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Kreis Alzey-Worms"
Nieder-Saulheim mit
Ober-Saulheim (Gemeinde Saulheim, Kreis Alzey-Worms)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Nieder-Saulheim bestand eine jüdische Gemeinde von der Mitte des 19.
Jahrhunderts bis um 1920. Bereits seit der Mitte des 16. Jahrhunderts (erste Erwähnung
1555) lebten jüdische Personen am Ort.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1804 lebten 42 jüdische Personen in Nieder-Saulheim 1824 58, 1830 53; 1848
wurden 14 jüdische Familien gezählt, 1855 zusammen 70 Personen, 1861 71. Danach ging
die Zahl durch Aus- und Abwanderung zurück, sodass 1892 noch 55 (in 13
Familien), 1897 53 (in 13 Familien) und 1905 nur noch 41 jüdische
Einwohner am Ort waren. Auch in Ober-Saulheim
lebten jüdische Personen, die zur Gemeinde in Nieder-Saulheim gehörten: 1824
7, 1861 18, 1900 sechs.
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine
jüdische Schule (Religionsschule), ein rituelles Bad und einen Friedhof.
Im 19. Jahrhundert war zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde
vermutlich zeitweise ein eigener Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter
und Schochet tätig war. Als die Zahl der jüdischen Einwohner zurückging,
wurden die jüdischen Kinder durch auswärtige Lehrer unterrichtet. 1892/93 gab es
zehn schulpflichtige Kinder in der Gemeinde, die durch Lehrer Jacob aus
Schornsheim unterrichtet wurden. 1895 gab
es neun schulpflichtige Kinder, die nun durch Lehrer Levin aus
Schornsheim unterrichtet wurden und 1897
vier Kinder, nun unterrichtet durch Lehrer D. Freytag aus
Schornsheim. 1928 wurden die Kinder in
Niedersaulheim (wie auch diejenigen aus Wallertheim mit
Vendersheim,
Wörrstadt,
Sprendlingen,
Bodenheim, Essenheim,
Hahnheim, Nieder- und
Ober-Olm, Weisenau, Gonsenheim und Mombach) durch Lehrer Rosenberg aus Mainz unterrichtet (Angabe im
Mitteilungsblatt des Landesverbandes israelitischer Religionsgemeinden Hessens
5.1928 S. 6).
Die Gemeinde
gehörte zum Bezirksrabbinat Alzey.
Von den Gemeindevorstehern werden genannt: um 1892 G. Mayer, M. Herzog
und H. Vogel; um 1895/1897 G. Mayer, H. Vogel und M. Nachmann
Um 1924, als zur Gemeinde noch etwa 40 Personen gehörten (1,9 % von
insgesamt etwa 2.200 Einwohnern), waren die Gemeindevorsteher Leopold Herzog und
L. Schwarz. Weiterhin gehörten die in Ober-Saulheim
lebenden (1924 10, 1932 drei) jüdische Personen zur Gemeinde in Nieder-Saulheim.
Um 1930 wurde die jüdische Gemeinde aufgelöst. Seitdem gehörten die am
Ort noch lebenden jüdischen Personen zur Gemeinde in Nieder-Olm.
1933 lebten noch 29 jüdische Personen in Nieder-Saulheim. In
den folgenden Jahren ist ein Teil der
jüdischen Gemeindeglieder auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts,
der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert. 1938 wurden noch
zehn jüdische Familien mit 21 Personen gezählt (eine Person - Hermann Wolf - in Ober-Saulheim).
Von den in Nieder-Saulheim geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Apollonia Bär geb.
Nachmann (1882), Markus Bär (1921), Emma Klein (1882), Selma Löwenstein geb.
Vogel (1891), Ludwig Nachmann (1893), Sofie Nachmann (1891), Irma Schwarz (1900), August Vogel
(1875), Ferdinand Vogel (1885), Josef Julius Vogel (1876), Paula Vogel (1881).
Annmerkung: Hinweis auf die "Namensliste
über Abmeldungen von Juden laut unserem Melderegister" (pdf-Datei der
an den International Tracing Service von der Gemeindeverwaltung Nieder-Saulheim
am 4. April 1962 mitgeteilten Liste mit 23 Namen aus Nieder-Saulheim.
