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Baden-Württemberg
Archshofen mit
Craintal und Waldmannshofen (Stadt Creglingen, Main-Tauber-Kreis)
Jüdische Geschichte / Betsaal/Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Archshofen bestand eine jüdische Gemeinde bis um 1936. Ihre Entstehung geht
in die Zeit Ende des 17. Jahrhunderts zurück. Erstmals werden 1696
Juden in Archshofen genannt. Der größere Teil des Ortes (mit dem Rittergut)
war damals (seit 1687) im Besitz der Herren von Wintzingerode (auch: Winzigerode),
deren Besitznachfolger im 18. Jahrhundert (1761) die Familie von Öttinger
wurde; den kleineren Teil des Ortes hatte die Reichsstadt Rothenburg (bereits
1463) erworben. 1807 wurde Archshofen bayrisch, 1810 württembergisch.
Ende des 17. Jahrhunderts gewährte der Obrist von Winzingerode den
ersten Juden gegen ein jährliches Schutzgeld von 15 Gulden die Niederlassung in
Archshofen. Die Aufnahme von Juden am Ort geschah aus finanziellem Interesse. 1747
wurden 40 jüdische Einwohner am Ort gezählt. 1777 entrichteten die 13 in
Archshofen ansässigen jüdischen Familien 219 fl. 24 kr. Die Abgaben eines
"Schutzjuden" waren im Durchschnitt viermal höher als die eines
christlichen Untertanen. Der Haupterwerb der Archshofer Juden war der Viehhandel
im ansbachischen und trotz starker Beschränkungen im rothenburgischen
Territorium.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner
wie folgt: 1808 74 jüdische Einwohner, 1824 98, 1831 113, 1843 137, 1844 Höchstzahl
von 144, 1854 143, 1869 137, 1886 91, 1892 77 (in 17 Familien), 1898 60 (in
17 Haushaltungen), 1910 55. Mitte des 19. Jahrhunderts
werden die jüdischen Familien als "mäßig begütert" beschrieben,
die von Handelsgeschäften und kleineren Gewerben lebten. Weiterhin spielte der
Viehhandel eine große Rolle: 1880 betrug der Umsatz der Archshofer Juden aus
dem Viehhandel allein 120.000 Mark.
Das Rittergut Archshofen wurde im Jahr 1800 durch den jüdischen
Hofagenten Marx Pfeiffer in Weikersheim von der verschuldeten Familie von Öttinger
erworben. Dieser Kauf eines adligen Gutes durch einen Juden war nur möglich, da
damals die Archshofen Juden in die ansbachische Landjudenschaft eingegliedert
war und somit unter preußischer Herrschaft stand. Später verkaufte Marx
Pfeiffer das Rittergut an verschiedene Käufer. In der Zeit, während er das das
Gut innehatte, übte er nicht nur die Schutzherrschaft über seine in Archshofen
aufgenommenen Glaubensgenossen aus, sondern besaß auch das Patronatsrecht an
der evangelischen Dorfkirche. 1805 verkaufte Marx Pfeiffer die Güter des
Rittergutes an Archshöfer Bürger. Das Schloß verkauft er an Siegfried
Scheitel von Bartenbach.
Zur jüdischen Gemeinde Archshofen gehörten auch die wenigen in den benachbarten
Orten Craintal
und Waldmannshofen lebenden jüdischen Personen.
In Craintal lebten seit der Zeit um 1700 bis um 1860
wenige jüdische Familien (1833 13 Personen, u.a. Familie Machuel Oberndörfer
aus Crailsheim). Zwischen Archshofen und Craintal gibt es den Flurnamen
"Judenstieg". In Waldmannshofen waren gleichfalls im 18. und
19. Jahrhundert wenige jüdische Familien ansässig geworden, u.a. Familie
Samuel Hamburger (zunächst Samuel Mayer, geb. 1772 in Waldmannshofen [als Sohn
von Mayer Hirsch], gest. 1843) und die Familie seines Sohnes Mayer Hamburger
(geb. 1826 in Waldmannshofen), Familie Mayer Hirsch (gest. 1815, 82 Jahre alt),
Familie Aaron Rosenfeld (Viehhändler und Ökonom in Waldmannshofen; geb. 1803
in Waldmannshofen, gest. 1868), Familie David Rosenfeld (später Handelsmann in Aub,
geb. 1838 in Waldmannshofen), Familie Moises Sontheimer (geb. 1782 in
Waldmannshofen [als Sohn von Isaac Abraham], gest. 1831) und die Familie seines
Sohnes Jakob Sontheimer (Bürger und Kaufmann, Seifensieder in Waldmannshofen;
geb. 1812 in Waldmannshofen als Sohn von Moses Sontheimer, "Schmußjude in
Waldmannshofen").
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine
Schule (1829-1910 israelitische Konfessionsschule/Volksschule, dann Religionsschule, seit
1840 mit Lehrerwohnung im Gebäude Nr. 31) und ein rituelles Bad (1821 im Gebäude
der Synagoge eingerichtet). Die Toten der Gemeinde wurden auf dem jüdischen Friedhof
in Creglingen beigesetzt, teilweise auch in Niederstetten.
In früheren Jahrhunderten gab es möglicherweise auch einen eigenen Friedhof,
da zwei Äcker auf der Höhe südlich von Archshofen den Namen
"Judenkirchhof" tragen. Zur Besorgung religiöser Aufgaben war ein Lehrer
angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war (vgl. unten
Ausschreibung von 1901). An Lehrern wirkten u.a. Jakob Kaufmann
(1808-1820), Hirsch Imanuel Rothschild (1829-1855), Moses Maison (1856-1866),
Moses Fröhlich (1866-1869), Nathan Eduard Sommer (1869-1879), Hirsch Kahn
(1881-1886, siehe Bericht unten), Hermann Uhlmann (1886-1889, siehe Bericht
unten), Isaak Oberndörfer
(1889-1896; unterrichtete 1892 noch 11 Kindern an der israelitischen Volksschule), Theodor Rothschild (1896), A. Adler (um 1898/1900);
um 1898 waren noch fünf Kinder an der israelitischen Schule), Max Binheim
(1901), danach 1901 vertretungsweise Lehrer Josef Preßburger aus
Creglingen; um 1903
Lehrer Bravmann, um 1909/11 Lehrer Wolf (Wolff), Bernhard Sichel
(-1914/15). Die Gemeinde gehörte zum Rabbinatsbezirk in Bad Mergentheim.
Von den Gemeindevorstehern werden genannt: um 1892 J. Kahn, M. Güthermann,
H. Kohn jun. und Lehrer I. Oberndörfer; als Rendant ist um 1892 S. Oberndörfer
eingetragen; um 1898 Gemeindevorsteher A. Adler, M. Güthermann, J. Rosenheimer
und M. Kahn, um 1901 J. Rosenheimer, Moses Kahn und Moses Güthermann.
Von den jüdischen Vereinen werden genannt: ein Wohltätigkeits- und
Bestattungsverein Chewra kadischa (um 1892/1898 unter Leitung von E.
Rosenheimer), ein Israelitischer Frauenverein (1862 gegründet, um 1892/1898 unter Leitung
der Frau von R. Kahn, feiert 1912 sein 50-jähriges Bestehen, siehe Bericht unten). Dazu bestanden zwei
Stiftungen: die Stein'sche
Stiftung (für Armenpflege und Jahrzeitfeier) und die Scheuer'sche
Stiftung (gleichfalls für Armenpflege und Jahrzeitfeier).
