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in Schweinfurt
Schweinfurt (Kreisstadt,
Unterfranken)
Texte/Berichte zur jüdischen Geschichte der Stadt
Die nachstehend wiedergegebenen Texte mit
Beiträgen zur jüdischen Geschichte in Schweinfurt wurden in jüdischen Periodika
gefunden.
Weitere Berichte werden bei Gelegenheit ergänzt.
Übersicht:
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Allgemeine Berichte zum jüdischen Gemeindeleben in
Schweinfurt
- Kritische Schilderung der Gemeindeverhältnisse in der
konservativ-orthodoxen Zeitschrift "Der Israelit" (1875)
- Vorstandswahlen der Gemeinde (1908)
- Wahl der Ausschussmitglieder der Gemeinde (1908)
- "Jüdischer Bahnhof" in Schweinfurt
(1912)
- Verhandlung gegen den "Volksschullehrer Streicher aus
Nürnberg" (gemeint: Julius Streicher; 1922)
- Vorstandswahlen der Gemeinde (1929)
-
Feier
in Schweinfurt anlässlich der Heirat des Theilheimer Lehrers Weinstock
(1931) |
| Aus dem jüdischen Vereinsleben
- Veranstaltung im "Verein für jüdische Geschichte und
Literatur" (1901)
- Stellungnahme
des Schweinfurter Lokalkomitees der Alliance Israélite Universelle (1913)
- Zum 50. Jahrestag der Stiftung der Chewra
Gemillus Chasodim
(1932) |
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Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und weiterer
Kultbeamten
- Samuel
Hommel von Gersfeld, bisher Religionslehrer in Baiersdorf, wechselt nach
Schweinfurt (1867)
- Empfehlung für den
Beschneider Aron Ledermann
(1877)
- Besondere Beschneidung durch
Aron
Ledermann (1879)
-
Lehrer
Adler wechselt von Schwäbisch Gmünd nach Schweinfurt (1895)
- Ausschreibung der Stelle des Schächters und Kultusdieners
(1925)
- Zum Tod von
Lehrer Moses Weigersheimer (1925)
- Todesanzeige für
Lehrer Moses Weigersheimer
(1925)
- Ausschreibung der Stelle des Schächters und Kultusdieners
(1927)
- Toraschreiber
Isak Kurzmann bietet eine Torarolle und weitere Leistungen an (1902)
- 80. Geburtstag des
Sofer
(Toraschreibers) Isak Kurzmann
(1928)
- Zum Tod des Sofer
Isak Kurzmann
(1931)
- Kultusbeamter
(Schächter und Fleischbeschauer) Isak Lubinski verlässt Schweinfurt (1933)
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Aus der Geschichte des Distriktrabbinates in
Schweinfurt
- 70. Geburtstag von
Rabbiner Maier Lebrecht
(1878)
- Zum
50-jährigen Amtsjubiläum von Distriktsrabbiner Maier Lebrecht (1890)
- Zum Tod von Rabbiner Maier Lebrecht
(1890)
- Ausschreibung der Distriktsrabbinerstelle
(1890)
- Dr. Salomon Stein wird zum Rabbinatsverweser in Schweinfurt
ernannt (1890)
- Dr. Salomon Stein wird einstimmig zum Rabbiner gewählt
(1890)
- Veröffentlichungen
von Distriktsrabbiner Dr. Salomon Stein (1902)
- Zum Tod von Karoline Stein, der Mutter von Rabbiner Dr. Stein
(1903)
- Zum Tod von Dr. Samuel Dessau in Schweinfurt, ehemaliger Direktor der Israelitischen Bürgerschule in Fürth (1904, Schwiegervater von Rabbiner Dr. Stein)
- Patriotische Veröffentlichung von Distriktsrabbiner Dr. Stein
(1915)
- 60. Geburtstag von Rabbiner Dr. Salomon Stein
(1926)
- Ausschreibung der Stelle des Bezirksrabbiners
(1934)
- Zur
Verabschiedung von Distriktsrabbiner Dr. Salomon Stein in den Ruhestand
(1934)
- Gründung einer Bezirkswirtschaftshilfe
(1934)
- 70. Geburtstag von Rabbiner Dr. Salomon Stein
(1936)
- Zum Tod von Bezirksrabbiner Dr. Salomon Stein
(1938)
- Zum Tod von Anna Köhler, der Frau von
Rabbiner Dr. Max Köhler
(1937) |
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Schweinfurt als Tagungsort von überregionaler
Bedeutung
- 30. Generalversammlung des Israelitischen Lehrervereins für
das Königreich Bayern in Schweinfurt (1909)
- Einladung
zum "Bundestag" des Bundes gesetzestreuer israelitischer Gemeinden
Bayerns (1928)
- Bericht
über den "Bundestag" des Bundes gesetzestreuer israelitischer
Gemeinden Bayerns (1928)
- Bericht
über die Generalversammlung des Bundes gesetzestreuer israelitischer
Gemeinden Bayerns (1928)
- Generalversammlung des "Bundes gesetzestreuer
israelitischer Gemeinden Bayerns" in Schweinfurt
(1931) |
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Berichte zu einzelnen Personen aus der
Gemeinde
- Zum Tod von
Rebecka Heinemann (1879)
- Dr.
H. Rose wird 3. Staatsanwalt in Schweinfurt (1890)
- Zum Tod von
Fanny Frank geb. Heinemann
(1896)
- Beleidigungsklage des
Getreidehändlers
Uri Seligstein gegen den
antisemitischen Redakteur Anton Memminger (1897)
- Zum Tod von
Moses Straußer (1898)
- Die
jüdischen Reichstagswähler setzen sich für den nationalliberalen
Kandidaten ein (1903)
- Der
Inhaber der Firma S. Mohrenwitz wird "königlich bayerischer
Hoflieferant" (1904)
- Zum Tod von Julius Hahn
(1911)
- Zum Tod des langjährigen Gemeindevorstehers
Emil Heimann
(1915)
- Zum Tod von
Philipp Salzer, langjähriger Kassier und zweiter
Vorstand der Gemeinde (1915)
- Beförderung
des Juristen Silberschmidt zum 1. Staatsanwalt beim Landgericht
Schweinfurt (1919)
- Zum Tod von Jette Kurzmann
geb. Baumann (1925)
- Zum
Tod von Siegmund Heußinger (1925)
- Zum Tod von
Siegfried Sonnenberger (1927)
- Ludwig
Mohrenschütz - Schatzmeister des "Central-Vereins",
Ortsgruppe Schweinfurt - wurde "Vogelkönig" der
Schützengesellschaft Schweinfurt (1928)
- Zum 60. Geburtstag von
Justizrat Dr. Moses Hommel
(1929)
- Zum Tod von
Laura Straußer geb. Gutmann
(1931)
- Erfolgreiche
Klage eines jüdischen Rechtsanwaltes (1934)
- Abschiedsfeier für
Justizrat Dr. Moses Hommel anlässlich seiner
Auswanderung (1934)
- Zum Tod von
Marianne Heinemann (1936)
- Tod des Kultusvorstandes
Ludwig Silberstein
(1937) |
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Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
sowie Berichte zu jüdischen Gewerbebetrieben
- Der
Toraschreiber (Sofer) B.
Federlein zieht von Maßbach nach Schweinfurt (1867)
- Anzeige
der Metzgerei L. Blumenthal (1885)
- Anzeige
des Glas- und Porzellan-Engros-Geschäftes M. Salzer (1886)
- Lehrlingssuchen
des Engros- und Exportgeschäftes M. Salzer (1900 / 1907)
- Anzeige
des Rohprodukten-, Alt-Eisen- und Metallgeschäftes Julius Hahn
(1901)
- Anzeige von L.Lehmann
(1903)
- Metzgermeister
S. Straußer sucht einen Gesellen (1903)
- Lehrlingssuche der
Brot- und Feinbäckerei K. Sachs
(1904)
- Anzeige
des Restaurants Strausser (1906)
- Frau Heussinger sucht eine Haushaltshilfe
(1908)
- Neujahrsgrüße von
Familie Jacob Ullmann
(1915)
- Übersicht über einige rituelle Gaststätten in Unterfranken
(1922)
- Restaurateur in Schweinfurt gesucht (1924)
- Verlobungsanzeige
von Hedwig Grünberg und Gustav Salzer (1924)
- Verlobungsanzeige
von Marta Schäler und Fritz Hermann (1924)
- Geschäftseröffnung eines rituellen Restaurant im Restaurant
zum Burgfrieden (1927)
- Hochzeitsanzeige
von Klara Stein und Dr. Hermann Galewski (1933)
-
"Arisierung" einer jüdischen Firma
(1936)
- Nach
1945: Todesanzeige für Ida Keller geb. Stern (USA 1949)
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Weitere
Dokumente jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
- Brief
der Gebr. Hofmann aus Altenkunstadt an Jonas Nordschild in
Schweinfurt (1868)
- Geschäftliche
Karte an die Weinhandlung H. Gundersheimer (1882)
- Karte
von Jakob und H. Stern in Niederstetten an die Eisenhandlung Fa. Eisenheimer
in Schweinfurt (1889)
- Karte
von Marie Brandis (Schweinfurt) nach Bamberg (1902)
- Postkarte
an die Weingroßhandlung Mohrenwitz und Söhne (1906)
- Postkarte
an den Apotheker Sigo Bernheimer in Schweinfurt (1909)
- Briefkopf
der Fa. L. Hirsch, Weinbrennereien usw. (1930)
- Briefumschlag
an Ilse Mohrenwitz auf der Überfahrt nach Palästina (1935) |
Allgemeine Berichte zum jüdischen Gemeindeleben in
Schweinfurt
Kritische Schilderung der Gemeindeverhältnisse in der
konservativ-orthodoxen Zeitschrift "Der Israelit" (1875)
Anmerkung: Hintergrund der orthodoxen Kritik waren die unter Rabbiner
Maier Lebrecht (siehe unten) liberal geprägten Gemeindeverhältnisse.
Charakteristisch hierfür waren die Reformgottesdienste in der mit einer Orgel
ausgestatteten, 1874 eingeweihten neuen Synagoge sowie der mit dem allgemeinen
Stadtfriedhof unmittelbar verbundene jüdische Friedhof. Erst unter Rabbiner Dr.
Salomon Stein (Rabbiner seit 1890) erfuhr die Schweinfurter Gemeinde ein
traditionell orthodoxes Gepräges.
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. November 1875: "Aus dem
Schweinfurter Gau. Ende Oktober (1875). Erst heute, geehrter Herr
Redakteur, komme ich dazu, meinem Artikel über die Metropole unseres
gesegneten Gaues einen weiteren folgen zu lassen. Aber auch mein heutiger
Brief bringt leider für die Leser dieser Blätter keine erwünschten
Mitteilungen. Dass der religiöse Sinn in Schweinfurt immer mehr
schwindet, dass die Zahl der an Sabbat- und Feiertagen geschlossenen Läden
immer kleiner wird, das ist ein Umstand, für den nur die Betreffenden
selbst verantwortlich erklärt werden können. Dass aber die noch
konservativ-religiösen Elemente so müßig die Hände in den Schoß legen
und es über sich ergehen lassen, dass ihnen die praktische Betätigung
des religiösen Lebens zur Unmöglichkeit gemacht wird, das ist eine sehr
traurige Sache. Die jüngsten Ehrfurchtgebietenden
Tage waren für die orthodoxen Besucher der Schweinfurter Synagoge
wahre ‚furchtbare’ Tage. Der Orgel-Gottesdienst, der neben seiner unjüdischen
Begründung hier an Abgeschmacktheit nichts zu wünschen übrig lässt,
musste für den gesetzestreuen Israeliten wahrhaft zur Karikatur
herabsinken. Die Ablesung der Stein’schen Liturgie durch den Rabbiner
Lebrecht konnte am heiligen Jom Kippur doch nicht verhindern, dass der Gottesdienst fast ½
Stunde vor |
Nacht
beendet wurde und somit Tür und Tor geöffnet war zur Entweihung des Jom Kippur.
Freilich
hat die israelitische Gemeinde in Schweinfurt in sozialer Beziehung
manchen Fortschritt gemacht. So hat sie es durchgesetzt, eine Piece des
allgemeinen Friedhofes für sich zu erhalten. Allein, keine Mauer, kein
Zaun scheidet zwischen jüdischen und christlichen Gräbern, und in einer
Reihe von Jahren können die jüdischen Gräber von Symbolen nichtjüdischer
Religionsgebräuche umgeben sein und den Besuchern der jüdischen Gräbern
das Beten auf den Gräbern ihrer Angehörigen unmöglich machen. Bis jetzt
birgt dieser jüdische Friedhof nur erst einige Kinder. Denn bei einigen
erwachsenen Personen kam es vor, dass sie ausdrücklich testierten, nicht
in Schweinfurt zur Erde bestattet sein zu wollen. So geschah dies
namentlich von Seiten eines auch in diesen Blättern unter den jüdischen
Wohltätern oft genannten Mannes, namens David Ehrlich. Derselbe, durch
Todesfälle in seiner Familie allein stehend, zog von Lohrhaupten hinweg
zu seinen Kindern nach Schweinfurt, woselbst er aber schon nach einigen
Monaten verstarb. Dieser biedere Mann, zu seiner Ehre sei’s gesagt, hat
die Orgelsynagoge nicht betreten und stets lieber sein Gebet im
Verborgenen verrichtet. Darum aber hatte seine irdische Hülle beim
Verbringen in einen auswärtigen Friedhof, sich nicht der Ehre einer großen
Begleitung zu erfreuen!* Ja, solch’ ein wahrhaft frommer Jehudi hätte
in Schweinfurt noch viel des Guten stiften können, und namentlich hätte
derselbe sicherlich seinen Vorsatz, sich ein Privat-Minjan, wo nach Gesetz
und Tradition gebetet worden wäre, noch zur Ausführung gebracht, wenn
der himmlische Wille ihn nicht so rasch abberufen hätte. – Möchten
doch die übrigen konservativen Elemente in dieser und anderer Beziehung
erstarken, damit es auch dem wahren Jehudi möglich werde, seinen Wohnsitz
nach der handelsreichen und wahrhaft liberalen Stadt Schweinfurt zu
verlegen. –
Weiteres über manche religiösen Institutionen Schweinfurts
für einen späteren Artikel vorbehaltend, sei für heute nur noch eines
interessanten Prozesses erwähnt, der nächstens vor sich gehen soll: Der
Metzger einer benachbarten, nicht zum Schweinfurter Rabbinate gehörenden
Gemeinde nahm zur Befriedigung seiner Kunden Fleisch in Schweinfurt. Als
dies zur Kenntnis des betreffenden Rabbiners kam, tat derselbe Schritte,
welcher der Ehre des Schweinfurter Schochet (Schächter) zu nahe gingen, dass er mit einer Klage auf
Ehrenkränkung drohte. Sollte derselbe zur Verherrlichung seiner eigenen
Ehre sich nicht noch eines Besseren besonnen haben, so dürfte man sich
jedenfalls auf eine cause célèbre gefasst machen.
*) Ob die mir gewordene Mitteilung, wonach eine gewisse Persönlichkeit in
Schweinfurt bei dem Tode Ehrlichs geäußert haben soll: ‚Hat doch
sterben müssen, wenn er die Orgelsynagoge auch nicht besucht hat’, wahr
oder nicht, soll hier nicht untersucht werden." |
Vorstandswahlen der Gemeinde
(1908)
Artikel im
"Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 11. Dezember 1908: "Schweinfurt.
