Eingangsseite
Aktuelle Informationen
Jahrestagungen von Alemannia Judaica
Die Mitglieder der
Arbeitsgemeinschaft
Jüdische Friedhöfe
(Frühere und bestehende) Synagogen
Übersicht: Jüdische Kulturdenkmale
in der Region
Bestehende jüdische Gemeinden
in der Region
Jüdische Museen
FORSCHUNGS-
PROJEKTE
Literatur und Presseartikel
Adressliste
Digitale Postkarten
Links
| |
zurück zur Übersicht "Synagogen in der Region"
zurück zur Übersicht "Synagogen in Mittelfranken"
Markt Berolzheim (Kreis
Weißenburg-Gunzenhausen)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Markt Berolzheim bestand eine jüdische Gemeinde bis
1938/42. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 16. Jahrhunderts zurück.
Bis 1593 lebte der Jude Mayer unter dem Schutz der Marschallin Magdalena
von Pappenheim in Berolzheim; außer ihm werden auch die Juden Nathan und
Salomon als Bewohner Berolzheims genannt. In der Zehntbeschreibung von 1620/21
werden mehrere Juden als Besitzer von Äckern in Berolzheim genannt. Aus dem 1631
liegt - in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges - ein Verzeichnis der am Ort
lebenden Juden vor. im selben Jahr werden einige Juden aus
Berolzheim in Ansbach genannt. Bis 1649 fehlen weitere Zeugnisse von Juden am
Ort. Danach nimmt ihre Zahl wieder zu. 1714 wurden in Markt Berolzheim 18
jüdische Familien gezählt. 1793 gab es im Ort 38 jüdische Hausbesitzer.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner
wie folgt: 1809 128 jüdische Einwohner (14,0 % von insgesamt 912), 1812 174
(19,4 % von 898), 1837 150 (14,0 % von 1.070), 1867 103 (8,9 % von 1.152), 1900
95 (8,9 % von 1.063), 1910 67 (6,6 % von 1.017).
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge, eine jüdische
Volksschule (bis 1924) und ein rituelles Bad (Mikwe). Die Toten der jüdischen
Gemeinde wurden in Treuchtlingen
beigesetzt: 1773 hatte die jüdische Gemeinde Markt Berolzheim die Anlage eines
Friedhofes in Treuchtlingen unterstützt. Für den Unterricht der
jüdischen Kinder und die Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein
Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter tätig war (vgl.
Ausschreibungen der Stellen s.u.).
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts sind von den Lehrern vor allem
zu nennen: Jakob Rosenbaum, M. L. Ledermann (seit 1870 in Oberlauringen;
sein Sohn Max ist 1868 in Berolzheim geboren) und der Sohn von Jakob Rosenbaum: Hermann Rosenbaum
(1872-1908), der 39 Jahre Lehrer in Berolzheim war und 1933 in
Würzburg starb. Von 1913 bis 1925 war Lehrer Edmund Hirsch; letzter jüdischer Lehrer war Ludwig Stein
(1927 bis Anfang 1937).
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Gefreiter Benjamin Herz
(geb. 22.5.1889 in Berolzheim, gef. 11.8.1914; war der erste Kriegstote der
politischen Gemeinde Berzolzheim), Josef Herz (geb. 5.7.1882 in
Berolzheim, vor 1914 in Schmitten, Taunus wohnhaft, gef. 25.5.1915), Max Herz (geb.
12.5.1879 in Berolzheim, vor 1914 in Reichelsheim wohnhaft, gef. 30.9.1915), Artur Schönwalter
(geb. 21.5.1897 in Berolzheim, gef. 10.10.1918) und Ludwig Wolf (geb. 1.7.1892
in Berolzheim, gef. 10.7.1916). Ihre Namen stehen auf dem
Kriegerdenkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges im Ortskern am
Kirchplatz der Kirche St. Michael.
Um 1925, als zu der jüdischen Gemeinde noch 80 Personen gehörten (ca.
6,6 % von insgesamt etwa 1.200 Einwohnern), waren die Gemeindevorsteher: Simon
Herz, Sigmund Schönwalter, Max Herz und Siegfried Schönwalter. Den
Religionsunterricht an der Volksschule für die damals fünf schulpflichtigen
jüdischen Kinder erteilte Volksschullehrer Edmund Hirsch, der noch 1925
Berolzheim verließ und Lehrer in Nürnberg wurde (an der Volksschule der Adas
Jisroel). Synagogendiener war ein
Herr Löwenstein. An jüdischen Vereinen gab es den Wohltätigkeitsverein Chevro
Gemilus Chassodim (11 Mitglieder, Leiter Emanuel Engel, Ziel: Unterstützung
Hilfsbedürftiger) und den Wohltätigkeitsverein Chewra Kadischa (gegründet
1907, 12 Mitglieder, Leiter Ludwig Herz, 1932 Moritz Wolf, Ziel: Unterstützung Hilfsbedürftiger
und Torastudium). 1932 war erster Gemeindevorsteher Emanuel Engel, die
beiden anderen Vorsteher David Herz und Max Herz. Als Lehrer wird Ludwig Stein
genannt. Er erteilte 1932 elf jüdischen Kindern Religionsunterricht. Die
Gemeinde gehörte dem Bezirksrabbinat Ansbach an.