Um 1925 waren die Vorsteher der jüdischen Gemeinde Isak Rosenbaum,
Ferdinand Löwenthal und Jakob Güthermann. Den Religionsunterricht der
schulpflichtigen jüdischen Kinder (1925 nur noch ein Kind) hielt Hauptlehrer
Joseph Pressburger aus Creglingen
(1932 Lehrer Harry Katzenstein aus Creglingen, im Schuljahr 1932/33 zwei Kinder). 1932
war Vorsteher der Gemeinde Ferdinand Löwenthal.
An ehemaligen, bis nach 1933 bestehenden Handelsbetrieben im Besitz jüdischer
Personen / Familien sind bekannt: Großviehhandlung Hermann Güthermann
(Rothenburger Straße 15), Großviehhandlung Adolf Kahn (Rothenburger Straße
23), Kaufmann Lippmann Kohn (Schönersteige 12, abgebrochen), Handelsmann
Ferdinand Löwenthal (Finsterlohrer Straße 52, abgebrochen), Viehhandlung
Samuel Rosenheimer (Creglinger Straße 5), Manufakturwarengeschäft Siegfried
Rosenheimer (Rothenburger Straße 33, abgebrochen).
1933 lebten noch 23 jüdische Personen am Ort. Auf Grund der Folgen
des wirtschaftlichen Boykotts, der zunehmenden Entrechtung und der Repressalien
sind mehrere von Ihnen alsbald von Archshofen verzogen beziehungsweise konnten
auswandern (14 Personen). Anfang 1938 gab es keine jüdischen Betriebe mehr. Die
letzten fünf jüdischen Einwohner wurden 1941 und 1942 nach Riga und
Theresienstadt deportiert und sind umgekommen. Das Ehepaar Lippmann und Rosa
Kahn wurde Ende November 1941 über Stuttgart nach Riga deportiert. Der
72-jährige Hermann Güthermann, seine 61 Jahre alte Ehefrau Klara und seine
unverheiratete 76-jährige Schwester Lene wurden Anfang August in das Ghetto
Theresienstadt deportiert.
Von den in Archshofen geborenen und/oder längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen
Personen sind in der NS-Zeit umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Ruth Frank geb. Güthermann
(1913), Selma Gerstle geb. Löwenthal (1874), Malchen Goldschmidt geb.
Rosenheimer (1888), Sophie Gottlieb geb. Güthermann (1864), Hermann Güthermann
(1870), Klara Güthermann geb. Friedmann (1881), Lene Güthermann (1866),
Siegfried Güthermann (1874), Meta Kahn (1886), Lina Kaufmann geb. Löwenthal
(1872), Lippmann Kohn (1885), Moritz Friedrich Kohn (1880), Rosa Kohn geb.
Lindauer (1898), Betty Löwenthal geb. Stadecker (1876), Gretchen Löwenthal
geb. Lehmann (1870), Ricka Mayer geb. Levi (1862), Gretchen Neckarsulmer geb.
Kohn (1883), Emil Oberndörfer (1877), Michael Oberndörfer (1877), Regina
Oberndörfer geb. Kahn (1883), Sophie Pfeiffer geb. Kahn (1878), Max Rosenheimer
(1907), Vera Scheidt geb. Löwenthal (1875), Rosa Schwab geb. Rosenheimer
(1878), Irma Schwarz geb. Oberndörfer (1900), Therese Westheimer geb.
Rosenheimer (1875).
Aus der Geschichte
der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet
(1901 / 1904)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. Februar 1901: "Bewerber-Aufruf.
In hiesiger Gemeinde ist die unständige israelitische Lehrer- und
Vorsängerstelle durch einen seminaristisch geprüften Lehrer zu
besetzen. Der Jahresgehalt beträgt außer freier Wohnung und
Nebeneinnahmen Mark 900. - Die Versehung der Schechitah wird extra
honoriert. Geeignete Bewerber wollen ihre Zeugnisse bis zum 10. März
dieses Jahres dem Königlichen Evangelischen Konsistorium einreichen und
uns hievon benachrichtigen.
Archshofen, Württemberg, 12. Februar.
Israelitisches Kirchenvorsteheramt: J. Rosenheimer, Moses Kahn, Moses
Güthermann." |
Anmerkung: Auf die Ausschreibung hin bewarb
sich erfolgreich Max Binheim, der allerdings nur vom 17. April 1901 bis
29. November 1901 in Archshofen blieb. |
|
Anzeige
in "Israelitisches Familienblatt" vom 22. September 1904: "Die hiesige
Schul- und Vorsängerstelle
wird auf 1. Oktober dieses Jahres vakant. Das fixe Gehalt beträgt bei freier
Wohnung und Heizung jährlich 900 Mark außer Nebeneinnahmen. Geeignete
Bewerber, die im Besitz von Seminars-Abgangszeugnissen sind, wollen ihre
Gesuche richten an das
Israelitische Kirchenvorsteher-Amt Archshofen
bei Creglingen (Württemberg). " |
Über Lehrer / Rabbiner Jakob Kaufmann (1808 bis 1820
Lehrer in Archshofen)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 2. Mai 1853:
"Laupheim, im März. Nekrolog. Am 27. vorigen Monats verschied
dahier der seit 1. Januar vorigen Jahres pensionierte Rabbine Jakob
Kaufmann. In Berlichingen anno
1783 geboren, wo er bei dem dortigen Rabbinen Jakob Bär sich auf das Studium
der jüdischen Theologie vorbereitete, frequentierte er fünf Jahre lang
die damals in hoher Blüte gestandene jüdische Hochschule zu Fürth,
an welcher der verstorbene berühmte Rabbine Wolf Hamburger Talmud und
Poskim vortrug. Nachdem er einige Jahre als Privatlehrer in Herzfeld und
hernach in Sennfeld, ferner in Braunsbach,
als Substitut des dortigen Rabbinen, seines nachmaligen Schwagers, sich
auch im Praktischen für das Amt mehr qualifiziert hatte, wurde er von der
Gemeinde Archshofen als More Zedek und Vorsänger aufgenommen. Hier
blieb er zwölf Jahre, bis er 1820 von der Gemeinde Buchau
in Oberschaben als Rabbiner aufgenommen wurde. In den Grundsätzen der
früheren strengen jüdischen Asketik auferzogen, und der streng
orthodoxen Richtung zugetan, hatte er vielseitige Kämpfe mit den
Bestrebungen und der etwas freieren Richtung, die in den diesseitigen
Gemeinden auftauchten, zu bestehen. Doch war er tolerant genug, um zu
erkennen, dass auch die entgegengesetzte Ansicht das Recht ihrer Existenz
habe. In Folge des Gesetzes vom 25. April 1828 musste er sich mit mehreren
seiner Kollegen einer Kirchendienst-Prüfung, im Sinn des § 16 der
königlichen Ministerialverfügung vom 31. Januar 1834 unterwerfen. In
seinem 50sten Lebensjahre, bis wohin er ein Vierteljahrhundert lang
gelehrt hatte, fing er wieder an zu lernen. Mit seinem Kollegen, dem
christlichen Geistlichen seiner Gemeinde, gut befreundet, |
übte
er sich in der Rhetorik und verwandten Doktrinen, um den an ihn gestellten
Erfordernissen in Zukunft besser entsprechen zu können. Die Deraschot des
'großen Sabbat' und des 'Bußesabbat' metamorphosierte er in logisch
geordneten Predigten, womit ein Pastoralkurs Hand in Hand ging. Bei der im
Frühling 1834 stattgehabten Prüfung für befähigt erklärt, wurde der
Verstorbene von Buchau weg auf das
Rabbinat Laupheim versetzt. Im Jahre
1836 wurde er von der königlich württembergischen israelitischen
Oberkirchenbehörde zur Beratung des Organisationsentwurfs der
Kirchenordnung mit einberufen, dem er nun auch seinerseits zustimmte. Man
sieht daraus, dass er nicht abgeneigt war, unserer Zeit diejenigen Konzessionen
einzuräumen, die er für zweckmäßig und notwendig hielt, und die nach
seiner Ansicht das Gebiet der Orthodoxie nicht überschritten.