Bei den Vorstandswahlen der israelitischen Gemeinde wurden Kommerzienrat
Emil Heimann als erster Vorsteher, Fabrikant Philipp Salzer als zweiter
Vorsteher und Privatier Stern als Kassierer gewählt." |
Wahl der Ausschussmitglieder der Gemeinde
(1908)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 18. Dezember 1908: "Schweinfurt, 14. Dezember (1908). Bei der gestrigen Wahl der
israelitischen Kultusgemeinde wurden zu Ausschussmitgliedern gewählt: Dr.
Hommel, Jul. Lehrmann, Ludw. Mohr, Jakob Ullmann und als Ersatzleute:
Phil. Mars, Isidor Mohrenwitz und Sigm. Heusinger."
|
|
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. Dezember 1908: "Schweinfurt,
14. Dezember (1908). Bei der gestrigen Wahl der israelitischen
Kultusgemeinde wurden zu Ausschussmitgliedern gewählt: Dr. Hommel, Jul.
Lehmann, Ludw. Mohr, Jakob Ullmann; als Ersatzleute: Phil. Mars, Isidor
Mohrenwitz, Sigm. Heusinger." |
"Jüdischer Bahnhof" in
Schweinfurt (1912)
Artikel im
"Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 28. Juni 1912: "Schweinfurt. Als jüngst ein katholischer Arbeiterverein eine
Fahnenweihe veranstaltete, wurde der hiesige Hauptbahnhof festlich
beflaggt. – Der Volksmund nennt seitdem den Hauptbahnhof kurzweg den
‚katholischen Bahnhof’; der Bahnhof Schweinfurt – Sennfeld ist wegen
seiner Umgebung, in der fast nur Protestanten wohnen, zum ‚evangelischen
Bahnhof’ umgetauft worden, und Schweinfurt – Stadtbahnhof, auf welchem
fast alle Geschäftsreisenden ankommen, heißt jetzt der ‚jüdische
Bahnhof’." |
Verhandlung gegen den
"Volksschullehrer Streicher aus Nürnberg" (gemeint Julius Streicher;
1922)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. Oktober 1922: "Schweinfurt,
18. September (1922). Am 5. dieses Monats fand vor dem hiesigen Schöffengericht
die Verhandlung gegen den Volksschullehrer Streicher aus Nürnberg, einen
bekannten völkischen Agitator statt. Streicher hatte im März dieses
Jahres in Schonungen in Einer Rede folgende Äußerung getan: ‚Der
Ritualmord ist bei den Juden noch heute üblich; alljährlich verschwinden
um die jüdische Osterzeit soundsoviel Kinder, Wo kommen die hin?’ Für
diese aufreizende Rede bekam Streicher einen Strafbefehl über 1.000 Mark,
gegen den er Berufung einlegte. In der Verhandlung suchte Streicher durch
einen Riesenwortschwall den beweis für seine ungeheuerlichen Behauptungen
zu erbringen und scheute auch nicht vor einiger Beleidigung der deutschen
Richter zurück. Das Gericht ließ sich auch durch seine Verteidigung, die
durch grobe Beschimpfungen das zu ersetzen suchte, was ihr an Beweiskraft
fehlte und einen für einen deutschen Lehrer geradezu
des Strafgesetzbuches ungeheuerlichen geistigen Tiefstand enthüllt,
nicht beirren. Es erblickte in dem Vorwurf des Ritualmords eine schwere
Beleidigung einer in Deutschland staatlich anerkannten
Religionsgemeinschaft im Sinne des § 166 und verurteilte Streicher
entsprechend dem Antrag des Amtsanwalts zu 14 Tagen Gefängnis. Es ist nur
die deutsche Jugend zu bedauern, in deren Seele durch solche Erzieher
schon frühe die Saat des Hasses gepflanzt wird." |
Vorstandswahlen der Gemeinde
(1929)
Artikel in
der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. Februar 1930: "Schweinfurt. Bei der am 1. Dezember 1929 erfolgten Wahl der
Vorstandschaft der israelitischen Kultusgemeinde wurde die alte
Vorstandschaft, bestehend aus den Herren Justizrat Dr. M. Hommel, Nathan
Stern, Salin Mars wieder gewählt. Am 15. Dezember 1929 erfolgte die Wahl
der Verwaltungsmitglieder. Wiederwahl sämtlicher Mitglieder der
vergangenen Wahlperiode: Justizrat Dr. B. Heßlein, Ludwig Silberstein,
Isidor Mohrenwitz, Kommerzienrat J. Hirsch, Bernhard Schwarzenberger,
Alfred Schelzer." |
Feier in
Schweinfurt anlässlich der Heirat des Theilheimer Lehrers
Weinstock (1931)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Juli 1931: "Schweinfurt, 1.
Juli (1931). Eine erhebende Feier fand am 29. Juni 1931 in Schweinfurt am
Main, Hotel Burgfrieden statt. Es galt, dem verdienstvollen, von der
ganzen Bevölkerung überaus verehrten und geliebten Lehrer Weinstock aus
Theilheim in Unterfranken, anlässlich seiner Vermählung mit Fräulein
Hedwig Kaufmann aus Ellingen in Bayern. In tief durchdachter Rede dankte
Herr Bezirksrabbiner Dr. Stein, Schweinfurt, Herrn Lehrer F. Weinstock für
seine herrlichen Leistungen auf allen Gebieten und für sein 16-jähriges
Wirken und Streben in der Gemeinde Theilheim. Sein einziger Wunsch bestünde
darin, dass die Kinder im Geist ihres Lehrers ihr Judentum lieben und
bekunden mögen. Auf diesem Anlass verlieh Seiner Ehrwürden Herr
Bezirks-Rabbiner Dr. Stein, Herrn Lehrer Weinstock die Würde eines Chower." |
Aus dem jüdischen Vereinsleben
Veranstaltung im "Verein für
jüdische Geschichte und Literatur" (1901)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Februar 1901: "Schweinfurt,
7. Februar (1901). In dem vor drei Jahren dahier gegründeten ‚Verein für
jüdische Geschichte und Literatur’, der sich einer erfreulichen
Wirksamkeit rühmen darf und dem das tiefernste Interesse nahezu der
ganzen Gemeinde zuteil wird, wurde am 15. vorigen Monats ein
Rezitationsabend veranstaltet, zu welcher der jugendliche Herr Alfred
Auerbach, Mitglied des Stadttheaters zu Frankfurt am Main, vom Verein
eingeladen worden war. Der überaus begehrte Künstler verstand es, seine
Zuhörerschaft sowohl durch ernste Deklamationen ernst zu stimmen und
durch tragische zu erschüttern, als auch durch heitere zum Lachen
hinzureißen.
Dem ersten
Teil des Ernstes legte er Dichtungen von und über Jehuda Helevi zu
Grunde, wobei er durch die zwischen die einzelnen Piecen eingestreuten
biographischen und literarischen Erläuterungen das Verständnis der Zuhörer
für den Gegenstand förderte. Im zweiten Teil brachte er die mit
psychologischer Feinheit entwickelte Novelle von M.A. Goldschmidt,
‚Maser’, sehr wirksam zum Vortrag
Herr Auerbach hat einen durchschlagenden Erfolg dahier erzielt: der
Wunsch, ihn in kommender Saison wieder hier begrüßen zu können, ist ein
allgemeiner." |
Stellungnahme
des Schweinfurter Lokalkomitees der Alliance Israélite Universelle (1913)
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 10. Januar 1913:
Zum Lesen des Artikels bitte Textabbildung anklicken. |
Zum 50. Jahrestag der Stiftung der Chewra
Gemillus Chasodim
(1932)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Februar 1932: "Schweinfurt,
24. Januar (1932). Am vergangenen Sabbat war unsere Gemeinde Zeuge einer
selten erhebenden Feier. Unser Männer-Wohltätigkeitsverein, die Chewra Gemillus Chasodim, konnte das Fest der 50. Wiederkehr ihres
Stiftungstages begehen. Bei der schweren geschäftlichen Depression und
politischen Beklemmung war die Feier auf das Gotteshaus mit Absicht beschränkt
worden. Unter dem Motto ‚Die Welt wird durch Liebe erbaut’ schilderte
Bezirksrabbiner Dr. Stein die beglückende Kraft der Liebe, sowohl der mit
unseren Geldmitteln, als auch der durch Einsetzung unserer Person betätigten
Liebe. Redner gab einen kurzen Überblick über die geschichtliche
Entwicklung der Chebroh (= Chewra, d.i. Verein) und schilderte, wie die
Vorstände des Vereins in seltener Hingabe zu Verständigen,
die viele zur Gerechtigkeit führten (vgl. Daniel 12,3) geworden seien, denen die Gemeinde zu uneingeschränktem
Dank verpflichtet sei. Für die derzeitigen Leiter, die Herren Ludwig
Klau, Abraham Schloß, Bernhard Neumann, sowie den 20-jährigen Kassierer,
Herrn Adolf Stein, erflehte er den Segen Gottes. Die Feier hinterließ
einen tiefen Eindruck." |
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und weiterer Kultbeamten
Samuel
Hommel von Gersfeld, Religionslehrer in Baiersdorf, wechselt nach Schweinfurt
(1867)
Anzeige im "Königlich Bayerischen Kreis-Amtsblatt von
Unterfranken und Aschaffenburg" vom 4. Mai 1867: "Durch
Regierungs-Entschließung vom 25. April laufenden Jahres Nr. 20643 ist die
von der israelitischen Kultusgemeinde Schweinfurt beschlossene
Übertragung ihrer Religionslehrer- und Vorsänger-Stelle an den
Religionslehrer Samuel Hommel von Gersfeld,
zur Zeit in Baiersdorf, genehmigt
worden." |
Empfehlung für den Beschneider Aron
Ledermann (1877)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. April 1877 (abgekürzt wiedergegeben): "Öffentliche Anerkennung und
Empfehlung. Herr Aron Ledermann Schochet und Fleischbeschauer in
Schweinfurt, hat vor kurzem bei Herrn
Benjamin Niederhofheim - bekannt ist sein Name in vielen Toren zum
Ruhme und zum Schmucke - als Mohel
(Beschneider) gelernt, und legte er bereits hier und in der Umgegend schon
zahlreiche Proben seiner vorzüglichen Gewandtheit und Tüchtigkeit in
einer Weise ab, die seinem Großmeister alle Ehre macht. Möge dessen
Wunsch dass er würdig sei, zu
versammeln die Kinder in Israel im
Bund
unseres Vaters Abraham recht oft in Erfüllung gehen, und verdient Herr Ledermann in der
Tat bei seiner Anspruchslosigkeit und seinem ruhigen und sicheren Vorgehen
bei der ganzen Operation auch in weitere Kreise bestens empfohlen zu
werden." |
Besondere Beschneidung durch Aron Ledermann
(1879)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Mai 1879: "Aus
Unterfranken, im Mai (1879). Kürzlich vollzog Herr Aron Ledermann, Mohel (Beschneider) in Schweinfurt, eine Beschneidung an einem 31-jährigen
Manne in Frankfurt (Nichtjude), der somit zum Judentum übertrat, weil er
eine jüdische Ehe nach dem Gesetz Moses mit einer israelitischen Dame schließen wollte.
Letzterer unterzog sich diesem Akte willig und gerne.
Herr Ledermann, der
extra hierzu beordert war, vollzog diese Operation mit der äußersten
Genauigkeit und Fertigkeit, mit der größten Ruhe und Kaltblütigkeit,
sodass er allgemein die Bewunderung der umstehenden Zeugen – wenn wir
nicht irren – waren die Notabeln der Stadt Frankfurt vertreten – in
großem Maße hervorrief und ihm der reichste Beifall gespendet wurde.
Der
Schüler hat seinem großen Lehrer und Meister, Herrn Niederhofheim, große
Ehre gemacht!
Herr Ledermann,
selbst noch Anfänger, der erst wenige Jahre praktiziert, dessen Ruf die
Grenzen des Landgerichts noch nicht überschritten, dürfte sich hierdurch
ein größeres Renommé verschafft und das Vertrauen seiner jüdischen
Glaubensgenossen bald erworben haben. Ehre, dem Ehre gebühret!
M.En." |
Lehrer Adler
wechselt von Schwäbisch Gmünd nach Schweinfurt (1895)
Anmerkung: der Lehrer Bernhard Adler ist am 7. November 1869 in
Gnodstadt geboren. Er studierte an der
Würzburger Israelitischen Lehrerbildungsanstalt,
wo er 1888 sein Examen machte. Kurz danach wird er als Lehrer nach
Schwäbisch Gmünd gekommen sein, da ihm im
nachfolgenden Bericht für seine 6-jährige Tätigkeit gedankt wird. 1895 wechselte
er nach Schweinfurt, wo er sich zwei Jahre später mit Elise geb. Ledermann (geb.
1872 in Oberlauringen) verheiratete.
Das Paar bekam zwei Söhne (Max 1898, Willy 1904). 1921 erkrankte Bernhard Adler
und war für einige Zeit in der Heil- und
Pflegeanstalt Lohr. Er zog aus seiner Dienstwohnung aus und kehrte erst 1930
nach Schweinfurt zurück. Im September 1942 wurden Bernhard Adler und seine Frau
in das Ghetto Theresienstadt deportiert, wo er am 27. März 1943 umgekommen ist,
seine Frau am 24. Mai 1943. Die beiden Söhne konnten emigrieren.
Quelle:
Biographische Datenbank Jüdisches Unterfranken.
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Februar 1895: "Schwäbisch
Gmünd. Eine solenne Abschiedsfeier zu Ehren des von hier scheidenden
Herrn Lehrer Adler, die durch die Anwesenheit des Herrn Kirchenrat Dr.
Kroner - Stuttgart noch besondere Weihe erhielt, versammelte Samstag
Abend, 2. Februar, die Mitglieder der hiesigen israelitischen Gemeinde.
Nachdem der 1. Synagogenvorstand, Herr Hermann Gutmann die vollzählig
erschienenen Gemeindemitglieder mit ihren Familienangehörigen begrüßt
hatte, ergriff Herr David Mayer das Wort und rühmte die großen
Verdienste des Scheidenden, die sich derselbe während seiner 6-jährigen
Tätigkeit um das hiesige Gemeindewesen, den Gottesdienst und ganz
besonders die Erziehung der Jugend erworben hat. Aber nicht nur bei seinen
Glaubensgenossen sei er geachtet und geehrt gewesen, sondern bei allen,
die ihn näher kannten. Als Zeichen der Dankbarkeit und Anerkennung
überreichte der Redner dem Scheidenden im Namen der Gemeinde eine goldene
Ihr. Die hiesige israelitische Gemeinde sieht Herrn Adler sehr ungern von
hier gehen, sie wird ihn stets in gutem Andenken halten. Möge es Herrn
Adler in seinem neuen Wirkungskreise Schweinfurt wohl
ergehen." |
Ausschreibung der Stelle des Schächters
und Kultusdieners (1925)
Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. Dezember 1925: "Die Stellung
eines Schächters und Kultusdieners in der Gemeinde Schweinfurt am Main
ist zu vergeben. Die Gehaltsverhältnisse werden je nach Vorbildung durch
Vereinbarung geregelt und bleiben keinesfalls hinter den jeweils geltenden
Normen der Besoldungs-Ordnung des Verbandes bayerischer Israelitischer
Gemeinden zurück. Bewerber mit Autorisation orthodoxer Rabbiner werden
ersucht, sich unter Vorlage von Zeugnissen und eines Lichtbildes und unter
Mitteilung ihrer seitherigen Tätigkeit bis zum 20. Dezember 1925 bei dem
Unterzeichneten zu melden.