Neben den jüdischen Wohlfahrtsvereinen gab es auch Stiftungen, u.a. die
"Bernhard und Hanna Bermann'sche Braut-Stiftung" (vgl. Ausschreibung
unten).
1933 lebten noch 65 jüdische Personen in Markt Berolzheim. Bereits vor
1933 war die Stimmung am Ort stark von den gegen Juden eingestellten
Nationalsozialisten geprägt. Unmittelbar nach der Machtergreifung wurden
antijüdische Aktionen durchgeführt. So wurde von SS- und SA-Angehörigen ein
Umzug organisiert, an dessen Spitze ein Mitglied der jüdischen Gemeinde mit
einem Plakat um den Hals marschieren musste. Dorfbewohner begleiteten den Umzug
mit Gelächter. 1936 wurden wiederholt jüdische Männer und Frauen auf
dem Bahnhof von Arbeitern so attackiert, dass jene den Zug seitdem nicht mehr
benutzen wollten. Anfang November 1938 lebten auf Grund dieser laufenden
antijüdischen Aktionen nur noch 24 jüdische Personen am Ort. 23 hatten
emigrieren können (18 in die USA, drei nach Jugoslawien, je einer nach
Österreich und Argentinien), 16 verzogen in andere deutsche Orte, insbesondere
nach Nürnberg und München. In der Pogromnacht 1938 wurden die Synagoge
niedergebrannt (s.u.) sowie jüdische Wohnungen verwüstet und die Bewohner
misshandelt. Die letzten 24 jüdischen Einwohner wurden beim Novemberpogrom
zunächst in ein "Judenhaus" eingewiesen, danach 21 von ihnen auf
Lastwagen in das Gefängnis nach Gunzenhausen geschafft. Nach ihrer Freilassung
kehrten sie nicht mehr nach Markt Berolzheim zurück, sondern gingen in andere
deutsche Orte. Bereits am 4. Dezember 1938 lebte keine jüdische Person
mehr in Markt Berolzheim.
Von den in Markt Berolzheim geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Mina Ansbacher geb. Herz
(1893), Heinrich Dottenheimer (1855), Berta (Bertha) Engel geb. Kocherthaler
(1875), Emanuel Engel (1872, vgl. Seite im
Gedenkbuch
Augsburg),
Jutta Freudenberger geb. Herz (1889), Sara Heilbrunn geb. Mayer (1872), Sali Heimann geb. Hellmann (1880),
David Herz (1885), Ludwig Herz (1883), Arthur Hirsch (1900), Sara Hirsch geb. Bergmann (1857), Arthur
Arnold Kahn (1897), Sophie Ladenburger geb. Herz (1888), Max Ledermann (1868), Benno Levi (1886, Foto siehe unten), Lina Levi (1896),
Simon Levi (1888, Foto siehe unten), Abraham Löwensteiner (1883), Martha Löwensteiner
geb. Hermann (1887), Frieda Meyer geb. Wolf (1890), Michael Orlow (1882), Nanette Pfeifer
geb. Löwensteiner (1868), Grete (Gretchen) Reich
geb. Schönwalter (1895), Frieda Reuter (1872), Rosa (Röserl) Rosenberg geb.
Levi (1894), Kela Rotter geb. Ansbacher (1871), Nanny Schönwalter geb. Neu
(1897), Jakob Wolf (1921).
Hinweis auf Probleme der Zuordnung im Gedenkbuch des Bundesarchives (die
Angaben konnten nicht überprüft werden, sind jedoch mit Vorsicht zu behandeln!;
in den Gedenkblättern von Yad Vashem Jerusalem erfolgt teilweise eine andere
Zuordnung):
aus Berolzheim (Stadt Bad Windsheim) sollen nach den Angaben des
Gedenkbuches des Bundesarchives umgekommen sein: Sally Rosa Brader geb. Herz
(1893), Bertha Herz geb. Herz (1892), Benno Hirsch (1887), Mathilde (Hilde)
Schulz geb. Orlog (1911), Hanna (Hannchen) Oppenheimer geb. Bärmann (1878),
Moritz Wolf (1863).
aus Berolzheim (Ortsteil der Gemeinde Ahorn, Main-Tauber-Kreis) soll
umgekommen sein: Sophie Ladenburger geb. Herz (1888).
Ohne Angabe, welches Berolzheim gemeint ist im Gedenkbuch bei: Rosa
Hirsch (1883), Max Ledermann (1868), Rosa Marx geb. Bermann (1875,
"Stolperstein in Eichstätt, Luitpoldstraße
16), Frieda Meyer geb. Wolf (1890), Sofie Wolf (1888), Zilli Wolf geb. Herz
(1854).
An die frühere jüdische Geschichte in Markt Berolzheim erinnern bis heute
jüdische Familien auf der ganzen Welt mit dem Familiennamen Berolzheimer
beziehungsweise Berlitzheimer (davon auch die Familie der "Berlitz
Sprachschulen").