In hiesiger Gemeinde wirkte er 17 Jahre lang, bis zum Jahre 1851, wo er
wegen seines Alters in den Ruhestand versetzt wurde. In seiner Quieszenz
bezog er aus der königlichen Zentralkirchenkasse einen angemessenen
Sustentationsgehalt.
In den letzten Monaten seines Lebens überfiel ihn eine schmerzhafte
Krankheit, die auch seinen Tod herbeiführte. Während seiner Krankheit
genoss er allgemeine Teilnahme. Seine Leichenbegleitung war eine sehr
zahlreiche, woran auch christliche Honoratioren teilnahmen. So ist er denn
zur Ruhe heimgegangen, nachdem er so viele Kämpfe durchgemacht. Er starb
im 70. Lebensjahre und hinterließ eine Witwe mit einer schon längst
verheirateten Tochter, deren Stützte nunmehr ins Grab gesegnet ward.
Jetzt im Tode findet er den Frieden, nach dem er als Priester gestrebt,
'sein Andenken bleibt zum Segen'. |
Seminarlehrer Ludwig Stern aus Würzburg kommt
möglicherweise nach Archshofen (allerdings nur ein Gerücht von
1866)
Anmerkung: Ludwig Stern war seit 1864 Lehrer an der damals neu
gegründeten "Israelitischen Lehrerbildungsanstalt in Würzburg", zuvor Lehrer im
württembergischen Freudental. 1872 wurde
er Rektor der Anstalt. Im August 1890 starb er in Würzburg. Lehrer Stern stand in
großem Ansehen in den württembergischen Gemeinden.
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. August 1866: "Wie
man hört, wird Herr Seminarlehrer Stern in Würzburg, wahrscheinlich in
Folge der Kriegsereignisse, seine segensreiche Wirksamkeit an dieser
Anstalt aufgeben und wieder in den württembergischen Schulstand, wofür
er sich das Recht vorbehalten hat, eintreten. Der Stand und das Land
würden dadurch eines ihrer strebsamsten Mitglieder und Diener wieder
gewinnen. Es soll ihm nämlich auf seine Bitte die jetzt vakante Schul-
und Vorsängerstelle in Archshofen, einer religiösen und wohlhabenden
Gemeinde im Taubertale übertragen werden. Wir gratulieren der Gemeinde
und dem Lehrer dazu, wenn sich das Gerücht bestätigen
sollte." |
Zum Tod von Lehrer Hirsch Kahn (1927 in Wiesbaden, 1881
bis 1886 Lehrer in Archshofen)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Juli 1927: "Edelfingen.
Am 25. Juni starb in Wiesbaden, wo er im Ruhestand lebte, der um unsere
Gemeinde hochverdiente Volksschullehrer Hirsch Kahn. Kahn war am
22. Mai 1863 in Niederstetten
geboren. Nach dem Besuch der dortigen Realschule hatte er die
Präparandenanstalt und dann das Seminar in Künzelsau besucht. Nachdem er
1881 die erste Volksschullehrer- und Vorsängerprüfung bestanden, kam er
zunächst als Amtsverweser nach Archshofen, wo er bis zum August
1886 wirkte. Von da an war er bis zu seiner Zurruhesetzung am 1. Oktober
1923 als Lehrer und Vorsänger in Edelfingen
tätig. Nach der Aufhebung der dortigen Stelle verzog er nach Wiesbaden.
Ans einem Grabe überbrachte Vorsänger Ottensoser die letzten Grüße der
Gemeinde Edelfingen dem
Dahingeschiedenen. Das Andenken an den vorzüglichen Lehrer und
vorbildlichen Seelsorger der Gemeinde sei gesegnet." |
50-jähriges Dienstjubiläum von Lehrer Hermann Uhlmann
(1931, 1886 bis 1889 Amtsverweser in Archshofen)
Anmerkung: Lehrer Hermann Uhlmann ist am 31. Juli 1861 in Oberdorf geboren.
Er studierte am Lehrerseminar in Esslingen. Er war als Lehrer tätig von 1880
bis 1881 in Eschenau, 1881 bis 1886 in Laupheim, 1886 bis 1889 in
Archshofen,
1889 bis 1900 in Lauchheim, danach in Schwäbisch
Gmünd. Hermann Uhlmann war seit 1892 (in Lauchheim) mit Jenny geb. Wolf verheiratet
(geb. 1871 in Oberdorf, gest. 1931 in Gmünd). Die beiden hatten vier Kinder:
Alfred (geb. 1894 in Lauchheim), Max (geb. 1897 in Lauchheim), Siegfried (geb.
1902 in Gmünd) und Karl Jakob (geb. 1907 in Gmünd).
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. März 1931: "Ein 50-jähriges Dienstjubiläum.
Einer der hervorragendsten Lehrer der Religionsgemeinschaft Württemberg, Religionsoberlehrer
Hermann Uhlmann in Schwäbisch
Gmünd, durfte in den letzten Tagen die Wiederkehr des Tages feiern, an dem er vor 50 Jahren in den Dienst der Religionsgemeinschaft Württembergs eingetreten. Uhlmann ist eine echte schwäbische Persönlichkeit,
gradherzig, aufrichtig und ehrenfest, ein Mann, der wie wenige geeignet, das heilige Amt eines Lehrers in der jüdischen Gemeinschaft auszuüben. Der Jubilar ist am 31. Juli 1861 in
Oberdorf geboren. Nach Vollendung seiner Studien am Esslinger Seminar begann er im Januar 1880 seine Tätigkeit als
Amtsverweser in Eschenau. Nachdem er vom Mai 1881 bis zum Februar 1886
Unterlehrer in Laupheim, vom April 1886 bis März 1889
Amtsverweser in Archshofen gewesen, amtierte er bis zum Juli 1900 als Lehrer und Vorsänger in
Lauchheim. Seit dem 19. Juli 1900 ist er als Vorsänger
und Religionslehrer in Schwäbisch Gmünd tätig und hat durch seine Amtsführung wesentlich zum Ausbau dieser Gemeinde beigetragen. Es ist seinem Eifer zu danken, dass die Gmünder Gemeinde ein eigenes
Bethaus bauen konnte, bei dessen Errichtung, Ausgestaltung und Weihung Uhlmann die wertvollste Arbeit geleistet hat. Er ist ein begeisterter und ein
begeisternder Lehrer. Darüber hinaus ist er aber ein barmherziger Seelsorger, der
an Freud und Leid seiner Gemeindegenossen von jeher ernsten Anteil genommen hat. Durch seine vorbildliche Amtsführung hat er es verstanden, sich Achtung und Wertschätzung auch in der nichtjüdischen Bevölkerung zu erwerben. Hermann Ullmann genießt auch als Fachgelehrter begründeten Ruf. Der
Israelitische Oberrat hat ihn in Würdigung seiner gründlichen Fachkenntnisse wiederholt berufen, an der Dienstprüfung der Lehramtskandidaten als
Examinator mitzuwirken. Er darf also als ein ausgezeichneter Vertreter seines Standes gerühmt werden. In einer
Ehrenurkunde hat der Oberrat ihm seine besondere Dankbarkeit und Wertschätzung zum Ausdruck gebracht. Mögen dem würdigen Manne, der als Lehrer, Vorsänger und Seelsorger sich gleich tüchtig bewährt hat, noch viele Jahre ungebrochener Kraft und Wirksamkeit zu seiner eigenen Freude wie zum
Heile seiner Gemeinde und zur Ehre der Religionsgemeinschaft Württembergs beschieden sein!" |
Neujahrsgruß von Lehrer A. Adler (1898)
Anmerkung: zu Lehrer A. Adler fanden sich bislang keine weiteren Angaben in
den Familienregistern der Israelitischen Gemeinde Archshofen (siehe unten) oder
in den Verzeichnissen des Lehrerseminars Esslingen (Hahn, Jüdisches Leben in
Esslingen).