Die Kultusverwaltung. Justizrat Dr. Hommel, 1.
Vorstand." |
Zum Tod von Lehrer Moses Weigersheimer
(1925)
Lehrer Moses Weigersheimer stammte aus Heßdorf.
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. Dezember 1925: "Schweinfurt,
20. Kislew. Unsere Gemeinde ist in tiefe Trauer versetzt worden. Nach längerem
Leiden ist am letzten Schabbos unser allverehrter Kultusbeamter, Lehrer
Moses Weigersheimer, im Alter von 48 Jahren uns entrissen worden. Geliebt
und verehrt von seiner Gemeinde, wie von seinen Fachgenossen, die in ihm
einen erprobten Berater und Führer sahen, hat er durch sein tägliches
eifriges und gewissenhaftes Toralernen sich frühzeitig den Chober-Titel
und ein reiches Wissen, das Tora mit
einem respektvollen Umgang umschloss, erworben, sodass er den
Durchschnitt seiner Berufskollegen weit überragte. Seine im Verein für jüdische
Geschichte und Literatur gehaltenen wissenschaftlichen Vorträge, gediegen
im Inhalt, anmutig in der Form, fanden stets den größten Beifall. Als
Lehrer wirkte er in Goßmannsdorf und in
Pfungstadt und nachdem er hier
sein Amt als Schochet übernommen hatte, in den Nachbargemeinden
Gochsheim (statt: Hochsheim),
Schonungen (für: Schemmingen), Niederwerrn und nach der Erkrankung des früheren Lehrers
dahier auch hier zwei Jahre. Das Amt des Schochet betrachtete er in wahrer
Gottesfurcht als ‚Gottesdienst’
und gar viele Jünglinge, Lehramtsgenossen, hat er mit großer
Geschicklichkeit und Gründlichkeit für dieses Amt ausgebildet. Als Vorbeter
wirkte er durch seinen von tiefem Verständnis zeugenden Vortrag und die
Palme erwarb er sich durch seine korrekte Lesung
der Tora. Von unermüdlichem Fleiß, unnachsichtiger Strenge gegen
sich selber, von wohltuender Menschenfreundlichkeit und Höflichkeit,
hatte er frühzeitig die Herzen aller Mitglieder der Gemeinde sich
erobert, zumal die echte Bescheidenheit, das Merkzeichen wahrer
Gottesfurcht, seiner Persönlichkeit das Gepräge gab. So kam denn auch
heute bei der Beerdigung die tiefe Sympathie, die Verehrung und Liebe zu
vollem Ausdruck. Aus allen Reden, des Rabbiners, des Kultusvorstandes, des
Lehrervertreters, der beiden Schwäger, Lehrer Morgenroth und Schloß
wurde die hohe Wertschätzung und Liebe für den Verblichenen herausgehört.
Wie sehr aber Weigersheimer in seiner schlichten Art für die Heiligung
Gottes gesorgt hatte, das sprach der Meister der Fleischerinnung in
einfachen, bewegten Worten aus, indem er den Verblichenen vom Standpunkte
der Christen aus als einen Menschenfreund schilderte, der in seiner
Liebestätigkeit keinen Unterschied der Konfession kannte, wie er denn zum
Beispiel nach dem Kriege einem alten, am Hungertuch nagenden christlichen
Ehepaare aufhalf und durch sein Eingreifen den Verkauf seines Häuschens
verhindert. Die Mitglieder der Verwaltung trugen den Sarg selbst zum
Grabe. Das Bitten und Beten aller Beteiligten ging dahin, dass Gott der
Witwe und der verwaisten Tochter Trost und Beistand gewähren möge, und
die Überzeugung und Empfindung aller war und ist es, dass wir eine Perle
in die Erde betteten, gleich groß an Werk als Jehudi und Mensch, als
Lehrer und Beamter. Seine Seele sei
eingebunden in den Bund des Lebens."
|
Todesanzeige für Lehrer Moses
Weigersheimer (1925)
Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Dezember 1925: "Nachruf!
Tief bewegt bringen wir zur Kenntnis, dass am Samstag, den 5. Dezember
unser treu bewährter Kultusbeamter
Herr Lehrer Moses Weigersheimer
uns
durch den Tod entrissen wurde. Der leider zu früh Verstorbene hat sich
durch unübertreffliche Pflichttreue und Arbeitsfreudigkeit, durch
hervorragende Geistesgaben, umfassendes Wissen, eine seltene
Herzensbildung und durch sein biederes, menschenfreundliches bescheidenes
Wesen größte Verehrung und Liebe erworben; wir trauern aufrichtig um den
lieben, treue Beamten. Sein Andenken wird bei uns allzeit in Dankbarkeit
fortleben.
Schweinfurt, den 8. Dezember 1925.
Die israelitische Kultusverwaltung Dr. Hommel.
Das Distriktsrabbinat Dr. Stein." |
Ausschreibung der Stelle des
Schächters und Kultusdieners (1927)
Anzeige in
der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. April 1927: "Die Stellung eines
Schächters und Kultusdieners in der Gemeinde
Schweinfurt am Main ist, da unser derzeitiger Kultusbeamter nach seinem früheren
Wohnsitz berufen wurde, neuerlich zu vergeben. Die Gehaltsverhältnisse
werden je nach Vorbildung durch Vereinbarung geregelt und bleiben
keinesfalls hinter den jeweils geltenden Normen der Besoldungs-Ordnung des
Verbandes Bayerischer Israelitischer Gemeinden zurück. Bewerber mit
Autorisation orthodoxer Rabbiner werden ersucht, sich durch Vorlage von
Zeugnissen und eines Lichtbildes und unter Mitteilung ihrer seitherigen Tätigkeit
bis zum 25. April bei dem Unterzeichneten zu melden. Dr. Hommel."
|
Toraschreiber Isaak Kurzmann bietet eine Torarolle und weitere Leistungen an
(1902)
(Hinweis: vgl. Berichte zu Isak Kurzmann, der zunächst als Lehrer tätig
war, auf den Seiten zu Thundorf, Maroldsweisach
und Burghaslach)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. August 1902: "Bei
dem Unterzeichneten ist eine neue, prachtvoll geschriebene Torarolle
preiswert abzugeben. Größe 53 cm hoch. Gleichzeitig empfehle mich bei
promptester Bedienung im Schreiben von Torarollen, sowie Mesussot
und Tefilin Grabschriften, Wimpeln malen etc. etc.
und alle Arten von Reparaturen.
I. Kurzmann, Sofer in Schweinfurt am
Main." |
|
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 11. Dezember 1902: "Unterzeichneter empfiehlt sich zum Anfertigen
von Megilot, Torarollen, Mesussot und Tefilin, Zeichnen von
Grabschriften, Jahrzeitstabellen, Wimpeln malen usw., sowie alle Arten
Reparaturen in schönster Ausführung bei billigster
Berechnung.
I. Kurzmann, Sofer, Schweinfurt am
Main." |
80. Geburtstag des Sofer
(Toraschreiber) Isak Kurzmann
(1928)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Juni 1928: "Schweinfurt,
3. Juni (1928). Der in weiten Kreisen wohl bekannte und beliebte Sofer Herr Isak Kurzmann feiert am Schabbat Schelach Lecha in voller geistiger und körperlicher
Frische seinen 80. Geburtstag. (Alles
Gute) bis 120." |
|
Artikel in
der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. Juni 1928: "Schweinfurt. Am 15. Juni (28. Siwan) Sabbath Schelach Lecho, feiert der
in weiten Kreisen wohl bekannte und allseits verehrte Sofer, Herr Isak
Kurzmann, seinen 80. Geburtstag in vollster körperliche und geistiger
Frische." |
Zum Tod des Sofer Isak
Kurzmann (1931)
Artikel in
der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. Februar 1931: "Isak Kurzmann, Schweinfurt – seligen
Andenkens -. Ein schweres Geschick raubte unserem Verein in den
letzten Monaten eine erschreckende Zahl unserer Veteranen, die wir stolz
zu den Unseren zählten. Und wieder hat der Tod ein liebes Mitglied aus
unserer Mitte gerissen – Herr Isak Kurzmann, Schweinfurt, hat das
Zeitliche gesegnet. Er war einer der ersten Mitglieder vor fünf
Jahrzehnten und hielt dem Verein unerschütterlich die Treue. Er war in früheren
Jahren Religionslehrer in Thundorf und
Maroldsweisach, wirkte dann lange
Zeit in Burghaslach und verbrachte die letzten 25 Jahre seines Lebens als
Thoraschreiber und allzeit hilfsbereiter Beamter in Schweinfurt. Wer ihn
kannte, bewunderte und liebte ihn wegen seines reinen, lauteren
Charakters, wegen seiner stillen felsenfesten Frömmigkeit, seiner edlen
Bescheidenheit und menschenfreundlichen Gesinnung halber. Er starb im
patriarchalischen Alter von 83 Jahren. Die tiefe Anteilnahme weiter Kreise
an seinem Begräbnisse zeigte deutlich die allgemeine Wertschätzung,
deren sich der Verblichene erfreuen konnte. Nachdem Herr Bezirksrabbiner
Dr. Stein einen tief empfundenen Nachruf gehalten, widmete Kollege
Berlinger namens unseres Vereins dem lieben Mitgliede Worte der
Anerkennung, des Dankes und des treuen Gedenkens. Ein wahrer Zaddik (sc.
Gerechter, Frommer) ist
dahingegangen. Er wird auch in unseren Reihen unvergessen bleiben. Das
Andenken an den Gerechten ist zum
Segen." |
Kultusbeamter
(Schächter und Fleischbeschauer) Isak Lubinski verlässt Schweinfurt (1933)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. Juni 1933: "Bad
Kissingen, 21. Juni (1933). Anfangs Mai verließ Herr Isak Lubinski
seine Stelle als Schächter und Fleischbeschauer und Kultusbeamter in Schweinfurt,
wo er 7 Jahre zur vollsten Zufriedenheit der dortigen Gemeinde amtierte.
Herr Lubinski, der als tüchtiger Schochet und großer Toragelehrter
bekannt ist, gehörte mit zu den Gründern des Bayerischen
Schochtimverbandes und war seit dieser Zeit Vorstandsmitglied des
genannten Verbandes, für den er erfolgreich gearbeitet und sich durch
seine wissenschaftlichen Referate bei Verbandsversammlungen die
Anerkennung und Hochschätzung weitester Kreise, besonders der
Kollegenerworben hat. Sein Wegzug wird deshalb allgemein bedauert. Herr
Rabbiner Dr. Stein hat dies ganz besonders anlässlich einer Abschiedsrede
hervorgehoben. Wir wünschen Herrn Lubinski von Herzen, dass es ihm
gelingen möge, bald wieder eine Stelle zu finden, die seinen Fähigkeiten
und seiner wahren Frömmigkeit entspricht." |
Aus der Geschichte des Distriktrabbinates in
Schweinfurt
70. Geburtstag von Rabbiner Maier Lebrecht (1878)
Anmerkung: Meyer Lebrecht (geb. 1808 in Memmelsdorf,
gest. 1894 in Schweinfurt): studierte in Würzburg; 1836 Gesuch um
Rabbinatsbildung in Unterfranken; am 11. Juni 1840 wurde Lebrecht
Distriktrabbiner mit Sitz in Obbach; von
Rabbiner Lazarus Adler am 28. Juni 1841 in Schwanfeld
getraut mit Karoline Dreschfeld aus Niederwerrn,
wohin Lebrecht nun den Rabbinatssitz verlegte. 1864 erneute Verlegung des Sitzes
nach Schweinfurt. Meyer Lebrecht befürwortete gemäßigte Reformen. Er war
Großvater mütterlicherseits des amerikanischen Finanzministers Henry
Morgenthau Jr. (1891-1967), der 1944 den nach ihm benannten Plan zur
Deindustrialisierung Deutschlands ausarbeitete.
Artikel in
der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 5. November 1878: "Man
schreibt uns aus Schweinfurt vom 30. November (1878). Gestern feierte der
Distriktsrabbiner Herr Maier Lebrecht dahier, der bereits 38 Jahre sein
Amt versieht, seinen 70. Geburtstag. Aus diesem Anlasse verehrte demselben
die hiesige Kultusgemeinde einen silbernen Tafelaufsatz mit eingravierter
Widmung, sowie ein Album, das von der Meisterhand des Malers Herrn Martin
Fischer schön ausgeführt wurde, und welches Bezug nimmt auf des
Gefeierten verdienstvolles Wirken in Synagoge und Schule, auf die Erbauung
und Einweihung einer eigenen Synagoge in hiesiger Stadt und deren innere
Einrichtung, auf die Konfirmation, auf den Leichenhof und auf so manches
andere, was durch Herrn Lebrechts segensreiches Bemühen im laufe der
Jahre den hiesigen Israeliten neu zu schaffen, zu regenerieren, zu
verbessern, im fortschreitenden Geist der Zeit zu veredeln gelungen ist.
Beide wertvolle Ehrengaben wurden dem freudig Überraschten durch den
Ausschuss der hiesigen Kultusgemeinde unter passender Ansprache überreicht,
wofür derselbe tief gerührt seinen Dank aussprach. Wie sehr Herr
Lebrecht von seinen Religionsgenossen geachtet und geliebt ist, davon
zeugten eine Menge Telegramme auswärtiger Gemeinden denen sich zahlreiche
Glückwünsche und Geschenke von hiesigen und auswärtigen Privaten
anreihten. Auch viele Mitglieder anderer Religionsgesellschaften sprachen
dem in unserer Mitte so lange Zeit schon anspruchslos und still lebenden
und wirkenden Manne ihre Hochachtung durch Gratulationen aus. Am Abend
hatte ihm die Gesellschaft ‚Concordia’ ein schönes Fest bereitet, auf
welchem dem Jubilar ein Lorbeerkranz überreicht wurde." |
Zum
50-jährigen Amtsjubiläum von Distriktsrabbiner Maier Lebrecht (1890)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 11. April 1890: noch auszuschreiben
|
Zum Tod von Rabbiner Maier Lebrecht (1890)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 23. Mai 1890: "In Schweinfurt starb am 14. Mai der
älteste bayerische Distriktsrabbiner Lebrecht, einer der
frühesten Vertreter der Reformbestrebungen im Judentum. Erst vor einigen
Wochen hatte er sein fünfzigjähriges Amtsjubiläum
gefeiert." |
|
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Juni 1890: "Aus Unterfranken,
30. Mai (1890). Am 18. dieses Monats schied Herr Distrikts-Rabbiner M.
Lebrecht in Schweinfurt aus dem Leben, nachdem wenige Wochen vorher erst
sein 50-jähriges Amtsjubiläum feierlichst begangen wurde. Herr Lebrecht
erreichte das hohe Alter von 82 Jahren. Das Leichenbegängnis fand –
unter großer allseitiger Beteiligung – am 21. dieses Monats statt. Von
Seiten der Kultusverwaltung Schweinfurt wurde eine Anzahl Rabbiner Bayerns
hierzu geladen, welche auch, soweit dieselben nicht verhindert waren, der
Einladung Folge leisteten. Der offizielle Trauerakt wurde Herrn
Distrikts-Rabbiner Dr. Werner von Bamberg übertragen. Derselbe hielt die
Trauerrede unter Zugrundlegung des Verses 6, Kapitel 2 in Malachie
(Prophetenbuch Maleachi). Auch Herr Distrikts-Rabbiner Dr. Deutsch von
Burgpreppach sprach im Namen der Rabbiner Unterfrankens – ohne aber, wie
ich höre, von diesen beauftragt gewesen zu sein – dem Verblichenen
Worte der Anerkennung nach. Zum Schlusse sprach noch ein ehemaliger Schüler
Lebrecht’s, Herr Dr. Stein von Nordheim, wohl durchdachte, tief
empfundene Worte des Dankes.
