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in Bad Brückenau
Bad Brückenau (Kreis Bad
Kissingen)
Texte/Berichte zur jüdischen Geschichte von Stadt und Bad Brückenau
Die nachstehend wiedergegebenen Texte mit
Beiträgen zur jüdischen Geschichte von Stadt und Bad Brückenau wurden in jüdischen Periodika
gefunden.
Bei Gelegenheit werden weitere Texte eingestellt.
Übersicht:
Aus der
Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule
Ausschreibungen der Stelle des Lehrers und Vorbeters 1869 / 1871 / 1878
Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. August 1869: "In der
israelitischen Gemeinde Brückenau (Bayern) ist die Religionslehrerstelle,
verbunden mit Vorsänger- und Schächterfunktion, erledigt. Gehalt 500
Gulden ohne Anrechnung etwaiger Nebengefälle und freie Wohnung. Bewerber
wollen sich an den Kultusvorstand wenden." |
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Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. November 1871: "Die
israelitische Religionslehrerstelle, verbunden mit Vorsänger- und Schächterfunktion
zu Brückenau ist erledigt. Besoldung 500 Gulden nebst freier Wohnung.
Bewerber wollen sich an die Kultusgemeinde wenden." |
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Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. Juli 1878: "Die
Religionslehrerstelle, verbunden mit Vorsänger- und Schächterfunktion in
Brückenau (Bayern), mit einem baren Gehalte von 857 Mark 14 Pfg. nebst
freier Wohnung ist zu besetzen und wollen sich Bewerber an den
Kultusvorstand wenden." |
Auf die letztgenannte Ausschreibung bewarb
sich erfolgreich David Lehmann (geb. 1856 in Rimpar,
Lehrer in Bad Brückenau bis zu seinem Ruhestand 1922; war verheiratet mit
Lea geb. Kuhn aus Aidhausen) |
Zum Tod des Religionslehrers und Kantors Abraham Ebert
(1894 in Fürth, nach 1845 Lehrer in Bad Brückenau)
Anmerkung: nach den Recherchen von Elisabeth Böhrer ist Abraham Ebert nicht
am 24. Dezember, sondern am 4. Dezember 1823 in Neuhaus geboren.
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 5. Oktober 1894: "Fürth,
30. September (1894). Am 23. September dieses Monats verschied nach
längerem Leiden der Religionslehrer und Kantor der hiesigen
Kultusgemeinde, Herr Abraham Ebert. Am 24. Dezember 1823 in Neuhaus
bei Neustadt a. Saale geboren, fungierte er im Alter von 15 Jahren bereits
in Waltershausen und Thundorf,
bezog 1840 das Schullehrerseminar in
Würzburg, machte 1841 das Examen als Religionslehrer, bestand 1845
die staatliche Anstellungsprüfung in Würzburg mit Note 1 in Musik und
Lehrfach und fungierte dann in Brückenau und Bayreuth.
In Bayreuth gehörte er einem aus ihm, einem protestantischen,
katholischen und reformierten Geistlichen bestehenden Vokalquartett an,
das einst vor dem König Max II. singen durfte. Im Jahre 1852 wurde der
Verstorbene gleichzeitig nach Köln, Frankfurt am Main und Fürth
berufen, nahm die Stelle hier an und wirkte seitdem, also 42 Jahre, an der
hiesigen Gemeinde. Er pflegte die reinen, traditionellen Tempelmelodien
und führte die Sulzer'schen Gesänge in der hiesigen Hauptsynagoge ein,
welche desto mehr zur Geltung kamen, als der Verblichene über eine
prächtige, lyrische Tenorstimme verfügte. Als Religionslehrer erteilte
er den Unterricht in der hiesigen städtischen Volksschule und der
königlichen Realschule. Zu dem erhebenden Bewusststein strenger
Pflichterfüllung gesellte sich die Freude eines glücklichen
Familienlebens. Der Verstorbene war ein ehrenwerter Charakter von reichem
Gemüte und warmem Herzen. Von der Liebe und Achtung zeugte die außerordentlich
große Anzahl von Trauergästen, die seinem Leichenbegängnisse am 28.
dieses Monats folgten. Herr Rabbiner Dr. Neubürger hielt die
Leichenrede, Herr Justizrat Gunzenhäuser sprach namens der Kultusgemeinde,
Herr Dr. Hutzelmann namens der königlichen Realschule. das
Andenken des Verblichenen wird in Ehren fortleben."
|
30jähriges Jubiläum und silberne Hochzeit des Lehrers David
Lehmann (1909)
Artikel im
"Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 6. August 1909: "Brückenau.
Anlässlich seiner 30jährigen Wirksamkeit und seiner gleichzeitigen
silbernen Hochzeit überreichte der Vorstand der israelitischen
Kultusgemeinde Herrn Lehrer David Lehmann eine kunstvoll gearbeitete
Dankadresse und einen kostbaren silbernen Tafelschmuck." |
Zum Tod von Lehrer David Lehmann
(geb. 1856 in Rimpar, 1879 bis 1922 Lehrer in Brückenau; gest. 1929)
Artikel
in "Mitteilungen des Israelitischen Lehrervereins für Bayern" vom 15. März
1929: "David Lehmann.
'Am Morgen noch in kraftvoller Frische, am Abend schon gefällt, dem Leben
entrückt!' Diese Worte des 90. Psalmes durchzuckten wohl jäh und schmerzvoll
viele Herzen, als sich am Abend des 18. Februar in Würzburg die Trauerkunde
verbreitet hat, Lehrer Lehmann ist eingegangen in die ewige Heimat. Am
Morgen noch war er, der 73-jährige, trotz Unbilden der Witterung, im
Gottesdienste, - nachmittags befiehl ihn ein Unwohlsein und nach kurzen
Stunden raffte ihn ein Herzschlag dahin. Mit ihm ist eine vorbildliche
Lehrerpersönlichkeit aus dem Leben geschieden, eine Persönlichkeit von
seltener Pflichttreue und Selbstlosigkeit, ein Mann voll wahrer
Bescheidenheit und echter Frömmigkeit, eine Natur von abgeklärtester Ruhe,
Sanftmut und Menschenfreundlichkeit. Geboren am 15. Februar 1856 in
Rimpar, besuchte er die
Präparandie in Höchberg und das
Israelitische Lehrerseminar Würzburg, dass er 1874 absolvierte. Nach
kürzerer Amtstätigkeit in Höchheim und
Mellrichstadt wirkte er 43 Jahre
als Religionslehrer, Vorbeter und Schochet in Brückenau, bis er 1922
in den wohlverdienten Ruhestand trat, den er in Würzburg im Hause seines
Schwiegersohnes des Seminardirektors Jakob Stoll (sc. 1876 in
Maßbach - 1962 in New York), des
Gatten seiner einzigen Tochter (sc. Gitta Stoll geb. Lehmann, 1885 in
Bad Brückenau - 1951 in New York), mit seiner treuen Gattin (sc.
Lea geb. Kuhn, 1864 Aidhausen - 1942 Ghetto Theresienstadt), getragen
von Liebe und Verehrung erlebte. Die Bestattung des Verlebten zeigte eine
derart große Beteiligung, wie sie Würzburg selten gesehen. Die Mitglieder
der jüdischen Gemeinde Brückenau waren fast vollzählig erschienen,
ebenso Vertretern der benachbarten Gemeinden im Rhönbezirk, dazu natürlich
sehr viele Würzburger, denn fast jeder kannte und schätzte den ehrwürdigen
Greis, der für jeden Begegnenden stets einen freundlichen Gruß, ein Lächeln,
einen Händedruck, ein liebes Wort hatte, dem jeder zugetan sein musste. Auch
Nichtjuden waren erschienen: Kreisschulrat Emrich, Oberlehrer Englert und
andere befanden sich im Trauergefolge. Die jüdische Lehrerschaft Würzburg,
das Lehrerseminar, die Präparandenschule usw. fehlten nicht.
An der Bahre gab Bezirksrabbiner Dr. Hanover in ergreifenden Worten ein
Lebensbild des Heimgegangenen. Im Anschluss an die Eingangsverse des
Abschnittes Tezawe (= 2. Mose 27,20 - 30,10) in Auffassung der
Talmud- und Midraschlehrer verglich er Leben und Wirken Lehmanns mit dem
Lichte im Heiligtum. In ihm war Licht und er verbreitete Licht, das Licht
der Tora, der g'ttlichen Erleuchtung, als ein echter Lehrer in Israel. Die
wahre, alte, jüdische Gottesfurcht kennzeichnete sein ganzes Wesen und war
bedingend für seine Persönlichkeit und sein Wirken in Pflichttreue und
Bescheidenheit, in Liebe und Güte und wird ihn unvergesslich bleiben lassen.
Bezirksrabbiner Dr. Bamberger (Bad
Kissingen), zu dessen Bezirk Brückenau gehört, war herbeigeeilt
und zeichnete das Bild Lehmanns in Anlehnung an einen talmudischen
Trauerredner im Symbol des Tamarbaumes, der nur 'ein Herz' habe und in
gleicher Weise vielfachsten Zecken dienen. So sei der Entschlafende eine
geschlossene, einheitliche Charakterpersönlichkeit gewesen, dessen Wirken
als Lehrer, Chasan und Schochet in musterhafter Vorbildlichkeit sich auf
Tora, Abodah (Gottesdienst) und Gemilus Chasodim Wohltätigkeit) erstreckte,
geeint durch echte, geradezu selbstverständlicher Frömmigkeit als wahrer
Zadik, den die Schrift dem Tamar vergleiche. Er betonte auch besonders das
patriarchalisch innige Verhältnis, das zwischen dem Verblichenen und dem
Rabbinate jederzeit bestanden habe.
Hauptlehrer Gundersheimer, der Amtsnachfolger Lehmanns sprach namens und im
Auftrage der Kultusgemeinde Brückenau deren innigen Dank aus für alle Liebe
und Treue und Aufopferung, die der Verblichene in 43-jähriger Tätigkeit in
bewundernswerter Selbstlosigkeit der Gemeinde Brückenau erwiesen, betonte,
wie unter seiner Führung sich Brückenau zu einem blühenden jüdischen
Gemeinwesen entwickelt habe und gelobte stetes, unentwegtes Festhalten an
den Grundsätzen des geliebten alten Lehrers, wodurch ihm in aller Herzen das
schönste dauernde Denkmal gesetzt sei.
Als letzter Trauerredner nahm Seminardirektor Stoll in rührenden Worten und
mit tränenerstickter Stimme Abschied von dem geliebten Vater, von dem alle
nur Liebe und Güte erfahren, aus dessen Mund nie ein unfreundliches Wort
gekommen, der in seiner schlichten, edlen Herzensgüte die Menschen stets nur
nach der besseren Seite beurteilte. Im Anschluss an ein Midraschwort
(Ausspruch des Ben Asai über die Bedeutung des Satzes 2. Buch Mose Kapitel
29,39) legt er noch einmal dar, wie Nächstenliebe und stete
Opferbereitschaft die Grundzüge waren im Charakterbilde des Heimgegangenem,
die ihn in seiner Bescheidenheit und Selbstverleugnung, unserem großen
Lehrer Mose gleich, prädestinierten zum erfolgreichen Lehrer und Führer der
Gemeinde.
Auch auf der öffentlichen Würzburger Bezirkskonferenz vom Montag, 25.
Februar sprach zur Eröffnung Herr Dr. Neubauer Worte des Gedenkens an David
Lehmann. Er erinnerte an die wertvollen Eigenschaften, die den Verstorbenen
auszeichneten. Für seine Liebe zum Lernen sei es bezeichnend, dass, soweit
die Erinnerung der Teilnehmer reicht, David Lehmann niemals bei einer der
wöchentlichen Konferenzen gefehlt hat bis an jenem Montag, da er sich auf
seinem letzten Krankenlager befand. Auf den Verstorbenen mögen jene
Aussprüche angewendet werden, die einst beim Tode des Samuel Hakaton
gesprochen wurden: 'Über diesen ziemt es zu trauern, über diesen ziemt es zu
klagen, Könige sterben und lassen ihre Kronen ihren Söhnen, Reiche sterben
und lassen ihren Reichtum ihren Söhnen, Samuel ha Katon aber hat das
kostbarste der Welt mit sich genommen und ist dahingegangen!' 'Wehe ob des
Bescheidenen, des Frommen, des Schülers von Hillel Hasken!' (vgl.
https://de.wikipedia.org/wiki/Hillel). Im Anschlusse an diese
Ausführungen gab dann Hauptlehrer Mannheimer (Dettelbach)
nochmals dem Schmerze der Konferenz Ausdruck, die einen so lieben und treuen
Kollegen verloren habe. Herr Mannheimer erzählte von seinen persönlichen
Erinnerungen an den Verstorbenen von jenen Zeiten her, da er vor langen
Jahren in Zeitlofs amtiert hatte und
oftmals in das so freundliche, von jüdischem Geiste erfüllte Haus seines
Nachbarkollegen gekommen war.
Lehmann ist von uns gegangen, Lehmanns Bild wird immer unter uns weilen,
aneifernd zu stetem Streben, in seiner Art zu wirken, dem Judentum und der
Menschheit fördernd zu dienen.
Es ist mir ein Bedürfnis, dem liebevollen Nachruf, den Seminaroberlehrer
Anfänger meinem lieben Lehrer David Lehmann seligen Andenkens
gewidmet hat, noch einige Worte der Liebe und des Dankes anzufügen. David
Lehmann war das Muster eines idealen Lehrers. Mit Liebe und Begeisterung
hing er an seinem Berufe, dem er auch jede freie Minute des Tages opferte.
An uns, seine Schüler, stellte er große Anforderungen. Bei uns gab es keinen
freien Sonntag und keinen freien Nachmittag in der Woche. Während wir
vormittags unseren pflichtmäßigen Religionsunterricht hatten, arbeitete er
jeden Nachmittag nach dem Volksschulunterricht noch 2 Stunden und am Sonntag
5 Stunden an uns und mit uns.
In dem kleinen Zimmer, in dem er Schule hielt, konnte man ihn auch außerhalb
der Unterrichtszeit stets treffen. Das Schulzimmer war ihm der liebste Raum
im Schulhause. Er war so sehr Lehrer mit ganzem Herzen, dass sich seine
Liebe zum Berufe auch auf das Schulzimmer erstreckte.
Nur der Schabbat gehörte nicht der Schule, der gehörte, aber auch ganz der
Gemeinde. Von einem Schiur (Lehrstunde) eilte er zum andern, und
durch seine Lehre und durch sein Vorbild und durch seine tiefe Fröhlichkeit
war er der Idealste Erzieher seiner Gemeinde. Und wenn heute die Kehilo
(jüdische Gemeinde) Brückenau wohl eine der religiösesten Kehilot
(jüdische Gemeinden) in Bayern ist und wenn dort kein einziges Geschäft am
Schabbat geöffnet ist, dann ist ein Teil dieser Entwicklung auf das Konto
Lehmann zu buchen.
Er war auch der treue Vater seiner Gemeinde. Er nahm regen Anteil an den
Freuden und Leiden jedes einzelnen Mitgliedes. Wer Rat brauchte, kam zu
'Lehrer Lehmann'.
Nie kam ein Wort des Unmutes über seine Lippen. Man brachte ihm Liebe
entgegen, weil er selbst Liebe aus streute. Er war eine wahre Hillel-Natur
(vgl.
https://de.wikipedia.org/wiki/Hillel). Seine Anspruchslosigkeit und
Bescheidenheit ist in Brückenau sprichwörtlich geworden. So hat er sich
selbst ein Denkmal in den Herzen seiner Gemeinde Mitglieder und seiner
Schüler errichtet. Und ich kann wohl im Namen aller seiner Schüler sagen:
lieber Lehrer David Lehmann! Wir werden deiner nie vergessen, wir werden
dich in liebevoll im Andenken bewahren, solange unser Herz schlägt. Habe
Dank für alles Liebe und Treue, die du uns erwiesen hast. Möge dir der
himmlische Lohn dafür zu Teil werden! M. Adler." |
Zu Lehrer Samuel Gundersheimer
Anmerkung:
Lehrer Samuel Gundersheimer ist am 10. Juli 1883 in
Mittelsinn geboren. Er war von 1903 bis
1907 Lehrer in Zeitlofs, von wo er 1907 nach
Hammelburg wechselte, dort allerdings nur
einige Monate blieb; anschließend war er bis 1922 in
Kleinheubach; 1922 wurde er Lehrer (Hauptlehrer) in
Bad Brückenau.
Genealogische Informationen
https://www.geni.com/people/Samuel-Gundersheimer/6000000004988240003).
Gundersheimer starb am 26. September 1966 in Philadelphia, PA/USA.
