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in Aschaffenburg
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in Aschaffenburg
Aschaffenburg (Kreisstadt,
Unterfranken)
Texte/Berichte zur jüdischen Geschichte der Stadt
Die nachstehend wiedergegebenen Texte mit
Beiträgen zur jüdischen Geschichte in Aschaffenburg wurden in jüdischen Periodika
gefunden.
Bei Gelegenheit werden weitere Texte eingestellt. Neueste
Einstellung am 28.3.2020.
Übersicht:
Allgemeine Berichte zur Geschichte der jüdischen
Gemeinde
Publikation zur jüdischen Geschichte in Aschaffenburg
(1900)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. März 1900: "Historische Berichte
über die Juden der Stadt und des ehemaligen Fürstentums Aschaffenburg.
Herausgegeben von Salomon Bamberger, Strassburg i.E., Verlag von Josef
Singer. 1900. VI. B., 112 Seiten.
Jüdische
Städtegeschichte begrüßen wir stets mit Freuden. Erst wenn die
Schilderungen der alten jüdischen Gemeinden in den meisten deutschen, von
Juden bewohnten Städten uns vorliegen werden, wird es möglich sein, eine
Geschichte der Juden unseres Vaterlandes zu schreiben, die sich frei von
willkürlichen Darstellungen hält und mit der Mitteilung bloßer
Vermutungen sparsam sein kann. Dem lokalen Spezialisten entgehen wichtige
Einzelheiten nur selten und seine Kenntnis der Stadt und Gemeindeverhältnisse
bewahrt ihn vor manchen Fehlern, die der Fremde kaum vermeiden kann. Auch
wird der Fleiß und die Arbeitslust des Stadtbiographen durch die Liebe
zur Vaterstadt oder zum Aufenthaltsort angespornt auch das unscheinbarste
und verborgendste Aktenstück zum Gegenstand seiner Studien zu machen. Der
Verfasser der vorliegenden Schrift hat ein reiches Aktenmaterial
gesammelt, das uns unter seiner Führung ein anschauliches Bild der
Schicksale der jüdischen Gemeinde Aschaffenburgs seit Mitte des
siebzehnten Jahrhundert gewährt. Aus fleißig gesammelten, sonstigen
zerstreuten Notizen erkennen wir, dass schon seit dem zwölften
Jahrhundert sich Juden in Aschaffenburg befanden und dass die dortige
Gemeinde von Jahrhundert zu Jahrhundert an Bedeutung zunahm. Wir sind dem
Verfasser, einem Sohne des unvergesslichen Rabbi Simon Bamberger, dessen
Andenken die Schrift gewidmet ist, für seine emsige Arbeit und für die
anziehende Darstellung eines zum ersten male behandelten Themas zu großem
Dank verpflichtet." |
Artikel
zur Geschichte der Juden in Aschaffenburg (1929)
Artikel
in der "Bayrischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. Juni
1929:
"Zur Geschichte der Juden in Aschaffenburg.
Anlässlich der Tagung des Verbandes Bayerischer Israelitischer Gemeinde
in Aschaffenburg am 30. Juni und 1. Juli 1929.
Foto: Aschaffenburg mit Schloss Johannisburg |
Foto:
Park Schönbusch, Aschaffenburg.
Die Frage, seit wann die Juden in Aschaffenburg wohnen, ist zum ersten Mal
in einer Schrift behandelt worden, die vor ungefähr 30 Jahren erschien:
'Historische Berichte über die Juden der Stadt und des ehemaligen Fürstentums
Aschaffenburg, herausgegeben von Salomon Bamberger.' Bamberger trug
alles ihm zugängliche Material zusammen, ohne sich immer bei den
einzelnen Bausteinen, die er zu einem Gebäude aneinander führte, die
kritische Frage vorzulegen, ob diese Bausteine auch wirklich tragfähig
sind oder nicht. Wir möchten darum im Folgenden eine erneute Untersuchung
vornehmen.
I. Ohne Zweifel ist es, dass schon im 14. Jahrhundert Juden in
Aschaffenburg gewohnt haben. Hierfür liegt eine ganze Reihe von
historischen Beweismitteln vor, an deren Richtigkeit zu zweifeln kein
Anlass besteht. So wird im Jahrgang 1879 des Anzeigers für Kunde der
deutschen Vorzeit auf Seite 208 berichtet, dass am 13. Mai 1320 dem
Pfarrer zu Aschaffenburg anbefohlen wurde, den Bann auszusprechen gegen
den Juden Moses aus Aschaffenburg. Was dieser Aschaffenburger Moses wohl
angestellt hat, wird nicht verraten. Wohl aber lässt sich aus dieser
Nachricht entnehmen, dass es damals offenbar noch keinen Rabbiner in
Aschaffenburg gab, denn sonst hätte man nicht erst den Aschaffenburger
Pfarrer für eine Amtshandlung zu bemühen brauchen, die in jener Zeit
noch durchaus zum Kompetenzbereich des Rabbiners gehörte. Erfreulicher
als diese pfarramtliche Bannverhängung klingt eine andere Nachricht vom
3. Dezember 1333. Unter diesem Datum wird in den Regesten zur Geschichte
der Juden in Deutschland während des Mittelalters auf Seite 118 eine
Quittung registriert, die von den Herren zu Weinsberg, den Brüdern Konrad
und Engelhard ausgestellt wurde, worin sie bestätigen, dass ihnen von dem
Juden Süßkind aus Aschaffenburg tausend Pfund Heller bezahlt wurden. Was
der Anlass dieser Zahlung war: der Abschluss eines Geschäftes oder die
Eintreibung einer Zwangssteuer, wie sie in jenen Zeiten gegenüber den
Juden gang und gäbe war, ist nicht bekannt. Auch lässt sich urkundlich
beweisen, dass schon damals in Aschaffenburg eine Synagoge vorhanden war.
Im Jahre 1345 verstarb in Aschaffenburg ein Vikar namens Jordan. In seinem
Testamente, durch das er sein Haus seinen Erben vermachte, wird die Lage
dieses Hauses näher beschrieben mit den lateinischen Worten: Sita
Proxime apud Synagogam Judaeorum, 'es liegt in der Nähe der
Judensynagoge', eine Bezeichnung, die in den Archivakten des
Aschaffenburger Stiftsrentamtes noch öfters vorkommt.
Es war damals für die süddeutschen Juden eine bitterböse Zeit, in
der sie der Hostienschändung und Brunnenvergiftung beschuldigt und von dem
aufgehetzten Pöbel unter Führung von Badenführern wie Rindfleisch und
Armleder gemordet und gebrandschatzt wurden. Wie ist es in diesen schlimmen
Zeiten den Juden in Aschaffenburg ergangen? Zur Beantwortung dieser Frage
müssen wir die wichtigste historische Quelle heranziehen, die uns von den
Ereignissen jener Zeiten Kunde gibt. Das sind die so genannten 'Memorbücher'. Während viel kleinere Gemeinden, z.B. das
zum Aschaffenburger Bezirk gehörende Miltenberg, Memorbücher angelegt
haben, hat es ein Aschaffenburger Memorbuch niemals gegeben. Wir mussten
uns darum das älteste Memorbuch, das aus dem Jahre 1296 stammt, das Nürnberger
Memorbuch kommen lassen, um daraus über die Schicksale der Aschaffenburger
Juden im 14. Jahrhundert näheres zu erfahren. Wir haben das Buch genau
durchgesehen und festgestellt, dass die daselbst erwähnten Marterstätten aus
den 30er und 40er-Jahren des 14. Jahrhunderts, also aus der Zeit der
Judenverfolgungen unter Armleder und aus der Zeit des schwarzen Todes, in
hebräischer Sprache und Schrift vier Ortsnamen enthalten, die folgenden
Wortlaut haben: 'Uschaffenburk', 'Uschfinburch', 'Uschburk', 'Uschanburg'.
Es entsteht nun die Frage, ob alle diese Ortsnamen mit
Aschaffenburg identisch sind. Neben den ersterwähnten Ortsnamen wird noch
eine andere Lesart überliefert: 'Itanburg', was bei einem alten, schwer
leserlichen Manuskript nicht weiter verwunderlicht ist. Diese Lesart 'Itanburg'
ist aber sicherlich falsch, denn unmittelbar darauf werden Miltenberg und
Amorbach genannt. Es ist auch ohne weiteres klar, dass wir 'Uschanburg' zu
lesen haben und diesen Ortsnamen mit Aschaffenburg identifizieren müssen.
Dass bei 'Uschanburg' das f
ausgefallen ist, darüber brauchen wir uns nicht aufzuregen, da ja noch
heute der Volksmund dieses f ausfallen lässt, wenn er statt Aschaffenburg
das bequemere und gemütlichere 'Ascheberg' gebraucht.
Wie ist es nun mit 'Uschburk'? Dürfen wir auch diesen Ortsnamen mit
Aschaffenburg identifizieren? Diese Frage ist unbedingt zu verneinen, denn
neben 'Uschburk' steht noch ein anderes hebräisches Wort: 'Wejischubeho', 'und seine Filialgemeinden'. Unter diesen
Filialgemeinden von Uschburk werden |
aber
aufgezählt: Nördlingen, Ulm, Esslingen usw. Uschburk kann darum nicht
Aschaffenburg sein, sondern ist ohne Zweifel mit Augsburg gleich zu
setzen, zumal auch im Urkundenbuch der Stadt Augsburg die Lesart auspurch
vorkommt, die wie im hebräischen das g des lateinischen Augusta
abgeworfen hat.
Der dritte Ortsname 'Uschfinburch' ist von dem Nürnberger
Memorbuch herübergenommen worden aus einem Verzeichnis von Blutorten, die
sich vorfand in einem Gebetbuch, das im 14. Jahrhundert geschrieben wurde,
das früher im Besitz eines Herrn Halberstamm in Bilitz war und jetzt
Eigentum eines Herrn Epstein in Wien ist. Dieses Uschfinburch ist
zweifellos mit Aschaffenburg identisch, da in demselben Verzeichnis auch
Goldbach genannt wird. Dass der vierte Ortsname 'Uschaffenburk' mit
Aschaffenburg identisch ist, bedarf keines weiteren Beweises.
Auf Grund dieser wiederholten Erwähnung Aschaffenburgs unter den
Blutorten und Marterstätten des 14. Jahrhunderts können wir uns eine
Vorstellung machen, wie es den Juden Aschaffenburgs in jenen schlimmen
Zeiten ergangen ist. Sie haben das Schicksal ihrer deutschen Glaubensbrüder
redlich geteilt. Auch über die Juden Aschaffenburgs sind die wilden
Horden Armleders hergefallen. Auch die Juden Aschaffenburgs hat das
Judenmartyrium zur Zeit des schwarzen Todes nicht verschont. Nur in einer
Beziehung scheint es ihnen besser ergangen zu sein, als den Juden in
anderen Städten. Während im Jahre 1385 Kaiser Wenzel mit zahlreichen Fürsten
und Städten Verträge abschloss, in denen gegen einmalige Zahlung an den
Kaiser sämtliche Schulden an die Juden, und zwar das Kapital samt den
Zinsen, für aufhoben erklärt wurden, liegt ein Schutzbrief des
Erzbischofs Adolf von Mainz vom 2. Januar 1384 vor, worin er die Juden in
Aschaffenburg unter seinen Schutz nimmt und ihnen zusichert, von ihnen
keine weiteren als die üblichen Steuern zu erheben.
II. Wir wenden uns nun der Frage zu, ob in Aschaffenburg schon früher als
im 14. Jahrhundert Juden gewohnt haben. Im 13. Jahrhundert ist für das
Vorhandensein von Aschaffenburger Juden bloß eine Spur vorhanden, die uns
nach Rothenburg ob der Tauber führt. Hier lebte vor 700 Jahren Rabbi Meir
aus Rothenburg, der die größte rabbinische Autorität des 13. Jahrhunderts
war. Unter den Gelehrten, mit denen Rabbi Meir korrespondierte, befand sich
auf einer namens Abraham aus Aschaffenburg, wie in der Handschrift 'Sefer
hoasofoth' überliefert wird. Weit schwieriger ist die Beantwortung
der Frage, ob schon im 12. Jahrhundert in Aschaffenburg Juden gewohnt
haben.
Ein in jungen Jahren verstorbener Gelehrter, Namens Julius Aronius,
hat vor ungefähr 30 Jahren ein Werk herausgegeben unter dem Titel: 'Regesten zur Geschichte der Juden im fränkischen und deutschen Reiche
bis zum Jahre 1273'. In diesen Regesten wird eine Nachricht überliefert,
dass im Jahre 1147 eine jüdische Frau in Aschaffenburg namens Guthalda im
Fluss ertränkt wurde, weil sie sich nicht taufen lassen wollte. Beruht
diese Nachricht auf Wahrheit, dann wäre sie ein Beweis, dass 1. schon im
12. Jahrhundert in Aschaffenburg Juden gewohnt haben, dass 2. die
Judenverfolgungen, die zur Zeit des zweiten Kreuzzuges 1146-47 in Speyer,
Mainz und Würzburg stattfanden, auch Aschaffenburg nicht verschont haben.
Auf den ersten Blick scheint auch das Nürnberger Memorbuch diese
Nachricht zu bestätigen. Denn unter den Märtyrern, die am Sonntag, dem
24. Februar 1147 gefallen sind, wird im Nürnberger Memorbuch auch eine
Frau Guthalda genannt. Seltsamerweise erscheint dieser Name auch unter den
Märtyrern, die zur Zeit des ersten Kreuzzuges, am Sonntag, dem 25. Mai
1096, gefallen sind, und hier heißt es sogar ausdrücklich, dass diese
Frau Guthalda ertränkt wurde. Unbegreiflich ist die Frage, die der
Herausgeber des Nürnberger Memorbuches in einer Anmerkung aufwirft, ob
die beiden Guthaldas miteinander identisch seien, als ob eine Frau, die im
Jahre 1096 ertränkt wurde, noch einmal im Jahre 1147 umgebracht werden könnte.
Ließe sich nachweisen, dass die Guthalda des Jahres 1096 aus
Aschaffenburg war, dann wäre der Beweis erbracht, dass schon im 11.
Jahrhundert in Aschaffenburg Juden gewohnt haben. Dieser Beweis ist aber
nicht zu erbringen. Denn abgesehen davon, dass im Nürnberger Memorbuch über
den Wohnort der beiden Guthaldas nichts verraten wird, ist unseres
Erachtens Julius Aronius einem Irrtum zum Opfer gefallen, wenn er die im
Jahre 1147 umgebrachte Guthalda als eine Jüdin aus Aschaffenburg
bezeichnet. Wir haben uns die Quellenschrift kommen lassen, auf die jene
von Aronius mitgeteilte Nachricht zurückgeht. Es sind das die in hebräischer
Sprache abgefassten Berichte des Rabbi Efraim ben Jakob aus Bonn, die als
Beilage zu dem Werke 'Emek habacha' von Rabbi Josef hakohen erschienen
sind. Die betreffende Stelle lautet in deutscher Übersetzung wie folgt: 'In jenen schlimmen Tagen des Jahres 1147 gab kein König den Juden
recht, denn auch der Kaiser Konrad war unter den Kreuzfahrern und zog
ebenfalls nach Jerusalem. |
Viele
andere machten sie dem Herrn, dem Gotte Israels abwendig, nachher jedoch
wandten sich dieselben dem Heiligen Israels zu wie zuvor und dienten dem
Herrn. Eine Jüdin, namens Guthalda, wurde in 'Ispurk' ergriffen und,
da sie sich weigerte, ihren Glauben zu wechseln, wurde sie für den
heiligen, ihrem Schöpfer, ertränkt. Gedenke ihr dies, o Gott zum Guten
und führe ihren Streit!' Der Irrtum des Aronius ist nun darauf zurückzuführen,
dass manche Gelehrte, wie Wilken und Bialloblotzky, dieses 'Ispurk' für
Aschaffenburg gehalten haben, im Gegensatz zu Zuns, der Weißenburg las.
Mit Recht aber hat der Herausgeber des genannten Werkes 'Emek habacha'
darauf aufmerksam gemacht, dass in Ortsnamen der Buchstabe g von jüdischen
Schriftstellern in Italien und Spanien häufig durch ein hebräisches 'JudÄ
wiedergegeben wird, ebenso wie sie das deutsche J oft durch ein hebräisches
'Gimel' wiedergeben. Es ist daher so gut wie sicher, dass 'Ispurk'
nichts anderes als Augsburg bedeutet, ebenso wie im Nürnberger Memorbuch 'Uschburk' mit Augsburg gleichzusetzen war. Wir müssen demnach die
Frau Guthalda unsern Augsburger Glaubensgenossen abtreten und uns nach
einem anderen Zeugen umschauen, der uns die Existenz von Aschaffenburger
Juden im 12. Jahrhundert bekundet. Wir glauben ihn in einer Persönlichkeit
gefunden zu haben, die zu den seltsamsten Gestalten des Mittelalters zählt:
Benjamin von Tudela, der im Jahre 1160 eine Reise unternahm, die ihn 13
Jahre lang durch 3 Weltteile führte. In seinem Reisetagebuch 'Massaoth
Benjamin' erzählt er, an welchen Orten er jüdische Gemeinden antraf,
wer ihre Vorsteher waren, wie hoch ihre Mitgliederzahl und wie ihre
wirtschaftlichen Verhältnisse waren. Da werden unter anderem auch eine
Reihe von deutschen Städten genannt, von denen Benjamin erzählt, dass in
all diesen Städten viele reiche und gelehrte Juden wohnen. Diese
deutschen Städtenamen sind in der Handschrift des Urtextes nicht alle
gleich gut lesbar. Gut erkennbar sind z.B. die Städtenamen Regensburg und
Bamberg. Dagegen hat sich bei der Entzifferung von zwei anderen Städtenamen,
die unmittelbar vorher genannt werden und die sich bei flüchtigem Lesen
wie 'Duidisburg' und 'Astransburg' anhören, ein Gelehrtenstreit
entzündet. Die Gelehrten Scheid und Aronius lesen 'Duisburg' und 'Straßburg', dagegen Braun und Caro
'Würzburg' und 'Aschaffenburg'. Nachdem aber die beiden Städte gleichsam in einem
Atemzuge mit Regensburg und Bamberg genannt werden, so dürfte wohl die
letztere Ansicht die richtige sein, und wir hätten demnach in keinem
geringeren als Benjamin von Tudela einen Kronzeugen dafür, dass zu den Städten,
in denen schon im 12. Jahrhundert viele reiche und gelehrte Juden lebten,
auch Aschaffenburg gehörte.
Wundern
wir uns nicht, wenn sich einmal herausstellen sollte, dass schon zur Zeit
der frühesten Niederlassungen der Juden am Rhein in Aschaffenburg Juden
gewohnt haben. Es steht fest, dass seit jeher zwischen den Aschaffenburger
Juden und den Juden des Rheinlandes die regesten Beziehungen herrschten.
Solange die katholische Kirche in Aschaffenburg zur Diözese des
Erzbischofs von Mainz gehörte, hat auch der jüdische Kultus in
Aschaffenburg dem Rabbiner von Mainz unterstanden. Was liegt nun näher,
als zu vermuten, dass schon in ganz alter Zeit einzelne Splitter der
Judenheit am Rhein nach Aschaffenburg versprengt worden sein mögen.
III. In neuester Zeit hat Paul Lazarus im 3. Bande der Encyclopedia
Judaica die wichtigsten Daten der jüdischen Geschichte Aschaffenburgs
zusammengestellt. Demnach lebte im 16. Jahrhundert in Aschaffenburg Simeon
ben Isaak halevi, Verfasser der Werke 'Debek tob' und 'Massoret ha
Mikra'. 1684 befanden sich 13 Schutzjuden in Aschaffenburg. 1705 betrug
ihre Zahl 20; auf eine diesbezügliche Beschwerde der Bürgerschaft von
Aschaffenburg entschied die kurfürstlich-mainzische Regierung, dass die
Zahl 13 künftighin nicht überschritten werden dürfe. Die
Gemeinde-Angelegenheiten wurden von Mainz geleitet, und die Rabbiner, die
gelegentlich in Aschaffenburg wirkten, unterstanden der Aufsicht des
Mainzer Landesrabbiners. Anfang des 18. Jahrhunderts wirkte in
Aschaffenburg Isaak Säckel Ethausen, Verfasser der Responsen 'Or Neelam',
der ebenfalls dem Mainzer Landesrabbiner unterstand; sich selbst
bezeichnete er als Bezirksrabbiner. 1787 wurde eine Gemeindeverwaltung
geschaffen, zu deren Vorsteher 1802 der Hoffaktor Abraham Löb gewählt
wurde. 1753, 1770 und 1784 wurden Judenlandtage des Obererzstiftes in
Aschaffenburg abgehalten, auf denen u.a. zur Hebung des Torastudiums die
Gründung von Schulen und Lehrhäusern beschlossen wurde. Der bei
Schweinheim ge- |
legene
Friedhof von Aschaffenburg stammt wahrscheinlich aus der Zeit der ersten
Niederlassung. Die dem Friedhof zugehörigen, ihn mitbenutzenden Gemeinden
Goldbach,
Mömlingen,
Hofstetten,
Großwallstadt, Niedernberg und
Hausen
gründeten 1719 die 'Wohltätigkeits- und Beerdigungsvereinigung' mit
dem Sitz in Aschaffenburg, aus der die jetzige Chewra
Kadischa hervorging.
Als
die Abhängigkeit von Mainz 1803 aufhörte, wohnten in Aschaffenburg 35 jüdische
Familien (im ganzen Fürstentum Aschaffenburg 137). Der Leibzoll war
bereits abgeschafft, doch hatten die Juden weiterhin ein städtisches
Judengeld und das sog. 'Synagogicum' an die Pfarrei zu zahlen. Sie
waren von allen Zunftgewerben ausgeschlossen; erst 1807 erhielt ein
gewisser Abraham Hirsch die Erlaubnis, seinen Sohn das Schneiderhandwerk
erlernen zu lassen. Als 1810 das Fürstentum Aschaffenburg als Departement
zum Großherzogtum Frankfurt geschlafen wurde, fielen durch die Verordnung
von 1811 'zur Ausführung des Grundgesetzes der Gleichheit sämtlicher
Einwohner des Großherzogtums in Frankfurt' auch für die Juden in
Aschaffenburg alle Einschränkungen fort. Unter bayerischer Verwaltung
wurde Aschaffenburg Sitz der 'Distrikts-Gemeinde'.. Der erste
Ober-Rabbiner in Aschaffenburg war Hillel Wolf Sontheimer, der schon seit
1786 als Rabbiner des Obererzstiftes gewirkt hatte; er amtierte 1803 bis
1832.