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. September 1898:
"Allen Verwandten, Freunden und Bekannten wünscht einen herzlichen
Neujahrgruß (gute Einschreibung und Versiegelung ...).
Lehrer A. Adler, Archshofen,
Württemberg". |
Anzeigen von Lehrer Wolf (1911 /
1912)
Anzeige
in "Israelitisches Familienblatt" vom 9. März 1911: "Junger Kommis
der seine Lehre in Manufaktur-Branche beendigt, sucht per sofort
respektive 1. April Stellung in religiösem Hause eventuell auch als
Volontär. Süddeutschland bevorzugt.
Gefällige Offerten erbeten an Lehrer Wolf Archshofen (Württemberg). "
|
|
Anzeige
in "Israelitisches Familienblatt" vom 25. Januar 1912: "Für alleinstehende
ältere Dame wird per sofort ein jüdisches Mädchen im Alter von 15-17 Jahren
als Stütze gesucht.
Gefällige Offerten zu richten an Lehrer Wolf
Archshofen (Württemberg). " |
Über den Kriegseinsatz von Lehrer
Bernhard Sichel (1915)
Mitteilung
in "Israelitisches Familienblatt" vom 25. Februar 1915: "Unsere Kollegen
unter den Waffen. Zweites Verzeichnis.
Unteroffizier Bernhard Sichel, Schulamtsverweser in Archshofen
bei Creglingen. 13. Armeekorps, 26. Division, Füsilier-Regiment 122, 2.
Bataillon, 8. Kompanie. Musste am ersten Mobilmachungstage einrücken.
Kämpfte im Westen und kam als leicht verwundet in das Lazarett in Nürtingen.
Seit mehreren Wochen steht derselbe im Felde gegen Russland." |
Nachruf auf den im Oktober 1915
gefallenen Lehrer Bernhard Sichel (1915)
Artikel
in "Israelitisches Familienblatt" vom 28. Oktober 1915: "Bernhard Sichel
zuletzt Lehrer in Archshofen, Unteroffizier im Regiment 122,
Inhaber der Silbernen Verdienstmedaille, gestorben im Alter von 25 Jahren im
Lazarett in Landshut.
Das Wort, dass in der Jetztzeit so häufig an unser Ohr schlägt, dass nämlich
gerade die Besten unseres Volkes dem Kriege zum Opfer fallen, drängte sich
mir unwillkürlich ins Gedächtnis, als ich die Trauerkunde von dem Ableben
unseres lieben Kollegen Sichel erhielt. Sichel, mit reichen Geistesgaben und
einem eisernen Fleiße ausgestattet, zählte zu den hoffnungsvollsten Gliedern
unseres Standes. In der Schule sowohl als im Gotteshause versah er seinen
Dienst mit der größten Gewissenhaftigkeit und Treue, und es braucht uns
daher nicht wunder zu nehmen, dass seine ganze Gemeinde mit der größten
Verehrung an ihm hing und dass kein Glied derselben bei seiner Beerdigung
fehlte.
Bernhard Sichel hatte das Seminar in Würzburg
besucht, trat aber, nachdem er auch in Württemberg die erste Dienstprüfung
bestanden hatte, in den württembergischen Schuldienst über. Er war als
Schulamtsverweser zuerst in Ernsbach und
seit drei Jahren in Archshofen angestellt.
Mit seltenem Fleiße bereitete sich Sichel auf seine zweite Dienstprüfung
vor, die er auch im Monat Juni 1914 mit bestem Erfolge bestand. Wie
hoffnungsfreudig kehrte er nach Beendigung der zweiten Dienstprüfung auf
seine Stelle in Archshofen zurück! Schon hielt er sich dem Ziele seiner
Wünsche - der definitiven Anstellung an einer staatlichen Schul- oder
Vorsängerstelle - nahe, da traf auch ihn der Ruf zu den Waffen. Am Vormittag
des 31. Juli 1914 kehrte Sichel aus den Ferien auf seine Stelle zurück; am
Abend des gleichen Tages musste er diese verlassen, um sich bei seinem
Regiment in Mergentheim zu stellen.
In freudigster, gehobenster Stimmung ist Sichel als einer der ersten
hinausgegangen in den heiligen Kampf für Deutschlands Rettung und Sieg. In
einem Kampfe auf französischem Boden verwundet, kehrte er im Monat November
zurück und fand in einem Lazarett in Nürtingen Aufnahme und Pflege. Kaum
geheilt, kehrte Sichel wieder zu seinem Regiment zurück, um mit diesem gegen
den Feind im Osten zu ziehen. In seinen Briefen, die er an seine Lieben, an
seine Freunde und Kollegen schrieb, schilderte er die schrecklichen Zustände
in Russland in anschaulicher Weise.
Krank, schwer krank wurde Sichel, nachdem er ihn Lowitsch und Kalisch in
Lazaretten gelegen hatte, in seine Heimat zurückgebracht, woselbst er im
Lazarett in Landshut acht Monate lang in
ununterbrochenem Fieber darnieder lag. Am 12. dieses Monats - 25 Jahre alt -
erlag er seinem Leiden. Ein sanfter Tod er löste ihn.
Mit militärischen Ehren wurden die irdischen Reste des Entschlafenen zur
Bahn gebracht, um in die Heimat überführt zu werden. Hier, in Mergentheim,
wurde Sichel am jüngsten Freitag, den 15. Oktober, zur ewigen Ruhe
bestattet. Eine Abordnung des Regiments gab dem entschlafenen Kameraden das
letzte Ehrengeleite; die Militärmusik ließ auf dem Wege zum Friedhof
ergreifende Trauermelodien ertönen.
Bezirksrabbiner Kahn in Mergentheim,
Bezirksrabbiner Berlinger aus Hall,
Lehrer Pappenheimer aus Mergentheim
und der Unterzeichnete gaben den Gefühlen der Anerkennung und der Verehrung
lauten Ausdruck.
Wir Lehrer Württembergs werden den lieben, guten Menschen, Den treuen
Kollegen und Freund nicht vergessen, wir werden ihm ein treues Andenken
bewahren.
Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens.
Creglingen, den 17. Oktober 1915.
Pressburger." |
Todesanzeige für Lehrer Bernhard Sichel (1915)
Todesanzeige
in der Tagespresse Bad Mergentheim: "Todes-Anzeige.
Am 12. dieses Monats starb für das Vaterland im Lazarett Landshut infolge
Krankheit, die er sich im Feldzuge gegen Russland zugezogen, und nachdem
er schon einmal im Kampfe gegen Frankreich verwundert worden war, unser
lieber Sohn
Bernhard Sichel, zuletzt Lehrer in Archshofen.
Unteroffizier im Regiment Nr. 122, Inhaber der silbernen
Verdienstmedaille
nach 8-monatlichem Leiden im Alter von 25 Jahren. Mergentheim, den 14.
Oktober 1915.