Hauptlehrer Gundersheimer spricht bei der Beisetzung seines aus Mittelsinn stammenden
Onkels Samuel Marx (gestorben in Miltenberg 1927)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. Mai 1927: "Miltenberg,
20. Mai (1927). Am vergangenen Sonntag wurde Samuel Marx unter starker
Anteilnahme der jüdischen und nichtjüdischen Bevölkerung zu Grabe
geleitet. Der Verstorbene, der ein Alter von 72 Jahren erreichte,
entstammte einer guten jüdischen Familie aus Mittelsinn und kam
schon in jungen Jahren hierher, wo er Zeit seines Lebens die Ideale des
überlieferten Judentums hochhielt. Am Grabe zeichnete Herr Lehrer Heß
ein Lebensbild des Dahingeschiedenen, dankte im Namen der Kultusgemeinde
dem treuen Mitglied und langjährigen Vorstand für die erwiesenen Dienste
und richtete herzliche Trostworte an die Hinterbliebenen. Sodann nahm Herr
Hauptlehrer Gundersheimer - Brückenau im Namen der Verwandten in innigen
Worten von dem geliebten Oheim Abschied. Ein treues Andenken wird dem
Verblichenen hier stets bewahrt bleiben. Seine Seele sei eingebunden in
den Bund des Lebens." |
Allgemeine Berichte
Besuch bei Verwundeten des Krieges 1866 in Bad Brückenau
Anmerkung: Verwundete aus den Kämpfen des Preußisch-österreichischen
Krieges, darunter auch jüdische Soldaten, lagen im Lazarett in Bad Brückenau
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. August 1866: "Brückenau. Die
Nachkommen der tapferen Makkabäer leben noch und können ihren würdigen
Ahnen heute noch ebenso würdig zur Seite gestellt werden. Ein seltenes
Beispiel von Kaltblütigkeit und Unerschrockenheit will ich den Lesern des
sehr geschätzten ‚Israelit’ erzählen. Gleich nach dem sehr blutigen
Kampfe in und im Kissingen kamen in unsere Gegend Aufrufe zur Unterstützung
der Verwundeten, die in Bad Brückenau liegen. Gleich darauf machte sich
unser Gemeindeältester, Herr Oppenheimer, auf und nahm noch einen
Glaubensgenossen mit, um den Unglücklichen trotz des schlechten Wetters
Lebensmittel und sonstige Unterstützung zu bringen. Auch ich schloss mich
der Reisegesellschaft an. Unter den Verwundeten trafen wir einen
Glaubensgenossen, Herr Langbein aus Gütersloh. Derselbe erzählte mir,
trotz seiner heftigen Schmerzen die Art und Weise, auf welche er verwundet
wurde: ‚Ich wurde mit noch sechs anderen Schützen kommandiert, in ein
nahe liegendes Gehölz vorzudringen, um zu sehen, ob sich dort feindliche
Truppen befänden. Die gespannte Zündnadel in der Hand empfahl ich mein
Leben dem Allgütigen und rückte vor. Das erste Gehölz war leer. Kam
waren wir jedoch in ein anderes einige hundert Schritt weit gegangen, als
die Kugeln uns um die Köpfe flogen. Ein jeder suchte sich so gut als möglich
zu decken. Ich konnte nicht schnell genug einen dicken Baum finden und
legte mich daher hinter eine mittelmäßige Buche. Kaum hatte ich mich
niederlegt, als eine Kugel vom Baum abprallte und mir in den linken Arm
schlug und im Knochen stecken blieb. So schnell hatte ich nicht danach
gesehen, als eine zweite den Absatz meines Stiefels fortriss und eine
dritte in die Patrontasche drang, die neben mir am Gewehre lag. In weniger
als zwei Minuten schlugen fünfzehn Schüsse teils in meine Kleider, teils
in die Erde neben mir. Ich sah nun, dass wenn dies so fort ginge, ich zu
Brei geschossen würde. Weichen wollte und konnte ich nicht. Da fällt mir
ein, du ziehst einmal den Helm ab und stellst ihn neben dich. Ich zog ihn
also ab und stellte ihn ungefähr 1 ½ Ellen von mir weg. Das half. Sofort
richteten die Feinde ihre Podewils auf den glänzenden Helm und
zerschossen ihn zu Stücken. Ich dankte Gott, dass mein Kopf nicht
darunter steckte und blieb ungefähr noch eine halbe Stunde liegen bis
unsere Truppen nachrückten, worauf ich mich aufmachte und verbinden ließ.’
Soweit die Erzählung des braven Langbein. Schließlich bemerke ich noch,
dass derselbe, sobald er konnte, in das nahe liegende Züntersbach
ging
und dort bei der Torarolle Brechat HaGomel betete. Leider hat sich durch das frühe Ausgehen
der Zustand des Verwendeten verschlimmert, jedoch hat derselbe das Fieber
glücklich überstanden und sieht einer baldigen Genesung entgegen.
Hazofeh." |
Die Brandkatastrophe in Bad Brückenau und die
Spendensammlung unter den Israelitischen Gemeinden 1876/77
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. September 1876: "Aufruf!
In der Nacht vom 13. auf den 14. August wurde die Stadt Brückenau in
Bayern durch eine Feuersbrunst fast gänzlich zerstört und fielen auch
die Synagoge und das Schulhaus mit sämtlichem Inhalt zum Opfer. Von 1.500
Einwohnern sind 1.000 obdachlos, worunter sämtliche jüdische Familien
bis auf zwei. Die jüdischen Glaubensgenossen gehören zu den meist
Geschädigsten und mit Schrecken sehen dieselben dem bevorstehenden Winter
entgegen, und sind leider in der traurigen Lage, die Unterstützung ihrer
Glaubensgenossen anrufen zu müssen. Im Vertrauen auf die jüdische
Mildtätigkeit bitten dieselben die Gemeindeältesten auswärtiger
Gemeinden, diesen Aufruf bekannt zu geben und Sammlungen zum Besten der
hiesigen jüdischen Notleidenden vorzunehmen und nimmt die Redaktion
dieses Blattes sowie Herr Lion Frank in Brückenau die Gelder entgegen,
worüber in diesem Blatte quittiert wird." |
|
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. November 1876: "Mainz, 31.
Oktober (1876). Wir haben unterm Heutigen die bis jetzt für die
Abgebrannten in Brückenau bei uns eingegangenen Spenden im Betrage von
383 Mark 80 Pfennig an das dortige Komitee eingesandt. Nach uns
zugekommenen Berichten ist der Zustand der so schwer heimgesuchten Bevölkerung
ein sehr bedauernswerter, und das Schicksal der israelitischen Einwohner,
die durch das verheerende Element obdachlos geworden und durch dasselbe
ihrer Synagoge und ihres Schulhauses beraubt wurden, ist ein äußerst
trauriges.
Wiederum wagen wir es daher, an die Wohltätigkeit unserer geschätzten
Leser zu appellieren und bitten, uns für unsere unglücklichen Brüder
dortselbst noch fernere Gaben zusenden zu wollen. |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. November 1876:
"Für die Abgebrannten in Brückenau (Bayern). S. Frank in Mettmann
1. - Lehrer Strauß in Babenhausen 1. - J. Samuel in Doelitz 1,50. -
Salomon Meyer in Gey 2. - Daniel Levy in Dürmenach 1. - Durch Salomon
Frank, Kultusvorstand in Arnstein: von den dortigen israelitischen Wohltätigkeitsvereinen
39. - K. Voehl in Gedern 25, Wolf Voehl 25, Joseph Voehl 25, zus. 75. -
Zodik Rabb in Reibach 2. - J. Stern in Frankfurt am Main im Auftrage von
Joseph Stern in Sprendlingen 3. - M. Weil in Brauenfels für L.C.W. 6. -
J. L. Lehmann in Fürth 3. - Durch Religionslehrer Seligsberger in
Hagenbach von der dortigen Gemeinde 30,30. - Durch Aron Jaffa in Hainebach:
Lehrer Speier 1, W. Katzenstein 3, vom Einsender 3, von seinem Sohne Henri
aus Amerika 15, Samuel Kaiser 1, Koppel Sommer 1, Leib Heilbrunn 1,50,
Joseph Sommer I. 1,50, zus. 30. - Aus Mainz 20. - Aus Damnitz 3.
-" |
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Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Dezember 1876: "Brückenau.
Der Aufruf der hiesigen Synagogen-Gemeinde um Unterstützung der beim
Brande Verunglückten hat bei unseren Glaubensgenossen vielfach Widerhall
gefunden, und sind von Seiten verschiedener Gemeinden und Privaten recht
namhafte Unterstützungen eingegangen; so hat die Nachbargemeinde
Kissingen diesem Zwecke ein Geschenk von 350 Mark sowie eine Torarolle
zugewendet. Durch den eintretenden Winter hat sich jedoch die Lage der
hiesigen Einwohner bedeutend verschlimmert, und werden edle
Menschenfreunde aufs Dringendste zur Einsendung von Gaben
ersucht." |
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Spendenliste
"Für die Abgebrannten in Brückenau (Bayern) in der Zeitschrift "Der
Israelit" vom 7. Februar 1877: "Amalie Helft in Derenburg 6. – Ungenannt
6. – Eine Ungenannte in Mainz 10. – Durch Gabriel Marx in Felleringen:
von ihm selbst 3, Lazare Marx in Urbes 3, zus. 6. – Durch Dr. Engelbert
in St. Gallen in der dortigen Gemeinde gesammelt 40. – Durch Kohn in
Trabelsdorf gesammelt 20. – Moritz Heßlein in Bamberg 3. – L. Strauß
in Heilbronn 0,80. – K. Loewenstein in Sontra 6. – Wolf Wolf in
Lengfeld 1,50. – Levi Meyerhoff in Volkmarsen 0,50. – H. Fabian in
Hochzeit 3. – A. in München 4. – B. in München 2. – Durch Rabbiner
Adler in Kitzingen: von ihm selbst 6, durch Sußmann Mayer in
Sickershausen bei der Verlobung des Seligmann Gutmann mit Fräulein
Karoline Meyer gesammelt: von Seligmann Gutmann 3, Löb Meyer 3,
Lichtenauer 6, Sußmann Meyer 6, = 18, zusammen 24. – Durch Bär Zopp,
Lehrer in Sickelhofen: Sal. Fuld II. 1, Ungenannt 2, zusammen 3. –
Ungenannt aus Stuttgart 1,50. – Carl Seligmann in Karlsruhe 10. –
Gumpel Ephraim in Neudamm 3. – Durch H. Bär in Ahrweiler von der
dortigen Gemeinde 3. – H. Levi in Windecken 15. – Durch Lehrer Wolf in
Buttenheim ges. 14. – Lehrer Strauß in Gensingen 1. – Frau Hellmann
in Mainz 6. – Frl. Salm in Oppenheim 3. – Gumpel Ephraim in Neudamm 3.
– J.B. Kahn in Montabaur 5. -
Durch Lehrer J. Wetzler in Wannbach: W. Rosenbaum 5, H. Rosenbaum 5,
Miriam Rosenbaum 2, Heinemann Rosenbaum 2, Sal. Und Jos. Schatz 8, Steingässer
2, H. Herrmann 2, Wallner 5, Max Wassermann 5, Mina Wassermann 1, Philipp
Weiß 1, Lehmann Held 5, Jakob Held 2, Abraham Wassermann 2, zusammen 46.
Aus der Gemeinde Treuchtlingen:
Lazarus Lang I., Kultusvorsteher, 2, Rudolph Bronner II., Kultusvorsteher,
2, Abraham Lang jr. 2, Jos. Weismann 2, Samuel Hirschmann 1, Abraham Lang
sr. 1, Max Lang 0,50, Simon Weinmann 0,50, Abraham Jos. Lang 0,50, Lämlein
Lang 0,30, Mina Lang 0,50, Frummet Bürger 0,50, Abraham Naumburg 0,50,
Benjamin Weimann 0,15, Hirsch Lang 0,25, Lehrer Mosbacher 0,50, Ignatz
Leitner 10, Isaac Bürger 2, Jesaias Bürger 2, Salmon Weimann 2,
Alexander Neuburger 0,50, Joseph Löb Lang 0,50, Mina Stettauer 0,50,
Judas Östreicher 1, Moses Weimann 1, Meier Bieringer 0,50, Frauen-Verein
10, Chebre Kadische 20, Hekdesch 30, aus der Unterstützungskasse für
durchreisende Arme zur Centralstelle Fürth 5,80, zusammen 100.
Durch A. Weinmann, Lehrer in Auerbach:
Hirsch Bendheim 2, Meier Bendheim 6, Witwe N. Bendheim 5, Zadek Bendheim
2, Hayum A. Bendheim 5, Baruch Bendheim 5, Herz Hahn 2, A. Koschland 1, S.
Rothschild 1, Löb Bendheim 1, Daniel Reiling 1, Löb Hahn 1, Hayum D.
Bendheim 1, A. Weinmann 1, Opferstock 5, zusammen 39.
Durch Herrman, Lehrer in Wallhalben: W. Levi 1, Alexander Katz 0,30, Marx
Katz 0,30, W. Reinheimer 0,50, Abraham Mai 0,20, Alexander Baldeck 0,20,
David Baldeck 0,20, Abraham Katz 0,50, Elias Katz 1, Nathan Dreifuß 1,
Emanuel Reinheimer 0,60, Isak Weiler 0,50, Wolf Mai 1, Herrman, Lehrer,
050, Ungenannter 0,50, zus. 8,20, abz. Porto 7,90.
Durch Rabbiner Haas in Freudental (Württemberg):
Frau Sams. Rothschild 0,50, Leopold Jordan 0,50, L. Juda 3, L. Roth 1,
Gerber Levi 1, J. Herrmann 1, A. Herrmann 1, A.L. Wertheimer 3, H. Löwe
5, A. Aron 1, Liebmann Marx 0,50, Liebmann Levi 0,50, J.L. Stein 1, Frau
Jette Levi 1, J. Weil 0,50, J. Spatz 0,50, Lehrer Rothschild 1, Moses
Jordan 2, Rabbiner Haas 1, Kusel Uhlmann 0,50, zus. 25,50. |
|
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. April 1877:
"Mainz, 23. März (1877). Für die Abgebrannten in Brückenau haben
wir heute 470 Mark 30 Pfennig im Ganzen bis jetzt 853 Mark 50 Pfennig als
Ertrag der bei uns eingegangenen Spenden an Herrn Carl Kann dortselbst
eingesandt." |
Allgemeiner
Artikel über "Bad und Stadt Brückenau" (1934)
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15.
April 1934:
Hinweis: in diesem Beitrag wird allgemein Bad Brückenau als Kurort
vorgestellt; es wird nicht auf spezifisch Jüdisches eingegangen; bei
Interesse zum Lesen die Textabbildung anklicken. |
Nach
1945: Emigrantentreffen in New York (1949)
Anzeige in der Zeitschrift "Aufbau" vom 22. April 1949:
"Bad Kissingen -
Brückenau - Hammelburg - Gerolzhofen.
Samstag, den 30. April ab 7.30 Uhr abends. Treffen in
Begelo's Café-Restaurant
3801 Broadway (158 St.), l Treppe. Tel.: WA 8-9654". |
Berichte
von Kurgästen über Bad Brückenau
Bad Brückenauer Badebrief (1914)
Artikel im
"Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 14. August 1914 (nicht 14.
April!): "Brückenauer Badebrief. Die Woche vor den
schicksalsschweren Tagen. Ein lang gezogener Pfiff der Lokomotive.
‚Station Wernarz!’ ruft der Schaffner, ‚Karten nach Bad Brückenau
abgeben!’ Alles atmet auf. Die Hundstagetemperatur, noch gesteigert
durch die unheimlich drückende Schwüle des voll besetzten, langsam
dahinschnaubenden ‚Zügle’, ist entsetzlich. |
Da winkt
schon die Perle der Rhön, das heilkräftige, reizvoll gelegene Brückenau.
Dazu hat der Name ‚Wernarz’ den Gedanken an das kostbare, Kraft und
Heilung spendende Wernarzer Wasser, dieses dem Rhönboden entquellende flüssige
Gold, ausgelöst. Da ertönt schon wieder das bekannte Ankunftssignal des
‚Zügle’: ‚Bad Brückenau!’
Würden uns die malerisch aus dem Hintergrund des Waldes
hervorschimmernden Villen,
sowie die würzige kühle Luft nicht verraten, dass wir den Kurort
erreicht haben, ein kurzer Blick auf die Empfangshalle würde es beredt
verkünden. Viele Dutzende von Händen strecken sich den Ankommenden grüßend
entgegen, wieder andere stehen nach beendetem Aufenthalt zur Abreise gerüstet
da, mit den unvermeidlichen Blumensträußen beladen, jedoch metallisch
wesentlich erleichtert, umgeben von einer Schar froh plaudernder Begleiter
und Begleiterinnen. Schön harren die Taschentücher zum langen
Abschiedwinken, als gelte es ein Scheiden von alten lieben Freunden,
trotzdem die ganze Bekanntschaft nur vierzehn Tage alt ist, und
gemeinsames Vergnügen, ja oft bloße Tischnachbarschaft, den anscheinend
so innige und oft schon nach Monaten verblassenden Bund geschlossen haben.
Doch die Hausdiener der beiden jüdischen Hotels entreißen uns dem
hoffnungsvollen Phantasiespiel. Sie bringen uns in den Kreis so vieler
Gleichgesinnten, vereint durch gemeinsames Leid und denselben Wunsch auf
baldige Gesundung, aber oft auch durch gleiche ungestüme Regung des
Magens. Und wie unermüdlich sind unsere Wirte bestrebt, die Magenfrage,
diese erste Vorbedingung einer guten Kur für Kranke und Gesunde, zu erfüllen.
‚Viel und gut’, diese Attribute gebühren den einzelnen Punkten der
jedesmaligen Mittags- und Abendtagesordnung an der Tafelrunde. Ob auch
‚behaglich’ als drittes im Bunde erscheinen kann, vermag nur der
Einzelne nach seiner Eigenart und den von Hause aus gewohnten Ansprüchen
zu entscheiden. Denn mannigfach nach Gemüt und Denkart sind die Gäste.
Natürlich bilden die Frankfurter nach Zahl und charakteristischem Wesen
den Mittelpunkt, Nord- und Süddeutsche reichen sich über die Mainlinie
die Hände. Einige darunter sind nicht wenig stolz, wenigstens für die
Kurwochen in den kreis der Großstädter aufgenommen zu werden. Nur
morgens und abends vereinigen sich alle noch so verschieden gearteten
Naturen auf dem Boden des Judentums. Das tägliche Minjan, welches das
Tagewerk des Kurlebens eröffnet und beschließt, erscheint gerade hier
als das treffende Bild des Geist und Seele veredelnden und ausgleichenden
jüdischen Pflichtenlebens.
Von der niederdrückenden Stimmung der drei Wochen ist im allgemeinen
wenig zu bemerken. Höchstens der Lecho-Daudi am Freitag Abend sowie der
allwöchentliche Zahltag der oft 2-3stellige Zahlengrößen enthaltenden
Wochenrechnung vermögen eine ‚Seicher-Lechorbon’-Stimmung zu erzeugen
– denn sonst fordert Leben und Treiben der Hotel-Mitbewohner und der
‚Kurbedürftigen’ oft zu humorvollen Betrachtungen heraus. Mehrere
nervöse Damen und Herren verschaffen sich Erholung und Ausspannung ihrer
Nerven durch eifrige Vertiefung ins Kartenspiel; andere weiden sich
kiebitzend an solch wohltuender Nervenmassage. – am Brunnen erscheinen
die Damen täglich in stets wechselnder kühn geformter und farbenfroher
Toilette, als gelte es, den Preis im Kostümturnier zu erringen. – Nach
aufgehobener Tafel kehrt wohl im Saale und den oberen Räumen ruhe ein,
nur im Garten und auf den Veranden erklingt laute Unterhaltung über die
Politik des Tages. Dabei erheben sich Rauchwölkchen aus den Glimmstengeln
in sonst anderen Zwecken dienendem Frauenmunde, und auch hier mischen
emanzipationsfrohe zarte Frauenhände verständig die Karten.
