausgeschrieben, mit Endtermin 1.
September 1911.’ Interessenten hierfür – deutsche Reichsangehörige
nicht über 40 Jahre alt, orthodoxer Richtung – stehen
Anstellungsprospekte auf Wunsch gerne zu Diensten. Für die
Distrikts-Kommission: Israelitische Kultusverwaltung Kitzingen." |
|
Zur Wahl von Rabbiner Dr.
Joseph Wohlgemuth (1912)
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom
26. Juli 1912: "Regensburg. Zu der Wahl Rabbiners Dr. Wohlgemuth in
Kitzingen (nicht: Kissingen) wird der hiesigen 'Deutschen
Israelitischen Zeitung' geschrieben: 'Da nur knapp ein Drittel der
Wahlberechtigten sich an der Wahl beteiligt hat, während die Vorschrift
die Beteiligung von mindestens zwei Dritteln der Stimmberechtigten
verlangt, so dürfte die Regierung diese Wahl kaum bestätigen und dem
Bezirk ein nochmaliges Wählen kaum erspart bleiben." |
Amtseinführung
von Rabbiner Dr. Joseph Wohlgemuth (1913)
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 3. Januar 1913: "Kitzingen, 30. Dezember (1912). Heute fand
die Amtseinführung des neugewählten Rabbiners, Dr. Wohlgemuth,
bisher in Königsberg in Preußen, statt. Der erste Teil der Feier vollzog
sich in der festlich geschmückten Gemeindestube, wohin scih die
königliche Behörden, an ihrer Spitze der Bezirksamtmann und der
Bürgermeister, ferner der bisherige Verweser des Rabbinatsdistrikts, Rabbiner
N. Bamberger - Würzburg, die Kultusvorstände und sonstige Geladene,
begeben hatten. Der Neugewählte gelobte unerschütterliche Pflichttreue
und dankte herzlich allen, die ihn begrüßt hatten.
Gegen 1/2 3 Uhr fand die größere Feier in der dicht gefüllten Synagoge
statt, die Festgewand trug. Nach Begrüßung des neuen Führers durch
Boruch-habu entwickelte Dr. Wohlgemuth in dreiviertelstündiger,
meisterhafter Rede seine Grundsätze. Atemlos horchte die Festversammlung
bis zum Ede. Ein Lob und einmütige Begeisterung weckte der Redner bei
allen. Der Synagogenchor sang noch Psalm 100. Damit hatte die Feier ihr
Ende erreicht." |
Missverständnisse
zwischen Rabbiner Bamberger und Rabbiner Wohlgemuth: Entschuldigung von Rabbiner M. Bamberger
(1921)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Juni
1921: |
Erklärung des Rechtsanwalts von Rabbiner Dr.
Wohlgemuth (1921)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Juli
1921: |
Mitteilung
zur Jahrzeit (Todestag) des verstorbenen Rabbiner Immanuel Adler (1925)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. März 1925:
"Kitzingen, 9. März. Frau Rabbiner Adler bittet, Schülern und
Freunden des Distriktrabbiners Immanuel Adler - das Andenken an den
Gerechten ist zum Segen - Menachem ben Josef Gabriel bekannt zu geben, dass
die Jahrzeit Sonntag, den 19. Adar ist." |
Geburtsanzeige
eines Sohnes von Rabbiner Dr. Wohlgemuth und seiner Frau (1925)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Juli
1925: |
Rabbiner Dr. Wohlgemuth lehnt einen Ruf nach Berlin ab
(1925)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Juli
1925: |
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Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. September
1925: |
Rabbiner
Immanuel Adler und Judith geb. Bamberger - Fotos
(Quelle: The Bamberger Family. The Descendants of Rabbi Seligmann Bär
Bamberger, the 'Würzburger Rav' (1807-1878). Jerusalem 1979² (published by the
Bamberger Family) im Fotoanhang nach S. 112.
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Rabbiner
Immanuel Adler |
Judith Adler
geb. Bamberger |
Grabstein von Rabbiner
Adler
in Höchberg |
Grabstein von Judith Adler
in
Höchberg |
Zum
Tod von Judith Adler, Witwe von Rabbiner Immanuel Adler (1931)
Anmerkung: Judith Adler geb. Bamberger ist 1836 in Wiesenbronn als Tochter
(5. Kind) des späteren Würzburger Rabbiners Seligmann Bär Bamberger und
seiner Frau Kela geb. Wormser geboren. Sie heiratete 1866 den Rabbiner Dr.
Immanuel Menachem Adler, Sohn des Distriktrabbiners Josef Gabriel Adler in Burgpreppach.
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15.
Februar 1931: "Frau Rabbiner Judith Adler - sie ruhe in Frieden
-
Mit Frau Rabbiner Judith Adler (Kitzingen), die am 6. Schewat (= 24.
Januar 1931) im 95. Lebensjahre das Zeitliche gesegnet hat, ist ein Stück
alten bayerischen Judentums ins Grab gesunken. Wenn man in dem von
Nebenhügeln und fruchtbaren Gefilden umgebenen Mainstädtchen am alten
Falterturm mit seinem schiefsitzenden Turmhelm vorbei in die Rosengasse
einbog, dann ahnte man nicht, dass ein kleines nichtssagendes Häuslein
ein geschlossenes heiliges Reich in sich barg. Wenn man durch ein außen
abschließendes Holzgitter in das Wohnzimmer der Frau Rabbiner eintrat,
war man in einem Tempel der Gottesverehrung. Die Totalität, nach der so
viele Menschen in unserer zerklüfteten, zerrissenen Zeit sich sehnen, war
in der kleinen, schwächlichen Frau verkörpert. Sie war eine in sich
gefestigte, harmonische Persönlichkeit, und das deshalb, weil hier alles
auf das Tiefreligiöse, auf das Echtjüdische bezogen war. Im Hintergrund
des Zimmers, in dem sie waltete, hohe Bücherschränke mit heiligen
Büchern, an den Wänden ringsum Bilder und Tafeln der Ahnenverehrung. Sie
hatte in ihrer Jugend wohl nicht, wie manche modernisierte gesetzestreue
Frauen zu tun pflegen, talmudische Studien getrieben. Ihr Vater, der
Würzburger Raw, dem sie bis zum letzten Atemzug in nicht zu
übertreffender Kindesverehrung anhing, war in Übereinstimmung mit allen
Großen in Israel ein Gegner solcher Frauenausbildung gewesen.
Aber durch Schimmusch Chachomim, durch den lebendigen Verkehr mit
dem großen Vater - wie stolz erzählte die sonst so Bescheidene, dass sie
ihm die Bücher reichen durfte, die er zum Lernen benötigte - hatte sie
sich angeeignet, was für ihr Lernen bestimmend war. Sie beherrschte
auswendig ihr Thillim (Psalmenbuch), auswendig die Gebete, und
manch feines Torawort überlieferte sie mit ihrer bis ins hohe Alter
bewahrten geistigen Klarheit dem gespannt lauschenden Zuhörer. Limmud
Thora (Toralernen) ging ihr über alles, und so wurde jede Woche bei
ihr nach altem Brauche von einer Chewra (religiöser Verein der
Gemeinde) gelernt, und der Tisch, um den sich die Lernenden versammelte
hatten, sollte nach ihrem letzten Wunsche die sechs Bretter für ihre
endgültige Behausung abgeben.
Eine mustergebende Rebbizin, die als die wichtigsten Grundlagen der
jüdischen Gemeinschaft jene geistig-sittlichen Werte erachtete, die der
Begriff des Hauses, der Ehe, der Familie umfasste, hatte sie im Geistes
des Amiroh l'bes Jaakoaum ihren hochverehrten Gatten in seiner
Rabbinatstätigkeit besonders in der Weise ergänzt, dass sie die Frauen
des Amtskreises mit den Grundsätzen der Zenius bekannt machte. Darin
erblickte sie, die 'noblesse oblige' mit minutiösester Genauigkeit die
Erfordernisse des Gesetzes erfüllte - sie fastete jeden Taanis
(Fastentag) aus - ihre Awaudoh (Gottesdienst). Und bei
alledem verurteilte sie niemals die Abwegigen, sie hatte für sie nur ein
wehmuterfülltes Mitleidsgefühl.
Mit ihrer weit umfassenden Gemillus Chesed (Wohltätigkeit) - sie betreute
die Armen und Bedürftigen der engeren und weiteren Heimat, des Auslandes
und nicht zuletzt des heiligen Landes - baute sie an dem dritten, dem
welterhaltenden Pfeiler.
Gar oft war ihr die Sonne des Lebens untergegangen - der einzige viel
geliebte Sohn starb im besten Mannesalter -; aber wenn auch die Wolken an
ihrem Lebenshorizonte noch so schwarz sich zusammenballten, nie verlor sie
ihr unerschütterliches Gottvertrauen.
Liebe erzeugt Gegenliebe. Das erfuhr sie an der Hochschützung und
Verehrung aller Kreis, an der geradezu rühmenden Art, wie ihre nächsten
Familienangehörigen bis zu den kleinen Urenkelkindern herab sie umsorgten
um umhegten, das zeigte die imposante Beteiligung bei ihrer letzten Fahrt
nach dem Friedhofe in Höchberg. Wie
ein noch einsam ragender Felsen aus alter Zeit erschien uns diese Esches
Chajil (tüchtige Frau), nun ist auch er gefallen. Ihre Seele sei
eingebunden in den Bund des Lebens. K.O. Ffm." |
|
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Februar
1931: |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Februar
1931: |
Jahrzeit für Rabbiner Immanuel Adler
(1933)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. März
1933: |
Zum Tod von Bezirksrabbiner Dr. Joseph Wohlgemuth (1935)
Artikel in der Zeitschrift
"Der
Israelit" vom 16. Mai 1935: "Personalien. Bezirksrabbiner Dr. J.
Wohlgemuth – das Andenken an den Gerechten ist zum Segen – Kitzingen,
14. Mai. Ein schwerer Schlag traf die Gemeinde Kitzingen. Ihr Rabbiner,
Lehrer und Führer, Dr. J. Wohlgemuth, wurde auf der Höhe seines Lebens
und Schaffens, im eben vollendeten 50. Lebensjahre, plötzlich abberufen.
Wer die Verbundenheit des beliebten Rabbiners mit seiner Gemeinde und mit
jedem Einzelnen in derselben gekannt, wer sein aufopferndes Wirken für
Tora, Awoda (Gottesdienst) und Wohltat je gesehen, der Begeisterung Zeuge
war, die diesen Mann in seinem heiligen Dienst durchglühte und
prophetische Worte von zündender Kraft zur Weckung der Gemüter für
alles Heilige und Jüdische finden ließ, wer das alles kannte und wusste,
wird die unermessliche Trauer und den brennenden Schmerz der verwaisten
Gemeinde einzuschützen wissen.
Einer alten jüdischen Gelehrtenfamilie entstammend, hatte Wohlgemuth
schon in jungen Jahren an den Quellen gesessen, die ihm den jüdischen
Wissensfond gaben, seinen Charakter bildeten und ihn formten für den
rabbinischen Beruf. Am Berliner Rabbinerseminar hatte er die großen
Lehrer David Hoffmann und Josef Wohlgemuth, seinen Onkel, zu Wegweisern
und Vorbildern. Getreu den dort erhaltenen Lehren und Impulsen waltete er
seines Amtes, ein aufopfernder Lehrer für Jung und Alt, ein treuer
Führer und Wegweiser zu jüdischen Höhen, ein Mann der schlichten
Frömmigkeit, der mit dem Adel der Gesinnung und mit dem Eifer der
Pflichterfüllung seiner Gemeinde voranschritt. Erst vor kurzem feierte
seine Gemeinde und die große Schar seiner Freunde, entgegen seinem
Willen, seinen 50. Geburtstag. Es war, als ahnte man in Freundeskreisen,
dass es die letzte Gelegenheit sei, ihm Zeichen der Liebe und Verehrung zu
erweisen. Eine Welle von Liebe und Treue flutete bei diesem Anlass ins
stille Rabbinerhaus, und es war doch nur ein Rückfluten der Ströme, die
von ihm für Alle ausgingen. Ein harter Schlag traf die Gemeinde
Kitzingen, wie das toratreue Judentum in Bayern und in Deutschland. Möge
Gott die
hart betroffene Familie und die Gemeinde trösten.
Bei der Trauerfeier in der Synagoge und auf dem Friedhofe in Kitzingen
(gemeint: Rödelsee) am
Dienstag, den 12. dieses Monats, über die wir noch berichten, kamen alle
Liebe, die die Gemeinde für ihren Führer hegte, und all der Schmerz ob
seines jähen Heimgangs, zu spontanem und herzerschütterndem Ausdruck.
Seine Seele sei eingebunden in den
Bund des Lebens." |
Anzeigen
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Mai 1935: "Der Stolz
unserer Familie, unser heiß geliebter Gatte, Vater, Bruder,
Schwiegersohn, Schwager und Onkel Bezirksrabbiner Dr. J. Joseph
Wohlgemuth, Kitzingen am Main, verschied am 9. Ijar im Alter von 50
Jahren. In der Schönheit seiner Seele, der Hoheit seines Geistes und der
Güte seines Herzens wird er uns allen ein leuchtendes Vorbild bleiben.
Schmerzerfüllt im Namen aller Hinterbliebenen Lissy Wohlgemuth geb.
Ichenhäuser."
"Nachruf. Unser allverehrter Bezirksrabbiner Herr Dr. Joseph
Wohlgemuth ist heute allzu früh von uns gegangen. Wenn auch seine
Lebensflamme nur fünf Jahrzehnte währte, so hat doch seine starke
Persönlichkeit unserer Gemeinde hohen religiösen Gehalt eingeprägt.
Schöpfend aus tiefstem Born talmudischen und universellen Wissens,
getragen von überzeugender Hingabe an Gottes Wort, ward Herr Dr.
Wohlgemuth für uns der Führer, der es verstand, im Laufe seiner
23jährigen Wirksamkeit unsere Gemeinde und insbesondere unsere Jugend mit
höchsten geistig sittlichen Werten zu erfüllen. Hierfür schulden wir
dem Verblichenen unseren unauslöschlichen Dank, sein segensreiches Wirken
sichert ihm unser treuestes Gedenken. Kitzingen, den 12. Mai 1935. Die
israelitische Kultusverwaltung Kitzingen." |
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Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. Juni
1935: |
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Anzeige
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. Juni
1935: |
Ausführlicher
Nachruf anlässlich des Todes von Bezirksrabbiner Dr. Joseph Wohlgemuth (1935)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Mai 1935: "Personalien.