Lebrecht
huldigte der Reform, wovon schon Synagoge und Friedhof zu Schweinfurt
Zeugnis geben. Möchte das Rabbinat Schweinfurt – eines der größten
Unterfrankens – mit einem glaubenstreuen Rabbiner besetzt werden. Es gäbe
hier ein schönes Feld zur Entfaltung segensreicher Tätigkeit für Tora
und Gottesdienst. Sch."
|
|
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 6. Juni 1890: "Schweinfurt, 23. Mai (1890). Die Beerdigung
des Herrn Distrikts-Rabbiners Lebrecht, dessen Ableben die
'Allgemeine Zeitung des Judentums' in ihrer vorigen Nummer gemeldet hat,
gestaltete sich zu einer imposanten Ehrenkundgebung der gesamten hiesigen
Bürgerschaft. Außer den vollzählig erschienenen israelitischen
Kultusmitgliedern der Gemeinde Schweinfurt und zahlreichen Vertretern der
Bezirksgemeinden beteiligten sich an derselben: der Magistrat, die
städtischen Lehrerkollegien, die Geistlichen und zahlreiche Honoratioren
der Stadt und Umgebung. Am Friedhofe widmete namens der israelitischen
Kultusgemeinde Schweinfurt Herr Distriktsrabbiner Dr. Werner aus Burgebrach
dem dahingeschiedenen Amtsbruder tiefgefühlte Worte des Nachrufs. Hierauf
ergriff Herr Distriktsrabbiner Deutsch aus Burgpreppach
der Wort, um für die Rabbiner des Regierungsbezirkes Unterfranken der
Hochachtung und Verehrung für den Dahingeschiedenen einen Ausdruck zu
geben. Redner nahm für seine begeisterte und begeisternde Rede zum
Ausgangspunkte Jeremias Kap. 3 Vers 15 und schloss mit Hinweis auf die dem
Verblichenen erst vor wenigen Wochen anlässlich seines Amtjubiläums
erwiesenen Ehren mit einer Ausdeutung von Psalm 73,24. Nachdem noch ein
ehemaliger Schüler des Verewigten dem scheidenden Lehrer Worte trauernder
Liebe gespendet, wurden die irdischen Teile des ältesten der bayerischen
Rabbiner zur ewigen Ruhe
gebettet." |
Ausschreibung der Distriktsrabbinerstelle
(1890)
Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. Juni 1890: "Wiederbesetzung
der Distriktsrabbinerstelle in Schweinfurt. Die durch den Tod des
bisherigen Inhabers erledigte Stelle eines Rabbiners für den aus 26
Kultusgemeinden bestehenden Distrikt Schweinfurt ist alsbald wieder zu
besetzen. Bewerbungen um diese Stelle, mit welcher ein
Gesamtdiensteinkommen von 2.428 Mark 79 Pfennig verbunden ist, sind bis längstens
1. Juli dieses Jahres bei dem unterfertigten Magistrate einzureichen. Die
Gesuche müssen mit den erforderlichen Zeugnissen über die Erfüllung der
gesetzlichen Vorbedingungen belegt sein. Schließlich wird bemerkt, dass
nur gründlich gebildete Rabbinatskandidaten, welche sich durch ein von
der zuständigen Distriktspolizeibehörde ausgestattetes Zeugnis über
tadellosen Lebenswandel ausweisen, die Bestätigung erlangen können.
Schweinfurt, 7. Juni 1890. Der Stadtmagistrat: von Schulte." |
Dr. Salomon Stein wird zum Rabbinatsverweser in Schweinfurt ernannt
(1890)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Juli 1890: "Schweinfurt,
2. Juli (1890). Herr Dr. Salomon Stein, Schüler des Rabbinerseminars zu
Berlin, ist durch die Königliche Regierung als Verweser des erledigten
Distriktsrabbinats in Schweinfurt bestätigt worden, nachdem das Königliche
Ministerium des Innern den Dispens von der bayerischen Rabbinatsprüfung
gewährt hatte auf Grund des Befähigungszeugnisses des Rabbinerseminars
zu Berlin." |
|
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 11. Juli 1890: "Mit der Leitung des durch den Tod des Herrn
Rabbiner Lebrecht vakanten Distrikts-Rabbinats Schweinfurt ist Herr
Rabbiner Dr. Salomon Stein provisorisch betraut
worden." |
Dr. Salomon Stein wird einstimmig
zum Rabbiner gewählt (1890)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. September 1890: "Schweinfurt,
21. August (1890). Herr Dr. Salomon Stein, welcher seine Ausbildung im
Rabbiner-Seminar des Herrn Dr. J. Hildesheimer zu Berlin erhalten, ist bei
der heute vollzogenen Wahl einstimmig, mit allen angegebenen 276 Stimmen
zum Rabbiner der Stadt und Bezirk Schweinfurt gewählt worden." |
|
Meldung in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 5.
September 1890: "Herr Dr. Salomon Stein, welcher seit einigen
Monaten interimistisch das Bezirksrabbinat in Schweinfurt verwaltete, ist
nunmehr definitiv zum Rabbiner der Stadt und des Bezirks Schweinfurt
gewählt worden." |
Veröffentlichungen von Distriktsrabbiner Dr. Salomon Stein (1902)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. August 1902:
"In meinem Verlage erschien:
Schulverhältnisse, Erziehungslehren und Unterrichtsmethoden im
Talmud.
Zwei Vorträge von Distriktsrabbiner Dr. Salomon Stein. Preis 60
Pfr.
---
Geschichte der Juden in Schweinfurt.
Zwei Vorträge von Distriktsrabbiner Dr. Salomon Stein. Preis Mark
1.20.
J. Kauffmann, Verlag, Frankfurt am
Main." |
Zum Tod von Karoline Stein, der
Mutter von Rabbiner Dr. Stein (1903)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. Oktober 1903: "Nordheim
v.d. Rhön. Am 1. Cheschwan hauchte die Mutter des Herrn Rabbiners Dr.
Stein – Schweinfurt, Frau Karoline Stein, in der letzten Zeit in
Schweinfurt wohnhaft, nach langem schweren Leiden, im Alter von 68 ½
Jahren, ihre Seele aus. Mit ihr ist eine der edelsten Frauen, ein
Biederweib in des Wortes wahrster Bedeutung, dahin gezogen. Die selig
Entschlafene war ein Muster unter den Frauen. (hebräisch und deutsch:) von
den Frauen im Zelte gesegnet. Ihr Haus war ein Tempel, getragen von
der Weihe religiöser Gesinnung. Was die Selige gewesen, ihre wahre Frömmigkeit,
ihre Herzensgüte, ihre edle Bescheidenheit, lässt sich kaum in Worten
ausdrücken. Als ein wahres Vorbild kann uns diese dahingeschiedene treue
Mitschwester in Gemilus Chesed (Wohltätigkeit) voranleuchten. Mit Freuden
unterstützte sie die Armen und Dürftigen, und zwar im Geheimen; bei ihr
hieß es: wer hungrig ist, komme und esse mit.
Eine noch weitere schöne Perle verherrlicht das musterhafte Leben der
Frau K. Stein. In vereinter Kraft mit ihrem schon vor neun Jahren zu
letzten Ruhe vorausgegangenen, gottesfürchtigen Gatten erzog sie ihre
Kinder mit klugem Geschick und wirklichem Herzens- und Geistesadel zu
echten Jehudim und zu tüchtigen, braven Menschen. Allgemeiner Beliebtheit
erfreute sich die treue Verblichene, der Krone des guten Namens; ihr
Andenken wird darum in uns fortleben als eine wahrhaft Fromme und
Redliche.
Möge diese teure, verblichene Mitschwester für ihre Hinterbliebenen und
für uns alle eine Fürsprecherin sein vor dem Throne des richtenden Königs." |
Zum
Tod von Dr. Samuel Dessau in Schweinfurt, ehemaliger Direktor der Israelitischen
Bürgerschule in Fürth (1904, Schwiegervater von Rabbiner Dr. Stein)
Anmerkung: Im Text werden genannt: Rabbiner Dr. Salomon Stein in Schweinfurt,
der Schwiegersohn von Dr. Samuel Dessau.
Prof. Dr. Hermann Dessau (geb. 6. April 1856 in Frankfurt am Main; gest.
12. April 1931 in Berlin): war von 1900 bis 1922 wissenschaftlicher Beamter beim
Corps Inscriptionum Latinarum und ab 1917 Honorarprofessor an der Universität
Berlin.
Prof. Dr. Bernhard/Bernardo Dessau (geb. 13. August 1863 in Offenbach am
Main, gest. 17. November 1949 in Perugia): italienischer Physiker: war von 1904
bis 1935 Professor für Physik an der Universität Perugia; weitere
Informationen siehe Wikipedia-Artikel
"Bernardo Dessau".
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 25. März 1904: "Fürth,
11. März (1904). Unsere Gemeinde beklagt den Verlust eines
ausgezeichneten Mannes. In Schweinfurt, wohin er sich in den
letzten Jahren zurückgezogen, ist Dr. Samuel Dessau, ein geborener
Hamburger, der ein Vierteljahrhundert Direktor der 'Israelitischen
Bürgerschule' hier war, mach schweren Leiden im hohen Greisenalter
verschieden. Sein Verdienst war es, dass die königliche Regierung die
Anstalt als vollberechtigte Realschule anerkannte und die Reichsbehörden
1882 dem Leiter der Anstalt das Recht zur Ausstellung von Zeugnissen für
den Einjährig-Freiwilligendienst verliehen. Vorher war Dessau acht Jahre
lang Lehrer an der Realschule der Israelitischen Religionsgesellschaft in
Frankfurt am Main, wo er den naturwissenschaftlichen Unterricht leitete.
Ein Sohn des Verblichenen ist der Historiker Professor Dr. (sc.
Hermann) Dessau in Berlin, ein anderer ist Professor (sc.
Bernardo Dessau) in Florenz, ein Schwiegersohn Rabbiner Dr. Stein
in Schweinfurt. Wie sehr der Heimgegangene auch selbst seine
Verdienste und Leistungen verbarg, so wusste man doch auch in
fernerstehenden Kreisen das Wesen und Wirken des Mannes nach seinem wahren
Wert zu schätzen. Dessau gehörte zu den seltenen Männern, die arbeiten
und schaffen nicht um des Lohnes und der Anerkennung willen, sondern in
der Pflichterfüllung selbst ihre Befriedigung finden, zu den Männern,
die der ihm erwählten guten Sache mit Überzeugung dienen, ohne sich
durch persönliche Rücksichten leiten zu lassen. Das Leichenbegängnis
fand hier, auf den eigenen Wunsch des Verblichenen, ohne jede Anzeige und
Grabrede, aber unter sehr zahlreicher Beteiligung statt. Aber das Andenken
an den vortrefflichen Mann wird in dem Kreise, den er ausgefüllt, in
dankbarer Erinnerung fortleben." |
Patriotische Veröffentlichung von
Distriktsrabbiner Dr. Stein (1915)
Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 12. Februar 1915: "Gottesdienstliche Vorträge während
der Kriegswochen des Jahres 1914 von Dr. Salomon Stein,
Distriktsrabbiner in Schweinfurt. Verlag von J. Kauffmann, Frankfurt am
Main. Druck der Fr. J. Reichardts Buchdruckerei, Schweinfurt." |
|
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. September 1915:
"Gottesdienstliche Vorträge aus dem Kriegsjahr 1915. Von Dr. Salomon
Stein, Distriktsrabbiner in Schweinfurt. Verlag von J. Kauffmann,
Frankfurt am Main, 102 Seiten. (2 Mark).
Obige Kriegsreden, die eine Fortsetzung der bereits veröffentlichten
Sammlung _Gottesdienstlicher Vorträge während der Kriegswochen des
Jahres 1914’ bilden, rechtfertigen den guten Ruf, den der Verfasser als
gediegener Redner genießt, in glänzender Weise. In edler Sprache und
streng durchgeführter Gedankenfolge werden die verschiedensten Fragen,
wie sie durch die welterschütternden Ereignisse nahe gelegt wurden, unter
Anwendung treffender Texte oder Ausdeutung ganzer Psalmen vom Standpunkte
des überlieferten Judentums erörtert und in sachkundiger, die
Geschlossenheit einer gediegenen Weltanschauung und Lebensanschauung
bekundenden Weise behandelt. Wenn auch in diesen Vorträgen, wie die
Einleitung darauf hinweist, mehr das Gedankenmäßige überwiegt, so ist
doch die ganze Beweisführung so klar und eindringlich, von solcher Überzeugungskraft
und Glaubenssicherheit getragen, dass sie auch den Weg zum Herzen finden
und sicherlich von keinem ohne Befriedigung an der Händen gelegt werden.
Für mein Urteil Beweise anzuführen, muss ich
mir versagen, da mir bei dem durchwegs Gediegenen die Wahl schwer
wird. Ich möchte aber hier doch auf die behandelten Psalmen 120, 126 und
127 wie auf die Predigten am Passah- und Wochenfest hinweisen und zum
Schlusse dieser Sammlung recht viele Leser wünschen.
Dr. M.L. in Wt."
|
60. Geburtstag von Rabbiner Dr. Salomon
Stein (1926)
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeit" vom 2. April
1926: "60. Geburtstag von Rabbiner Dr. Stein. Rabbiner Dr. Stein, Schweinfurt,
dessen Feder wir wieder einmal einen in dieser Nummer veröffentlichen
Aufsatz verdanken, hat am 27. März seinen 60. Geburtstag begangen. Aus
Nordheim v.d. Rhön stammend hat Dr. Stein seine rabbinischen und
akademischen Studien am Hildesheimer Rabbinerseminar und an den
Universitäten Berlin und Würzburg durchgemacht. In jungen Jahren schon
wurde er seines ehemaligen Lehrers, des Distriktsrabbiners Dr. Lebrecht,
Schweinfurt, Nachfolger, erst als Verweser, dann als der Rabbiner von
Schweinfurt, als welcher er nun schon seit 35 Jahren segensreich
wirkt.
Seine Tätigkeit an dieser Stelle zu schildern erübrigt sich, zu bekannt
sind seiner Verdienste um das religiöse Leben nicht nur in seiner
Gemeinde. Über ihre Grenzen hinaus reicht seine Arbeit und als 2.
Vorsitzender der bayerischen Rabbinerkonferenz, als Mitglied des Rates
bayerischer israelitischer Gemeinden, als Vorsitzender des Verbandes
bayerischer gesetzestreuer israelitischer Gemeinden wird er nicht müde,
in Wort und Schrift zu wirken. Seiner von wahrhafter Religiosität
erfüllten vornehmen Natur, seiner warm und menschlich fühlenden
Persönlichkeit wird in allen Lagern des deutschen Judentums Vertrauen und
Verehrung entgegengebracht, und so ist es denn auch oft sein Amt,
Gegensätze auszugleichen und das kostbare Gut des Friedens zu
erhalten.