Doch in die idyllische Ruhe des Badelebens dringen grell die
Hiobsnachrichten der politischen Wirren. Ist schon in der Großstadt die
Erregung eine gewaltige, alle Bevölkerungsklassen umfassende, so ist die
Umwälzung, die in dem kleinen Kurort vor sich geht, kaum zu schildern.
Wegen der mangelhaften und umständlichen Bahn- und Posterbindungen
treffen die Nachrichten, Depeschen und Zeitungen nur langsam und
schleppend ein, während sie gerade von den zur Kur versammelten
Kaufherren, Fabrikanten und Finanzleuten doppelt schnell ersehnt werden,
die lähmende Ungewissheit zeigt sich in der quälenden Unruhe am Brunnen,
im Lesesaale, an der Tafel sowie in den die armseligen Depeschen
umstehenden heftig gestikulierenden Gruppen. Lebte wohl, herrliche
Waldesluft, du erquickendes und heilkräftiges Wernarzer Wasser!
Regentage kommen und wollen nicht enden, trübe ist der Himmel, als
grolle er dem wahnwitzigen, friedenstörenden Treiben der Menschen im
Norden. Damit auch das tragikomische Moment nicht fehle, sind einige
russische Gäste ausgelassener als je; es ist, als ob sie das Gefühl hätten,
durch einen Krieg nur gewinnen zu können, denn schlimmer kann es ja in
der russischen Hölle nicht mehr werden.
Trüber und niederdrückender lauten die Nachrichten, auch der Himmel hört
nicht auf zu weinen. Bestürzt ob des drohenden Ausfalls und der
vereitelten Hoffnungen geleitete der gastfreundliche Wirt und sein
Personal die schnell und fluchtartig abreisenden Gäste. Auch wir schnüren
unser Bündel und verlassen früher als beabsichtigt das herrliche Plätzchen.
‚Lechajim ulscholaum!’ so rufen uns liebe Freunde nach. ‚Lechajim
ulscholaum!’ – das sei die Losung der kommenden schweren Zeiten!
-nn." |
(Kritischer) Bericht eines jüdischen Reisenden (1920)
Bericht in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. August 1920: "In einer guten halben
Stunde wandelt man die schmale, ruhige Sinn entlang nach dem Bad Brückenau.
Die Landschaft ist eine harmonische Fortsetzung der Autostraße von
Kissingen, nur dass uns hier kühle, würzige Rhönlust empfängt und die
sengende Mittagssonne wohltuend dämpft. Durch ein Gebüsch stapfen wir
direkt in den Kurgarten von Bad Brückenau hinein. Die Bauten, Anlagen und
Wandelhallen sind, wenn man von Kissingen kommt, primitiv, fast dürftig
und sehen sehr verschlafen aus. Kissingen klagt über eine schlechte
Saison und seine Straßen und Kuranlagen wimmeln von Menschen aller
Erdteile und Breitegraden. Brückenau jammert über Überfüllung und
nirgends ist ein Lebewesen zu sehen. Freilich ist es um die Mittagszeit,
da alles kurgemäß um die Tafelfreuden versammelt ist, die zwei jüdischen
Hotels, die in ihrer Aufmachung – und in ihren Preisen – denen von
Kissingen kaum in etwas nachstehen, sind bis auf den letzten Platz
besetzt.
Allmählich belebt sich das Bild im Kurgarten. Zunächst erwachen die
dreizehn Musikanten, die auf der Tribüne vor dem Brunnen Kurkapelle
‚spielen’ und setzen Glockenschlag 4 ½ Uhr mit dem Einzugsmarsch der
‚Königin von Saba’ ein, vor einem Auditorium von einem Dutzend sich
im Sandhaufen herumbalgenden Jungen. Die jungen Kurherren lassen sich von
Lortzing, Wagner, auch von Johann Strauß durchaus nicht stören und
schlagen den Takt – auf Wange und Rücken des Nebenmannes – auf ganz
eigene Faust. Nach jedem Stück klatschten sie aber dankbar mit Aufbietung
aller Muskelkraft Beifall. Jugendliches Publikum ist immer
dankbar…
Gegen fünf Uhr haben auch die Kurgäste endlich ausgeschlafen und das
‚rege Badeleben’ beginnt. Eilige Kellner rücken in den Wandelgängen
Tische zusammen und weißbeschürzte Mädchen tragen in blinkenden Kannen
den aus frischgeröstetem Malz und Korn gebrauten dampfenden ‚echten
Bohnenkaffee’ (Mark 2. – das kleine Tässchen) auf. Dazu gibt es
Meyerbeer’sche Ouvertüren, Adagios und Serenaden von Beethoven,
Phantasien und Poutpouris. Das ‚Weltbad’ ist erwacht… Vertraute
Gesichter tauchen auf, das schöne ‚Frankfurterisch’ (eine
allerliebste Mischung von Sachsenhausen und Friedberger-Anlage) wird hörbar.
Von lieben Heimatklängen begleitet, eilen wir an die kleine Station,
lassen uns – aus sozialem Gleichheitsgefühl natürlich – im
Vierterklasse-Wagen zwischen ungeheuren Kartoffelsäcken, dicken
Marktfrauen, Kisten und Kasten und vielen, vielen rostigen Milchkannen
vertrauen, warten in Jossa – Jossa liegt nicht in Korea zwischen der
Mandschurei und Japan, sondern auf einer preußisch-bayrischen
Nebenbahnlinie – an anderthalb Stunden an einem falschen Geleise, um im
letzten Augenblick noch mit knapper Not und atemlos an das richtige zu
gelangen, steigen in Schlüchtern aus, um zu erfahren, dass nach einem
unerforschlichen Ratschluss der Bahnweisen der Anschlusszug nach Frankfurt
seit neuester Zeit nicht hier, sondern in Salmünster auf uns wartet und
gelangen endlich in einer Zeitspanne, die der Orientexpress bis zum
kritischen 1. August
1914 benötigte, um ganz Südosteuropa und Vorderasien zu durchqueren,
nach Frankfurt, das einem niemals lieber und schöner erscheint, als wenn
man von einer vierwöchigen ‚Erholung’ zurückkehrt…" |
Badebrief aus Brückenau (1924)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. August 1924:
"Badebrief aus Brückenau. Brückenau Stadt, 15. Juli. Ein tiefblauer
Morgenhimmel wölbt sich über dem reizenden Tale der Sinn, an deren Ufern
sich zu Wiese und Wald Heilquellen in beträchtlicher Zahl gesellen, um
Menschen, die sich an Klagen gewöhnt haben, zum Loben und Preisen zu
veranlassen. Sie vergessen ihre Schmerzen, die den langen Winter über
ihre Glieder und Gelenke durchzuckt haben, durch den Gebrauch des
heilkräftigen Mineralwassers und freuen sich, dass sie nun wieder die
Herrschaft über ihren Körper erlangen und sie sogleich in einer so
wunderbaren Gegend ausüben können. Und der Jude, dem seine Religion
Leitstern fürs ganze Leben ist, empfindet es noch als besonders
dankenswert, dass eine fromme Gemeinde und ein neues zuverlässig
geführtes jüdisches Hotel es ihm ermöglichen, aller dieser Segnungen
ohne jede Entbehrung teilhaftig zu werden. In der herrlichen Synagoge hat
er soeben seine Morgenandacht verrichtet, und nun ersteigt er den Hand,
der das Tal nach Norden eingrenzt, um vor dem Frühstück noch eine kleine
Wanderung zu unternehmen.
Bald erhält er Gesellschaft. In der Nähe des Bergkammes sieht er auf
verschiedenen Pfaden Bekannte in gleicher Richtung emporsteigen. Sie
erfreuen sich gleich ihm des wunderbaren Morgens, der würzigen Luft -
die Stadt Brückenau liegt 311 m hoch - und des herrlichen Ausblickes.
Viele Bänke laden am Waldesrand zu kurzer Ruhe. Manche Gedenktafel
erinnert an bekannte Persönlichkeiten, die gleich uns den reiz der Gegend
genossen haben, wie z.B. der berühmte Reichs-Postmeister Stephan.
Nachdem wir lange genug den Blick in die Runde haben schweifen lassen,
suchen wir die Orte, die uns besonders lieb geworden sind: die Synagoge
mit dem Davidstern über ihrem Kuppeldach und das frei gelegene gastliche
Hotel mit seiner saftig grünen Gartenanlage. Dann untersuchen wir aber
auch unsere nächste Umgebung. Und was gewahren wir zu unserer
Überraschung? -
Aus dem Erdreich am Rande des Waldes ragen zwei Steine etwa zehn Zentimeter
hoch heraus. Die eigentümliche Rundung lässt uns vermuten, dass es sich
um behauene Steine handelt. Mit Hilfe unserer Bergstöcke gelingt es uns,
die oberste Erdschicht zu entfernen. Da erscheinen einige Ritzen im Stein,
und als wir sie betrachten, tritt die Form der Buchstaben P"N (hier
ruht) deutlich hervor. Unsere Vermutung ist bestätigt: In diesem Boden
haben Glaubensgenossen vor Jahrhunderten die Überreste ihrer teuren Toten
gebettet. Die älteren Mitglieder der Gemeinde haben von diesem Friedhofe
wohl erzählen hören. Aber man hatte im Laufe der Zeit die Örtlichkeit
vergessen. Das mag daher gekommen sein, dass man Jahrhunderte hindurch den
Juden den Wohnsitz hier untersagt hatte. Als sich wieder welche hier
ansiedelten, mussten sie ihre Leichen nach dem Bezirksfriedhofe im
benachbarten Altengronau bringen. Erst vor einigen Jahren ist hier ein
Gelände für einen eigenen Friedhof angekauft worden. Die jetzige
stattliche Gemeinde hat die gesamte Gemeinde des nahen Dorfes Zünterbach
in sich genommen. Die alte Synagoge, die sich im Gebäude einer frommen
Familie befand, ist ein Raub der Flammen geworden. Aber noch heute
erinnert eine Stiftung an jene frommen Brückenauer, die sich um die
Erhaltung der Gemeinde große Verdienste erworben haben. E." |
Wie man in der Stadt Brückenau - in Synagoge und
jüdischen Häusern - das Wochenfest (Schawuoth) feiert (1927)
Anmerkung: ein sehr lesenswerter, ausgesprochen
informativer und liebevoll geschriebener Bericht über das religiöse Leben
dieser traditionell-jüdischen Gemeinde
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Juni 1927: "Von einer
Badestadtgemeinde. Festidylle. Ich möchte das Lob einer Landgemeinde
singen, nicht um ihrer selbst willen, sondern wegen der vielen anderen,
die genau so sein könnten, wenn sie nur wollten.
Landgemeinde nicht ganz. Es ist ein Städtchen mit zwei asphaltierten
Hauptstraßen, mit schönem Amts- und Postgebäude, mit Gassen und Gässchen
und soliden Häuserreihen, neben malerisch in die Berghänge eingebauten,
neuen, weißroten Giebelhäuschen – und mit einer jüdischen Gemeinde,
in der kein einziger den Sabbat entweiht, deren Synagoge eine Sehenswürdigkeit
des Städtchens und der Brennpunkt des jüdischen Lebens ist. Die viel
bejammerte ‚geistige Not auf dem Lande’ ist nicht in den Umständen
begründet. Die Not ist vielmehr aus den Umständen geboren, die wiederum
aus dem Mangel an gutem Willen erwachsen sind. Wo ein Wille, ist auch in
der Kleingemeinde ein Weg zur jüdischen Tat, zum jüdischen Glücke.
Langsam senkt sich die Sonne hinter den Rhöngipfeln und der kalte Atem
der Berge weht durch die schmalen Straßen im Tale. Der Asphalt, dem
werktags die Kühe und Pferde, ihr Landrecht behauptend, nicht den nötigen
Respekt zollen, ist heute blank gefegt. Es ist erster Pfingsttag und das jüdische
Fest beginnt mit Nachtanbruch. Im Vorgarten der Synagoge blüht der
Flieder, er blüht hier etwas später als anderswo, erst wenn die Sonne
den Weg über die starke Doppelbergkette zu ihm gefunden hat. Innen fällt
von elektrischen Birnen an der Decke und aus Kandelabern auf Almemor und
vor der heiligen Lade reiches Licht in den Raum mit seinen beinahe siebzig
bequemen Sitzplätzen, verfängt sich grün schillernd in den mächtigen,
zweimannshohen Bäumen, die zu Ehren des Festes vor Tribüne und heiliger
Lade aufgepflanzt sind. Diese Bäume kommen aus dem Stadtwalde, ein
Pfingstgruß der Stadt an die jüdische Gemeinde. Sie sind gefällt,
entwurzelt und scheinen hier im hellen, heiligen Lichte zu einem neuen, üppigen
höheren leben erwacht zu sein. Die Plätze sind fast alle besetzt von
feierlich gekleideten Männern. Durch das Gitter oben schauen Frauen und Mädchen
hinunter. Die breite Front der heiligen Lade deckt bis zu dem Getäfel und
den marmorweißen schlanken Säulen goldgezierter roter Samtvorhang. Die
Messingkandelaber sind blitzblank geputzt. Den ‚vier Frankfurtern’ (es
sind eben nur vier), die in etwas besser gebügelten Zylindern sich unter
den Betenden befinden, ist es, als wären sie mitsamt einem Ausschnitt
ihrer heimischen Synagoge an der Friedberger Anlage in das festabendliche
Rhöntal verzaubert worden.
Am Vorbeterpulte steht der Lehrer, der geistige Führer der
Gemeinde. Er ist schlechtweg der ‚Herr Hauptlehrer’, und die Leute
sprechen das ‚Haupt’ nicht |
wie einen
Amtstitel trocken und hart aus, sondern mit weichem Klange, wie einen
Dank, eine Anerkennung, eine Kosung. Er ist das Haupt und führt die
Gemeinde, zusammen mit dem rüstigen klugen alten Herrn (er wird sich
gegen die Bezeichnung ‚Greis’ mit Recht verwahren), neben dem ich
meinen Ehrenplatz habe und gestützt vom guten Willen aller anderen, im
eigentlichen und besten Sinne. Er besitzt die Gabe, mit wenig Kraft- und
Kunstaufwand sich in das Herz seiner Gemeinde hineinzusingen und
hineinzubeten und die Herzen emporzutragen.
Auf den kleinen Bänken an der Ostwand sitzen die Kinder. Es sind leider
nicht viele, aber sie sind das Lebenswerk dieses Mannes und die Zukunft
der Gemeinde. Erst vor wenigen Jahren hatte der Herr Hauptlehrer die jüdische
Elementarschule gegründet. Die Kinderzahl reichte nicht ganz aus. Aber
Frankfurt kann mit allem aushelfen, auch mit Kindern…
Die Schule besteht zurzeit buchstäblich mit Hilfe der ‚Fünf
Frankfurter’.
Auf den letzten Bänken sing ein Synagogenchor ‚Jigdal’, einstimmig,
aber kräftig, harmonisch und gut geübt. Ein junger Mensch sagt Kaddisch.
Die Schul ist aus. - - -
Nachts um zehn sind alle Männer und alles, was sich männlich gibt, beim
Schowuaus-Lernen vereinigt. Ein Haus kann die Lernenden nicht fassen,
darum sind in zwei verschiedenen Häusern an beiden Enden des Ortes lange
Tafeln gedeckt. Und damit das eine gegen das andere nicht zu kurz kommt,
werden die Mitglieder durchs Los gleichmäßig auf beide Häuser verteilt.
In dem Hause, dem ich zugeteilt bin, türmen sich Berge von Kuchen und
allerlei Backwerken auf dem Tische zwischen Pyramiden feinsten städtischen
Tafelobstes und bunten Likörflaschen. Die braunen, knusperigen, besonders
kunstvoll geformten Plätzchen hat die dreiundachtzigjährige Großmutter
des Hauses eigenhändig gebacken. Wer ihnen nicht ‚die Ehre antut’,
hat die Greisin beleidigt. Wer wollte aber eine so würdige, liebe Matrone
beleidigen? All dieser Aufwand an Leckereien ist aber gleichsam nur
Beiwerk, Einleitung, Basis, Vorbau für den riesigen Käsekuchen, der als
Coup des Ganzen mit Glockenschlag eins, behutsam getragen von liebenden
Frauenhänden wie ein Kind zum Gevatterstühle und begleitet von bauchigen
blendend weißen und geblümten Kaffeekannen, erscheint. Er erscheint
just, da man zwischen der zweiten und dritten ‚Ordnung’ der Mischna
ist, aber er hebt jede Ordnung auf, er ist Ordnung für sich, er ist
Selbstzweck, er ist Glanz und Symbol des Festes, des Lernens, dieser
strahlende, duftende und lachende Riesenkäsekuchen der Schowuausnacht.
Es wird indes, es muss gesagt sein, mehr ‚gesagt’, gebetet und
gelernt, dann gegessen. Man hört kaum ein von der Feier der Nacht
abschweifendes und ablenkendes Wort. Flüsternd bitten die Damen
zuzugreifen. Die Herren loben gedämpft das Meisterwerk, dann wird weiter
‚gesagt’, gebetet, gelernt, nach feststehenden Gesetzen, nach einer
Rangordnung, die sich von selbst ergibt. Der Gast macht den ‚Anfang’,
der Herr Lehrer folgt ihm, dann ‚der erste Vorstand’, der ‚zweite’
und so fort bis zur ‚Jugendecke’, die sich, ein Vorrecht der Jugend
nach Mitternacht, etwas gütlicher an Speise und Trank tut und ‚die
Stelle erst suchen’ muss. So wird der ‚Tikun’ in anregender
Nachttour abgewandelt. Auch die gefährlichsten Kurven auf den
verschlungenen Mischnawegen werden, mit wenigen Ausnahmen, von den
Lernenden ohne erhebliche Mühe und ohne nennenswerten Unfall genommen.
- - -
Silbergraue Streifen dringen durch die Ritzen der grünen Fensterläden,
malen sich immer breiter auf Decke und Wände, umfloren gespenstisch das
Lampenlicht, dass es wie auf dem Geleise geworfen zittert. Es tagt. Draußen
ist eine bleierne Decke um den Himmel gespannt, durch die der junge
Morgen, wie in Federn gebettet, müde und verschlafen schaut. Von beiden
Enden des Ortes kommen die übernächtigten Männer, laufen sich in den
Weg und treffen sich in der Straßenmitte, in der Synagoge, die in hellem
Lichte aufflammt. Frühgottesdienst vereinigt nach durchwachter Nacht die
beiden ‚Parteien’.