Bezirksrabbiner Dr. Joseph Wohlgemuth seligen Andenkens. Kitzingen am
Main, 20. Mai 1935. Ein Großer, ein Mann, der trotz seiner jungen Jahre
das Epitheton eines Großen verdient, der jedenfalls zu einem Großen sich
zu entwickeln, die gediegenste Aussicht bot, wurde uns am 9. Ijar
entrissen. Bezirksrabbiner Dr. Joseph Wohlgemuth in Kitzingen wurde seiner
Familie, seiner Gemeinde, seinem Rabbinatsdistrikt, seinen Freunden und
ganz Israel entrissen. Vor sechs Wochen hat der treue Verblichene seinen
50. Geburtstag begangen. Wie viel Verehrung und Liebe hat man dem teueren
Mann an diesem Markstein seines Lebens entgegengebracht! Wie viele fromme
Wünsche und Gebete wurden zu Gott empor gesandt, dass er dem seit
längerer Zeit leidenden Mann Heilung senden möge. Eine kurze Widmung in
dieser geschätzten Zeitschrift angesichts des Geburtstags schloss mit den
Worten: ‚Wir wünschen Herrn Dr. Wohlgemuth noch ungezählte Jahre
segensreichen Schaffens im Kreise seiner Frau und seiner Kinder.’
Die Vorsehung in ihrer Weisheit hatte es anderes beschlossen. Joseph
Wohlgemuth ist nach kaum sechs Wochen von der Schaubühne dieser Erde
abgetreten, seine Familie und seine Gemeinden in tiefstem Schmerz
zurücklassend. Mit ihm ist einer der befähigsten und bewährtesten
Schüler des Hildesheimer’schen Rabbinerseminars in Berlin ins Grab
gesunken, in dem sich die hervorragendsten Eigenschaften, die herrlichsten
Vorzüge des Geistes und des Gemütes vereinigten.
Joseph Wohlgemuth war eine imponierende Gestalt von Stattlichkeit und
Schönheit. Er war ein Mann wahrer Vornehmheit in der äußeren
Erscheinung und noch mehr in seinem seelischen Gehalt. Er war ein lauterer
fleckenloser Charakter, ein gerader, aufrichtiger Mensch. Joseph
Wohlgemuth genoss die uneingeschränkte, volle Freundschaft seiner
Studien- wie seiner Amtskollegen. Ihm ward die ungeteilte Hingabe seiner
Gemeinden zuteil, er besaß die Liebe und Verehrung der Erwachsenen und
die Zuneigung seiner Schüler, der Kleinen. Joseph W. genoss die
unbezweifelbare Achtung und ein uneingeschränktes Ansehen in der weiten
Öffentlichkeit, ohne Unterschied der religiösen Richtung und der Partei.
Joseph W. war ein Mann von hervorragenden Geistes- und
Gemütseigenschaften, ein Mann von bemerkenswertem Wissen auf allen
möglichen Gebieten, ganz besonders im Bereich der jüdischen
Religionswissenschaften, der Bibel, des Talmuds und der Dezisoren. Hier
hatte er den Grundstück zu seinem Wissen bei seinem gelehrten Großvater
Rabbi Jesaja Wohlgemuth seligen
Andenkens und seinem in
jüdischen und profanen Dingen in gleicher Weise gebildeten Vater Levy
Wohlgemuth seligen Andenkens
gelegt. Auf diesen Grundlagen baute der
Verblichene weiter im Berliner Seminar unter Anleitung und Führung seines
philosophisch und talmudisch in gleicher Weise hoch gebildeten älteren
Vetters Dr. Joseph Wohlgemuth und seines berühmtesten Lehrers, des
Seminarrektors Dr. David Hoffmann seligen Andenkens. In ganz jungen Jahren
übernahm er in der Israelitischen Lehrerbildungsanstalt in Würzburg das
Amt des Religionslehrers und talmudischen Dezenten. Bei seinem
Probeunterricht imponierte allen Teilnehmern die klage, logische, auf den
Gesetzen der Grammatik und der streng wissenschaftlichen Exegese
basierende Methode. Die Schüler Wohlgemuths aus jener Zeit bewahrten
ihrem tüchtigen und sympathischen Lehrer fort und fort ihre Sympathien,
ihre Dankbarkeit und Anhänglichkeit. Zwei Jahre wirkte er am Seminar. Er
wurde alsdann nach Königsberg in Preußen an die dortige orthodoxe
Gemeinde berufen, um nach wenigen Jahren das durch das Ableben von
Rabbiner Immanuel Adler s.A. verwaiste Distriktsrabbinat Kitzingen zu
übernehmen.
Joseph Wohlgemuth hat hier in der Erziehung der Jugend, in der Anregung
der Erwachsenen außerordentlich glücklich gewirkt. Er genoss das volle
Vertrauen seiner Gemeinden; ihm schlugen die Herzen aller zu. Seine
gesinnungsgenössischen Kollegen sahen in ihm einen der begabtesten,
fähigsten und zuverlässigsten Führer. Er schuf in seiner Gemeinde ein
Milieu wahren Torageistes, sodass in dieser doch kleinen Gemeinde es
selbstverständlich war, dass jeder Bar
Mizwa mit einer Derascha
(Predigt) vor die Gemeinde trat. Ganz
besonders machte sich Joseph Wohlgemuth durch die Leitung der in
regelmäßigen Intervallen abgehaltenen Lehrerfortbildungskonferenzen
verdient, bei denen er aus seinem reichen Wissensborn das Beste darbot.
Joseph W. hat als langjähriges Mitglied des Kuratoriums der
Lehrerbildungsanstalt in Würzburg direkt und indirekt die Lehrerbildung
gefördert und gehoben. Zu Ehren von Rabbiner Wohlgemuth sei auch
erwähnt, dass er während des Weltkriegs, als die Lehrer der
Mittelschulen zumeist im Felde standen, sich dem Staate und Vaterlande zur
Verfügung stellte und neben den Rabbinatsgeschäften auch einen Teil des
neu-philologischen Unterrichts an der Realschule in Kitzingen übernahm
und längere Zeit fortführte.
Joseph W. wurde durch das Vertrauen seiner Amtsbrüder auch zum
Vorsitzenden der im Jahre 1897 gegründeten Pensions- und Reliktenkasse
bayrischer Rabbiner berufen. Er hat dieses Amt in Sachkenntnis und
Gewissenhaftigkeit mehrere Jahre bekleidet, bis die Pensionskasse durch
eine andere Organisation abgelöst wurde. Das Vertrauen der Kollegen
berief ihn auch zu dem Amt eines Mitglieds der Tagung des Verbandes
bayrischer israelitischer Gemeinden und von Jahr zu Jahr zu der Funktion
des konservativen Etatsredners. Auch wurde ihm das ehrenvolle Amt des
stellvertretenden Vorsitzenden der Tagung übertragen. Der Wohlgemuth
genoss die volle, ungeteilte und unterschiedslos Achtung und
Wertschätzung aller Mitglieder des Verbandes. Mit großer Sachkenntnis,
mit bemerkenswertem Mut und Tapferkeit vertrat J.W. im Verband die
Interessen des konservativen Judentums. Er hat dort durchaus seinen Mann
gestanden und im Zusammenstehen mit den gleich gesinnten Kollegen das
Vertrauen seiner Wähler gerechtfertigt. Dass er überall, wo es galt
Anwalt der Tora zu
sein, zur Belehrung von Jung und Alt, zur Stelle war und, wenn immer der
Ruf an ihn erging, zu Vorträgen und Referaten bereit war, braucht nicht
besonders hervorgehoben zu werden.
Joseph W. war ein Mann, ein ganzer Mann, der überall, wo er stand und
wirkte, den von ihm vertretenen Interessen zum Segen gereichte. Sein
Andenken wird ein stets gesegnetes sein. Möge der allgütige Lenker der
Geschicke der schwer getroffenen Familie Trost und Stütze gewähren!
Möge er der schwer getroffenen Gemeinde Ersatz verschaffen!
Der hier skizzierten Bedeutung des teueren Mannes entsprechend gestaltete
sich auch die am 14. Ijar in der Synagoge in Kitzingen abgehaltene
Trauerfeier, sowie die sich dran anschließende Beerdigung in Rödelsee,
zu einer seltenen Kundgebung der Verehrung, Liebe und Dankbarkeit. Jede
Miene in den Gesichtern der zahlreichen Trauernden verriet ehrliche,
aufrichtige Verbundenheit in Liebe und Treue. Dieselben Gefühle sprachen
aus den Ausführungen der zahlreichen Trauerredner. Den Reigen eröffnete
in meisterhaften Ausführungen Herr Dr. Hanover, Würzburg; ihm schlossen
sich an Herr Ullmann, der Vorstand der Gemeinde Kitzingen, Justizrat Dr.
Oestreich, München, der im Namen des Verbandes sprach; Justizrat Dr.
Haas, Würzburg im Namen der größten Nachbargemeinde, Dr. Köhler, Schweinfurt; Dr. Klein, Nürnberg, Lehrer N. Bamberger, Kitzingen, der
auch, neben seiner Rede, in wunderbaren Gesängen dem Schmerz der
Versammlung beredten Ausdruck verlieh; Direktor Stoll. Den Abschluss
bildeten die schmerz- und dankerfüllten Ausführungen zweier Schüler des
Verblichenen. Die Menge der Teilnehmer – auch der nach Rödelsee mit
hinausgezogenen – war schier unübersehbar. In Rödelsee sprachen noch
Herr Dr. Weinberg, Regensburg und Dr. Munk, Ansbach.
Wir schieden von der Stätte der Trauer und des Schmerzes mit dem
Bewusstsein, dass wir einen der Besten und Edelsten der Erde
zurückgegeben haben, von dem das Psalmwort gilt: Zum
ewigen Gedenken sei der Fromme.
St. |
Erster Jahrzeitstag (Todestag) von Rabbiner Dr. Joseph
Wohlgemuth (1936)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Mai 1936: "Zum ersten
Jahrzeittage von Rabbiner Dr. J. Wohlgemuth – das Andenken an den
Gerechten ist zum Segen -. Kitzingen, 7. Mai (1936). Am Vorabend zum 9.
Ijar, dem ersten Jahrzeittag von Rabbiner Dr. Joseph Wohlgemuth seligen
Andenkens versammelten sich dessen Familienangehörige, sowie viele
Mitglieder der Gemeinde und des Bezirks Kitzingen auf dem Friedhofe zu
Rödelsee am Grabe des großen heimgegangenen. Einleitend trug Herr Lehrer
und Kantor Bamberger in ergreifender Weise das Jahrzeitgebet vor, darin
die Inschrift der Mazewoh
(Grabstein) einflechtend. Sodann
ergriff der erste Vorsteher der Kultusgemeinde Kitzingen, Herr Gustav
Lauber, das Wort und schilderte den Verlust der Gemeinde und des Bezirks
durch den allzu früh erfolgten Tod des geistigen Führers. Herr
Bezirksrabbiner Dr. Hanover, Würzburg, der zurzeit den Rabbinatsbezirk
Kitzingen mit betreut, entwarf in meisterhafter Form ein Lebensbild seines
Freundes und Kollegen.
Der älteste Sohn des Verstorbenen, Herr Gotthelf Wohlgemuth, Hörer des
Rabbinerseminars zu Berlin, dankte seinem Vater auch namens seiner Brüder
für die sorgfältige Erziehung in den Bahnen der Familientradition,
gelobend, stets in den Fußstapfen des Vaters zu wandeln und sein hehres
Vorbild nachzuahmen. Lehrer Bamberger verglich Rabbiner Dr. Wohlgemuth mit
der Palme, die man, je weiter von ihr entfernt, umso besser in ihren
Umrissen als edelsten Baum erkenne. Rabbiner Dr. Löwy aus Hamburg, ein
Schwager des Verblichenen, sprach in der Synagoge zu Kitzingen vor dem
Maariw-Gebet Worte des Schmerzes im Namen der Familie. Als Letzter widmete
Herr Vorsteher Weinberg, Marktbreit, dem verstorbenen Bezirksrabbiner
anerkennende Worte des Dankes für die Treue und Sorge, die der
Verstorbene selbst der kleinsten Gemeinde hatte angedeihen lassen. Mit dem
Maariw-Gebet schloss die würdige Feier.
Aus Dankbarkeit und innigster Verbundenheit mit ihrem unvergesslichen
Rabbiner veröffentliche die Verwaltung der Gemeinde Kitzingen ein
Gedenkbuch, in welchem die seinerzeit bei der Beerdigung gehaltenen
Trauerreden enthalten sind." |
Berufung von Rabbinatskandidat Gotthelf Wohlgemuth zum
Rabbiner in Kitzingen (1937)
Artikel
in der "Bayerischen israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. Juni
1937: "Kitzingen. Nachdem das Bezirksrabbinat Kitzingen zweieinhalb
Jahre verwaist war, wurde der Sohn des leider so frühzeitig verstorbenen
Herrn Rabbiner Dr. Wohlgemuth, Herr Rabbinatskandidat Gotthelf Wohlgemuth,
Schüler des Hildesheimer-Rabbinerseminars zu Berlin, ab 1. September 1937
als Bezirksrabbiner von Kitzingen berufen. Gleichzeitig wurde ihm die
Betreuung des Rabbinatsbezirks Ansbach übertragen." |
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Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. Juni
1937: |
Amtseinführung von Gotthelf Wohlgemuth (1937)
Artikel
in der "Bayerischen israelitischen Gemeindezeitung" vom 15.
September 1937: "Amtseinführung des Bezirksrabbiners Gotthelf
Wohlgemuth in der Gemeinde Kitzingen am Main. Am 29. August fand in der
festlich geschmückten Synagoge in Kitzingen die feierliche Installation
des neu gewählten Bezirksrabbiners Gotthelf Wohlgemuth seligen
Andenkens – statt. Unter großer Teilnahme der Nachbargemeinden, vor
allem der Gemeinde Würzburg, auswärtiger Gäste und der Mitglieder der
Kitzinger Gemeinde selbst verlief die schöne Feier." |
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Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. September
1937: |
Aus
der Geschichte der jüdischen Lehrer / Vorbeter und weiterer Kultusbeamter sowie
zur jüdischen Schule
Ausschreibungen
der Stellen 1869 / 1891 / 1897 / 1900 / 1929
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. November 1869:
"Die hiesige israelitische Religionslehrer- und Schächterstelle,
verbunden mit einem Gehalt von ca. 500 Gulden ist vakant. Qualifizierte
Reflektanten wollen sich beim Unterzeichneten melden.