Der Vater: Samuel Sichel. Beerdigung: Freitag Vormittag 9 Uhr vom
hiesigen Bahnhof
aus." |
Berichte aus dem jüdischen
Gemeindeleben
Ergebnis einer Gemeindekollekte
(1891)
Mitteilung
in "Die jüdische Presse" vom 19. März 1891: "Archshofen. Durch Lehrer
Oberndörfer, A. Challa-Geld von nachbezeichneten Frauen in
Archshofen: Fanny Kohn 1.80, Emilie Kahn 1.10, Mirjam Kahn 1, Mirjam Kohn 1,
Rika Güthermann 0.90, Helene Güthermann 0.80, Judith Kahn 0.80, Fanny Kohn
0.80, Regine Löwenthal 0.80, Regine Benjamin 0.75, Regine Wolff 0.40,
Jeanette Oberndörfer 2.50, Zionie Ehrenberg in
Creglingen 5, zusammen 17.65 Mark,
wovon 1.65 Mark für Gelehrte. B. Ungenannt 8 Mark für Mazzot."
|
50-jähriges Bestehen des
Israelitischen Frauenvereins (1912)
Mitteilung
in "Israelitisches Familienblatt" vom 7. November 1912: "Archshofen.
Der hiesige israelitische Frauenverein feierte seinen 50-jähriges Bestehen.
In Anwesenheit sämtlicher Mitglieder der Gemeinde fand eine zwanglose
Zusammenkunft statt, wobei Reden und heitere Deklamationen abwechselten mit
musikalischen und theatralischen Darbietungen. " |
Berichte zu einzelnen Personen aus der
Gemeinde
Der jüdische Hofagent Pfeiffer
hatte als Inhaber des Schloßes das Patronatsrecht in Archshofen (1905)
Artikel
in "Israelitisches Familienblatt" vom 26. Oktober 1905: "Christliches
Patronatsrecht eines Juden.
Unweit von Weikersheim, der einzigen Residenz der Fürsten von
Hohenlohe, liegt das Pfarrdorf Archshofen, ein romantisch gelegener
Ort mit circa 700 Einwohnern. Am südöstlichen Ende des Dorfes, auf dem
rechten Ufer der Tauber, steht ein uraltes Schloß an der Straße, die nach
Rothenburg führt, ein großes massives, dreistockiges Gebäude mit kleinen
Kugeln an den Ecken der Fenster und einer schönen Renaissancetafel an der
Vorderseite. Zwischen dem Tauberfluss und dem Schloße lag einst der schöne
Schloßgarten, jetzt ein halb verwildertes Bauerngut. In diesem Schloße
residierte in der alten Zeit der ortsansässige Adel. Im Jahre 1267 kamen
Schloß und Güter an den Deutsch-Orden. Bald aber wechselte es wieder seine
Herren, bis schließlich im 17. Jahrhundert das Schloß in den Besitz des
kaiserlichen General-Proviantdirektors J. C. von Oetinger
übergegangen ist. Nach der Mediatisierung am Anfang des 19. Jahrhunderts war
das Schloß in die Hände des israelitischen Hofagenten Pfeiffer zu
Weikersheim gekommen. Dem Besitzer des Schlossguts stand auch dass
Patronatsrecht über die Pfarrei zu. Jetzt war der eigenartige Fall
geschaffen, dass ein Jude, der das Schloßgut in Archshofen erworben hatte,
in die Rechtslage gekommen war, einen evangelischen Geistlichen
patronatisch zu ernennen. Marx Ezechiel Pfeiffer, fürstlicher
Hofagent in Weikersheim (Großvater das jetzt noch in Stuttgart lebenden
Bankdirektors Rudolf Pfeiffer und des um das Wohl der arbeitenden
Klassen hochverdienten geheimen Hofrat Dr. Eduard von Pfeiffer) war ein Mann
von trefflichen Eigenschaften, eine der hervorragenden Persönlichkeiten des
Württemberger Landes. Seine reiche Begabung und seine hingebende Liebe zur
Menschheit ohne Unterschied des Glaubens betätigte er segensvoll als treuer,
gewissenhafter Berater des Fürsten, wie auch als Fürsorger der Armen. Viele
Tausende von Gulden hat er gespendet, seiner Vaterstadt Weikersheim sowohl,
als auch den notleidenden Bürgern seiner Patronatsherrschaft Archshofen. Als
im Jahre 1810 die Pfarrstelle in Archshofen erledigt war, machte Hofagent
Pfeiffer von seinem Recht Gebrauch und ernannte einen Geistlichen. Doch dem
durfte nicht also geschehen. Am 12. Juli 1811 wurde von König Friedrich dem
Patronatsherrn Pfeiffer das Recht genommen, in seiner Herrschaft die Pfarrer
zu ernennen. Die königliche Verordnung - das Original wird heute noch
aufbewahrt - lautet wörtlich folgendermaßen:
Friedrich von Gottes Gnaden
König von Württemberg,
Souveräner Herzogin Schwaben und von Teck etc.
Unserem Gruß zuvor lieber Getreuer!
Da wir in Erfahrung gebracht haben, dass ein Teil des bisherigen adeligen
Guts Archshofen und besonders auch das Patronat-Recht daselbst von dem Juden
Marx Pfeiffer angekauft, und letzteres von diesem auch schon ausgeübt
worden, Wir aber bereits bei einem ähnlichen Fall verordnet haben, dass wenn
bei vorigem Souveräns ein Patronat-Recht an Juden gekommen, soll es nicht
von ihnen ausgeübt werden könne, sondern dem Landesherrn so lange
anheimfalle, als der Jude im Besitz des Gutes, mit welchem das
Patronat-Recht verbunden ist, bleibe, so lassen wir euch solches zur
Nachricht und Hochachtung mit dem Anhang gnädigst unverhalten, dass auch in
keinem Kirchengebet des Juden Pfeiffers Erwähnung geschehen soll.
Hofagent Pfeiffer durfte demgemäß von nun an keinen Pfarrer in Archshofen
mehr ernennen. Damit nun in Zukunft derartige Fälle sich nicht wiederholen,
wurde auf dem Wege der Gesetzgebung bestimmt, dass Patronatsrechte von
einem Israeliten niemals ausgeübt werden dürfen. Artikel 27 des
Gesetzes, in Betreff der öffentlichen Verhältnisse der israelitischen
Glaubensgenossen, vom 25. April 1828, lautet: Der Israelit kann Häuser und
liegende Güter, seien es einzelne Stücke oder geschlossene Höfe, auch
Lehengüter jeder Art zur eigenen Bewirtschaftung erwerben. Die mit dem
Gutsbesitz etwa verbundenen Patronatrechte, Gerichtsbarkeits- und
Polizei-Rechte können, solange sich das Gut in dem Besitz eines Israeliten
befindet, nicht ausgeübt werden; die auf dem Besitze jener Rechte ruhenden
dinglichen Verbindlichkeiten hat er dessen ungeachtet unmangelhaft
zu erfülen."
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Zum Tod von Jette Löwenthal (1877)
Anmerkung: Jette Löwenthal geb. Bühler ist am 16. Juli 1814 in Kleinerdlingen
geboren als Tochter des Abraham Bühler und seiner Frau Rahel. Sie heiratete am
14. Juli 1834 in Archshofen den dortigen Bürger und Metzgermeister Lämmlein
Samuel Löwenthal, der am 5. Januar 1803 in Archshofen geboren ist als Sohn des
Samuel Löwenthal und seiner Frau gen. Gundelfinger. Die beiden hatten zwölf
Kinder, von denen mehrere bereits früh verstorben sind.