In diesem schönen Gotteshause wird würdig und ohne Hast gebetet,
ob es Morgenfrühe nach durchwachter Nacht oder Abend nach langem
Tagesfasten ist. In einer halben Stunde ist das Schacharis-Gebet
absolviert und man geht nach Hause. Es ist inzwischen voller Tag geworden,
aber die Sonne hat sich noch tiefer in ihre Decken eingehüllt. Über die
zackigen Hügel rechts und links raucht und schwimmt dichter Nebel. Es
wird einen verregneten Festtag geben.
- - -
Aber die Sonne erwacht mit den Menschen. Um zehn ist der Himmel blau, die
Bergwälder klar und schwarz und die Männer und Frauen allesamt, in schönstem
Festputze, in der Synagoge zur Toravorlesung und zum Mussafgebete
versammelt. Nicht eine |
Silbe fällt
außer den leisen Gebeten. Der Männerchor singt, einstimmig, kräftig und
harmonisch. Langsam leert sich der Raum. Die Menschen hier lieben ihre
Synagoge wie ein Nerv ihres Lebens, den Puls ihres Herzens.
Eine Stunde später sind die Männer der Gemeinde in einem Hause, das
gerade an der Reihe ist, beim Lernen des ‚Kizzur’. Nachmittags
wird in einem anderen Hause Mischna gelernt. Am Sabbat ist noch ein
dritter Schiur für die Jugend eingelegt. Auch am Sonntag wird gelernt. So
hält die Gemeinde ihr Wochenende. Es wird nicht vorgelernt, sondern jeder
kommt an die Reihe, um tätig mitzuwirken. Älteren Männern, die von
Kindheit her noch etwas gelernt haben, schließt sich eine junge
Generation an, die schon etwas gelernt hat. Wer zum Lernen nicht kommt,
ist gezeichnet als einer, der ‚nicht beigeht…’. Eine Chewroh lässt
sich alle vier Wochen vom Herrn Hauptlehrer einen Vortrag halten. Eine
Agudas Jisroel Mädchengruppe ist mit der Esragruppe auf der Lauer, um
‚Prominente’, die zur Kur im Orte weilen, für Vorträge zu
gewinnen… - - -
Es wäre vielleicht dem noch anzufügen, dass die Kur in der
Badestadtgemeinde nicht einzig im Beten und Lernen besteht, dass sie
manches für Nerven, Muskeln und erkränkte oder geschwächte Organe
bietet; dass Brunnen und Bäder ihr Heilwasser spenden und Lüfte und Düfte
ins Freie locken, wo am Hange sanfter Berge und im Schatten dunkler Wälder
kristallklare Büchlein, reizvoll überbrückt, mit den Amseln und Lerchen
im Lobsingen der göttlichen Schöpfung wetteifern; dass im Orte ein
modernes jüdisches Hotel vorhanden ist, in dem man bei mäßigen Preisen
sich bester Verpflegung und liebevollster Aufmerksamkeit erfreut.
Ich könnte dieses und noch vieles andere hinzufügen, dann aber wäre es
ein Reklameartikel für Bad-Stadt-Brückenau. Das sollte es aber nicht
sein. Wollte ich doch nur zeigen, wie heute noch eine Kleingemeinde sein
kann, wenn sie nur will.
- - -
In der latenten Rivalität zwischen Stadt und Bad (dass in Bad Brückenau
sich zwei erstklassige jüdische Hotels befinden, ist allbekannt), hat
sich erstere in jüngster Zeit, wenn auch noch inoffiziell das Prädikat
‚Bad’ angehängt und nennt sich, noch etwas schämig,
Bad-Stadt-Brückenau.
Wenn dieses ein Zugmittel für jüdische Gäste sein soll, so willen wir
dieser Dreieinheit noch ein Wort hinzufügen und von der ‚Gemeinde in
Bad-Stadt Brückenau’ sprechen. –tz." |
Badebrief 1928: Teil 1
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. Juli 1928:
"Briefe aus einem kleinen Bade. Bad Brückenau, 8. Juni
(1928). Lieber Freund! Sie wünschen unpolitische Badebriefe. Wie sollten
Briefe mit dem kleinen, stillen Bad als Abgangsort anders als unpolitisch
sein?!
Politisch? Wenn ich zum Fenster meines Zimmers hinaussehe, türmt sich
Grün hinter Grün, klettert Baum hinter Baum hinauf bis zum Bergrücken,
Rücken an Rücken, Schulter an Schulter stehen sie und ziehen eine hell-
und mattgrüne Postenkette um das Tal, dass nichts von außen hineinkommt,
was nicht mit Sonne und Glanz und Wärme zu tun hat. Und Sie sprechen von
Politik?
Schau ich hinab, dann rauscht und raunt unten, ganz eingeklemmt von
Strauch und Ginster, die Sinn durch die Landschaft. Man hört sie nur und
sieht sie nicht, wie den ruhigen Atem eines sanft Schlafenden. Wäsche
bleicht davor auf dem Rasen und bunte Käfer, Sonne auf dem Rücken,
umflattern, angezogen und verliebt, die schneeweißen Inselpässe mitten
im grünen Meere. Auf unsichtbarem Haufen schlägt ein Gockelhahn an, als
hätte er das Ganze zu versteigern. Und es wölbt sich ein Himmel über
diese Welt der grün-glitzernden Pracht, blau und blank, als hätte nie
ein Wölkchen seine Bläue getrübt. Und ich sollte an Politik denken?!
Regierungsbildung, Parteihader, Lambach! Wie fern das alles liegt. Hier
gießt eine unsichtbare Hand fließendes Gold in den grünglasierten
Bergkessel, mehr und mehr mit dem zunehmenden Morgen.
Darum haben alle Menschen hier etwas von der Ruhe, Milde und Dankbarkeit
der Gestrandeten in ihrem Blicke, die von Sturm und Gefahr auf blühende
Insel gepeitscht wurden, wo es sich gut ruhen lässt. Diese Abgeklärtheit
und Versöhnlichkeit im Auge! Diese Ruhe in Wort und Wesen! Es ist gut,
dass hier so viel photographiert wird.
Denn, Sie müssen wissen, Freund: Brückenau ist nicht ein Bad unter
Bädern, es ist das Bad. Nicht, dass es soviel an buntem Badeleben böte.
Gerade das nicht. Abgesehen von den braven Musikanten, die pflichtgemäß
allmorgendlich mit etwas Strauß und Lortzing den Stahlwassertrank
bekömmlicher zu machen sich redlich mühen, stören tagsüber keine
Musikklänge den Gottesfrieden, Tanz und Theater sind nur wöchentlich
höchstens einmal durch grünen Zettel symbolisch angedeutet. Jazz und
Foxtrott sind Worte einer fremden Kultus. Außer Sonntags sind es immer
die gleichen bekannten Gesichter, die man, ein Dutzend mal in der Stunde,
grüßt. Der einzige Schutzmann, der am Eingange des Kurgartens den
Verkehr regelt, ist aus Blech und Pappdeckel.
Aber es ist etwas anderes, was Brückenau zu dem Bade macht, sagen wir:
die Homogenität des Naturbildes.
Eine Mulde in die Berge gehauen, die Wände dicht und tiefgrün drapiert,
das Ganze mit Sonnengold bis an den Rand angefüllt, das ist Bad
Brückenau!
Oben am Kopfe des großen Vierecke ein weißes, weder alt noch sehr feudal
anmutendes Königsschloss, von dem Terrassen über Blumen- und Rosenhaine
in den Kurgarten hinabführen. Dieser, wie die gute Stube alter guter
Zeiten mit Nippsachen, etwas überladen angefüllt mit Bäumen, Bänken,
Brunnen, Badehaus, Wandelhalle und allem anderen, was zu einem Kurhause
gehört. Was sich aber hüben und drüben und seitlich um das
Kurgartengeviert gruppiert, ist Villa und Garten, Berg und Wald. Wohin
auch der Blick reicht, nichts als grün und weiß und rot. Keines von den
Häuschen, die einzeln an den Hängen weißrot schimmern, das nicht Kur-
und Badezwecken diente! Keinen Rauch schicken Schornsteine der Industrie
hierher, ihm die Luft zu trüben, kein Dung mischt sich in des Waldes
Duft; keine Fabrik und kein Bauernhaus, alles Bad und nur Bad. Brunnen und
Sprudel und ein paar bescheidene Badeeinrichtungen. Alles andere stellen
Berg, Wald, Sonne und Himmel!
Das ist Bad Brückenau!
Bad Brückenau ist seit 180 Jahren medizinisch bekannt, liegt am
südwestlichen Abhange des Rhöngebirges, 297 Meter über Meer, hat
Wernarzer und Stahlheilquellen - - - Was weiß ich von all dem? Lass Dir
Prospekte kommen, da steht alles, schön säuberlich in Kapitelchen
geordnet, drin. Ebenso eine lieblich Serie von Krankheiten, leiden,
Schickungen und Beschwerden, gegen die der liebe Gott in diesem Tälchen
die Wässerlein fließen lässt... Ich sehe nur Sonne, Berg, Wald,
Frieden, Freude und Lieblichkeit.
Und mitten in diese Pracht hat eine gütige Vorsehung zwei jüdische
Hotels gestellt, die, bei einer Aufmachung und Verpflegung, einer
Gastlichkeit und Zuvorkommenheit, wie sie schlechthin nicht überboten
werden können, in ihrem Eigenen, das sie dem Juden bieten, noch überdies
Sanatorium für die Seele sind. Darüber im nächsten Brief mehr und
deutlicher.
Auf fänf goldene Tage ein regnerischer Sabbat, der das fällig gewordene
geistige Bad brachte. Heute, Sonntag, lockt und grüßt wieder strahlende
Sonne. Sie grüße auch Sie von ihrem S-tz." |
Badebrief 1928: Teil 2
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. Juli 1928: "Briefe
aus einem kleinen Bade. Bad Brückenau, 16. Juli (1928). Lieber
Freund! Es gilt nicht als besonders geistreich, vom Wetter zu reden,
aber ist ist schon der Rede wert. Am Sabbat der 'Wüstenzüge der Söhne
Israels' hatten wir hier eine Tropentemperatur von 35° C., am Sonntag
kamen noch zwei Grade hinzu, heute, Montag, macht das Barometer
Hochtouren, als wollte es schon in aller Frühe den 'Dreistelz' besteigen.
Die Menschen rüsten ab, auch die Männer dekolletieren sich... Sie
schwitzen und seufzen: 'Ist das eine Hundehitze!' Was hat der Hund mit der
Hitze zu tun?
Auf der Wiese unseres Hotels, die auch Garten genannt werden kann, weil zu
beiden Seiten Laubbäume mit gutgeschnittenen Bubiköpfen auf einige Meter
dem Grün matte Töne geben, ruhe ich nach dem Bade auf dem Liegestuhl,
sehe durch das Gezweige zum wolkenlosen Tropenhimmel hinauf und denke -
weil man nach dem Bade nichts tun und möglichst wenig denken soll - an
das Land der ewigen Sonne, darüber sich Tabor und Karmel grüßend
neigen, wie hier die Rhönhänge über unser in Sonnengold getauchtes Tal.
Jenen Tälern, jener Sonne, jenen Bergen, gilt das Sehen und die Trauer
und die Hoffnung unserer Tage...
Nun genug doch vom Wetter!
Sie wollen wissen, Freund, welche Bewandtnis es hier mit dem 'Sanatorium
für die Seele' hat. Nun denn, hören Sie unser Tagesprogramm in den
Tagen der Programmlosigkeit, da als oberster Grundsatz gilt: 'Man muss
nichts müssen!' Wenn morgens das kleine Züglein mit dem Traram und dem
klirrenden wuchtigen Getue aller Gernegroße die Schmalspurbahn
hinunterrollt, macht sich, als käme mit ihm die Sonne von Jossa
heruntergefahren, - obwohl sie in Wahrheit fast drei Stunden über Berg
und Tal leuchtet - alles, was männlich und religiös interessiert ist,
auf und tritt unten im Saale zum Morgengottesdienst an.
Es wird, abwechselnd nach Wochen, hüben und drüben in dem einen oder
anderen Hotel gebetet, sodass sich die Gäste beider Häuser zu einer
Gemeinde sammeln. Auch die Wirte finden sich hier freundnachbarlich
nebeneinander; einig in Gott. 'Hart im Raume stoßen sich die Dinge' ganz
und gar nicht und die guten Wirte nur dann an, wenn der eine des anderen
Aufmerksamkeit auf einen seiner neuen Gäste bei Verteilung von
Ehrenfunktionen vor offener Torarolle zu lenken hat. Für Konkurrenzneid
wäre auch bei weniger friedlicher Einstellung der beiden Männer kein
Platz, noch Grund. Beide Häuser sind seit Wochen für lange Wochen bis
aufs letzte Kämmerlein besetzt, sodass die Gäste in den Kurhäusern und
Pensionen bis nach Wernarz hinaus einlogiert sind. Abends wird hüben und
drüben mit Minjan gebetet. Am Sabbatmorgen war der gemeinsame
Gottesdienst im Hotel dieses Kurfleckens, der weder Dorf noch Gemeinde ist
und im Winter sich dem Vorüberfahrenden nur durch ein paar verschneite
rötliche Dächer symbolisch repräsentiert, von weit über hundert Herren
und Damen besucht. Freitag Abend klingen die Töne des 'Stufenliedes' von
der einen und anderen Seite herüber und hinüber, sodass - natürlich
bildlich gesprochen - die Berge widerhallten. Noch in vorgerückter Stunde
des lauen Hochsommerabends kann man im Kurgarten Worte aufschnappen: 'Mussar',
'Chassidismus', 'Zionismus', 'Aguda', 'Aulin' (natürlich neben 'Reunion',
'Tennis', Tanztee). In Gruppen wird den Sabbat über promeniert,
diskutiert, gelernt, gelesen. Und mit Sabbatausgang findet sich sogar ein
Kreis älterer und jüngerer Freunde bei Gesängen, Gesprächen und
Toraworten zu einer Art von Scholoschseudaus zusammen.
Anschläge am 'schwarzen Brette' kündigen Lernvorträge am Sabbat und
vorträge an Wochenabenden an. Eliahu Hanabi sind aus geschulten Kehlen
durch den Raum, da der Sabbat gegangen und der 'Gott Abrahams, Izchaks und
JaakobsÄ eine neue Woche anheben kässt, hier ein Teil des drei- und
vierwochenlangen 'Tages, der ganz Sabbat' ist...
Und da fragen Sie noch, was das sei mit dem Sanatorium für die
Seele?!
Es wird leise auf den einen und anderen gezeigt, der früher im Kurhause
'streng trepha' (d.h. nicht koscher) gelebt, durch die
Vortrefflichkeit der jüdischen Hotels aber an den Koschertisch gelockt
wurde, und dann...
Man hat, vielleicht nur aus Anstand, aus Rücksicht, obwohl selber
uninteressiert, den Hut aufgesetzt beim gemeinsamen Tischgebete. Aber es
war doch hübsch, und man betete später einmal mit. Und war man schon
ein- |
mal da, konnte man sich schließlich auch am Gottesdienste beteiligen. Man
hörte nach Jahren auch ein jüdisches Wort. Es war schön, neu;
vielleicht nicht ganz neu. Liebe Erinnerungen aus Kindheitszeit blühten
wie vom Leben zertretene Blumen wieder auf. Und dann, und dann...
Wer mag eine jüdische Neschomoh (Seele) in ihrem tiefsten Kern
ermessen?!
Vielleicht kann auch die Liebe zum Judentume unter Umständen durch den
Magen gehen!
Das ist's, was ich mit dem 'Sanatorium für die Seele' sagen wollte.
Und nun ist's Mittag. Und 'der Heilige, gelobt sei Er', hat, um mit Raschi
zu 1. Mose Abschnitt Wajero zu sprechen, die Sonne aus dem Futteral
gezogen. Was aber auch unseren Abraham der Eschelgastlichkeit nicht
abhält, vor dem Eingange des Zeltes in der Glut der Sonne auf neue Gäste
zu warten. Mit aber trocknet die Tinte in der Füllfeder ein. Es reicht
noch gerade hin für den herzlichen heißen Gruß Ihres S-tz.
Bad Brückenau, 22. Juli (1928). Lieber Freund! Dass der vorstehende
Brief seinen Adressaten erst nach vier Tagen und nach Schluss der
Redaktion erreichte, liegt nicht, wie Sie meinen, an der Zensur des
'Schwarzen Kabinetts' unseres Brückenkopfes, auch nicht - Sie haben sich
inzwischen davon überzeugt - an der 'Schwere der Gedanken', der die
Lokomotive nicht gewachsen wäre, es liegt am Tempo der Zeit, auf unserer
weitab von der Brandung des Lebens gelegenen grünen 'Insel der Seligen'.
Alles - und das ist der besondere Reiz unseres kleinen Bades - hat hier
Zeit, die Gäste, die Kellner, die Kurverwaltung, natürlich auch die
Post, und am meisten besagte Lokomotive, mit dem Kurse nach Jossa, dem
'Einfallstor nach Europa'.
Sie kommen über Jossa nicht hinweg. Alle Wege von und nach hier führen
über Jossa. Keiner kommt hier an, keine kommt von hier weg ohne Jossa.
Sind wir aber in Jossa und besteigen die Schmalspurbahn - so schmal, dass
eine Ziege ohne Gefahr mit einem Satze über beide Schienen zugleich
springt - so sagt die Lokomotive: 'Gemach! Wir sind hier zur Kur' und
'Eile ist vom Satan!'.
Und fahren wir nach absolvierter Kur zurück, nach Jossa, da faucht die
Maschine mütterlich: 'Nur nicht überstürzen, nicht gleich in die Hast!
Langsam nach und nach! Wir packens noch! Wir packens noch! Wir packens
noch!...
So kann es schon passieren, dass ein Brief aus der Gluthitze geboren, in
Frankfurt bei geheiztem Ofen gelesen wird.