IV. In Aschaffenburg leben zur Zeit ungefähr 800 Juden bei einer
Gesamtbevölkerung von 35.000. Die Gemeinde besitzt eine schöne Synagoge,
die im Jahre 1893 erbaut und erst vor kurzem renoviert und mit einer
Luftbeheizungsanlage verstehen wurde. Neben dem alten Schweinheimer
Friedhof besitzt die Gemeinde einen neuen
Friedhof, der seit ungefähr 30
Jahren benutzt wird. Eine Reihe von Vereinen unterstützt die Gemeinde auf
den verschiedenen Gebieten des jüdischen Gemeindelebens. Männerverein,
Frauenverein, Armenverein, Talmud-Toraverein, Hilfskasse, Darlehenskasse,
Fürsorgeverein für israelitische Nerven- und Geisteskranke, Ortsgruppe
des Zentralvereins, Philo-Loge. A.T." |
Aus der
Geschichte des Rabbinates in Aschaffenburg
Rabbiner im 19./20. Jahrhundert waren:
- Rabbiner Hillel Wolf Sondheimer (bzw. Sontheimer, geb. 1749
in Sontheim
bei Heilbronn, gest. 1832 in Aschaffenburg): war nach seinen Studien zunächst
Privatgelehrter in Fürth; bewarb sich 1783 um die Stelle eines Unterrabbiner in
Aschaffenburg, wurde 1787 gewählt und im Sommer 1788 in sein Amt eingesetzt;
1803 zum "Oberrabbiner" beziehungsweise "Hauptrabbiner" des
damaligen Fürstentums Aschaffenburg ernannt; blieb bis zu seinem Tod 1832
Rabbiner in Aschaffenburg.
- Rabbiner Israel Wertheimer: war um 1807 Unterrabbiner in
Aschaffenburg.
- Rabbiner Gabriel Loew Neuburger (geb. 1808 in Burghaslach,
gest. 1888 in Aschaffenburg): studierte bei Rabbinern in Gelnhausen
(Rabbiner N.H. Kunreuther), Mannheim (Rabbiner Hirsch Traub) und Michelstadt
(Seckel Löb Wormser); Studium in München: zunächst als Hauslehrer in München
tätig, seit 1832 Rabbinatsverweser in Aschaffenburg; wurde als
"Reformrabbiner" nach Klagen der Orthodoxen im April 1845 seines Amtes
enthoben; danach als Handelsmann in Aschaffenburg tätig - "Inhaber eines
bedeutenden Kleinwarengeschäftes".
- Rabbiner Abraham Adler (geb. 1808 in Kleinsteinach,
gest. 1880 in Aschaffenburg): nach Talmudstudien in Burgpreppach und Adelsdorf
seit 1823 Student der Fürther Jeschiwa, danach in Erlangen und Würzburg, wo er
1832 bis 1834 an der Universität und an der Jeschiwa von Oberrabbiner Abraham
Bing studierte. Nach seinen Studien zunächst Rückkehr nach
Kleinsteinach; 1838
bis 1845 Distriktsrabbiner in Burgpreppach, 1845 bis 1880 Rabbiner in
Aschaffenburg; wegen Konflikten mit der Gemeinde war sein Wohnsitz zeitweise in
Kleinheubach.
- Rabbiner Simon (Simcha) Bamberger (geb. 1932 in Wiesenbronn,
gest. 1897 in Aschaffenburg): war der älteste Sohn von Rabbiner Seligmann Bär
Bamberger; Studien in Würzburg; gründete 1854 in Colmar eine rabbinische
Vorbereitungsschule für das Metzer Rabbinerseminar; 1856 Rabbiner in Fischach;
1881 Rabbinatsverweser in Aschaffenburg, seit 1888 Distriktsrabbiner ebenda.
- Rabbiner Dr. Gustav Wachenheimer (geb. 1872 in Biebesheim,
gest. 1931 in Aschaffenburg): Gymnasium und talmudische Studien in Pfungstadt;
danach Studien in Frankfurt; Universitätsstudium in Berlin und Tübingen; 1898
bis 1909 Bezirksrabbiner in Aschaffenburg.
- Rabbiner Dr. Raphael Breuer (geb. 1881 in Pápa, Ungarn,
gest. 1932 in Aschaffenburg); lernt an der Jeschiwa seines Vaters, Rabbiner
Salomon Breuer in Lauschbrünn; Universitätsstudium in Gießen, Straßburg und
Heidelberg; 1909 bis 1932 Bezirksrabbiner in Aschaffenburg.
- Rabbiner Dr. Fritz Bloch (geb. 1903 in München, gest.
1979 in Stuttgart): nach Schulbesuch in München Studium in Breslau; weitere
rabbinische Studien in Telce, Mir und Berlin; 1932 bis 1938 Bezirksrabbiner in
Aschaffenburg; Ende 1938 Emigration nach Palästina; 1953 Nachfolger von
Rabbiner Siegbert Neufeld als Landesrabbiner von Württemberg-Hohenzollern in
Stuttgart.
Rede
von Rabbiner Gabriel Neuburger nach dem Tod der Königinwitwe von Bayern (1842)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 22. Januar 1842: "Aschaffenburg,
3. Januar (1842). Die von unserm Distrikts-Rabbinen, Herrn Gabriel
Neuburger, wegen des Ablebens Ihrer Majestät der Königinwitwe von Bayern
gehaltene Gedächtnisrede (verbunden mit einer detaillierten Beschreibung
der stattgehabten Feierlichkeiten) ist im Buchhandel erschienen und hat
selbst im Auslande schon darum viel Aufmerksamkeit erregt, weil sie mit
sehr deutlichen Worten Zeugnis gibt von der Ansicht der Synagoge über
eine bekannte seitens der Kirche viel besprochene Frage. – Doppelt
wichtig erschien uns daher die Kunde, dass Herr Rabbiner Neuburger,
nachdem er besagte Rede höchsten Ortes vorgelegt hatte, durch eine sehr
ehrende Zuschrift aus dem Kabinette Seiner königlichen Hoheit des
Kronprinzen und ein gnädiges Handschreiben des durchlauchtigsten Prinzen
Karl von Bayern beglückt wurde." |
Distriktrabbiner Neuburger gerät in eine schwierige
Situation (1844)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 12. August 1844:
"Aschaffenburg, 1. August (1844). Das nachfolgende frappante Seitenstück zu
der Fürther Rabbinergeschichte bildet hier gegenwärtig das Tagesgespräch.
Der seitherige hiesige Distriktsrabbiner Neuburger war vor fast 12 Jahren,
durch ein Dekret der vorgesetzten königlichen Kreisregierung, als Rabbiner
für den Rabbinatsdistrikt Aschaffenburg ernannt worden, ohne dass eine Wahl
desselben durch die betreffenden Gemeindeglieder vorausgegangen wäre.
Letztere hatten übrigens keinerlei Einwendungen gegen diese unmittelbare
Ernennung gemacht, der neu ernannte Rabbiner war feierlich installiert und
in die Temporalien eingewiesen worden, und hatte sogar im Jahre 1837 eine
vom königlichen Ministerium des Innern bestätigte Gehaltszulage erhalten.
Inzwischen ergaben sich häufige Reibungen zwischen diesem Rabbiner und den
Israeliten hiesiger Stadt, welche letztere jedoch, beiläufig gesagt, noch
lange nicht den zehnten Teil des gesamten Distriktsgemeinde ausmachen. Die
Gegner kamen endlich auf den Einfall, die beregte Anstellungsweise ihres
Rabbiners bei dem königlichen Ministerium des Innern anzufechten, und von
dieser höchsten Stelle ist nun wirklich die Erledigung des fraglichen
Rabbinats und die Anordnung einer Rabbinerwahl ausgesprochen worden. Es
wurde aber auch verfügt, dass für Neuburger, wenn er nicht gewählt werden
sollte, ein Sustentationsbeitrag seitens der israelitischen
Distriktsgemeinde zu erwirken sein. Wir vernehmen, dass Neuburger weitern
Rekurs ergriffen habe und im äußersten Falle mit einer Schadensersatzklage
auftreten wolle. Am wünschenswertesten wäre jedoch die baldige Bestätigung
der allgemeinen Annahme, dass Neuburger, der verheiratet und Vater einer
zahlreichen Familie ist, in der entschiedenen Anhänglichkeit der
Landgemeinden eine sichere Bürgschaft seiner Erwählung finden könne.' |
Zur Wahl des Rabbiners (1844)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit des 19. Jahrhunderts" vom 24. November
1844: "Aus Unterfranken. Unsere jüdische Bevölkerung richtet gegenwärtig
die gespannteste Aufmerksamkeit nach Aschaffenburg, wo demnächst die Wahl
eines Rabbinen stattfinden soll, nicht als ob die Wahl eines Rabbinen dem
bayerischen Israeliten eine so große Wichtigkeit wäre, leider ist dem
Letzteren (mit rühmlichen Ausnahmen) meistens sehr gleichgültig, was für
ein Rabbine der Anzustellende ist; nur wer angestellt werden soll, das
wird mit Interesse (im buchstäblichen Sinne) behandelt. Ich will die
schmutzigen und gemeinen Rücksichten gar nicht auftischen, aber das ist
Tatsache, dass nur die Person des zu Wählenden, fast niemals seine Befähigung
von den meisten Wählern in Anschlag gebracht wird. Daher muss es
allerdings auffallen, wie es kommt, dass auch außerhalb des
Rabbinatsdistriktes Aschaffenburg viele ein Interesse an der Wahl nehmen.
Der Grund liegt in dem besonderen merkwürdigen Falle, der hier vorliegt.
Die Stelle ist nämlich seit 12 Jahren besetzt, mit einem Manne, dessen
Wissenschaftlichkeit, guter Wille, und energisches Auftreten ihn in die
Reihe der vorzüglichsten Rabbinen stellt. Sein Rednertalent ist rühmlichst
im ganzen Kreise bekannt, seine gewandte Geschäftsführung wird von allen
Behörden gerühmt, und seine eifrige Tätigkeit für die Gesittung und
Bildung der Israeliten seines Sprengels soll durch mehrere
Belobungsschreiben der königlichen Kreisregierung anerkannt worden sein;
sowie hochdieselbe in einer andern mir zu Gesicht gekommenen Entschließung
über den Distrikts-Rabbinern sich folgendermaßen äußert: 'Nachdem
aber gegenwärtig der Rabbine Gabriel Leo Neu- |
burger
in die Stelle des verstorbenen Oberrabbinen gekommen, derselbe die im §
27 des Ediktes festgesetzten Eigenschaften besitzt und dessen bisheriges
Wirken das in ihn gesetzte Vertrauen der Kreisregierung in vollem Maße
gerechtfertigt hat, so etc. etc. (Anmerkung
der Redaktion: Wir wollen gern dem guten Zeugnis, welches dem Herrn
Neuburger gegeben, wird, Glauben schenken; aber die bekannte Geschichte
von der Bannstrafe, welche derselbe über einen seiner Pflegbefohlenen
verhängte, muss doch einige Zweifel gegen die Erleuchtung und Humanität
der Herrn Neuburger hervorrufen). Dieser Rabbine nun, der jetzt über
zwölf Jahre im Amte ist, und höheren Ortes als Rabbine anerkannt wurde,
ist – nicht etwa seiner Stelle entsetzt – sondern als nicht angestellt
betrachtet worden und seine Stelle wurde zur Besetzung öffentlich
ausgeschrieben. Als Grund wird zur Erklärung angegeben, dass damals keine
förmliche Wahl stattgefunden, die Gemeinde Aschaffenburg ihr Wahlrecht in
Anspruch genommen und das hohe Ministerium ihr dasselbe zugestanden habe.
Es soll dem Rabbinen ein jährlicher Sustentationsgehalt von 200 Gulden
– wie man sagt – zwar verbleiben, aber wenn auch der volle Gehalt
bliebe, die Entfernung vom Amte wird jedem Angestellten von Ehre durch
Geld nicht ersetzt werden können. Man glaubt zwar, Herr Neuburger werde
wieder gewählt werden – denn da er nicht wegen Dienstverletzung
entfernt wurde, so ist er wieder wählbar – allein wie dem auch
geschehen wird, und ganz abgesehen von der Frage, ob hier Recht oder
Unrecht geschehen, ist der Fall sehr beklagenswert und ein neuer Stoß,
der – rückwärts führt. – Fragen Sie, wieso? So wollen Sie nur die
gegenwärtigen Verhältnisse der Israeliten in Bayern, die Ihnen als
Grenznachbar nicht so fremd sind, in Erwägung ziehen. Die Fürther
Exzesse haben schon dem Volke die Meinung beigebracht, ein angestellter
und bestätigter Rabbine sitze noch nicht einmal so fest, dass nicht ein Häuflein
Unzufriedener, von welchem Charakter auch nur immer, seinen Stuhl wankend
machen können; dieser Fall bestätigt diesen Wahn noch mehr. Ich sage
Wahn, denn in Wahrheit ist es keineswegs der Fall. Den wirklich
Angestellten zu entfernen, fordert große Opfer. Wie der Vorgang in Fürth
hinreichend beweist, der solche enorme Summen verschlungen, dass man ein
schönes Beit Hamidrasch dafür
hätte gründen können; aber das Volk meint es und in seinem törichten
Wahne tritt es dem Rabbine hindernd und ungehorsam in den Weg, bildet eine
Opposition und will Letzterer nicht sein Leben in Streitigkeiten
zubringen, bei den Behörden nicht als .. verdächtigt, als Neolog
angeklagt und der Gefahr, durch falsche Beschuldigungen zuletzt |
doch
das Kürzere zu ziehen, sich ausgesetzt sehen: so wird er es vor Gott und
seinem Gewissen verantworten können, wenn er – nichts tut. Wer hat nun
die Nachteile? Die Israeliten unseres Kreises sehen nicht ein, wie niemand
anders als sie die bitteren Folgen werden zu beklagen haben. Unser
hochherziger König und unsere weisen Regierungen meinen es unbezweifelt
gut mit uns, und wir können und dürfen uns gar nicht beklagen, wenn man
das für heilsam befundene System auch auf uns anwendet; wir sind vielmehr
Dank schuldig, wenn, wie bei jeder Konfession, auch im Judentum
verderblicher Neologie Einhalt getan werden soll, aber leider kann die
Regierung selbst nicht entscheiden, was der Neologie im Judentum angehört
und leider fehlt es Manchem unserer orthodoxen Frommen gar nicht an dem
Mute gegen die Überzeugung ein quid pro quo vor die Behörden zu bringen.
So entsteht ein Wirrwarr, der jeden Funken religiöser Begeisterung
erstickt und Indifferentismus gewinnt immer mehr Terrain; so entstehen
Reibungen und Spaltungen innerhalb der Gemeinden, die auf Gesittung und
Bildung so nachteilig wirken, den Gegnern des Judentums und der Juden so
viele feindliche Waffen in die Hände geben, dass man ohne ein Hellseher
oder gar Prophet zu sein, voraussagen kann, die bayerischen Israeliten
werde ihre jetzigen Verirrungen einst bitter bereuen und manchen, der
jetzt als 'der gute Jud' gepriesen wird, in seinem Grabe mit Flüchen
verfolgen. Eine offene, freie Darstellung der ganzen Sachlage würde bei
unserem weisen und gerechten Könige heilsame Früchte bringen! Aber wer
soll es tun? Ein Rabbine? Der würde sich zu großer Gefahr aussetzen, von
Seiten der Gegner aufs Heftigste verfolgt und seiner Gemeinde aufs Lästerlichste
verdächtigt werden. Es möchten dieses lediglich Laien tun, aber – wenn
der Indifferentismus nicht wäre. – Ich will jedoch meine allgemeinen
Bemerkungen abbrechen und zu unserem Gegenstand zurückkehren. Lassen wir
nämlich den speziellen Fall ganz dahingestellt, so drängt sich gewiss
jedem Denkenden die Frage auf, woher es komme, dass man in Bayern so vielfältig
Streitigkeiten zwischen Rabbinen und Gemeinden antrifft? Man hört wohl
auch von solchen Differenzen in anderen Ländern, aber nicht leicht
irgendwo z.B. in Württemberg oder Baden solche Geschichtchen, die zur
Chronik scandaleuse gehören, wie bei uns. Liegt es darin, dass die
bayerischen Rabbinen neologischer gesinnt sind, als dort, so muss jeder
Unbefangene das in Abrede stellen, und möchten denn doch die orthodox
gesinnten stabilen Rabbinen weniger zu kämpfen und zu ertragen haben, was
aber nicht der Fall ist. Liegt es darin, dass die Gemeinden orthodoxer,
religiöser sind, so ist das wiederum nicht wahr, es ist vielleicht der
Indifferentismus nirgends größer. Der Grund liegt tiefer, und er wird
umso leichter aufgefunden, und seine Richtigkeit umso mehr bestätigt,
wenn wir einen Rück- und Seitenblick auf das Verhältnis zwischen
Gemeinden und Lehrern werfen. Sie können sich keinen Begriff von den
vielen Prozessen machen, die da anhängig waren und zum Teil noch anhängig
sind. Es waren das nun allerdings zum großen Teile Geldprozesse, aber es
waren auch andere, die lediglich den religiösen Lebenswandel der Lehrer
betrafen, und selbst jene verdanken ihre Entstehung meistens ganz andere
Umständen. Warum trifft man das weniger in andern Ländern? Dies zu
beantworten, sei der Inhalt eines zweiten Briefes." |
Wahl
von Rabbiner Abraham Adler aus Burgpreppach (1845)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit des 19. Jahrhunderts" vom 20. April 1845:
"(Aus dem Regen in die Traufe.) Zu Aschaffenburg ist bei kürzlich
stattgehabter Wahl eines Rabbinen Herr Neuburger durchgefallen, und Herr
Adler in Burgpreppach gewählt worden." |
|
Artikel
in der Zeitschrift "Der treue Zionswächter" vom 26. August
1845: "Durch die erfolgte Bestätigung des Rabbiners A. Adler in
Burgpreppach zum Bezirksrabbinen von Aschaffenburg ist abermals ein
Rabbinatssitz aus reformatorischen in konservative Hände übergegangen.
Der abgesetzte Rabbiner Neuburger sucht bei der Behörde um ein
Handels-Patent nach." |
|
Artikel
in
der Zeitschrift "Der Israelit des 19. Jahrhunderts" vom 12. Oktober 1845:
"Das
Rabbinat Burgpreppach. Aus Unterfranken. Das Rabbinat Burgpreppach ist
erledigt. Adler ist in Aschaffenburg und eine neue Wahl für seinen früheren
Distrikt bereits ausgeschrieben. Die beiden Prinzipien sind auch bei
diesen im Kampfe, wir werden sehen, welches den Sieg erhält. – Am 29.
dieses Monats ist die Wahl. Über das Resultat will ich Ihnen schreiben." |
Entlassung von Rabbiner Neuburger (1845)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 21. April 1845: "Aus
Unterfranken, 3. April (1845). Das allgemeine Tagesgespräch bei den
Israeliten unseres Kreises ist jetzt die Entfernung des Distriktsrabbiners
Neuburger von Aschaffenburg von seiner Stelle. Derselbe war vor etwa fünfzehn
Jahren ohne vorhergegangene Wahl von der Regierung als Rabbiner eingesetzt
worden, hatte sich aber besonders in Aschaffenburg selbst viele Feinde
erworben. Es entstanden leider vielfache Prozesse, und da man auch die
ungesetzliche Weise seiner Einsetzung hervorsuchte, so wurde er seines
Amtes entsetzt, jedoch aber als wieder wählbar erklärt. Aber er erhielt
bei der Wahl nur vierzig Stimmen, während der bisherige Rabbiner zu
Burgpreppach, Abraham Adler, deren 189 erhielt, und ohne Zweifel auch bestätigt
werden wird. Es unterliegt keinem Zweifel, dass die allem Fortschritt
feindlich gesinnte Partei, welche bei den Rabbinatswahlen im Jahre 1840
eine so große Tätigkeit entwickelte, auch diesen Vorgängen nicht fremd
ist, da Neuburgers Kraft und Entschiedenheit ihr schon lange ein Dorn im
Auge war. Jetzt schaut sie nach dem erledigten Burgpreppacher Rabbinate,
wo es ihr ohne Zweifel ebenfalls gelingen wird, einen Mann ihres
Vertrauens an die Stelle zu bringen. Das Rad der Zeit wird jedoch diese
Partei nicht aufhalten können. Bei veränderten Regierungsgrundsätzen
wird auch das Benehmen dieser unselbständigen Rabbiner sich ändern, und
dieses umso gewisser, als auch die Israeliten unseres Kreises bei aller
Anhänglichkeit am Hergebrachten doch größtenteils mit jener Partei
nicht einverstanden sind, vielmehr immer mehr zum Bewusstsein kommen, dass
uns manche Veränderung Not tut. Daher denn auch diejenigen Rabbiner
unseres Kreises, welche entfernt von Gewissenszwang oder gar Wegwerfung
des wirklich Religiösen einen vernünftigen Fortschritt zu befördern
suchen, obwohl sie jener Partei nicht gefallen und nach Möglichkeit von
ihr angefeindet werden, sich in ihren Distrikten immer mehr Achtung und
Anerkennung erwerben." |
Ausschreibung der Stelle des Rabbinatsverwesers (1880)
Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 15. Juni 1880: "Bekanntmachung.
Für den Rabbinatsdistrikt Aschaffenburg soll ein Rabbinatsverweser
aufgestellt werden. Erfordernisse der Zulassung zu dieser Stelle sind,
dass der Rabbinatskandidat die bayerische Staatsangehörigkeit besitzt,
die Rabbinatsprüfung bestanden hat und sich über vollständige
Unbescholtenheit ausweist. Bewerber wollen ihre mit den nötigen
Zeugnissen belegten Gesuche bis zum 15. Juli laufenden Jahres bei dem
Stadtmagistrate Aschaffenburg einreichen.
Aschaffenburg, 1. Juni 1880. Der
Stadtmagistrat. O.u. Miesbach." |
|
Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 17. August 1880: "Bekanntmachung.
Für den Rabbinatsdistrikt Aschaffenburg soll ein Rabbinatsverweser, der
die Rabbinatsprüfung bestanden haben muss und sich über Unbescholtenheit
auszuweisen hat, aufgestellt werden. Zur Bewerbung um diese Stelle wird
hiermit eine erneute Frist bis zum 8. September laufenden Jahres
angesetzt.