Kitzingen, den 6. November 1869. Louis Scheidt,
Kultusvorstand." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. August 1891: "Ein
Vorsänger, würdig und mit guter Singstimme, für die hohen Festtage
gesucht. Israelitische Kultus-Gemeinde. Kitzingen am Main." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. März 1897: "Besetzung
ab 1. Juli 1897 vakanter Kantor- und Religionslehrerstelle zu Kitzingen am
Main. 1) Gehalt Mark 1600-2000. Die ersten 10 Jahre steigend. 2)
Pensionsverhältnisse nach 60. Lebensjahre geregelt. 3)
Nebeneinkünfte jährlich Mark 400-600 (ohne Gewähr). 4) Engagement
finden Inländer nicht über 35 Jahre alt mit prima
Referenzen. 5) Detaillierte Engagement-Prospekte auf Verlangen
gratis. 6) Anmeldungen spätestens bis 25. März dieses Jahres an
die Israelitische Kultusverwaltung Kitzingen am Main." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. April 1900: "Vakanz der
Kantor- und Religionslehrer-Stelle zu Kitzingen am Main, Bayern.
Gehalt mit Mark 1600 beginnend und innerhalb von 10 Jahren auf Mark 2000
steigend. (Nebeneinkünfte pro Jahr ca. Mark 600). Pensionsverhältnisse
geregelt. Bewerber, Deutsche, nicht über 35 Jahre alt, orthodoxer
Richtung 1. mit sehr guten angenehmen Stimmmitteln und Befähigung zur
Errichtung und Leitung eines Synagogenchores. 2) mit Nachweis
erfolgreicher Leistungen im Lehrberuf, erhalten auf Verlangen
detaillierten Anstellungsprospekt durch die israelitische Kultusverwaltung
Kitzingen." |
Die nachfolgende Ausschreibung wurde nach
der Versetzung von Hauptlehrer Robert Einstädter nach Nürnberg
nötig: |
Anzeige
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15.
April 1929: "Unter Bezugnahme an das Ausschreiben der
Kreisregierung von Unterfranken im staatlichen Schulanzeiger vom 6. April
wollen Gesuche von orthodoxen, musikalisch befähigten Bewerbern für die Besetzung
der Lehrstelle an der israelitischen Volksschule in
Kitzingen am Main unter Beifügung von Zeugnisabschriften usw., bis
zum 1. Mai dieses Jahres an den 1. Vorstand Herrn Isidor Ullmann
eingereicht werden. Der Religionsunterricht liegt in den Händen einer
eigenes hierfür angestellten Kraft. Verwaltung der Israelitischen
Kultusgemeinde Kitzingen." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. April 1929: |
Ausschreibung
der Stelle der Hilfsvorbeters (1903)
Anzeige
im "Frankfurter Israelitischen Gemeindeblatt" vom 19. Juni
1903: |
Wahl des
Lehrers Naftali Bamberger zum Lehrer und Kantor (1900)
(Text oben)
Eine
israelitische Schule wurde neu eröffnet (1914)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 2. Oktober 1914: "Zu Anfang vorigen Monats wurde in Kitzingen
eine israelitische Schule neu errichtet, an welcher drei
Lehrkräfte, zwei Lehrer und eine Lehrerin,
wirken." |
Zum Tod des Schochet Meier Schur (1920)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Oktober 1920: "Kitzingen,
3. Oktober (1920). Am Ausgange des Jomkippur verstarb hier nach langem
Leiden der durch seine jüdische Gelehrsamkeit bekannte Schochet Meier
Schur, nachdem er 44 Jahre in seiner Gemeinde amtiert hatte. Der
Verlust von drei herrlichen Söhnen durch den krieg brach vorzeitig seine
Lebenskraft. Das unübersehbare Geleite von Juden und Christen, die seiner
Bahre folgten, legten beredtes Zeugnis dafür ab, welcher Beliebtheit und
Achtung sich der Heimgegangene erfreue. Seine Seele sei eingebunden in
den Bund des Lebens." |
Publikation des Buches von Lehrer und Kantor Naftali Bamberger über
"Geschichte der Juden in Kitzingen" (1908)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. September 1908:
"(Die Juden in Kitzingen.).
Anlässlich der in den nächsten Tagen bevorstehenden Vollendung der
Renovierungsarbeiten der Synagoge zu Kitzingen und deren Neueinweihung gab
im Auftrages der Kultusverwaltung Herr Naftali Bamberger, Lehrer und
Kantor dahier, eine 'Geschichte der Juden in Kitzingen' heraus. Herr
Bamberger sammelte mit großem Fleiße und Umsicht das sehr zerstreute
Material und benutzte hierzu alte Akten, Handschriften und Geschichts- |
werke.
Bei dem allgemeinen Interesse, welches auch viele Leser dieser Zeitung
für die Juden der Stadt Kitzingen haben, sollen hier einige wesentliche
Momente aus dieser Broschüre hervorgehoben werden. Schon Im Jahre 1147
war die jüdische Gemeinde zu Kitzingen eine der größten Kreisgemeinden
des Rabbiners und sogenannten Judenmeisters von Würzburg. Von dem
Gespenste des Blutmärchens wurde auch Kitzingen nicht verschont und so
fand am Mittwoch, den 15. Ab 5003 (5. August 1273) eine Judenverfolgung
statt, welche viele Opfer forderte. Dieser traurige Vorfall wiederholte
sich unter gleicher Beschuldigung am Montag, den 19. Tammus 5058 (30. Juni
1298 und 28. Februar 1336). Trotz dieser Stürme besserten sich
allmählich wieder die Zustände und sicherte man den Juden Schutz und
Schirm zu, wenn die Judensteuern gut eingingen. Gegen Ende des 15.
Jahrhunderts bedrohte die Juden Frankens eine erste Gefahr der Ausweisung,
welche von dem Fürstbischof Rudolf von Schwerenburg ausging, doch wurde
dieselbe durch Verfügung des Markgrafen Friedrich von Brandenburg
abgewendet. Wiederholt ergingen Ausweisungsdekrete 1516, 1540 und 1608,
die jedoch nicht zur Ausführung kamen. Anno 1623 wurde von dem
Fürstbischof Franziskus ein Schutzbrief für die Juden Kitzingens
erlassen, der jedoch 1637 wieder widerrufen wurde. Nach einer am 25.
August 1640 vorgenommenen Zählung bestand die 'Judengemeinde' aus 63
Köpfen, die, wie aus den erzählten Umständen zu schließen ist, wohl
situiert waren. Das Haus Nr. 6 in der oberen Bachgasse ist auf das
bestimmteste als die Synagoge aus jener Zeit zu erkennen (abgebildet Seite
16 der Chronik). Johann Philipp, Fürstbischof zu Würzburg und Herzog zu
Franken (1642) war ein milder und gerechter Fürst, der auch den Juden
wohl gesinnt war und dem Amtmann Werner Schenken von Stauffenberg in
Kitzingen dringend ans Herz legte, die Juden wie alle anderen Bürger zu
behandeln. Um das Jahr 1678 siedelten sich auch etliche Juden in der
Vorstadt Etwashausen an, die vorher in Salzfeld gewohnt hatten. Als 1771
eine schwere Teuerung dahier herrschte, wurden die Häuser der Juden
geplündert und ihr Hausrat gestohlen und versetzt; viele zogen daraufhin
dort und fanden in Mainstockheim, Marktsteft und
Sickertshausen gastliche
Aufnahme, bis im Jahre 1789 die Juden aus Kitzingen endgültig ausgewiesen
wurden. Zwar erhielten später wieder einige Juden der umliegenden
Ortschaften die Erlaubnis hier zu hausieren, durften aber nicht
übernachten. 1831 gestattete der Stadtmagistrat dem Kaufmann Joseph
Silber und 1847 dem Kaufmann Hirsch Stern, beide von Mainstockheim,
Geschäfte hier zu gründen und Läden zu eröffnen. Durch das
Emanzipationsedikt vom 10. November 1861 waren alle weiteren Schranken
gefallen und am 15. Januar 1863 machte sich als erster Jude Herr A.B. Ster
aus Mainstockheim hier ansässig, dem kurz darauf noch weitere folgten und
nach einer am 20. November von der Königlichen Regierung von Unterfranken
und Aschaffenburg genehmigten Statutenordnung eine eigene Gemeinde
gründeten. Diese pachtete alsbald ein der Stadt gehörendes, im
protestantischen Schulgebäude befindliches größeres Lokal, welches zur
Synagoge eingerichtet und 1867 eingeweiht wurde. Durch Entschließung der
Königlichen Regierung von Unterfranken und Aschaffenburg wurde der
Rabbinatssitz von Mainbernheim nach Kitzingen verlegt und erfolgte am 1.
August 1871 die Übersiedlung des seit 1. September 1868 amtierenden
Rabbiners hierher. Von dieser Zeit an vergrößerte sich die Gemeinde
immer mehr und mehr, sodass bald das Projekt eines Synagogenbaues
auftauchte. Am 27 September 1881 wurden zwei entsprechende Gebäude in der
Schrannenstraße angekauft und am 31. Juli 1882 fand die feierliche
Grundsteinlegung der neuen Synagoge statt. Die feierliche Einweihung
derselben erfolgte am 7., 8. und 9. September 1883. Heute zählt die
israelitische Kultusgemeinde 150 Mitglieder, die sich allgemeiner Achtung
erfreuen." |
|
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. November 1908:
"Geschichte der Juden von Kitzingen, bearbeitet von Naphtalie
Bamberger, Lehrer und Kantor der israelitischen Kultusgemeinde von
Kitzingen, 1908. Eine sehr ansprechende Festgabe liegt uns in diesem
Werkchen vor; zugleich ein typisches Bild des Werdens einer bayerischen
Mittelgemeinde. Typisch auch die Vorgeschichte. Schon zu Beginn des 12.
Jahrhunderts eine blühende Gemeinde, erlitt sie im 13. und 14.
Jahrhundert furchtbare Verfolgungen, wusste jedoch stets den durch ihre
politische Oberherrn drohenden Ausweisungen geschickt vorzubeugen. Die
Zeit Voltaires brachte ihr neue Verfolgungen, dem Jahr 1789 gelang, was im
Mittelalter vermieden werden konnte - eine vollständige Austreibung. Erst
1803 öffneten sich die Tore Kitzingens wieder zur gastfreundlichen Aufnahme
der Enkel Judas, - und nun begann mit Riesenschritten die Aufsaugung der
bisher blühenden umliegenden Landgemeinden. 1882 wurde der Grundstein zur
Synagoge gelegt, deren 25jähriges Bestehen den äußeren Anlass zur
vorliegenden Festschrift gab, welche, mit hübschen Illustrationen
ausgestattet, als Zeugnis fleißiger Arbeit den Danke der Gemeinde und der
Leser mit vollem Recht beanspruchen kann. Möge die Zukunft der Gemeinde
den freundlichen Aspekten entsprechen, welche ihr der Verfasser stellt.
P." |
25. Amtsjubiläum von Lehrer und Kantor Naphtali Bamberger
(1925)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. September
1925: |
Verabschiedung
von Hauptlehrer Robert Einstädter (1929)
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. Juni
1929: "Kitzingen. Donnerstag, den 30. April 1929, hielt die
Ortsgruppe des Central-Vereins deutscher Staatsbürger jüdischen
Glaubens, Kitzingen, ihre diesjährige Generalversammlung ab. Hierbei
legte der bisherige Kassier und Bibliothekar, Herr Hauptlehrer Robert
Einstädter seine Ämter nieder, da er nach Nürnberg versetzt wurde.
Der erste Vorsitzende des Vereins, Herr Gustav Gerst, gedachte bei dieser
Gelegenheit der großen Verdienste, die sich Herr Hauptlehrer Einstädter
um den Verein erworben habe. Da er sich in seiner Bescheidenheit eine
Abschiedsfeier größeren Stils verbeten hatte, fand anschließend an die
Generalversammlung eine kleine, von der Kultusgemeinde veranstaltete Feier
für den Scheidenden statt. Der erste Vorstand, Herr J. Ullmann, dankte im
Namen der Gemeinde Herrn Hauptlehrer Einstädter für seine vortreffliche
Führung der jüdischen Volksschule, die auch schon des öfteren durch die
vorgesetzte Behörde öffentlich anerkannt wurde, und überreichte im
Auftrag der Gemeinde eine kostbare Ehrengabe. Herr Bezirksrabbiner Dr. J.
Wohlgemut hob die vorbildlichen Eigenschaften des Scheidenden hervor, die
ihn besonders für den Lehrberuf geeignet machen. Herr Lehrer N. Bamberger
sprach sein lebhaftes Bedauern darüber aus, dass er den Kollegen
Einstädter verliere, mit dem jederzeit ein harmonisches Zusammenwirken
zum Nutzen der Jugend möglich war. Herr Fritz Ullmann als Vorsitzender
des Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten dankte Herrn Hauptlehrer Robert
Einstädter für das Interesse, das er stets dem Verein gewidmet habe.
Alle Ansprachen bekundeten das außerordentliche Bedauern über den
Weggang des Herrn Einstädter, der sich hier nur Hochachtung und
Wertschätzung erworben hatte. Zum Schluss dankte der Gefeierte für die
ihm gezollten Worte und wünschte der jüdischen Gemeinde ein weiteres
Blühen und Gedeihen." |
Max
Heippert wechselt von Scheinfeld nach Kitzingen (1930)
Anzeige
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15.
April 1930: "Kollege Heippert (Scheinfeld)
wurde zum Volksschullehrer in Kitzingen ernannt." |
60.
Geburtstag von Lehrer Naftali Bamberger (1935)
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. Juni
1935: |
Aus dem jüdischen Vereinsleben in Kitzingen (auch Aktivitäten überregionaler
Vereine am Ort)
Gründung eines Torath-Emeth-Vereins (1884, übs. "Die Tora ist die
Wahrheit" - Verein)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. November 1884: "In
Kitzingen hat sich neulich ein Thorath-Emeth-Verein gebildet, der den
Zweck hat, die im traditionellen Judentum als unverbrüchliche Wahrheit
geltende Thora zu pflegen, jüdisch-religiösen Glauben zu fördern und
Begeisterung für wahre jüdische Interessen zu wecken. Zur Erreichung
dieses Zieles sollen dienen: ein zweimal wöchentlich zu erteilender
Unterricht, religiös wissenschaftliche vorträge, Auflegung
entsprechender Zeitung. Der Unterricht erstreckt sich auf Pentateuch mit
Kommentar und Ritualien etc. Wir wünschen dem jungen Verein den besten
Erfolg." |
Über
den Torath-Emeth-Verein (1901)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 28. November 1901: "Kitzingen. Mit Vorliebe schreiben die
Gegner der 'Vereine für jüdische Geschichte und Literatur', es sei weit
besser, statt dieser Vereine, solche zu gründen, in welchen Mischnah und
Gemoroh gelehrt und gelernt wird. Dass nun erstere Vereine keine
Konkurrenz für letztere sind, davon wurde in unserer aufblühenden
Gemeinde ein glänzender Beweis geliefert.