Aber das alles gehört zum Idyll, zur Homogenität des Bildes, erhöht den
Reiz unserer Friedensinsel ganz beträchtlich. Und alle, die am
Raketentempo der Zeit kranken, kommen schleunigst her, und sie werden
genesen. werden im Anblick der majestätischen Ruhe der Schöpfung, die
den Schöpfer lobt, selber die innere Ruhe finden.
Auch all diejenigen, die sich darüber entsetzen, dass ein Brief von hier
nach Frankfurt vier Tage für seine Weltfahrt brauchte.
Das empfiehlt Ihnen inständigst Ihr S-tz." |
Badebrief 1928: Teil 3
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. August 1928:
"Briefe aus einem kleinen Bade. Brückenau, 29. Juli. Lieber
Freund! Aus der Fülle der hiesigen Eindrücke sei hier nur einer
festgehalten: Es war in einer der lauen Nächte, so lau und blau, so kühl
und geheimnisvoll schön, wie man sie nur im Talkessel von Brückenau,
wenn die Sonne herab- und die Nacht hinaufklettert die hohe dunkle
Terrasse der Bergwälder, erleben kann. Das Barometer am Türmchen vor dem
niedlichen weißen Kurhäuschen im Kurgarten hatte um die Mittagszeit den
Rekord in Hochtouren für diesen Sommer geschlagen. Der dunkelblaue Strich
im schmalen porzellanweißen Felde sank nur langsam und unwillig mit der
Sonne. Aber nun hatte doch die Erde ringsumher matten, samtweichen Glanz,
und eine duftige Kühle wehte von den dunkler und dunkler werdenden
Hügeln hinter den Hügeln herüber, dass jeder Atemzug eine Lust war; an
einem solchen Abende saßen wir auf der Veranda unseres Hotels, ein
kleiner Kreis in junger Freundschaft eng Zusammengeschlossener, sahen
staunend, dankbar, benommen in die Bergesnacht und erzählten uns
allerhand; stritten, geistreichelten und lachten. Aber in aller Herzen lag
doch, nicht drückend, mehr erheben, das Geheimnis der Nacht, der
Berge.
Ein kleiner Kreis von Menschen, die sich innerhalb eines größeren
fanden. Wie man sich so auf Badeplätzen, wo die Herzen ruhiger schlagen
und der Freundschaft weiter erschlossen sind, findet. Oder war es mehr als
das? Gehörten wir alle zusammen, innerlich verbunden, von und für immer?
Ein jüngerer Rabbiner aus Berlin mit seiner im Hebräischen und
Talmudischen gut beschlagenen jungen 'Rebbezin'; die zwei ganz prächtigen
Lehrer aus Berlin, so jung und doch so stark als Juden und
Lehrerpersönlichkeiten; noch ein paar ältere Lehrer aus Landgemeinden,
heldenhafte Wächter auf 'verlorenem Posten', die sie aber keineswegs
verloren geben und die Geistigkeit des Ferienmilieu in vollen Zügen
einatmen; ältere und jüngere torakundige und torafreudige Kaufleute aus
Hamburg, Berlin, Frankfurt, Köln, Mannheim, Karlsruhe usw., lebende
Zeugen einer neuen Welle des jüdischen Geistes in der Großstadt; drei
temperamentvolle Torajünger aus bestem Frankfurter Jahrgang; einige
geistig und jüdisch stark interessierte Damen - wie viele dieser Art
kamen später nach der ersten Hitzewelle noch hinzu, um sich unserem
Kreise anzuschließen! -; wir alle (und mit uns wohl auch die zwei
Rabbiner, die mit ihrer Freundesschar im Garten des anderen Hotels sich
bei guten Worten der Abendkühle erfreuten) gehörten im Anblick der nachtblauen
Berge so eng zusammen, als hätten uns nie und nimmer Zeit und Raum
getrennt. Auf und ab hob und senkte sich die Kurve der Unterhaltung, wie
der Barometerstrich zwischen Sonne und Schatten, wie die lauten Winde, die
von den Bergwänden her uns kosend streichelten. Probleme der Lehre und
Forschen streifen hart an solchen der hohen jüdischen Politik vorbei,
Gleichnis und Bonmot strahlen auf. Spannung löst sich in helles Lachen
auf. 'Ra! Ra!' schreiben auf dem wie mit schwarzgrauem Schleier
überzogenen |
Wiesengrund im Kessel die Raben. Das Züglein schleppt sich mühsam den
Berg hinan. Es wird noch stiller, noch geheimnisvoller, die Unterhaltung
wird zum Flüstern. Aber wie aus tiefen Schächten der Waldesnacht steigen
neue Gedanken auf, formen sich und werden Wort. Vergessenes und
Verblasstes tritt wieder ins klare Bewusstsein, man lehrt und lauscht und
lacht.
Und langsam legen in der Vorhalle die Männer die Karten aus der Hand,
jäh verstimmt das banale Wort im Flirte unten am Wege, junge Mädchen
horchen von ihrer Lektüre auf. Alle nehmen teil in geistiger
Gemeinschaft. Eine laute, blaue Sommernacht in den Bergen vermag Wunder zu
vollbringen...
Und wem von denen, die dabei gewesen sind, wird beim Lesen dieses nicht
die Erinnerung kommen an alle anderen Wunder in gehobenen Momenten, die im
Einerlei der Ferienwochen, wie Glühwürmer am Hange aufleuchteten; etwa
an den Vortragsabend im Hotel Kaufmann, an dem zwei Redner über
Palästina sprachen, an die Lernvorträge in diesem Hotel je vor
Sabbatausgang, an das Referat eines unserer besten Frankfurter Lehrer im
Hotel Strauß über die jüdische Mutter, an die Sabbatgottesdienste, an
den Tischobeaw bei etwa dreifacher Minjanzahl an Fastenden, an den
Jahrzeitslernabend zum Andenken des 'Frankfurter Raw', an eine
Abschiedsfeier zu Ehren eines Freundes, von dem die Freunde gar nicht
wussten, wie viel er in den schönen Wochen gebend empfangen
hatten.
Nach solch gehobenen Stunden der, sagen wir 'Einheitlichkeit von innen
heraus' werde ich noch in später Nachstunde auf meinem Lager den Gedanken
nicht los: Wie viele Menschen gibt es auf Erden, die voneinander nichts
wissen und dennoch so eng zusammengehören! Wie viele jüdische Seelen
würden ineinander fließen, wie viele jüdische Herzen ineinander
schlagen, wenn sie sich im Leben, wie hier in der Zufälligkeit einer
Brückenauer Sommernacht, fänden! Das soll keine Mahnung,
nicht einmal ein Fingerzeig für Organisationen und ihre Arbeitsprogramme
sein; denn die Briefe sollen unpolitisch sein und bleiben. Es grüßt Sie
mit letztem Brückenauer Gruß, bevor das Züglein zur Abfahrt pfeift
(übrigens ist es, wie wir von kundiger Seite belehrt werden, gar keine
'Schmalspurbahn', sondern richtige, gute Lokalbahn, deren Schienen nicht
schmäler sind, als die in Frankfurt und deren Züge nicht schlechter und
langsamer fahren als alle anderen Personenzüge. Alle gegenteiligen
Angaben waren Ausfluss des Zornes, ja des Zornes des Berichterstatters auf
die Bahn, die ihn allzu früh aus diesem paradiesischen Flecken
wegführt), also grüßt Sie, bevor der Lokalzug zur Heimreise pfeift, Ihr
S-tz." |
Bericht von 1929
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. April 1929: "Brückenau
war von jeher der ideale Aufenthalt für eine Gesellschaft, welche die
ländliche Ungezwungenheit als Gegengewicht zu fischbeingepanzerter Korsage
und geistreicher Unterhaltung anstrebte. Man kann, wenn man in diese
landschaftliche Idylle hineinträumt, sich gut vorstellen, dass unter den
Rotbuchen, über die Blumenterrassen beim Schloss Schäfer und Schäferin
ihr galantes Spiel treiben, wozu 'die Bande aus Böhmen' aufspielte.
Gerade das Schloss - heute Schlosshotel - ist ein Bau voll
architektonischer Heiterkeit, ich möchte fast sagen Selbstzufriedenheit.
Vor ein paar Jahre hatte ich einmal Gelegenheit, es von oben bis unten zu
durchstöbern, und bei jedem Zimmer tat sich eine neue
Biedermeierherrlichkeit vor den entzückten Blicke auf. Ruhevolles
Behagen, das von diesen holzwarmen, gemütvollen alten Möbeln auszugehen
schien, durchströmte das ganze Haus. Im übrigen verbindet sich altes und
neues recht harmonisch in Bad Brückenau. Wenn man dazu die
ausgezeichneten Heilwirkungen seiner Quellen mit einbezieht.: 'Wernarzer
Heilquelle' für Nierenleiden, 'Stahlquelle' für Blutarmut und
Frauenleiden und 'Sinnberger Quelle' für Kehlkopf- und Halsleider, so ist
es nicht verwunderlich, dass Brückenau eine vorzügliche Frequenz
aufzuweisen hat. Tausende sind es, die jährlich da Heilung suchen und
finden, denen in der köstlichen Waldluft und dem tiefen Frieden dieses
kleinen Eden Kraft der Nerven und die Harmonie der im Daseinskampf hundertfältig
gespaltenen Seele wiedergeschenkt wird. Die Zauberkräfte, welche eine unberührte
Natur entfaltet, sind neben den berühmten Heilerfolgen seiner Quellen
wohl als stärkste an Brückenau und sein Eigenstes. Dass alle jene, die Vergnügen
und Unterhaltung suchen, auf ihre Rechnung kommen, ist
selbstverständlich. Im kleinen Rahmen wir hier jede Abwechslung geboten,
die man in einem modernen Bad sucht und fordert: wer aber ein Auto hat,.
und dies sind heute 33 Prozent der Menschheit - dem steht die ganz Rhön
offen bis nach Fulda und dem glanzvollen Weltbad Kissingen und darüber
hinaus das lieblich, gesegnete fränkische Land, von dessen Kostbarkeiten
eine das reizende Bad Brückenau ist." |
(Begeisterter) Bericht eines jüdischen Kurgastes über Bad
Brückenau (1931)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Juli 1931: "Warum in die Ferne?...
Bad Brückenau, 15. Juli (1931). Es gibt welche, für die Ferien und Ferne
nicht nur lautverwandte Worte, sondern unzertrennliche Begriffe sind.
Kombinierte Fahrthefte müssen eine Unzahl von Kilometern ausweisen,
Tafeln an den Stationsgebäuden Höhenrekorde über See. Man muss einen
langen liegen Tag durch ödes Land, das Flügel von Windmühlen noch
einsamer machen, fahren, um ans offene Meer zu gelangen. Warum aber in die
Ferne?
Müssen es gleich brausende Wellen und springende Fluten sein; können nur
Gletscher und weiße Bergspitzen unser müdes Herz erfreuen; muss es
unbedingt Neuschnee zum Frühstück und Alpenglühen zum Abendessen sein,
wenn unsere Nerven nach Anspannung eines Jahres ein wenig zur Ruhe kommen
sollen?
Hier liegt eine Talmulde zwischen bewaldeten Hügelketten hingestreckt,
wie sie in dieser einzigartigen stillen, unaufdringlichen Schönheit und
Lieblichkeit kaum anderswo zu sehen ist. Und gerade wer von der Welt und
ihren ragenden und rauschenden Wundern etwas gesehen hat, wird von dieser
stillen keuschen Pracht zwischen Berg und Baum bis ins Innerste gepackt.
Warum also in die Ferne?...
Alles verwandelt sich in diesem Farbenkessel der Natur in Freude und
Lieblichkeit. Stahl und Schwefel verlieren ihren harten Klang und ätzenden
Geschmack. Sie bieten sich, weit weg von Dolch und Pulver, als Heil und
Heilung. Seine Stahl- und Schwefelbäder sind der Ruhm Brückenaus.
Was eine gütige göttliche Natur in dieses Tal an blühender Schönheit
hineingegossen hat, ist grandios. Was der Mensch dazu hineingebaut hat,
ist nicht viel, passt sich aber der Natur an. Alles steht anmutig und
zweckmäßig da, wie mit den Quellen dem Boden entsprungen. Baumreihen,
gut gepflegt, stehen vor einem massiven Kurhaus, zu dem breite Steinstufen
einer Freitreppe wie zu einem Schlosse hinaufführen. Eine Trinkhalle,
mehr eine große Glasveranda voller Palmen, fügt sich ins Bild genau so
harmonisch ein, wie das ‚Palais’ des Herrn Badekommissar und das
Tempelchen, auf dem der Herr Kapellmeister seine Spielerschar meistert.
Gemächlich plätschert die Sinn durch den grünen Wiesengrund und flüstert
ihre Geheimnisse ins Wogen der grauen, bald schnittreifen Kornfelder
hinein. Ein Kirchlein am Hange ruft mit dünnem Glöcklein ins Tal hinab.
Die Böschung hinauf faucht das Züglein wie im Kampfe gegen einen
Asthmaanfall: ‚Pack ich’s, pack ich’s nicht, ich. Ich pack's!’
Es ist das Eigentümliche und Bezeichnende an diesem Inselchen der
Seligkeit, dass hier alles auf seinem rechten Platze steht, als könnte es
gar nicht anders sein, dass kein Punkt weit und breit ins Auge fällt, der
nicht dem Heilzwecke des Bades diente. Nichts stört die paradiesische
Illusion. Kein Geschäftsbetrieb, der in Zahlungsschwierigkeit kommt,
keine Bank, die ihre Schalter schließt. Kredite – es kann sich nur um
Sabbatkredit im Cafe handeln – werden nicht gekündigt. Die Alleen und
der verschwiegene Wiesenpfade am Waldesrande, die von Dächern an den Hängen
rotgetupfte dunkelgrüne Hügelwand und die Rosen und Geranien oben vor
dem Schlosse, sie alle gehören dazu. Krieg, Nachkrieg, Reparationen,
Hoover, Notverordnung, Bankkrach, - hier ist noch alles wie am ersten
Tage…
Der etwas steil gebaute Kurdiener von unbestimmtem Alter präsentiert
schon beim ersten Frühstück des Neuankömmlings die Kurkarte mit einer
Grandezza, als wollte er sagen: ‚Wusste schon, Sie kommen wieder! Wer
einmal bei uns war…’ Und er weist nach der goldenen Sonne auf den
leuchtenden Gipfeln: ‚Gelle, das haben wir fein gemacht!’
Der alte gute Bott mit seinen schneeweißen Schnurbartbüschen verfolgt
dich genau wie dazumal mit seinem überschulterten Apparat wie dein
eigener Schatten. ‚Aufnahme’? Er hatte bereits deine Großmutter der
der hohen Frisur unter dem steilen Blumenhut vor vierzig Jahren am
gleichen Steinblumenpostament photographiert.
Und der Blechschutzmann, der am Eingang des Kurgartens mit dem rechten Arm
den rechten Weg zeigt, er hat unter der Zeiten Stürmen stark gelitten,
aber er hat Kaiser und König in Deutschland und Bayern überlebt…
Und was diese Perle im Rhöntale zu einer jüdischen Perle macht, da sind
die zwei jüdischen Hotels, wie sie auf keiner Bergeshöhe, an keinem
Meeresstrande, in keinem Weltverkehrszentrum besser und fachmännischer
geführt werden können. Tüchtigkeit, Fleiß, Fachkenntnis, guter Wille
und wahre Liebe zum Werke wirken zusammen, dem Kurgaste mehr als nur eine
Gaststätte zu bieten, nämlich ein Heim; dem jüdischen
Kurfremden auch in jüdischer und religiöser Beziehung ein Stückchen
Heimatboden zu geben. Zwei Häuser und eine Gemeinde.
Konkurrenzunternehmen? Würden alle Staaten und Völker Europas, alle
gegensätzliche Faktoren im politischen und Parteileben sich das
friedliche edle Wettrüsten dieser zwei jüdischen Gaststätten zur
Befriedigung der Mägen und Befriedigung der Seelen zum Muster nehmen; wir
hätten keine geschlossenen Bankschalter … Text
nur fragmentarisch erhalten.
Ein gut Teil der Kurgäste füllen die … Beamten und
‚Festbesoldeten’ - |
im Deutsch
von 1931: Halbbesoldeten – aus, bei denen der vielprozentige
Gehaltsabzug nicht gerade mildernd auf den Prozentsatz von Zucker und
Eiweiß gewirkt hat. Gar zu viele sind es heute, die sich mit
‚Heimurlaub’, mehr als vier Wochen lang – abfinden müssen. Ihnen
allen wünschen wir, dass sie schon nächstes Jahr hier die Erholung von
den Anstrengungen einer Hochkonjunktur suchen und finden…
Denen aber, die auch dieses Jahr an der blauen Adria oder in Wolkenhöhe
Heil und Heilung suchen zu müssen glauben, möchten wir aus dem schönsten
aller heimatlichen Täler mit den besten jüdischen Lebensmöglichkeiten
zurufen: Warum in die Ferne?...
Und noch mehr denen, die wohl den Weg hierher ins Tal finden, aber nicht
in eines der beiden herrlichen jüdischen Heime; die sich – das gilt in
noch höherem Maße für Kissingen, Oberhof und andere deutsche Bäder –
mit ihren dreimal jüdischen Gesichtern gegen viel teureres Geld, bei weit
schlechterer Behandlung, in anderen Hotels über die Achsel schauen lasen,
rufen wir zu: Warum in die Ferne…" |
Badebrief aus Bad Brückenau (1932)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Juli 1932: "Ein kleines
Paradies. Gedanken über Gedankenlosigkeit in der Liegehalle zu Bad Brückenau.
‚Nicht arbeiten, nicht sprechen, nicht lesen, nichts denken!’
lautet die diktatorische Verordnung des Arztes für die Ruhestunde nach
dem Bade. – So denke ich bereits eine halbe Stunde angestrengt darüber
nach, wie man es zuwege bringt, nichts zu denken.
‚Erfrischt und erholt, wie aus einem Stahlbade hervorgegangen’, sagen
die Menschen. Wieder einmal eine der Redewendungen, die lügen. Ich bin
eben aus dem Stahlbade hervorgegangen – und bin so müde und
zerschlagen, dass ich meine Glieder nicht bewegen kann. Betriebsschluss!