Aschaffenburg, 4. August 1880.
Der Stadtmagistrat. Miesbach,
Rechtsrat." |
Bemühungen
der Aschaffenburger Gemeinde um Bildung eines selbständigen Stadtrabbinates
(1883)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 20. März 1883:
"Aschaffenburg, 4. März (1883). Die 'Aschaffenburger Zeitung'
schreibt: Wie bekannt, hatte die weit überwiegende Mehrheit der
Mitglieder der hiesigen israelitischen Kultusgemeinde bei der königlichen
Kreisregierung den Antrag auf Lostrennung von dem
Distriktsrabbinatsbezirke und Bildung eines eigenen Rabbinats gestellt.
Dieser Antrag gründete sich auf die gesetzliche Bestimmung des
sogenannten Judenediktes, nach welcher Kultusgemeinden mit einer Anzahl
von mindestens 50 Familien die Bildung eigener Rabbinatsbezirke gestattet
ist, bezweckte also in erster Linie die Unabhängigmachung der hiesigen
Israeliten von der der Stimmenzahl nach überwiegenden Landjudenschaft bei
der in Aussicht stehenden Wahl eines definitiven Rabbiners. Der Antrag
fand die Genehmigung der königlichen Kreisregierung nicht, weshalb die
hiesige Kultusgemeinde unterm 2. März beschlossen hat, gegen die
Regierungsentschließung Beschwerde zum Kultusministerium zu erheben.
(Allgem. Ztg.)." |
Distriktrabbiner
Simon (Simcha) Bamberger wird zur Hoftafel des
Prinzregenten geladen (1888)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 27. September 1888: "Aus
Aschaffenburg vom 18. September (1888) wird geschrieben: Bei der
Anwesenheit des Prinzregenten von Bayern in hiesiger Stadt waren zur
Hoftafel gezogen: Die Vorstände der Gemeindekollegien, die Spitzen der
Gerichts- und Verwaltungsbehörden, der katholische Stadtpfarrer Dr.
Kiesel, der protestantische Stadtpfarrer Hoffmann, der Distriktsrabbiner
Bamberger, die hier anwesenden Offiziere, der Adel der Stadt und Umgebung
etc.". |
Anerkennung für Rabbiner Bamberger (1893)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. November 1893: "Aschaffenburg,
27. Oktober (1893). Herrn Distriktsrabbiner Bamberger dahier, der seine
Synagogeneinweihungspredigt an Seine königliche Hoheit den Prinzregenten
eingesendet hatte, ist aus der Geheimkanzlei Seiner königlichen Hoheit
das nachfolgende huldvolle Antwortschreiben zugegangen: 'Euer
Hochwohlgeboren! Seine königliche Hoheit der Prinz-Regent haben den mit
Ihrem Schreiben vom 17. dieses Monats eingesandten Abdruck der von Ihnen
zur Einweihung der neuen Aschaffenburger Synagoge am 29. September dieses
Jahres gehaltenen Festpredigt huldvollst entgegenzunehmen geruht und
lassen für die durch deren Vorlage bekundete Aufmerksamkeit bestens
danken. Unter dem Ausdrucke vorzüglichster Hochachtung Euer
Hochwohlgeboren ergebener Freiherr von Zollern, Generalmajor,
Generaladjutant." |
Einladung
für Distriktsrabbiner Bamberger beim Empfang des Prinzregenten (1897)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 17. September
1897: "Gelegentlich der derzeitigen Anwesenheit des Prinzregenten
Luitpold in Aschaffenburg erhielt Distriktsrabbiner Bamberger durch das
königliche Oberhofmarschallamt die Einladung, 'in Amtstracht' zu
erscheinen, und wurde bei dem nach der Hoftafel stattfindenden Cercle vom
Prinzregenten mit einer huldvollen Ansprache beehrt." |
Zum
Tod von Rabbiner Simon / Simcha Bamberger (1897)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. Dezember 1897: "Rabbi
Simcha Bamberger – das Andenken an den Gerechten ist zum Segen.
Würzburg,
12. Dezember (1897). Wenn diese Blätter in die Hand der Leser gelangen,
werden Viele derselben schon von dem großen Verlust erfahren haben,
welcher die Judenheit durch das Hinscheiden des Herrn Distriktsrabbiner
Simon Bamberger – das Andenken an den gerechten ist zum Segen – in
Aschaffenburg betroffen hat. Wiewohl Rabbi Simon längere Zeit leidend
war, war man doch durch diesen Unglücksfall tief erschüttert. Die
Krankheit hatte bereits im Herbste begonnen und schon am jüngsten Fastentag
hatten die Ärzte das Fasten verboten, trotzdem unterließ Reb Simche es
nicht und fungierte sogar zu Neila
noch als Schaliach Zibur, ebenso wie derselbe trotz heftigster Schmerzen und schwerer
Erkrankung sich nicht abhalten ließ, noch Mizwa
Sukka zu erfüllen.
Auf seinem Krankenlager während der letzten drei Monate beschäftigte er
sich anhaltend und unaufhörlich mit Tora und bis zum letzten Augenblicke
bewegten sich seine sterbenden Lippen noch mit Worten der Tora.
Simon Bamberger – das
Andenken an den Gerechten ist zum Segen – war der älteste Sohn des
verewigten Distriktsrabbiners Seligmann Bär Bamberger
– das Andenken an den Gerechten ist zum Segen –. Er war im Jahre
5592 geboren. Im elterlichen Hause nach
den Segnungen der Tora und der Gottesfurcht großgezogen, war der
Verstorbene stets bestrebt, Tora zu lehren. Neben diesem Torastudium beschäftigte
er sich eifrig mit Fachkenntnissen für seinen späteren Beruf. In seinem
22. Lebensjahre erhielt er einen Ruf an die Talmud-Toraschule nach Kolmar,
an welcher er zwei Jahre wirkte. Die Gemeinde in Fischach, die von den
Kenntnissen und dem Wirken des jungen Gelehrten gehört hatte, berief ihn
als ihren Rabbiner, welchem Ruf er auch Folge leistete. Kurz nach Antritt
dieser Stelle vermählte sich Bamberger mit einer Tochter des durch
wahrhafte Frömmigkeit, seltene Menschenliebe und Aufopferung für die
Interessen des unverfälschten Judentums weithin bekannten Jakob Tedesko
– das Andenken an den Gerechten ist zum Segen – in Paris. Eine würdigere
Lebensgefährtin hätte er wahrlich nicht finden können. War sie doch
gleich ihm durchdrungen von den Gefühlen echter Frömmigkeit und
Gottesfurcht. In diesem Sinne erzog auch das beliebte Ehepaar ihre Kinder,
fünf Söhne und vier Töchter. Mehrere der Söhne wirken segensreich seit
mehreren Jahren als Rabbiner nach dem im Elternhause herrschenden Sinne.
Und auch mehrere Töchter sind an würdige Männer verheiratet. In Fischach
wirkte er 24 Jahre. Als im Jahre 1881 durch das Hinscheiden des Rabbiners
Adler – das Andenken an den Gerechten ist zum Segen – in Aschaffenburg
dessen Stelle erledigt, richtete die Gemeinde und der Distrikt ihr
Augenmerk auf Bamberger, und sicherlich hätten sie keinen Besseren finden
können. Er entschloss sich, die Gemeinde Fischach zu verlassen und die
Aschaffenburger Stelle anzunehmen. So wirkte er 16 Jahre bis zu seinem
leider allzu frühen Tode. Während er jedoch in Fischach sich ungestört
dem Torastudium hingeben konnte, lagen die Verhältnisse in Aschaffenburg
so, dass er, der sonst so wahrhaft friedlich und bescheiden, für Tora und
Gottesfurcht kämpfen musste. Mit allen Mitteln kämpfte er für die
Aufrechterhaltung des unverfälschten Judentums in seinem Wirkungskreis.
Er |
wollte
niemals 'eigene Interessen' wahren, er verzichtete gern auf
Lebensbehaglichkeit, ihn kümmerte nicht Gunst oder Ungunst, die ihm
zuteil werden würde, nicht ob sein Vorgehen anerkannt wurde, oder ob ihm
materieller Schaden daraus erwachse. Und da er nur die gute Sache im Auge
hatte, war es ihm gelungen, den Sieg für unsere Tora
davonzutragen. Seine Aufrichtigkeit und seine liebevolle Freundlichkeit
waren überall bekannt. Aber wo es galt, eine religiöse Angelegenheit zu
verteidigen, da gab es kein Ansehen der Person und keine Rücksicht. Und
nur dadurch war es ihm gelungen, viel Unrecht zurückzuhalten und
Schlimmes im keime zu erstocken. Wohl wurde er vielfach verkannt. Aber
seine erbittertsten Gegner erkannten die Grüße seines Charakters an, und
sie bewunderten ihn und seine immense Gelehrsamkeit. Waren irgendwo in der
weiten Welt Meinungsverschiedenheiten in Bezug auf religiöse Fragen
entstanden, so wandte man sich an ihn, als den anerkannten meister auf dem
Gebiete der Halacha und der Kasuistik und seiner Entscheidung fügte man
sich dann stets auf das willigste. Jeder, der das Glück hatte, ihn zu
kennen, zollte ihm Achtung und Verehrung.
Von dieser legte die Beerdigung ein beredtes Zeugnis ab. Wem es seine Zeit
nur irgend gestattete, und wer wegen des kurzen Freitag (sc. im Dezember
wird es schnell dunkel zu Sabbatbeginn) abkommen konnte, eilte nach
Aschaffenburg, um dem Gelehrten noch die letzte Ehre erweisen zu können.
Da bemerkten wir unter den Teilnehmern an der Beerdigung die Rabbiner
Bamberger – Würzburg, Bamberger – Kissingen, Dr. Bamberger –
Burgpreppach, Dr. Breuer – Frankfurt am Main, Dr. Horwitz – Frankfurt
am Main, Dr. Marx – Darmstadt, Dr. Stein – Schweinfurt, Herrn
Hauptlehrer N. Eschwege – Höchberg, Herrn Hoflieferanten Josef Fromm
– Frankfurt am Main, Herrn Maier Stern – Frankfurt am Main, ferner die
Herren Hermann Lehmann – Frankfurt am Main, Dr. Roos – Frankfurt am
Main, Dr. Isaac Unna, Rabbiner in Mannheim, S. Unna, Lehrer und Kantor in
Frankfurt am Main, und Herrn Wechsler – München, ein Schwager von
Rabbiner Bamberger – das Andenken
an den Gerechten ist zum Segen -,
den Bürgermeister und Abgeordnete der Gemeindebevollmächtigten,
Professoren der Forstschule und Lateinschule, Vertreter sämtlicher
Distriktsgemeinden, Vertreter seines früheren Wirkungskreises, viele
Freunde und Verehrer u.v.a. Selbst die entfernte Gemeinde Fischach ließ
es sich nicht nehmen, sich durch ihren Lehrer und Vorstandsmitglied
vertreten zu lassen. Sämtliche Läden in den Straßen, durch welche der
Leichenkondukt sich bewegte, hatten in verehrungsvoller Pietät gegen den
Verstorbenen geschlossen, teilweise schwarz verhängt. In den Straßen
selbst bildete die Volksmenge Spalier. Die Reihe der Trauerreden eröffnete
der Bruder des Verstorbenen, Herr Distriktsrabbiner Bamberger – Bad
Kissingen. In folge des ungeheuren Gedränges konnte der Schreiber dieser
Zeilen die Worte des verehrten Herrn Redners nicht verstehen. Am hause,
bevor die Leiche aus dem hause getragen wurde, in welchem aus dem Munde
des Verstorbenen Tag und Nacht die Worte der Tora gehört wurden, sprach
der zweitälteste Sohn, Herr Rabbiner Dr. Bamberger – Schrimm mit tränenerstickter
Stimme einige Worte des Abschieds. Nachher setzte sich der imposante
Kondukt in Bewegung, den die Religionsschüler eröffneten. Die Leiche
wurde nach dem 1 ½ Stunden entfernten Friedhofe verbracht und trotz des
weiten Weges blieb niemand zurück. Viele, die keinen Wagen haben konnten,
wanderten zu Fuß hinaus. Am offenen Grab sprachen die Herren Rabbiner Dr.
Breuer – Frankfurt, Dr. Marx – Darmstadt, Rabbiner Bamberger – Würzburg
und Dr. Bamberger – Schildberg, sowie der Abgeordnete der Gemeinde
Fischach Herr Lehrer Hirschmann. Zum Schlusse noch ergriff das Mitglied
des Vorstandes der Kultusgemeinde Aschaffenburg, Herr Goldschmidt das
Wort, um dem Dahingeschiedenen den tief gefühltesten Dank und die
aufrichtige Anerkennung namens der Gemeinde auszusprechen. Mit Rücksicht
auf die Nähe des Heiligen Schabbat
wurden keine weiteren Reden gehalten. Seine literarische Tätigkeit weihte
er besonders wertvollen Schriften unserer Geistesgrößen, die trotz ihrer
hohen Wichtigkeit für das Talmudstudium noch handschriftlich in den
Bibliotheken schlummerten, so gab er unter dem Namen Pikudat
HaLewim einen Kommentar des Rabbi Aron Halevy des kongenialen
Zeitgenossen das Rabbi Salomo ben Adereth zum Traktat Berachot heraus. Ein
besonderes großes Verdienst um die gelehrte Welt erwarb er sich durch die
Herausgabe der bis dahin schmerzlich vermissten Erklärung des Rabbenu
Chananel zum Traktat Chulin, er nannte diese Edition im Bewusstsein durch
diese große Mizwa, seinen Beruf als Lewi zu bewähren Awodat
HaLewin, ferner sind noch zu erwähnen
Schaarei Simcha des Aban Gijat, zu welchem sein unvergesslicher
Vater Erklärungen und Stellennachweise geliefert hat. Um den
Religionsunterricht machte er sich verdient durch sein Schriftchen: Chinuch Le Naariim, eine Zusammenstellung der Dinim für Tefilin, Zizit
und Mesusa mit deutscher Übersetzung für die Jugend. So ist nun wieder
eine große Lücke gerissen in den Reihen der Kämpfer für Wahrheit,
recht und Judentum, weine Lücke die schwerlich wieder ausgefüllt werden
kann. Er aber ruhe jetzt aus von seinem großem Kampfe, den er für seine
Brüder gekämpft, und uns und unseren Nachkommen möge die Frucht
zeitigen, die er uns gepflanzt hat." |
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Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 17. Dezember 1897: "In Aschaffenburg ist Distriktsrabbiner
Simon Bamberger, ein durch Gelehrsamkeit und Frömmigkeit
ausgezeichneter Mann, nach längeren Leiden
gestorben." |
Distriktrabbiner
Simon Bamberger (1832-1898)
(Quelle der Fotos: The Bamberger
Family. Jerusalem 1979
im
Fotoanhang) |
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|
Adelaide Bamberger
geb.
Tedesco (1834-1901),
Frau von Rabbiner
Simon Bamberger |
Zum Tod von Rabbiner
Simon / Simcha Bamberger (1897) - Nachtrag
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Dezember 1897: "Aschaffenburg.
In Berichtigung des von uns heute vor acht Tagen veröffentlichten
Nachrufs auf Rabbi Simcha Bamberger wird Folgendes mitgeteilt. Der Rabbiner (Gaon) – das
Andenken an den Gerechten ist zum Segen – fühlte nicht den Höhegrad
der Erkrankung, konsultierte darum die Ärzte nicht darüber, ob er fasten
dürfe oder nicht, freiwillig, ohne gefragt zu sein, erließen jene kein
Verbot. Sobald ferner einer der Ärzte das Verbleiben in der Sukka untersagte, und das geschah erst am zweiten Halbfeiertage,
unterblieb es; der Rabbiner – das
Andenken an den Gerechten ist zum Segen – musste von da an überhaupt
das Bett hüten." |
Danksagung nach dem Tod von Rabbiner Simon Bamberger
(1897)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Dezember 1897: "Danksagung. Anlässlich
des herben Verlustes, der uns durch das Ableben unseres teuren
Familienoberhauptes, des Herr Distrikt-Rabbiners Simon Bamberger –
das
Andenken an den Gerechten ist zum Segen -, betroffen, erhielten wir von
nah und fern so viele Beweise innigster und aufrichtigster Teilnahme, dass
es uns zu unserem Bedauern nicht möglich ist, unseren Dank einzeln
auszusprechen, und geschieht dies hiermit allseits. Dank insbesondere den
verehrlichen Herrn Kultusvorständen der Gemeinde Aschaffenburg und der
Distriktsgemeinden. Möge Gott die vielen edlen Freunde segnen, und alles
Unheil von ihnen fern halten! Aschaffenburg, 17. Dezember 1897. Frau
Rabbiner Adilaide Bamberger geb. Tedesco mit Familie". |
Wahl von Dr. Gustav Wachenheimer zum Distriktsrabbiner
(1898)
Meldung in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 9.
September 1898: "In Aschaffenburg wurde Dr. Gustav Wachenheimer zum
Distriktsrabbiner gewählt." |
|
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. September 1898: "Aschaffenburg,
31. August (1898). Der auch den Lesern ihrer Zeitschrift durch seine
trefflichen Artikel vorteilhaft bekannte Herr Dr. Gustav Wachenheimer ist
heute zum Rabbiner des hiesigen Distrikts gewählt worden. Herr Dr.
Wachenheimer, ein Kind unseres engeren Vaterlandes, erhielt seine
Ausbildung am israelitischen Institut zu Pfungstadt
(Herr Dr. Barnaß) sowie an der Talmudschule des Herrn Rabbiner Dr.
Horovitz zu Frankfurt am Main." |
|
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. September 1898: "Aschaffenburg.
Betreffs der Erwählung des Herrn Dr. Gustav Wachenheimer zum
Distriktsrabbiner in Aschaffenburg sei noch nachgetragen, dass der
Gewählte seine Studien an der Universität und am Hildesheimer'schen
Rabbinerseminar zu Berlin zu Ende geführt hat (vgl. Nr. 69 dieses
Blattes)." |
Zum Tod von Adelaide Bamberger, der Witwe von Rabbiner Dr. Simon Bamberger
(1901)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 5. Juni 1901: "Aschaffenburg, 4. Juni (1901). Frau Rabbiner
Dr. Bamberger, Witwe von Rabbi Simchah Bamberger, ist vor einigen Tagen
verschieden. Eine Esches chajil (wackere Frau) in des Wortes edelster
Bedeutung, verstand sie es, im Verein mit ihrem großen Gatten, ihre
Kinder zu tüchtigen, gesinnungstreuen Jehudim
heranzubilden." |
|
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Juni 1901:
"Aschaffenburg, 16, Juni (1901). In einer vorhergehenden
Nummer Ihres geschätzten Blattes haben Sie bereits berichtet, dass die
Gattin unseres unvergesslichen großen Raws - das Gedenken an den
Gerechten ist zum Segen - leider vor Kurzem uns entrissen
wurde.
Frau Distrikt-Rabbiner Adelaide Bamberger ist nach zweitägigem
Krankenlager vom 12. Siwan (= Donnerstag, 30. Mai 1901)
verschieden, wenige Tage vor dem 17. Siwan, an dem sie vor 44
Jahren mit ihrem Gatten den Bund fürs Leben schloss. Ihr Vater war der
weithin bekannte, durch wahrhafte Gottesfurcht auszeichnete R. Jakob
Tedesco in Paris, in dessen Haus Tora und Ehre in herrlichster
Weise vereint waren. Begeistert für Tora und Jirah (Gottesfurcht),
vertauschte sie gerne die elegante Großstadt mit einem kleinen Dörfchen,
um mit dem Manne ihrer Wahl vereint zu werden, der damals, obschon noch
ein junger Mann, schon als Gelehrter bekannt und geschätzt war. So lebte
sie 25 Jahre lang in Fischach
glücklich und zufrieden, da sie ihr höchstes Glück darin sah, für
ihres Gatten Wohl zu sorgen, mit ihm zu arbeiten an der Erziehung ihrer
Kinder zu wahrhaften Jehudim, sie zu begeistern für Tora und
Gottesfurcht. Stets sorgte sie dafür, dass ihr Gatte sich ungestört dem
'Lernen' hingeben konnte, stets suchte sie, soweit wie möglich, jede
Aufregung von ihm fern zu halten und leicht ertrug er Aufregung und
Verdruss, die sein allgemeines und segensreiches Wirken mit sich brachten,
durch das Glück, das er in seiner Familie genoss, das er in erster Linie
seiner frommen Gattin verdankte, die als eine wahrhafte Gehilfin
ihm zur Seite stand. Und mit dem Tage, da ihr großer Gatte von seiner
irdischen Laufbahn abberufen wurde, war ihr Leben zerstört, sehnte sie
sich nach der Wiedervereinigung mit ihrem Gatten. Gleich ihm verschied sie
an einem Donnerstag und ging als Vortag zum Heiligen Schabbat (= Freitag)
zur ewigen Ruhe ein.
Am Grabe gab der älteste Sohn, Herr Rabbiner Dr. Bamberger aus Schrimm,
seinem und seiner Geschwister Schmerz Ausdruck und schilderte den herben
Verlust, den die Familie und ganz Israel durch den Heimgang einer
solchen wackeren Frau erlitten.
Am Montag während der sieben Tage widmete im Trauerhause Herr
Rabbiner Dr. M.L. Bamberger aus Schildberg seiner Mutter einen tief
empfundenen Nachruf. Die allgemeine Beliebtheit der Heimgegangenen zeigte
sich an der großen Beteiligung bei der Beerdigung sowie an der Trauer,
welche die Kunde von dem Hintritt dieser frommen Frau - sie ruhe in
Frieden - allgemein hervorrief.
Möge ihr Verdienst und der ihres großen Gatten seligen Andenkens
ihrer Familie beistehen und für diese wie für ganz Israel sie
eine rechte Fürsprecherin sein und Gott die Zeit
beschleunigen, die uns den gerechten Erlöser bringen
wird." |
Verlobungsanzeige
von Franziska Epstein und Distriktsrabbiner Dr. Gustav Wachenheimer (1902)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 6. November 1902:
"Franziska Epstein - Dr. Gustav Wachenheimer.
Distriktsrabbiner. Verlobte.
Frankfurt am Main Uhlandstraße 39 - Aschaffenburg.