Am Rathaus der Gemeinde befindet sich eine Gedenktafel für die
ehemaligen jüdischen Einwohner des Ortes.
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der
Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule
70. Geburtstag von Lehrer Markus
Kahn (unterrichtete von Schornsheim aus
zeitweise in Nieder-Saulheim; 1931)
Anmerkung: Markus Kahn ist am 18.
Januar 1861 in Westerburg geboren,
besuchte 1874 bis 1876 die Präparandenschule in
Höchberg, dann bis 1879 das
israelitische Lehrerseminar in Würzburg. Nach
Abschluss der Ausbildung war er von 1879 bis 1882 Lehrer in
Schornsheim (mit Niedersaulheim und
Udenheim), 1882 Lehrer in Flonheim,
anschließend Lehrer in Rimbach, dann
Külsheim; von 1899 bis 1911 Lehrer in
Bernkastel, und von 1911 bis 1931 Lehrer
in Hechtsheim.
Artikel
im "Mitteilungsblatt des Landesverbandes der Israelitischen
Religionsgemeinden in Hessen" Nr. 1 1931: "Hechtsheim
(in Rheinhessen). Am 18. Januar 1931 kann Herr Lehrer M. Kahn, der seit 20
Jahren in der hiesigen Gemeinde als Lehrer, Vorbeter und Schochet tätig ist,
seinen 70. Geburtstag feiern. Herr Kahn ist am 18. Januar 1861 in
Westerburg, Provinz Hessen Nassau,
geboren, fand als dreizehnjähriger Jüngling Aufnahme in der israelitischen
Präparandenschule zu Höchberg bei
Würzburg und trat nach zweieinhalbjähriger Vorbildung in dieser
Präparandie in das Israelitische Lehrerseminar
in Würzburg ein. Als er im Jahre 1879 diese Lehrerbildungsanstalt
verließ, fand er sofort Anstellung in der damals starken israelitischen
Gemeinde Schornsheim, Rabbinatsbezirk
Alzey. Von hier aus erteilte er auch den Religionsunterricht in
Nieder-Saulheim und Udenheim.
Nach drei Jahren siedelte er nach Flonheim
bei Alzey über und fand dann eine umfangreiche Tätigkeit in
Rimbach im Odenwald. Nach sechsjähriger
Tätigkeit in dieser Gemeinde fand er eine Anstellung in
Külsheim, Rabbinat Mosbach in Baden.
Nach einer weiteren Amtstätigkeit von zwölfeinhalb Jahren in
Bernkastel an der Mosel wurde Herr
Kahn, wie oben erwähnt nach Hechtsheim
berufen. Neben seinen Hechtsheimer Obliegenheiten versieht Herr Kahn auch
die Unterrichts- und Schächter-Tätigkeit in
Ebersheim-Harxheim, Hahnheim,
Bodenheim,
Undenheim und
Schornsheim. Seit über 50 Jahren ist
so Herr Lehrer Kahn im Dienste jüdische Gemeinden tätig, hat hunderte von
jüdischen Kindern in den Lehren des Judentums unterwiesen, hat manche
Gemeinde als Sch'liach Zibbur (Vorbeter) im Gebet vereint und als
gewissenhafter Schächter der Erfüllung dieser heiligen Aufgabe gedient. Er
hat sich in seinen alten Tagen auch noch unserem Landesverband der
israelitischen Religionsgemeinen Hessens zur Verfügung gestellt und hat die
beschwerlichsten Wege in Nachbargemeinden zwecks Ausübung seiner
Berufstätigkeit nicht gescheut. Wir sprechen Herrn Kahn unsere Glückwünsche
zu seinem Jubeltage aus und wünschen ihm in Gesundheit und weiterer rüstiger
Schaffenskraft: ad meoh weesrimm schonoh." (= alles Gute bis 120
Jahre). |
Aus dem jüdischen
Gemeindeleben
Ergebnisse von Spendensammlungen in der Gemeinde (1865/1868)
Anmerkung: I jüdischen Gemeinden wurde regelmäßig für die unterschiedlichsten
Zwecke gesammelt. Die Ergebnisse wurden in jüdischen Periodika bekannt gegeben.