Nur oben, an der Denkstelle, hat der Werkmeister vergessen, den Kessel
abzustellen… - - -
Genau vor einem Jahre lag ich auf demselben Liegestuhle im stillen
Bad Brückenau und dachte, wie heute, über das Nichtdenken nach. Es liegt
zwischen damals und heute, zwischen Brückenau und Brückenau, die Welt
zwischen Asien und Europa. Ich bin inzwischen durch die dunklen Felswände
der Karpaten dem Lauf der Weichsel bis Warschau gefolgt und weiter hinauf
bis zur sowjetrussischen Grenze gekommen, habe bei den Lichtern von Athen
den Piräus aus den blauen Fluten des Mittelmeeres aufsteigen gesehen,
habe hinauf zum Tabor und Karmel geschaut und mich im glitzernden Becken
gespiegelt, wo sich der Jordan ins Tote Meer ergießt. All das in einem
knappen Jahre. Auf dem grünen Teppiche zu Füßen der sanften Rhönhöhen,
den die Menschen Bad Brückenau nennen, von dem aus ich vor einem Jahr
gestartet, so ich nun wieder gelandet bin, ließe sich in Muße das Fazit
des erlebnisreichen Reisejahres ziehen, wenn – wenn das Denken nicht als
gänzlich kurwidrig so strengstens verboten wäre…
Dieses Kurgärtchen, in die baumgefüllte, von Bächen
durchrauschte Talmude zwischen tiefgrünen Bergwänden gestellt, ist von
einem Liebreiz übergossen, wie er nur aus Gotteshand kommen kann. Alle
Farben der schönen Welt, von der Adria bis zum Kinneretsee (See
Genezareth), werden in der Erinnerung lebendig. Für diese Tage und Wochen
hat sich das kleine Bad einen italienischen Himmel ausgeliehen, klare
durchsichtige Luftmassen aus Tiberias |
bezogen
und die würzigen Dürfte kommen aus den Rosenhainen von Jericho. Die
Musik, die auf dem Pavillon stark übertönend, kommt von oben, wo in den
Baumwipfeln sich unbekannte Vögel ein Sängerfest geben, aus den Wiesen,
wo um gurgelnde Bäche Bienen und Käfer summen. Plakate laden zu einer
Gemäldeausstellung, aber die Sonne zeichnet auf den grünen und
sandgrauen Grund unseres Hotelgartens Figuren, wie sie keine Meisterhand
nachmacht. Prospekte loben den Heiltrank am Brunnen, den Stahl und
Schwefelgehalt der Bäder. Und übersehen, dass sich hier in der Freie und
Weite eine verschüttet geglaubte Heilquelle im Herzen losreißt, die stärker
wirkt, als alle Wässerlein, die man in oder über sich rieseln lässt.
Für ein paar Tage dem Strudel entzogen, ist der Mensch eingereiht in das
große goldene und grüne Wunder von Sonne und Wald.
- - -
Was für merkwürdige Dinge die Morgenzeitung aus einer Welt weit weit
hinter uns bringt! Helm und Stahl ! Banner und Fahne! Rot und braun!
Kreuz, und ein Haken dabei! Sturm im Schritt! Front aus Eisen!
Gummiknüppel und Heil! Sonntagsglocken läuten zu Mord und
Totschlag! Hier haben Stahl und Schwefel weichen Klang und sind Faktoren
der Gesundung, hier ist der Boden mit weichem Teppich ausgelegt, sind die
Wände dick und grün gepolstert, dass jeder harte Schritt und Ton
aufgefangen und abgedämpft wird… Mal ein durchsausendes Auto, aus dem
Menschen wie aus einem anderen Stern den Gruß ihrer Partei in die Kurstraße
grölen. Kein Stäubchen erhebt sich, kein Echo folgt dem blitzschnell
verfliegenden Spuk. In dieser weiten, grünen Welt, darin die dunklen Hügelketten
wie die Wellen verlaufen, verhallt alles Gemeine, wie der Möwe heiserer
Schrei über das weite blaue Meer…
Irgendwo in Nordpalästina graben die Archäologen nach dem
verlorenen Paradiese der ersten Menschen. Drei Bahnstunden von Frankfurt
entfernt, öffnet je mit Sommeranfang ein ‚kleines Paradies’ seine
goldenen Pforten. Und es ist noch nicht ganz entdeckt, dieses kleine
Paradies…
Allein, ich kenne die Einwände: ‚Eher kommt das bekannte Kamel durch
das ebenso bekannte Nadelloch, als - ein Nicht-Reicher in dieses
Himmelreich…’ Das mag zutreffen für jene Plätze, wo sich Menschen am
Meeresstrande oder auf Dreitausendmeterhöhe mit viel Nacktheit, die
einmal zu einem Paradiese gehört, und mondänem Betrieb große Paradiese
geschaffen haben. Hierher führt der Weg über Jossa, wo es noch keine
Zollschranke und keine Devisenzentrale gibt (obwohl Einfallstor nach
Bayern). Hier residierten Vater Strauß und Vater Kaufmann, die den
‚Etat’ von 1932 wohl kennen und es dem Gaste nicht allzu schwer
machen. Schwer machen sie es ihm höchstens, die Rationen auf den Platten
zu bewältigen. Brückenau rechtfertigt seinen Ruf als Mittelstandsbad
heute mehr denn je.
Wirtschaftlicher Mittelstand kann aber heute geistigen Hochstand bedeuten.
So finden sich hier die Gäste aus beiden Häusern zu einer Gemeinde.
Gelehrte vom Fach, Schriftsteller, Rabbiner, Lehrer, Akademiker und
gebildete Kaufleute sind zusammengehalten von einer schönen,
unaufdringlichen Geistigkeit, der noch die täglichen Gottesdienste,
gelegentliche vorträge, Aussprechen jenen religiösen Hauch verleihen,
der schon Brückenauer Tradition ist, wie das Wernarzer Wasser und die
Stahlquelle…
Wollte ich für Bad Brückenau werben, wo es doch die Quellen die
Berge, die Bäume und – nicht zuletzt die Küchen der beiden jüdischen
Hotels in so weit reichender Weise selbst tun?
Das wollte ich wirklich nicht. Wollte nur liegen, ruhen, nicht
denken.
Und wenn man die Technik des Nichtdenkens übt, entsteht zumeist ein
Feuilleton… -tz." |
Zu Beginn der NS-Zeit - Artikel über die unsichere
Situation Juni 1933
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Juni 1933: "Bad Brückenau, 18.
Juni (1933). Wir werden um Aufnahme folgender Zeilen gebeten. Es herrscht
in unseren Kreisen noch vielfach die irrige Auffassung, dass verschiedene
jüdische Hotels in der diesjährigen Saison nicht geöffnet werden.
Dieser falschen Vorstellung müssen wir mit aller Energie entgegentreten.
Die jüdischen Hotels, speziell die rituell geführten, die wohl unter den
heutigen Verhältnissen, wie jeder einzelne, doppelt schwer um ihre
Existenz ringen, haben unter Aufwendung schwerster Opfer alles daran
gesetzt, um ihren Gästen einen angenehmen, und frei von jeder Belästigung
ungestörten und besonders in Bezug auf die rituelle Verpflegung
‚genussreichen’ Aufenthalt zu verschaffen.
So haben besonders in Bad Brückenau, das seit Jahrzehnten als weltberühmtes
Heilbad sowohl für Nieren- und Blasenkranke als auch Erholungsbedürftige,
ebenso durch seine idyllische und unvergleichlich schöne Lage bekannt
ist, die Hotelbesitzer Kaufmann und Strauß, deren Häuser von jeher das
beste Renommee genießen, bewiesen, dass der Aufenthalt in dieser Saison
genau den früheren gleichkommt, und was das heißt, kann nur der
beurteilen, der seine Schritte schon einmal dorthin gelenkt hat. Dabei
sind die Pensionspreise trotz verschiedener erhöhter Lebensmittelpreise
den heutigen Verhältnissen weitgehendst angepasst, sodass sich jeder
erlauben kann, seine Ferien- und Erholungstage dort zu verbringen. Es ist
daher Pflicht aller unserer Glaubensgenossen, gerade die jüdischen Häuser
in dieser schweren Zeit zu berücksichtigen." |
Berichte/Anzeigen
zu einzelnen Personen aus der Gemeinde
Brief
an David Cahner in Brückenau
(1860er-Jahre)
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller,
Kirchheim / Ries) |
|
|
Beschnittener Brief, adressiert an David Cahner in Brückenau. Das genaue Jahr lässt sich aus dem Stempel
nicht ermitteln (die Briefmarke wurde im Zeitpunkt von 1862 bis 1868 verwendet wurde.
Die jüdische Familie Cahner ist in Brückenau bereits in der Matrikelliste von 1817
genannt (Joseph David Cahner, tätig im Waren - und Viehhandel). Im jüdischen
Friedhof in Pfaffenhausen sind u.a. Josef Cahner und Henriette Cahner
geb. Kohnstamm aus Brückenau beigesetzt (siehe Fotos auf der genannten
Friedhofseite). Weitere Angaben können derzeit nicht angegeben werden
(Recherchen von Peter Karl Müller). |
Verlobungsanzeige von Sofie Strauss und Max Friedmann
(1908)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. April 1908: "Statt
Karten.
Sofie Strauss - Max Friedmann. Verlobte.
Bad Brückenau - Frankenwinheim." |
Zum Tod von Lazarus Hecht (1921)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Dezember 1921: "Brückenau. 30.
November (1921). Einen guten Menschen und treuen Jehudi haben wir hier mit
Lazarus Hecht zu Grabe getragen. Voller Güte stand er Jedem zur Seite,
der seinen klugen Rat und seine Hilfe in Anspruch nahm. Von glühender
Liebe zu seiner Gemeinde beseelt, nahm er an ihrem Gedeihen das größte
Interesse. Im Geiste der Wahrheit, die in seinem Hause waltete. Erzog er
auch mit Hilfe der gleich gearteten Gattin seine Kinder. Möge Gott den
trauernden Hinterbliebenen seinen wahren Trost angedeihen lassen.
Seine
Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens." |
Verlobungsanzeige
für Irma Stern und Adolf Strauss (1922)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. März 1922: "Irma
Stern - Adolf Strauss. Verlobte.
Brückenau (Bayern) - Wachenbuchen
bei Hanau. Februar 1922." |
Verlobungsanzeige von Ella Frank und Isak Goldschmidt
(1922)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. Oktober 1922: "Ella
Frank - Isak Schmidt. Verlobte.
Würzburg, Dominikanergasse 6 - Brückenau." |
Geburtsanzeige für eine Tochter von Simon Bloch und Fanny geb. Frank (1923)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. September 1923: "Gott
sei gepriesen. Die mit Gottes Hilfe glücklich erfolgte Geburt eines
gesunden Töchterchens zeigen in dankbarer Freude an Simon Bloch und Frau
Fanny geb. Frank. Stadt Brückenau. 27. Elul 5683 - 8. September
1923." |
Zum Tod von Samuel Stern (1925)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. Februar 1925: "Brückenau,
8. Februar (1925). Unsere Gemeinde wurde unerwartet von einem schweren
Verluste getroffen. Samuel Stern, unserer Besten einer, ist nicht mehr.
Seine gewohnten Tätigkeit nachgehend, ereilte ihn unterwegs ein
tückischer Unfall, an dessen Folgen er nach kaum zweitätigem
Krankenlager verschied. - Im 48. Lebensjahre, auf der Höhe seiner Kraft
angelangt, wurde seinem rastlosen Wirken und Schaffen für Familie und
Gemeinde jäh ein frühes Ziel gesetzt. Es weinen um ihn nicht nur Gattin
und Kinder, nahe und entfernte Verwandte, alle die ihn kannten, Juden und
Andersgläubige, beklagen in seinem Heimgang einen edlen, aufrichtigen
Charakter, einen liebenswürdigen, stets hilfsbereiten Mitmenschen. Ein
Jehudi im besten Sinne ist mit ihm dahingegangen. Für Toraworte stets
empfänglich, beteiligte er sich eifrigst an den Lernzirkeln innerhalb
unserer Gemeinde; und auch im Gotteshaus zählten wir ihn zu den ersten
Besuchern. Seit einer Reihe von Jahren führte er mit Treue und
Gewissenhaftigkeit das Amt einer Rechnungsführers, und stellte so seine
schätzenswerte Kraft auch in den Dienst der Gemeindeverwaltung. Sein
Scheiden hat daher nicht nur im Kreise seiner Familie, sondern auch in
unserer Gemeinde eine große Lücke hinterlassen. Seine Seele sei
eingebunden in den Bund des Lebens." |
Grabstein für Samuel Stern im jüdischen Friedhof
Bad Brückenau. |
Verlobungsanzeige von Selma Grünebaum und Leo Rosenstock sowie Bia Grünebaum
und Moritz Hess (1925)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. November 1925:
"Statt Karten - Gott sei gepriesen - Selma Grünebaum - Leo
Rosenstock. Verlobte. Brückenau - Fulda // Bia Grünebaum - Moritz Hess -
Verlobte. Brückenau - Birstein. November 1925 - Marcheschwan
5686." |
80. Geburtstag von Hannchen H. Stein (1925)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. März 1925:
"Stadt Brückenau, 3. März (1925). Am Purim feiert unsere
allverehrte Bürgerin, Frau Hannchen H. Stern, ihren achtzigsten
Geburtstag. Frau Stern besitzt - Gott sei gepriesen - noch ihre volle
geistige und körperliche Rüstigkeit, um in gewohnter Weise
Wohltätigkeit zu üben und sich keine Mizwohtat entgegen zu lassen.
(Alles Gute) bis 120." |
Verlobungsanzeige von Elli Grünebaum und
Julius Vorchheimer (1927)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Juli 1927: "Statt
Karten. Gott sei gepriesen.
Elli Grünebaum - Julius Vorchheimer. Verlobte. Brückenau - Juli
1927 / Tammus 5687 - Würzburg." |
Zum Tod des Gemeindevorsitzenden Nathan Grünebaum (1927)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. November 1927:
"Brückenau, 27. Oktober (1927). Unsere Gemeinde trauert. Der seit
fast 25 Jahren in seltener Treue an der Spitze der Gemeindeverwaltung
wirkende erste Vorsitzende Nathan Grünebaum, ist nicht mehr. Die
Trauerbotschaft, die am vergangenen Dienstag in früher Morgenstunde aus
Frankfurt am Main hierher gelangte, woselbst der Verblichene bei einer
ärztlichen Untersuchung plötzlich einem Schlaganfall erlag, löste in
unserer Gemeinde größte Bestürzung aus. Trafen wir doch schon im
stillen Vorbereitungen zu einer Jubelfeier für unseren, von jedermann
hoch geschätzten und verehrten Kultusvorstand. Am Schabbat Lech Lecha
wollten wir ihn in unserer, mit seinem Namen eng verknüpften Synagoge
feiern, wollten ihm danken für seine ersprießliche Tätigkeit auf allen
Gebieten unseres Gemeindelebens. (Hebräisch und deutsch:) Nun hat ihn
Gott uns genommen.
Er vereinigte in sich wie selten ein Mann alle Eigenschaften, die ihn
geradezu zum Muster eine Gemeindevorstehers stempelten. Von einer schon im
Elternhause (im nahegelegenen Züntersbach)
sorglich gepflanzten, tief inneren Frömmigkeit beseelt, ausgestattet mit
einem klaren, aufs Praktische gerichteten klugen Verstande, gepaart mit
einem edlen Herzen, verstand er es, seine Gemeinde so zu leiten, dass ihr
Name in der bayerischen Judenheit einen guten Klang hat. Seine
Friedensliebe, seine selbstverständliche, anspruchslose Bescheidenheit,
sein goldner Humor gewannen ihm die Herzen aller. Wie fühlbar die Lücke
ist, die sein Heimgang bei uns hinterlassen, das zeigte sich auch bei der
erhebenden Trauerfeier.
Am Stadteingang von seinen Gemeindemitgliedern empfangen, wurde der Abwesende
in unser schönes, im vollen Lichterglanz erstrahlendes Beit HaKnesset
(Synagoge) geleitet. Eine vielköpfige Menge aus allen Kreisen unserer
Stadt und Umgebung, darunter die Spitzen der Behörden und der
Stadtgeistliche, ein großer Kreis von Verwandten und Freunden, hatte die
Synagoge überfüllt, als die Feier ein Wort Davids einleitete.
Eine tief empfundene Trauerfeier unseres verehrten Herrn
Distriktsrabbiners Dr. Bamberger, Bad Kissingen, eröffnete den Reigen der
Redner. Durch Verleihung des Chawer-Titels ehrte der Rabbiner den
frommen Sinn des Heimgegangenen, seine Liebe zur Tora, seine Verdienste um
die Gemeinde. Im Namen derselben sprach sodann Herr Hauptlehrer
Gundersheimer und zeichnete in kurzen Strichen einige Momentbilder aus dem
reichen, fruchtbaren Leben Nathan Grünebaums, den Hinterbliebenen zum
Troste, den Gemeindeangehörigen zum aufmunternden Ansporn.
In warmen Worten rief Herr Seminaroberlehrer Stoll, Würzburg, im Auftrag
des Verbands bayerischer israelitischer Gemeinden dem Tagungsmitgliede und
Fraktionskollegen N. Grünebaum einen letzten Scheidegruß zu, würdigte
die wesentlichen Charakterzüge desselben und malte ein treffliches Bild
seiner vertrauenswürdigen Persönlichkeit.
Im Namen der Familie nahm nun Herr Hauptlehrer N. Ehrenreich, Nürnberg,
herzlichen Abschied von dem Onkel, dem väterlichen Freund und Berater.
Nach Rezitation des Psalmes 23 verließ die große Schar tief Ergriffener
lautlos das Gotteshaus.
Der Herbstwind riss die verwelkten Blätter der Zierpflanzen an der
mattgrau getünchten Außenwand unserer Synagoge zu Boden - die Zierde
unserer Gemeinde, vom Lebenssturm jäh getroffen, sollte nun der Erde
wiedergegeben werden.
Am geöffneten Grabe angelangt, füllten nochmals Tränen die Augen, als
der einzige Sohn des Verstorbenen, Herr Rechtsanwalt Dr. Michel
Grünebaum, bewegten Herzens für die dem Vater - seligen Andenkens
- gewordene Ehre dankte und gelobte, in dessen Sinne weiter
zu leben.
Möge das Verdienst des Frommen ein rechter Fürsprecher sein
für seine Familie, für unsere Gemeinde! Amen! |
|
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 13.