Oktober 1902." |
Rabbiner Dr. Raphael Breuer wird zum Rabbinatsverweser
gewählt (1909)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. Juli 1909:
"Aschaffenburg, 28. Juli (1909). Vor kurzem wurde Herr Dr. Raphael
Breuer in Frankfurt am Main auf Beschluss der Gemeindeverwaltungen des
Distriktsrabbinats Aschaffenburg zum Rabbinatsverweser gewählt. Auf
Veranlassung der Königlichen Regierung fand am 28. Juli unter Leitung des
zum Königlichen Kommissar ernannten Herrn A. Hamburger - Aschaffenburg
eine Wahl seitens sämtlicher Gemeinden des Distrikts statt, welche die
einstimmige Erwählung des Herrn Dr. Breuer ergab." |
Zum Tod von Rabbiner Dr. Rafael Breuer (1932)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Januar 1932: "Distriktsrabbiner
Dr. Rafael Breuer – das Andenken an den Gerechten ist zum Segen -. Es
ist ganz unfassbar, die Feder sträubt sich, es niederzuschreiben. Dr.
Rafael Breuer, über dessen Vortrag in Frankfurt wir in der jüngsten
Nummer eingehend berichteten, ist heute, eine Woche später, selbst
Gegenstand eines Artikels der Trauer und des Gedenkens. Es war dieser
Vortrag das letzte Geschenk aus seinem sprudelnden Geiste, aus seinem
Perlen jüdischer Weisheit in vollendetster Form und schönster Fassung
ausströmenden Munde. Ein kleines Unwohlsein überfiel ihn am Freitag. Am
Sabbat segnete er noch seinen einzigen Sohn und um ein Uhr Mittag stand
das große, warme Herz stille, am Sabbat Waera, an dem Sabbat, den Raschi in seiner Erklärung zur Sidra (sc.
Wochenabschnitt) mit den Worten zeichnet (hebräisch und deutsch): 'Wehe
um die, die da gehen und nicht mehr zu ersetzen sind'. Er hatte
gewiss nicht unverdient das seltene Verdienst,
der jüdischen Welt sechs Söhne zu schenken, die Kämpfer
in der Hand des Mächtigen, und doch selbst Persönlichkeiten von
Eigenart sind.' So zu lesen im Leitartikel vom 22. Juli 1926, der dem
Andenken des Frankfurter Raw, Dr. Salomon Breuer – das Andenken an den
Gerechten ist zu Segen – gewidmet ist. Beides trifft in höchstem Maße
auf den heimgegangenen Aschaffenburger Raw zu. Eine Kampfnatur! Darin
lagen seine Größe und auch ein Teil seines Schicksals, aber er war es
gewiss nicht aus Liebe zum Kampfe. Ein mutiger, mit allen Waffen und
strategischen Mitteln des Geistes ausgerüsteter Kämpfer auf eigener
Position, war er doch in der Hand
des Mächtigen, fühlte es sich doch selbst nur als Instrument des
Kampfes, geführt und geleitet von den Hän- |
den
größerer früherer Meister, ein Schlüsselbewahrer alter Traditionen,
die in der ihm allein heilig und rein erscheinenden Art zu erhalten, er
sein ganzes Leben, seine ganze machtvolle Persönlichkeit, sein ganzes über
das Gewöhnlich hinausragende Können einsetzte. 'Eine starke Persönlichkeit
von stark ausgeprägter Eigenart.'
Äußerer Rahmen und Werdegang dieses Mannes sind mit einigen
Strichen gezeichnet. Fast zu kurz und gerade, zu wenig verschlungen für
die Kraft und die Vielfalt des Lebens und Wirkens, die sich daraus
ergaben. Als ältester Sohn von Rabbiner Dr. Salomon Breuer – das
Andenken an den Gerechten ist zum Segen – erblickte er im Jahre 1881 in
Papa in Ungarn das Licht der Welt. Um seine Wiege rauschten die Klänge
der Tora. Die ersten Kindheitsjahre gehörten dem Toralernen ganz und gar.
Sie die Toralehre Ksaw Sofer'schen Geistes, zu deren vornehmsten
Interpreten Salomon Breuer schon damals in Ungarn gehörte, war seine
erste Liebe. Im Alter von neun Jahren kam er mit der Berufung Salomon
Breuers an die Stelle seines Schwiegervaters, nach Frankfurt und trat in
die Schule seines Großvaters ein, die ihm die Grundlage für die Synthese
von Tora und respektvollem Umgang im höheren Sinne gab. Durch ungewöhnliche
Begabung und geistige Regsamkeit ausgezeichnet, war er schon in den
Knabenjahren der Stolz und die Hoffnung seiner Lehrer und seines großen
Vaters. Von der Schule kam er auf die Jeschiwa, um sich viele Jahre wieder
ausschließlich der 'alten Liebe' zuzuwenden.
'Ich sprach, ich will zurückkehren zu den Feuern des Anfangs'. Von dort
wieder auf Gymnasium und Hochschule. Und so vollendete in harmonischer
Wechselwirkung von Tora und Weisheit, von Weisheit
und Tora der Mensch, der Charakter, der Gelehrte, der Rabbiner, der
Schriftsteller, der Redner, in jeder dieser Beziehungen gleich groß,
kritisch oft in den ersten Anfängen von der Welt aufgenommen, aber im
Grund stets und ungeteilt geachtet und grenzenlos bewundert ob des
Feuergeistes, der aus diesem innerlich reichen und künstlerisch
begnadeten Menschen glühte und weiter zündete. Es war mehr als die bloße
Verkörperung von Tora- und Weltwissen, was wir in ihm bewunderten, es war
mehr die Verkörperung und innige Verschlungenheit zweier Methoden, die
bis dahin sich ergänzend, aufeinander folgten: das Hirsch'sche 'Torajudentum in der Welt' und das Salomon Breuer'sche
'Weltjudentum in der Stätte der Tora' fanden sich bei und in ihm zu
einem herrlichen Zusammenspiel.
Dieser
Synthese diente eine ausgedehnte literarische und publizistische Tätigkeit
von über drei Jahrzehnten. Schon in ganz jungen Jahren lenkte er durch
Veröffentlichungen im 'Israelit' die Aufmerksamkeit der jüdischen
Welt auf sich. Man hatte gleich das Gefühl: hier rüstete ein origineller
Geist zu kühnem Aufflug. In seinen unzähligen weiteren, alle Probleme
des jüdischen Lebens berührenden und behandelnden Aufsätzen in der ihm
nahe stehenden Presse fand er mit den eigenen, oft kühnen Gedankengängen
und den scharf zugespitzten Formulierungen – er verschmähte bei der
Auseinandersetzung mit dem Gegner auch die Waffe der Ironie nicht –
nicht immer ungeteilte Zustimmung, stets aber aller Interesse und
Beachtung. Es sprach ein Mann von eigener Prägung in eigener
bestrickender Form zu uns. Man konnte seine Worte anerkennen oder
ablehnen, sich auch innerlich dagegen auflehnen, aber man konnte nie
achtlos an ihnen vorübergehen. Mitarbeiter des 'Israelit' blieb er
bis zuletzt. Er beschloss diese Mitarbeiterschaft erst vor einigen Monaten
mit einer Arbeit über die Reorganisation der Orthodoxie, wie sie ihm
geboten schien (das Alzenauer Referat).
Von seinen Werken, die seines Geistes Erbe einen Teil in der
Eigenart seiner Prägungskunst der Nachwelt erhalten, nennen wir: 'Die fünf
Megilloth, übersetzt und erläutert', die Kommentare zu Jehauschua
(Josua) und Schauftim (Richter) 'Unter seinem Banner, Beitrag zur Würdigung
Rabbiner S.R. Hirschs', 'Gedankenwelt der Halacha', 'Von
Mendelssohn bis Herzl' (früher als Artikelserie im 'Israelit'
erschienen).
Ausgestattet
mit Rabbinatsdiplomen von seinem Vater, dem Wiener Raw und ungarischer
Gedaulim (sc. 'Großer'), nahm er 1909 die Distriktsrabbinerstelle in
Aschaffenburg an. Was er dort war und wirkte, zeigte die Stimmung der
Gemeinde, ja das ganze Bild der Stadt Aschaffenburg am letzten Montag, am
Tage, da wir diesen Menschen zu Grabe trugen.
Es war ein etwas steiniger Boden, auf dem Rabbiner Dr. Rafael
Breuer seine rabbinische Wirksamkeit zu entfalten hatte. Vielleicht war
die überragende Kraft seiner Persönlichkeit einer rabbinischen
Kleinarbeit, wie sie eine bayrische Mittelgemeinde erfordert, von Haus aus
nicht gerade dienlich. Aber man weiß heute, was er gerade Kraft seiner
bezaubernden Persönlichkeit und im persönlichen Verkehr ausstrahlenden
warmen Menschlichkeit alles, entgegen gewissen Strömungen, in 24 Jahren
in dieser Gemeinde verhütet hat. Dass das Frauenwahlrecht, das von einer
Seite mit größter Intensität betrieben wird, in Aschaffenburg doch
nicht Gemeindestatut wurde, war sein persönliches Verdienst, nicht im
Kampfe errungen, sondern als Tribut der menschlichen Verehrung der
Gemeinde abgerungen. Dass ein Stück des Friedhofes von Urnen und
Blumenschmuck frei und verschont bleibt, war wiederum ein Wunsch, den die
Gemeinde ihrem Rabbi nicht versagen konnte. Er selbst wird jetzt im
frischen, frühen Ehrengrabe über die Reinhaltung dieses heiligen Teiles
wachen. Leute aus radikal gesinnten Kreisen, die glaubten, alle Bindungen
ans Judentum gelöst zu haben, eilten in die Synagoge, wenn Predigt
angesagt wurde oder ein Lehrvortrag stattfand, suchten ihren Rabbi auch in
der Wohnung auf, um sich über Dinge des Glaubens und Denkens belehren zu
lassen schickten gern ihre Kinder in seinen Unterricht, in den Unterricht
des 'Stockorthodoxen', der kein Abweichen und keine Konzession kannte,
damit er sie mit festen Füßen auf jüdischen Boden stelle und aus den
geistigen und religiösen Nöten der Eltern in das helle Licht des jüdischen
Wissens führe. Der nichtjüdische Küster der Synagoge erzählt uns
treuherzig, wenn es Predigt in der Synagoge gab, war es für ihn in der
hintersten Bank ein hohes Fest. Ein christlicher Metzger, der uns in den
Weg kommt, berichtet uns, er sei regelmäßig bei allen jüdischen
Beerdigungen auf dem Friedhof dabei gewesen, um die Rede des Herrn
Rabbiner zu hören. Viele andere aus der Bürgerschaft taten es ebenfalls.
Bei Einweihung eines Kriegerdenkmals auf der er vor einigen Jahren als
dritter nach den zwei Geistlichen der anderen Konfessionen sprach, hatte
er mit einer meisterhaften Rede über die Pflichten und Rechte des
Menschen, Juden und Bürgers, über das Wesen der wahren Toleranz, über
das Licht des Glaubens und der Liebe in der öden Finsternis der Zeit,
einen Eindruck hinterlassen, unter dem heute noch die öffentliche Meinung
von Aschaffenburg und Umgebung steht. In dem völkisch stark durchsetzten
Bayern von heute wirkend, erfasste er seine Pflicht, mit der ihm von Gott
verliehenen Macht des Wissens und Wortes – geschriebenen und
gesprochenen – auch nach außen zu kämpfen. Im Rahmen der C.V. (Central-Verein-)Bestrebungen
und auch weit darüber hinaus wirkte er aufklärend, belehrend und –
bekehrend. Wenn wir alle am Bestattungstage in Aschaffenburg doch das Gefühl
hatten, hier sei die politische Luft reiner und gesünder als anderswo im
Bayernlande und im Reiche, so schauten wir mit Dank zur voranziehenden
Bahre hin. Es war dies mit ein Verdienst dieses Mannes an der Spitze der jüdischen
Gemeinde und im Zentrum des Kulturlebens der Stadt.
Ja, mitten im Kulturzentrum der Stadt wirkte dieser Mann an der Seite der
berufenen Führer. Das war klar herauszuhören aus den tief empfundenen
Worten des Oberbürgermeisters und des Gymnasialdirektors in der Synagoge.
Das ist herauszulesen aus den seitenlangen Nachrufen, wahren Ausbrüchen
des Schmerzes und der Trauer, in der 'Aschaffenburger Zeitung' und der
anderen lokalen Presse. In einer Dorfgemeinde des Bezirkes, so wird uns
berichtet, hat ein katholischer Pfarrer erst am vorletzten Sonntag in der
Kirche von der Kanzel herab eine Erklärung des Aschaffenburger Raw gegen
die Talmudverleumdungen der nationalsozialistischen Presse verlesen und
hinzugefügt, die Katholiken sollten für die Gesundheit dieses jüdischen
Rabbiners beten, der zur Aufklärung und Aufrichtung der Geister in solch
lichtvoller Weise wirke.
Eine Kraft- und Kampfnatur war Rafael Breuer, und als Symbol eines scharf
umrissenen Standpunktes oft Objekt wogenden Kampfes. Wer aber Gelegenheit
hatte, gerade in den letzten Jahren ihm persönlich näher zu treten und
tiefer in sein Wesen zu schauen, staunte, hinter dieser Kraftnatur, die
auf Kanzel und Katheder, in Wort und Feder, eitel Feuer und Flamme schien,
ein weiches, fast kindliches Gemüt zu finden. Nie kam Klage oder Anklage
über seine Lippen. Im Tiefsten war wohl auch er davon durchdrungen, dass
hinter den Dingen, die sich gegen ihn entwickelten, eine höhere Macht
stand, wie er selbst sich von einer höheren Vorsehung berufen glaubte, Hüter
der von großen Vätern übernommenen Traditionen zu sein.
Nun ist dieser geniale Mensch und Führer, von dem man noch so vieles
erwarten durfte, auf dem Zenit seines Lebens und auf der Höhe seines
Wirkens stehend, früh abberufen worden, um in der künftigen Welt, wo er
in die Reihe von S.R. Hirsch und Salomon Breuer – das Andenken an die
Gerechten ist zum Segen -, als deren Siegelbewahrer einzieht, dem Glanz
des Schechina teilhaftig zu werden. Möge sein Andenken uns Kraft in
schwerer Zeit verleihen und sichern für die schwierigen Aufgaben, die
unserer Gemeinde und Gemeinschaft harren. Sein Verdienst komme über uns.
–tz."
Die Bestattungsfeierlichkeiten. Am Montag war dem ganzen Stadtbilde
in Aschaffenburg das Trauerzeichen des entsetzlichen Ereignisses
aufgedrückt. Auf allen Wegen rollten seit der frühen Morgenstunde die
Autobusse, Privatautos und Wagen in die Stadt. Jeder Zug brachte neue
Trauergäste aus Frankfurt, den bayrischen Gemeinden und auch aus entfernten
Teilen des Reiches. Man sah viele bekannte Rabbiner. Gegen zwei Uhr war die
hell beleuchtete Synagoge mitsamt der Galerien voll gefüllt. In den vorderen
Reihen saßen vor der aufgestellten Bahre neben den Familienmitgliedern die
Ehrengäste, auch Vertreter der Staats- und Stadtbehörden und der
Geistlichkeit. Die Feier begann mit dem Absingen des 'Der Mensch ist wie
Gras…' durch Herrn Kantor Seif, worauf Herr Distriktsrabbiner Dr.
Stein, Schweinfurt das Wort zur offiziellen Gedenkrede ergriff. Anknüpfend
an die in seinem letzten Vortrag vom Heimgegangenen ausgegebenen Parole:
'Mensch, Jude und Staatsbürger', schilderte er unter Zuhilfenahme
vieler Schrifttexte und Talmudsprüche den scheidenden Führer und
Amtsbruder in seiner dreifachen Bedeutung und als Wegweiser zum reinen
Men- |
schentum,
wahren Judentum und Staatsbürgertum. Er überbrachte letzten Gruß vom
'Verbande der bayrischen israelitischen Gemeinden', des 'Vereins für
rituelle Verpflegung der Kranken in Lohr' und einer großen Reihe
anderer Wohlfahrtsinstitutionen in Bayern.
Es folgten offizielle Nachrufe von Diplomingenieur Freund, der als
erster Vorsteher den Dank der Gemeinde und des Rabbinatsbezirkes
Aschaffenburg übermittelte und u.a. auch die Leistungen des
Heimgegangenen im Centralverein, der durch seinen Syndikus, Herrn Dr.
Marx, vertreten war, würdigte. Oberbürgermeister, Geheimrat Dr. Matt,
sprach dem hervorragenden Bürger und Kulturführer, in dessen Reden er
'immer etwas vom Pathos der jüdischen Propheten' wahrnahm, Worte der
Verehrung und des Dankes nach. Oberstudiendirektor Dr. Müller dankte für
den Lehrkörper der höheren Schulen, der die Mitarbeit des Rabbiners sehr
vermissen werde.
Es trat
dann Herr Dr. Isak Breuer aufs Podium, um im Namen der Familie dem ältesten
Bruder letzten Gruß und Dank auszusprechen. Ausgehend von dem Psalmsatz 'Schön
bist du vor Menschenkindern...' (Psalm 45,3) und in eigener Ausdeutung desselben, zeichnete er die einzelnen Wesenszüge
Rafael Breuers, die sich zu solchem machtvollen Gesamtbilde fügten. Seine
bewegten Worte und die Schilderung dessen, was Rafael Breuer nach dem Tode
der Eltern den Brüdern war, lösten tiefe Ergriffenheit aus und waren zum
Teil von lautem Schluchzen der Trauergemeinde begleitet.
Ebenso tiefen Eindruck machte eine Rede des Herrn Hauptlehrer
Schloss, der seinen Meister und Lehrer feierte und ihm dankte.
Es kam nach der Ansprache eines Aschaffenburger Schülers die
Frankfurter Jeschiwa durch ihren Dozenten, Dr. Elieser Posen, zu Wort, der
zugleich auch die Abschiedsgrüße seines durch Unwohlsein am Erscheinen
verhinderten Vaters überbrachte. Herr Provinzial-Rabbiner Dr. Hirschfeld,
Gießen, vermittelte in gedankenreicher Rede die Grüße des Orthodoxen
Rabbinerverbandes und des Bundes jüdischer Akademiker. Herr Dr. Salomon
Ehrmann, Frankfurt am Main, sprach in bewegten Worten als Freund über den
scheidenden Freund. Mit dem Gesange des 'Was ist der Mensch…'
schloss die Feier in der Synagoge.
Nunmehr bewegte sich der gewaltige Zug durch die abgesperrten, von
vielfachem Spalier flankierten Straßen der Stadt bis zum Friedhofe, wo
noch die Herren Rabbiner Dr. Munk, Ansbach, Dr. Pinchas Kohn, Wien und Dr.
Herrmann Klein, Berlin, kurze herzliche Ansprachen hielten. Ein Tag senkte
sich in Trauer, Schmerz und Feierstimmung. Möge aus derselben Heil für
Frau und Kind und die verwaiste Gemeinde erblühen. Seine Seele sei
eingebunden in den Bund des Lebens." |
|
Anzeigen
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Januar 1932. "Nachruf. Wir haben
die schmerzliche Pflicht, von dem plötzlichen Heimgang des geistigen Führers
unserer Gemeinde und des Distriktrabbinats Aschaffenburg seiner Ehrwürden
Herrn Bezirksrabbiner Dr. Raphael Breuer - das Andenken an den Gerechten
ist zum Segen – Kenntnis zu gebe. Fast ein Vierteljahrhundert hat der
Heimgegangene seines Amtes mit vorbildlicher Gewissenhaftigkeit und
Pflichttreue gewaltet. Seine große Persönlichkeit, die das überlieferte
Judentum in seltener Weise in die Gegenwart einzuführen verstand, seine
wunderbare Beredsamkeit, die stets mächtige Erschütterung auslöste,
sein gütiges Herz, das in Freud und Leid allen stets nahe war, sichern
ihm für die Dauer unsere Dankbarkeit und unser treues Gedenken.
Die Israelitische Kultusverwaltung Aschaffenburg.
In tiefster Bestürzung erfüllen wir die überaus traurige
Pflicht, von dem plötzlichen, unerwarteten Ableben des Mitbegründers und
I. Vorsitzenden unseres Vereins des Herrn Bezirksrabbiners Dr. Raphael
Breuer seligen Andenkens Kenntnis zu geben. Herr Dr. Breuer hat den so
notwendigen, eine fühlbare Lücke im Leben des bayerischen Judentums,
ausfüllenden Verein als wackerer Steuermann mit Umsicht und
beispielgebender Hingabe geleitet. Der Verein wird seinen hoch verdienten
Vorsitzenden nie vergessen. In den Herzen aller, die dem Vereine nahe
stehen, hat er sich eine tief wurzelnde Dankbarkeit und ein immerwährendes
Andenken begründet. 'Zu ewigem Andenken wird der Gerechte sein'.
Aschaffenburg, den 10. Januar 1932. Fürsorgeverein für israelitische
Nerven- und Geisteskranke.
Bezirksrabbiner Dr. Stein, Schweinfurt,
stellvertretender Vorsitzender." |
Publikation
von Rabbiner Dr. Raphael Breuer s.A. über "Das Buch Esra" (1933)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Februar 1933: "Das
Buch Esra. Übersetzt und erläutert von Dr. Raphael Breuer seligen
Andenkens, Rabbiner in Aschaffenburg. Frankfurt am Main (Kaufmann) 1933 8o,
65.
Nachklingende Töne einer früh verstummten Hafte erreichen uns am
Jahrestage des Hinscheidens dessen, der sie gesprochen. Exilswehmut und
Zionssehnsucht wie die derer, welche ihr Leid an den Strömen Babels
schweigen ließen, erlangen in vorliegender Schrift ihre im jüdischen
Sinne wahrste Vereinigung. Raphael Breuer zeigt uns noch einmal, zeigt uns
jetzt erst, wie viel Großes noch von ihm zu erwarten war und zu wie viel
Großem uns sein Geist noch anregen kann. Die Zeit des Aufbaues des 2.