Mitteilung in "Der Israelit" vom
4. Oktober 1865: "Von der Gemeinde Niedersaulheim: Leopold Vogel, 36
kr., Georg Herzog 30 kr., Moses Vogel Witwe 18 kr., David Vogel, 24 kr.,
Moses Schwatz 36 kr., Arnold Mandel II. 24 kr., Marcus Mayer 18 kr., Lazarus
Mayer 24 kr., Emanuel Hirsch 28 kr., Moritz Herzog 18 kr., zusammen 4 Gulden
16 kr." |
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Mitteilung in "Der Israelit" vom 29. April 1868: "Durch den Vorstand der
israelitischen Gemeinde in Niedersaulheim: Leopold Vogel 45 kr., Sara
Vogel Witwe 15 kr., Joel Heidingsfelder 24 kr., Ungenannte 1 fl., Georg
Herzog 24 kr., Lazarus Mayer 24 kr., Emanuel Hirsch 24 kr., Frau Feibel 12
kr., A. Mandel 24 kr., Jacob Mauer 24 k., Gebrüder Vogel 24 kr., zusammen 5
fl." |
Bei einem israelitischen
Festball wird ein Schwein geschlachtet, allerdings für die christlichen Gäste
(1878)
Artikel in "Der Israelit" vom 24. Dezember 1878: "Orb,
28. November. Der hier erscheinende Bezirksbote brachte in seinem Beiblatte
in letzter Nummer folgende Notiz: Ben Akiba dürfte mit seinem ewigen 'Alles
schon dagewesen' doch nicht durchweg Recht haben. In Nieder-Saulheim
(Rheinhessen) wurde am 14. Oktober in einem Gasthof ein israelitischer
Festball abgehalten, auf welcher Veranlassung der Wirth, wie er bekannt
machte - ein fettes Schwein schlachtete. (Das Schwein war wohl für die
christlichen Gäste geschlachtet. In Nieder-Saulheim und Umgegend gibt
es wohl nur wenige Juden, die sich so flagranter Gesetzesübertretung
schuldig machen wurden. - Red." |
Antijüdische Aktionen örtlicher Antisemiten (1881)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Juni 1881: "Nieder-Saulheim
(Rheinhessen). Nachdem vor etlicher Zeit einem hiesigen Israeliten eine
Anzahl Bogreben von boshafter Hand abgeschnitten worden waren, wird uns
heute die verbürgte Mitteilung, dass einem anderen ein großes Stück
Roggenfeld total ruiniert worden sei. Im benachbarten Stadecken
hat man Anfangs dieser Woche den begüterten Israeliten Neumann und Haas
ihre Weinberge total ruiniert. Der Sohn des Ersteren ist in Folge der
Judenhetze von hier weggezogen. ebenso berichtet man unterm 30. dieses
Monats aus Alzey: Vergangene Nacht
wurden die Reben von drei Viertel Morgen Wingert vor Gemärk, hiesiger
Gemarkung, dem Simon Strauß gehörig, abgeschnitten. Jeder vernünftige
Mensch verurteilt diese Bubenstreiche aufs Schärfste und wünscht nur,
dass die Verüber dieser Rohheiten zur verdienten strengen Bestrafung
gezogen werden könnten." |
Berichte
zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde
Zum Tod von Siegmund Vogel (geb. in
Nieder-Saulheim, gest. 1924 in Mainz)
Anmerkung: Siegmund Vogel war Mitglied der Israelitischen
Religionsgesellschaft, genoss aber "in beiden Gemeinden" - also sowohl in der
liberalen wie in der orthodoxen Gemeinde in Mainz - dasselbe hohe Ansehen, zumal
die Chewra Kadischa (Beerdigungsbruderschaft) für beide Gemeinden tätig war.