Dem verehrten Jubilar seien auch an dieser Stelle herzliche Glückwünsche
dargebracht." |
|
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. April 1926: "Schweinfurt,
4. April (1926). Rabbiner Dr. Stein - Schweinfurt, Mitglied des
Rates bayerischer israelitischer Gemeinden und Vorsitzender des Verbandes
bayerischer gesetzestreuer Gemeinden, beging am 27. März seinen 60.
Geburtstag. Dr. Stein hat am Hildesheimer Rabbiner-Seminar und an den
Universitäten Berlin und Würzburg studiert. Seit 35 Jahren ist er als
Rabbiner von Schweinfurt eine Stütze des gesetzestreuen Judentums in
Bayern. (Alles Gute) bis 100 Jahre." |
Ausschreibung der Stelle des
Bezirksrabbiners (1934)
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. Januar
1934: "Herr Rabbiner Dr. Stein tritt nach 43-jähriger Amtstätigkeit
mit dem 1. April 1934 in den Ruhestand. Es ist deshalb das Amt des
Bezirksrabbiners für den Rabbinatsbezirk Schweinfurt neu zu besetzen.
Bewerber um dieses Amt wollen ihre Meldungen an den unterzeichneten
Vorstand der israelitischen Kultusgemeinde Schweinfurt bis spätestens 15.
Februar 1934 einreichen.
Kultusgemeinde Schweinfurt: Dr. Hommel." |
|
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 4. Januar 1934: derselbe Ausschreibungstext wie oben. |
Zur
Verabschiedung von Distriktsrabbiner Dr. Salomon Stein in den Ruhestand (1934)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. April 1934: "Schweinfurt,
3. April (1934). Am 1. April verließ Herr Distriktsrabbiner Dr.
Salomon Stein, Schweinfurt, sein Amt, um in den wohlverdienten
Ruhestand zu treten. Nur mit größtem Bedauern sehen wir Herrn Dr. Stein
von uns ziehen. Was der Scheidende während seines 43-jährigen überaus
segensreichen Wirkens geleistet hat, kann hier nicht im Entferntesten zur
Darstellung gelangen. Diese wenigen Zeilen sollen nur eine kurze
Würdigung seiner hervorragenden Persönlichkeit und eine Versicherung der
Treue bedeuten.
Herr Rabbiner Dr. Stein hat sich durch sein gewinnendes, herzliches Wesen
und sein besonnenes, von jedem Radikalismus entferntes, aber stets
nachdrückliches Handeln viele Freunde erworben, weit über die Grenzen
seines Rabbinatsbezirkes hinaus. Seine große Bescheidenheit, seine
Güte, seine seltenen guten Eigenschaften und sein Verständnis
für alle und alles mussten jedermann für ihn einnehmen. Seine geistvollen,
rhetorisch vorzüglichen Predigten und Vorträge bildeten stets ein
Erlebnis und hinterließen nachhaltigen Eindruck. Immer war dieser
populärste bayrische Rabbiner auch außerhalb seiner Amtsobliegenheiten
vielseitig in Anspruch genommen, da man seinen Rat in jüdischen Belangen
nie missen wollte.
Herr Dr. Steins ganzes Wirken stand unter dem Leitsatz all dein Tun
geschehe zur Ehre Gottes, gleichviel, ob er sich lehrend, mahnend oder
karitativ mühte oder ob er sich den Angelegenheiten des Judentums
widmete. Mit welcher Hingabe und feinfühlenden Rücksichtnahme übte er,
unterstützt von seiner verdienstvollen Gemahlin, die Weisung zur
Wohltätigkeit in weitestem Maße aus! Nie gab es für ihn andere als
ideale Motive. Auch in jenen Kreisen, die seinen religiösen oder
weltanschaulichen Standpunkt nicht teilen, stand deshalb Herr Dr. Stein
von jeher in hohem Ansehen.
In väterlicher Sorge um seine Gemeinde zog er sich von seinem rastlosen
Schaffen erst zurück, als die Gewissheit für ihn bestand, dass ein von
gleichem Geiste getragener Nachfolger sein Werk fortsetzen wird. Zu seinem
künftigen Wohnsitz hat sich Herr Dr. Stein Frankfurt am Main ausersehen.
Er gedenkt, frei von den Bindungen des Berufes, dort nach seinem
Herzenswunsche weiter zu lernen und zu leben. Wir werden sein erhabenes
Vorbild auch aus der Ferne auf uns wirken lassen.
Wir wünschen Herrn Dr. Stein - er möge lange, gute Tage erleben -
und seiner geschätzten Gemahlin - (alles Gute) bis 120 Jahre." |
Gründung einer Bezirkswirtschaftshilfe
(1934)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. Juli 1934: "Schweinfurt,
4. Juli (1934). Hier wurde zur Linderung der Not in Stadt und Land die
Bezirkswirtschaftshilfe gegründet und dem Bezirksrabbinate angeschlossen.
In der Bezirksgemeindevertreterversammlung am 24. Juni 1934 legte
Bezirksrabbiner Dr. Köhler in einer ausführlichen Rede die Grundsätze
fest, nach denen er die soziale Arbeit leiten wolle. Kein Jude, auch im
kleinsten Dorfe, soll vergessen bleiben und Not leiden. Der Vorstand der
Kultusgemeinde, ein Vertreter der Lehrerschaft und der Wohlfahrtsvereine
erklärten sich bereit, nur im Rahmen der Wirtschaftshilfe zur Hilfe bei
der Heranbildung der jungen Generation und zur Linderung der Not
beizutragen. Jede Familie in der Stadt und auf dem Lande muss durch
Monatsbeiträge nach der Kraft des Vermögens zur Erhaltung der
Wirtschaftshilfe beitragen. Die praktische Arbeit hat bereits mit dem 1.
Juli 1934 begonnen. Auch die bereits bestehende Darlehenskasse wird
eingegliedert." |
70. Geburtstag von Rabbiner Dr.
Salomon Stein (1936)
Artikel im
"Gemeindeblatt der Israelitischen Gemeinde Frankfurt" vom April 1936
S. 236-237: "Rabbiner Dr. Salomon Stein zum 70. Geburtstag. Am 27. März
vollendete Herr Rabbiner Dr. Salomon Stein sein siebzigstes Lebensjahr.
Rabbiner Dr. Stein war bis vor wenigen Jahren Bezirksrabbiner in
Schweinfurt am Main und hat sich dann in unsere Stadt und in unsere
Gemeinde zurückgezogen. Mit allen Kreisen seiner ihm in Verehrung und
Liebe anhängenden Gemeinde nehmen auch die Mitglieder unserer Gemeinde,
denen es vergönnt ist, dem edlen und vornehmen Mann hier zu begegnen, von
Herzen gern den freudigen Anlass wahr, dem Jubilar ihre Wünsche zu
entbieten. Sie wünschen ihm noch ungezählte Jahre in Gesundheit, damit
er mit Gottes Hilfe den Segen seines Lebens für Judentum und Judenheit,
seiner Aufopferungsfähigkeit und seiner Liebe geniesen möge! Ghr." |
Zum Tod von Bezirksrabbiner Dr.
Salomon Stein (1938)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Juni 1938: "Bezirksrabbiner
Dr. Salomon Stein – das Andenken an den Gerechten ist zum Segen.
Im 73. Lebensjahre ist am 14. Siwan Rabbiner Dr. Stein in Bad
Ems, wo er einige Tage zur Erholung weilte, in die Ewigkeit
eingegangen. Am 16. Siwan geleitete eine große Trauerversammlung auf dem
Friedhof der Israelitischen Gemeinde in Frankfurt am Main, was irdisch an
ihm war, zur letzten Ruhestätte, wobei innige Worte des Dankes und der Würdigung
dem edlen Verblichenen gewidmet wurden. Ein weit größerer Kreis von Männern
und Frauen, zerstreut über das ganze Erdenrund, trauert um den Verlust
dieses Mannes von eigener Art und Prägung.
In Nordheim v.d. Rhön
als Kind einer Familie geboren, in der Glaubenstreue, Familiensinn und
Ehrbarkeit fest verankert waren, hat er sich auf dem Gymnasium in
Schweinfurt als glänzender Schüler bewährt. Nach seiner Reifeprüfung
studierte er an den Universitäten Würzburg und Berlin. Aber bei allem
Fleiße, den er auf das Studium verwandte, war ihm das ‚Lernen’ die
Hauptsache. Auf dem Rabbinerseminar in Berlin unter Hildesheimer – das
Andenken an den Gerechten ist zum Segen - und Hoffmann – das
Andenken an den Gerechten ist zum Segen – war ihm Gelegenheit
geboten, sein talmudisch-rabbinisches Wissen zu vertiefen. Im Alter von 24
Jahren wurde ihm das Distriktsrabbinat Schweinfurt übertragen, dem er 44
Jahre bis zu seinem Übertritt in den Ruhestand die Treue hielt, indem er
die verschiedensten glänzenden Berufungen ablehnte.
Von seltenstem Pflichtgefühl und strengster Gewissenhaftigkeit
beseelt, verwaltete er sein Amt in vorbildlicher Weise, sorgte er in
selbstloser Hingabe für alle religiösen Belange. Wer zu ihm kam, dem
fiel seine rührende Liebenswürdigkeit, seine innere Bescheidenheit wie
Sonnenschein ins Gemüt. In Freud und Leid fühlte er sich fest und innig
mit seinem Bezirke verbunden. Er kannte kein Misstrauen und keine
Verbitterung, und auch nach den herbsten Erfahrungen bewahrte er sich den
festen Glauben an den Adel der menschlichen Natur.
Weil jeder, der mit Dr. Stein zu tun hatte, herausfühlte, dass bei diesem
schlichten und anspruchslosen Manne, dem alles Glänzen und Gleißen fremd
war, eine jede Handlung aus Lauterkeit und Wahrhaftigkeit, aus einer Seele
ohne Arg herausquillt, dass bei ihm Religion mit allen Betätigungen
seines Lebens schlechthin verschmolzen ist, darum gelang es ihm, auch
Andersdenkende für seinen Standpunkt zu gewinnen. Man vergalt ihm Treue
mit Treue und Liebe mit Liebe. So wirkte er als ein echter Seelsorger, der
sich in die Psyche der seiner Leitung Anvertrauten hineinzuleben verstand
und durch sein Wesen zeigte, wie man gut sein kann ohne Schwäche, weich
und doch voll Rückgrat, lenksam und doch leitend.
Der jüdischen Erziehung galt sein besonderes Interesse. Mit dem Gefühl
der tiefen und beglückenden Andacht kam er in die arbeitenden
Schulklassen und erlebte dort Stunden des Erfassens und Verstehens unter
den jungen Menschenkindern. Den Lehrern als Berater, den Kindern als
Freund erscheinend, stellte er sich nicht als Schulbeamter über das
Leben, sondern als menschlich fühlender, Lebenssuchender, Leben
anerkennender und Leben weckender Schulpfleger mitten in das Leben hinein.
Er beschränkte seine pädagogische Tätigkeit nicht nur auf die
Schule. Schon lange, bevor das Wort geprägt wurde, trieb er
‚Erwachsenenbildung’ in des Wortes bester Bedeutung. Durch geistreiche
Vorträge insbesondere über die Psalmen und geschichtliche Themen senkte
er Saatkörner religiösen Wissens und jüdischen Bewusstseins in die
Herzen der ihm gerne Lauschenden. Die Ergebnisse dieser Vorträge sind uns
zum größten Teil als wissenschaftliche Arbeiten in den Jahrbüchern der
Jüdisch-literarischen Gesellschaft und in selbständigen
Geschichtsdarbietungen überliefert.
Es ist klar, dass der Ruf einer solchen Persönlichkeit weit über die
Grenzen seines Bezirkes hinaus drang und seine Arbeitskraft für alle möglichen
Organisationen in Anspruch genommen wurde, in Rabbinervereinigungen, im
Landesverband, im Dienste der Lehrerbildung und Lehrerfortbildung, auf dem
Gebiete der Wohltätigkeit. Überall arbeitete er mit feinem Takte, im
eiste der Versöhnlichkeit unter unverrückbarem Festhalten am
gesetzestreuen Prinzip. Wo es aber um die Reinheit der jüdischen Lehre
ging, kämpfte er mit Mut und Unerschrockenheit.
Nach seiner Pensionierung vor vier Jahren siedelte Dr. Stein nach
Frankfurt am Main über, um hier seinen Lebensabend, umhegt und gepflegt
von seiner treuen, ihm verständnisvoll zur Seite stehenden Gattin, zu
verbringen. Die Verbindung mit seinem Bezirk bestand weiter. Wer von den
von ihm ehemals Betreuten ein Anliegen auf dem Herzen hatte, wandte sich
vertrauensvoll an Rabbiner Dr. Stein, der daher auch im Ruhestande einen
ausgedehnten Schriftverkehr zu bewältigen hatte. Hier wich er allen ihm
zugedachten Ehrungen aus. In vornehmer Zurückhaltung lebte er in seiner
Frankfurter Zeit der Erfüllung der Gebote,
der Beschäftigung mit der Tora.
Aus der Lehre schöpfte er der die Wahrheit, deren Erkenntnis ihm die
Kraft gab, viel Schweres zu ertragen, das die Vorsehung ihm auferlegte.
Auf Dr. Salomon Stein lässt sich das Mischle-Wort anwenden: ein Mann voll
der Treue ist voll des Segens. Er war ein Mann der Treue, treu sich selbst
und treu den anderen. Darum trug er den Segen in sich, und sein Wirken
wurde zum Segen für andere, Das
Gedenken an den Gerechten ist zum Segen."
|
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in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Juni 1938: "Nachruf.
Wir beklagen in tiefstem Schmerze das Hinscheiden unseres früheren
Rabbiners, des Herrn
Dr. Salomon Stein - das Gedenken an den Gerechten ist zum Segen
-
(1866-1938).
Der Heimgegangene war 44 Jahre lang, von 1890-1934, unser geistlicher
Führer. An allem, was bei uns Gutes und Schönes geschah, war er Antrieb
und Anteil. Er war der gerechte, mit Liebe hingegebene Geschichtsschreiber
seiner Gemeinde. Unauslöschlich ist so durch Leben und Wirken sein erhabenes
Andenken.
Israelitische Kultusgemeinde - Schweinfurt - Bezirks-Rabbinat
Dr. Frank - Dr. Köhler |
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Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Juni
1938:
"Trauerfeier für Rabbiner Dr. S. Stein - das Gedenken an
den Gerechten ist zum Segen.
Schweinfurt, 27. Juni (1938).
Am Sonntag, den 26. Juni, fand in der Synagoge zu Schweinfurt eine
Trauerfeier für den in diesen Tagen verstorbenen früheren
Bezirksrabbiner Dr. Salomon Stein statt. Sämtliche Gemeinden des
Rabbinatsbezirkes hatten Vertreter entsandt, auch die benachbarten
Rabbiner waren als Ehrengäste erschienen. Denn Rabbiner Dr. Stein war die
Verkörperung der Gemeinde und des Rabbinatsbezirkes, wirkte er doch
unermüdlich hier fast 44 Jahre. Sein besonders gutes Herz, seine
Menschenliebe und sein unbeugsamer Charakter verschafften ihm die
Zuneigung jedes einzelnen Bezirksmitgliedes. Seine Frömmigkeit und sein
Torawissen machten ihn zu einer Persönlichkeit, die weit über den Kreis
seiner Gemeinden hinausging. So ward er Mitbegründer des Verbandes
Bayerischer Israelitischer Gemeinden und war führend tätig in den Kuratorien
von Lehr- und Fürsorgeanstalten, sowie vielen Organisationen.
