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Friedhöfe in der Region"
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Zur
Übersicht über die jüdische Friedhöfe im Kreis Bernkastel-Wittlich
Neumagen-Dhron (VG
Neumagen-Dhron, Kreis Bernkastel-Wittlich)
Jüdischer Friedhof
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
Siehe Seite zur Synagoge in
Neumagen (interner Link)
Zur Geschichte des Friedhofes
Der jüdische Friedhof in Neumagen wird erstmals 1578
erwähnt; er könnte jedoch auch älter sein. Er war Begräbnisplatz auch für
die in der Umgebung lebenden Juden beziehungsweise bestehenden Gemeinden (1660
werden Beisetzungen aus Piesport,
Neumagen und
Thalfang genannt; Zitat: "Ao
[Anno] 1657 zu Pissport ein Jud und zu Neumagen ein Judenmetgen gestorben,
welche beide auf den Judenkirchhoff begraben 2 Goltgulden. 1660 ein Jud von
Thalfang allhie begraben gibt 1 Goldgulden"), bis einige von ihnen
eigene Friedhöfe anlegten. Im unteren Bereich ist der ältere Teil des
Friedhofes; der Bereich der neueren Grabsteine des 19./20. Jahrhunderts liegt
auf einer Erweiterungsfläche zum ursprünglich kleineren Friedhof.
Die heutige
Fläche des Friedhofes umfasst 36,71 ar (oder 34,70 ar). Es sind 127 Grabsteine
erhalten. Die letzte Beisetzung war
1950.
Texte zur Geschichte des Friedhofes
Friedhofschändung 1931
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. August 1931: "Auf
dem jüdischen Friedhof in Neumagen an der Mosel wurden in einer der
letzten Nächte 9 Grabsteine umgeworfen. Auch auf dem Friedhof der
jüdischen Gemeinde Reichelsheim wurden etwa 10 Grabsteine umgeworfen und
beschädigt. Die Gemeinden Reichelsheim und
Fränkisch-Crumbach (Hessen)
haben eine Gesamtbelohnung von 100 Mark für die Ergreifen der Täter
ausgesetzt." |
Lage des Friedhofes:
Der
Friedhof liegt unterhalb der Realschulstraße - schräg gegenüber Haus
Realschulstraße 19
Link zu den Google-Maps:
(der grüne Pfeil markiert die Lage des Friedhofes) Größere Kartenansicht
Fotos
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum 16.6.2009)
Am Rathaus der Gemeinde:
Darstellung
von Neumagen um 1730 - Lageplan
nach einem Ölgemälde |
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Unter Nr. 1 der
abgebildeten "Kulturstätten" markiert: "Judenfriedhof 1578
- Erstmalige Erwähnung eines Juden (sc. in Neumagen) im 13.
Jahrhundert". |
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Das Eingangstor
zum Friedhof |
Hinweistafel: "Anno 1474,
Juden in der
Gemeinde. 1578 Friedhof erwähnt". |
Hinweis:
"Schlüssel beim Ortsbürgermeister
oder der
Verbandsgemeindeverwaltung
Neumagen-Dhron erhältlich". |
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Blicke über den
Friedhof vom alten zum neueren Teil |
Alter Grabstein
für einen "aufrechten
und geradsinnigen Mann" |
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Grabstein links für Helena
(?) Leib geb.
Kahn, rechts für Zaudick Leib (gest. 1880) |
Grabstein für Lazarus Leib (Elieser
Sohn des Abraham, 1865-1893) |
Grabstein für Seligmann
Ermann
(gest. 1891) |
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Grabstein für Johanna Leib:
"Der Lilie
gleich an Lieblichkeit, Dem Veilchen an
Bescheidenheit,
Ruht unter dieser
Grabeslast, Zur ewig friedlich stillen Rast" |
Grabstein für Esther Mayer
geb. Baum (Esther Tochter
des Mordechai, 1863-1927) |
"Zum Andenken unserer
lieben Eltern
Isaac Leib und Johanna geb. Richard
und Onkel Max Leib" |
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Grabstein vorne links der
Mitte für
Leopold Hirsch (1847-1930), Doppelgrab
dahinter für Gottfried
Herz und Sara Herz
geb. Schweich (gestorben Dezember 1915
bzw. Januar
1916) |
Grabstein links mit
Levitenkanne
für den Lehrer Moses Grünewald
(1866-1928, vgl. Bericht),
rechts für Moses Leib
(1875-1928) |
Grabstein rechts für
Karoline
Salomon (gest. 1889),
Grabstein links für Klara Leib
geb. Hirsch (gest.