Artikel
in "Der Israelit" vom 20. November 1924: "Mainz, 9. November. In der
vergangenen Woche hatte die hiesige israelitische Religionsgesellschaft den
Verlust eines Mannes zu beklagen, der es wohl verdient, dass ihm in diesen
Blättern einige Erinnerungsworte gewidmet werden. Herr Siegmund Vogel
war nicht nur einer unserer ältesten, sondern auch eines unserer gutes für
wichtigsten und beliebtesten Mitglieder. Schon in verhältnismäßig jungen
Jahren aus seinem Heimatort Nieder-Saulheim bei Mainz hierhergezogen
- weil er sich in Bezug auf das jüdische Leben dort selbst nicht beruhigt
fühlte - verstand er es hier, ein Haus zu führen, das in jüdischer Beziehung
geradezu vorbildlich genannt zu werden verdient. Dass er seine Söhne und
Töchter zu strengen Jehudim erzog, kann nach dem Gesagten wohl als
selbstverständlich vorausgesetzt werden, ebenso dass er alle Institutionen
unserer Kehillah (Gemeinde) stets auf das reichlichste förderte, sowie
keinen Schiur (Toralernstunde) unbesucht ließ. Seine hervorragendste
Eigenschaft indessen war seine Betätigung in der Chewra kaddischah.
Kaum in Mainz ansässig, widmete er - obschon als Chef einem großen Hause
vorstehend - einen großen Teil seiner Kräfte diesem wahrhaft edlen
Liebeswerke. Er hätte sich wohl rühmen können - wenn das in seiner Art
gelegen hätte - dass in Mainz seit 24 Jahren fast kein
Leichenbegängnis stattgefunden hat - hier in Mainz für sieht unsere Chevra
den Dienst für beide Gemeinden - an dem er nicht teilgenommen hätte. Als in
hohem Alter ein Beinleiden ihn belästigte, fuhr er in seinem Wagen, nur dass
ihm diese große Mizwah (religiöses Gebot) nicht entgehe. Und so wie er hier
einen staunenswerten Eifer entfaltet, so lag ihm auch die treue Erfüllung
der anderen Betätigungen, die das Gemilas chesed schel Emes
(Wohltätigkeit) erfordert, am Herzen. Wie manche Nacht opferte er am
Lager der Sterbenden, bei der Fertigung der Araunaus (Särge). So
konnte denn mit Recht, als wir vor einigen Jahren seinen 80. Geburtstag
feierlich begingen, der Festredner das Gleichnis Rabbi Nachmans anwenden,
dass dieser Rabbi Jizchak sagte, als sie zusammen gespeist hatten: Baum,
Baum, womit soll ich segnen? Mögen alle deine Nachkommen dir gleich werden!
Vorbildlich wie sein ganzes Leben ist auch sein Scheiden von dieser Welt
gewesen. Rechtzeitig hat er sich die Mitglieder der heiligen Genossenschaft
bestellt, jeden einzelnen begrüßte er auf das innigste und dann sprach er
die Schemos mit einer Inbrunst und einer Hingebung, die auf die um das
Sterbelager Stehenden gerade zu erschütternd wirkte. Vorher hatte er von
seinen Kindern, Enkeln, einem Urenkel rührenden Abschied genommen. Dann
hauchte er seine reine Seele aus. Dass seine Beerdigung sich zu einer
eindrucksvollen Trauerkundgebung gestaltete, bedarf wohl kaum mehr gesagt zu
werden. Beide Gemeinden nahmen den regsten Anteil. In einer aus tiefstem
Herzen kommenden, glanzvollen Rede feiert Rabbiner Dr. Bondi den
Heimgegangenen, den er mit großen Männern unseres Volkes verglich. Seine
Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens." |
Anzeigen zu Gewerbebetrieben und zu einzelnen Personen aus der jüdischen
Gemeinde
Verlobungsanzeige von Emmy Herzog und Emanuel Vorchheimer (1929)
Anmerkung: Emanuel Vorchheimer ist am 7. September 1891 in
Thüngen als Sohn von Viktor Vorchheimer und
der Adelheid geb. Krämer geboren. Die Familie lebte ab 1911 in Würzburg. Emanuel
war Teilhaber im elterlichen Weingeschäft (Versand- und Großhandel) und
Kriegsteilnehmer im Weltkrieg 1914-1918. Er heiratete 1929 Emmy geb. Herzog aus
Nieder-Saulheim, doch wurde die Ehe 1931 für nichtig erklärt. Emanuel
Vorchheimer emigrierte im Oktober 1934 nach Palästina (Tel Aviv). In den 1950er-
und 1960er-Jahren lebte er längere Zeit im Jüdischen Altersheim in Würzburg und
in München, später in einem Altersheim in Kfar Shmaryahu in Israel, wo er am 12.