Familienblatt: http://www.landesarchiv-bw.de/plink/?f=1-439150-44
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. August 1877: "Von
der Tauber. Obgleich ein vieljähriger Abonnent Ihres geschätztes Blattes
sind mir doch Berichte aus unserer Gegend noch wenige zu Gesicht gekommen.
Umso mehr beeile ich mich, Ihnen einen Todesfall in einer der
angesehensten Familien hiesiger Religionsgemeinde mitzuteilen, welcher,
wenn auch auf naturgemäßem Wege erfolgt, nicht nur die davon betroffene
Familie und die sämtliche Gemeinde, sondern alle Bekenner der jüdischen
Wahrheit von nahe und ferne, so wie alle Menschenfreunde jeglicher
Konfession schwer berührt. - Am Donnerstag, Tischa Be Menachem
(19. Juli 1877) starb dahier Frau Jette Löwenthal, Gattin des Herrn
Lämlein S. Löwenthal, eine wackere Frau im ausgedehntesten Sinne des
Wortes, nach fast einjähriger, sehr schmerzhafter Krankheit. Was die
Verewigte an ihren 73jährigen, seit vier Jahren an einer
Rückenmarklähmung leidenden Gatten getan, mit welcher unverdrossenen,
rücksichtsvollen Liebe sie den als langjährigen Vorbeter an den ehrfurchtgebietenden
Tagen geschätzten Greis gepflegt und gewartet, trotz eigenen,
schweren Leidens, verdient schon allein in der ganzen israelitischen
Diaspora bekannt zu werden. In ihrem Hause fanden Tora, Gottesdienst und
Wohltätigkeit stets eine offene Heimstätte. Die Verewigte gab mit vollen
Händen; daher war auch ihr Haus stets von den vielen auswärtigen Armen
förmlich belagert; unbefriedigt ging niemand aus ihrer Türe. Jeder Sohn
der Tora hatte bei ihr ein Bett, Tisch, Stuhl und Leuchter.
Der Lebensweg dieses Biederweibes, durchweg mit Wohltun bezeichnet, schien
dennoch von der Vorsehung ausersehen, nur Heimsuchungen zu ertragen. Von
13 Kindern, welche sie ihrem Gatten geschenkt, sind noch 7 am Leben. Vor 5
Jahren starb ein Sohn von 27 Jahren und der Gatte siecht nun auch bald
vier Jahre krank darnieder.
Von Juden und Nichtjuden allgemein bedauert, weil sie Jedem ohne
Unterschied der Religion, in heitern und in trüben Tagen, teilnehmend,
beratend und helfend zur Seite stand, war auch die Begleitung ihrer
irdischen Hülle zu ihrer letzten Ruhestätte eine höchst ehrenvolle.
Freunde und Bekannte von nah und fern, von allen Konfessionen folgten
ihrem Sarge auf den 1 1/2 Stunden entfernten Friedhof. Möge sie im
Jenseits den Lohn für ihre Tugend finden. Ihre Seele sei eingebunden in
den Bund des Lebens. Archshofen, 24. Menachem 5637 (3. August
1877)". |
Zum Tod von Isak Rosenheimer (1925)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. September 1925: "Archshofen,
7. September (1925). Heute bestatteten wir einen Mann, dessen Heimgang
einen großen Verlust für unsere kleine Gemeinde bedeutet. Isak
Rosenheimer hat infolge einer schwere Operation vorzeitig das Zeitliche
gesegnet. Seit langen Jahren war er der Vorsitzende des Vorsteheramtes und
der Rechner der Gemeinde und hat sich nicht nur um die äußerlichen
Notwendigkeiten und um die Finanzen der Gemeinde verdient gemacht in
vielen Arbeiten, Mühen, Gängen und Schreibereien, sondern ist ihr ein
Vorbildung gewesen in Frömmigkeit, Gottesfurcht und
Mizwaus-(Gebote-)Erfüllung. Dass der tägliche Gottesdienst aufrecht
erhalten wurde bis zum heutigen Tage, ist neben anderem hauptsächlich
seiner Energie zuzuschreiben, ebenso, dass die Erteilung des
Religionsunterrichtes an die Kinder fortgesetzt wurde. In vorgerückteren
Jahren hat er sich noch die große Mühe gegeben, die sabbatliche
Toraverlesung sich einzuüben und vorzutragen, obgleich er tagsüber im
Geschäfte hart angestrengt war. Wie ernst war er bestrebt, seine drei
Söhne zur Gottesfurcht und Mizwauserfüllung zu erziehen. Ein
außerordentlich großes Gefolge, darunter auch der Kriegerverein, gab ihm
das letzte Geleite. Möge Gott der gebeugten Witwe und den Söhnen
Trost geben. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens." |
Die Schülerin Berta Rosenheimer wird bei den
Jugendwettspielen ausgezeichnet (1926)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Oktober 1926: "Creglingen. Als
einzige Schülerin der großen evangelischen Volksschule in Archshofen
erhielt die 12 Jahre alte israelitische Schülerin Berta Rosenheimer,
Tochter des Samuel Rosenheimer in Archshofen, bei dem im Jahre 1926
stattgehabten Jugendwettspielen einen Preis (Buch), sowie eine vom Herrn
Reichspräsidenten von Hindenburg ausgestellte Ehrenurkunde folgenden
Inhalts: Ehrenurkunde. Bei den Reichsjugendwettkämpfen 1926
errang den Sieg Berta Rosenheimer von Archshofen, geboren den 28. Juli
1914, mit 70 Punkten. Als Anerkennung verleihe ich diese Urkunde. Der
Beförderer der Reichsjugendwettkämpfe. von Hindenburg
Reichspräsident." |
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Von Familie Berliner wird ein
jüdisches Mädchen zur Mitarbeit gesucht (1881)
Anzeige
in "Der Israelit" vom 31. August 1881: "Für ein gut erzogenes 15-jähriges
Mädchen wird ein Dienst bei einer religiösen Familie gesucht.
Berliner, Archshofen bei Mergentheim. "
|
Anzeigen von Lehrer Oberndörfer (1890/92)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. Juli 1890:
"Suche Lehrstelle für ein 15jähriges, aus feiner Familie stammendes
Mädchen mit Prima-Zeugnissen (von höherer Töchterschule) in einem
Schabbat und Feiertag streng geschlossenen Geschäfte, am liebsten in
Süddeutschland. Offerten erbittet
Lehrer Oberndörfer, Archshofen
(Württemberg)." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Juli 1892:
"Suche für ein sehr tüchtiges Fräulein Stellung in streng
religiösem Hause als Köchin beziehungsweise Leiterin eines Haushalts.
Offerten erbittet
Lehrer Oberndörfer, Archshofen (Württemberg)." |
Moses Kahn sucht eine
Haushaltshilfe für ein älteres Ehepaar (1893)
Anzeige
in "Der Israelit" vom 14. August 1893: "Suche für ein älteres, kinderloses
Ehepaar (Frau leidend) ein jüngeres, tüchtiges Mädchen zur Führung des
Haushalts.
Franco-Offerten an Moses Kahn, Archshofen (Württemberg)"
|
Verlobungsanzeige von Hedwig Flamm und Isi Benjamin
(1921)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Juni 1921: "Statt
Karten. Hedwig Flamm - Isi Benjamin.
Verlobte.