Tempels war versunken; die Begeisterung der ersten Ansiedler hatte
nachgelassen; der Zug Esras und seiner Tausende nach Palästina und Esras
nur wenige Jahre umspannender Aufenthalt im heiligen Lande finden schon
schwere Missstände abzustellen, finden und erfüllen die Aufgabe, die
Tora von Neuem heimisch in Israel zu machen. Die Einzelheiten des historischen
Hintergrundes jener Zeit schildert Breuer nahezu ausschließlich auf Grund
der talmudischen Quellen. Bei aller Sorgfalt im Einzelnen ist aber vor
allem die große Persönlichkeit des Esra, sein wahres Führertum mit
liebevoller und seelenkundiger Lebenswahrheit geschildert. Die Größe der
geschilderten Persönlichkeit spiegelt untrüglich die des Schildernden. Schwierige
historische Fragen bespricht Breuer mit aller Offenheit, auch da, wo sie
Probleme bleiben. Die Ausschließlichkeit seiner talmudischen Quelle
veranlasst Breuer dazu, die Meinung des Josephus, dass Nehemia lange nach
Esra und nach Jerusalem kam, völlig zu verwerfen, obwohl man, wie Marcus
in Barsilai S. 321/2 nachgewiesen hat, diese Ansicht sogar zur
Rechtfertigung der Massora zu Nehemia Kap. 12,11 und 21 verwenden kann. -
Wenn wir mit einem Wunsche an die Herausgeber für den Teil II (Nehemia)
schließen dürfen, so sei es der, alsdann das Gesamtwerk durch eine
ausführliche chronologische, sprachhistorische und die halachische
Situation der Zeit Esras schildernde, längere Einleitung für ein
größeres Publikum zugänglicher zu machen und auch die Akzentuation
wieder wie früher mit in den Text zu setzen, da die Übersetzung ihr
überall sichtlich folgte. - Auch dieses Buch legen wir, wie die posthum
erschienenen Schriften des Frankfurter Raw seligen Andenkens
mit dem tröstlichen Gedanken aus der Hand, dass wir hier aus einem Born
gespeist werden, der noch in Generationen nciht versiegen wird und aus dem
zu schöpfen unsere Aufgabe ist. B.C." |
Einführung von Rabbiner Dr. Fritz Bloch (1932)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. September 1932: "Einführung des
neuen Rabbiners. Aschaffenburg, 30. August (1932). Am vergangenen Sonntag
wurde der zum Nachfolger für Rabbiner Dr. Raphael Breuer seligen
Andenkens gewählte Rabbiner Dr. Fritz Bloch in sein Amt eingeführt.
Nachdem der neue Rabbiner von Mitgliedern des Vorstandes an seinen Platz
geleitet worden war, trug Kantor Seif 'Boruch habo' vor. Hierauf begrüßte
für den Vorstand Dipl.-Ing. Emanuel Freund die Gemeinde, die Ehrengäste
und den Herrn Rabbiner selbst. Er dankte hierauf Rabbiner Dr. Gradenwitz,
Hanau, für die von ihm als Vertreter des Bezirksrabbinats entfaltete Tätigkeit
und ebenso Hauptlehrer Schloss für die von ihm während der Vakanz
versehenen Funktionen. Darauf entboten die Herren Rabbiner Dr. Gradenwitz
und Dr. Hanover, Würzburg als Vertreter der Nachbarrabbinate und der
bayerischen Rabbinerkonferenz dem jungen Kollegen Grüße und Glückwünsche.
Nunmehr ergriff der neue Bezirksrabbiner Dr. Bloch das Wort und umriss die
charakteristischen Eigenschaften des jüdischen Führers und die
Grundlinien seines Wirkens.
Namens des Verbandes bayerischer
israelitischer Gemeinden und zugleich als Vorstand der Münchener
Heimatgemeinde des neuen Rabbiners überbrachte Oberlandesgerichtsrat Dr.
Neumeyer, München die herzlichsten Wünsche. Als Vertreter der Stadt
Aschaffenburg widmete ihm Bürgermeister Gräf warme Worte der Begrüßung.
Er sagte u.a.: Wie die Stadt tief erschüttert an der Bahre des
verstorbenen Rabbiners Dr. Breuer gestanden, so teile sie auch die Freude
darüber, dass es der jüdischen Gemeinde gelungen sei, einen würdigen
Nachfolger für das in unserer Zeit so verantwortungsvolle Amt des
Rabbiners gefunden zu haben. Die Stadt halte sich zur Teilnahme an den
Vorgängen in ihrer jüdischen Gemeinde berechtigt, wie sie auch von jeher
Wert darauf gelegt habe, mit der sonst so vielfach angefeindeten jüdischen
Gemeinschaft Frieden zu halten. Die loyale Haltung der Stadtverwaltung
stehe auch heute noch im Einklang mit der Überzeugung weiter Bevölkerungskreise
der Stadt. Das sei der taktisch klugen Führung Dr. Breuers zu danken, der
die jüdischen Interessen wirksam zu vertreten wusste und es verstanden
habe, das Judentum auch Nichtjuden nahe zu bringen. Im Sinne dieses Mannes
zu wirken, lud Bürgermeister Gräf den neuen Rabbiner zu harmonischer
Zusammenarbeit mit den städtischen Körperschaften ein. Die Stadt bringt
dem neuen Rabbiner das Vertrauen entgegen, die sie seinem Vorgänger
vorbehaltlos entgegengebracht habe. Treue um Treue, Vertrauen um
Vertrauen!
Mit dem Gesang 'Schir hamaalaus' schloss die würdige
Feier." |
2.
Jahrzeitstag für Rabbiner Dr. Raphael Breuer (1934)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. Januar 1934: "Aschaffenburg,
20. Januar (1934). Am 16. Januar sprach in der gutbesuchten Synagoge
anlässlich des 2. Jahrzeittages für Bezirksrabbiner Dr. Raphael Breuer -
das Andenken an den Gerechten ist zum Segen -, auf Einladung der Kultusverwaltung
der langjährige Freund und Weggefährte des Verstorbenen, Rabbiner Dr.
Pinchas Kohn, Ansbach über das
Thema 'Ein Gang durch die jüdische Geschichte.' Der Redner beschäftigte
sich in seinem Vortrag mit dem Verhältnis zwischen Judentum und Umwelt in
der Geschichte. Er wies auf, dass dieses Verhältnis stets durch zwei
entgegengesetzte Pole bestimmt war; entweder die Welt warb um das
Judentum, oder sie wies es zurück. Ein Drittes, ein gleichgültiges
Verhalten habe es nie gegeben. Durch Beispiele, schon aus der ältesten
jüdischen Historie belegte Rabbiner Dr. Kohn seine Auffassung, wie auch
die Behauptung, dass das Judentum sich nicht in den Zeiten, in denen die
Welt lockte, sondern im Gegenteil gerade dann, wenn sie es zurückstieß,
wahrhaft stark und gefestigt erwiesen habe. Diese Tatsache ließ den
Redner zum Schluss auch gläubig die Wahrheit der Worte: 'Lasst uns
Optimisten sein' anerkennen, mit denen Rabbiner Dr. Breuer eine seiner
letzten Predigten geschlossen hatte und an die Dr. Pinchas Kohn bereits zu
Beginn seiner Darlegungen angeknüpft hatte. Dankbar für die trefflichen,
klar aufgebauten Ausführungen verließen die Zuhörer das Gotteshaus. Bezirksrabbiner
Dr. Bloch hatte den Abend mit Erinnerungsworten für seinen
Amtsvorgänger eingeleitet, Kantor Seif ihn mit einem El mole
rachamim beschlossen." |
Aus
der Geschichte der jüdischen Lehrer und Kultbeamten
Ausschreibungen
der Stelle(n) des Religionslehrers / Vorsängers/Kantors / Schochet 1877 / 1878
/ 1886 / 1892 / 1901 / 1925 / 1929
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. März 1877: "Vakanz. Die Stelle
eines Vorsängers und Schächters in hiesiger Gemeinde, welche (außer
freier Wohnung) mit einem Jahreseinkommen von ca. Mark 2.000 verbunden
ist, soll besetzt werden. Reflektanten, welche bezüglich ihrer Befähigung
zu beiden Funktionen, wie auch ihrer Religiosität und Moralität gute
Zeugnisse besitzen, wollen, unter Vorlage letzterer, ihre Gesuche bald gefälligst
an die unterzeichnete Verwaltung richten.
Den Nachweis seiner
Qualifikation als Schächter hat der Anzustellende durch eine vor dem
mitunterfertigten Distriktsrabbiner abzulegende Prüfung zu liefern.
Aschaffenburg, 8. Februar 1877. Die Verwaltung der israelitischen
Kultusgemeinde. Adler, Distriktrabbiner. D.H. Hamburger. Emil
Neuburger." |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. Mai 1878: "Vakanzen. In hiesiger
Gemeinde ist die Stelle eines Vorsängers und Schächters, welche (außer
freier Wohnung) mit einem Jahreseinkommen von circa 2.000 Mark verbunden
ist, sowie jene eines Religionslehrers, (mit 1.000 Mark fixem Gehalt)
vakant geworden und sollen diese Stellen sofort wieder besetzt werden.
Einem tüchtigen Lehrer wäre hier Gelegenheit geboten, durch Erteilung
von Privatunterricht im Hebräischen etc. sich ein jährliches
Nebeneinkommen von mindestens 800 Mark, und wenn der Betreffende der
neueren Sprachen mächtig, ein solches von vielleicht 1.600 Mark oder noch
mehr zu verschaffen.
Eventuell könnte auch eine Vereinigung der Vorsänger-
und Lehrerfunktionen eintreten, wenn sich Bewerber melden, welche nach
beiden Richtungen hin befriedigen und würde dann ein Lehrer angestellt
werden, der zugleich ein tüchtiger Vorsänger ist. In diesem Falle würde
die Gemeinde einen Schächter, dem dann auch die Stelle eines
Gemeindedieners übertragen werden könnte, aufnehmen.
Den Nachweis seiner
Qualifikation als Schächter hat der Anzustellende durch eine vor dem
mitunterfertigten Distriktrabbiner abzulegende Prüfung zu liefern.
Bewerber um die erledigten Stellen, welche bezüglich ihrer Befähigung,
wie auch hinsichtlich ihrer Religiosität und Moralität gute Zeugnisse
besitzen, wollen unter Vorlage letzterer ihre Gesuche baldigst an die
unterzeichnete Verwaltung zu liefern.
Bewerber um die erledigten Stellen,
welche bezüglich ihrer Befähigung, wie auch hinsichtlich ihrer
Religiosität und Moralität gute Zeugnisse besitzen, wollen unter Vorlage
letzterer ihre Gesuche baldigst an die unterzeichnete Verwaltung richten.
Aschaffenburg, 29. April 1878. Die Verwaltung der israelitischen
Kultusgemeinde: A. Adler, Distriktrabbiner. D.H. Hamburger. Emil
Neuburger." |
|
Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 7. Mai 1878: … wie
im "Israelit" |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. November 1886: "Schochetstelle.
Nachdem von der unterzeichneten Kultusverwaltung bereits unterm 1. Juli
dieses Jahres die vakante Schochetstelle zur Neubesetzung ausgeschrieben
wurde; Herr Rabbinatsverweser Bamberger in seiner Bekanntmachung unterm
12. Juli dieses Jahres jedoch eigenmächtig unser Ausschreiben wertlos zuz
machen suchte, ist nunmehr von hoher königlicher Regierung befohlen
worden, dass die Schochetstelle sofort auszuschreiben und neu zu besetzen
sei. Wir bitten verehrliche Bewerber, Originalzeugnisse von orthodoxen
Rabbinen behufs Anstellung an die Unterzeichneten gelangen zu lassen.
Aschaffenburg, 1. November 1886. Die israelitische Kultusverwaltung: Carl
Simon. Julius Levy. Vorstände." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. November 1892: "Die hiesige Schächterstelle
ist per sofort zu besetzen. Bewerber um dieselbe wollen bis längstens 1.
Dezember 1892 unter Vorlage ihrer Zeugnisse bei der unterfertigten
Verwaltung sich anmelden.
Die Stelle trägt außer freier Wohnung an
Schlachtgebühren ca. Mark 1.600 jährlich. Nur deutsche Bewerber wollen
sich melden.
Aschaffenburg, 10. November 1892.
Die
Kultusverwaltung: A. Hamburger jr., Vorstand. Leopold Sternheimer, Max
Hamburger." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Oktober 1901:
"Schächter- und II. Kantorstelle.
In hiesiger Gemeinde ist die Stelle eines Schächters und zweiten Kantors
vom 1. Februar 1902 ab zu besetzen. Das jährliche Einkommen beträgt: aus
den Schächtgebühren ca. 1.800 Mark, Wohnungsentschädigung 400 Mark und
ca. 300 Mark Nebenverdienste, für welche jdoch nicht garantiert wird.
Bewerber wollen spätestens bis zum 25. Oktober dieses Jahres ihre Gesuche
mit Zeugnisabschriften an die unterfertigte Kultusverwaltung
einsenden.
Aschaffenburg, im Oktober (1901).
Die Kultusverwaltung: A. Hamburger,
Vorstand." |
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Anzeige
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 6. Juni 1925:
"Bekanntmachung.
Wir suchen einen tüchtigen Schochet und stimmbegabten Kantor von
orthodoxer Gesinnung und Lebensführung zum Eintritt am 1. Oktober dieses
Jahres, eventuell auch früher. – Gehalts- und Pensionsberechtigung nach
den Leitsätzen des Verbandes Bayerischer Israelitischer Gemeinden und des
Bayerischen Versorgungsverbandes. – Die Möglichkeit von
Nebenverdiensten ist unter anderem auch durch Übernahme der Schechitah in
den umliegenden Ortschaften gegeben. - Bewerbungen sind mit Zeugnissen und
Referenzen bis spätestens 20. Juni dieses Jahres einzureichen.
Aschaffenburg, den 24. Mai 1925. Israelitische Kultusverwaltung
Aschaffenburg." |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Juni 1925: wie oben in
der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung"
|
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. April 1929:
"Die israelitische Kultusgemeinde Aschaffenburg sucht zum
alsbaldigen Eintritt einen tüchtigen Kantor und Schochet, der von
orthodoxem Rabbiner autorisiert sein muss. Die Besoldung erfolgt nach den
Leitsätzen des bayerischen Gemeindeverbandes. Bewerbungen mit Lebenslauf,
Zeugnissen und Referenzen sind sofort an die unterzeichnete
Kultusverwaltung zu richten. Israelitische Kultusverwaltung
Aschaffenburg." |
Erklärung von Schochet und Lehrer Herz (1886)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. November 1886: "Aschaffenburg,
5. November (1886). Nachdem in der jüngsten Nummer des 'Israelit' die
hiesige Schochetstelle in so auffallender Weise neuerdings von der
Kultusverwaltung dahier zur Bewerbung ausgeschrieben ist, sieht sich der
Unterzeichnete, zu seiner persönlichen Ehrenrettung, veranlasst, dem
verehrten Leserkreise des 'Israelit' in kurzen Worten Näheres über
den Hergang dieser Affäre mitzuteilen.
Meine bei den hiesigen Metzgern
allerdings nicht beliebte Gewissenhaftigkeit in meinem religiösen
Dienste, für welche der eine bezeichnende Ausdruck derselben. 'Er
braucht nicht Alles zu sehen !!' genügen wird, hatte die von der
Kultusverwaltung mir zugegangene Kündigung endlich zustande gebracht. Ich
übergehe die mir widerfahrene Behandlung und erwähne bloß, dass der
ehrwürdige Herr Rabbiner Bamberger dahier in ehrenvoller Würdigung
meines Charakters und Wirkens, ebenso wie des gegnerischen Verfahrens für
meine Erhaltung in meiner hiesigen Stellung energisch eingetreten war –
in Folge dessen die Metzger, mit Ausnahme eines einzigen, von einem
Metzger aus Groß-Krotzenburg ihr Vieh töten ließen und solches Fleisch
für Koscher verkauften, bis dies, in Folge einer Beschwerde des Herrn
Rabbiners, von Seite hoher Königlicher Regierung einzustellen aufgetragen
und den Metzgern der Verkauf jenes Fleisches als ritualmäßiges Fleisch
verboten worden ist. Diese kurze Darstellung, lediglich zu meiner eigenen
Ehrenrettung veröffentlicht, dürfte genügen.
Herz, Schochet und
Lehrer." |
Goldene
Hochzeit von Lehrer und Prediger Jacob Rosenhaupt und seiner Frau (1889)
Anmerkung: Jacob Rosenhaupt starb am 8. März 1892 (siehe unten). Sein Grab befindet sich
im israelitischen Altstadt-Friedhof Aschaffenburg. Jacob Rosenhaupt wird auch
genannt im Text zur "Eingabe
zur Bildung einer 'altjüdischen' Gemeinde (1884)" (s.u.)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 21. November 1889: "Bonn, 17. November (1889). Man
schreibt uns aus Aschaffenburg: Am 29. Oktober dieses Jahres
feierten Herr Jacob Rosenhaupt und Frau dahier das seltene Fest der
goldenen Hochzeit. Herr Rosenhaupt, welcher viele Jahre als
Prediger und Lehrer segensreich wirkte, weilt schon mehrere Jahre hier in
unserer Stadt, um in Ruhe den Abend seines Lebens mit seiner Gemahlin zu
verbringen. - Dem Jubelpaar, das sich noch großer Rüstigkeit erfreut,
wurden mehrfach Ovationen
zuteil." |
Zum
Tod des Lehrers und Predigers Jacob Rosenhaupt (1892)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 25. März 1892: "Zu Aschaffenburg ist der
emeritierte Lehrer und Prediger Jacob Rosenhaupt im 80. Lebensjahre
gestorben. Die lokale Presse widmet dem Dahingeschiedenen warme
Nachrufe." |
Sympathieerklärung für Kantor und Schochet Levin
Guttmann (1894)
Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Juni 1894: "Erklärung.
Um den
Verleumdungen, die über den Kantor und Schochet Herrn Levin Guttmann in
Aschaffenburg verbreitet worden sind, entgegen zu treten, fühlen wir uns
veranlasst, Nachstehendes der Wahrheit gemäß zur öffentlichen Kenntnis
zu bringen:
Herr Levin Guttmann hat sich während seiner mehrjährigen
Amtierung hierselbst nach allen Richtungen hin musterhaft geführt. Wir
haben ihn als einen aufrichtigen, ehrlichen und braven Mann, und als einen
Gottesfürchtigen, kennen gelernt. Derselbe ist ein tüchtiger Talmudist,
hat Schüler im Talmud unterrichtet und besitzt auch Hattarat Horaah
(Rabbinatsdiplom). Rawitzsch, im Juni 1894. N. Pollak, Moritz S. Brann, H.
Bergel, M.J. Gradenwitz, Louis Rösel, Wilhelm Daniel, Herrman Loewy, H.
Pagel, A.J. Sternberg, Jacob Neustadt, Dr.med. Pinkus." |
Kultusbeamter
B. Segall wechselt nach Darmstadt (1902)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. August 1902: "Aschaffenburg,
30. Juli (1902). Der auf Veranlassung des Distriktsrabbiners Dr.
Wachenheimer, durch die israelitische Kultusverwaltung von seinem Amte
enthobene Kultusbeamte B. Segall wurde einem Rufe des Großherzoglichen
Landrabbiners Dr. Marx in Darmstadt zufolge, von der israelitischen
Kultusgemeinde dortselbst einstimmig gewählt. Wir wünschen Herrn Segall,
welcher sich während seiner sechsjährigen Tätigkeit hier einer
allgemeinen Beliebtheit erfreute, in seinem neuen Wirkungskreise recht
viel Glück." |
Jahresbericht
der "Bamberger'schen israelitischen Knaben-Erziehungs- und
Unterrichts-Anstalt" (1903)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 31. Juli 1903:
"Aschaffenburg. Die 'Bamberger'sche israelitische
Knaben-Erziehungs- und Unterrichts-Anstalt' versendet soeben den
Jahresbericht für das Schuljahr 1902/03. Die Anstalt umfasst: 1. eine
Institutsschule für Knaben mit hebräischem Unterrichte in Latein,
Französisch, Englisch und Zeichen. 2. eine Arbeits- und Nachhilfeschule
für Schüler der Mittelschulen. 3. ein Pensionat für Schüler des
Gymnasiums, der Realschule und der eigenen Schule. Dem Unterricht in der
Institutsschule liegt der von der Königlichen Regierung genehmigt
Lehrplan zugrunde, der durch das Direktorat zu beziehen ist. Das Internat
hatte in diesem Jahre 15 Zöglinge, die Schule wurde von 29 Schülern
besucht. Ein Schüler der Ausländerabteilung wurde für die 5. Klasse
(Obertertia) des humanistischen Gymnasiums vorbereitet, ein Schüler trat
nach beendeter Vorbereitung in unserer Schule mit Beginn des
Sommersemesters in das hiesige Technikum ein, an anderer Schule ging zum
Geschäft über. Die Bamberger'sche Anstalt befindet sich
erfreulicherweise in fortschreitender Entwicklung. Da der Name der
Direktoren für eine jüdisch-religiöse, gewissenhafte Erziehung bürgt,
so wünschen wir der Schule ein weiteres Gedeihen und
Ausbreiten." |
|
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 23. Juli 1903: "Aschaffenburg. Die Bamberger'sche
israelitische Knaben- Erziehungs- und Unterrichts-Anstalt hatte im
Schuljahre 1902-03 im Internat 15 Zöglinge, die Schule wurde von 29
Schülern besucht. Ein Schüler der Ausländerabteilung wurde für die 5.
Klasse (Obertertia) des humanistischen Gymnasiums vorbereitet, ein
Schüler trat nach beendeter Vorbereitung in dieser Schule mit Beginn des
Sommersemesters in das hiesige Technikum ein, ein anderer Schüler ging
zum Geschäft über." |
Generalversammlung
des israelitischen Lehrervereins für das Königreich Bayern in Aschaffenburg
(1907)
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 12. Juli 1907: "Aus Bayern. Am Dienstag, 23.
Juli diesen Jahres findet im Schützenhof zu Aschaffenburg die 28.
Generalversammlung des israelitischen Lehrervereins für das Königreich
Bayern statt. Das Programm ist ein reichhaltiges. Auf der Tagesordnung
steht unter anderem ein Antrag um Erhöhung der Jahresbeiträge auf Mark
25, um Einrichtung von Bezirkskonferenzen, die sich zu Kreisversammlungen
zusammenschließen mögen (Ref. Strauß - Uffenheim).
Herr Seminaroberlehrer J. Stoll - Würzburg
hält einen Vortrag über die 'Umgestaltung des hebräischen
Übersetzungsunterrichtes nach Stoffauswahl, Stoffverteilung und
methodischer Behandlung'. In vier Absätzen sind die Thesen zu diesem
gewiss akuten Thema angegeben. Die 'Freie Aussprache' bringt ähnliche
Wünsche aus der rührigen Fortbildungskonferenz 'Nürnberg-Fürth'. Auch
diese Anträge sind detailliert.