Einige Gedenkblätter aus dem Archiv von Yad Vashem Jerusalem
https://yvng.yadvashem.org/
|
|
|
|
|
Gedenkblatt
für
Grete Reich geb. Schönwalter |
Gedenkblatt
(mit Foto) für
Rosalie Brader geb. Herz |
Gedenkblatt (mit
Foto) für
Rosa Rosenberg geb. Levi |
Gedenkblatt
für
Kela Rotter geb. Ansbacher |
Gedenkblatt
für
Nanny Schönwalter geb. Neu |
Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet
1870 / 1872 / 1908 / 1925
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Juni 1870:
"In
Markt Berolzheim. Bezirksamt Gunzenhausen, ist die Stelle eines
israelitischen Religionslehrers und Vorsängers erledigt.
Fixum-Gehalt 350
Gulden, Nebenverdienste wohl 200 Gulden, wofür jedoch eine Garantie nicht
übernommen wird. Freie Wohnung. Für Holz zur Beheizung des Schulzimmers
20 Gulden. - Auch werden seinerzeit Schritt geschehen, die Schule zu einer
Elementarschule umzuwandeln. Bewerber wollen sich unter Vorlage ihrer
Zeugnisse an die unterzeichnete Kultusverwaltung melden.
Markt Berolzheim, den 12. Juni 1870. A.H. Meyer, Juda E. Herz." |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. Juli 1872:
"Die
hiesige israelitische Religionslehrer- und Vorsängerstelle (nicht
Schochet = Schächter) ist womöglich Ende August laufenden Jahres zu
besetzen.
Gehalt 350 Gulden nebst freier Wohnung. Nebenverdienst ungefähr
200-250 Gulden.
Bewerber wollen sich unter Anlage einer Abschrift ihrer
Seminar- und Rabbinatszeugnisse an die unterfertigte Kultusverwaltung
wenden.
Berolzheim, den 16. Juni 1872: A.H. Meyer, J.E. Herz". |
Auf diese Ausschreibung bewarb sich erfolgreich Lehrer Hermann Rosenbaum. |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Oktober 1908:
Die
hiesige
Religionslehrer- und Vorbeterstelle,
verbunden mit einem festen
Gehalt von Mk. 900.- und Nebeneinkünftige, freie Wohnung und freie
Beheizung, ist möglichst bald, eventuell bis 1. Januar 1909 zu besetzen.
Gefl. Offerten mit Zeugnis-Abschriften von seminaristisch gebildeten
Lehrern erbeten.
Markt Berolzheim (Bayern),
4. Oktober 1908.
Der Vorstand
Simon
Herz". |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. November 1925:
"Durch die Berufung unseres seitherigen Lehrers an die Volksschule
der Adas Jisroel nach Nürnberg wird die Stelle als
Religionslehrer,
Kantor und Schochet
frei. - Wir suchen möglichst per sofort einen
streng frommen tüchtigen Herrn. Das Gehalt regelt sich nach den Sätzen
des bayrischen Gemeindeverbandes. Nebenverdienste vorhanden. Bewerbungen
unter Beilage von Zeugnissen sind an den Unterzeichneten
einzureichen.
Markt Berolzheim (Bayern), den 1. November 1925.
Der Vorstand der Israelitischen Kultusgemeinde Emanuel Engel." |
Zum Tod des Lehrers Hermann Rosenbaum (von 1872 bis 1908 Lehrer in Berolzheim)
Anm. (Angaben nach R. Strätz: Biographisches Handbuch
Würzburger Juden II,466): Hermann Rosenbaum ist am 3.11.1853 in
Rödelmaier/Ufr. geboren und am 5.9.1933 in Würzburg gestorben. Bereits sein
Vater Jakob Rosenbaum war Lehrer in Markt Berolzheim. Hermann Rosenbaum
ließ sich um 1870 zum Religionslehrer in Würzburg ausbilden und war seit 1872 Lehrer
in Markt Berolzheim. 1909 zog er nach Würzburg. Er war seit 1876 (Heirat in
Markt Berolzheim) mit der hier geborenen Mina geb. Herz verheiratet, die
am 6. November 1907 in Markt Berolzheim gestorben ist.
Sohn David Rosenbaum (geb. 22.1.1877 in Markt Berolzheim, gest. 3.8.1958
in Würzburg) besuchte in Markt Berolzheim die Volksschule, später in Würzburg
die Realschule. Er ließ sich 1901 als Weinhändler in Würzburg nieder. Er
überlebte den Aufenthalt im KZ Theresienstadt und kehrte nach Würzburg
zurück, wo er die Leitung der neuen jüdischen Gemeinde nach 1945 übernahm.
Er ließ den Friedhof und das Altersheim instandsetzen und war zugleich Vorbeter
der Gemeinde. Seine Nachfolger im Amt waren Siegfried Ramsfelder und David
Schuster.
Artikel
in der Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung vom 1. Oktober 1933:
"Zum Gedächtnis. Am Dienstag, dem 5. September 1933 ist nach
längerer Krankheit Herr Lehrer Hermann Rosenbaum im Alter von fast 80
Jahren in die Welt der Wahrheit hinübergeschlummert. Mehr als 39 Jahre
wirkte der als Lehrer in der mittelfränkischen Gemeinde Berolzheim als
Religionslehrer, und war danach weitere zehn Jahre in Veitshöchheim in
gleicher Eigenschaft tätig.
