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Enkirch
Evangelische Pfarrkirche (2)
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Beschreibung
Der Turm der Evangelischen Kirche in Enkirch beherbergte viele Jahre lang ein Brutpaar der Schleiereule. Da die Fenster des Turmes nicht vergittert oder sonst wie verschlossen waren, war den Vögeln jederzeit ein ungehinderter Zugang zum Inneren des Kirchturmes möglich. Er wurde sowohl als Tageseinstand wie auch zur Brut benutzt. Da Eulen keine eigentlichen Nester bauen, wurden die Eier einfach in einer Ecke des Zwischenbodens abgelegt. Durch den Kot und die Gewölle der Vögel kam es
dann im Laufe der Jahre zu erheblichen Verschmutzungen des Turminneren.
Auch die Glocken hatten ihre ursprüngliche Farbe verloren und durch den Kot der Vögel inzwischen eine weißliche Färbung bekommen.

Anlässlich der umfangreichen Renovierung und Neueindeckung des Kirchturms im Jahre 1992 wurde daher dann auch die Frage gestellt, was mit den gefiederten Mitbewohnern der Evangelischen Kirche geschehen solle: sie entweder gänzlich auszusperren oder ihnen auch weiterhin Brutmöglichkeiten anzubieten, die aufgrund ihrer Bauart eine Verschmutzung aber ausschließen sollten. Die Entscheidung fiel zu Gunsten der Vögel. Auf Veranlassung des verantwortlichen Architekten, Heinz Niedersberg aus Enkirch, wurden von einem ortsansässigen Schreiner zwei sowohl für Turmfalke wie auch für die Schleiereule geeignete Brutkisten gebaut. Diese haben eine Länge von 1,00 m und sind jeweils 50 cm breit und tief. Ein mit Scharnieren befestigter Klappdeckel ermöglicht eine jederzeitige Kontrolle. Angebracht wurden diese Brutgelegenheiten im Inneren des Turmes, wobei zwei separate "Eingänge" im Schieferdach des Kirchturmes den Vögeln nur den Zutritt in diese Brutkisten ermöglichen. Ins Innere des Turmes gelangen sie nun nicht mehr. Die Böden der beiden Nistkästen wurden noch mit einer cirka 5 cm hohen Schicht von Sägespänen als Unterlage für die Eier versehen.

Die Brutkästen waren zwar angebracht, aber würden die Vögel diese auch akzeptieren? Neu bedeutet nicht unbedingt besser, vor allem, da viele Vogelarten sehr sensibel auf Veränderungen ihrer angestammten Nistplätze reagieren. Eine erste Kontrolle erfolgte am 22. Mai 1993, der ersten Brutperiode nach beendeter Renovierung des Kirchturms. Nach dem Aufstieg im Kirchturm über Wendeltreppe, Holztreppe und Leiter wurde vorsichtig der Deckel des nach Norden weisenden Nistkastens geöffnet. Er war leer! Es blieb noch der nach Osten ausgerichtete Nistkasten. Auch hier wurde vorsichtig der Deckel angehoben: fünf etwa einwöchige Jungen des
Turmfalken blickten etwas erstaunt in die Augen der sichtlich zufriedenen Initiatoren des Projektes "Vogelbruten im Kirchturm in Enkirch". Der Versuch war gelungen und wurde mit fünf Jungvögeln des Turmfalken belohnt, die vier Wochen später erfolgreich ausflogen.

Ein Jahr später, 1994, die gleiche Situation: Wieder fliegen fünf Turmfalken aus, aber von den Schleiereulen ist immer noch nichts zu sehen.

1995 und 1996 erfolgten keine Kontrollen der beiden Kästen, jedoch war auch von der Straße aus zu erkennen, dass die Turmfalken wiederum erfolgreich gebrütet hatten, flogen sie doch während der Brutzeit ständig mit Beute in den Fängen den Kirchturm an. Sie hielten auch weiterhin an dem nach Osten weisenden Nistkasten fest. Vielleicht sind Turmfalken ja auch Freunde der Morgensonne?

1997 ging es dann aber wieder zur Kontrolle den Turm herein. Wie immer über Wendeltreppe, Holztreppe und die letzte Etappe über eine Holzleiter. "Kasten Ost" wies die bereits gewohnte "Besatzung" auf. Junge Turmfalken kurz vor dem Ausfliegen. In Kasten Nord dann die Überraschung. Er enthielt vier junge Schleiereulen, im Abstand von zwei Tagen geschlüpft, und daher unterschiedlich weit entwickelt. Die Eule beginnt bereits nach der Ablage des ersten Eies mit der Bebrütung, da aber die Eier im Abstand von zwei Tagen gelegt werden, war in diesem Fall der älteste Jungvogel acht Tage älter als das jüngste Tier. Am Gefieder der Jungvögel war dies deutlich zu erkennen. Während das Nesthäkchen mit seinem weißen Dunengefieder noch aussah wie ein Wollball, wies das älteste Jungtier bereits die charakteristischen Gefiedermerkmale der Altvögel auf. Trotz der Altersunterschiede verlassen die Nestgeschwister den Brutplatz fast gleichzeitig. Die Nestlingsdauer beträgt bis zu sieben Wochen und in dieser Zeit sind die Altvögel während der Nacht fortwährend damit beschäftigt, Beute für die ewig hungrigen Jungvögel einzutragen. Diese beginnen dann nach dem Ausfliegen, im Alter von etwa drei Monaten, das elterliche Revier zu verlassen, um sich selbst ein geeignetes Jagdgebiet vielleicht auch mit einem zur Brut geeigneten Kirchturm zu suchen. In den Jahren 1998 bis 2000 erfolgte keine Kontrolle der beiden Nistkästen. Erst am 31. Mai 2001 wurde der Kirchturm erneut bestiegen. Diesmal hatte sich in "Kasten Nord" ein Turmfalke zur Brut niedergelassen, sechs Jungvögel wurden angetroffen. In "Kasten Ost" hingegen fand sich jedoch keine Schleiereule, sondern ein Brutpaar der Dohle mit drei Jungvögeln, die
kurz vor dem Ausfliegen standen. Die knapp taubengroße Dohle ist wie Turmfalke und Schleiereule eine Vogelart, die ebenfalls gerne an und in menschlichen Gebäuden brütet. Unklar bleibt, ob sie mit der Schleiereule um den Brutplatz konkurriert und diese dabei verdrängt hatte. Insgesamt hat sich am Beispiel der Evangelischen Kirche in Enkirch
gezeigt, dass durch geringe bauliche Maßnahmen eine friedliche Koexistenz von Mensch und Vogel zu erreichen ist.


Lage des Kulturobjekts (Gauss-Krüger-Koordinaten)
R_gk: 2580810
H_gk: 5538968
Koordinaten beziehen sich auf die Ortslage



Karte mit Detailinformationen

Detailkarte

Quelle
Heinrich Weitz; Glockengeläut neben der Kinderstube. Kreisjahrbuch Bernkastel-Wittlich 2002

Bild-Quelle
© Dieter Diether: Die Gotteshäuser im evangelischen Kirchenkreis Simmern-Trarbach / © Emil Niehusmann, Enkirch, 2001 http://www.enkirch-mosel.de/

Internet
http://www.enkirch-mosel.de/

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