Wurde zwar schon bei der Trauerfeier in Frankfurt am Main, wo Rabbiner Dr.
Stein fern seines früheren Wirkens am 15. Juni 1938 beigesetzt wurde,
durch Vertreter seiner Gemeinden, seinen Amtsnachfolger und seine Kollegen
dem Schmerze Ausdruck verliehen, so gestaltete sich die Trauerfeier in
Schweinfurt zu einer unvergesslichen Ehrung für den verdienten
Verklärten.
Diesen Gefühlen gab Herr Bezirksrabbiner Dr. Köhler beredten
Ausdruck, indem er die Persönlichkeit des Verewigten mit der aufrechten
Palme verglich, die ohne Krümmung war. Auch der Vorstand der
Israelitischen Kultusgemeinde Schweinfurt, Herr Amtsgerichtsrat Dr. Frank,
schloss sich den Gefühlen der Trauer und des Schmerzes um den lieben
Entschlafenen mit wirkungsvollen Worten an. Im Auftrage des benachbarten
Rabbinatsbezirkes Burgpreppach,
den Dr. Stein vertretungsweise zeitweise verwaltet hatte, sprach Herr
Bezirksrabbiner Saul Munk. Der Synagogenchor Scheinfurt unter der Stabführung
des Herrn Lehrer Berlinger gab der Feier einen würdigen und
eindrucksvollen Rahmen.
Wie im ganzen Judentum wird Bezirksrabbiner Dr. Stein besonders in seiner
Gemeinde und seinem Bezirke fortleben als eine einmalige seltene
Persönlichkeit, als der wahre Seelsorger und Menschenfreund, als das
Vorbild und Beispiel des Rabbiners." |
Zum Tod von Anna Köhler, der Frau
von Rabbiner Dr. Max Köhler (1937)
Anmerkung: die Verlobung- und Hochzeitssanzeigen von Dr. Max
Köhler und Anna geb. Köhler findet sich auf der Seite
zu Merzig.
Weiteres zur Biographie von Rabbiner Dr. Max Köhler siehe auf einer
Seite "Gegen das Vergessen" - ein Schülerprojekt zum Schicksal
jüdischer Familien in Borken (Westfalen) zur Zeit des Nationalsozialismus: Seite
zu Dr. Max Köhler Ausführlich mit Dokumenten: https://www.kassel-stolper.com/biografien/familie-feilchenfeld-u-heinrich-k%C3%B6hler/
Ein Foto von Rabbiner Dr. Max Köhler findet sich auf einer Seite
der Website joods-leven.net
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Juli
1937: "Schweinfurt, 5. Juli (1937). In tiefe Trauer
versetzt wurde unsere Gemeinde und der ganze Bezirk durch den unerwarteten
Heimgang der Frau Anna Köhler, der Gemahlin unseres verehrten
Rabbiners Dr. M. Köhler. Am 19. Tammus (= 28. Juni 1937) hauchte diese
edle Frau bei der treuen Erfüllung ihrer Mutterpflichten ihr junges Leben
aus. Nach kaum siebenjähriger, überaus glücklicher Ehe schenkte sie
einem dritten Kinde das Leben und gab das ihre dafür. Mit ihr verlor der
Gatte die treueste Lebensgefährtin, die dem Rabbinerhause Schönheit und
Glanz verlieh, verloren die unmündigen Kinder die fürsorgendste Mutter.
In tiefer Erschütterung teilen weite Kreise den Schmerz der Familie. Die
herzliche Anteilnahme kam ergreifend bei der Beerdigung im Beth-chajim
(Friedhof) zu Würzburg zum Ausdruck, wobei die Herren Rabbiner Dr.
Hanover, Würzburg, Dr. Munk, Burgpreppach
und Lehrer Reiter, Gerolzhofen, ein
treues Lebensbild der edlen Heimgegangenen zeichneten. Möge der
Allgütige den schwergeprüften Gatten Trost in den hohen Pflichten seines
heiligen Amtes finden lassen. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des
Lebens." |
Schweinfurt als Tagungsort von überregionaler Bedeutung
30. Generalversammlung des
Israelitischen Lehrervereins für das Königreich Bayern in Schweinfurt
(1909)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 15. Oktober
1909: "München, 29. September (1909). Die 30.
Generalversammlung des Israelitischen Lehrervereins für das Königreich
Bayern tagte vor kurzem in Schweinfurt. Sie war äußerst zahlreich
besucht; etwa 120 Lehrer beteiligten sich daran. Rechtsanwalt Dr. Hommel
begrüßte die Versammlung namens der israelitischen Kultusgemeinde, und
der Ortskollege Adler namens der Lehrer Schweinfurts und Umgebung. Der Vereinsvorstand
Lehrer Goldstein (Heidingsfeld)
erstattete Bericht über die Arbeiten und Sorgen der Verwaltung im
verflossenen Jahre. Translateur (Miltenberg)
begründete eingehend seinen Antrag über Bearbeitung eines
Normal-Anstellungsvertrages. Der Antrag wurde einer Kommission
überwiesen. Oppenheimer (Laudenbach)
und Dingfelder (München) erstatteten gemeinsam ein Referat über die
Bedeutung der Revision des Judenedikts vom Jahre 1813 für die Gemeinden
und für die Lehrer. Die Referenten hatten folgende Thesen aufgestellt:
Eine gesetzliche Revision des Judenedikts ist notwendig und
unaufschiebbar: Für die Gemeinden im Interesse der Gewissensfreiheit, der
finanziellen Durchführung der gemeindlichen Aufgaben, der Errichtung
einer Zentralkasse. Den Mitgliedern der Großgemeinden ist unter
Berücksichtigung wohlerworbener Rechte die Trennungsmöglichkeit zur
Bildung mehrerer Kultusgemeinden zu geben. Als gemeindliche Aufgaben sind
außer den in der Ministerial-Entschließung vom 29. Juni 1863 genannten
Einrichtungen noch anzusehen die Rabbiner- und Lehrerbildung, die
Unterstützung sozialer und wirtschaftlicher Bestrebungen. Die
Zentralkasse ist eine Pflicht- und Rechtskasse für alle Kultusgemeinden
in Bayern. Ihre Einnahmen bestehen aus staatlichen und kultusgemeindlichen
Beiträgen. Die Leistung jeder Kultusgemeinde wird nach dem
Staatssteuersoll berechnet. Jede Kultusgemeinde kann diesen Beitrag
autonom aufbringen. Für die Lehrer: Bei der vorzunehmenden gesetzlichen
Revision des Judenedikts sind Bestimmungen aufzunehmen im Interesse der
Gründung und Erhaltung jüdischer Volksschulen und der Religionslehrer,
und zwar Bestimmungen über Vorbildung, Anstellung, Grundgehalt,
Dienstalterszulagen, Pensionsverhältnisse und Reliktenversorgung konform
den jeweiligen gesetzlichen Bestimmungen für bayerische Volksschullehrer.
Ein den Referaten entsprechender Gesetzentwurf war vorzulegen. Die darauf
folgende lebhafte Debatte ergab Zustimmung zu den Ausführungen der
Referenten. Hervorzuheben ist die energische Stellungnahme gegen die
Anstellung ungeprüfter, nicht ordnungsmäßig vorgebildeter Personen im
Religionsschuldienste. Zum Schlusse wurde folgende Resolution einstimmig
angenommen: 'In Übereinstimmung mit den Ausführungen und Forderungen der
beiden Referenten Oppenheimer und Dingfelder hält die Generalversammlung
im Interesse der israelitischen Kultusgemeinden und ihrer Beamten eine
Revision des Judenedikts vom Jahre 1813 mit Trennungsmöglichkeit und
Errichtung einer Zentralkasse für notwendig und unaufschiebbar. Die
Generalversammlung wählt eine Kommission mit dem Rechte der Zuwahl,
beauftragt dieselbe, Material zu einem Gesetzentwurf auf Grundlage der
erstatteten Referate vorzubereiten und den maßgebenden Faktoren,
insbesondere der königlichen Staatsregierung und den beiden hohen
Häusern des Landtages in Vorlage zu bringen.' Die nächste
Generalversammlung voll am 18. Juli 1910 in Würzburg
stattfinden." |
Einladung zum "Bundestag" des Bundes gesetzestreuer israelitischer
Gemeinden Bayerns (1928)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. November
1928:
"Bund gesetzestreuer israelitischer Gemeinden Bayerns.
Am Sonntag, den 11. November 1928, Nachmittag 2 Uhr findet in Schweinfurt,
'Restaurant zum Burgfrieden', Theresienstraße 19, wieder ein
Bundestag
statt, zu welchem wir alle glaubentreuen Juden aus Stadt und Land
freundlichst einladen.
Programm: 1. Begrüßung durch den Vorsitzenden.
2. Vortrag des Herrn Bezirksrabbiner Dr. Bamberger, Bad Kissingen: 'Der
Einfluss der jüdischen Frau und Mutter auf die Familie.'
3. Vortrag des Herrn Bezirksrabbiner Dr. Stein, Schweinfurt: 'Psalmenlektüre'.
Die Vorstandschaft des Bundes gesetzestreuer israelitischer Gemeinden
Bayerns. Bezirksrabbiner Dr. Stein: 1. Vorsitzender." |
Bericht über den "Bundestag" des Bundes gesetzestreuer israelitischer
Gemeinden Bayerns (1928)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. November
1928:
"Bund gesetzestreuer jüdischer Gemeinden Bayerns. Schweinfurt,
13. November.
Am Sonntag, den 11. November fand in Schweinfurt a.M. eine gute besuchte
Tagung des Bundes gesetzestreuer israelitischer Gemeinden Bayerns statt.
In der Vormittagssitzung gab der erste Vorsitzende des Bundes, Herr
Bezirksrabbiner Dr. S. Stein - Schweinfurt einen ausführlichen Rechenschaftsbericht
über das abgelaufene Vereinsjahr, dem die Fürsorge für lehrerlose
Gemeinden und solche, in in absehbarer Zeit der Lehrerlosigkeit
entgegensehen, eine besondere Note gab. Die mit Erfolg unternommenen
Schritte, geeignete Privatpersonen, besonders Jugendliche zu Vorbetern
auszubilden, sollen im neuen Jahre mit Intensität fortgesetzt werden. Die
Anstellung eines 'Landessofers' (sc. Landes-Toraschreibers) wurde
allgemein als eine dringende Notwendigkeit anerkannt und steht in
allernächster Aussicht. Als ein besonders erfreulicher Erfolg muss
bezeichnet werden, dass es dem Bunde mit Unterstützung des
Rabbinerverbandes und des Verbandes israelitischer Gemeinden gelang, bei
der Staatsbehörden zu erreichen, dass bei den juristischen
Staatsprüfungen die Sabbate freigehalten werden. Trotz der geringen
finanzielle Mittel des Bundes konnte einer Anzahl Gemeinden Subventionen
für die Renovierung von Torarollen und Mikwoaus (sc. rituellen Bädern)
bewilligt werden.
Das Problem der Schulbefreiung der Volksschüler an den Sabbaten fand in
der Generaldiskussion eingehende Erörterung. Die Herren Rabbinen Dr.
Bamberger - Bad Kissingen und Dr. Hanover - Würzburg sowie die Herren Dr.
Hommel - Schweinfurt, Dr. Münz - Nürnberg, Felsenstein - Fürth und
Saalheimer -Würzburg, haben zahlreiche sehr beachtenswerte Anregungen.
Herr Saalheimer - Würzburg trat in sehr temperamentvoller Weise für die
Interesse der traditionell lebenden Geschäftsreisenden ein, Herr Rabbiner
Dr. Hanover plädierte für eine große allgemeine konservative Tagung
aller traditionell gerichteten Kreise Bayerns.
Nach der Mittagspause begann die öffentliche Tagung, in der die Herren
Bezirksrabbiner Dr. Bamberger - Bad Kissingen über den 'Einfluss der
jüdischen Frau und Mutter auf die Familie' und Bezirksrabbiner Dr. Stein
- Schweinfurt über 'Psalmenlektüre' referierten. beide Vorträge fanden
bei dem zahlreichen Publikum freudigste Aufnahme. (J.U.)."
|
Bericht über die Generalversammlung des Bundes gesetzestreuer israelitischer
Gemeinden Bayerns (1928)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. November
1928:
"Bund gesetzestreuer Gemeinden Bayerns. Schweinfurt, 20.
November (1928).
Die Generalversammlung des Bundes gesetzestreuer israelitischer
Gemeinden Bayerns und der sich anschließende Bundestag fanden am 11.
November hier statt. Beide Veranstaltungen nahmen einen erfreulichen
Verlauf. Der von dem Vorsitzenden erstattete Jahresbericht erbrachte den Beweis,
dass die Vorstandschaft an der Erfüllung der von der vorjährigen
Generalversammlung erteilten Aufträge eifrig arbeitet. In der Frage der
Versorgung lehrerloser Gemeinden mit Unterricht und religiöser Belehrung
der Erwachsenen hat der Bund einige vielversprechende Erfolge erzielt. In
einer vom Bunde veranlassten Versammlung am 29. Januar dieses Jahres haben
sich 14 Lehrer, voran Herr Lehrer Brückheimer, Marktbreit,
für diese Arbeit zur Verfügung gestellt. Nunmehr hat der Verband
bayerischer israelitischer Gemeinden unter Danksagung an den Bund diese
Aufgabe zu lösen übernommen, indem er von den Lehrern verlangt, dass sie
sich bis zum Höchstmaß von insgesamt 28 Dienststunden bereit finden
mögen, lehrerlose Nachbargemeinden mit zu versehen. Wir sehen der
Entwicklung der Angelegenheit, die nun in Händen des Verbandes liegt, mit
Vertrauen entgegen.
Zur Anstellung eines Sofer hat sich der Verband bayerischer israelitischer
Gemeinden bereit erklärt, Mittel zur Verfügung zu stellen. Sobald es uns
gelingt, für den anzustellenden Sofer noch einen weiteren Posten, etwa
als Hilfsschächter oder Aufsichtsbeamter oder dergleichen zu erlangen,
können wir unseren diesbezüglichen Plan zur Ausführung bringen. Es
ergeht an die größeren Gemeinden des Landes hiermit die Aufforderung,
dass sie dem Bunde und seiner Vorstandschaft nach dieser Richtung
hilfreich an die Hand gehen mögen.
Die Anleitung der Jugend zur Erlernung der Tora-Vorlesung ist in einer
Reihe von Gemeinden dank der Tätigkeit der Herren Lehrer bereits zur
Tatsache geworden und sie soll durch Prämien an die Lehrenden und
Lernenden weiter gefördert werden. Der Erfolg des Bundes, den er durch
Unterstützung der Rabbiner-Konferenz und des Verbandes erzielt hat, dass
nämlich die juristischen Staatsprüfungen künftig unter Freihaltung der
Sabbate stattfinden werden, wurde freudigst begrüßt. Zur Unterstützung
notleidender Gemeinden in der Reparatur ihrer Torarollen und Ausgestaltung
der rituellen Tauchbäder hat der Verein im verflossenen Jahre ca. 1.000
Mark verausgabt. Es wurde der Vorstandschaft anheim gegeben, den rechten
Zeitpunkt ausfindig zu machen, um durch eine Eingabe bei der
Staatsregierung die Befreiung der jüdischen Volksschüler an den Sabbaten
vom Schulbesuch sicherzustellen.