Uffenheim -
Bayern / Frankfurt am Main, Breitegasse 29 / Archshofen, Württemberg. Mai
1921." |
Zur Geschichte des Betsaals / der Synagoge
Um 1700 wurden von den damals noch
wenigen am Ort die Gottesdienste in Creglingen besucht. Spätestens im Sommer
1717 bemühten sich die jüdischen Familien in Archshofen um die Einrichtung
eines eigenen Betsaales. Die Ortsherrschaft war diesem Anliegen
offensichtlich nicht abgeneigt, da in einer Sitzung des Rothenburger Raths am
24. Juli 1780 berichtet wurde, "...dass Herr Obrist von Wenzingerode vorhabens
sein solle, in Archshofen eine Judenschule zu genehmigen". Den Juden war seitdem
erlaubt, sich in einem Zimmer in der Wohnung des Juden Simson in dem bei der Mühle
gelegenen Eselstall (Gebäude der späteren Synagoge) zum Gottesdienst zu
versammeln. Der Schultheiß von Archshofen berichtete 1727 über seine
Beobachtungen: "Bei Simson Jud kommen sie morgens früh um 6 Uhr und noch früher
in dessen Wohnstube zusammen; einer unter ihnen mit Namen Götz wird der Vorsänger
genannt, der Lazarus kommt mit seinem Mantel hinein und sonst keiner".
Mit dem Mantel ist der Gebetsschal (Tallit) gemeint. Auch auswärtige
Juden nahmen an den Gottesdiensten in Archshofen teil, wohl auch, damit die
Zehnzahl der Männer gewährleistet werden konnte. So wird 1724 berichtet, dass
schon drei Jahre ein Jude aus dem benachbarten Equarhofen (heute Gemeindeteil
von Simmershofen) an den Gottesdiensten in Archshofen teilnehme. Ein Rabbiner
hatte ihm genehmigt, die 6 km zum Besuch der Sabbatgottesdienste zurückzulegen.
1740 stellte der Jude Lazarus (der bereits 1727 genannte Jude mit dem Gebetsschal) eine Hälfte seines Hauses als neuen Betsaal der Gemeinde zur Verfügung. Anfang
September 1740 war dieser Betsaal fast fertig eingerichtet. Allerdings stand die jüdische Gemeinde plötzlich vor Schwierigkeiten, denn die neue Synagoge befand sich im Zentrum des Dorfes unweit vom damaligen Kirchweg, was energische Proteste der christlichen Einwohnerschaft hervorrief. Dennoch konnten sich die jüdischen Einwohner durchsetzen, wenngleich erst am 3. September 1741 ein erster Gottesdienst im neuen Betsaal abgehalten werden konnte. Der Betsaal befand sich sehr wahrscheinlich im Gebäude Nr. 31, dem Haus der späteren jüdischen Schule.
Auch dieser Betsaal, über den noch genaue Beschreibungen vorliegen, war keine Dauereinrichtung, denn im Jahre
1780, als die jüdische Gemeinde inzwischen auf 54 Seelen angewachsen war, bemühte man sich um den Bau einer Synagoge. Der Neubau sollte etwa 9 Meter lang und etwa 8 Meter breit sein und im Garten beim Haus mit dem bisherigen Betsaal aufgerichtet werden. Die Gutsherrschaft, inzwischen ein Herr von Oetinger, war bereit, die Baupläne zu genehmigen. Diesmal schritt jedoch der Rothenburger Rat ein, da dieser eine neue Rechtslage gegeben sah: aus dem bisherigen Privatgottesdienst würde durch das Synagogengebäude ein öffentlicher Gottesdienst werden. Eine Genehmigung der Synagoge würde die Gleichstellung von Christen und Juden am Ort bedeuten. Auf Grund dieser Einsprüche des Rothenburger Rates konnte der Neubau nicht verwirklicht werden.
Gut 15 Jahre später fand sich eine Lösung, eine Synagoge zu erbauen. 1796/97
konnte der frühere Eselstall zwischen Dorfplatz und der Tauber, wo bereits Jahrzehnte zuvor in der Wohnung des Juden Simson Gottesdienste gefeiert worden waren, insgesamt von der jüdischen Gemeinde erworben und zu einer Synagoge umgebaut werden. Hinter der Synagoge stand in einem kleinen Anbau der Leichenwagen.
Im Sommer/Herbst 1865 wurde das Gebäude völlig umgebaut, erweitert und renoviert. Der Gesamtaufwand für die Bauarbeiten betrug 4.100 Gulden. Davon übernahm die bürgerliche Gemeinde 250 Gulden durch einen Bauholzbeitrag aus dem Gemeindewald. 160 Gulden kamen durch freiwillige Beiträge zusammen, 180 durch den Verkauf der Synagogenplätze. Der Staat trug 400 Gulden durch einen Zuschuss bei. Am Schluss blieben noch über 2000 Gulden, die durch ein Darlehen abgedeckt wurden.
Gabe eines Kronleuchters und finanzielle Unterstützung
durch den württembergischen König für die Restaurierung der Synagoge
(1865/66)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. August 1865: "Aus Württemberg.
Die israelitischen Kirchengemeinde Archshofen hat unser König Karl drei
Kronleuchter für die neu restaurierte Synagoge als Geschenk huldreichst
zu verwilligen geruht, und die Filialgemeinde Wiesenbach erhielt zu den
Kosten der Erwerbung und baulichen Einrichtung ihres Schul- und
Gotteshauses einen Staatsbeitrag von 200
Gulden." |
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Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Juni 1866: "Archshofen,
Oberamt Mergentheim. Durch die huldvolle Gnade des Königs wurden der
hiesigen israelitischen Gemeinde zur Erweiterung und Renovierung unserer
Synagoge 400 Gulden als Staatsbeitrag
bewilligt." |
Die Wiedereinweihung der Synagoge am 3. November
1865 war ein großes Fest für den ganzen Ort. Damals lebten 30 jüdische
Familien in Archshofen. Auch 1912 stand nochmals eine größere Renovierung an.
Die Synagoge selbst hatte traditionell einen Betsaal im
Erdgeschoss für die Männer und eine Frauenempore im ersten Stock. Rechts unter
der Empore führten Stufen in die Tiefe zum Frauenbad. An der Wand hingen
Gebotstafeln und über den Bänken seit der Renovierung 1865 drei große
Bronzeleuchter. Diese sollen eine Stiftung der württembergischen Königin
gewesen sein.
Über die Einweihung einer neuen
Torarolle im Juni 1911 berichtete die Zeitschrift "Der Israelit":
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. Juni 1911: "Archshofen,
15. Juni (1911). Letzten Sonntag feierten wir hier die Einweihung einer neuen
Torarolle. Der Festgottesdienst wurde mit Gesang und einer Ansprache des Herrn
Lehrers Wolf eröffnet. Umzüge in der Synagoge mit sämtlichen Torarollen unter
entsprechenden Gesängen, Rezitationen und eine Predigt des Herrn
Bezirksrabbiners Dr. Schweizer füllten den dreistündigen Gottesdienst, der mit
dem Mussaphgebete Schloß, aus. Sämtliche Gemeindemitglieder wurden zur Tora
gerufen.
Am Abend fand eine bis in die Morgenstunden des Sonntags dauernde Unterhaltung,
an welcher auch die Spitzen der bürgerlichen Behörde teilnahmen, statt.
Rezitationen wechselten mit Reden heiteren und ernsteren Inhalts in bunter
Reihenfolge miteinander ab. Die Festrede wurde von dem Lehrer der Gemeinde,
Herrn Wolf, gehalten, der darauf hinwies, was die Tora unseren Vätern war, und
was sie uns sein soll. Die Grüße der christlichen Kirchengemeinde wurde von
dem Ortsgeistlichen, der besonders auf das schöne Verhältnis, das zwischen den
Bekennern der verschiedenen Konfessionen in Archshofen bestehe, hinwies, überbracht.