Schon seit Jahren besteht hier ein 'Thorath-Emeth-Verein', dessen
§ 1 seiner Statuten lautet: 'Der Verein hat den Zweck, die im
traditionellen Judentum als unverbrüchliche Wahrheit geltende Tora
pflegen, jüdisch-religiösen Glauben zu fördern und Begeisterung für
wahre jüdische Interessen zu wecken.' Jeden Sabbat finden abwechselnd
Vorträge über die laufende Sidrah mit Raschi-Kommentar und aus dem
Chaje-Odom statt. In Folge Anregung mehrerer jungen Herren werden seit
kurzer Zeit auch wöchentlich zweimal - und zwar Montag und Donnerstag
Abend - freie Vorträge mit darauf folgender Diskussion im strengsten
Sinne des orthodoxen Judentums abgehalten. Es ist eine wahre Freude, zu
sehen, welch' zahlreiche Zuhörerschaft zu diesen vorträgen sich bisher
eingefunden haben, um den Worten unserer heiligen Thora zu lauschen; und
das alles trotz des Literaturvereins, der sich nach wie vor einer großen
Anhängerschaft und Beliebtheit erfreut. Möge aller Orten, wo dies bisher
noch nicht der Fall ist, sich berufene Männer finden, die ähnliche
Bestrebungen verfolgen zum Segen des Judentums, seiner heiligen Religion
und seiner getreuen Anhänger." |
Veranstaltungen des "Vereins für jüdische
Lebensanschauung" (1902)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. Mai 1902: "Kitzingen im
Mai. Am 17. April beendete der ‚Verein für jüdische Lebensanschauung’
das Wintersemester, in welchem wöchentlich zwei Vorträge religiösen
Inhalt stattfanden. Die damit verbundene Feier war eine erhebende und wird
solche den Mitgliedern des Vereins in steter, freudiger Erinnerung
bleiben. Nachdem Herr Kahn – Mainstockheim
seinen Vortrag über die
Sederordnung in trefflicher Ausführung beendet hatte, bestieg Herr
Jacobsohn das Podium, um eine Übersicht über die Tätigkeit des Vereins
während des Winterhalbjahres zu geben. Mit beredten Worten schilderte er
die Hindernisse, die sich in mannigfaltiger Art der Gründung des Vereins
entgegenstellten; wie solche aber mit Gottes Hilfe beseitigt wurden.
Hierauf dankte er allen denjenigen, die sich um den Verein verdient
gemacht, insbesondere den beiden Hauptrednern, welche abwechselnd jede
Woche in uneigennützigster Weise ihre Kräfte und ihre Kenntnisse dem
Verein zu Verfügung stellten, und zwar den Herrn Kahn – Mainstockheim
und Lehrer Mannheimer – Dettelbach. Am Schlusse seines von Herzen
kommenden und zu Herzen gehenden Vortrages überreichte Herr Jacobsohn im
Namen des Vereins als kleine bescheidene Anerkennung den beiden Herren ein
sehr sinnreiches Geschenk und zwar je ein Ehrmann ‚Durchs Jahr’ und
‚Hirsch’s Tephillo’.
Mit bewegten Worten dankten beide Herren für die ihnen erwiesene
Aufmerksamkeit, die sie weder gewollt noch erwartet hatten. Hierauf
sprachen noch einige Herren, auf den Schlussakt bezugnehmend, womit sodann
der offizielle Teil des Abends erledigt war. Noch lange Zeit blieb man
dann bei gemütlicher Unterhaltung beisammen, und trennte sich dann
schließlich mit dem Wunsche, dass die Saat, die im Winter gestreut wurde,
im Sommer reifen möge und dass bei Beginn des Herbstes sich wieder alle
Mitglieder, an deren Spitze unsere beiden Herren Lehrer, zur erneuten
Tätigkeit zusammenfinden mögen; welchem Wunsche auch wir uns von Herzen
anschließen." |
Einladung
zur Generalversammlung des "Israelitischen Lehrervereins" in Kitzingen
(1902)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Juli
1902: |
Generalversammlung des "Israelitischen
Lehrervereins" in Kitzingen (1902)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. August
1902: |
Semesterschlussfeier des "Vereins zur Pflege
jüdischer Lebensanschauung" (1904)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 30. März 1904: "Kitzingen (Schlussfeier). Der ‚Verein zur Pflege jüdischer
Lebensanschauung,’ ein Tochterverein des Frankfurter ‚Nach’las Z’wi’
beging dieser Tage die Semesterabschlussfeier. Herr Distriktsrabbiner
Adler hierorts sprach über die Wichtigkeit des Torastudiums und führte
in wohl gelungener Rede den Vergleiche der Lehre mit der Wüste, dem
Wasser und dem Feuer aus. Ihm folgten die regelmäßig Vortragenden des
Vereins, die Herren Dr. M.K. Bamberger, Würzburg, Lehrer Bamberger –
Kitzingen, Mannheimer – Dettelbach. Herr Dr. Bamberger lehnte seine
Abschiedsworte an den Wochenabschnitt an, wo vom Altarfeuer die Rede ist,
das in fünffacher Hinsicht besondere Eigenschaften aufwies. Herr Lehrer
Bamberger, der im Winterhalbjahr u.a. auch das T’nach (die Bibel)
behandelt hatte, brachte trotz der vorgeschrittenen Stunde noch als ‚Restabtrag’
längere Ausführungen über Kesurim. Herr Lehrer Mannheimer –
Dettelbach hatte im Semester seine Vorträge über unsere T’fillaus
(Gebete) bis zur Schemono-Esrei
(18-Bitten-Gebet) fortgesetzt. In
seinem Abschiedswort wies er darauf hin, dass im jüdischen Sinne es
eigentlich keinen Sijum
gebe und geben darf. Die
kontinuierliche Fortarbeit und die Volkstümlichkeit seien die zwei
großen Forderungen der heiligen Lehre. Allen Vereinsrednern wurden
sinnige Abschiedsgaben in Form schöner Seforim
(Bücher) verehrt. – vor allem sei
aber des rührigen Vereinsvorsitzenden gedacht, der Herr H. Jakobsohn –
Kitzingen. Er bildet durch sein unermüdliches selbstloses Wirken im
Dienste unserer heiligen Tora, durch sein ideales Streben und sein
einnehmendes Wesen die Seele des ganzen Unternehmens. Ihm gebührt in
erster Linie aller Dank. – Der Verein besteht jetzt drei Jahre und hat
schon Ersprießliches geleistet, ist sich aber nichtsdestoweniger seiner
in heutiger Zeit doppelt schweren Aufgabe, die er noch zu lösen hat,
vollauf bewusst." |
Aus der Arbeit der Vereine "Für jüdische
Geschichte und Literatur" und "zur Pflege für jüdische
Lebensanschauung" (1904)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. März
1904: |
Schlussfeier
des "Vereins zur Pflege jüdischer Lebensanschauung" (1905)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Gemeindeblatt" vom 5. Mai
1905: |
Sijum-Feier des Vereins Ez-chajim
(1906)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. August
1906: |
Gründung einer Ortsgruppe der "Freien
Vereinigung für die Interessen des orthodoxen Judentums"
(1908)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. April
1908: |
22. Generalversammlung des Israelitischen
Lehrervereins für das Königreich Bayern in Kitzingen (1911)
Berichte wurden hierzu in verschiedenen Periodika erstellt:
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. August 1911: "Zur
Tagung der bayerischen Lehrer. 1. Eine außergewöhnliche Ehrung. Als wir
am Vorabend der bayerischen Lehrerversammlung in der freundlichen
Mainstadt Kitzingen ankamen und den Bahnhofsplatz mit Fahnen geschmückt
sagen, glaubten wir, dass irgend ein bayerischer Prinz seinen Namenstag
feiere. Wir waren angenehm überrascht, als wir hörten, dass diese Ehrung
den jüdischen Lehrern gelte, und dass sie auf besonderen Wunsch des
rechtskundigen Herrn Bürgermeisters Graff erfolgt sei. Dieser selbst
wohnte nicht nur der geselligen Zusammenkunft, die am Abend die bereits
zahlreich angekommenen Lehrer vereinigte, bei, sondern am folgenden Tage
auch der ganzen Hauptversammlung, ja, er nahm sogar am gemeinsamen Mahle
teil und stellte als Vorstand des Fremdenverkehrsvereins die Tafelmusik.
Diese letztere stand, nebenbei erwähnt, auch ganz auf der Höhe ihrer
Aufgabe und intonierte während des Bratens einen Mismor LeToda
(Dankeslied/-psalm)! Als Herr Bürgermeister Graff in seiner herrlichen
Begrüßungsrede den jüdischen Lehrern die Versicherung gab, dass, wenn
sie treu ihres Amtes walten, sich nicht nur des Dankes ihrer
Glaubensgemeinschaft, sondern auch des Dankes und der Wertschätzung ihrer
christlichen Mitbürger gewiss sein könnten, erhob sich tosender Beifall
und im Stillen wandte wohl jeder auf den Redner den Ausspruch unserer
Weisen in den ‚Sprüchen der Väter’ an: ‚Wer ist der Ehre wert, der
die Menschen ehrt.’ Hut ab vor einem solch wackeren Beamten!
2. Die jüdische Gemeinde Kitzingen. In der bereits erwähnten
Begrüßungsrede feierte Herr Bürgermeister Graff die jüdische Gemeinde
in Kitzingen als ein Element des Fortschritts. Auf diese Anerkennung kann
sie stolz sein, aber nicht minder auf die Tatsache, dass sie zu den
wenigen jüdischen Gemeinden Bayerns gehört, die durch die Tat beweisen,
dass sie die Tätigkeit ihres Lehrers zu würdigen wissen, und dass der
Sinn für soziales Empfinden in ihnen noch lebendig ist. So hat sie
beispielsweise nicht bloß die Pensionsverhältnisse ihrer Beamten in
zufrieden stellender Weise geregelt, sondern sich auch, im Gegensatz zu
den Großgemeinden, seinerzeit bereit erklärt, freiwillig die von
Dingfelder für notwendig erachtete Summe mit aufbringen zu helfen. Wenn
der 2. Vorstand der Kultusgemeinde Kitzingen in seinem während der
Mahlzeit ausgebrachten Toast das Verhalten der von ihm vertretenen
Korporation als etwas Selbstverständliches erklärte, so verdient das
alle Anerkennung, aber es ist leider nur für einige wenige Gemeinden
selbstverständlich (Anmerkung: So haben außer Kitzingen nur noch zwei
Großgemeinden, München und Würzburg, und zwei Mittelgemeinden,
Aschaffenburg und Nördlingen, die Pensionsverhältnisse ihrer Beamten
geregelt. In allen anderen erfolgt die Regelung, wenn überhaupt, nur von
Fall zu Fall. Man liebt es, wie ein Redner richtig bemerkte, Wohltaten
auszuteilen, aber nicht Gerechtigkeit zu üben). Auf diese Weise ehrt die
Gemeinde sich selbst und ihr Ansehen wächst dadurch, wie Figura zeigt, in
den Augen ihrer christlichen Mitbürger.
3. Die Wertschätzung des jüdischen Lehrers. Es ist wohl nicht zuviel
gesagt, wenn wir behaupten, dass der jüdische Lehrer sich bei
christlichen Publikum einer recht hohen Wertschätzung erfreut, die oft
einen auffälligen Kontrast bildet zu der sozialen Stellung, welche ihm
die jüdische Gemeinde im Allgemeinen einräumt. Dass die bayerischen
Lehrer – neben den kurhessischen – in dieser Beziehung wohl mit am
besten abschneiden, dürfte bekannt sein; das zeigte die Tagung in
Rotenburg o.d. Tauber und noch mehr die in Kitzingen. Dieser Umstand
rührt wohl in erster Linie davon her, dass sie bis auf wenige Ausnahmen
Volksschullehrerbildung aufweisen und an Bildungsstreben hinter ihren
christlichen Kollegen nicht zurückstehen. Dass der einzelne Lehrer sehr
viel dazu beitragen kann, diese Wertschätzung zu steigern, das beweisen
am besten die beiden Kollegen in den beiden genannten Städten. Ihren Dank
für diese Anerkennung seitens Andersgläubiger können die jüdischen
Lehrer am besten dadurch betätigen, dass sie den Rat befolgen, den
seinerzeit der Prophet Jirmijah (Jeremia) den Exulanten mit auf den Weg
gab: ‚Fördert das Wohl der Stadt, dahin ich Euch geführt habe und
betet für sie zu Gott, denn in ihrem Wohle liegt auch das Eurige.’ (Jer.
29,7).
4. Erfreuliches und Unerfreuliches." Dieser Abschnitt wird hier
nicht abgeschrieben, da er nicht mehr mit Kitzingen sondern mit der
Situation der bayerischen israelitischen Lehrer zu tun hat (bei Interesse
links anklicken und im Original lesen). |
|
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 18. August 1911:
"Kitzingen,
10. August (1911). Zur 22. Generalversammlung des israelitischen
Lehrervereins für das Königreich Bayern schreibt die Kitzinger Zeitung:
Zum zweiten Mal seit seinem Bestehen hält der israelitische Lehrerverein
für das Königreich Bayern seine Generalversammlung in unserer
gastfreundlichen Mainstadt ab. Nicht zu frohen Festen und ausgelassener
Lustbarkeit tagen die Mitglieder dieses Vereins hier, sondern ernste
Arbeit ist es, welche dieselben zusammenberufen hat. Von allen Gauen
unseres engeren Vaterlandes, wie wir hören etwa 100 Herren, sind die
Erzieher der israelitischen Jugend hierher geeilt, um die vielseitigen
Probleme des Religionsunterrichts, über die Weiterbildung der der Schule
entwachsenen Jugend und über Standesinteressen zu beraten. Manches frohe
Wiedersehen unter oft viele Jahre getrennten Freunden und manche herzliche
Begrüßung zwischen ehemaligen Schulkameraden und nunmehrigen Kollegen
wird es geben. Auch wir rufen unseren lieben Gästen von nah und fern im
Namen unserer Stadt und deren Einwohner unseren herzlichsten
Willkommengruß zu und wünschen deren Arbeit beste Erfolge und frohes
Gedeihen. Nach Beendigung des offiziellen Programms wird ein
gemeinschaftliches Mittagsmahl die Teilnehmer der Versammlung und deren
Gäste im Hotel Stern vereinen, wobei der stets rührige und allen Fremden
besondern entgegenkommende Fremdenverkehrsverein den Herrn Lehrern einige
Aufmerksamkeit zugedacht hat, damit nach getaner ernster Arbeit auch die
Freunde und heitere Laune zur Geltung komme. Hoffen wir, dass es allen
Teilnehmern dieser Tagung recht gut in unserem freundlichen Städtchen
gefallen möge, damit sie sich recht oft und lange der froh in Kitzingen
verlebten Stunden erinnern mögen, wie wir auch ihnen ein treues Gedenken
bewahren werden." |
|
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 11.
