Zu den Kapiteln
5. 1 Einwohnerzahlen (und Häuser)
1385 Von 165 Zinspflichtigen haben 86 in der Stadt 121 zinspflichtige Areale, auf denen 105 Häuser stehen (LAV NRW R Kk Kart 3 = erzbischöfliches Zinsregister)
1438 Von 180 Zinspflichtigen haben 79 in der Stadt 106 zinspflichtige Areale, auf denen 100 Häuser stehen (ebda. = erzbischöfliches Zinsregister)
1481 Von 110 Zinspflichtigen haben 74 in der Stadt 90 zinspflichtige Areale, auf denen 82 Häuser stehen (LAV NRW R Kk IV 2455 = jülicher Zinsregister)
1542 188 Zahlungspflichtigen (davon 13 Knechte und Mägde, acht pauper), Türkensteuer (ebda. VI 1119)
1573 Von 118 Zinspflichtigen haben 64 in der Stadt 90 zinspflichtige Areale, auf denen 72 Häuser stehen (ebda. IV 2456 = jülicher Zinsregister)
1602 210 steuerpflichtige Bürger haben 205 Häuser (STAK 35 nr 2815 = Gesamtdeskription)
1664 166 Häuser inner-, ein Haus außerhalb der Stadt im Burban (LAV NRW R Kk II 1117)
1749 150 Bürger, 70 Juden (IV 8)
1798 981 Einwohner
5. 2 Agrarwirtschaft
Weinbau, auch innerhalb der Stadt (II 5), bis ins 19. Jahrhundert immer bedeutend. Ackerbau (und Viehhaltung) dagegen wahrscheinlich erst seit dem 17. Jahrhundert (nach Rückgang von Handel und Gewerbe? s. u.) intensiviert
1602: Von 210 steuerpflichtigen Bürgern bewirtschaften 115 Weingärten (insgesamt 70 Morgen, davon 52 Bürger = 45,2 % weniger als ein Viertel und neun = 7,9 % mehr als ein Morgen), 108 Ackerland (insgesamt – im Vergleich nur – 1226 Morgen, aber nur drei = 2,9 % Höfe mit mehr als 50 Morgen, dagegen 67 = 62 % mit weniger als fünf Morgen), nur 29 bewirtschaften Weingärten, Ackerland und Benden; 205 Häuser, 53 Scheunen und Ställe (STAK 35 nr 2815), 1828 dagegen 244 Häuser, 195 (!) Scheunen und Ställe
1664 2154 Morgen im Steueranschlag, davon geistliche Grundherren 315 Morgen Ackerland, 37 Morgen Weingärten, 88 Morgen Benden; weltliche Grundherren 16 Morgen Ackerland, vier Morgen Weingärten; Hausleute 1401 Morgen Ackerland, 87 Morgen Weingärten, 206 Morgen Benden (LAV NRW R Kk II 1117)
1706 haben 31 Bürger 41 Pferde (maximal drei Pferde pro Bürger, ebda. VII 112/2)
1804 und 1828 Hauptgewerbe der Stadt: Ackerbau und Viehzucht (neben Lohgerberei und Flanell-Manufaktur, s. u.)
1836 Neuanlage der Weingärten um Zülpich mit 3082 Stöcken (Simons II, S. 72)
1837 In der Stadt 300 Stück Rindvieh, 250 Schafe, 60 Schweine (ebda.)
5. 3 Bergbau
Seit 1953 westlich der Stadt Braunkohlenabbau
5. 4 Gewerbe und Industrie (auch Druckereien und Zeitungen)
1140 molendina (= erzbischöfliche Bann-Windmühle) auf dem Mühlenberg innerhalb des castrum (UB Siegburg I 50)
(1144/46) molendinum erbaut (= Steinfelder Bannmühle, ZAGV 18, 1896, S. 303)
1436 In der reformierten Marktordnung Schutzbestimmungen für Produkte der Zülpicher Winzer, Bierbrauer, Schuhmacher (deren Gewerbe im Mittelalter in Zülpich das bedeutendste gewesen sein wird, III 1 Weistümer Marktrecht) und Bäcker (III 3)
Gewerbe
1285 bis 1347: pistor (zwei), faber cultellorum (Messerschmied) candelator (Kerzenmacher, bis ins 19. Jahrhundert bezeugt), Pelzer, faber (drei), mercator, venditor lini, carnifex (zwei), cerdo, carpentarius (AHVN 23, 1871, S. 181 – LAVNRW R Steinfeld Akt 33/1)
1385 bis 1446: sartor (drei), braxator (zwei), pistor (drei), sellator (zwei), Kerzenmacher, Leyendecker, Schmied, Zimmermann (zwei), Fleischhauer, Faßbinder (zwei), Schloßmacher, Bartscherer (zwei), Lederreider, Schuhmacher, Krämer, Pelzer, Kannengießer, Goldschmied (LAV NRW R Kk Kart 3, StaZ Schöffenbuch, LAV NRW R Dep. Stadt Köln II 11565a)
1573 Goldschmied, Löhrer, Schmied, Schlossmacher, Schuhmacher, Leinenweber, Schneider (zwei), Organist, Zimmermann, Metzmacher (LAV NRW R Kk IV 2456 = Zinsregister; nur die Meister genannten Personen wurden berücksichtigt)
1602 Weingärtner, Bäcker (zwei), Pelzer, Brauer (fünf), Tuchhändler, Schneider, Wollweber, Wein- und Bierzapfer (STAK 35 nr 2815 = Gesamtdeskription)
1797 Gewerbetabelle: Großhändler und Fabrikanten nicht vorhanden; Bestbemittelte: drei Krämer, drei Wirte; mittelmäßig Bemittelte: sechs Krämer, zwei Wirte, ein Handwerker; Minderbemittelte: fünf Krämer, zwei Wirte, vier Handwerker = 26 Gewerbetreibende von ca. 1000 Einwohnern (LAV NRW R Maas u. Rhein 133)