Man erwartet regen Besuch der Kollegen, die noch niemals in Aschaffenburg
'tagten', umso mehr, als die Verwaltungswahl pro 190ß8 bis 10
stattfindet. Womöglich soll an die Versammlung sich ein Ausflug nach dem
Niederwald über Frankfurt oder Darmstadt anschließen". |
Aus dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben
Christlich-jüdisches Miteinander
in Aschaffenburg und Kritik von orthodoxer Seite (1861)
Nachstehender Artikel ist der konservativ-orthodoxen Zeitschrift "Der
Israelit" entnommen. Dem Verfasser des Artikels ging das damalige "ökumenische" Miteinander
in Aschaffenburg zu weit, nachdem sich jüdische Einwohner
aktiv an der Gestaltung eines feierlichen Rahmens für die
Fronleichnamsprozession beteiligten.
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. Juli 1861: "Aschaffenburg, im
Juni. Der Didaskalia wird von hier geschrieben: 'Zum ersten Male wurde
die hiesige Fronleichnams-Prozession durch die Herstallstraße geführt,
welche von vielen Israeliten bewohnt wird. Diese wetteiferten, ihre
katholischen Mitbürger dadurch zu ehren, dass sie die sie treffenden Straßenteile
mit Gras und Blumen bestreuten und ihre Häuser geschmackvoll dekorierten.
Ein ähnliches Zeugnis von Humanität gab dieser Tage das Kollegium der
hiesigen Gemeinde-Bevollmächtigten, indem es einen Juden zum Mitgliede
der städtischen Einquartierungs-Kommission wählte. Solche Vorkommnisse
verdienen, dass die freisinnige Presse davon Akt nehme, weil sie zeigen,
dass es nicht der schlichte Bürgersinn ist, welcher das Fortgären des
alten Sauerteiges konfessionellen Haders will.'
Auch wir sind keine
Freunde des konfessionellen Haders; es ist im Gegenteile unser
aufrichtigster Wunsch, dass die verschiedenen Konfessionen in Frieden und
Eintracht nebeneinander leben. Wir halten es für eine der ersten
Pflichten des Juden, den konfessionellen Frieden zu befördern und seine
Mitbürger brüderlich zu lieben. Aber alles hat seine Grenzen und wie
neulich das Ansinnen eines ungarischen Grafen, die Emanzipation von der
Bedingung abhängig zu machen, dass die Juden mit ihren christlichen Brüdern
aus einer Schüssel essen, von unseren dortigen Glaubensgenossen mit Entrüstung
zurückgewiesen wurde, so müssen wir die Verletzung des israelitischen
Religionsgesetzes, das die Beteiligung an einem fremden Kultus streng
verbietet, von Seiten der oben erwähnten hiesigen Israeliten tief
beklagen. Die Verletzung der eigenen Religion, um sich den Mitbürgern gefällig
zu erweisen, wird auch von keinem glaubenstreuen Christen gebilligt
werden, ist daher auch durchaus nicht geeignet, zur Beförderung des
konfessionellen Friedens beizutragen, da das ein Aufgeben der eigenen
Konfession in sich schließt. O all ihr heiligen Männer und Frauen (und
Kinder), die ihr bei ähnlichen Anlässen freudig euer Leben geopfert zur
Heiligung des göttlichen Namens, was würdet ihr zu den entarteten Enkeln
sagen, die ihr Heiligstes eintauschen gegen das Glück, einen Juden zum
Mitgliede der städtischen Einquartierungs-Kommission gewählt zu
sehen!" |
Die jüdischen Soldaten erhalten koschere Kost
(1878)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. April 1878: (nur der
Aschaffenburg betreffende Abschnitt wird zitiert) "…erlaube ich mir
darauf hinzuweisen, dass auch in der Garnisonsstadt Aschaffenburg schon über
30 Jahre durch die Bemühungen und durch die Opferwilligkeit des durch
seine große Gelehrsamkeit und wahre Frömmigkeit sowohl, als auch durch
seine rastlose Tätigkeit für Erhaltung des traditionellen Judentums rühmlichst
bekannten Herrn Distriktrabbiners Abraham Adler – Gott
segne und vermehre seine Tage und Jahre im Guten - die jüdischen
Soldaten Koscher-Kost erhalten. Nicht nur, dass genannter Herr Rabbiner
– sein Licht leuchte – bei den betreffenden Hauptleuten oft mit
vieler Mühe die Erlaubnis erwirkte, dass die jüdischen Soldaten außerhalb
der Menage essen durften, und dann für Beschaffung der nötigen Mittel
sorgte, sondern er hat auch viele arme Soldaten an seinem eigenen Tisch
teilnehmen lassen. Möge Gott
(dem Rabbiner Adler) zur Freude seiner zahlreichen Verehrer Kraft
verleihen, noch viele Jahre seiner gewohnten Tätigkeit für Erhaltung und
Verbreitung von Tora und (Gottes)furcht
obliegen zu können, Amen." |
Eingabe zur Bildung einer
"altjüdischen" Gemeinde
(1884)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Februar 1884: "München, 10.
Februar (Bayerischer Landtag). Jakob Rosenhaupt, israelitischer Prediger
a.D. in Aschaffenburg, bittet, dass die von den Neuisraeliten getrennten
Altjuden, welche nur dem mosaischen und nicht dem neuen talmudischen
Gesetze huldigen, eine selbständige Gemeinde bilden dürften. Referent
Seitz trägt die Eingabe vor und hält sie nicht für geeignet für das
Plenum, da die persönlichen Wünsche eines Einzelnen oder Weniger nicht
genügen, um eine gesetzliche Änderung zu treffen. Korreferent Dr. Frank:
Tatsache sei, dass die Neuisraeliten, welche unter sich Opfer zur
Befriedigung ihrer Bedürfnisse bringen, doch zu den Kultusbedürfnissen
der alten Gemeinde beitragen müssen. Wenn sie noch keine Vorstellung bei
der Regierung gemacht haben, beantrage er Zurückverweisung. Regierungsrat
Vervier: Solange die Neuisraeliten nicht ausgeschieden seien, müssten sie
zu der alten Kultusgemeinde fortzahlen. Nach den zurzeit geltenden
Bestimmungen könne in einer politischen Gemeinde nur Eine jüdische
Kultusgemeinde bestehen. Der in der Korona anwesende Abgeordnete Gunzenhäuser
wird vom Vorsitzenden um seine Meinung gefragt. Er erklärt, durch
gegenseitige Nachgiebigkeit seien in Fürth die Abweichenden wieder
vereinigt worden. Es handle sich um keine Verschiedenheit im Dogma,
sondern lediglich im Ritus. Der Talmud werde von allen Israeliten
anerkannt, doch von den Älteren dem Pentateuch untergeordnet. Die Frage
des Begräbnisplatzes sei meistens imstande, die aufgeregten Gemüter
wieder zu versöhnen. Der vom Abgeordneten Herz bevorwortete Antrag des
Korreferenten 'nicht geeignet, da der Instanzenzug' nicht erschöpft
ist, wird angenommen." |
Gründung eines Komitees zur Unterstützung von
vertriebenen russischen Juden (1891)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Juni 1891: "Aschaffenburg,
18. Juni (1891). Nach dem Vorbilde anderer Städte hat sich auch hier ein
Komitee gebildet, behufs zweckmäßiger Organisation der Unterstützung
der aus Russland vertriebenen Juden. Die Mitglieder dieses Komitees
werden, da rasche und ausgiebige Hilfe dringend und voraussichtlich noch für
längere Zeit Not tut, in den nächsten Tagen persönlich ihren hiesigen
Glaubensgenossen Einzeichnungslisten für wöchentliche Beiträge zu
diesem edlen Zwecke vorlegen, und hoffen und wünschen wir, dass dieser
Schritt von recht günstigem Erfolge begleitet sein möge. Gewiss wird
Jeder – nach seinen Kräften – sein Scherflein beitragen zur Linderung
des namenlosen Elends, in welches Tausende durch eine barbarische Maßregel,
die man in unserem aufgeklärten Zeitalter für unmöglich halten sollte,
gestürzt wurden." |
Spendenaufruf
für eine in Not befindliche Familie (1901)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 12. Dezember 1901: "Aufruf.
Die Unterzeichneten gestatten sich, edeldenkende Glaubensgenossen zur
Mitwirkung an dem folgenden Tat der Wohltätigkeit ergebenst
aufzufordern.
Ein sehr achtbarer Greis, der stets sich und seine Familie von seiner
Hände Erwerb redlich und anständig ernährte, befindet sich
augenblicklich in großer Notlage. Er und seine Frau sind leidend und
durch den Mangel der nötigen Mittel wird ihre Lage immer unerträglicher.
Durch eine einmalige ausreichende Unterstützung wäre den Leuten geholfen
und sie wären bald im Stande, sich auf anständige Weise zu
ernähren.
Wir gestatten uns deshalb, an edle wohltätige Glaubensbrüder und
-Schwestern die ergebenste Bitte zu richten, zu diesem wahrhaft frommen
Werke beizutragen und uns reichliche Spenden zufließen zu lassen.
Schon jetzt sagen wir dafür herzlichen Dank: möge Gott das Werk
der Wohltätigkeit lohnen!
Aschaffenburg, 3. Dezember 1901 / 22. Kislew 5662. Dr. J.
Nußbaum, praktischer Arzt. Direktor S. Bamberger.
Auch wir schließen uns der Bitte der Herren Petenten an und sind gerne
bereit, Spenden unter Nr. 8873 in Empfang zu nehmen und
weiterzubefördern." |
Gründung eines Wohltätigkeitsvereines Chewra
Kadischa (1898)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Februar 1898: "Aschaffenburg,
10. Februar (1898), Als ein großer Mangel wurde es bisher hier empfunden,
dass in hiesiger Gemeinde, welche ca. 130 Mitglieder zählt, eine Chewra
Kadischa nicht bestand. Auf Anregung der israelitischen Kultusverwaltung
wurde im vorigen Jahre bereits ernstlich daran gearbeitet, eine solche ins
Leben zu rufen, was von unserem seligen Distriktsrabbiner – das Andenken
an den Gerechten ist zum Segen – freudigst begrüßt worden war. Es ist
nunmehr gelungen, in Verbindung mit dem seit 1852 bestehenden Bikur
Cholim- Krankenbesuchs-)Verein eine Chewra Kadischa unter dem Namen Chewra
Kadischa Bikur Cholim Gemillut Chasodim zu begründen. Herr Salomon
Bamberger, Sohn des erwähnten hiesigen Distriktrabbiners – das Andenken
an den Gerechten ist zum Segen – hat gelegentlich seiner Bearbeitung der
geschichtlichen Nachrichten über die Juden der Stadt beziehungsweise des
Fürstentums Aschaffenburg, gefunden, dass eine solche Chewra bereits 1719
hier errichtet worden war, welche bis 1838 bestand. Unter Zugrundelegung
der Statuten dieses Vereins, welche mit der Genehmigung des Kurmainzer
Landrabbiners versehen sind, wurden nun die Statuten von einer Kommission
ausgearbeitet und nachdem sie die Zustimmung eines anerkennten bayerischen
Rabbiners – sein Licht leuchte – gefunden, von der Generalversammlung
mit unwesentlichen Abänderungen einstimmig angenommen. So wurden die
Statuten nach Wissen und nach den Bestimmungen des Rabbinates festgesetzt
und für die Leitung des Vereins in gleichem Sinne gesorgt, indem der ganz
besonders seiner opferwilligen Tätigkeit für die religiösen Bedürfnisse
hier so sehr hoch geachtete Herr Nathan Mayer als Vorstand und Herr S.
Goldschmidt, Mitglieder der israelitischen Kultusverwaltung, als
stellvertretender Vorstand und Kassier gewählt wurden. Besondere verdient
gemacht um das Zustandekommen der Sache hat sich auch Herr A. Hamburger,
Vorsitzender der israelitischen Kultusverwaltung. Letzterer hat vonseiten
der Gemeinde dem Verein einen jährlichen Beitrag bewilligt. Der neu gegründete
Verein zählt bereits über 70 Mitglieder. Möge er der hiesigen Gemeinde
zum Segen gereichen und zur Weckung religiösen Gefühls und religiösen
Sinnes innerhalb desselben beitragen." |
Wahl des Gemeindevorstandes
und Kritik an Gemeindevorsteher Hamburger (1903)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. Januar 1903: "Aschaffenburg,
21. Januar (1903). Vorgestern fand dahier die Wahl des Vorstandes der
hiesigen israelitischen Kultusgemeinde statt. Es wurden gewählt die
Herren: Abraham Östreich mit 94 Stimmen, Leopold Sohlinger mit 87 Stimmen
und Abraham Hamburger mit 56 Stimmen. Letzterer, seither Kultusvorstand,
erhielt nur zwei Stimmen über die Majorität.
Bei der am Samstagabend im
'Freihof' stattgehabten Wählerversammlung, die von mehr als 80
Gemeindemitgliedern besucht war, wurde der seitherige Kultusvorstand sehr
scharf angegriffen. Die Versammlung war von 'Gemeindemitgliedern, die
mit der seitherigen Verwaltung nicht einverstanden', einberufen. Es
wurde von den Herren E. Neuburger und Otto Strauß dem Vorstande Vorhalt
gemacht insbesondere darüber, dass derselbe mit Gemeindegliedern nach
Willkür verfahre, indem sehr große Kapitalien ohne Wissen den Gemeinde
verausgabt worden seien, und ohne dass die Gemeinde auch nur mit einem
Worte gefragt worden sei, während nach den Gemeindestatuten
der Gesamtvorstand nur 600 Mark jährlich ohne spezielle
Genehmigung der Gemeinde verausgaben darf. Auf die persönliche Entgegnung
des Herrn Abraham Hamburger, dass wohl auch während der früheren
Amtsperiode des Herrn Neuburger mehr als diese Summe pro Jahr verausgabt
worden seien, erwiderte Herr E. Neuburger, dass er sich hieran nicht
erinnern könne, doch gegebenen Falles sich strenge an die Statuten halten
und einen Verstoß strenge vermeiden würde, während Herr Hamburger sein
statutenwidriges Handeln damit entschuldigte, dass er eventuell wider die
Statuten handeln würde. Auf den Vorwurf, dass es bei dem großen Etat der
Gemeinde unverantwortlich sei, dieser Keine Rechenschaft über die
Verwendung der Gemeindegelder – 16.000 Mark pro Jahr! – zu geben,
erwiderte Herr Abraham Hamburger, dass hierzu nach den Statuten keine
Veranlassung, und die Statuten umgearbeitet werden müssten. Es wurde ihm
jedoch richtig entgegengehalten, dass er hierzu während deines mehrjährigen
Vorstandschaft wohl Zeit gehabt hätte, und dass es sehr zu verwundern,
dass Herr Abraham Hamburger erst jetzt das Bedürfnis einer Statutenänderung
führt! Recht amüsant war es, von Herrn Hamburger zweimal die bittere
Klage zu hören, dass er erwartet hätte, das Einer wenigstens etwas Gutes
von ihm zu sagen hätte! Diese Versammlung gab ein sehr gutes Bild unserer
Gemeinde und vom Schalten deren Vorstandschaft. Es wird bedauert, dass die
neue Verwaltung Herrn Abraham Hamburger zu ihrem Vorsitzenden gewählt, da
man fürchtet, die alten Zustände könnten wieder eintreten. Doch dem
wird nicht so sein! Es wird jetzt von Seiten der Gemeinde eine Umarbeitung
der Statuten verlangt, nach welcher öffentliche Rechnungsablage eingeführt
werden wird, sodass die Gemeinde von einer Möblierung (!) des
Leichenhauses und Lieferung zur Rabbinerswohnung nicht per Zufall hört.
Z." |
Vergabe
des Aussteuerpreises aus der Dilsheimerstiftung an Jettchen Hecht verh. Neumann (1905)
Anmerkung: Jettchen Neumann geb. Hecht ist am
13. November 1874 in Babenhausen [nicht:
Baumhausen!] geboren; sie war seit 1905 verheiratet mit dem
Kaufmann/Eisenhändler Isaak Neumann (geb. 1879 in Thüngen). Die beiden wohnten
in Thüngen und wurden Ende April 1942 ab
Würzburg nach Krasnystaw deportiert und ermordet. Die Namen der beiden stehen
auf dem Denkmal für die aus Thüngen in der
NS-Zeit ermordeten jüdischen Personen.
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 19. Mai 1905:
"Aschaffenburg, 19. Mai (1905). Kommenden Sonntag wird im
Deutschhaussaale der Aussteuerpreis aus der Dilsheimerstiftung im
Betrage von 2.000 Mark an Fräulein Jettchen Hecht verabreicht werden. Im
kommenden Jahre erhält den Preis eine
Christin." |
|
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 2. Juni 1905: "Aschaffenburg, 25. Mai (1905). Mit
einer schönen Stiftung bedachte vor Jahren der in Paris
verstorbene Kaufmann Daniel Dilsheimer (statt Pilsheimer)
seine Vaterstadt Aschaffenburg. Er verfügt letztwillig, dass alljährlich
2.000 Mark in bar an ein vom Magistrate ausgewähltes Mädchen, das sich
besonders durch Tugendhaftigkeit und Unterstützung seiner Eltern
ausgezeichnet hat, als Heiratsstipendium ausbezahlt werden. Die
Überreichung hat stiftungsmäßig öffentlich und feierlich zu geschehen,
was einer französischen Sitte entspricht; auch im Monat Mai muss die
sogenannte 'Rosenbraut' beglückt werden. Für heuer fiel das Stipendium
einem jüdischen Mädchen und zwar der Dienstmagd Jettchen Hecht
zu. Heute Vormittag fand im Rathaussitzungssaale in Anwesenheit der
städtischen Kollegien und vor zahlreichem Publikum durch Herrn
Bürgermeister Dr. Matt die feierliche Überreichung des Stipendiums von
2.000 Mark in neuen 20-März-Stücken statt. Den Abschluss der Feier
bildete die Ziviltrauung der Bedachten mit dem Kaufmann Isaak Neumann." |
Gründung einer "Freien Chorvereinigung" in der
jüdischen Gemeinde (1905)
Anmerkung: bei dem genannten 1. Kantor (in Aschaffenburg) S. Wetzler handelt
es sich um Simon Wetzler, ein Sohn von Isaac Wetzler und Caroline geb. Ullmann,
geb. am 2.3.1853 in Langstadt (dort weitere
Informationen zu Familie Wetzler);
er starb am 30. Juni 1919 in einem Sanatorium in der Nähe von Bad Homburg.
Artikel im
"Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 18. August 1905: "Aschaffenburg. Unter dem Namen Freie Chorvereinigung, wurde hier ein jüdischer
Männergesangverein gegründet, der in der Hauptsache die Funktionen eines
Synagogenchores erfüllt. Die Vereinigung erfreut sich eines allgemeinen
Zuspruches. In den Vorstand wurden die Herren Wilhelm Hamburger, Samuel
Mayer, 1. Kantor S. Wetzler gewählt." |
Wahl der
Israelitischen Kultusverwaltung (1906)
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 19.
Januar 1906: "Aschaffenburg, 15. Januar (1906). Bei der heute
stattgefundenen Wahl der israelitischen Kultusverwaltung wurden mit
großer Majorität die Herren A. Hamburger, S. Goldschmidt und W.
Hamburger gewählt. Die beiden ersteren Herren gehörten früher schon der
Verwaltung an, während der letztere neu gewählt
wurde." |
Zionistische Veranstaltung (1910)
Artikel im
"Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 3. Juni 1910: "Aschaffenburg, 24. Mai (1910). Zu einer für die zionistische Sache in
Aschaffenburg viel versprechenden Veranstaltung wurde die heutige
Versammlung, in der Herr Martin Levigard – Frankfurt am Main über
'Die Judenfrage' sprach. In von Herzen kommenden, zu Herzen
sprechenden Ausführungen behandelte der Redner sein Thema und wusste an
der Darstellung der Judenlage die Entstehung der Judenfrage in klarer
Weise zu definieren. An überzeugenden Beispielen zeigte er, dass
lediglich Philanthropie eine Lösung dieser heiklen Frage nicht gebracht
habe und nicht bringen könne und schloss unter starkem Beifalle mit der
Begründung der programmatischen zionistischen Gedankengänge.
In der sich
anschließenden Diskussion berührte Herr Löwenthal die Stellung eines
Teils der Orthodoxie der zionistischen Bewegung gegenüber und behauptete,
dass es eine Judennot, besonders in Deutschland, nicht gäbe. Dem gegenüber
vertraten der Referent und H.L. Perlmutter – Frankfurt am Main unter stürmischem
einmütigem Beifalle die zionistischen Ideen. Insbesondere wurden die Ausführungen
begeistert unterstrichen, dass die innere Gleichgültigkeit, die stete
Folge äußerer Sorglosigkeit und die Ursache aller jüdischen
Katastrophen, nicht genug bekämpft werden könne.
Das Ergebnis des Abends
war, dass sich die Anwesenden fast ohne Ausnahme als Schekelzahler
anmeldeten. Es herrschte nur darüber allgemeines Bedauern, dass der
Rabbiner in Aschaffenburg (sc. Rabbiner Breuer), der schon oft als Gegner des Zionismus von sich
reden machte, es versäumt hat, trotz schriftlicher und mündlicher
Einladung, seine Ansichten vor Zionisten selbst zu entwickeln. L.P." |
Zur Aschaffenburger Tagung des bayerischen
Gemeindeverbandes (1929, nur einleitende Sätze werden zitiert)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. Juni 1929: "Zur
Aschaffenburger Tagung des bayerischen Gemeindeverbandes. Von Rabbiner Dr.
R. Breuer in Aschaffenburg. Am 30. Juni und 1. Juli dieses Jahres steht
dem Rabbinatsbezirk Aschaffenburg ein halb parlamentarisches, halb
gesellschaftliches Schauspiel bevor, das an die Aschaffenburger
'Judenlandtage' des Mainzer Obererzstiftes im 18. Jahrhundert
erinnert, das aber schon in der äußeren Form seiner einprägsamen, auf
Stimmung und Eindruck berechneten Aufmachung seine Herkunft aus dem Wesen
unserer Tage verrät: Der Verband bayerischer israelitischer Gemeinden
gedenkt seine diesjährige Tagung in Aschaffenburg abzuhalten.