April 1968 gestorben ist. Quelle:
Biographische Datenbank Jüdisches Unterfranken. Emmy geb. Herzog, die am 31.
Juni 1906 in Nieder-Saulheim geboren ist, heiratete 1935 in zweiter Ehe Otto
Rothschild aus Rüdesheim, mit dem sie im
Mai 1940 über London nach New York emigriert ist. Sohn Frederick Rothschild ist
1936 noch in Deutschland geboren. Quelle: ebd.
Anzeige im "Israelitischen Familienblatt" vom 3. Januar 1929: "Statt
Karten!
Emmy Herzog - Emanuel Vorchheimer
Verlobte
Nieder-Saulheim bei Mainz - Würzburg Schillerstr.
6." |
Verlobungsanzeige von Hanna
Nachmann und Richard Vogel (1933)
Anmerkung: Richard Vogel ist am 7. Juli 1905 in Niedersaulheim geboren. Seine
Frau Hanna (Johanna geb. Nachmann) ist am 6. Juli 1907 geboren. Beide verzogen
am 22. November 1938 nach Frankfurt.
Anzeige im "Israelitischen Familienblatt" vom 21. Dezember 1933:
"Hanna Nachmann - Richard Vogel
Verlobte
Langenlonsheim (Nahe)
- Nieder-Saulheim bei Mainz den 25. Dezember
1933." |
Todesanzeige für Auguste
Vogel geb. Fürth (1935)
Anzeige im "Israelitischen Familienblatt" vom 20. Juni 1935: "Für
die überaus vielen Beweise herzlicher Teilnahme bei dem Hinscheiden unserer
geliebten Gattin Mutter, Schwiegertochter, Schwester, Schwägerin und Tante,
Frau
Auguste Vogel geb. Fürth
sagen wir allen Verwandten, Freunden und Bekannten nur auf diesem Wege
unseren herzlichsten Dank.
Im Namen der tief trauernden Hinterbliebenen:
Josef Vogel Alfred Vogel
Nieder-Saulheim, Rheinhessen, den 18. Juni 1935." |
Geburtsanzeige für Ellen Eva Vogel,
Tochter von Richard Vogel und Hanna geb. Nachmann (1936)
Anmerkung: genealogische Informationen über
https://www.geni.com/people/Ellen-Vogel-Glass/2695465 Demnach hat
Ellen Eva Vogel sich später verheiratet mit Philip Leonard Glass. Ihr Vater
Richard Vogel ist am 7. Juli 1905 in Niedersaulheim geboren und am 15. Juli 1999
in Deerfield, Lake, Ill. US gestorben. Seine Frau Hanna geb. Nachmann ist am 8.
Juli 1907 in Langenlonsheim geboren
und ist am 14. August 1999 gleichfalls in Deerfield, Ill. US verstorben.
Anzeige im "Israelitischen Familienblatt" vom 19. März 1936: "Ellen,
Eva.
Die Geburt eines kräftigen Mädels zeigen hocherfreut an
Richard Vogel und Frau Hanna geb. Nachmann
Nieder-Saulheim z.Zt. Israelitisches Krankenhaus, Mainz." |
Todesanzeige für Josef Mayer (gest.
1936)
Anzeige
im "Israelitischen Familienblatt" vom 1. Oktober 1936: "Statt
jeder besonderen Anzeige. Nach kurzer, schwerer Krankheit verschied am Jaum
Kippur in Pisa mein innigstgeliebter, unvergesslicher Bruder, Schwager,
unser lieber Onkel und Vetter, Herr
Josef Mayer aus Mailand im Alter von 51 Jahren.
In tiefer Trauer: Julius Vogel und Frau Recha geb. Mayer
Niedersaulheim bei Mainz, Bingen am Rhein, Florenz, September 1936."
|
Zu Alfred Marx und Gerda Marx geb. Vogel (geb. 24. März 1907 in
Nieder-Saulheim), die beide am 10. August 1933 in Nieder-Saulheim geheiratet
haben, vgl.
http://www.juden-in-weinheim.de/de/personen/m/marx-gerda.html.
Zu Hermann Löwenstein (geb. 5. März 1881) und Selma Löwenstein geb.