Pünktlichkeit, Ordnungsliebe, Pflichteifer und Pflichtbewusstsein
kennzeichneten seinen Charakter. Musikalische und namentlich gesanglich
feine Begabung, wie überhaupt kantoralische Befähigung, machten ihn zum
beliebten Kantor seiner Gemeinden.
Treue Fürsorge, innige Liebe verband ihn mit seiner ihm 1907 bereits in
den Tod vorangegangenen Gattin Frau Mina geb. Herz, und seinem einzigen
Sohn Herrn David Rosenbaum von hier, in dessen Behausung er seinen
Lebensabend in Ruhe und Frieden, umgeben von der sorglichen Pflege seiner
aufopfernden Schwiegertochter, verbrachte. Seit seiner Anwesenheit in
Würzburg (1909) versäumte er bis vor kurzem keinen Werk- und
Feiertagsgottesdienst. Er war der erste und der letzte im Gotteshaus.
Sein glänzender Witz und gesunder Humor machten ihm zum gern gewollten
Gesellschafter. Während des Weltkrieges war er ohne Unterbrechung bei der
Freiwilligen Sanitätskolonne vom Roten Kreuz, deren Mitglied er war,
unermüdlich tätig und erhielt dank seiner Verdienste das Ludwigskreuz
und den Sanitätsorden. Seine Beerdigung gestaltete sich zu einer
imposanten Trauerkundgebung. Neben zahlreichen Amtskollegen und einem
großen Teil der hiesigen Kultusgemeinde sah man die Vertreter der
Gemeinden, in denen er früher amtierte, um ihm die letzte Ehre zu
erweiten. Herr Bezirksrabbiner Dr. Hanover wusste in tief empfundenen
Worden das inhaltsreiche Leben des Verklärten zu würdigen.
Ehre seinem Andenken!" |
Verlobungsanzeige von Lehrer Edmund Hirsch und Melita Sulzbacher (1922)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. April 1922:
Statt
Karten.
Melita Sulzbacher - Edmund Hirsch, Lehrer. Verlobte.
Groß-Bieberau, Hessen - Markt-Berolzheim Bayern. Pessach
5682." |
Heiratsanzeige von Lehrer Edmund Hirsch
und Melita geb. Sulzbacher (1922)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. August 1922:
"Mit
Gottes Hilfe.
Edmund Hirsch - Melita Hirsch geb. Sulzbacher. Vermählte.
Markt-Berolzheim (Bayern) - Groß-Bieberau (Hessen)." |
Lehrer Ludwig Stein kommt nach Markt-Berolzheim (1927)
Artikel
in der Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung vom 7. Januar 1927:
"Die Religionslehrerstelle in Markt-Berolzheim wurde dem Lehrer
Ludwig Stein, bisher an der Israelitischen Waisenanstalt in Frankfurt am Main,
übertragen. Kollege Stein hat seine neue Stelle am 1. Dezember 1926
angetreten." |
Lehrer Ludwig Stein wechselt von Berolzheim nach Fischach (1937 !)
Meldung
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. Mai
1937: "Am 1. April wurde Kollege Ludwig Stein - Berolzheim zum
Leiter der Jüdischen Volksschule in Fischach
ernannt." |
Aus
dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben
Ausschreibung der Bernhard- und Hanna-Bermann'sche
Brautstiftung (1891 / 1893 / 1901)
Ausschreibungen der
Stiftung 1891
(Artikel aus der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 2. März
1891 und vom 29. Juni 1891) |
|
|
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. Juli 1893:
"Bekanntmachung!
Aus der unterfertigten Stiftung kommt demnächst
eine Präbende von M. 3085 71 Pfr. zur Verleihung. Anspruchsberechtigt
sind unbescholtene israelitische Mädchen, die mit den Stiftern verwandt
sind, das 18. Lebensjahr zurückgelegt, das 30. noch nicht überschritten
haben und nicht mehr als 2000 Gulden Mitgift besitzen. Bewerberinnen um
diese Präbende haben ihre Gesuche unter Anlage amtlicher Atteste über
ihr Verwandtschaftsverhältnis, Alter, Unbescholtenheit, Vermögen und
Vermögenszeugnis der Eltern binnen sechs Wochen bei der unterfertigten
Verwaltung einzureichen, widrigenfalls sie bei dieser Verleihung nicht
berücksichtigt werden könnten.
Berolzheim, 30. Juni 1893. Verwaltung der
Bernhard und Hanna Bermann'schen Braut-Stiftung. H. Herz". |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Juni 1901: "Bekanntmachung.
Durch das Ableben einer Präbendarin kommt bei der Bernhard & Hanna
Bermann'schen Brautstiftung dahier eine Präbende von 3.085 Mark 71
Pfennig
zur Verleihung. Anspruchsberechtigt sind unbescholtene israelitische
Mädchen, die mit den oben genannten Stiftern verwandt sind, das 18.
Lebensjahr zurückgelegt, das 30. noch nicht überschritten haben, sofern
sie eine den betrag von 2.000 Gulden übersteigende Mithilft in die Ehe
einzubringen außer Stande sind.
Bewerberinnen um die Präbende haben ihre Gesuche unter Anlage amtlicher
Zeugnisse über ihr Verwandtschaftsverhältnis, ihr Alter,
Unbescholtenheit, Vermögen und Vermögen ihrer Eltern binnen sechs
Wochen bei der unterfertigten Verwaltung einzureichen, widrigenfalls
sie bei dieser Verleihung nicht berücksichtigt werden können.