Dezember 1927: "Brückenau. Unsere Gemeinde trauert. Der seit
fünfundzwanzig Jahren in seltener Treue an der Spitze der
Gemeindeverwaltung wirkende erste Vorsitzende, Herr Nathan Grünebaum, ist
nicht mehr. Der Verblichene vereinigte in sich wie selten ein Mann alle
Eigenschaften, die ihn geradezu zum Muster eines Führers für unsere
Gemeinde stempelten. Von einer schon im Elternhause (im nahegelegenen
Züntersbach) sorglich gepflanzten, tief inneren Frömmigkeit beseelt,
ausgestattet mit einem klaren, aufs Praktische gerichteten klugen
Verstande, gepaart mit einem edlen Herzen, verstand er es, seine Gemeinde
so zu leiten, dass ihr Name in der bayerischen Judenheit einen guten Klang
hat. Seine Friedensliebe, seine selbstverständliche, anspruchslose
Bescheidenheit, sein goldener Humor gewannen ihm die Herzen aller. Wie
sehr er auch über den Kreis unterer Gemeinde hinaus das Vertrauen seiner
Glaubensgenossen sich erfreuen durfte, das zeigte das ihm bei der letzten
Verbandswahl übertragene Mandat als Tagungsmitglied. Die Bestattung
gestaltete sich zu einer erhebenden Trauerfeier. Ein tief empfundener
Nachruf unseres verehrten Herrn Distriktrabbiners Dr. Bamberger (Bad
Kissingen) eröffnete den Reigen der Redner. Durch Verleihung des
Chawertitels ehrte der Rabbiner den frommen Sinn des Heimgegangenen, seine
Liebe zur Tor, seine Verdienste um die Gemeinde. Im Namen derselben sprach
Herr Hauptlehrer Gundersheimer und zeichnete in kurzen Strichen einige
Momentbilder aus dem reichen fruchtbaren Leben N. Grünebaums, den
Hinterbliebenen zum Troste, den Gemeindeangehörigen zum aufmunternden
Ansporn. In warmen Worten rief Herr Seminaroberlehrer Stoll (Würzburg) im
Auftrage des Verbandes bayerischer israelitischer Gemeinden dem
Tagungsmitglied und Fraktionskollegen N. Grünebaum einen letzten
Scheidegruß zu, würdigte die wesentlichen Charakterzüge desselben und
malte ein treffliches Bild seiner vertrauenswürdigen
Persönlichkeit." |
Zum Tod von Jeanette Strupp geb. Eisemann (1928)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Juni 1928:
"Brückenau, 20. Mai (1928). Nach kaum vollendetem fünfundsiebzigsten
Lebensjahre verschied hier Frau Jeanette Strupp geb. Eisemann. Von ihrem
Geburtsort Maßbach (Ufr.), woselbst
die schlichte, anspruchslose, stets pflichttreue Frau ein echt jüdisches
Haus gründete, siedelte sie in unsere Gemeinde über, die ihr zur zweiten
Heimat wurde. Wechselvoll zwar war ihr Lebensschicksal, doch ihr
Gottvertrauen hielt sie stets aufrecht. Nun hat ihr arbeitsreiches Leben,
das nicht nur zahlenmäßig, sondern mehr dem Inhalt nach ihm Sinne der 'sieben
vollen Wochen' (3. Mose 23,15) bezeichnet werden darf, einen sanften
Abschluss gefunden. Nicht nur im Kreise ihrer Familie, auch in unserer
Gemeinde wird ihr Andenken ein gesegnetes bleiben. Ihre Seele sei
eingebunden in den Bund des Lebens." |
Links: Grabstein für Jeanette Strupp geb. Eisemann im jüdischen
Friedhof Bad Brückenau |
Geburtsanzeige für eine Tochter von Simon Bloch und Fanni geb. Frank
(1928)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. September 1928: "Gott
sei gepriesen. Die glückliche Geburt einer Tochter zeigen in dankbarer
Freude an
Simon Bloch und Frau Fanni geb. Frank. Brückenau, 15. Elul 5688 -
31. August 1928.
Zugleich wünschen wir allen Freunden und Bekannten ein herzliches 'gutes
neues Jahr'." |
Verlobungsanzeige von Rosi Schuster und Robert Hess (1929)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. März 1929: "Rosi
Schuster - Robert Hess. Verlobte.
Brückenau - Vacha. Purim / 26. März 1929". |
Abschiedsfeier des Frauenvereins für Hannchen
Grünebaum (1929)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. November 1929: "Brückenau, 17.
November (1929). Gestern Abend veranstaltete der hiesige Frauenverein eine
schlichte, aber umso herzlichere Abschiedsfeier zu Ehren der zu ihren
Kindern nach Frankfurt am Main übersiedelnden Frau Hannchen Grünebaum,
Gattin des vor 2 Jahren verstorbenen langjährigen Vorsitzenden unserer
Gemeinde. In ehrenden Worten wurde der von hier Scheidenden der Dank für
eifriges Wirken innerhalb unserer Gemeinde ausgesprochen und ihr, als äußeres
Zeichen dieses Dankes, ein Ölgemälde unserer hiesigen schönen Synagoge
überreicht. Sichtlich gerührt, dankte Frau Grünebaum mit herzlichen
Worten für die ihr so unerwartet gewordene Ehrung und gelobte, auch fern
von hier, mit der hiesigen Gemeinde innerlich verbunden bleiben zu willen.
Unsere besten Wünsche begleiten sie in ihr neues Heim." |
80. Geburtstag des Hilfsvorbeters und Rechnungsführers Josef
Finsterwald (1931)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Oktober 1931: "Brückenau,
5. Oktober (1931). Am 7. Oktober dieses Jahres begeht Herr Josef
Finsterwald, dahier seinen 80. Geburtstag in selten geistiger und
körperlicher Rüstigkeit. Mögen seinem arbeitsreichen und gesegneten
Leben noch viele frohe Jahre in Glück und Zufriedenheit beschieden
sein." |
|
Artikel in
der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. Oktober 1931:
"Brückenau.
Im Kreise seiner Kinder und unter freudiger Teilnahme unserer Gemeinde
feiert heute Herr Josef Finsterwald seinen 80. Geburtstag. Der Jubilar
erfreut sich voller körperlicher und geistiger Frische. Bereitwillig
stellt er sich jederzeit in den Dienst unserer Gemeinde als Hilfsvorbeter
wie auch als Rechnungsprüfer. Seine Verdienste ehrte die Gemeinde durch
Ernennung zum Ehrenmitgliede." |
|
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Oktober 1931: "Brückenau,
7. Oktober (1931). im Kreise seiner Kinder und unter freudiger Teilnahme
unserer Gemeinde feierte, wie schon gemeldet, Herr Josef Finsterwald
seinen 80. Geburtstag. Die Gemeinde ehrte seine Verdienste dadurch, dass
sie ihn zu ihrem Ehrenmitgliede ernannte. (Alles Gute) bis 120
Jahre." |
Verlobungsanzeige für Martha Kaufmann und Daniel Schönfärber
(1931)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. Dezember 1931: "Gott
sei gepriesen! Martha Kaufmann - Daniel Schönfärber. Verlobte. Bad
Brückenau - Kitzingen am Main. Chanukka 5692." |
Verlobungsanzeige für Karola Grünebaum und Meier Sitzmann (1933)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. März 1933: "Gott
sei gepriesen. Karola Grünebaum - Meier Sitzmann.
Verlobte.
Brückenau Unterfranken. März 1933. Stuttgart, Sängerstraße
1." |
Zum Tod von Rosa Adler geb. Strauß (1935)
Artikel in
der "Bayerischen israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. September 1935:
"Brückenau,
25. August (1935). Am Freitag, den 16. August, verschied hier nach mehrwöchentlicher
Krankheit im 74. Lebensjahr Frau Rosa Adler geb. Strauß. Eine wahrhaft
Fromme ist mit ihr aus dem Leben geschieden. Am Grabe und im Trauerhaus
gedachten die Herren Lehrer Strauß (Mittelsinn) und Gundersheimer (Brückenau)
der Entschlafenen. Durch den Tod von Frau Adler wurde ihr Sohn, Herr
Hauptlehrer Max Adler – München, in tiefe Trauer versetzt." |
|
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. August 1935: "Brückenau, 25.
August (1935). Am Freitag, den 17. Aw verschied hier nach mehrwöchentlicher
Krankheit im 74. Lebensjahre Frau Rosa Adler geb. Strauß. Eine wahrhaft
Fromme ist mit ihr aus unserer Mitte geschieden. Im nahe gelegenen
Geroda
geboren, war sie, noch im jugendlichen Alter stehend, ihren Geschwistern
Miterzieherin, Stütze und Halt. Die Pflichttreue, die sie im Elternhause
geübt, die ihr hier, im eigenen Haus Lebenselement gewesen, war der
Inhalt ihres gesegneten Lebens. Vier Kinder erzog sie für Tora und
Judentum. Nun ist ihre reine, starke Seele dem scheinbar schwächlichen Körper
entwichen und unsere Gemeinde betrauert mit den Angehörigen den Verlust
einen ihrer Besten.
Bei der Beerdigung nahm Herr Lehrer Strauß,
Mittelsinn, in innigen Worten
Abschied von der verehrten Tante und zeichnete an Hand eines Ausspruchs
unserer Weisen ein Lebensbild der Heimgegangenen. Im Trauerhause gedachte
Lehrer Gundesheimer in einem Hesped
(Trauerrede) der Entschlafenen, zeige der versammelten Gemeinde den Adel
ihrer Gesinnung. Nicht nur in ihrem Familienkreise, auch in unserer
Gemeinde hat ihr Heimgang eine fühlbare Lücke hinterlassen. Ihre
Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens." |
Links: Grabstein für Rosa Adler im jüdischen Friedhof
in Bad Brückenau |
Verlobungsanzeige von Friedel Roberg und Manfred Stern (Juni 1938)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Juni 1938:
"Friedel Roberg - Manfred Stern. Verlobte.
Schawuot 5698.
Berlichingen - Haifa, Bezalelstr.
28 / Brückenau - Petach Tikwah, Nordaustr.
20". |
Anzeigen und Berichte zu den jüdischen Kureinrichtungen
Restauration von N. Frank (1879)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Juni 1879: "Station Jossa der
Elm-Gemündener Eisenbahn – Vom Bade Kissingen in 3 Stunden erreichbar.
Bad Brückenau, allbewährtes Stahl- und Moorbad, im reizend gelegenen
Tale der Sinn am Rhöngebirge. Neu errichtete, streng religiöse,
israelitische Restauration empfiehlt. N. Frank." |
Provinzialrabbiner Dr. Cahn aus Fulda als Gast in Bad
Brückenau (1900)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. Juli 1900: "Bad Brückenau, 20.
Juli (1900). Heute Nachmittag bot sich den Besuchern des Hotel Kaufmann
hier ein erhebender Anblick. An einem Tische saßen ungefähr 15 Herren
mit großen Folianten vor sich und lauschten begeistert den Worten ihres
verehrten Lehrers, des Herrn Provinzialrabbiners Dr. Cahn – sein
Licht leuchte – aus Fulda, der seit einigen Wochen hier weilt. Es
waren die Mitglieder der von Herrn Dr. Cahn begründeten Schaß Chebrah
(Talmudverein), die täglich ihren Gemoroh Schiur lernt. Hatte doch in der
ehrwürdigen Kehillah (Gemeinde) Fulda einst der berühmte Maharam Schiff
gewirkt und im Bes hamidrasch (Talmudschule) gelehrt. Seit Jahren ist der
allgemein und mit Recht hoch verehrte Fuldaer Rav bemüht, eine Stätte
dauernd zu begründen, wo Thauroh (Tora) gelehrt und gelernt wird.
Hoffentlich gelingt es dem edlen Rabbi, seinen Lieblingswunsch erfüllt zu
sehen. Die betreffenden Mitglieder der Chevrah hatten es sich nicht nehmen
lassen, ihren geliebten Rabbi zu besuchen und in Würdigung seines edlen
Strebens ihm auch in der Sommerfrische Gelegenheit zu geben, seinen Jüngern
einen Labetrunk aus dem Quell des lebendigen Wassers zu spenden. Die
Freude des Herrn Provinzialrabbiner Dr. Cahn über die ihm gebotene Überraschung
war groß. Aus seinen Augen leuchtete aufrichtige Freude und in den Blick
Alles spiegelt sich die Begeisterung, Verehrung und Liebe wieder, die das
Herz der treuen Schüler gegen den verehrten Rabbi erfüllt, Wahrlich ein
Mann wie Herr Dr. Cahn, der wie wenige die Fahne des Judentums hoch hält,
verdient auch, geehrt zu werden. Die Wünsche, die die Mitglieder der erwähnten
Chevrah ihrem Lehrer zum Ausdruck brachten, fanden ein treues Echo in
unserer Brust. Mögen sie in Erfüllung gehen." |
Neujahrsanzeigen (jüdisches Neujahr!)
des Hotels Kaufmann (1900 / 1920)
Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. September 1900: "Bad Brückenau.
Hotel Kaufmann. Allen Verwandten, Freunden und Bekannten wünschen
herzlichst (hebr. ‚Einschreibung
und gute Versiegelung’) ein gutes Neues Jahr. Familie Kaufmann &
A. Binheim". |
|
Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. September 1920: "Allen unseren
Verwandten, Freunden und Gönnern sagen hierdurch herzlich "Einschreibung und gute Versiegelung"
(d.h. 'gutes Neues Jahr') Familien Kaufmann und Binheim. Besitzer des
Hotels Kaufmann. Bad Brückenau." |
|
Links:
historische Ansichtskarte mit dem Hotel Kaufmann in Bad Brückenau (Quelle:
Stadtarchiv Bad Brückenau) |
Anzeigen des Hotels Kaufmann (1900 / 1905 /
1909 / 1911 / 1926)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Mai 1900: "Streng
Koscher - Bad Brückenau - Telefon Nr. 18. Hotel &
Restaurant Kaufmann, gegründet 1876. Mit allem Komfort der Neuzeit
ausgestattetes, altrenommiertes Haus. - Anerkannt vorzügliche Küche.
Reine Weine. - Großer Garten und gedeckte Verandas. - Herrliche Aussicht.
- Hausdiener am Bahnhof. - Mai und September Preisermäßigung. Referenzen
vieler streng orthodoxer Rabbiner zu Diensten." |
|
Anzeige
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 8. Juni 1905:
"Bad Brückenau. Streng Koscher. Hotel Kaufmann (gegründet
1876). Telefon Nr. 18.
Altrenommiertes Haus mit anerkannt feinster Verpflegung. Im vorigen Jahre
bedeutend vergrößert und mit allem Komfort der Neuzeit
ausgestattet.
Prächtiger Speisesaal (200 Personen fassend). - Große gedeckte Veranda.
Schattiger Garten. - Pension in allen Preisladen.
Hausdiener am Bahnhof. Referenzen bezüglich Kascherut von vielen
streng orthodoxen Rabbinern zu Diensten." |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Mai 1909: "Bad
Brückenau. Hotel
Kaufmann. Gegr. 1876. Tel. 18. Streng Koscher. Erstklassiges Haus mit
anerkannt feinster Verpflegung, in nächster Nähe des Kurgartens, des
Waldes und der Quellen. Großer Garten, gedeckte Veranda. Mai und
September Preisermäßigung. Hausdiener zu allen Zügen am Bahnhof." |
|
Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 12.
Mai 1911: "Bad Brückenau - (Bayern). Hotel Kaufmann.
Telefon No. 18. Streng Koscher. Haus I. Ranges - durch Neubau einer
Dependance bedeutend vergrößert. In ruhiger, staubfreier Lage, mit
unvergleichlich herrlicher Aussicht. 60 Fremdenzimmer - 100 Betten -
Modernster Komfort - Pensions-Arrangement - Erstklassige berühmte Küche
- Solide Preise. Grosse Speisesäle - Vestibüle - Veranden -
Gartenanlagen. Mai und September Preisermäßigung." |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. April 1926:
"Bad Brückenau. Hotel Kaufmann mit Dependance. 1876 - 1926 - 50
Jahre.
Das Renommé des Hauses bürgt für angenehmsten Aufenthalt. Vor- und
Nachsaison Preisermäßigung. Tel.-R. 18." |
Anzeigen des Hotels Strauss (1900 / 1901 / 1905 / 1911 / 1923)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Juni 1900: "Mai -
September. Bad Brückenau. Hotel Strauss (früher Kullmann). Koscher.
Den verehrlichen Besuchern des Bades zeigt ergebenst an, dass ich Hotel
Kullmann käuflich übernommen und der Neuzeit entsprechend, komfortabel
eingerichtet habe. 40 Zimmer mit 70 Betten. - Großer Garten mit
prachtvollen Parkanlagen. - Anerkannt gute Küche. - Vorzügliche Weine. -
Eigene Molkerei. - Equipage im Hause. - Hausdiener am Bahnhof. - Telefon
Nr. 16. - Solide Preise. - Referenzen streng orthodoxer Rabbiner. Abraham Strauss,
Restaurateur." |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. Mai 1901:
"Bad Brückenau. Koscher Hotel Strauss
Koscher (
früher Kullmann.).
Telephon Nr. 16. Neu renoviert. Komfortable Fremdenzimmer. Großer
schattiger Park. Vorzügliche Küche, Reine Weihe. Eigene Molkerei.
Flotte Bedienung. Zivile Preise. Hausdiener am Bahnhof.
Mai und September Preisermäßigung." |
|
Anzeige
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 8. Juni 1905:
"Bad Brückenau. Streng Koscher. Hotel Strauss. Telefon No.
16.
Bestrenommiertes Haus in schönster, staubfreier Lage, mit großem,
schattigem Park, in nächster Nähe des Kurgartens und der Quellen.
Neuerbaute große Speiseveranda.
Eigene Molkerei. Pension inklusive Zimmer von Mark 4 an. Hausdiener zu
jedem Zug am Bahnhof, Omnibus auf Wunsch zur freien Benützung. Referenzen
wegen streng koscher vieler orthodoxer Rabbiner." |
|
Anzeige
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 12. Mai 1911:
"Bad Brückenau. Hotel Strauss. Streng Koscher, Tel.