1886) |
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Grabstein links
für Jakob Levy
(1846 Müstert - 1934
Könen),
Grabstein Mitte nicht
lesbar, Grabstein
rechts für Samuel Levy (gest. 1936) |
Teilansicht - oberer linker
Eckbereich des Friedhofes |
Grabstein rechts
der Mitte für
Henriette Levy geb. Herrmann
(1856-1933), links
für
Benjamin Levy (1848-1934) |
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Pflanzenornamentik auf dem
oben
abgebildeten Grabstein von
Esther Mayer geb. Baum |
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Erinnerungsarbeit vor Ort - einzelne Berichte
Oktober 2010:
Führung über den Friedhof durch Dr. Marianne
Bühler |
Artikel im "Trierischen Volksfreund" vom 23. Oktober 2010 (Artikel):
"Führung auf dem jüdischen Friedhof von Neumagen
Eine Führung über den Neumagener Judenfriedhof hat großen Zuspruch bei der Bevölkerung gefunden und vermittelte interessante Einblicke in die Begräbnissitten der Juden.
Neumagen-Dhron (red). 70 bis 80 interessierte Bürger hatten sich auf dem Neumagener Judenfriedhof eingefunden und lauschten aufmerksam den fachkundigen Ausführungen von Dr. Marianne Bühler zum Thema
'Sitten und Gebräuche auf jüdischen Friedhöfen'.
Marianne Bühler, die gerade dabei ist, die Geschichte des Friedhofes im Rahmen eines Neumagener Arbeitskreises zur Aufarbeitung der Geschichte der jüdischen Gemeinde Neumagen-Dhron zu erforschen, gab außerdem einen Zwischenbericht über das, was bisher über den Friedhof herausgefunden wurde.
Der mit 3372 Quadratmetern nach Wittlich zweitgrößte Friedhof im Kreis Bernkastel-Wittlich diente als Begräbnisplatz nicht nur für Neumagener Juden, sondern auch für Juden aus der weiteren Umgebung - aus
Niederemmel,
Müstert, Reinsport, Minheim,
Hetzerath,
Trittenheim und sogar
Thalfang.
Der Friedhof ist mindestens 350 Jahre alt und damit das älteste noch vorhandene Zeugnis jüdischen Lebens in Neumagen. Wahrscheinlich gab es aber bereits im 15. Jahrhundert Juden in Neumagen.
Insgesamt finden sich 127 Grabsteine auf dem Judenfriedhof in Neumagen. Der älteste bisher entzifferte Stein stammt aus dem Jahr 1772, das jüngste Grab von 1938.
1935 wurden Grabsteine auf dem Friedhof umgestürzt. Manche Grabsteine sind heute unvollständig, manche wurden offenbar wieder geflickt. Dass auf dem Friedhofsgelände während der Nazizeit kein Hitlerjugendheim entstand, ist den Dhronern zu verdanken, die sich gegen das Projekt stellten. Auch eine 1944 geplante Nutzung als Wiese kam nicht zustande.
An einem der eindrucksvollsten Gräber, dem des jüdischen Lehrers Moses Grünewald, verlas Marianne Bühler den Nachruf, der am 5. Juli 1928 auf Grünewald in der Zeitschrift
'Der Israelit' stand. Viele Anwesende waren ergriffen zu erfahren, dass bei dem Begräbnis des hochgeachteten Lehrers nicht nur die Schulen anwesend waren,
'es folgten die Geistlichkeit und Vertreter aller Behörden, zuletzt die Bürger aus allen Kreisen der Bevölkerung' - ein Zeichen dafür, wie sehr geachtet und ins Dorfleben integriert die Juden in den Moseldörfern über lange Jahre hinweg waren.
Von Marianne Bühler und Uwe F. W. Bauer stammt der Band 'Steine über dem Fluss - jüdische Friedhöfe an der Mosel', herausgegeben vom Paulinus Verlag." |
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Juni 2020:
Über den jüdischen Friedhof von
Neumagen |
Artikel von Christina Bents im "Trierischen
Volksfreund" vom Juni 2020: "Geschichte : Ein Mittelzentrum jüdischer
Kultur. Der jüdische Friedhof in Neumagen-Dhron: Hier sind insgesamt 127
Grabsteine erhalten.
Neumagen-Dhron Im zweiten Teil der Serie über jüdische Friedhöfe im Kreis
geht es heute um die Ruhestätte in Neumagen-Dhron. Die besondere Anordnung
der Grabsteine konnte bisher nicht geklärt werden.
Hohe Eichen und Linden umrahmen den jüdischen Friedhof in Neumagen-Dhron.