Berolzheim, 8. Juni 1901. Verwaltung der Bernhard & Hanna
Bermann'schen Brautstiftung. H. Herz,
Vorstand." |
Die jüdische Gemeinde beteiligt sich an
der Beerdigung eines polnischen Juden (1887)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. November 1887:
"Gunzenhausen (Bayern), 30. Oktober (1887). Am 24. Oktober dieses
Jahres wurde dem hiesigen israelitischen Kultusvorstand Anzeige erstattet,
dass am genannten Tage morgens der Krämer Leibel Fragner aus Krakau
(Österreich, sc. heute Polen), 76 Jahre alt, wie aus dessen Reisepass
ersichtlich, beim Kaffeetrinken vom Schlage getroffen, verschieden sei. Es
reisten sofort einige Mitglieder der hiesigen israelitischen Gemeinde nach
Dittenheim, wo der Genannte verschieden ist und wo keine Israeliten
wohnen; man versäumte nicht, alle Anordnungen zur Bestattung des Toten am
hiesigen israelitischen Friedhofes anzuordnen; es wurde auch ein
israelitischer Wächter von hier requiriert. Am folgenden Tage wurde hier
die Leiche der Erde übergeben, woran sich zahlreiche Glaubensgenossen
auch vom benachbarten Orte Berolzheim beteiligten. Da der Verlebte außer
seinem Reisepasse irgend einen Brief oder sonstige Belege nicht hatte, so
wäre es möglich, dass durch diese Zeilen dessen Verwandten Auskunft
erteilt werden könnte." |
Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde
Zum Tod von Jette Meyer im Oktober (1877)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Oktober 1877:
"Nekrolog.
Gestern trugen wir die irdische Hülle einer Frau zu Grabe, die mit
Recht allgemein auf's Tiefste betrauert wird, denn sie verdient den Namen
einer Eschet Chajal (tüchtige Frau) im wahren Sinne des Wortes.
Frau Jette Meyer - der Friede sei mir ihr -, Gattin des allgemein sehr
geachteten Kaufmannes A.H. Meyer dahier, übte während einer 26jährigen
Ehe dahier die Pflichten einer jüdischen Gattin und Mutter auf das
Pünktlichste aus. Aber nicht allein im eigenen Hause waltete sie
segensreich, sondern überall, wo Hilfe nötig war, stand sie den
leidenden mit Rat und Tat zur Seite. In unbeschränkter Weise übte sie
das Gebot der Gastfreundschaft. Der Spruch unserer Weisen ... ging an ihr
glänzend in Erfüllung. Die Wohltaten, die ihr die günstigen finanzielle
Verhältnisse des Gatten im reichsten Maße auszuüben gestatteten, übte
sie schon im Anfang ihrer durch Kinder reich gesegneten Ehe, als sie noch
über verhältnismäßig geringe Mittel zu gebieten hatte. Stolz kannte
sie nicht, und ihre Einfachheit, Bescheidenheit und Friedensliebe erwarben
ihr die Achtung und Liebe Aller, die sie kannten. Darum war auch die
Trauer eine allgemeine um die so früh, im 44. Lebensjahres,
Dahingeschiedene. Eine große Anzahl hiesiger Einwohner, ohne Unterschied
der Konfession, folgte unter lauter Wehklage ihrem Sarge und fast die
ganze israelitische Gemeinde begleitete ihre irdischen Reste nach dem zwei
Stunden entfernten Begräbnisort. Es war keine äußere Trauer, sondern
die tiefste Wehmut erfüllte jeden der Anwesenden, denn die
Dahingeschiedene hat sich im Herzen Aller, die sie kannten, ein bleibendes
Denkmal gesetzt. - Das Andenken an die Gerecht ist zum Segen.
Berolzheim (Bayern)." |
Zum Tod von Emanuel Herz (1901)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Oktober 1901: "Danksagung.
Es ist doch etwas hochherrliches, die Gemuilus-Chesed schel Emes
(Wohltätigkeit), wie sie bei uns Israeliten geübt wird. Der Kaufmann
Emanuel Herz, früher Mitinhaber der Firma Gebrüder Herz dahier, und seit
zwei Monaten in Ingolstadt wohnend, hielt sich geschäftlich in Russland
auf. Er erkrankte dort plötzlich schwer, konnte noch mit Mühe Berlin
erreichen und starb in seinem dortigen Krankenhause. Der Bruder des
Verstorbenen, Lazarus Herz hier und noch einige Verwandte eilten
nach Berlin, um die Leiche hierher zu überführen, was aber bei den
bevorstehenden Feiertagen ohne Entweihung derselben nicht möglich gewesen
wäre. Auch sonst boten sich den in der Weltstadt Berlin ganz fremden,
ungeahnte Schwierigkeiten. Die Beerdigungsbrüderschaft der Gemeinde 'Adaß
Israel', hauptsächlich der Herr Goldschmied und Herr Klein, nahmen sich
der traurigen Angelegenheit mit soclher Wärme an, dass es für die
Hinterbliebenen tröstlich und erhebend war, fern der Heimat den
Dahingeschiedenen so würdig bestattet sehen zu können. Innige Dank den
wackeren Männern. 'Vergelt's Gott'. Markt Berolzheim
(Bayern), im Tischri. per Lazarus Herz, M.N." |
Zum Tod von Leopold Engel (1904)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Dezember 1904:
"Berolzheim, 12. Dezember 1904. Durch den am Ausgang des heiligen
Chanukkafestes, im Alter von 74 Jahren, erfolgten Heimgang des Herrn
Leopold Engel s.A. von hier, hat mit dessen Familie auch unsere
Kultusgemeinde einen herben, unersetzlichen Verlust erlitten. Die reine
Gottesfurcht des Hingeschiedenen, sein gottgefälliges und
menschenfreundliches Wirken verdienen es, dass man dem Namen des
Verstorbenen auch im 'Israelit' ein ehrendes Denkmal setzt.