August 1911: "Generalversammlung des Israelitischen Lehrervereins
für das Königreich Bayern. Kitzingen, 7. August. Weit über 100
Kollegen hatten sich eingefunden. Der rechtskundige Bürgermeister Graff,
rührig wie immer, hatte nicht versäumt, in freundlicher Weise durch
Beflaggung am Bahnhofe den israelitischen Lehrern offiziell den
Willkommensgruß zu bieten. Um 9 Uhr morgens wurde die Versammlung
eröffnet durch die Begrüßung des Vorstandes Goldstein - Heidingsfeld.
Es richteten hierauf Begrüßungsworte an die Versammlung:
Distriktsrabbiner Bamberger - Würzburg als Verweser des Rabbinats
Kitzingen, zugleich des entschlafenen Rabbiner J. Adler - Kitzingen
gedenkend; Bürgermeister Graff namens der Stadt, Kultusverstand Reis als
Vertreter der Kultusgemeinde, Lehrer Bamberger als Ortskollege.
Aus der Berichterstattung vernahm man das Wachsen und Gedeihen des
Vereins, der nun nahe an 200 Mitglieder zählt. Das Vereinsvermögen ist
rund 150.000 Mark.
Punkt 1 der Tagesordnung, Bildung einer Rechtsschutzkommission, wurde vom
Antragsteller selbst zurückgezogen, die Bildung von Bezirksvereinen, von
einem Ehrenrat und Schiedsgerichten, die bei Konflikten zwischen
Gemeinden, Rabbinern und Lehrern in Funktion zu treten hätten, in der
seitens der Verwaltung gefassten Form gut geheißen. Ebenso angenommen ein
Antrag Dingsfelder - München, die Kuratorien der Präparandenschulen Höchberg,
Burgpreppach und des Seminars in Würzburg zu ersuchen, je einen Vertreter
der Lehrerschaft zu kooptieren.
Der Jungmannschaft unter den bayerischen Lehrern machten die beiden
folgenden Referenten Klugmann - Höchberg
und Ehrenreich - Forchheim alle Ehre.
Ersterer verbreitete sich in klarer und fesselnder Sprache über des
Lehrers Fürsorge für die schulentwachsene Jugend. Er berührte dabei die
Schritte, welche der moderne Staat hier unternahm und ging dann auf die
speziell jüdischen Probleme über. In Ehrenreich - Forchheim lernte die
Versammlung einen ebenso fleißigen wie tüchtigen Sozialpolitiker kennen,
der trotz seiner verhältnismäßig jungen Jahren die spröde Materie der
'Privatbeamtenversicherung' mit souveräner Klarheit überschaut und
beherrscht. Behufs Stellungnahme zum Privatbeamtenversicherungsgesetz
wurde eine Kommission gebildet, in die der Referent Ehrenreich einstimmig
gewählt wurde.
Beim gemeinschaftlichen Mahle gab es noch einen Strauß ernster und
heiterer Reden. Als nächster Tagungsort wurde Bamberg bestimmt. M." |
Gründung eines Vereins für Jugendunterricht (1920)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. April 1920: "Kitzingen,
29. März (1920). Auf Veranlassung verschiedener Gemeindemitglieder
bildete sich hier ein Verein für Jugendunterricht ‚Chinuch Neorim’,
dessen Zweck ist, die Jugend, besonders der Mittelschüler, mit den
wichtigsten Gebieten des jüdischen Schrifttums, wie Ritualvorschriften,
Raschi und Mischnah, ferner mit der hebräischen Sprachlehre und
jüdischen Geschichte vertraut zu machen. Durch einen gesammelten großen
Fond und jährliche Beiträge wurde der Bestand des Vereins
sichergestellt. Der Unterricht darf nur im streng traditionellen Geiste
gehalten werden und ist diese Bedingung für alle Zeiten
unabänderlich." |
Treffen der fränkischen Agudas Jisroel Gruppen in Kissingen
(1921)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. Februar 1921: "Kitzingen.
Am Sonntag, den 16. Januar fand hier eine Trefffahrt der fränkischen
Agudas Jisroel Jugend- und Mädchengruppen statt, welche auch von Freunden
aus dem übrigen Bayern und außerhalb Bayerns gut besucht und in allen
Teilen sehr gelungen war. Vormittags fand ein Schiur-Vortrag des Herrn
Distrikt-Rabbiners Dr. Wohlgemuth – Kitzingen statt mit daran
anschließender Besprechung und Berichterstattung der Vorstandschaft der
einzelnen Gruppen. Nachmittags hielt die Begrüßungsansprache in
Abwesenheit des durch eine anderweitige Sitzung verhinderten Herrn Dr.
Wohlgemuth, Herr Lehrer Bamberger, sowie Herr S. Landau, Mitglied des
Organisationsvorstandes der A.J.J.O. Referate hielten die Herren
Distriktrabbiner Dr. Brader – Ansbach, Leo Munk – Köln und Fräulein
Bertha Ehrentreu – München, an welche sich lebhafte und interessante
Aussprachen anknüpften. Der inzwischen erschienene Herr Dr. Wohlgemuth
hielt sodann eine Ansprache, in welcher er die Gäste namens der
Kultusgemeinde Kitzingen nochmals begrüßte. Für den Abend war der
gemütliche Teil vorbehalten durch Abhaltung von Theateraufführungen –
Mitternachtsszenen aus ‚Jeremias’, der ‚rote Hans’ –
musikalische und deklamatorische Darbietungen. In allen Teilen sehr
befriedigt, verließen die Gäste erst in später Abendstunde mit den
Nachtzügen das gastfreundliche Städtchen. |
Einladung des Bundes gesetzestreuer israelitischer
Gemeinden Bayerns nach Kitzingen (1927)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Oktober 1927: "Bund
gesetzestreuer israelitischer Gemeinden Bayerns. Wir laden hiermit alle
gesetzestreuen Juden Bayerns zu unserem Bundestag, welcher am Sonntag, den
30. Oktober 1927, nachmittags 2 Uhr beginnend, im Gasthof zum Stern in
Kitzingen am Main stattfinden. – Programm: 1. Begrüßung durch den
Vorsitzenden – 2. Vortrag des Herrn Distriktsrabbiner Dr. Wohlgemuth –
Kitzingen: ‚Das religiöse Leben in den kleinen Gemeinden’ – 3.
Vortrag des Herrn Distriktsrabbiner Dr. Stein – Schweinfurt: ‚Die
Volksseele in der hebräischen Sprache’. Die Vorstandschaft des Bundes
gesetzestreuer israelitischer Gemeinden Bayerns. Dr. Stein, 1.
Vorsitzender." |
Bericht über die General-Versammlung des Bundes
gesetzestreuer Gemeinden in Kitzingen (1927)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. November 1927: "Bund
gesetzestreuer israelitischer Gemeinden Bayerns. Würzburg, 9. November.
Die diesjährige General-Versammlung des Bundes Gesetzestreuer
Israelitischer Gemeinden Bayerns fand am 30. Oktober in Kitzingen statt
und war erfreulicherweise gut besucht. Alle Teilnehmer wurden für ihre
Opfer schon durch den interessanten Jahresbericht des Vorsitzenden,
Distriktsrabbiner Dr. Stein – Schweinfurt, reichlich entschädigt. Mit
Erstaunen vernahmen die meisten, was der in der Stille wirkende Bund im
Laufe eines Jahres an Arbeit im Dienste des Judentums geleistet hat. Der
breiteste Raum in den Ausführungen war der Entwicklung und dem
gegenwärtigen Stand der Schächtfrage gewidmet, bei deren Lösung der
Bund durch seine beiden Vorsitzenden hervorragend mitarbeitet. Herr Dr.
Stein dankte im Namen des Bundes all denen, die in dieser für uns
lebenswichtigen Angelegenheit uns so selbstlos zur Seite stehen,
insbesondere den Herrn Professor Dr. Lieben, Rabbiner Dr. Mund und Dr.
Horowitz. Der Vorsitzende legte weiter dar, wie der Bund bei den
Besprechungen zur Gründung einer Reichsorganisation mitgewirkt, wie wir
in verschiedenen jüdischen Angelegenheiten mit oder ohne Erfolg bei den
Ministerien intervenierten, wie wieder mehrere leistungsschwache Gemeinden
zur Erhaltung ihrer jüdischen Institutionen Subventionen erhalten usw.
Schließlich stellte er im Namen der Vorstandschaft verschiedene Anträge
zur Ausgestaltung der Bundesarbeit.
Daran schloss sich eine sehr lebhafte und anregende Diskussion an, an
welcher sich die Herren Rabbiner Dr. Bamberger – Kissingen, Weichselbaum
– Dettelbach, Rabbiner Dr. Weinberg –
Neumarkt, Rabbiner Dr.
Wohlgemuth – Kitzingen, Rabbiner Dr. Manes – Schwabach, Dietenhöfer –
Ansbach, Dr. Nathansen – Würzburg, Löwenhaupt – Kitzingen und Landau
– Fürth beteiligten. Das Ergebnis war die Annahme dreier Anträge: 1.
Der Bund stellt eine Hilfskraft für den Kassier an, um durch weit
ausgedehnte Propaganda reicher Mittel für den Bund flüssig zu machen. 2.
Der Bund will Lehrer und geeignete junge Leute veranlassen, hinaus auf die
kleinen Gemeinden zu gehen und trägt eventuell die erwachsenden Kosten.
3. Der Bund setzt Prämien aus für Lehrer, die junge Leute zu Baale-Kore
und Chasanim ausbilden, beziehungsweise leistet je nach Sachlage
den Lehrenden oder Lernenden Zuschüsse. Möglicherweise sollen durch den
Bund in größeren Städten Kurse für diese Ausbildung eingerichtet
werden. In der Frage der so genannten ‚Mustersatzungen’ wurde folgende
Resolution angenommen: ‚Die General-Versammlung des Bundes
gesetzestreuer israelitischer Gemeinden Bayerns fordert die…" |
Lehrerkonferenzen
des Bezirks Kitzingen 1929
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. Juni
1929: "Bezirkskonferenz Kitzingen. Alle vier Wochen findet
unter der bewährten Leitung des Herrn Bezirksrabbiners Dr. J. Wohlgemut,
Kitzingen, im Seminar zu Würzburg eine Konferenz statt. Zur Zeit wird in
Talmud Megillah und in Mischnah Jebomaus gelernt. Bei jeder Konferenz
erstattet abwechselnd ein Mitglied ein Referat.
Bisher wurden folgende Themen behandelt.
1. Der Lehrplan für den Religionsunterricht in der jüdischen
Schule;
2. Die Verwendung von Midraschim beim biblischen und religionsgesetzlichen
Unterricht, ein Zyklus von mehreren Vorträgen, wobei alle Beteiligten
referierten;
3. Grammatikalische Übungen an Hand der laufenden Sidrah.
4. Korrektes Einhalten und Zusammenlesen im Gebetbuche.
In der Konferenz am 8. Mai 1929 reproduzierte Herr Brückheimer, Marktbreit,
den auf dem wissenschaftlichen Fortbildungskurs in Würzburg gehaltenen
Vortrag des Herrn Seminarrabbiners Dr. Neubauer, unter dem Titel: 'Literargeschichtlicher
Überblick über die tannaitischen Quellen und deren Verarbeitung durch
die Amoräer'.
Die nächste Zusammenkunft findet im Juni statt und wird der Herr
Vorsitzende über Gr. Jampels Werk: 'Vorgeschichte des israelitischen
Volkes und seiner Religion, 1. Teil: Die Methoden' und Herr Bravmann, Gaukönigshofen,
über die '39 Hauptarbeiten und deren Untergruppen' sprechen. Zum Obmann
der Konferenz wurde Herr N. Bamberger, Kitzingen, gewählt." |
Gründung des Vereins "Esra"
(1930)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Januar
1930: |
Berichte zu einzelnen Personen in der Gemeinde
Sofer (Toraschreiber) Joseph Oppenheimer empfiehlt
sich (1875)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. Dezember 1875: "Unterzeichneter,
welcher 5 Jahre bei dem allgemein geehrten und geachteten Toraschreiber
Herrn H. Rosenblatt in Fürth, zu dessen größter Zufriedenheit aktiv
war, und nun seit ca. einem halben Jahr sich in Kitzingen etabliert hat,
empfiehlt sich unter Zusicherung guter und reeller Bedienung im Schreiben
von Torarollen, Tefillin und Mesusot, sowie deren
Renovation. Auch werden dem demselben Wimpel (Mappot),
Grabschriften (Mazewot); sonstige hebräische Zeichnungen für
Synagogen usw. auf’s Vortrefflichste ausgeführt. Auch hat derselbe
stets (abgekürzt:) Ritualien und Bücher auf Lager, sowie auch
Chanukka-Eisen. Joseph Oppenheimer, Schreiber und hebräischer
Kalligraph. Kitzingen am Main, 2. Dezember 1875". |
Hirsch Stern wird in den städtischen Gemeinderat gewählt
(1875)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. Dezember 1875: "Kitzingen
am Main, 1.- Dezember. Am gestrigen Tage wurde Herr Eisenhändler Hirsch
Stern dahier zum Mitgliede des städtischen Gemeindekollegiums gewählt.
Herr Stern ist der erste Jude, dem in hiesiger Stadt eine solche Ehre
zuteil ward. Wenn es nun höchst erfreulich ist, einen solchen Umschwung
in den Ideen der Bevölkerung einer Stadt wahrzunehmen, in welcher vor
noch nicht langer Zeit es unseren Glaubensgenossen nicht einmal gestattet
war, ein offenes Geschäft zu betreiben, und schon deshalb erwähntes
Ereignis im ‚Israelit’ verzeichnet zu werden verdient, so ist dies
umso mehr der Fall, als Herr Stern ein orthodoxer Jude ist, und seine Wahl
wiederum ein schlagender Beweis dafür liefert, dass die Achtung unserer
nichtjüdischen Mitbürger nicht durch Außerachtlassen unserer heiligen
Religionsgesetze errungen wird, sondern durch strenge Reellität und
werktätige Nächstenliebe, verbunden mit bescheidenem, demutsvollem
Benehmen." |
Zum Tod von Helene Stern (1901)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Mai
1901: |
Anzeige des Toraschreibers J. Oppenheimer
(1901)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Juni 1901: |
Dr. Gottfried Merzbacher wird zum Doktor der Philologie
promoviert (1901)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Juli
1901: |
Verlobungsanzeige
von Käthe Kahn und Ludwig Löwenhaupt (1903)
Anzeige
im "Frankfurter Israelitischen Gemeindeblatt" vom 21. August
1903: |
25jähriges Dienstjubiläum des Gemeindevorstehers Benjamin Stern (1912)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 12. Januar 1912:
"Kitzingen. Benjamin Stern war am 1. Januar 25 Jahre Vorstand der
Kultusgemeinde. Die Gemeinde ehrte ihn durch eine künstlerische Adresse
und übergab dem Jubilar eine ansehnliche Summe zur Gründung einer ‚Benjamin
Stern-Stiftung". |
|
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 19. Januar 1912: "Kitzingen, 12. Januar (1912).