Vogel (geb. 12. März 1891 in Nieder-Saulheim), die beide nach ihrer Heirat
zunächst in Esch, dann in Idstein lebten, siehe Erinnerungsblatt im "Aktiven
Museum Spiegelgasse" in Wiesbaden:
https://www.am-spiegelgasse.de/wp-content/downloads/erinnerungsblaetter/EB-Loewenstein-Hermann.pdf.
Aus der NS-Zeit
(aus der Website der Evangelischen Kirchengemeinde siehe unten;
zitiert in: 'Wo wir uns versammeln' von 1986 hrsg. von Gerd Keim und Dieter
Stadler; Quellenangabe der Briefe: Landesarchiv Speyer).
1. Eingabe des Landesverbandes israelitischer Religionsgemeinden Hessens,
Mainz, an das Kreisamt Oppenheim
Betr.: die Lebensmittelversorgung der Juden in Nieder-Saulheim -
15. August 1939, Mainz gez. Unterschrift Vorsitzender
'Die jüdische Bevölkerung von Nieder-Saulheim wird seit einigen Wochen nicht
mehr mit Milch, Butter, Fleisch und den sonstigen notwendigsten Lebensmitteln
versorgt. Die jüdische Gemeinde besteht noch aus sieben Familien mit insgesamt
20 Köpfen. Darunter befinden sich zwei Kinder im Alter von 2 und 9 Jahren, drei
Greise im Alter von 80, 74 und 71 Jahren.
Da wir annehmen, dass die Ausschließung der jüdischen Bedarfsdeckung nicht
gewollt sein kann und ohne Ihr Wissen und ihre Billigung erfolgt, bitten wir
Sie, sich für die Behebung der Schwierigkeiten einzusetzen.'
2. Bericht des Bürgermeisters der Gemeinde Nieder-Saulheim an das Kreisamt
Oppenheim - 20. August 1939, Nieder-Saulheim
'Urschriftlich dem Kreisamt Oppenheim zurückgereicht mit der Bemerkung, dass
ich nicht prüfen kann, ob die umstehenden Angaben richtig sind. Ich weiß sogar,
dass hiesige Geschäfte tatsächlich noch Waren an Juden abgeben. Als
Hoheitsträger und Ortgruppenleiter von Nieder-Saulheim habe ich meinen
Parteigenossen verboten, in Geschäften Waren zu kaufen, die noch mit Juden
Geschäfte machen bzw. an Juden Waren abgeben. Wenn die hiesigen Geschäftsleute
sich weigern, Waren an Juden zu verkaufen, so kann ich dieselben nicht zwingen,
dies noch zu tun. Jedenfalls habe ich als Bürgermeister kein Interesse daran,
dass an die Juden keine Lebensmittel abgegeben werden. Meine Stellung als
Ortsgruppenleiter ist selbstverständlich eindeutig. Ich kann keinem
Parteigenossen zumuten, dass er in einem Geschäft z. B. Brot oder Fleisch
einkauft und neben ihm steht ein Jude, der das Gleiche tut.'
Kennkarten
aus der NS-Zeit |
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Am 23. Juli 1938 wurde
durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von
Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht
eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen
Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch"
galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste
Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt.
Hinweis: für die nachfolgenden Kennkarten ist die Quelle: Zentralarchiv
zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände:
Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV:
Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm.
Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de |
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Kennkarten
zu Personen,
die in Nieder-Saulheim
geboren sind |
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Kennkarte (ausgestellt
in Mainz 1942) für Apollonia Bär geb. Nachmann
(geb. 15. März 1882 in Nieder-Saulheim), wohnhaft in Mainz, am
27. September 1942 deportiert ab Darmstadt in das Ghetto
Theresienstadt, wo sie am 21. Dezember 1942 umgekommen
ist |
Kennkarte (ausgestellt in Main
1940) für Emma Klein
(geb. 29. März 1882 in Nieder-Saulheim), Hausangestellte, wohnhaft in
Mainz,
am 27. September 1942 deportiert ab Darmstadt in das Ghetto
Theresienstadt, wo sie am 15. März 1943 umgekommen ist |
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Kennkarte (ausgestellt in
Mainz 1939) für August Vogel
(geb. 5. Januar 1875 in Nieder-Saulheim), Weinhändler, wohnhaft in
Mainz,
in die Niederlande emigriert, am 16. Februar 1944 deportiert
ab Westerbork in das KZ Bergen-Belsen, umgekommen |
Kennkarte (ausgestellt in
Mainz 1939) für Josef Vogel
(geb. 13. Mai 1876 in Nieder-Saulheim), wohnhaft in Mainz, Alsheim und Bad
Kreuznach,
am 27. Juli 1942 deportiert ab Trier-Köln in das Ghetto Theresienstadt,
am
19. September 1942 in das Vernichtungslager Treblinka, ermordet |
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Zur Geschichte der Synagoge
Zunächst war vermutlich ein Betraum vorhanden. Eine
Synagoge bestand seit 1850. Dafür hatten die am Ort lebenden jüdischen
Familien seit 1841 Geld gesammelt. 1847/48 konnte man ein seitheriges Wohnhaus
kaufen, das zu einem Bethaus umgebaut wurde. 1912 wurde das Gebäude renoviert.
An Sylvester 1918 wurde die Synagoge durch das Einschlagen der Fenster
geschändet.
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge
völlig zerstört. Am 17. März 1939 schrieb der Bürgermeister an den Landrat,
dass die ehemalige Synagoge "nur noch ein Schutthaufen sei". Im Mai
1940 konnte das Landratsamt berichten, dass die Kosten für die Beseitigung der
Reste des Bethauses aus jüdischen Geldern gedeckt worden
seien.
Adresse/Standort der Synagoge: Hintergasse
Fotos
(Quelle: Ortsgemeinde Saulheim)
Es sind noch keine
historischen Fotos zur jüdischen Geschichte in Nieder-Saulheim vorhanden;
über Zusendungen freut sich der Webmaster der "Alemannia
Judaica"; Adresse siehe Eingangsseite. |
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Gedenktafel am
Saulheimer Rathaus |
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Inschrift:
"Wir gedenken der Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft
und insbesondere
des Leidens und Sterbens unserer jüdischen Mitbürger.
Die Ortsgemeinde Saulheim." |
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Erinnerungsarbeit
vor Ort - einzelne Berichte
August 2009:
Jüdische Emigrantinnen aus Saulheim wollen ihre
Heimat besuchen. |
Artikel von Thomas Ehlke vom 1. August 2009
in der "Allgemeinen Zeitung" (Artikel):
Lange Reise zu den Wurzeln.
SAULHEIM. FAMILIENGESCHICHTE Jüdische Emigrantinnen wollen rheinhessische Herkunft ergründen.
Ellen V. Glass und Ruth V. Glick planen eine Reise zu den Wurzeln ihrer Familie. Das "V" steht dabei für Vogel - ihren Mädchennamen..." |
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August 2009:
In Nieder-Saulheim sollen
"Stolperstein" verlegt werden |
Artikel vom 4. August 2009 in der
"Allgemeinen Zeitung" (Artikel)
:
Saulheim. "Stolpersteine" zum Gedenken? Emigranten- Familienschicksal bewegt Saulheimer.
(wbu). Die Geschichte der jüdischen Emigrantinnen Ellen V. Glass und Ruth V. Glick, über die die AZ am Samstag berichtete, bewegt die
Saulheimer..." |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen.
Bd. II S. 142. |
| "...und dies ist die Pforte des Himmels" Synagogen -
Rheinland-Pfalz. Saarland. Hg. vom Landesamt für Denkmalpflege
Rheinland-Pfalz mit dem Staatlichen Konservatoramt des Saarlandes und dem
Synagogue Memorial Jerusalem. 2005. S. 333-334 (mit weiterer Lit.)
|
| Wolfhard Klein: Die Synagogen in Essenheim,
Jugenheim, Nieder-Saulheim, Partenheim, Stadecken und Vendersheim. In:
Mandelzweig (Hrsg.: Förderverein der Synagoge Weisenau) Nr. 2 - 2022.
Eingestellt als pdf-Datei. |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Nieder-Saulheim
Hesse. Numbering 71 (4 % of the total) in 1861 and 29 in 1933, the
community suffered under the Nazis and dispersed in November 1938.
vorherige Synagoge zur ersten Synagoge nächste Synagoge
|