Mit seiner innigen und gewissenhaften Glaubenstreue zierten ihn besonders
die schöne Tugend der Barmherzigkeit. 'Die Dürftigen seien die Kinder
deines Hauses' - 'Empfange jeden Menschen mit freundlichem
Angesichte.' Diese Gebote der Nächstenliebe erfüllte er in der
schönsten Weise. In diesem Sinne und Geiste erzog er seine Kinder und
wirkte in dieser Richtung vorbildlich in seiner Gemeinde. Welch hohes Maß
der Liebe er allenthalben genoss, zeigte sich recht deutlich bei seiner
Beerdigung. Von nah und fern waren eine große Zahl von Freunden,
Bekannten und Verwandten herbeigeeilt, um dem geliebten Toten den letzten
Tribut ihrer Verehrung zu beweisen. Lehrer Rosenbaum von hier sprach vor
dem Trauerhause. Auf dem Friedhof zu Treuchtlingen hielten Seiner
Ehrwürden Herr Rabbiner Dr. Cahn aus Ansbach, Lehrer Heß aus
Treuchtlingen und namens der Verwandten Lehrer Freudenberger aus Reckendorf
Trauerreden. Sämtliche Redner schilderten den edlen Charakter, die hohen
Eigenschaften ders Verstorbenen als Jude und Mensch. Möge er in den
lichten Höhen den Lohn seines frommen und gerechten Lebenswandelns
ernten. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens.
" |
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Anzeige der Eisenhandlung en gros & en detail
A. H. Meyer (1875)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Dezember 1875: "Commis-Gesuch.
Für mein Handlungs-Geschäft suche einen Commis mit guten Referenzen.
Samstag und Feiertage streng geschlossen.
Berolzheim in Bayern, im Dezember 1875. A. H. Meyer, Eisenhandlung
en gros & en détail und Effektengeschäft." |
Anzeige von G. Sweyer (1903)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 3. August 1903: "Suche
per sofort eine Lehrlingsstelle in einem Manufakturwaren-Geschäft,
eventuell anderer Branche, bei freier Station, wo Samstags und jüdische
Feiertage geschlossen ist. Bin gut bekannt mit der holländischen,
französischen und englischen Sprache, wie auch mit der Buchführung.
Gefällige Offerten zu richten an
G. Sweyer, Berolzheim (Bayern)." |
Geburtsanzeige von Lothar Herz
(1922)
Anzeige
in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des Central-Vereins) vom 7.
Dezember 1922:
"Lothar. Statt Karten.
Die glückliche Geburt
eines Stammhalters zeigen hoch erfreut an
Max Herz und Frau Martha geb. Schloss. Markt Berolzheim, 28.
November 1922". |
Jonas Kahn sucht eine Haushälterin
(1922)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Februar 1922:
"Suche zum raschmöglichsten Eintritt für meinen streng religiösen
Haushalt, bestehend aus Vater und erwachsenem Sohn, tüchtige selbständige
Haushälterin bei guter Bezahlung.
Jonas Kahn. Markt Berolzheim Mittelfranken." |
Verlobungsanzeige von Therese Engel und Siegfried Stern
(1930)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. April 1930: "Gott
sei gepriesen.
Therese Engel - Siegfried Stern. Verlobte.
Markt-Berolzheim (Mittelfranken) - Frankfurt am Main / Hessdorf.
16. April 1930 - 18. Nissan 5690". |
Weitere Dokumente
Briefumschlag
der
Gebrüder Wolf (1919)
(aus der Sammlung von
Peter Karl Müller, Kirchheim/Ries) |
|
|
Beschnittener Briefumschlag der Gebrüder Wolf, Berolzheim mit rückseitigem
Ankunftsstempel Essen vom 18.2.1919.
Der Familienname war ein in Berolzheim häufig vorkommender jüdischer
Familienname (siehe Texte oben); in einer Liste über Jüdische Gewerbetreibende, 'Ärzte und Rechtsanwälte in Nürnberg 1930
-
sind auch die "Gebrüder Wolf - Berolzheim", Drehstifte
in Nürnberg Dilherrstr. 12 aufgeführt (Quelle).
|
|
|
|
Dokumente aus der
Familie Levi (erhalten von Lin Herz) |
|
Vorbemerkung zur Familie von Lin Herz
(mitgeteilt am 27. April 2014): "Here are some photos and documents
from the Levi Family. My great-grandmother, my grandfather (Max Levi)
and my mom were born in Markt
Berolzheim. Many members of the family - all of my grandfather's sisters
and brothers - died in the
Holocaust..."