Sie strahlen eine erhabene Ruhe aus, die dem Ort angemessen ist. Auf
insgesamt 3470 Quadratmetern stehen hier noch 127 Grabsteine. Damit ist
Neumagen-Dhron, hinter Wittlich, der
zweitgrößte jüdische Friedhof im Kreis Bernkastel-Wittlich. Dr. Marianne
Bühler, Theologin und viele Jahre im Emil-Frank-Institut hauptamtlich tätig,
hat dafür zwei Erklärungen: 'Diese Größe hat der Friedhof, weil
Neumagen-Dhron ein zentraler Ort für die Juden der Umgebung war. Die Juden
waren Viehhändler, Metzger oder betrieben Geschäfte im Ort. Es gab neben dem
Friedhof eine Synagoge und eine jüdische Schule. Es ist auch ein Treffen von
Rabbinern, ein sogenannter Judenlandtag in Neumagen-Dhron im 18. Jahrhundert
nachweisbar.' Zudem sind nicht nur Juden aus Neumagen-Dhron, sondern auch
aus Niederemmel, Müstert, Reinsport, Minheim und Hetzerath, die zur
Synagogengemeinde Neumagen-Niederemmel gehörten, hier zu Grabe getragen
worden. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts sind auch Trittenheimer hier
beerdigt worden, dann bekamen sie einen eigenen Friedhof. Niederemmeler
wurden früher auf dem Friedhof in Wintrich begraben, auf dem aber keine
Grabsteine mehr erhalten sind. Auffällig ist die Belegung des Friedhofs. In
den oberen Reihen stehen die Grabsteine sehr dicht beieinander, im unteren,
linken Teil ebenfalls. Die Mitte wirkt, bis auf einige vereinzelte Steine
leer, ebenso wie der rechte Teil. Dr. Marianne Bühler meint dazu:
'Möglicherweise sind überall Grabsteine oder Gräber verborgen, denn der
Friedhof ist sehr alt. Sie könnten aber auch in der Nazizeit abtransportiert
oder aufgeschüttet worden sein oder die Grabsteine sind im Boden
eingesunken.' Weiter sagt sie: 'Dies muss unklar bleiben, denn den Boden zu
untersuchen, verbietet sich auf Grund der Pietät. Jüdische Friedhöfe sollen
unangetastet bleiben.' Der älteste noch teilweise lesbare Grabstein stammt
aus dem Jahr 1770. Besonders ist der Grabstein von Lena Leib, geborene
Gerson. Sie ist nur 30 Jahre alt geworden und am 29. September 1875
gestorben. Ihr Grabstein ist auf der Vorderseite in Hebräisch und auf der
Rückseite in Deutsch geschrieben. Darauf ist ein Gedicht verewigt, indem es
unter anderem heißt: 'Liebe Gattin und theure Mutter Engel jetzt in
Himmelshöhen,….In Sehnsucht wandern wir hienieden Bewusst vom einstigen
Wiedersehen.'
Wie alt der Friedhof genau ist, ist nicht bekannt. Fakt hingegen ist, dass
in Neumagen-Dhron schon im 15. Jahrhundert Menschen jüdischen Glaubens
lebten, direkte Nachweise zum Friedhof stammen aus dem 17. Jahrhundert. Das
letzte Grab, das noch vorhanden ist, stammt aus dem Jahr 1938, hier wurde
Julie Juda, geborene Salomon, beerdigt. Wenige jüdische Symbole sind auf den
Grabsteinen in Neumagen-Dhron zu sehen, vereinzelt gibt es Davidsterne. Auf
einem Grabstein ist eine Kanne, als Zeichen für die Leviten, die Waschungen
im Tempel durchführen durften. Der letzte jüdische Lehrer Moses Grünwald ist
hier begraben. Typische Namen auf dem Friedhof sind Hirsch, Bonem, Leib,
Juda oder Mayer. Es gibt eine Gedenk- und Informationstafel am Eingang des
Friedhofs und in der Bogengasse, in der die Synagoge war. Die jüdische
Geschichte ist in Neumagen-Dhron von einem Arbeitskreis aufgearbeitet
worden, den Günter Leitzgen angestoßen hat. Zuvor hatte sich schon Franz
Bozet mit dem Thema beschäftigt, unter anderem in der Chronik des Ortes.
Sehr engagiert ist zudem die Realschule plus, die 2017 ein Großprojekt, bei
dem die gesamte Dorfgemeinschaft miteingebunden war, organisiert hat. Bis
heute arbeiten die Schüler an Themen, um Vorurteile aufzubrechen, unter
anderem mit einem Podcast, dessen erste Folge von der 'Jüdin Emilia'
handelt. Das in Wittlich ansässige Emil-Frank-Institut organisiert zudem
Führungen. Viele Juden aus Neumagen-Dhron sind in die USA oder nach Israel
geflohen, aber auch in deutsche Großstädte. Deportiert wurden die
Hiergebliebenen ins Ghetto Litzmannstadt nach Polen und nach Theresienstadt
in Tschechien in den Jahren 1941 und 1942."
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