Sodann berichtete der Vorsitzende über einige, die jüdische
Öffentlichkeit zur Zeit bewegende wichtige Fragen des religiösen Lebens.
Ferner gibt er bekannt, dass er bei der Beratung der Mustersatzungen des
Verbandes für die Gemeinden von einigen Gemeinden um Aufklärung und
Mitarbeit angegangen wurde und diese gerne geleistet hat. Auch hob er das
von Vertrauen getragene Verhältnis bei der Arbeit zwischen Verband und
Bund gebührend hervor.
Des weiteren wurde eine Kommission ernannt, die auf eine Zusammenfassung
der konservativen Juden Bayerns hinarbeiten soll, deren Mitglieder alsdann
im Bunde gesetzestreuer israelitischen Gemeinden auf Grund geänderter
Statuten als Förderer mit dem Recht der Antragstellung und beratender
Stimme wirken können. Der Kassenbericht ergab einen erfreulich gesunden
Stand der Kasse.
An die Generalversammlung schloss sich alsdann der Bundestag an. Er wurde
durch eine besonders herzliche Ansprache des Herrn Justizrat Dr. Himmel
als Vorsitzenden der israelitischen Kultusgemeinde Schweinfurt und durch
eine Begrüßungsrede des Bundesvorsitzenden eingeleitet. Letzterer
schilderte im Anschluss an den Gegensatz zwischen Esau und Jakob den
Widerstreit zwischen der idealistischen und materialistischen
Lebensanschauung, die die beiden Pole des menschlichen Strebens
darstellen, und forderte die Mitglieder des Bundes auf, in diesem Kampfe
sich zu Schildträgern Gottes, als Verfechter des Idealismus zu bewähren,
in Befolgung des Prophetenwortes: 'Reiniget Euch, Ihr Schildträger
Gottes!' |
Mit
größter Aufmerksamkeit und freudiger Zustimmung wurden die beiden nun
folgenden Referate von der Versammlung hingenommen. Das erste erstattete
Herr Bezirksrabbiner Dr. Bamberger, Kissingen. Es behandelte das Thema:
'Der Einfluss der jüdischen Frau und Mutter im religiösen Leben der
Gegenwart'. Das zweite Referat, erstattet von Bezirksrabbiner Dr. Stein,
Schweinfurt, behandelte die rechte Art der Psalmenlektüre. Zahlreiche,
wohl ausgewählte Proben gaben eine sachgemäße Anleitung zum richtigen
Verständnis der Psalmen, die mehr wie jedes andere Buch der heiligen
Schrift der Anregung eines geläuterten religiösen Sinnes und einer
praktischen Frömmigkeit dienen. Aus der Mitte der Versammlung heraus
wurde die Anregung zur Drucklegung der Referate gegeben."
|
Generalversammlung des "Bundes
gesetzestreuer israelitischer Gemeinde Bayerns" in Schweinfurt
(1931)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. Februar
1931:
"Bund gesetzestreuer israelitischer Gemeinden Bayerns.
Die diesjährige ordentliche Generalversammlung findet am Sonntag,
den 22. Februar, vormittags 11 Uhr
n Schweinfurt, Restaurant Burgfrieden statt.
Die Vorstandschaft des Bundes gesetzestreuer israelitischer Gemeinden
Bayerns. Bezirksrabbiner Dr. Stein, 1. Vorsitzender." |
|
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15.
März 1931:
"Tagung des Bundes gesetzestreuer Israelitischer Gemeinden.
Die diesjährige Tagung des Bundes gesetzestreuer Israelitischer Gemeinden
fand am 22. Februar in Schweinfurt statt. Aus dem Bericht des
Vorsitzenden, Herrn Bezirksrabbiner Dr. Stein, konnten die Teilnehmer
wieder erfahren, welche Fülle von Arbeit der Bund im abgelaufenen Jahre
geleistet hat. Bei welcher Angelegenheit auch immer Interessen des
bayerischen gesetzestreuen Judentums zu vertreten waren, immer war der
Bund auf dem Plan, und dank seiner zielbewussten Arbeit hatte er - Gott
sei Dank - in der Regel Erfolg zu verzeichnen. Es liegt in der Natur
der Sache, dass über diese Tätigkeit und deren Bedeutung immer nur ein
kleiner Teil informiert ist; die Generalversammlung war deshalb dem
Vorsitzenden dankbar, dass er hier Gelegenheit gab, auch einmal von dieser
Seite der Bundesarbeit zu erfahren. Der Redner referierte ferner über die
Tätigkeit des Bundes in der Schechito-Angelegenheit und zur
Versorgung mit Koscherfleisch, über die ausgedehnte Tätigkeit des vom
Bunde aufgestellten Sofers (Toraschreiber), über Versorgung von
lehrerlosen Gemeinden und Subventionen für Instandsetzungen von Mivoaus
(rituelle Bäder) usw.
Auch im vergangenen Jahre arbeitete der Bund mit der Leitung des Verbandes
bayerischer Israelitischer Gemeinden in allen das bayerische Judentum
betreffenden Fragen einträchtig zusammen. die an das Referat des
Vorsitzenden anschließend Diskussion brachte noch verschiedene Anregung
und unter dem Beifall der Anwesenden wurde noch zum Ausdruck gebracht,
dass der Bund gesetzestreuer Israelitischer Gemeinden in den zehn Jahren
seines Bestehens eine Fülle von Segen dem bayerischen Judentum gestiftet
habe und aus ihm nicht mehr wegzudenken sei.
Am Nachmittage versammelte ein Bundestag eine große Schar von Zuhörern.
Justizrat Dr. Hommel (Schweinfurt) richtete im Namen der Kultusgemeinde Schweinfurt
eine überaus warme Begrüßung an den Bund, dessen Arbeit gerade für die
Gesamtheit (sc. des Judentums) er gerade angesichts der
gegenwärtig drohenden Gefahren für besonders wertvoll erachtet.
Bezirksrabbiner Dr. Stein beleuchtete die Bedeutung des Bundes, der auf
der einen Seite berufen ist, die Interessen des bayerischen gesetzestreuen
Judentums innerhalb des Verbandes bayerischer Israelitischer Gemeinden zu
wahren, der aber darüber hinaus, wie Redner im Anschluss an einen Midrasch
ausführte, im Sinne der Philosophie des Ben-Asai praktische religiöse
Tat als Ausgangspunkt religiösen Lebens pflegt. In seinem groß
angelegten Referat über: 'Der Sabbat, seine Idee, seine Forderung, seiner
Verwirklichung', entrollte Bezirksrabbiner Dr. Ephraim (Burgpreppach),
ein fein gezeichnetes Bild von der Schönheit und Bedeutung des Sabbats.
Das besondere Verdienst des Redners war es aber, dass er die Probleme, die
der Sabbat der gegenwärtigen Generation stellt, mit Ausführlichkeit behandelte
und die Wege zeigte, die deren Lösung erfordert. Das zweite Referat: 'Die
portugiesischen Marannen' von Bezirksrabbiner Dr. Stein vermittelte den
Anwesenden ein ergreifendes Bild vom Heroismus unserer verfolgten Brüder,
die mehr als 400 Jahre allen Gefahren zum Trotz im Herzen Juden geblieben
sind und nun heute mit einem ungeheuren Opfermut wieder die volle
Vereinigung mit der jüdischen Gesamtheit erstreben. Mit reichem Beifall
dankten die Hörer den Rednern für die weihevollen Stunden, die sie ihnen
gespendet und deren Labsal in der Not der Gegenwart doppelt wohltuend
empfunden wird." |
Berichte zu einzelnen Personen aus der Gemeinde
Zum Tod von Rebecka Heinemann (1879)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. März 1879: "Aus
Unterfranken. Einer wackern Frau, einer Eschet Chajil (=
wackere Frau) in des Wortes wahrem Sinn haben wir am letzten Freitag das
letzte Geleite gegeben, es galt wahrlich einem tugendhaften Weibe, der
Frau Rebecka Heinemann in Schweinfurt. Als die Nachricht sich unter
ihren vor ihrem Ableben zahlreichen Freunden und Freundinnen verbreitete,
brach alles in lautes Schluchzen und Weinen aus. Niemand wollte es
glauben, denn die Verblichene stand bei Jung und Alt in hohem Ansehen.
Nicht nur im engeren Circle (Kreis) der Familie hat dies erschütternde
Ereignis die aufrichtigste Teilnahme und Gefühle wachgerufen, nein, die
ganze Gemeinde trauerte an dem Sarge der edlen Frau. Und mit Recht. Wer
die Verklärte in ihrem Leben kannte, wer jemals näheren Umgang mit ihr
gehabt, fand, dass sie jeden mit einem freundlichen Gesichtsausdruck
empfing, eine herzgewinnende, liebevolle, kluge Persönlichkeit, die aller
Verleumderei abseits, jeden nach seinem Verdienst beurteilte. Im
Frühjahr 1875 feierte sie noch das seltene Fest der goldenen Hochzeit mit
ihrem Manne, doch nicht lange darauf wurde ihr der Gatte entrissen. Erst
vor wenigen Jahren war dieselbe von Obereuerheim
in die Stadt gezogen; sie ließ sich von dem Strom der Neuzeit nicht
verleiten, vom Althergebrachten wie dem Zehnten und der Challa
(sc. Sitte der Absonderung eines Teigstückes) geben, von der so trauten
Schabbeslampe zu lassen, zahlte bis zum letzten Augenblick ihre jüdische
Steuer nach obiger Gemeinde, wenngleich sie es nicht verpflichtet war,
kurz, sie war nach allen Seiten tätig in der Ausübung der religiösen
Weisungen (Mizwot). Und was sie als Wohltäterin war, das
werden am besten die Armen zu sagen wissen, denn sie gab aus vollen
Händen und gern. Bis zum letzten Moment bewahrte sie Frömmigkeit und
Bescheidenheit stets gepaart mit Gottvertrauen, stand auch beim Nichtjuden
in hohem Ansehen, welches sich deutlich am Leichen-Kondukt zu erkennen
gab, denn ein überaus großer Zug bewegte sich vom Fischerrain durch die
Stadt. Die Leiche wurde nach Gerolzhofen
in den Friedhof überführt, denn es war der lebhafteste Wunsch der
Verklärten, neben ihrem Manne zu ruhen. Auch als Familienmutter war sie
jederzeit bemüht, ihren Kindern eine streng religiöse Erziehung zu geben
und Gottlob! konnte sie in ihrem hohen Alter mit Zufriedenheit auf das
Getane blicken, es trug die schönsten Früchte. Möge nun das Verdienst,
das sich dies fromme Weib in so hohem Maße erworben, ihren Söhnen und
Töchtern, ihren zahlreichen Enkeln und Urenkeln zum Segen
gereichen und die Erde ihr leicht sein. Ihre Seele sei eingebunden in
den Bund des Lebens. E." |
Dr.
H. Rose wird 3. Staatsanwalt in Schweinfurt (1890)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 27. November 1890: "Herr Dr. H. Rose zur Zeit
Rechtspraktikant und Konzipient in Nürnberg, (ist) zum 3. Staatsanwalt
in Schweinfurt ernannt worden." |
|
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Dezember 1890:
"München. Der bisherige 2. Staatsanwalt und Privatdozent Dr.
Harburger ist als Landgerichtsrat am Landgericht München II., Herr Dr. H.
Rose, zur Zeit Rechtspraktikant und Konzipient in Nürnberg, zum 3.
Staatsanwalt in Schweinfurt ernannt worden." |
Zum Tod von Fanny Frank geb. Heinemann (1896)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. März 1896: "Schweinfurt.
Heute haben wir ein ehrbares Mitglied unserer Gemeinde zu Grabe getragen,
eine Frau, die zu den ersten israelitischen Familien gehörte, die seit
ca. 30 Jahren sich wieder in hiesiger Stadt niedergelassen. Es ist dies
Frau Fanny Frank geb. Heinemann, welche nach eben vollendetem 68.
Lebensjahr das Zeitliche segnete. Von einem echt religiösen Sinn beseelt,
selbstlos in jeder Weise, hat sie von den ihr in reichem Maße verliehenen
Erdengütern einen richtigen Gebrauch zu machen verstanden, sodass sie
sich den Namen einer Wohltäterin in unserer Gemeinde und unter den Armen
für alle Dauer zu sichern gewusst. Erst vergangenen Schawuot
(Wochenfest) stiftete sie im Vereine mit ihrem Bruder eine neue Torarolle
mit allem Zubehör, und noch manche schöne Gabe hat unser Gotteshaus von
der Verewigten aufzuweisen. Möge ihr der himmlische Lohn für ihr Tun
zuteil werden. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens." |
Beleidigungsklage des
Getreidehändlers Uri Seligstein gegen den antisemitischen Redakteur Anton
Memminger* (1897)
Artikel
aus der Zeitschrift "Im deutschen Reich" vom Juni 1897 S. 342:
"Schweinfurt, 10. Juni (1897). Hier wurde heute vor dem Schöffengericht
die Beleidigungsklage des Getreidehändlers Seligsten in Schweinfurt und
Landtagsabgeordneten Burger in Zeil gegen den antisemitischen Redakteur
der "Neuen bayerischen Landeszeitung" Memminger in Würzburg
verhandelt. Der Letztere hat in der 'Landeszeitung' von Uri Seligsten
grundlos behauptet 'dieser Jude hat durch seine schlechte Ware den guten
Ruf unserer fränkischen Gerste geschädigt und unseren Bauernstand schwer
benachteiligt'. Weiter schrieb das Blatt: 'Die Direktion nahm die
schlecht, nicht keimfähige Gerste des Handelsjuden, hierdurch wurde der
bayerische Staat schwer geschädigt'. Die Benachteiligung des bayerischen
Staates wurde deshalb hereingezogen, weil das Hofbräuhaus sich in eigener
Verwaltung des Staates befindet. Dr. Sigl druckte diese Artikel in seinem
'Vaterland' ab. Wegen fortgesetzter Beleidigung - begangen an Seligstein
und Burger, der ersteren an die Direktion empfohlen hatte, - hatte sich
nun Memminger vor dem hiesigen Schöffengericht zu verantworten, während
der Abgeordnete Dr. Sigl zur Zeit noch nicht zur Verantwortung gezogen
werden kann, da der Reichstag die nötige Zustimmung verweigert hat. Die
Klage betraf verschiedene Artikel über Lieferung von unterfränkischer
Gerste für das königliche Hofbräuhaus in München. Memminger wurde
schuldig erkannt, je zweier |
*Anmerkung 1: Bei dem Angeklagten
handelte es sich um den antisemitischen Verleger, Autor und Politiker Anton
Memminger (1846-1923, 1893 Gründer des antisemitischen
"Fränkischen Bauernbundes"), weiteres siehe Wikipedia-Artikel
zu Anton Memminger. |
**Anmerkung 2: Beim
"Abgeordneten Dr. Ratzinger" handelte es sich um den
Geistlichen, Sozialreformer, Publizist und Politiker Dr. Georg
Ratzinger (1844-1899), dem mehrere pseudonym veröffentlichte
antisemitische Hetzschriften zugeschrieben werden. Georg Ratzinger ist ein
Großonkel des Papstes Benedikt XVI. Weiteres siehe Wikipedia-Artikel
zu Georg Ratzinger (Abgeordneter). |
Zum Tod von Moses Straußer (1898)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Juni 1898: "Schweinfurt.