Oberlandesgerichtsräte, Justizräte, Kommerzienräte, Rabbiner und
Lehrer, Geistliche und Laien sämtlicher jüdischer Konfessionen werden
sich in Aschaffenburg versammeln, um wieder einmal Bayerns jüdische
Belange in jener friedfertigen, auf politische Opportunität, praktische Nützlichkeit
und duldsame Höflichkeit eingestellten, jeder ernsten Auseinandersetzung
über die Kernfragen jüdischer Gemeinschaftsbildung abholden und sie
darum vorsichtig umgehenden Manier zu behandeln, wie sie von den
bisherigen Tagungen…." |
Gründung
des "Fürsorgevereins für israelitische Nerven- und Geisteskranke"
(1915)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Juli 1915:
"Würzburg, 14. Juli (1915). Die zuständigen Rabbinate für Werneck
und Lohr unterbreiteten, unter Verständigung und Zustimmung aller
unterfränkischen Rabbiner, der Königlichen Regierung das Ansuchen, dass
diejenigen Insassen der Anstalt Werneck,
die rituell verköstigt zu sein wünschen, nach Lohr übergeführt werden,
dass ferner in Zukunft sämtliche israelitische Geisteskranke des Kreises
Unterfranken, die entweder selbst den Antrag auf rituelle Verpflegung
stellen, oder für die seitens ihrer Familien ein solcher Antrag gestellt
wird, gleich bei ihrer Aufnahme der Anstalt in Lohr zugewiesen werden.
Dieses Gesuch wurde durch Regierungs-Entschließung vom 14. März 1915
genehmigt. Um die Einrichtung in Lohr auf eine feste Basis zu stellen,
sind beträchtliche Mittel erforderlich, die nur durch Gründung eines
Vereins und Inanspruchnahme des jüdischen Wohltätigkeitssinnes
aufgebracht werden können.
Am 20. Juni 1915 wurde nun in Würzburg ein 'Verein zur Ermöglichung
der rituellen Verpflegung israelitischer Nerven- und Geisteskranker im
Regierungsbezirke Unterfranken und Aschaffenburg' gegründet und die
Eintragung des Vereins in das Vereinsregister beschlossen. Zweck des
Vereins ist nach § 1 der Statuten die Fürsorge für die jüdischen
Nerven- und Geisteskranken, welche in den im Regierungsbezirk Unterfranken
und Aschaffenburg bestehenden Kreisanstalten untergerbacht sind, im Sinne
der Versorgung mit ritueller Kost und die Ermöglichung derselben durch
die notwendigen Schritte bei der Königliche Behörde, durch die
Bereitstellung der notwendigen Mittel und durch Bestellung von Organen zur
geeigneten Ausführung. Die Verpflegung muss in strengster Wahrung der
Vorschriften des Schulchan Aruch erfolgen. Mitglieder des Vereins
können nach $ 2 der Statuten einzelne Personen, Vereine und Gemeinden
werden. Der Mitgliederbeitrag beträgt für eine einzelne Person
mindestens 2 Mark fürs Jahr. Der Beitrag der Vereine und Gemeinden ist in
das Belieben derselben gestellt, beträgt bei Gemeinden jedoch mindestens
10 Mark. In die Vorstandschaft wurden gewählt: Distriktsrabbiner Dr.
Breuer in Aschaffenburg als Vorsitzender, Distriktsrabbiner Dr. Stein in Schweinfurt
als stellvertretender Vorsitzender, Lehrer Israel Wahler in Hörstein
als Schriftführer, Kaufmann Bernhard Hirsch in Lohr als Kassier, Kaufmann
Samuel Gundersheimer in Würzburg als Beisitzer, Fabrikbesitzer Nathan
Mayer in Aschaffenburg und Kaufmann Hermann Weichselbaum in Dettelbach als
Ersatzmänner. - Wenn auch in dieser schweren Zeit die jüdische
Wohltätigkeit stark in Anspruch genommen ist, so ist doch anzunehmen,
dass die Einrichtung in Lohr im Hinblick auf ihre Wichtigkeit des
wohlwollenden Interesses weiter Kreise gewiss sein dürfte, zumal sie
insofern in das Gebiet der Kriegsfürsorge fällt, als infolge des Krieges
- wie dies von sachverständiger Seite bestätigt wird - leider eine sich
vergrößernde Zahl von Nervenkranken zu gewärtigen sein
dürfte." |
Generalversammlung
des "Fürsorgevereins für israelitische Nerven- und Geisteskranke"
(1921)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Juni 1921: "Aschaffenburg,
13. April (1921). Am 27. März dieses Jahres fand in Würzburg die
Generalversammlung des 'Fürsorgevereins für israelitische Nerven- und
Geisteskranke' statt. Auch im abgelaufenen Jahre war der Verein mit Erfolg
bestrebt, einer größeren Zahl von unbemittelten Kranken die Wohltaten
der staatlichen Heil- und Pflegeanstalt Lohr
am Main nebst ritueller Verpflegung zu gewähren. Während in den
vorhandenen jüdischen Sanatorien die Kosten der Verpflegung so hoch sind,
dass nur sehr vermögende Patienten auf Unterkunft rechnen können, wird
es dem genannten Vereine bei dem mäßigen Verpflegungssatz, den er
aufgestellt hat und bei den verhältnismäßig niedrigen Anstaltskosten in
Zukunft möglich sein, nicht nur seinen bisherigen Vereinszweck zu
erfüllen, sondern auch seinen Plan einer weiteren Ausgestaltung seiner
Tätigkeit zu verwirklichen, falls er künftighin in erhöhtem Maße auf
das Wohlwollen und die tatkräftige Unterstützung weiterer jüdischer
Kreise wird rechnen können. - Der Vorstandschaft gehören zur Zeit an:
die Herren Rabbiner Dr. Breuer in Aschaffenburg, Dr. Stein in Schweinfurt,
Lehrer Wahler in Hörstein, Bernhard
Hirsch in Lohr am Main, Samuel
Gundersheimer, Würzburg, Nathan Mayer in Aschaffenburg, Hermann
Weichselbaum in Dettelbach, David
Freund und Jakob Mayer in Aschaffenburg." |
|
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom
21. April 1921:
Es handelt sich um denselben Artikel wie im "Israelit" |
Generalversammlung des
"Fürsorgevereins für
israelitische Nerven- und Gemütskranke" (1932)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. April 1932: "Aschaffenburg,
5. April (1932). Am 3. April fand die Generalversammlung des Fürsorgevereins
für israelitische Nerven- und Gemütskranke, Aschaffenburg im
Verwaltungsgebäude zu Lohr statt.
Seit dem Tode des bisherigen 1.
Vorsitzenden, Rabbiner Dr. R. Breuer – das Andenken des Gerechten ist
zum Segen – führt Herr Dr. Stein, der seitherige stellvertretende
Vorsitzende, den Verein weiter. Er begrüßt die Erschienenen und widmet
vor allem unserem seitherigen Vorsitzenden, dem eifrigen Förderer und
Mitgründer des Vereins, rührende, von Herzen kommende Worte. Tief
ergriffen schildert Herr Rabbiner Dr. Stein das Wirken und Schaffen dieses
leider allzu früh heimgegangenen Meisters und entwirft als bestes
Lebensbild die Geschichte unseres Vereins, denn mit dem Tode des 1.
Vorsitzenden ist eine geschichtliche Epoche zum Abschluss gekommen. Bis
auf das Jahr 1913 gehen die Anfänge der Geschichte zurück. Die beiden
tapferen Führer haben, durch die Seelsorge in zwei verschiedenen
Kreisanstalten (Lohr und Werneck) angeregt, den Verein ins Leben gerufen
und trotz mancher Missgeschicke ihn zu dieser segensreichen Institution
ausgestaltet. Wer jemals die religiöse Not dieser bedauernswerten Kranken
geschaut, muss die hohe Bedeutung und den Segen unseres Fürsorgevereins
erkennen. Niemand möge sein Herz verschließen, wenn auch in schwerer
Notzeit der Aufruf an ihn ergeht, an unserem Werke mitzuhelfen. In
sinniger Ausdeutung des Wortes Schbch
('er starb') schließt der Vorsitzende den Nachruf mit den Worten:
'Ein Mann wie Rabbiner Dr. Breuer kann schon deshalb nicht vergessen
werden, weil eine Persönlichkeit wie er, nie wieder zu finden ist.'
Tief ergriffen erhebt sich die Versammlung, Freunde des Heimgegangenen,
die glücklich waren, mit ihm an seinem Lieblingswerke mitbauen zu helfen.
Ein Bild des Verstorbenen wird zum Ewigen Andenken im Vereinshaus
angebracht.
Der eifrige
Schriftführer unseres Vereins, Herr Fabrikant David Freund,
Aschaffenburg, gibt den Jahresbericht, der ein Zeugnis ablegt, dass ein
jeder der Verwaltungsmitglieder sein Arbeitsfeld ausfüllt und hier mit
einer Gründlichkeit gearbeitet wird, die vorbildlich sein kann.
Der unermüdliche
Kassierer, Herr Louis Grünebaum, Aschaffenburg, gibt den Kassenbericht.
Trotz der Schwere der Zeit legt er Zeugnis ab, von dem nie erlahmenden
Opfersinn unserer jüdischen Gemeinschaft. Obwohl die Lasten des Vereins
sehr groß sind, konnten wir noch mit einem verhältnismäßig kleinen
Defizit von ca. Mark 2.000.- unser Budget schließen. Allerdings muss im
Zusammenhang damit erwähnt werden, dass der größte Teil unserer
Patienten vollständig kostenlos verpflegt wird und auch die zahlenden
Kranken nur unsere Auslagen vergüten. Dem Berichterstatter und Kassierer
wird Decharge erteilt und anerkennend all derer gedacht, die uns mit Rat
und Tat unterstützen. Alle aktuellen Fragen werden in der Debatte
ausgiebig besprochen. Den Anschluss bildet ein hoch interessanter Vortrag
unseres Vereinsmitgliedes Dr. Merzbach, Frankfurt am Main über die
moderne Behandlung von Gemütskranken und die materielle Not dieser Ärmsten.
Herr Dr. Merzbach wird auf Wunsch seine Gedanken einer größeren Öffentlichkeit
unterbreiten. Es wird ein Impuls werden, die segensreiche Tätigkeit
unseres Fürsorgevereins noch auf eine breitere Basis zu stellen.
Nach
fast vierstündiger Aussprache schließt der Vorsitzende die
Generalversammlung und dankt allen Anwesenden für die eifrige
Mitarbeit." |
Aufruf
des Fürsorge-Vereins für israelitische Nerven- und Geisteskranke e.V. (1936)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. März 1936: "Aschaffenburg,
3. März (1936). Der Fürsorge-Verein für israelitische Nerven- und
Geisteskranke Aschaffenburg a.M. erlässt einen Aufruf, der mit der Bitte
'Helft uns! Fördert unsere Arbeit durch reiche Spenden! Verschafft Euch
die Genugtuung des Bewusstseins, das schwere Los unglücklicher, armer
Kranken gemildert zu haben!' schließt. Möge der Ruf von allen erhört
werden!" |
Einladung zur Generalversammlung des Fürsorgevereins für israelitische Nerven
und Geisteskranke e.V. (1936)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Juni 1936: "Einladung.
Am Sonntag, 28. Juni 1936 findet die General-Versammlung vormittags
11 Uhr in der Synagoge 1. Stock in Aschaffenburg statt, wozu die
verehrlichen Mitglieder eingeladen werden.
Tagesordnung: Bericht des Vorstandes und Kassiers -
Statutenänderung - Neuwahl - Wünsche.
Fürsorgeverein für israelitische Nerven- und Geisteskranke e.V.
Aschaffenburg." |
Die Ortsgruppe des Kulturbundes eröffnet ihre
Tätigkeit im neuen Saal der Israelitischen Kultusverwaltung (1937!)
Artikel
in der "CV-(Centralverein-)Zeitung" vom 1. April 1937: "die
vor kurzem ins Leben gerufene Ortsgruppe Aschaffenburg des Jüdischen
Kulturbundes in Bayern begann ihre Tätigkeit mit einer wohl gelungenen
Veranstaltung. Intendant Dr. Kurt Singer gab der neuen Kulturgemeinschaft
Richtlinien für ihren Weg. Paula Salomon-Lindberg sang, prächtig
disponiert, Arien, jüdische Lieder und Volkslieder. Die Zuhörerschaft
dankte spontan. Am Flügel sass die junge Hilde Freund, eine
Aschaffenburgerin, die mit viel Anpassungsfähigkeit und Verständnis
begleitete und außerdem einige Soli spielte. Die Debütantin zeigt
starkes musikantisches Naturell, gute Schule und Technik. Das Publikum war
überrascht und applaudierte freudig." |
|
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. Mai
1937: "Aschaffenburg. In dem neu eingerichteten Saal der
Israelitischen Kultusverwaltung, mit dem sich die Gemeinde einen würdigen
Versammlungsraum geschaffen hat, eröffnete die jetzt gegründete
Ortsgruppe des Kulturbundes ihre Tätigkeit. Die Einführung hatte Herr
Intendant Dr. Singer übernommen. Sein Vortrag über die Mission des Kulturbundes enthielt vor allem Gedanken, die besonders jenen nahegebracht
werden sollten, die sich - noch beiseite gestellt haben. Zum Auftakt
konnte keine bessere Werberin gewonnen werden als erlesene Gesangskunst
von Frau Paula Salomon-Lindberg." |
|
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. April 1937: "Aschaffenburg,
30. März (1937). In dem neu eingerichteten Saal der Israelitischen
Kultusverwaltung, mit dem sich die Gemeinde einen würdigen
Versammlungsraum geschaffen hat, eröffnete die jetzt gegründete
Ortsgruppe des Kultusbundes ihre Tätigkeit. Die Einführung hatte Herr
Intendant Dr. Singer übernommen, der eigens zu diesem Zweck
hierhergekommen war. Sein Vortrag über die Mission des Kulturbundes
enthielt viele gute Gedanken. Zum Auftakt konnte von der Leitung keine
bessere Werberin gewonnen werden, als Frau Paula Salomon-Lindberg. Ob sie
Arien sang - im großen Format - oder jüdische Lieder, mit zu Herzen
gehendem Ausdruck, immer kann sie des Dankes ihrer Zuhörerschaft gewiss
sein. den Klavierpart und die Begleitung der Gesänge hatte Hilde Freund
übernommen." |
Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde
Der
Jurist Dr. Jacob Gotthelf wird Advokat am Bezirksgericht Aschaffenburg (1867)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Januar 1867: "München,
18. Dezember (1866). Seine Majestät der König haben sich allergnädigst
bewogen gefunden, unterm 14. Dezember die am Bezirksgerichte Aschaffenburg
erledigte Advokatenstelle dem Accessisten des Bezirksgerichts München Dr.
Jacob Gotthelf (dem rühmlichst bekannten Juristen), seinem Ansuchen um
eine solche Stelle entsprechend, zu verleihen." |
Bedeutende Stiftungen von D. Dilsheimer an die Stadt
Aschaffenburg (1887)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. August 1887: "Aschaffenburg.
Im 'Frankfurter Kurier' wurde vor einigen Wochen mitgeteilt, dass ein
in Paris verstorbener Aschaffenburger, Herr D. Dilsheimer, seiner
Vaterstadt eine ansehnliche Summe letztwillig vermacht habe. Inzwischen
sind die näheren Bestimmungen des Testators, wie die Renten dieses Legats
verwendet werden sollten, bekannt geworden. Außer verschiedenen Legaten
an Verwandte, Freunde und Dienerschaft wurden der israelitischen
Kultusgemeinde in Aschaffenburg 10.000 Francs für wohltätige Zwecke
vermacht und der Stadt Aschaffenburg 100.000 Francs gestiftet. Von den
Zinsen dieser 100.000 Francs sollen jährlich 500 Francs zur Ansammlung
eines Unterstützungsfonds für allenfalls bedürftige Verwandte des
Erblassers verwendet werden, der weitaus größere Rest der Zinsen jedoch
der Ausstattung eines armen jungen Mädchens bestimmt sein, abwechselnd
ein Jahr eines Mädchens jüdischer und eines Mädchens christlicher
Konfession, welches in Aschaffenburg wohnhaft ist. Die städtischen
Kollegien sind beauftragt, die nötigen Veröffentlichungen zu erlassen
und dasjenige junge Mädchen zu bezeichnen, welches sich durch tadellosen
Lebenswandel und Erfüllung seiner Kinderpflichten des Geschenkes würdig
zeigt. Eine einfache oder Doppelwaise soll den Vorzug haben. Falls sich in
der Stadt eine Bewerberin nicht meldet, soll man unter den Mädchen der
Amtsbezirke Aschaffenburg, Alzenau und Obernburg wählen." |
|
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 28. Juni 1887:
"Aschaffenburg, 20. Juli (1887). Der von hier gebürtige, in
Paris verstorbene, Herr D. Dilsheimer hat außer verschiedenen Legaten an
Verwandte, Freunde und Dienerschaft der hiesigen Kultusgemeinde 10.000
Frcs. für wohltätige Zwecke vermacht und der Stadtgemeinde 100.000 Frcs.
gestiftet. Von den Zinsen dieser 100.000 Frcs. sollen jährlich 500 Frcs.
der Erziehung eines armen Knaben ohne Unterschied der Konfession gewidmet
sein, 500 Frcs. zur Versammlung eines Unterstützungsfonds für
bedürftige Verwandte des Erblassers verwendet werden, während der Rest
der Zinsen für die Ausstattung eines armen Mädchens bestimmt ist. Ein
Jahr soll ein jüdisches Mädchen und ein Jahr ein christliches Mädchen
bedacht werden. Meldet sich kein städtisches Mädchen, so ist ein
Mädchen der Amtsbezirke Aschaffenburg, Alzenau und Obernburg zu wählen.
Die Verteilung soll öffentlich und feierlich als Belohnung für ein
tugendhaftes Leben und kindliche Ergebenheit an einem Sonntag im Mai
stattfinden, gleichsam um einen Wetteifer hervorzurufen.
Was sagen die Antisemiten zu einer solchen Betätigung wahrer und
echter Humanität? Werden sie diesem löblichen Beispiele folgen oder in
ihrer Verbissenheit verharren?" |
Zum Tod von Joseph Feldmann (1904)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Juli 1904: "Aschaffenburg. In
der Nacht vom Sonntag, 3. Juli, verschied hier nach kurzem Krankenlager,
im Alter von 81 Jahren, Herr Joseph Feldmann. Der Verblichene war ein äußerst
frommer Jehudi, der es mit allen Pflichten eines solchen sehr streng nahm.
Er war stets bereit, für die Interessen der Tora energisch einzutreten
und scheute keine Mühe, wenn er in dieser Beziehung etwas leisten konnte.
Er zählte zu den aufrichtigsten Verehrern und Anhängern unseres seligen
Rabbiners – dem
Gaon - das Gedenken an den
Gerechten ist zum Segen – und bot stets gern alles auf, um ihn tatkräftig
zu unterstützen bei den schweren Kämpfen, denen er im Interesse der Tora
ausgesetzt war. Zu der Beerdigung
hatte sich, wie es bei dem großen Ansehen, das der Verlebte genossen, zu
erwarten war, eine große Trauerversammlung eingefunden und erhielten die
Hinterbliebenen Zeichen der aufrichtigsten Teilnahme von Nah und Fern. Im
Trauerhause widmete Herr Direktor S. Bamberger dem Verstorbenen einen
warmen Nachruf, in welchem er dessen Frömmigkeit und Bereitwilligkeit für
Tora und Mizwa allerlei Opfer zu bringen besonders rühmend hervorhob.
Dann setzte sich der Trauerzug in Bewegung nach dem alten Friedhof,
auf dem auch die Großen ruhen,
denen er im Leben sich so gerne immer angeschlossen hatte." |
Zum Tod von Rechtsanwalt Simon Schottenfels
(1909)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. März 1909: "Aschaffenburg,
1. März (1909). Die sterbliche Hülle eines edlen, selbstlosen Mannes und
eines ausgezeichneten Jehudi wurde hier zu Grabe getragen. Rechtsanwalt
Simon Schottenfels von hier, Enkel des berühmten Rabbi L. Sulzbach aus
Darmstadt, den eine tückische Krankheit im Alter von erst 38 Jahren
dahinraffte. Ein ansehnliches Trauergefolge, darunter seine hiesigen
Kollegen, Gerichtsbeamte und Abordnungen von Vereinen, denen der
Verstorbene aktiv angehörte, gab ihm das Geleite zur letzten Ruhestätte.
Der Gemeinderabbiner gedachte des vornehmen Charakters des Verstorbenen
und insbesondere seines mehrjährigen Wirkens in der jüdischen
Gemeindeverwaltung. Justizrat Burger widmete dem verstorbenen namens
seiner Berufsgenossen einen tief empfundenen Nachruf. Der
Landgerichtsdirektor sprach namens der Richter und schilderte den
Heimgegangenen als einen Anwalt, der die ihm anvertrauten Rechtssachen mit
großer Pünktlichkeit und Peinlichkeit gewissenhaft erledigte und dadurch
sich nicht nur den Dank seiner zahlreichen Mandanten erwarb, sondern auch
den Gerichten und der Rechtspflege überhaupt wesentliche Dienste
geleistet hat. Seine Seele sei
eingebunden in den Bund des Lebens." |
Zum Tod des aus Aschaffenburg stammenden Rabbiners Salomon Bamberger (1913)
Der Vater von Salomon Bamberger war der Aschaffenburger Rabbiner Simon Bamberger
(siehe oben); nach der Bamberger'schen Familienchronik ist Salomon Bamberger 1875
in Fischach geboren, wo sein Vater vor der
Zeit in Aschaffenburg als Rabbiner tätig war. Salomon Bamberger war verheiratet mit
Rosa geb. Koref (1879 in Rawitsch Prov. Posen - 1951 in Paris).