Am 1. dieses Monats waren es 25 Jahre, seitdem Herr Benjamin Stern
das Amt eines Kultusvorstandes in unserer Gemeinde bekleidet. Die Gemeinde
ließ es sich nicht nehmen, ihrem Vorstande eine wohlverdiente Huldigung
darzubringen. Da sich Herr Stern in seinem bescheidenen Sinne jede
größere Ehrung verbeten hatte, musste die Feier im engsten Rahmen
stattfinden, gestaltete sich aber zu einem Familienfeste, das allen
Teilnehmern in lebhafter Erinnerung bleiben wird. Um 10 Uhr morgens
begaben sich Vorstandsmitglieder, Kultuskollegium und Vertreter der vier israelitischen
Vereine in die Wohnung des Jubilars. Kultusvorsteher A. Reiß überbrachte
die Wünsche der Gemeinde rühmte die Verdienste des Jubilars um die
Gemeinde und deren Wohlfahrtseinrichtungen und überreichte eine
ansehnliche Summe zur Gründung einer 'Benjamin-Stern-Stiftung'
nebst einer künstlerisch ausgeführten Adresse. Der Vorstand des
Vereins 'Harmonie' J. Feldhahn übergab ein Diplom dem Gründer
desselben, der stets auf Harmonie in des Wortes echtester Bedeutung
hingewirkt habe. Lehrer Bamberger gedachte des verstorbenen Vaters
des Jubilars H. Stern, als Mitbegründers der Gemeinde und Synagoge, in
dessen Sinne der Jubilar als Förderer der Gemeinde-Einrichtungen das
übernommene Erbe treulich verwaltet. Freudig erregt dankte Herr Stern
für die Ehrungen, das Aufblühen der Gemeinde und die treue
Anhänglichkeit seien ihm der schönste Lohn für die vielen Lasten und
arbeiten, welche das Amt eines Kultusvorstandes mit sich bringe, sie seien
ihm durch tatkräftige Unterstützung des Kollegen Reiß und der
anderen Mitglieder des Kollegiums stets erleichtert worden. Nach der
offiziellen Feier fand eine solenne Frühstückstafel statt, bei der noch
viele muntere mit Humor gewürzte Toaste ausgetauscht wurden, wobei auch
die Gastgeberin Frau Stern geehrt wurde." |
Wohltätigkeitsstiftung von H. Stern (1913)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 21. November
1913: "Kitzingen. Die Inhaber der Eisenhandlungsfirma H. Stern
errichteten zum Andenken an ihre verstorbenen Eltern eine
Wohltätigkeitsstiftung mit 20.000 Mark, deren Zinsen an hiesige
Bedürftige christlicher und israelitischer Konfession je zur Hälfte
jährlich zu Verteilung gelangen." |
Zum Tod von Nathan Stiebel
(1916)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. Dezember
1916: |
Spende von Max Stern an die Stadt für die Invalidenfürsorge
(1918)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 2. August 1918:
"Kitzingen. Zu Zwecken der Invalidenfürsorge schenkte Weingroßhändler
Max Stern der Stadt ein Grundstück im Werte von 15.000 Mark". |
Zum Tod von Berta Rosenbusch geb. Ichenhäuser (1921)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. September 1921: "Kitzingen,
7.- August (1921). Frau Berta Rosenbusch geborene Ichenhäuser, ist am 29.
Tamus plötzlich an einem Herzschlage im Alter von 63 Jahren verschieden.
Durch ihren Heimgang hat nicht nur die Familie, sondern auch die jüdische
Gemeinde Kitzingen einen schweren Verlust erlitten. Sie war mit ihrem
Gatten Samuel Rosenbusch – er ruhe in Frieden –, der ihr vor 7
Jahren in die Ewigkeit vorausging, in innige Harmonie verbunden, war ihren
Kindern eine liebevolle, echt jüdische Mutter, die sie zur Frömmigkeit
erzog. In Fürth als Tochter von Simon Ichenhäuser – das Andenken an
den Gerechten ist zum Segen – geboren, wuchs sie in einer mit dem Geiste
wahrer Gottesfurcht gesättigten Atmosphäre heran und blieb den
Traditionen ihres Elternhauses unwandelbar treu. Im Verein mit ihrem
Gatten schuf sie ein Haus in Israel, das gegründet war auf Tora,
Gottesdienst und Wohltätigkeit. Wegen ihrer Wohltätigkeit und ihres
entgegenkommenden, gefälligen Wesens war sie überall beliebt. Um den Tod
dieser wackeren Frau trauern ihre beiden Kinder, ihre Enkelkinder,
Geschwister, und der große Kreis ihrer Verwandten und Bekannten. Bei der
Beerdigung, die eine außerordentlich große Beteiligung auswies, widmete
Herr Lehrer Bamberger der Heimgegangenen warme Worte des Gedenkens. Herr
Distriktsrabbiner Dr. Wohlgemuth, ein Neffe der Verstorbenen, war durch
Abwesenheit verhindert, die Trauerrede zu halten. Ihre Seele sei
eingebunden in den Bund des Lebens." |
Verlobungsanzeige Elfriede Bamberger und Georg Cohn
(1924)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. Juli 1924:
"Statt Karten.
Elfriede Bamberger – Georg Cohn,
Abteilungs-Chef im Ministerium des Äußern. Verlobte. Kitzingen –
Kopenhagen." |
Verlobungsanzeige von Bella Droller und Dr. Hermann Schur
(1925)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Oktober
1925: |
Zum Tod von Z. Schur
(1925)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Juli
1925: |
75. Geburtstag des langjährigen Gemeindevorstehers Benjamin
Stern (1926)
Artikel
in der "Bayerischen israelitischen Gemeindezeitung" vom 8.
September 1926: "Kitzingen. Seinen 75. Geburtstag feierte am 28. Juli
der in Handelskreisen bestens bekannte und hier allseits beliebte
Privatier Herr Benjamin Stern. Der Jubilar war 33 Jahre Vorstand der
Israelitischen Gemeinde und musste infolge Krankheit zurücktreten, wurde
aber in Anbetracht seiner Verdienste zum Ehrenvorstand ernannt. Die
Verwaltung der Kultusgemeinde hat es sich am Geburtstage nicht nehmen
lassen, dem Jubilar ihre Glückwünsche persönlich zu übermitteln. Herr
Benjamin Stern zeigt heute noch das vollste Interesse für alle Fragen der
Stadt und regeste Anteilnahme für die Belange der Kultusgemeinde. Möge
auch weiter dem ‚Geburtstagskinde’ ein sonniger Lebensabend beschieden
sein." |
Zum Tod von Eduard Sonder (1926)
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 8. November
1926: "Eduard Sonder, Kitzingen. Am Sabbatausgang des 16. Oktober
hauchte Eduard Sonder in Kitzingen nach kurzem Krankenlager – aber
unerwartet für seine Umgebung – seine edle Seele aus. Bestürzung und
Erschütterung tief die Trauerbotschaft über den Heimgang des erst
Sechzigjährigen in der Gemeinde Kitzingen und in weitesten Kreisen der
bayerischen Judenheit hervor. War doch der Name Eduard Sonder eng
verknüpft mit den Geschicken der Kultusgemeinde, mit den wirtschaftlichen
und idealen Bestrebungen seiner Vaterstadt, in deren Wirtschaftskreisen er
eine führende Stellung einnahm, und nicht zuletzt mit dem Aufbau und
Ausbau des Verbandes Bayerischer Israelitischer Gemeinden. Mit Eduard
Sonder ist eine Persönlichkeit von uns gegangen, die, fest verwurzelt mit
den Traditionen des angestammten Väterglaubens, ausgestattet war mit
einem Geschenk der Natur, das unsere Alten, die wir die Weisen nennen, als
höchste der menschlichen Tugenden preisen: dem Lew tow, dem guten
Herzen. Aus ihm quoll die gewinnende, vornehme Freundlichkeit und Milde,
die ihm die Herzen eroberte, jene Hilfsbereitschaft und edle Hingabe,
welche ihn in zahlreichen Körperschaften und Vereinigung zum geschätzten
Mitarbeiter, Führer und zum selbstlosen Förderer aller jüdisch-sozialen
Bestrebungen machte. Wohl selten hat die Stadt Kitzingen eine solch große
Zahl von Leidtragenden an einer Bahre vereinigt gesehen als am 19.
Oktober, als es galt, Eduard Sonder die letzte Ehre zu erweisen. Zur
Trauerfeier am Sterbehause hatte sich eine unübersehbare Zahl von
Teilnehmern aus allen Schichten der Bevölkerung und aus allen Teilen des
Landes eingefunden. Bezirksrabbiner Dr. Wohlgemuth gab in seiner
Trauerrede ein Lebensbild des Entschlafenen. Er gedachte besonders seines
verdienstvollen Wirkens in der Kultusgemeinde, deren Vorstandschaft er
fast zwei Jahrzehnte angehört hatte, hervorhebend, dass der Heimgegangene
trotz des großen Umfanges seines Geschäftes jederzeit die eigenen
wirtschaftlichen Interessen zurückgestellt hat, wenn es galt, im Dienste
der Allgemeinheit und des Judentums zu arbeiten. Dem Dank der
Kultusgemeinde verlieh der 1. Vorsitzende, Herr Isidor Ullmann, noch
besonderen Ausdruck. Namens des Verbandes Bayerischer Israelitischer
Gemeinden widmete Herr Oberlandesgerichtsrat Dr. Neumeyer aus München dem
Verewigten ehrende Worte für sein Wirken innerhalb des Verbandes, dessen
Rat er seit Bestehen als Mitglied angehört hat. Das Referat für
Subventionen an Not leidende Gemeinden war seinen Händen anvertraut. Die
edle Hilfsbereitschaft, die ihn auszeichnete, und |
die
jederzeit betätigte Bereitwilligkeit, sich über die Nöte der Hilfe
suchenden Gemeinden durch eigene Anschauung an Ort und Stelle ein
zuverlässiges Bild zu machen, stempelten ihn zum unentbehrlichen und
unersetzlichen Mitarbeiter im Verbande, in dessen Geschichte sein Name mit
ehernen Lettern eingegraben ist und bei dessen Mitgliedern er ein Denkmal
unvergänglichen Dankes sich gesetzt hat. Bankdirektor Herrmann aus
Würzburg brachte die Trauer der Frankenloge um den Freund und Bruder, der
dem Beamtenrat angehört hatte, zum Ausdruck. Kommerzenrat Brennfleck aus
Sulzfeld widmete einen ehrenden Nachruf für den Fränkischen
Weinhändlerverein, Fabrikbesitzer Buchner aus Kitzingen für das
Handelsgremium seiner Vaterstadt, dessen 2. Vorsitzender der Entschlafene
nahezu 20 Jahre war. Es sprachen noch Herr Lehrer Bamberger für die
Israelitischen Schulen und Wohlfahrtseinrichtungen der Gemeinde, des
Entschlafenen edle und selbstlose Opferbereitschaft rühmend, ferner ein
Prokurist der Firma für das Personal. Rechtsanwalt Dr. Rosenthal
(Würzburg) und Bezirksrabbiner Dr. Bamberger (Kissingen) brachten den
Dank des Israelitischen Kurhospizes und des Israelitischen Kinderheims in
Bad Kissingen für die vom Entschlafenen betätigte Fürsorge zum
Ausdruck. Im Namen des konservativen Blocks im Bayerischen Verband nahm
Oberlehrer Stoll (Würzburg) von dem treuen Freund und Mitarbeiter in tief
bewegten Worten Abschied und gedachte im Auftrage des Israelitischen
Lehrervereins für Bayern besonders der wohlwollenden Stellungnahme, die
Eduard Sonder dem seit Jahrzehnten um Sicherung seiner rechtlichen,
sozialen und materiellen Stellung ringenden Beamtenstand entgegengebracht
hat. Auch das Israelitische Lehrerseminar in Würzburg betrauert den
Verlust eines Freundes und edlen Gönners. Am Grabe klagte noch Herr
Justizrat Dr. Hommel (Schweinfurt) um den heimgegangenen Freund. Eine
unabsehbare Menschenmenge formierte sich zum Trauerzuge, der an der
geöffneten Synagoge vorbeiziehend, durch die Straßen der Stadt nach dem
benachbarten
Rödelsee hinüberpilgerte. Am Fuße des idyllisch gelegenen
Schwanberges, der traumverloren in die sonnige Herbstlandschaft
hinausblickte, wurden die sterblichen Überreste in die kühle Erde
gebettet, während der herbstlich bunte Wald auf der nahen Bergeshöhe die
Farben des Welkens und Vergehens hervorzauberte und die gesegneten Fluren
der Umgebung das melancholische Lied anstimmten von Reife, Vollendung und
Heimkehr. J.St.-W." |
Anzeige
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 8. November
1926: "Abermals stehen wir tief erschüttert an der Bahre eines unserer
Besten, des Herrn Eduard Sonder. Der Verblichene gehörte lange
Zeit unserer Verwaltung und die letzten acht Jahre unserer Vorstandschaft
an. Sein allzu früh erfolgter Heimgang bedeutet für unsere Verwaltung
und unsere ganze Gemeinde einen unersetzlichen Verlust. Verband er doch
mit edler Begeisterung für das Judentum und lebhaftester Anteilnahme an
allen Fragen der jüdischen Öffentlichkeit die glänzendsten
Eigenschaften des Geistes und der Seele. Seine rührige Schaffensfreude
und sein aufopferndes Eintreten für alle Interessen unterer Gemeinde
gestalteten sein Wirken für dieselbe überaus segensreich. Mit Stolz
blicken wir auf diesen Mann, der über den Kreis unserer Gemeinde hinaus
in der großen jüdischen Öffentlichkeit verdienstvoll wirkte und zu
ihren führenden Persönlichkeiten gehörte. Sein Name ist mit goldenen
Lettern in die Annalen unserer Gemeinde eingetragen, sein Andenken wird
segenstiftend in unseren Reihen fortleben.