Zur Geschichte der Familie siehe auch den Beitrag: "Ich
wurde verfolgt wie alle anderen Juden: Undatierter Bericht zum Antrag auf
Wiedergutmachung von Max Levi, früher Nürnberg". Max Levi war
seit 1923 mit Lina geb. Bühler aus Nördlingen verheiratet. |
|
|
Leopold Levi (geb.
1845 in Waldorf [Bornheim, Nordrhein-Westfalen], gest. 1905) mit
seiner Frau Mathilde geb. Herz aus Markt Berolzheim (geb.
1856, gest. 1901). Die beiden
lebten zunächst in Waldorf, wo die beiden Kinder Klara und Benno
geboren sind. Um 1887
verzogen sie nach Markt Berolzheim, wo 1888 der Sohn Simon und
1889 der Sohn Max geboren sind.
Leopold Levi of Waldorf [Bornheim, 1845-1905] with his wife Mathilde
née Herz (of Markt
Berolzheim, 1856-1901). They lived in Waldorf for a few years, and
had two children there,
Klara and Benno. Then they moved to Markt Berolzheim. |
Heiratsurkunde
für Leopold Levi und
Mathilde geb. Herz (Berolzheim
5. Dezember 1882)
Marriage certificate of Leopold Levi
and Mathilde nee Herz
(Berolzheim, 5th December 1882).
|
|
|
unten:
Rückseite der Heiratsurkunde |
|
|
|
Benno Levi
(Sohn von Mathilde und Leopold Levi, geb. 1886 in Waldorf/Bornheim,
aufgewachsen in Markt Berolzheim, war später als Kaufmann in Nürnberg
tätig.
Links seine Frau Johanna geb. Seligmann (geb. 1886 in Wetzlar).
Beide kamen in der NS-Zeit
nach der Deportation nach Riga im November 1941 ums Leben.
Benno Levi (son of Mathilde and Leopold Levi, born 1886 in
Waldorf/Bornheim, but grew up
in Markt Berolzheim, was later a merchant in Nuremberg) and his wife
Johanna nee Seligmann (born 1886 in Wetzlar). Johanna and Benno died
in the Holocaust. |
|
|
|
|
|
|
Simon Levi (Sohn
von Mathilde und Leopold Levi, geb. 1888 in Markt Berolzheim; war als
Kaufmann in Nürnberg tätig) zusammen mit seiner Frau Carola
geb. Eggener (geb. 1903 in Niedermendig)
und den Kindern Mira und Lothar.
Simon Levi (son of Mathilde and Leopold Levi, born 1888 in Markt
Berolzheim; became of merchant in Nuremberg) together with his wife Carola
née Eggener and their children Mira und Lothar. The entire family
died in the Holocaust. |
Hilde Levi (geb.
1912 in Nürnberg, später
verheiratete Mazow) und
ihre Mutter
Johanna Levi geb. Seligmann (Frau von
Benno Levi siehe links oben) |
|
|
|
|
|
Zur Geschichte der Synagoge
Eine Synagoge oder ein Betsaal bestand in Markt Berolzheim vermutlich bereits
Anfang des 17. Jahrhunderts: 1602 erwähnen Rabbi Mosch von Baiersdorf und
Samson, Jude zu Hohenfeld in einem Bericht, dass die Juden zu Berolzheim eine
"Schul" (Betraum/Synagoge) hätten. Diese Synagoge wird nach der
Chronik von Carl Carben 1650 abgebrannt sein. Eine in der Folgezeit (bis 1688) neu
erstellte beziehungsweise eingerichtete Synagoge (1714 waren 14 jüdische Familien am
Ort) fiel dem großen Dorfbrand 1783 zum Opfer, bei dem 81 Häuser und 50
Scheunen zerstört wurden.
Vermutlich wurde wenige Jahre nach dem Dorfbrand von 1783 eine neue Synagoge
erstellt. 1789 ist von Spenden für die Inneneinrichtung der Synagoge die Rede
(Stoffe für einen Toravorhang, Decken usw.). Bei der damals erbauten Synagoge
könnte es sich um dieselbe gehandelt haben, die 1938 zerstörte wurde. Doch
wurde das auf einem vor 1938 erstellten Foto erkennbare Gebäude im 19.
Jahrhundert um- oder neu gebaut. da die spitzbogigen Fenster nicht auf das 18.
Jahrhundert zurückgehen
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge zerstört. Zwei Gruppen von
SA-Leuten aus der Umgebung, denen sich ca. 30 Einwohner von Markt Berolzheim
angeschlossen hatten, nahmen die Aktion vor. Der Bürgermeister von
Gunzenhausen, der zugleich Kreisleiter der NSDAP war, hatte die Gendarmerie von
Markt Berolzheim angewiesen, Gewalttätigkeiten und Plünderungen zu
unterbinden, die Synagoge aber "niederzubrennen und den Juden das Wohnen
ungemütlich zu machen". In der Pogromnacht auf den 10. November 1938 wurde
die Synagoge mit dem gesamten Inventar und den Ritualien niedergebrannt.