Auch der würdige und auf die Eintracht in seiner Gemeinde bedachte
Ortsvorstand, Schultheiß Fleischmann, beteiligte sich an der Feier. Sämtlichen
Teilnehmern wird das schöne Fest, das durch keinen Misston gestört wurde, in
Erinnerung bleiben".
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Noch mindestens bis Mitte der 1920er-Jahre
wurde trotz der klein gewordenen Gemeinde noch täglicher Gottesdienst in der
Synagoge abgehalten (siehe Bericht oben zum Tod von Isaak Rosenheimer
1925).
In der Pogromnacht 1938 wurde das Gebäude der
Synagoge beschädigt. Die Bronzeleuchter wurden von Jungen der Hitlerjugend
heruntergerissen. Der damalige Bürgermeister hat aus den Resten der Leuchter
einen rekonstruieren lassen, der in die evangelische Kirche gehängt wurde. In
den 1960er-Jahren ist er in das Schloß Langenburg verkauft worden. Überreste
von Synagogenbänken fanden sich noch jahrelang in einigen Gärten und Hinterhöfen
des Ortes. Das Gebäude der
ehemaligen Synagoge diente der bürgerlichen Gemeinde seit 1941 als Lagerraum,
später als Feuerwehrmagazin und als Gemeinschaftsraum der örtlichen Vereine
(letzterer im ersten Stock auf Höhe der früheren Frauenempore). Seit einigen
Jahren ist das Haus Vereinsheim der Kleintierzüchter.
Das
Gebäude der alten Synagoge diente seit 1840 als jüdische Volksschule mit
Lehrerwohnung (Haus Nr. 31). Das Gebäude ist erhalten und dient als Wohnhaus.
Fotos
Historisches Foto
(Quelle: Jüdische Gotteshäuser und
Friedhöfe in Württemberg. 1932. S. 52)
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Die Synagoge in Archshofen |
Fotos nach 1945/Gegenwart:
Fotos um 1985:
(Fotos: Hahn) |
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Das ehemalige Synagogengebäude |
Rückseite der ehemaligen Synagoge
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Blick auf das Gebäude von Nordosten |
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Rückseite des Gebäudes: im Anbau
befand sich der Leichenwagen
der jüdischen Gemeinde |
Eingang zur
ehemaligen Synagoge |
Auf Höhe der
ehemaligen Frauenempore |
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Kapitell an den hölzernen Säulen
der ehemaligen Frauenempore |
Blickrichtung Osten von der Höhe
der ehemaligen
Frauenempore |
Die Käfige stammen von der Ausstellung
des Kleintierzüchtervereins |
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Fotos nach der Außenrenovierung 1987:
(Fotos: R. Rasemann) |
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Blicke von Norden
und Nordwesten auf die
ehemalige Synagoge |
Blick von der Brücke auf die
Südseite
der ehemaligen Synagoge |
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Foto 2003:
Fotos: Außenaufnahmen von Hahn, Aufnahmedatum
16.11.2003; untere Zeile vom
Jüdischen
Museum, Creglingen |
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Die ehemalige
Synagoge als Haus des Kleintierzüchtervereins Archshofen
(Z 73 ist die
Nummer des Vereins) |
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Blick von Osten |
Der Eingang auf der Westseite |
Blick über die Tauber zur
ehemaligen
Synagoge; der alte Anbau, worin sich
der Leichenwagen befand,
ist durch
einen neuen Anbau ersetzt |
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Die Hinweistafel |
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Die erhaltenen Gebotstafeln
aus
der Synagoge Archshofen |
Der Leuchter der Synagoge
Archshofen
- in den 1960er Jahren noch in
der evangelischen Kirche |
Reste des wieder
aufgefundenen
Leuchters |
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Erinnerungsarbeit
vor Ort - einzelne Berichte
Februar 2002:
Bericht über die dem jüdischen Museum Creglingen
übergebenen Gebotstafeln aus der Synagoge
Archshofen |
Artikel
in der "Tauber-Zeitung" vom 5. Februar 2002: "Empfang /
Überraschung. Gesetzestafel wurde übergeben. Ausstellungsobjekt für das
Jüdische Museum aus Archshofen. Im Rahmen eines informellen
Empfanges, zu dem Arthur Obermayer anlässlich eines Besuches mit seiner
Ehefrau in Creglingen den Vorstand und Beitrat des Museums, Stadträte und
Förderer eingeladen hatte, präsentierte der Archshofener Ortsvorsteher
Werner Mantel eine echte Überraschung.
Creglingen. Im hintersten Winkel des Rathauses in Archshofen stieß
man auf eine Gesetzestafel mit den 10 Geboten, die aller
Wahrscheinlichkeit nach aus der ehemaligen Synagoge in Archshofen stammt
und sich dort über dem Thora-Schein befunden haben könnte. Außerdem
fand man noch etliche Messingteile und Glasketten von den Kronleuchtern,
die während des Krieges aus der Synagoge entfernt und demoliert wurden.
Aus den zahlreichen Einzelteilen hatte man nach dem Krieg einen einzelnen
Lüster hergestellt, der bis in die 60er-Jahre in der evangelischen Kirche
in Archshofen hing, bevor er nach Schloß Langenburg verkauft wurde.
Symbolisch für die Überreste überreichte Werner Mantel einen
Leuchterteil aus Messing an den Initiator des Jüdischen
Museums.
Zum weiteren Lesen bitte Textabbildung anklicken. |
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Links,
Quellen und Literatur
Links:
Quellen:
Literatur:
| Paul Sauer: Die jüdischen Gemeinden in Württemberg und
Hohenzollern. 1966. S. 27-29. |
| Erich Bauer: Die Geschichte der jüdischen Minderheit in Archshofen.
Zulassungsarbeit zur Fachgruppenprüfung in Geschichte 1964. Nachdruck 1985.
|
| Joseph Walk (Hrsg.): Württemberg - Hohenzollern -
Baden. Reihe: Pinkas Hakehillot. Encyclopedia of Jewish Communities from
their foundation till after the Holocaust (hebräisch). Yad Vashem Jerusalem
1986. S. 49-51. |
| Hartwig Behr/Horst F. Rupp: Vom Leben und Sterben – Juden in Creglingen. 1999.
s. Auflage 2001. |
| Joachim
Hahn / Jürgen Krüger: "Hier ist nichts anderes als
Gottes Haus...". Synagogen in Baden-Württemberg. Band 1: Geschichte
und Architektur. Band 2: Orte und Einrichtungen. Hg. von Rüdiger Schmidt,
Badische Landesbibliothek, Karlsruhe und Meier Schwarz, Synagogue Memorial,
Jerusalem. Stuttgart 2007. |
| Barbara Distel: Archshofen - Theresienstadt -
Treblinka. Die Deportation der letzten drei jüdischen Mitbürger aus dem
heutigen Creglinger Teilort vor 70 Jahren. In: Württembergisch Franken.
Hrsg. vom Historischen Verein für Württembergisch Franken. Band 97. |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Archshofen
Wuerttemberg. Jews could settle from the early 18th century, but the
community was limited to 15 families. They were permitted to engage only in the
cattle trade, which remained their main source of livelihood even when
restrictions were removed in 1810 after annexation to Wuerttemberg. The
community reached a peak population of 180 in 1870 and declined steadily
thereafter. Until the Nazi era, relations with the local population were
satisfactory and Jews participated in public life. By 1938 all Jewish businesses
were closed and Jews socially ostracized as persecution intensified. Of the 23
Jews in Archishofen in 1933, 12 emigrated by 1939. Some of those remaining died
in Archshofen; the others perished after deportation to the east.
vorherige Synagoge zur ersten Synagoge nächste Synagoge
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