1804 Hauptgewerbe (neben Ackerbau und Viehzucht) Krämerei, Lohgerberei, Flanell-Manufaktur, Wirtschaft
1806 36 Landwirte, 48 Tagelöhner, 20 Händler, 17 Bäcker, 14 Schuster, elf Metzger, zehn Schneider, fünf Nagelschmiede, drei Hufschmiede, zwei Kupferschmiede, vier Gerber, vier Schlosser, vier Hosenmacher, vier Schreiner, vier Tuchmacher, drei Leinenweber, drei Sattler, drei Küfer, drei Schankwirte, drei Friseure, drei Maurer, zwei Müller, zwei Drechsler, zwei Dachdecker, zwei Zimmerleute, zwei Ärzte, zwei Apotheker, zwei Notare, zwei Feldmesser = 220 von insgesamt 259 Bürgern (H. v. d. Broeck, Die Stadt und der Kanton Zülpich, S. 88)
1828 Hauptgewerbe (neben Ackerbau und Viehzucht) Flanell-Manufaktur und Lohgerbereien
1836 Wolltuchfabrik mit zwei Webstühlen und drei Arbeitern (Adelmann, Rheinprovinz, S. 174)
1857 Zülpicher Anzeiger gegründet, in der Nachfolge 1878 Zülpicher Zeitung, in der Folge in Euskirchener Volksblatt aufgegangen
Zurzeit fast keine Landwirtschaft mehr innerhalb der Stadt, zwei Papierfabriken, zwei Steinzeugwerke, Kornbranntweinbrennerei (seit 1847 in der Burg), Holzverarbeitungswerk, Maschinen- und Strumpffabrik
5. 5 Markt und Handel
Nach der (unveröffentlichten) Standordnung (24 Stände) des Marktrechtes von um 1408 (III 1 Weistümer) wurden auf den vier Zülpicher Jahrmärkten (III 2) folgende Waren gehandelt: Vieh (Rinder, Ferkel, Schafe, Pferde), Getreide, Gebrauchsgeschirr (Töpfe, Kessel, Bütten, Steingut), Körbe, Messer, Zinn- und Schmiedewerk, Kerzen, Holz, Salz, Zwiebel, Käse, Butter, Fisch, Bettzeug, Leinen, Tuche; außerdem waren folgende Gewerbe mit ihren Waren vertreten: Pelzer, Alträuscher, Löhrer, Bäcker, Fleischer, Gewandschneider und Schuhmacher (LAV NRW R Kk II 1510)
Von den Jahrmärkten zumindest der Michaelimarkt überregional bedeutsam; Weinhandel von lokaler Bedeutung. Insgesamt wirtschaftlicher Niedergang seit dem 17. Jahrhundert(s. auch II 5). 1817 nur noch zwei unbedeutende Kram- und Wollmärkte (1. Sonntag im Mai und 1. Sonntag nach Michaeli) sowie ein Viehmarkt (25. Oktober, Simons II, S. 70)
5. 6 Maße und Gewichte
1242 in Niederberg an Kölner Domstift zu leistende Pachtzinsen in mensure Tulpetensis (StaK Domstift 191), desgleichen an Siegburg 1297 in Wißkirchen und 1324 in Wüschheim (UB Siegburg I 197 und 259a). Alle Orte innerhalb der Zülpicher Bannmeile (III 4)
1493 Zülpicher burchmaiss (StaZ 18) = kurkölnisches Kellnerei- oder Burgmaß (LAV NRW R Kk IV 2462)
1602 1 Zülpicher Malter = 5 Sümber, 1 Sümber = 2 Sester, 1 Sester = 2 Viertel, 1 Viertel = 4 Pinten, 1 Pinte = 4 Mütgen (STAK 35 nr 2815); 1 Zülpicher Morgen = 150 Ruten (LAV NRW R JB II 2681)
1604 Im Rathaus-Inventar genannt: 1 kupfern Sümber-Maß, 1 kupfern Sester-Maß, 1 kupfern Wein-Maß, 1 kupfern olligs quarten Maß, halbe und pinten, 1 kupfern Bier quarten und halbe Maß (Simons I, S. 100)
1614 1 Ahm Trauben = 110 Quart, 1 Ahm Wein = 104 Quart, 1 Fuder = 7½ Ahm (ebda., S. 133)
1620 Der städtische Fruchtmesser misst in Zülpicher oder Dürener Maß (ebda., S. 114)
1660 1 Zülpicher Kellnerei-Malter hat 20 Viertel, ist 2 Viertel 2 Pinten größer als Kölner Malter; Dürener Malter dagegen 2 Pinten größer als Zülpicher Kellnerei-Malter (LAV NRW R Kk IV 4122)
1786 In Zülpich gelten Dürener und Zülpicher Maße, Dürener bei Kauf und Verkauf, Zülpicher beim Empfang von Grund- und Pachtzinsen. Kellnerei-Malter von beiden Maßen unterschieden, dem Dürener weit mehr gleich als dem Zülpicher (= Gutachten der kurkölnischen Hofkammer, von Zülpicher Bürgern bestritten, kennen nur ein Zülpicher Maß, kein Kellnerei-Maß; ebda. 2462)
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Flink, Klaus, Rheinischer Städteatlas Zülpich. Teil 5: Herrschaft und Gemeinde, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: https://rheinische-geschichte.lvr.de/Orte-und-Raeume/rheinischer-staedteatlas-zuelpich.-teil-5-herrschaft-und-gemeinde/DE-2086/lido/5fce11a25b1ed5.97691827 (abgerufen am 05.07.2023)