Die Verwaltung der Israelitischen Kultusgemeinde Kitzingen." |
90. Geburtstag von Judith Adler geb. Bamberger, Witwe des
verstorbenen Rabbiners Immanuel Adler (1926)
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 8. November
1926: "Kitzingen. Am 8. Tage des Hüttenfestes, dem so genannten
Schlussfeste (30. September) beging Frau Rabbiner Judith Adler mit Gottes
Gnade ihren 90. Geburtstag. Als Tochter des heute noch viel genannten und
berühmten Rabbiners S.B. Bamberger seinerzeit in Würzburg und Gattin des
verstorbenen, über 40 Jahre dahier amtierenden, gütigen Rabbiners
Immanuel Adler, ging durch ihr ganzes bisheriges Leben ein tiefsinniger
Zug von edler Frömmigkeit, der sich besonders auf dem Gebiete der
Menschenliebe und Wohltätigkeit auswirkte. Heute noch, in ihrem hohen
Alter, ist die verehrungswürdige Jubilarin peinlichst bestrebt, den
Gesetzen ihrer Religion getreu zu leben und Wohltätigkeit zu üben ist
ihr zur zweiten Natur geworden. Darum nahm die ganze Kultusgemeinde und
noch eigens das verehrliche Distriktsrabbinat, die Kultusverwaltung, sowie
der israelitische Frauenverein regesten Anteil, die Feier zu einer
erhebenden zu gestalten. Möge der himmlische Vater die allseits beliebte
Jubilarin weiterhin in seinen Schutz nehmen, auf dass sie in gleicher
körperlicher Rüstigkeit und geistiger Frische noch viele Freunde erlebe
an Enkel- und Urenkelkindern und an ihrer treu ergebenen Gemeinde."
Anmerkung: Judith Adler, geboren 1836 in Wiesenbronn, starb 1931
in Kitzingen |
Zum Tod von Benjamin Stern (1926)
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 8. November
1926: "Kitzingen. Die Beerdigung des Privatiers Herrn Benjamin Stern
gestaltete sich zu einer imposanten Kundgebung der Trauer. Das
Trauergefolge setzte sich aus einer schier unübersehbaren Menge aus allen
Kreisen der hiesigen Bevölkerung zusammen, die von hier und auswärts
gekommen waren, um dem allseitig hoch geschätzten Manne die letzte Ehre
zu erweisen. In seiner Trauerrede entwarf Herr Bezirksrabbiner Dr.
Wohlgemuth ein Bild des Entschlafenen. In Anlehnung an die
charakteristischen Wesenszüge, die die Bibel an Noah hervorhebt,
schilderte er, wie Benjamin Stern vor allem ein Mann in des Wortes
prägnantestes Bedeutung gewesen sei, eine Persönlichkeit mit starkem
Willen, großer Tatkraft und unerschütterlicher Überzeugungstreue. Diese
Eigenschaften bewirkten es, dass ihm bald die Führerrolle in der
Verwaltung der Israelitischen Kultusgemeinde zufiel, der er mit ganzem
Herzen, ganzer Seele und ganzem Vermögen diente. Sein Name ist unlösbar
mit der Geschichte der hiesigen israelitischen Kultusgemeinde verknüpft.
In Anerkennung der großen verdienste, die er sich um Werden und Wachsen
der Gemeinde erwarb, errichtete dies anlässlich seines 25jährigen
Vorstandsjubiläums eine Benjamin-Stern’sche-Jubiläumsstiftung zur
Ausbildung von israelitischen Lehrern und ernannte ihn ferner zum
Ehrenvorstand der Israelitischen Kultusgemeinde. Der Redner schilderte
weiterhin die tiefe Religiosität und Wohltätigkeit des Verklärten.
Seine Wohltätigkeit machte keinen Unterschied zwischen Glaubensgenossen
und Andersgläubigen. Im Jahre 1914 errichtete er in Gemeinschaft mit
seinem Bruder, Herrn Siegmund Stern, zum Andenken an seine Eltern die Hirsch-
und Helene-Stern’sche Armenstiftung beim Stadtmagistrat Kitzingen
und bestimmte, dass die Zinsen zur Hälfte christlichen und zur Hälfte
israelitischen Armen zufallen sollen. Benjamin Stern war ferner ein
aufrichtiger Mensch, ein Kaufmann von größter Zuverlässigkeit und
Redlichkeit, und die von ihm seit dem Jahre 1876 im Verein mit seinem
Bruder geleitete Firma verdankte ihre Blüte diesen strengen Grundsätzen.
Er befolgte in seinem kaufmännischen leben die strengen ethischen
Forderungen, die das israelitische Schrifttum aufstellt. – Herr J.
Ullmann, der erste Vorstand der Israelitischen Kultusgemeinde, sprach
sodann im Namen der Verwaltung der Kultusgemeinde dem hoch verdienten
Ehrenvorstand, mit dem er 25 Jahre in der Verwaltung zusammen gearbeitet
habe, heißen Dank aus. Seine vortrefflichen Eigenschaften sichern ihm ein
ewiges Gedenken in den Annalen der Gemeinde. Im Namen der Frankenloge
widmete Herr Bankier Hermann aus Würzburg dem treuen Logenbruder
herzliche Worte des Gedenkens und Abschiedes. Herr Religionslehrer und
Kantor Bamberger sprach sodann tief gefühlten Dank aus für das, was
Benjamin Stern für die Schule geleistet hat. Der Leichenzug machte einen
Umweg, um die sterbliche Hülle Benjamin Sterns noch einmal an der
Synagoge vorüberziehen zu lassen, der seine Liebe und ein großer Teil
seiner Lebenskraft geholten haben. Als der Trauerzug sich an dem
Gotteshaus vorüberbewegte, dessen Tore weit geöffnet waren, da war es,
als grüßten die Säulen der Synagoge noch einmal den Mann, der das
Gotteshaus so sehr geliebt, und alle Teilnehmer des Trauergefolges waren
tief erschüttert. Als sich auf dem israelitischen Bezirksfriedhof in
Rödelsee der Grabhügel über Benjamin Sterns irdischer Hülle wölbte,
hatten wir einen Mann zu Grabe getragen, der zu den Besten der Stadt
Kitzingen gehörte." |
Anzeige
in der "Bayerischen israelitischen Gemeindezeitung" vom 8. November
1926: "Nachruf. Tief erschüttert beklagen wir den Heimgang des
Ehrenvorstandes unserer Gemeinde Herrn Benjamin Stern. In mehr als
dreißigjähriger Tätigkeit als erster Vorstand unserer Kultusgemeinde
hat er sich unvergängliche Verdienste um dieselbe erworben. Von heißer
Liebe zum Judentum getragen, von unermüdlicher Tatkraft beseelt, mit den
edelsten Eigenschaften des Herzens und Charakters geziert, drückte er der
Verwaltung unserer Gemeinde den Stempel seines Wesens auf. Sein Name ist
unlösbar verknüpft mit der Geschichte unserer Gemeinde und sein Andenken
wird in unserer Mitte niemals erlöschen.
Die Verwaltung der Israelitischen Kultusgemeinde Kitzingen." |
Zum Tod von Emma Fromm
(1927)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. September
1927: |
Zum Tod von Jettchen Schönfärber geb. Hamburger
(1931)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Juli 1931: "Kitzingen am
Main, 25. Juni (1931). Am 18. Juni (3. Tammus) verschied nach längerem,
schweren leiden Frau Jettchen Schönfärber geb. Hamburger im 64.
Lebensjahre. Mit ihr ist eine wahre wackere Frau dahingegangen, wie sie
heute leider immer seltener werden. Wer sie beim Gebete beobachtete,
konnte ihre wahre Frömmigkeit erkennen. Synagoge und Familie waren ihre
Heimstätten. Ihr Glück suchte und fand sie nur im Kreise ihrer Familie.
Den Armen und Dürftigen war sie eine edle Wohltäterin und ihr Wirken auf
dem Gebiete wahrhafter Wohltätigkeit war geradezu vorbildlich. In ihrer
großen Bescheidenheit hatte sie sich jeden Nachruf verbeten, sodass
Seiner Ehrwürdigen Herr Bezirksrabbiner Dr. Wohlgemuth – sein Licht
leuchte – ihr nur den Dank ihrer Familie und Gemeinde aussprechen
konnte. Die große Beteiligung bei der Überführung und Beerdigung im
Bezirksfriedhofe in
Rödelsee zeigte, welch großer Beliebtheit die
Entschlafene – sie ruhe in Frieden – sich erfreute. Möge Gott
ihrem Gatten und Kindern Trost spenden und ihr Verdienst ihnen beistehen. Ihre
Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens." |
|
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Juli 1931: "Kitzingen,
2. Juli (1931). Unter überaus großer Beteiligung, wie man sie selten in
Kitzingen sieht, wurde eine sehr beliebte und angesehene Frau, Jettchen
Schönfärber am Erew Schabbat (Freitag) zu Grabe getragen. Die
Verblichene war eine große Wohltäterin. Zahllos sind die Armen und
Dürftigen, die sie unterstützte. Herr Rabbiner Dr. Wohlgemuth schilderte
bei der Überführung, wie groß die Bescheidenheit der lieben
verblichenen war, sie hatte sich sogar verbeten, dass nach ihrem Ableben
eine Rede gehalten wird, denn sie wollte kein Lob. Er schilderte ferner
ihre große Frömmigkeit, wie sie eine wackere Frau war, und wie sie ihre
Töchter und Söhne zu sittlich und glaubensstarken Menschen erzogen
hatte. Sie kannte zur zwei Stätten, das Gotteshaus und ihr Familienhaus.
Wie sie ihr schweres Leiden mit Geduld und Gottvertrauen ertrug. Wusste
sie einen Kranken oder war eine Tote in der Stadt, so eilte sie immer
hinzu, um keine Mizwa zu versäumen. Ein Jahr vor ihrem Ableben konnte sie
noch die Freude erleben, ihre Tochter und Sohn unter die Chuppoh zu
führen (sc. beide haben geheiratet). Herr Rabbiner Dr. Wohlgemuth sprach
ihr noch den Dank der Gemeinde Kitzingen aus für alle ihre edlen
Leistungen. Die Verblichene war beim Ausschuss des Israelitischen
Frauenvereins. Wir werden ihr alle ein ewiges Andenken bewahren." |
Zum Tod von Heinrich Stern (1933)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. Januar
1933: |
Auszeichnung für Hermann Schönfärber und den
Toraschreiber Oppenheimer (1933)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. März
1933: |
Verlobungsanzeige
von Senta Hahn und Adolf Fiebermann (1934)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 3. Mai 1934:
"Gott sei gepriesen. Senta Hahn - Adolf Fiebermann.
Verlobte.
Kitzingen am Main - Frankfurt am Main, Rückertstraße 47 zuhause 12./13.
Mai.
Mai 1934." |
40-jähriges Jubiläum von Isidor Ullmann als
Verwaltungsmitglied in der Gemeinde (1934)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. Dezember 1933:
|
|
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. Januar
1934: "40jähriges Jubiläum des Herrn Isidor Ullmann in Kitzingen. Am
1. Januar 1934 konnte Herr Großkaufmann Isidor Ullmann von Kitzingen auf
eine 40jährige ununterbrochene Amtstätigkeit in der Verwaltung der
israelitischen Kultusgemeinde Kitzingen, seiner Heimatgemeinde
zurückblicken. Nachdem er sich zuerst 15 Jahre als Kassier betätigte,
war er anschließend 13 Jahre lang Kollegiumsmitglied und bekleidet seit
1921 das Amt des 1. Vorstandes. Seiner Rührigkeit verdankt die Gemeinde
eine Reihe gemeinnütziger Einrichtungen und die Verschönerung der
Synagoge. Sein Ansehen in der israelitischen Gemeinde sowie in der ganzen
Stadt hat auch durch die Umwälzung nicht gelitten. Obwohl Herr Ullmann
sich jede Ehrung verbeten hatte, ließ es sich die Kultusverwaltung nicht
nehmen, am 24. Dezember eine kleine interne Feier im Sitzungssaal der
Gemeinde zu veranstalten. Herr Bezirksrabbiner Dr. Wohlgemuth feierte in
einer Festrede Herrn Ullmann als wahren Parnes und Manhig der Gemeinde.
Herr Kultusvorstand Gerst würdigte namens der Verwaltung des Jubilars
Verdienste. Herr Ignatz Feldhahn sprach zum Freunde für die
Gemeindemitglieder, Herr Max Stein als Kassier, Herr Bernhard Sonder im
Auftrag der Bezirksvorstandschaft, Herr Kantor Bamberger für Synagoge und
Chor und Herr Hauptlehrer Heippert für die israelitische Volksschule.
Herr Ullmann dankte jedem einzelnen für die ihm gezollten Worte und
betonte, dass er jederzeit bemüht war, seine Pflicht zu erfüllen, indem
Verantwortungsgefühl für die Gemeinde das Beste zu leiten." |
Zum Tod von Hermann Schönfärber (1934)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Juni 1934:
"Kitzingen, 15. Juni (1934). Am 1. Tammus (14. Juni 1934)
hauchte Hermann Schönfärber seine reine Seele aus. Er entstammte
einer frommen Familie und es war seine größte Freude, zu sehen, dass
alle seine Kinder in seinen Fußstapfen wandelten und als gute Jehudim die
Familientradition weiterführten. Den Freuden dieses Lebens ganz
abgewendet, betätigte sich der Verblichene in Tora, Gottesdienst
und Wohltätigkeit und fand er darin in seiner ihm vor genau drei
Jahren im Tode vorausgegangenen Gattin (s.o. zu Jettchen Schönfärber
geb. Hamburger) eine treue Helferin. Lange Jahre wirkte er segensreich
als 1. Vorstand der Chewra Torat Emet in Kitzingen und als
ebensolcher der Chewra Kadischa der Bruderschaft des
Begräbnisortes
Rödelsee. Auf Grund seiner großen Verdienste verlieh ihm
Herr Rabbiner Dr. Wohlgemuth schon vor einigen Jahren den Chower-Titel,
den er wohlverdient hatte. Am Grabe entwarf Herr Lehrer Bamberger ein
Lebensbild des Heimgegangenen und dankte auch im Auftrage der Chewroth
(sc. die oben genannten Vereine). Tief ergriffen nahm noch der älteste
Sohn des Verschiedenen, Herr Jakob Schönfärber Abschied vom guten Vater.
Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens". |
Verlobungsanzeige
von Stefi Neumann und Dr. Ferdinand Lebermann (1934)
Anmerkung (Quelle: Strätz, Biographisches Handbuch I S. 332): Dr. Ferdinand
Lebermann (geb. 1899 in Würzburg) war im Ersten Weltkrieg Kriegsteilnehmer (Unteroffizier);
er eröffnete um 1930 eine Arztpraxis in Würzburg (Haugerring 17); nach dem
Berufsverbot in der NS-Zeit nahm er sich am 7. Oktober 1938 das Leben; seine
Frau Stefanie (Stefie, geb. 1909 in Kitzingen) wurde von Frankfurt aus
deportiert und ist umgekommen.
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 20. Dezember 1934: "Statt Karten.