16. In ruhiger Lage, staubfrei, mitten im Park, nächst den Quellen.
Große gedeckte Veranda. Eigene Molkerei. Hotelwagen auf Wunsch zur freien
Benutzung am Bahnhof. Mai und September Preisermäßigung." |
|
Anzeige
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 13. Juni 1913:
"Bad Brückenau. Streng Koscher - Hotel Strauss -
Telefon 16. Bestrenommiertes Haus. Mai und September
Preisermäßigung." |
Wohltätigkeitsveranstaltungen im Hotel Strauß-Kaufmann (1916 / 1921)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 21. Juli 1916:
"Bad Brückenau. Letzte Woche veranstalteten die Gäste der
Hotels Strauß-Kaufmann zum Besten der Lazarette von Brückenau einen
gemütlichen Abend, der einen in jeder Beziehung herrlichen Verlauf nahm.
Besonders verdient machten sich um das Gelingen desselben Frau Dr. Marx,
Frau M. Kahn-Roedelheimer sowie die jungen Gebrüder Klibansky. Es konnten
150 Mark den Lazaretten zugeführt werden." |
|
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 26. Juli 1921: "Brückenau. Ein gemütlicher Abend im
Hotel Strauß ergab 605 Mark für den Kriegswaisenfonds der Agudas
Jisroel". |
Julius
Schuster sucht für sein Hotel ein Leiterehepaar (1923)
Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Mai 1923: "Suche für mein neu
erbautes Hotel einen tüchtigen Leiter.
Frau muss kochen können. Familie streng rituell. Wohnung im Hotel. Anteil
am Reingewinn.
Julius Schuster, Brückenau (Bayern), Badestadt." |
Zur weiteren Geschichte von Familie
Schuster: Sohn David Schuster (geb. 1910 in Brückenau, gest. 1999)
wollte nach seiner Ausbildung in Würzburg und Höchberg das elterliche
Geschäft in Brückenau übernehmen, doch wurde bereits 1933 das
Centralhotel von der Brückenauer NSDAP beschlagnahmt. Danach lebte
Familie Schuster von ihrer kleinen Landwirtschaft. 1937/38 wurden Julius
und David Schuster mehrfach verhaftet und ins KZ Dachau eingeliefert. Sie
wurden im Dezember 1938 zur Auswanderung gezwungen. David Schuster ließ
sich in Haifa nieder. 1956 kehrte er mit seiner Familie (verheiratet seit
1953 in Haifa mit Anita Susanna geb. Grünpeter, geb. 1914 in
Laurahütte/Oberschlesien, gest. 1992 in Würzburg) nach Deutschland
(Bad Brückenau / Würzburg) zurück. 1958 bis 1996 war David Schuster 1.
Vorsteher der jüdischen Gemeinde in Würzburg. Er starb 1999.
Die Eltern von Anita Schuster geb. Grünpeter wurden nach der Deportation
ermordet, siehe Gedenkblätter Yad VaShem, Jerusalem für Fritz
Grünpeter (1877) und Hedwig
Grünpeter geb. Kosterlitz (1884).
David Schusters Sohn Dr. Josef Schuster (geb. 1954 in Haifa) wurde
nach dem Medizin in Würzburg Facharzt für Innere Medizin in
Würzburg und ist seit März 2002 Präsident des Landesverbandes der
Israelitischen Kultusgemeinden in Bayern.
Vgl. Website
Almuni Universität Würzburg, Seite
Bayrischer Verdienstorden u.a.m. |
Links: Grabstein für Senator David Schuster im jüdischen Friedhof
in Würzburg. |
Literaturhinweis: Beitrag zu
Lebensgeschichte und Lebenswerk des 1910 in Bad Brückenau geborenen David
Schuster:
Alexander von Papp: Ein fränkisch-jüdisches Leben im 20.
Jahrhundert - Zum 100. Geburtstag von David Schuster. In: Frankenland.
Zeitschrift für fränkische Landeskunde und Kulturpflege. Verlag
Frankenbund Website www.frankenbund.de.
Heft 4. August 2011 S. 284-295.
Mit Genehmigung des Verfassers und des Verlages online
eingestellt (pdf-Datei). |
Werbung für die Kur in Bad Brückenau (1925)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. April 1925: "Bad
Brückenau, 15. März (1925). Man schreibt uns: Das staatliche
Mineralbad Bad Brückenau (Unterfranken) als Spezialbad für Niederen- und
Harnkranke eröffnet seinen Betrieb am 1. Mai. Seine Heilquellen sind auf
Jahrhunderte alten Ruf begründet. Von ganz hervorragender Bedeutung ist
die 'Wernarzer Quelle', welche in ihrer harntreibenden Wirkung alle bis
jetzt gerühmten und in Ansehen stehenden Brunnen weit übertrifft.
Besonders wirksam ist dieselbe bei chronischen Entzündungen des
Nierenbeckens und der Blase, während die 'Stahl-Quelle' als ein
kohlensaures Eisenwasser von großer Klarheit und angenehmem Geschmack bei
leichtester Verdaulichkeit als wichtiges Kurmittel bei Blutarmut,
Bleichsucht und Frauenleiden bestens bekannt ist.
Die Lage des Bades am Südabhange des Rhöngebirges, umgeben von
prächtigen Wäldern und lieblichen Auen, rechtfertigt seine Bezeichnung
als Perle der Rhön in jeder Beziehung. Das Bild bietet Leidenden und
Rekonvaleszenten als klimatischer und Terrainkurort alle Vorzüge. Die Erwerbung
des Bugberg'schen Schlossbesitzes, ehemals Eigentum König Ludwigs von
Bayern durch den bayrischen Staat fügt dem Bad eine neue Perle zu.
Durchgreifende Änderungen an den gärtnerischen Anlagen usw. versprechen
eine ganz hervorragende Verbesserung der Gesamtanlage. Die inmitten des
Kurparkes gelegenen, allen Ansprüchen Rechnung tragenden, 12 stattlichen
Kurhäuser nebst den hygienisch auf das vorzüglichste eingerichteten
Bädern stellen Bad Brückenau mit an erste Stelle der Heilbäder und
machen dasselbe als vornehmen Kurplatz in hohem Maße geeignet. Die
Frequenz des Bades betrug im Jahre 1924 6.000, in dem dazu gehörigen
Kurbezirk 2.000, also insgesamt 8.000 Kurgäste." |
Allgemeine Werbung und gemeinsame Werbung für alle jüdischen Hotels in der
Stadt (1925)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. März 1925: "Bad
Brückenau - das Nierenbad - Wernarzer Quelle. Hervorragend
heilkräftig bei harnsaurer Diathese, bei Gicht, Nieren-, Stein-, Gries-
und Blasenleiden.
Stahlquelle erprobt gegen Blutarmut, Frauen- und Nervenkrankheiten.
Seit Jahrhunderten medizinisch bekanntes Stahl- und Moorbad. Kureröffnung
1. Mai. 12 staatliche Kurhäuser.
Eisenbahnlinie Elm - Gemünden, Lokalbahn ab Jossa, auch über Bad
Kissingen und Fulda mit staatlichen Postautos zu erreichen. Auskünfte und
Werbeschriften durch die Direktion des Staatlichen Bayerischen
Mineralbades Brückenau in Unterfranken." |
|
Anzeigen
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Mai 1925:
"Brückenau – Stadt. Schwefel und Stahlbad. ‚Siebener Sprudel’.
Aktiengesellschaft. Anerkannt vorzügliche Erfolge bei Rheumatismus,
Gicht, Frauenleiden, chronischen Metallkrankheiten und Krankheiten der
Atmungsorgane, Trinkkuren, Moorbäder.
Brückenaustadt. Mineral- und Heilquelle, Trinkkuren für Nieren-
und Blasen-Leiden, Magen- und Darm-Krankheiten – Staunende Erfolge!
Auskunft erteilen: Obermedizinalrat Dr. Daxenberger und Dr. Ecke,
Brückenau-Stadt.
Central-Hotel Bad
– Stadt Brückenau. Besitzer Julius Schuster. Neu erbaut gut geführtes
Hotel, bequeme Gartenanlage, große Autogaragen, 1 Minute von den Bad- und
Trinkquellen entfernt. Für Monat Juni Vorzugspreise. Telefon Nr. 95.
Bad Brückenau Hotel
Strauß Telefon 16
Dependance. Moderner neu gebauter Speisesaal. Vor- und Nachsaison ermäßigte
Pensionspreise.
Bad Brückenau Hotel
Kaufmann mit Dependance. Vollständig renoviert. – Tel. Nr. 18.
Neugebauter Gesellschaftsraum. Vorsaison Preisermäßigung." |
50-jähriges Bestehen des Hotels Kaufmann (1926)
(vgl. Anzeige oben)
Artikel
in der "Bayrischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 8.
September 1926: "Bad Brückenau. Am 25. Juli blickte das Hotel
Kaufmann auf sein 50jähriges Bestehen zurück. Aus diesem Anlass
veranstalteten die zahlreichen Gäste des Hotels einen Festabend, der
Zeugnis davon ablegte, in welchem Maße es die Besitzer verstanden, sich
die Zuneigung ihrer Gäste zu erwerben." |
|
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. August 1926: "Bad Brückenau, 3.
August (1926). Am 25. Juli dieses Jahres blickte das Hotel Kaufmann (Inh.
Kaufmann und
Binheim) in Bad Brückenau auf sein 50jähriges Bestehen zurück.
Anlässlich dieses Ereignisses veranstalteten die zahlreichen Gäste des
Hotels einen Festabend, der einen wundervollen Verlauf nahm. Die Feier
wurde mit dem von einem Badegast vorgetragenen ‚Ma tauwu’ eingeleitet.
Anknüpfend hieran wies der Redner des Abends, ebenfalls ein Kurgast, auf
die Behaglichkeit hin, die das Hotel seinen Gästen bietet, auf die
Bereitwilligkeit und Liebenswürdigkeit, wenn es sich um die Erfüllung
eines auch nur leisen Wunsches der Gäste handelt, auf das Entgegenkommen
von Seiten der leitenden Personen bis zu den Angestellten hinab und schließlich
auf den wesentlichsten Punkt – die vorzügliche Verpflegung. Redner gab
dann unter dem Leitmotiv ‚Geringes ist die Wiege des Großen’ einen Rückblick
auf die Geschichte des Hotels, das sich aus ganz kleinen Anfängen zu
einem der angesehensten jüdischen Hotels unseres deutschen Vaterlandes
emporgeschwungen hat. Redner schloss seine Ausführungen mit den
herzinnigsten Glückwünschen, die er den Besitzern des Hotels darbrachte.
Eine kleine Frankfurter Schülerin überreichte sodann, unter Vortrag
eines sinnigen Gedichtes, die erlesenen Geschenke, mit denen die Gäste
und Freunde des Hotels die Inhaber bedacht hatten. Hierauf folgten in
bunter Reihenfolge musikalische und deklamatorische Vorträge, die dazu
beigetragen haben, den Abend nicht nur zu einem gemütlichen, sondern auch
zu einem unvergesslichen zu machen." |
Werbung für Ferienaufenthalte gesetzestreuer
Angestellten (1928)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Juni 1928: "Verbilligter
Ferienaufenthalt für gesetzestreue Angestellte. Auf Grund von
Verhandlungen haben sich
Hotel Strauß, Bad Brückenau, Hotel Central, Stadt
Brückenau, Hotel Grünebaum, Gersfeld (Rhön)
bereit erklärt, gesetzestreue, durch die Stellenvermittelungszentrale der
Agudas Jisroel eingewiesene Angestellte zu Vorzugspreisen aufzunehmen.
Meldungen erbeten an die
Stellenvermittlungszentrale der Agudas Jisroel, Frankfurt am Main,
Sandweg 32." |
Das Hotel Kaufmann sucht einen streng
religiösen Metzger (1929)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. März 1929: "Jüngerer,
streng religiöser Metzger, der perfekt porschen kann, von orthodoxem
Rabbiner anerkannt, für die Saison gesucht. Offerten mit
Gehaltsansprüchen erbeten an
Hotel Kaufmann, Bad Brückenau." |
Rabbiner Dr. Bamberger zu Gast in Bad Brückenau
(1932)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. Oktober 1932: "Brückenau,
11. Oktober (1932). Der hiesigen Gemeinde wurde hohe Ehre zuteil. Herr
Rabbiner Dr. Bamberger, nun im Ruhestand in Bad Kissingen lebend, wählte
sich unseren Kreis als Aufenthalt an den vergangenen ehrfurchtgebietenden
Tagen (sc. zwischen Jom Kippur und Rosch Haschana). Das
herzliche Verhältnis, das ihn in den 30 Jahren seiner Amtstätigkeit mit
unserer Gemeinde verband, fand hierdurch neue Nahrung und Kräftigung. Auf
besonderen Wunsch unserer Gemeinde reichte uns Herr Dr. Bamberger aus dem
reichen Schatze seines Torawissens einige wertvolle Gaben. Am Vorabend des
Rosch Haschana erfreute er uns durch eine sinnige Deutung des
dreifachen Schofarklangs, im Anschluss an Hannas Gebet 'Es jubelt
mein Herz in dem Ewigen; erhöht ist mein Horn durch den Ewigen. Weit
geöffnet ist mein Mund über meine Feinde...' und bereitete so die
rechte Stimmung vor für ein inniges Abendgebet. An den in unserer
Gemeinde bestehenden Schiurim (Lernstunden) beteiligte sich Herr
Dr. Bamberger mit sichtlicher Freude. In der Neila-Stunde des
gestrigen Tages ergriff Herr Rabbiner nochmals das Wort zu einer kurzen,
zu Herzen gehenden Ansprache, um dann in inniger Weise das Neila-Gebet
vorzubeten. Möge er uns als Fürsprecher und Anführer erhalten
bleiben.... bis 120 Jahre!" |
60-jähriges
Bestehen des Hotels Kaufmann (1936)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7.
August 1936: "Bad Brückenau, 6. August (1935). Am Schabbat
Weetchanan (das war am 2. August 1936) beging das weithin
bekannte Hotel Kaufmann den Tag seines 60-jährigen Bestehens.
Anknüpfend an den verlesenen Wochenabschied wies Herr Studienrat
Erlebacher, Würzburg, als derzeitiger Gast, im Namen aller übrigen
Gäste des Hauses, durch treffende Gleichnisse auf die Reize des
prächtigen Badeplatzes und auf den bequemen und ungestörten Aufenthalt
an demselben hin und rühmte in dankbarer Anerkennung und durch eine
sinnige Widmung die unverändert hervorragende und liebevolle Aufnahme,
die all denen bekannt ist, die in den beiden hiesigen Hotels zu verkehren
Gelegenheit haben." |
Werbung für das Hotel Strauss (1937!)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Juni 1937:
"Bad
Brückenau - Hotel Strauss.
Telefon 216
ist wie alljährlich
geöffnet!" |
Nach
der Emigration: Todesanzeige für Max Schuster (1943)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Aufbau"
vom 12. November 1943: "Nach langem, schweren Leiden verschied
am 7. November im Alter von 68 Jahren mein geliebter Mann, unser guter
Vater, Bruder und Großvater
Herr Max Schuster (Brueckenau).
Im tiefen Schmerz: Julie Schuster geb. Rothschild, 47 Ft. Washington Ave.,
N.Y.C.
Ernest Schuster, Washington, D.C.,
Hugo and Adele Silbermann geb. Schuster, 3657 Broadway, N.Y.C.
Felix Schuster 228 Audubon Ave., N.Y.C.,
Ruth Silbermann." |
Anzeigen jüdischer
Gewerbebetriebe
Anzeigen
des Wäsche-, Manufaktur-, Konfektions-, Spiel und Galanteriewarengeschäftes
von Michael Lion (1898 / 1901 / 1904)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. September 1898:
"Lehrmädchen
für mein am Schabbat und Feiertag streng geschlossenes Wäsche-,
Manufaktur-, Konfektions-, Spiel- und Galanteriewaren-Geschäft gesucht.
Könnte sich auch im Haushalte in der freien Zeit beschäftigen.
Selbstgeschriebene Offerten mit Photographie an
Michael Lion,
Brückenau." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Oktober 1901:
"Lehrjunge
für mein Aussteuer- und Bekleidungsgeschäfts gesucht. Schabbat und
Feiertag geschlossen.
Michael Lion, Brückenau." |
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Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16.
Mai 1904:
"Einfach, bürgerliches Mädchen für meine Filiale Bad
Brückenau (Spiel-, Galanterie- und Kurzwaren) als
Lageristin und Verkäuferin
gesucht. Saisondauer 1. Mai bis 15. September. Nur solche Mädchen,
welche in gleicher Branche schon längere Jahre tätig, wollen sich
melden. Schabbos und Jomtof (Feiertag) geschlossen, Familienanschluss,
freie Station, Offerten mit Photographie, Zeugnisse und Gehaltsanspräche
erbeten.
Michael Lion, Stadt Brückenau (Bayern
Unterfranken)." |
Schuh- und Ledergeschäft J. Adler sucht
einen Buchhalter (1915)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. April 1915: "Für
mein Samstag und israelitische Feiertage geschlossenes Schuh- und
Ledergeschäft suche zum sofortigen Eintritt einen tüchtigen Buchhalter.
J. Adler Brückenau, Unterfranken". |
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Karte/Preisanfrage
von
J. Adler (1895)
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim/Ries) |
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Die Karte mit der
Preisanfrage bei der Eisenhandlung Eisenheimer in Schweinfurt
datiert vom
Juni 1895 |
Anzeigen der Metzgerei Berthold Fleischmann
(1925 / 1928)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. November 1925:
"Koscher.
Feinste Brückenauer Fleisch- und Wurstwaren
hergestellt unter Aufsicht
Seiner Ehrwürden Rabbiner Dr. Bamberger, Bad Kissingen.
Versand nach
auswärts. Streng reelle, gewissenhafte Bedienung.
Billige Preise.
Berthold Fleischmann. Brückenau,
Unterfranken." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. Dezember 1928:
"Streng Koscher.
Unter Aufsicht Seiner Ehrwürden Herrn
Bezirksrabbiner Dr. Bamberger, Bad Kissingen.
Empfehle erstklassige Wurstwaren. Versand nach auswärts mit billigsten
Berechnung.
Berthold Fleischmann, Brückenau." |
Schreiben der Eisenwarengroßhandlung Arthur Stern
(1925)
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller,
Kirchheim/Ries)
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Schreiben der
Eisenwarengroßhandlung Arthur Stern aus Brückenau nach Bopfingen,
datiert vom 26. Mai 1925 |
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