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 26. September
1913: "Am 5. dieses Monats wurde der Rabbiner der orthodoxen Gemeinde
in Brüssel, Salomon Bamberger, zu Grabe getragen. Der Verblichene stammte
aus Aschaffenburg und ist nur 38 Jahre alt geworden. Er war seit sieben
Jahren in seinem hiesigen Amte tätig. Oberrabbiner Bloch hielt dem
dahingeschiedenen Kollegen einen ehrenden
Nachruf." |
Spende von Bankier Otto Wolfsthal (1918)
Artikel im
"Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 22. März 1918: "Aschaffenburg. Bankier Otto Wolfsthal und Frau stifteten zum
Wiederaufbau der Volkskraft nach dem Kriege 50.000 Mark, aus deren Zinsen
bedürftigen Frauen Entbindung und Pflege im städtischen Krankenhaus
zuteil werden soll." |
Zum Tod von Sophie Goldschmidt geb. Siegel (1920)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Oktober 1920: "Aschaffenburg,
4. September (1920). Hier verstarb im Alter von 52 Jahren nach längerem,
qualvollen Leiden Frau Sophie Goldschmidt geb. Siegel, die Gattin des
Kultusvorstehers, Herrn Salomon Goldschmidt, Aschaffenburg. Mit ihr ist
eine echt jüdische Frau von altem Schlage, eine liebevolle Gattin und
aufopfernde Mutter dahingegangen. Sie erfüllte nicht nur gewissenhaft die
Pflichten gegen Gott, sondern war auch in ihrem Verhalten gegen ihre
Mitmenschen ein Vorbild. Den Armen war sie eine Mutter. Seit dem Tode
ihres ältesten Sohnes, Dr. Emil Goldschmidt, der ein bekannter
Mathematiker und überzeugungstreuer Jude, vor 2 Jahren im Kriege fiel, kränkelte
sie und siechte dahin. Die allgemeine Trauer um ihren Heimgang tat sich in
der ungewöhnlich großen Beteiligung an ihrer Beerdigung kund. Am Grabe
sprachen Herr Distriktsrabbiner Dr. Breuer und der Neffe der Verstorbenen,
Herr Distriktsrabbiner Wohlgemuth, Kitzingen. Ihre
Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens." |
Zum Tod von Simon Vogel (1921)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. August 1921: "Aschaffenburg,
1. August (1921). Am 12. Juli ist Herr Simon Vogel, Aschaffenburg, im 80.
Lebensjahre nach einem arbeitsamen und gesegneten Leben zur ewigen Ruhe
heimgegangen. Er war ein leuchtendes Vorbild eines tief in Gottesfurcht
und Liebe zur Tora wurzelnden Jehudi, eines Mannes, der in rastloser
Arbeitskraft und unermüdlicher Schaffensfreude es verstand, die Wertschätzung
seiner Mitmenschen zu erreichen und ein Haus zu gründen, das einem
Heiligtume glich. In tiefer Freundschaft war er den großen
Aschaffenburger Rabbinen Adler und Bamberger verbunden und bewies sie
ihnen durch opferfrohe Tat, die es vermochte, in schwierigsten Zeiten zu
vermitteln und zu fördern. Die Liebe
zur Tora vererbte er auf die Familie und dieses drückte der Kissinger
Rabbiner Dr. Bamberger in seiner Trauerrede
bei den Trauernden aus. An der
Bahre würdigte Herr Rabbiner Dr. Breuer, was die Gemeinde und die
Gesamtheit an dem Verblichenen verliere. Die Teilnahme der ganzen
Gemeinde, kam bei der Beisetzung,
die in Dieburg stattfand, zu beredtem Ausdruck, auch durch die Worte, die
Herr Goldschmidt namens der Verwaltung dort sprach." |
80. Geburtstag von Nathan Meyer (1925)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. März 1925: "Aschaffenburg, 3.
März (1925). Freitag, den 6. März, begeht Herr Nathan Meyer hier in
voller geistiger und körperlicher Frische seinen achtzigsten Geburtstag.
Herr Mayer ist einer unserer Besten. Gott vermehre seine Tage bis 120 Jahre." |
90. Geburtstag von Nathan Mayer (1935)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. März 1935: "Aschaffenburg, 4.
März (1935). Am 10. Adar II begeht der Senior unserer Gemeinde, Herr
Nathan Meyer, seinen 90. Geburtstag. Er, der sich bis heute seine geistige
Frische und Lebendigkeit bewahrt hat, kann mit Stolz und Befriedigung auf
sein von inniger Gottesnähe erfülltes Leben zurückblicken. Durch alle
Erschütterungen seines Lebens hat er sich den nicht wankenden Gleichmut
bewahrt, der von einem unbesiegbaren Gottvertrauen getragen ist. Für
seine unwandelbare Treue, mit der er an der Tora und ihren Trägern festhält,
für den Eifer, mit der er sie ohne Einschränkungen erfüllte und sich für
ihre Erforschung und Vertiefung einsetzte, wurde ihm schon vor einigen
Jahren der Chawer-Titel verliehen. Die harmonische Geschlossenheit seines
Wesens, die ideale Verbindung von Frömmigkeit und Menschenliebe, die
edlen Eigenschaften seines Herzens, haben ihn die Liebe und Verehrung
unserer ganzen Gemeinde erringen lassen. Wir wünschen ihm weiteres ungetrübtes
Glück. (Gott
vermehre seine Tage) bis 120 Jahre." |
Zum Tod von David Cahn (1937)
Artikel in
der "Bayrischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. Mai 1937: "Zum Heimgang von David Cahn. Aschaffenburg. Am 27. April ist in München
ein angesehenes Mitglied unserer Gemeinde Aschaffenburg, Herr
Fabrikbesitzer David Cahn, im 73. Lebensjahre heimgegangen. Der
Verstorbene war Gründer und Mitinhaber eines der bedeutendsten
Industrieunternehmen unterer Stadt. Er war ein Mann von seltenen
Charaktergaben, deren Grundzüge durch Güte und wohltätige Gesinnung
gekennzeichnet sind. Für öffentlich-jüdische Belange, insbesondere für
die Erfordernisse unserer Gemeinde hat er sich in steter Opferbereitschaft
allezeit persönlich eingesetzt. In früheren Jahren gehörte er lange
Zeit der Gemeindeverwaltung an; er hatte das Amt des Synagogenvorstandes
bekleidet. In den letzten Jahren lebte er in München im Ruhestand. Die
Beerdigung fand unter starker Beteiligung am Freitag auf dem Friedhofe der
Israelitischen Kultusgemeinde Aschaffenburg statt. Sein Andenken wird im
Kreise unserer Gemeinde fortleben." |
Zum Tod von Lazarus Tannenwald (1938)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. März 1938: "Aschaffenburg, 1. März (1938). Am 24. Februar wurde ein vorbildlicher
Jehudi, Lazarus Tannenwald, zu Grabe getragen. Herr Rabbiner Dr. Bloch
entwarf ein getreues Lebensbild des Heimgegangenen. In sinnreicher Rede
hob er die Verdienste hervor, die sich Herr Tannenwald in unserer Gemeinde
erworben. An der Seite der Führer der Gemeinde habe der Verblichene treu
und hingebungsvoll seine schwere und verantwortungsvolle Aufgabe als
Kultusbeamter erfüllt. Dass die Gemeinde Aschaffenburg alle jüdischen
Institutionen in gesetzestreuem Sinne habe erhalten können, verdanke sie
neben den Gedolim, die als Führer der Gemeinde wirkten, nicht zuletzt dem
Entschlafenen. Auch sein harmonisches Familienleben wurde gewürdigt. –
Als Vertreter der Kultusgemeinde erstattete Herr Landgerichtsrat Kahn den
Dank für sein vorbildliches Wirken. Tannenwald habe in seiner schlichten
Art über seine Kräfte hinaus länger als zwei Jahrzehnte treu und
unverdrossen der Gemeinde gedient und sich dadurch die Sympathien der
Gemeindemitglieder errungen. Sein Andenken werde deshalb in der Gemeinde
ein gesegnetes bleiben. Herr Hauptlehrer Schloß widmete sowohl im Namen
der Kollegen des Bezirks als auch im Namen des Israelitischen
Lehrervereins in Bayern dem Heimgegangenen Worte der Anerkennung.
Bescheiden in seiner Lebensauffassung, war er doch energisch, wenn es
galt, für die Interessen unserer heiligen Lehre einzutreten. Die Lehrer
des Bezirks werden ihm ein treues Ansehen bewahren. Seine
Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."
|
Anzeigen jüdischer Einrichtungen, Gewerbebetriebe und
Privatpersonen
Anzeige
von Advokat J. Herzfelder (1869)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. November 1869:
"Unterm Heutigen habe ich meine anwaltschaftliche Praxis dahier
eröffnet. Vertretung für das ganze diesseitige Bayern.
Aschaffenburg, den 8. November 1869. J. Herzfelder, Advokat". |
Anzeige der Eisenhandlung S.
Jacob (1890)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 15. Dezember 1890: "Für mein Eisengeschäft, verbunden mit
Haushaltungsgegenständen, en gros und en detail, suche per sofort einen tüchtigen
jungen Mann, welcher selbstständig disponiert und kleine Reisen zu
besorgen hat; gleichzeitig findet ein angehender Commis
Engagement.
S. Jacob, Eisenhandlung, Aschaffenburg." |
Anzeige
von Bäckermeister Simon Hahn (1898)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. August 1898: "Bäckerlehrling
zur Erlernung der Schwarz-, Weiß- und Feinbäckerei gesucht.
Samstags und jüdische Feiertage geschlossen.
Simon Hahn,
Aschaffenburg." |
Anzeigen
des Manufaktur- und Damenkonfektionsgeschäftes S. Oestreicher Söhne (1900 /
1906)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. Dezember 1900:
"Wir suchen per 1. Januar
zwei tüchtige Verkäufer und
Dekorateure bei hohem Salair und freier Station.
S. Oestreicher Söhne, Manufaktur und Damenkonfektion
Aschaffenburg." |
|
Anzeige
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 16. Februar
1906: "Zum Eintritt per 1. März, eventuell früher, suchen wir für
die Spezial-Abteilung Damen- und Kinderkonfektion unseres Manufaktur- und
Modewaren-Hauses eine hervorragend tüchtige I. Verkäuferin von
guter Figur. Die Stellung ist gut salairiert, angenehm und dauernd.
Offerten mit Bild und Gehalts-Ansprüche bei völlig freier Station im
Hause nebst Familienanschluss an S. Oestreicher Söhne, Aschaffenburg." |
Werbung für Bamberger's Knabenpensionat
(1900/1902)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Juni 1900: "Bamberger's
Knabenpensionat Aschaffenburg.
Die Unterfertigten beabsichtigen am 1. September dieses Jahres ein
jüdisches Knabenpensionat in hiesiger Stadt zu eröffnen. In demselben
finden Aufnahme:
a) Knaben, welche in allen Disziplinen unter unserer Leitung Unterricht
erhalten.
b) Solche, welche das Gymnasium oder die Realschule besuchen sollen.
Es wird unser Bestreben sein, den uns anvertrauten Knaben eine
sorgfältige Erziehung und liebevolle Pflege angedeihen zu lassen und
stehen vorzügliche Referenzen auf Wunsch zu Gebote.
Beide Inhaber sind akademisch gebildet und im Besitze von Rabbinatsdiplom.
Zu jeder weiteren Auskunft sind wir gerne bereit.
Gebrüder Bamberger, Aschaffenburg." |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Januar 1902: "Bamberger's
Erziehungs- und Unterrichts-Institut Aschaffenburg.
Unter Aufsicht der königlich bayrischen Regierung.
Knaben-Pensionat.
Institutschule mit vorzüglichen Lehrkräften. - Gelegenheit zum Besuche
von Realschule, Gymnasium und Technikum. Nachhilfeunterricht in allen
Disziplinen.
Prospekt durch Das Direktorat." |
Verlobungsanzeige
von Zerle Bamberger und Meier Kaufmann (1901)
Anmerkung: Zerla (Zerle) war eine Tochter von Rabbiner Simon
Bamberger und seiner Frau Adelaide geb. Tedesco. Sie ist 1871 in Fischach
geboren und starb 1937 in Tel Aviv. Maier Kaufmann ist 1858 geboren. Er war
zuerst mit Yiras Bamberger - gleichfalls Tochter von Rabbiner Simon Bamberger -
verheiratet, die früh verstorben ist. Er starb 1912 in Wiesbaden.
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 18. April 1901:
"Zerla Bamberger - Meier Kaufmann.
Verlobte.
Aschaffenburg - Wiesbaden". |
B. Segal wirbt für sein Knabenpensionat
in Würzburg (1901)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Juli 1901:
"Knaben,
welche die Latein- oder Realschule besuchen wollen, finden
in meiner, mit Schulbeginn zu Würzburg eröffneten streng religiösen
Pension freundliche Aufnahme und gewissenhafte Beaufsichtigung. Im
Hebräisch und in allen anderen Fächern eventuelle Nachhilfe.
Wohnung in der Nähe des Gymnasiums. Mäßige Preise. Meldungen bis
zum 8. August beim Unterzeichneten
B. Segal,
Kultusbeamter,
Aschaffenburg.
Beste Referenzen stehen zur Seite." |
Anzeige des Hotels -
Restaurants Freihof (1902)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. Juli 1902: "Koscher
- Hotel-Restaurant Freihof - Koscher.
Unter Aufsicht des Herrn Rabbiner Dr. Wachenheimer, Aschaffenburg.
Vorzüglicher Luftkurort, durch seine gesunde Lage am Vorspessart und
seine herrlichen Spaziergänge; schattigste Anlagen in 3 Minuten erreicht.
Große Säle für Gesellschaften und Hochzeiten. Feine komfortable
Fremdenzimmer für Familien und Geschäftsreisende. Bäder im Hause.
Vorzüglich geführte Küche. Reingehaltene Weine. Sorgfältigste
Bedienung. Pensionen für Familien & Sommerfrischler. - Zivile
Preise. J. Bing Witwe." |
Ausschreibungen der Stelle eines Elementarlehrers an der
Bamberger'schen israelitischen Knaben-Erziehungs- und Unterrichts-Anstalt (1901
/ 1904)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 14. August 1901: "Lehrer.
Zum Schulbeginne ist an unserem Institut die Stelle eines Elementarlehrers
zu besetzen. Derselbe muss beide Prüfungen in Bayern abgelegt
haben. Gehalt bei freier Station 800 Mark. Bewerbungen sind mit
beglaubigten Zeugnisabschriften bis zum 25. August einzureichen.
Das Direktorat des Bamberger'schen Erziehungs- und Unterricht- Instituts,
Aschaffenburg". |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. März 1904: "An
unserer Anstalt ist die Stelle eines Elementarlehrers per sofort zu
besetzen. Gehalt bei vollkommen freier Station Mark 600 per Jahr.
Gefällige Meldungen mit beglaubigten Zeugnisabschriften (über bestandene
zweite Prüfung) an das
Direktorat der Bamberger'schen Erziehungs- und Unterrichts-Anstalt,
Aschaffenburg." |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. Juli 1904: "Zum
20. September ist an unserer Anstalt die Stelle eines Elementarlehrers,
der freie Station im Hause erhält, zu besetzen. Herren, welche die Anstellungsprüfung
in Bayern erstanden haben, wollen unter Angabe ihrer Gehaltsansprüche
und Beifügung von Zeugnisabschriften ihre Bewerbung bis zum 15. August an
uns einsenden.
Aschaffenburg. 15. Juli.
Das Direktorat der Bamberger'schen israelitischen Knaben- Erziehungs-
und Unterrichtsanstalt." |
Verlobungsanzeige
für Rosa Koref und Direktor S. Bamberger (1901)
Anmerkung: bei S. Bamberger handelte es sich um Rabbiner Salomon Bamberger (geb.
1875 in Fischach, gest. 1913 in Brüssel), den Sohn von Rabbiner Simon Bamberger
und Adelaide geb. Tedesco, der sich mit Rosa geb. Koref (geb. 1879 in Rawitsch,
gest. 1951 in Paris) verlobte. Das Ehepaar hatte zwei Kinder: Adelaide (Ada)
Bamberger (später verh. mit Jean Adler) und Simon Marc Mordechai Bamberger
(später verh. mit Marcelle geb. Auget).
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Oktober 1901:
"Statt jeder besonderen Anzeige!
Rosa Koref - Direktor S. Bamberger. Verlobte.
Hanau - Aschaffenburg
im September 5661." |
Veröffentlichung von Jacob Bamberger (1903)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Dezember 1903:
"In unserem Verlage erschien: Rabbi Abigedor Cohen Zedek. Eine
literar-historische Skizze sowie Kommentar des R. Abigedor Cohen Zedek zu
Schir haschirim.
Zum ersten Male herausgegeben nach einer Handschrift der Hamburger
Stadtbibliothek und bearbeitet von
Jacob Bamberger Aschaffenburg. Preis je Mark 1.-.
Joh. Wirth'sche Hofdruckerei A.G. Mainz." |
Anzeige
des Kaufhauses Mathias Löwenthal (1912)
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 28. Januar 1912:
"Tüchtiger Dekorateur sowie I. Verkäuferinnen für
die Abteilungen
Kleiderstoffe, Damenkonfektion, Kurz- und Wollwaren
gesucht. Vorzügliche rituelle Verpflegung am Platze. Offerte mit
Gehaltsansprüchen und Bild an
Kaufhaus Mathias Löwenthal, Aschaffenburg." |
Anzeige
des Konfektionshauses Katzenstein (1924)
Anzeige in der "CV-Zeitung" ( Zeitschrift des
"Central-Vereins") vom 13. März 1924:
"Jüngere tüchtige
Verkäuferin
für Damenkonfektion per 1. April dieses Jahres gesucht. Auf Wunsch
freie Station im Hause sowie Familienanschluss.
Konfektionshaus Katzenstein,
Aschaffenburg (Bayern)." |
Geburtsanzeigen
für zwei Söhne von Adolph und Bertha Goldschmidt (1928 / 1931)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. November 1928:
"Gott sei gepriesen. Hermann.
Die glückliche Geburt eines kräftigen Jungen zeigen an
Adolph Goldschmidt und Frau Bertha geb. Levi.
Aschaffenburg, den 10. November 1928. Erthal-Strasse 3." |
|
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. Januar 1931:
"Die glückliche Geburt eines gesunden Jungen zeigen an Adolph
Goldschmidt und Frau Bertha geb. Levi.
Aschaffenburg, den 30.12.1930 / 10.
Tewet 5691." |
Anzeige
des Hutgeschäftes R. Friedenstein, Filiale in Aschaffenburg (1935)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. April 1935: "Die
neuen Frühjahrsmodelle sind da!
Faconieren und reinigen, von Damen- und Herrenhüten nach neuesten
Modellen.
Neue Hüte in großer Auswahl sehr billig.
R. Friedenstein, (Ffm) Hochstr. 9 pt. Filiale: Aschaffenburg,
Roßmarkt 10." |
Verlobungsanzeige
von Gertrud Oberndörfer und Salo Lasser (1936)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
9. Juli 1936: "Statt Karten
Gertrud Oberndörfer - Salo Lasser.
Verlobte.
Frankfurt am Main Uhlandstraße 54 - Aschaffenburg Herstallstraße
30." |
Todesanzeige für Nathan
Mayer (1937)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. August 1937:
"Unser edler, gütiger Vater und Großvater
Herr Nathan Mayer
hat am 25. Av (2. August) im 93. Jahre seine irdische Laufbahn
beendet.
Sein vorbildliches und pflichtgetreues Leben bleibt uns ein
Vermächtnis.
Aschaffenburg, Mainz, Berlin, Kitzingen.
Jacob Mayer und Frau Johanna geb. Kaufmann Bertha Lebrecht
geb. Mayer
Samuel Mayer Salo Sondern und Frau Recha geb. Mayer und
Enkel". |
Verlobungsanzeige
von Lisbeth Jüngster und Heinrich Okolica (1937)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. Oktober 1937: "Gott
sei gepriesen.
Lisbeth Jüngster - Heinrich Okolica.
Verlobte.
Tann/Rhön - Tann/Rhön - Aschaffenburg. Simchat Tora 5698 = 28.
September 1937." |
Weitere Dokumente
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim / Ries; Anmerkungen auf
Grund der Recherchen von Peter Karl Müller)
Kennkarte
aus der NS-Zeit |
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Am 23. Juli 1938 wurde
durch den Reichsminister des Innern für bestimmte Gruppen von
Staatsangehörigen des Deutschen Reiches die Kennkartenpflicht
eingeführt. Die Kennkarten jüdischer Personen waren mit einem großen
Buchstaben "J" gekennzeichnet. Wer als "jüdisch"
galt, hatte das Reichsgesetzblatt vom 14. November 1935 ("Erste
Verordnung zum Reichsbürgergesetz") bestimmt.
Hinweis: für die nachfolgenden Kennkarten ist die Quelle: Zentralarchiv
zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland: Bestände:
Personenstandsregister: Archivaliensammlung Frankfurt: Abteilung IV:
Kennkarten, Mainz 1939" http://www.uni-heidelberg.de/institute/sonst/aj/STANDREG/FFM1/117-152.htm.
Anfragen bitte gegebenenfalls an zentralarchiv@uni-hd.de |
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Kennkarte
für die in Aschaffenburg
geborene Selma Liebmann |
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Kennkarte (ausgestellt in
Mainz 1939) für Selma Liebmann (geb. 22. November 1885 in
Aschaffenburg),
wohnhaft in Mainz; am 30. September 1942 ab Darmstadt nach Treblinka
deportiert, umgekommen. |
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Sonstiges
Erinnerungen an die Auswanderungen im 19.
Jahrhundert:
Grabstein in New York für Carrie Davidsburg (1842-1904, aus Eschenau) und
Daniel H. Davidsburg (1836-1880, aus Aschaffenburg)
Anmerkung: das Grab befindet sich in einem jüdischen Friedhof in NY-Brooklyn;
der Geburtsname von Carrie wird nicht mitgeteilt.
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Grabstein für
"our angel mother Carrie Davidsburg
Born in Eschenau, Germany June
8, 1842,
Died Nov. 30, 1904" und für
"my beloved husband Daniel H. Davidsburg
Born in Aschaffenburg, Germany
Nov 2 1836 Died Aug. 30, 1880". |
Nach der Emigration: Todesanzeigen in der amerikanisch-jüdischen Zeitschrift
"Der Aufbau"
Anmerkung: Beim "Aufbau" handelt es sich um eine deutsch-jüdische
Exilzeitung, die 1934 gegründet wurde und bis 2004 in New York erschien. Der
Aufbau entwickelte sich in der NS-Zeit rasch zur wichtigsten Informationsquelle
und Anlaufstelle für jüdische und andere deutschsprachige Flüchtlinge in den
USA. Vgl. Wikipedia-Artikel https://de.wikipedia.org/wiki/Aufbau_(jüdische_Zeitung).
Der Aufbau kann online gelesen werden:
https://archive.org/details/aufbau.
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Traueranzeige
für Jenny Marx geb. Freund,
früher Aschaffenburg
"Aufbau" vom 3. Dezember 1948 |
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