Stefi Neumann - Dr. Ferdinand Lebermann. Facharzt. Verlobte.
Kitzingen Wörthstraße 6 - Würzburg Amalienstraße 2. Dezember
1934." |
Zum Tod von Raphael Kahn - Mainstockheim - Kitzingen
(1937)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. Februar 1937: "Mainstockheim
(Unterfranken), 20. Februar. Im Altersheim zu Würzburg starb am Sonntag,
den 14. Februar, der hierorts geborene Raphael Kahn im Alter von 60
Jahren. Ein Sohn des einstigen, hiesigen Kultusvorstandes Gerson Kahn -
seligen Andenkens - setzte er die frommen Traditionen des Elternhauses im
ganzen Leben in die Tat um. Auf seinen weiten Reisen als Weinhändler war
er als frommer Jehudi in allen Großstädten, die er berührte, hoch
geschätzt. Ständig Worte der Tora auf den Lippen, mahnend und anregend,
lehrte er noch mehr durch sein Beispiel und Opfer. In Kitzingen, wo
er sich niedergelassen hatte, gehörte er zu den ersten und eifrigsten
Förderern des Toralernens unter der Jugend durch Gründung des Chinuch
Neorim dortselbst. Bei der im altehrwürdigen Friedhof zu Rödelsee
stattgehabten Beerdigung schilderte Lehrer Bamberger, Kitzingen, in
sinniger Anlehnung an die laufende Sidrot (Wochenabschnitt der Tora) die
guten Taten des Heimgegangenen und Herr Lehrer Lomnitz, Mainz, dankte im
Namen der Familie. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens." |
Gemeindevorsteher Gustav Lauber emigriert in die USA (1938)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Juli 1938.
"Kitzingen, 18. Juli (1938). In diesen Tagen verlässt Herr Gustav
Lauber unsere Gemeinde, um zu seinen Kindern nach USA zu ziehen. Fast 30
Jahre war Herr Lauber Mitglied des Gemeindekollegiums, fast zehn Jahre
Mitglied des Vorstandes. Als Herr Lauber das Amt des ersten Vorsitzenden
unserer Gemeinde anfangs dieses Jahres niederlegen musste, um seine
Auswanderung vorzubereiten, verlieh ihm der einstimmige Beschluss der
Generalversammlung und das einmütige Vertrauen der ganzen Gemeinde den
Titel des Ehrenvorsitzenden. - In den vielen segensreichen Jahren seines
Wirkens wandte Herr Lauber jedem Mitglied unserer Gemeinde sein
liebevolles Herz zu und nahm sich besonders der Armen an. Seine Devise bei
allen Amtshandlungen war es, als Vorstand einer orthodoxen Gemeinde zu
handeln. So gelang es ihm auch in unermüdlicher Beharrlichkeit, die
Erhaltung des hiesigen Rabbinates durchzusetzen. - Der Dank unserer ganzen
Gemeinde begleitet Herrn Lauber in seine neue Heimat." |
Kleinere Berichte aus dem
Gemeindeleben
Gedächtnisfeier für den Lehrer von Distrikt-Rabbiner
Adlers (Seligmann Bär Bamberger in Würzburg) 1878
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Dezember 1878:
"Kitzingen, 8. Dezember (1878). Heute Vormittag hielt Herr
Distrikts-Rabbiner Adler in hiesiger Synagoge eine Gedächtnisrede für
seinen verewigten Lehrer und Schwiegervater, den Herrn, den Gelehrten
der Heiligen Gemeinde Würzburg - das Andenken an den Gerechten ist zum
Segen -, zu welcher Freunde und Verehrer des Verewigten auch aus der
Umgegend sich zahlreich eingefunden hatten.
Nach den einleitenden Worten, dass, nachdem in vielen und großen Gemeinden
Gedächtnisreden gehalten wurden, auch er sich verpflichtet fühle, den
entgegenstehenden Rücksichten zuwider, besonders als Rabbiner des
Distrikts, in dessen Mitte die Wiege des großen Dahingeschiedenen
gestanden und dessen segensvolles Wirken begonnen, ebenfalls eine
Gedächtnisfeier zu veranstalten, wählte er entsprechend der Lehrer
unserer Weisen ... den Text auf den Klageliedern Jeremias 'gefallen ist
die Krone von unserem Haupte usw.' (Klagelieder 5,16) und setzte
auseinander, wie am zweiten Sukkottage unserem Haupte die drei Kronen der
Tora, des Priestertums und der Herrschaft entfallen seien...*
der mit vielen hebräischen Zitaten durchsetzte Text wird hier nicht
vollständig wiedergegeben - Interessenten bitte den Originalabschnitt
einsehen. |
*Anmerkung: Rabbiner Seligmann Bär Bamberger starb unerwartet im Herbst
des Jahres 1878 während des Gottesdienstes am zweiten Tag des
Laubhüttenfestes (13. Oktober 1878). Bericht seines Sohnes Nathan:
"Gerade als der vierte zur Thora aufgerufen wurde und seinen
Segensspruch beendet hatte, entfiel das Gebetbuch seinen Händen und in
Gegenwart der zahlreich versammelten Gemeinde hauchte er seine teure Seele
im Gotteshaus aus". Seligmann Bär Bamberger |
Distrikts-Rabbiner Adler setzt sich für die
Einhaltung der Sabbatruhe der Soldaten ein (1886)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. September 1886:
"Kitzingen am Main. Den diesjährigen Rekruten des hiesigen
Landwehr-Bezirks wurde der Befehl erteilt, am Samstag den 6. November
laufenden Jahres, morgens 5 Uhr hier zu erscheinen, um gemeinsam per Bahn
in ihre Garnison einzurücken. Herr Distriktsrabbiner Adler dahier wandte
sich deshalb an das Königliche Landwehr-Bezirks-Kommando mit der Bitte,
den Rekruten israelitischer Religion zu gestatten, am Freitag den 5.
November direkt in ihre Garnisonsstadt einrücken zu dürfen, da das
Religionsgesetz dem Israeliten verbietet, am Sabbat per Wagen oder
Eisenbahn zu fahren. Diese Bitte wurde bereitwilligst unter der Bedingung
gewährt, dass diejenigen Rekruten israelitischer Religion, welche von der
Erlaubnis Gebrauch machen wollen, sich beim Bezirksfeldwebel persönlich
melden, damit in der betreffenden Listen der Vermerk des direkten
Einrückens gemacht werden kann. Dieser Fall zeigt wiederum, wie gern die
Militärbehörden in Bayern, wenn es möglich ist, auf Wahrung unseres
heiligen Religionsgesetzes Rücksicht nehmen." |
Anlässlich der 19. Hauptversammlung des Kanalvereins - Kronprinz Ludwig von
Bayern trifft mit Rabbiner Adler zusammen (1909)
Artikel
in der Zeitschrift "Kitzingen, 7. Juni (1909). Gelegentlich der XIX.
Hauptversammlung des Kanalvereins, welche am 6. Juni hier stattfand,
weilte auch der Protektor desselben, der Kronprinz Ludwig von Bayern,
einige Tage hier. Bei der Vorstellung der Geistlichen und Behörden
hiesiger Stadt hatte auch Herr Rabbiner Adler die Ehre, Seiner
Königlichen Hoheit vorgestellt zu werden, welche sich angelegentlichst
nach der Größe der hiesigen Kultusgemeinde erkundigte. Als Her Rabbiner
Adler dieselbe nach der Seelenzahl angab, erwiderte Prinz Ludwig: 'Die
Israeliten pflegen doch sonst die Größe der Gemeinden nach Familien zu
zählen!' worauf auch hierüber Herr Rabbiner Adler Bescheid erteilte,
sowie auch über die weitere Frage des Prinzen über die Größe des
ganzen Distriktes, welcher dem Herrn Rabbiner untersteht. Außerdem wurden
noch vorgestellt Herr Kultusvorstand Benjamin Stern in seiner Eigenschaft
als Mitglied des Hauptausschusses des hiesigen Kanalverein-Komitees, dann
die Herren Kultusvorsteher Albus Ruh und Eisenhändler Siegmund Stern als
Mitglieder des Gemeindekollegiums (Stadtverordnete). Für alle hatte Prinz
Ludwig einige freundliche Worte. S." |
Vorboten der NS-Zeit (1922)
Artikel
in der CV-Zeitung (Zeitschrift des Central-Vereins) vom 16. November 1922:
"Die völkische Hetze im Maindreieck. Im Maindreieck der Gegend von Kitzingen,
Marktbreit und Kleinlangheim,
grassiert die völkische Hetze zurzeit besonders heftig. Wir erhalten aus
Kleinlangheim den Bericht über eine sozialdemokratische Versammlung, in
dem es u.a. heißt. Zu dieser Versammlung war auch der Stoßtrupp der
Hakenkreuzler und als Wortführer war der Zahnarzt Dr. Hellmuth aus
Marktbreit erschienen. Dieser Herr hielt sich besonders lange damit auf,
den ermordeten Minister Dr. Rathenau zu beschimpfen. Derartiges kann sich
diese Sorte von Leuten nur in Bayern leisten, wo ja das Schutzgesetz nicht
existiert. Die Bemühungen der Reichsregierung, politische Attentate zu
verhindern, werden wohl illusorisch sein, solange derartige Hetzen
ungestraft in Volksversammlungen gehalten werden dürfen. Ein Vorschlag
des Hetzredners ging dahin, den Juden das Geld abzunehmen und damit die
Kriegsschulden zu bezahlen. Derartiges erlebt man hier fast alltäglich.
Frau Ellen Arendt reist von Dorf zu Dorf, um ihre giftige Saat auszustreuen
und als die einzig Schuldigen am Elend der Gegenwart die Regierung und die
Republik zu bezeichnen. Man muss fürchten, dass in Bayern der Regierung
die Erleuchtung erst kommt, wenn es zu spät ist." |
Gemeindewahlen (1935)
Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom
15. Februar 1936: "Kitzingen, am 31. Dezember 1935, fand die
Gemeindewahl statt. 1. Vorstand wurde Herr Gustav Lauber, der bereits 28
Jahre der Verwaltung angehört. Zum 2. Vorstand wurde Herr Fritz Sonder,
Gründer des Wohlfahrtsamtes gewählt. Die Wahl des 3. Vorstandes fiel auf
Herrn Oskar Hahn. Die Stelle eines Gemeindekassiers übernahm Herr
Siegfried Stiebel. Als Gemeindekollegiumsmitglieder wurden gewählt:
Emanuel Katzmann, Moritz Klugmann, Ignaz Heidingsfelder, Benno
Frankenberger und Albert Rothstein, außerdem noch drei Ersatzmänner. Die
Versammlung sprach dem bisherigen 1. Vorstand, Herrn Isidor Ullmann, der
seit 43 Jahren der Verwaltung angehörte, davon 18 Jahre als 1. Vorstand,
ihren Dank aus. Zum Zeichen der Verehrung wurde Herr Ullmann einstimmig
als Ehrenvorstand ernannt und mit einer künstlerisch ausgeführten
Ehrenurkunde bedacht. Herr Kantor Bamberger hob noch hervor, dass Herr
Ullmann sich immer bemühte, den religiösen Charakter der Gemeinde zu
wahren." |
Ergebnis der Gemeindewahlen und weitere Mitteilungen
(1936)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. Februar
1936: |
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und weitere Dokumente
Anzeige
des Tuch- und Modewarengeschäftes Bernhard Scheidt (1867)
Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 25. Juni
1867: |
Anzeigen
des Tuch-, Modewaren- und Konfektionsgeschäftes Wolf Scheidt (1872 / 1874)
Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 23. Januar 1872: "Für mein Tuch-, Modewaren- und
Konfektions-Geschäft suche unter günstigen Bedingungen einen Lehrling.
Sabbat und Feiertage ist das Geschäft geschlossen. Wolf Scheidt, Kitzingen".
|
|
Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 11. August 1874: "Ich suche für mein Tuch-, Modewaren- und
Konfektions-Geschäft einen Lehrling mit den nötigen
Vorkenntnissen. Kost und Logis im Hause. Samstag geschlossen.
Wolf Scheidt in Kitzingen am Main".
|
Anzeige des Konditors B. Frankenberger
(1898)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. September
1898: |
Anzeige der Weingroßhandlung L. Dallheimer
(1901)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Februar
1901: |
Anzeige der Öl- und Fettfabrik B. Mayer Sohn
(1901)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. April
1901: |
Anzeige der Restauration A. Gerst
(1902)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. August
1902: |
Anzeige
von B. Lauber Witwe (1902)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 23. Dezember 1902:
"Ein religiöses, in der Hausarbeit erfahrenes
Mädchen
zu kleiner Familie p. Mitte Januar gesucht. Näheres
B. Lauter Witwe, Kitzingen am Main." |
Anzeige
der Kitzinger Effekten- und Wechselbank Bernhard Scheidt und Sohn (1903)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 10. August 1903:
"Wir suchen unter günstigen Bedingungen
zwei Lehrlinge
zum Eintritt per 1. September. Büros Samstag und Feiertage
geschlossen.
Kitzinger Effekten- und Wechselbank,
Bernhard Scheidt und Sohn, Kitzingen am Main." |
Anzeige
der Wein- und Getreide-Großhandlung N. Gerst & Sohn (1903)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 11. November 1903: "Lehrling,
von guter Familie und Schulbildung gesucht. Samstags und Feiertage
geschlossen.
N. Gerst & Sohn, Wein- und Getreide-Großhandlung, Kitzingen am
Main." |
Anzeige von Louis Frank (1904)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. März
1904: |
Anzeige
des Bäckermeisters J. Eisemann (1906)
Anzeige
im "Frankfurter Israelitischen Gemeindeblatt" vom 29. Juni
1906: |
Anzeige
des Bäckermeisters Josef Sichel (1912)
Anzeige
im "Frankfurter Israelitischen Gemeindeblatt" vom 26. Juli
1912: |
Anzeige der Weingroßhandlung M. Lustig & Co.
(1928)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. November
1928: |
Verlobungsanzeige
von Gustel Eschwege und Fredi Lustig (1936)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 20. August 1936: "Gott sei gepriesen.
Gustel Eschwege - Fredi Lustig. Verlobte.
Fulda - Siegburg Holzgasse
32 -
Kitzingen - Frankfurt am Main Schwanenstr.
12". |
Nach
der Emigration: Verlobungsanzeige von Margot Liebenstein und Max Wolf (1944)
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in der Zeitschrift "Der Aufbau" vom 11. Februar 1944: "Margot
Liebenstein - Max Wolf. Engaged February 6, 1944.
680 West End Av. formerly Kitzingen/Main
224 E. Tremont Av., formerly Seibersbach bei Bingen am
Rhein". |
Briefe und Karten jüdischer
Gewerbebetriebe
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim /
Ries)
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