1949 fand vor dem Landgericht Ansbach ein Prozess gegen zehn der am
Novemberpogrom 1938 in Markt Berolzheim Beteiligten statt. Fünf von ihnen
erhielten Gefängnisstrafen von einem Jahr und drei Monaten bis zu zwei Jahren
und acht Monaten. Die übrigen wurden freigesprochen.
Adresse/Standort der Synagoge: Marktplatz 15 / In
der Hölle
An ehemaligen jüdischen Wohnhäusern sind bekannt: Carl-Carben-Str. 4 (1783),
Hafnersmarkt 3 (1783), Lange Str. 2 (1783), Marktplatz 4 (1783).
Fotos
(Historisches Foto der Synagoge aus der Sammlung von Normann
Schloss [Synagogengedenkbuch Bayern S. 417]; Plan StAN, LRA Gunzenhausen
Bauakten Gde. Markt Berolzheim Jg. 1929 Nr. 11072 [Synagogengedenkbuch Bayern S.
418], historisches Foto eines Toraschildes von Theodor Harburger, veröffentlicht
in: ders., Die Inventarisation jüdischer Kunst- und Kulturdenkmäler in Bayern.
Hg. von den Central Archives for the History of the Jewish People Jerusalem und
dem Jüd. Museum Franken - Fürth & Schnaittach. Bd. 3 Fürth 1998 S. 380)
Historisches Foto der
Synagoge
und Plan |
|
|
|
Die Synagoge in Markt
Berolzheim vor 1938 |
Lage der Synagoge sowie
weitere Häuser in jüdischem Besitz |
|
|
Historisches Foto eines
Toraschildes
(Aufnahme vom 2. August 1928) |
|
|
Toraschild (Tass)
aus dem Besitz der Gemeinde Markt Berolzheim, vermutlich 1938 zerstört
|
|
|
Gegenwart: das
Denkmal am Synagogenplatz |
|
|
|
|
Sogenanntes
"Judendenkmal" beziehungsweise "Sühnemal für die
jüdische Bevölkerung Markt Berolzheim" am Standort
der zerstörten
Synagoge (Quelle für die Fotos: Gemeinde Markt Berolzheim) |
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Baruch Z. Ophir/Falk Wiesemann: Die
jüdischen Gemeinden in Bayern 1918-1945. Geschichte und Zerstörung. 1979
S. 196-197. |
| Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in
Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische
Bildungsarbeit. A 85. 1988 S. 147. |
| Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany -
Bavaria. Hg. von Yad Vashem 1972 (hebräisch) S. 314-316.
|
| Emily C. Rose: Als Moises Kaz seine Stadt vor
Napoleon rettete. Meine jüdischen Geschichte auf der Spur. Stuttgart 1999
(ein Vorfahr von Emily C. Rose war Joseph David Berlizheimer aus
Markt Berolzheim, der sich in Mühringen niederließ. |
| Heimatverein Markt Berolzheim (Hrsg.): Ortschronik
Markt Berolzheim. 1998. |
| "Mehr als
Steine...." Synagogen-Gedenkband Bayern. Band II:
Mittelfranken.
Erarbeitet von Barbara Eberhardt, Cornelia Berger-Dittscheid,
Hans-Christof Haas und Angela Hager, unter Mitarbeit von
Frank Purrmann und Axel Töllner. Hg.
von Wolfgang Kraus, Berndt Hamm und Meier Schwarz.
Reihe: Gedenkbuch der Synagogen in Deutschen. Begründet und
herausgegeben von Meier Schwarz. Synagogue Memorial Jerusalem. Bd. 3:
Bayern, Teilband 2: Mittelfranken. Lindenberg im Allgäu 2010.
Kunstverlag Josef Fink Lindenberg im
Allgäu.
ISBN 978-3-89870-448-9. Abschnitt zu Markt Berolzheim S.
416-421. |
|
Daniel
Burmann: Juden in Markt Berolzheim – Schicksal einer jüdischen
Landgemeinde. 2023. 614 Seiten, 39,95 €.
Vor Ort erhältlich in den Buchhandlungen Fischer
https://buchhandlung-fischer.buchhandlung.de/shop/ und Renner
https://gunzenhausen.buchhandlung.de/shop/ in Gunzenhausen,
Meyer in Weißenburg, Korn in Treuchtlingen sowie in der Apotheke in Markt
Berolzheim.
Buchvorstellung in:
https://www.falk-report.de/2023/05/die-juden-in-markt-berolzheim/
|
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Markt
Berolzheim Middle Franconia. A Jewish community is known from the early
17th century and numbered 174 (total 898) in 1812, declining to 65 in 1933. A
Jewish school closed in 1924. An antisemitic atmosphere prevailed before the
Nazi rise to power, with persecution growing after 1933. In 1936 Jews were
attacked on local trains and on Kristallnacht (9-10 November 1938), the
synagogue was burned to the ground. In 1934-1938, 23 Jews emigrated, including
18 to the United States, and 16 left for other German cities (ten for Nuremberg).
Twenty-one of the 24 Jews remaining after Kristallnacht were arrested,
and after their release dispersed to other places in Germany.
vorherige Synagoge zur ersten Synagoge nächste Synagoge
|