Der Guten ist wieder einer weniger: am heutigen Tage wurde hier Herr Moses
Straußer zu Grabe getragen, ein Mensch seltener Geistes- und
Herzensgaben, ein Jünglingsherz mit dem Wissen und den Erfahrungen eines
Greises, ein nicht starker Körper mit der Kraft eines Riesen, wo es galt,
das Schöne und Edle zu verfechten, den Schwachen zu helfen. In der Blüte
der Jahre, in denen er große Pläne zu verwirklichen gedachte, wurde er
dahin gerafft durch tückisches Leiden, ein vollkommenes Brandopfer,
wie Herr Rabbiner Dr. Stein in tief gefühlter Rede ausführte, ein
zweiter Isaak, der mit Engelsgeduld und Gottergebenheit dem über
ihn verhängten Schicksal ins Auge sah (sc. Rabbiner Dr. Stein brachte
die Krankheit mit der 'Opferung' Isaaks nach 1. Mose 22 in Verbindung).
Nach den aus Freundesherzen kommenden Worten des Herrn Dr. Stein, ergriff
an der Bahre das Wort Herr M. Oppenheimer, Würzburg für den
kaufmännischen Verein Phönix, den Verblichenen als Hort der Geselligkeit
und Brüderlichkeit schildernd, hierauf sprach Herr Hermann Buxbaum -
Würzburg und gedachte des Entschlafenen als Freund, zum Schluss
schilderte Herr Fabrikant Hermann Reiß - Würzburg den Dahingeschiedenen
als Mann der Rechtlichkeit und des Pflichtbewusstseins. Als die
erschienenen Würzburger Freunde, die sich diesen letzten Dienst
auserbeten hatten, sich gemeinschaftlich anschickten, den die irdische
Hülle des teueren Freundes bergenden Sarg ans Grab zu tragen, blieb kein
Auge tränenleer und jeder fühlte, dass ein Mensch dahin gegangen ist,
der berufen gewesen wäre, einer der besten seiner Zeit zu werden.
B-m." |
Die
jüdischen Reichstagswähler setzen sich für den nationalliberalen Kandidaten
ein (1903)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 5. Juni 1903: "Schweinfurt. Es dürfte wohl neu sein,
was hier zum ersten Male versucht wird: Geschlossenes Eintreten
sämtlicher jüdischen Reichstagswähler unseres Wahlkreises Schweinfurt -
Haßfurt -Ebern für einen Kandidaten. Im Wahlkreise sind vier Kandidaten
aufgestellt: Zentrum, Bauernbund, Sozialdemokrat und Nationalliberal. Der
Wahlkreis war früher liberal vertreten; in der letzten Periode war er dem
Zentrum zugefallen, hauptsächlich durch die Unterstützung der
israelitischen Wähler, die nur so verhüten konnten, einen Bauernbündler
in die Stichwahl zu bringen. Die antisemitische Haltung des Zentrums im
bayerischen Landtage hat es aber den Israeliten unmöglich gemacht, wieder
Zentrum zu wählen; einen Sozialdemokraten zu wählen verträgt sich nicht
mit der jüdischen Auffallung der Pflichten gegen Fürst und Obrigkeit.,
der antisemitische Bauernbund, der einen Memminger als Führer hat,
scheidet von selbst aus. Es hat sich daher in Schweinfurt ein Komitee der
angesehensten Glaubensgenossen gebildet, das eifrig dahinwirkt, es
möchten alle israelitischen Wähler des Wahlkreises geschlossen für den
nationalliberalen Kandidaten, Ökonom Schäfer in Geldersheim, eintreten,
der in seiner Programmrede warm für die Gleichberechtigung der
Konfessionen eingetreten ist. Es ist sehr wohl möglich, dass die
israelitischen Wählen, 600 an der Zahl, de Ausschlag geben werden, wenn
sie geschlossen für ihren Kandidaten eintreten. Jedenfalls währe
solches, schon im Interesse der Selbstachtung und Selbsterhaltung, recht
sehr zu wünschen. A." |
Der
Inhaber der Firma S. Mohrenwitz wird
"königlich bayerischer Hoflieferant" (1904)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. März 1904:
"München. Anlässlich des 83. Geburtstages Seiner Königlichen
Hoheit des Prinzregenten Luitpold wurde der Firma S. Mohrenwitz,
Weingroßhandlung in Schweinfurt, sowie der Firma Lau und Oppenheimer,
Pferdehandlung in Hamburg, der Titel eines königlich bayerischen
Hoflieferanten verliehen." |
Zum Tod von Julius Hahn (1911)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. November 1911: "Schweinfurt,
20. November (1911). Ein schwerer Gang war es, von dem wir eben
zurückkamen. Galt es doch der Besten einer die letzte Ehre zu erweisen.
Herr Julius Hahn - er ruhe in Frieden - war groß als Jehudi und
als Mensch. Als am Freitagabend kurz nach Eingang des Schabbat seine Seele
heimkehrte zu ihrem himmlischen Vater, da fühlte jeder den großen
Verlust, den die Familie und mit ihr die Gemeinde erlitten. Julius Hahn - er
ruhe in Frieden - gehörte zu jenen leider so seltenen Männern, die
in unerschrockener und tatkräftiger Weise ihr Judentum hochhalten und
fern davon sind, auf Kosten der Religion dem Zeitgeiste Konzessionen zu
machen. Sein Leben war beispielgebend für alle, die mit ihm in nähere
Berührung kamen. Seine strikte Beobachtung des Schabbat, die ihm
bei seinem weit ausgedehnten Geschäftsbetriebe manch schweres Opfer
kostete, ebenso seine Wohltätigkeit, die allerdings nur zum
allerkleinsten Teile an die Öffentlichkeit gelangte - denn Geben im
Verborgenen war ihm Selbstverständlichkeit - waren allbekannt. An den
ehrfurchtgebietenden Tagen verstand er es, als Schofarbläser
und als ehrenamtlicher Vorbeter, durch seinen verständnisinnigen
Vortrag die Herzen seiner Zuhörer zu Gott emporzuheben. Dass ein solcher
Jehudi die wichtigste Pflicht, das Torastudium nicht vernachlässigte,
braucht kaum gesagt zu werden; er hatte trotz seiner vielseitigen
geschäftlichen Tätigkeit immer noch einige Stunden in der Woche für das
Lernen übrig. In tief empfundener Rede würdigte Herr Rabbiner Dr. Stein
all diese herrlichen Eigenschaften des edlen Verblichenen und indem er
noch sein inniges Familienleben hervorhob, verlieh er ihm den Chowertitel
(sc. Ehrenrabbiner). Möge Gott Trost spenden der trauernden
Gattin, der greisen Mutter und den unmündigen Kindern. Sein Andenken wird
ein gesegnetes bleiben. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des
Lebens." |
Zum Tod des langjährigen
Gemeindevorstehers Emil Heimann (1915)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. Mai 1915: "Schweinfurt,
9. Mai (1915). Am Montag, 3. Mai, wurde unter außergewöhnlichen Ehren
unser langjähriger 1. Vorstand, der Königliche Kommerzienrat und
Handelsrichter, Herr Emil Heimann, Schuhfabrikant, zu Grabe getragen. Mit
ihm verliert nicht nur die Großindustrie einen ihrer glänzendsten
Vertreter, die Stadt Schweinfurt ein Magistratsmitglied, das seltenen
Arbeitsgeist mit hohem, praktischem Sinn verband, sondern vor allem die
hiesige Gemeinde einen Mann, der 33 Jahre lang die Gemeinde leitete und
förderte, sodass sie heute wohlgeachtet dasteht und in allen
Einrichtungen und Institutionen fast mustergültig zu nennen ist. Sein
Hauptverdienst lag wohl darin, dass er es verstand, in unserer Gemeinde,
trotz der Verschiedenheit der religiösen Ansicht ihrer Mitglieder stets
den Frieden zu erhalten, in wirklich liberaler Weise für alle diejenigen
Bedürfnisse zu sorgen, die für eine jüdische Gemeinde notwendig und
wünschenswert sind. Diesen, seinen liberalen Grundsätzen entsprach auch,
dass er, obwohl er selbst dem gesetzestreuen Judentume ziemlich ferne
stand, zur Zeit der Richtlinienbewegung als einer der ersten die
Aufforderung zum Anschluss an die Protesterklärung gegen die orthodoxen
Rabbiner energisch zurückwies und, um noch ein Beispiel zu geben, auf
Anregung unseres verehrten Rabbiners Herrn Dr. Stein, mit dem ihn ein
überaus freundschaftliches Verhältnis verband, seinen ganzen Einfluss
einsetzte, um unseren Friedhof, der bisher nur pachtweise der
Gemeinde überlassen war, trotz großer Geldopfer, käuflich zu erwerben
und so zu einem wirklichen Haus der Ewigkeit zu machen. So tragen
alle Institutionen der Gemeinde die Spuren seiner Tätigkeit und sichern ihm innerhalb unserer Gemeinde ein dauerndes Andenken. Seine Seele sei
eingebunden in den Bund des Lebens." |
Zum Tod von Philipp
Salzer, langjähriger
Kassier und zweiter Vorstand der Gemeinde (1915)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Juni
1915: "Schweinfurt, 2. Juni 1915. Unsere Gemeinde hat
innerhalb kurzer Zeit einen zweiten schweren Verlust zu beklagen. Ihr
ältestes Mitglied, Herr Philipp Salzer, nahezu 50 Jahre in der
Verwaltung tätig, zuerst fast 40 Jahre als Kassier, dann fast 10 Jahre
als zweiter Vorstand und Synagogenkommissar, der mit an der Wiege der
Gemeinde gestanden, ist rasch dem verehrten ersten Vorstand ins Grab
gefolgt. Als Mensch in hohem Grade verehrungswürdig, auszeichnet mit den
erhabensten Eigenschaften des Herzens und des Charakters, unermüdlich
tätig im Dienste der Interessen der Gemeinde hat er sich außerordentlich
viel Liebe und Verehrung erworben, die bei seiner Überführung und bei
seiner Beerdigung zum Ausdruck kam. 39 Jahre hat er auch das Amt eines
Kassiers für den Distrikts-Rabbinats-Fonds in selten gewissenhafter Weise
und Treue inne gehabt. Bei seiner Beerdigung schilderte Distrikts-Rabbiner
Dr. Stein ausführlich sein Leben und Wirken, sein Wesen und seinen
Charakter, und der derzeitige Gemeindevorstand Rechtsanwalt Dr. Hommel
dankte in bewegten Worten für die der Gemeinde geleisteten,
unschätzbaren Dienste.
Auch er wird für immer zu dankbarem Gedenken in den Annalen unserer
Gemeinde verzeichnet sein. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des
Lebens." |
Beförderung
des Juristen Silberschmidt zum 1. Staatsanwalt beim Landgericht Schweinfurt
(1919)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 14. Februar 1919: "Der Rat am Landgericht Nürnberg,
Oberlandesgerichtsrat Silberschmidt, wurde zum 1. Staatsanwalt beim
Landgericht Schweinfurt befördert, der 2. Staatsanwalt beim Landgericht
Nürnberg, Dr. Rosenwald, auf die Stelle eines Rates an diesem
Gericht versetzt." |
Zum Tod von Jette Kurzmann geb.
Baumann (1925)
Hinweis: Jette Kurzmann geb. Baumann war die Frau des
Religionslehrers beziehungsweise des Sofer Isaak Kurzmann (siehe Berichte
oben).
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. April
1925: "Schweinfurt, 19. April (1925). Vor kurzem wurde uns
Frau Jette Kurzmann im Alter von 75 Jahren entrissen. Aus
alt-jüdischer Familie stammend, mit den Tugenden tiefinnerster
Zufriedenheit und wahrer Herzensfrömmigkeit ausgestattet, war sie in
ihrem reichen Leben eine Heldin der Arbeit, kannte sie nichts als Pflichterfüllung
im Dienste ihrer Familie und der Gesamtheit. Ihr echtes Gottvertrauen, das
ihr in manch sorgenvollen Stunden Halt und Festigkeit gab, erfüllte ihr
ganzes Wesen und einer Heiterkeit, die die reine Quelle einer
herzlich-innigen Wohltätigkeit und einer echt-jüdischen Gastfreundschaft
war. So erntete sie auch Achtung und Ehrerbietung im weiten Kreise ihrer
Lebenstätigkeit; Anhänglichkeit und wohlverdiente Liebe im Kreise ihrer
Kinder und Enkel verschönten ihren Lebensabend. Am Grabe gab Herr
Distriktsrabbiner Dr. Stein den schmerzlichen Empfindungen ob des
Verlustes einer solch tugendhaften, frommen Frau Ausdruck, die die ganze
Gemeinde erfüllen. Wie ihre Lebensarbeit eine gesegnete gewesen, so wird
auch ihr Andenken ein gesegnetes sein und das sei ein Trost für den
allein zurückgebliebenen Gatten, für die Kinder und Enkel. Ihre Seele
sei eingebunden in den Bund des Lebens." |
Zum Tod von Siegmund Heußinger (1925)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. September
1925: "Schweinfurt, 31. August (1925). Durch einen
traurigen Unglücksfall, der sich in Nürnberg abspielte, hat unsere
Gemeinde in Siegmund Heußinger einen ihrer Besten verloren. Vor
etwa 30 Jahren aus Oberlauringen
hierher übergesiedelt, wurde der weitausschauende, tatkräftige Mann zum
bewährten Ratgeber der Gemeinde und jedes einzelnen ihrer Mitglieder. Ein
streng konservativer Jehudi, hat er den Idealen der Awaudoh (Gottesdienst)
und des Gemilus chassodim (Wohltätigkeit) sich in beispielgebender Art
und Wiese gewidmet und die Idealforderung des Toralernens durch reiche
Unterstätzung aller Schulen und Lehranstalten zu erfüllen gewusst. Sein
ganzes Leben war eine Heiligung Gottes. In Bescheidenheit lehnte er die
Ehrenämter in der Gemeinde ab; nur das Amt des Distriktsrabbinatskassiers
hat er auf dringendes Zureden 8 Jahre lang vorbildlich verwaltet. Ganz
besonders stellte er in Fragen der Abwehr seinen Kann. Die Armen der Stadt
und des Umkreises, und zwar jüdische und nichtjüdische in gleicher
Weise, erblickten mit Recht in dem Verstorbenen einen gütigen Vater.
Zahllos sind die Mizwaus (religiöse Weisungen), die er erfüllt hat,
nicht minder groß die Zahl derer, zu denen er angeregt hat. Um die
Übertretung religiöser Gebote zu verhindern, hat er öfters große
Summen hergegeben. Die Beerdigung fand in Nürnberg statt, woselbst der
aus der Sommerfrische herbeigerufene Rabbiner Dr. Hein ein den Tatsachen
entsprechendes Lebensbild in tiefer Ergriffenheit vor der überaus großen
Trauerversammlung zeichnete. Die Gemeinde Schweinfurt ist sich bewusst,
dass Siegmund Heußinger nicht leicht ersetzt werden kann, und wird in
Dankbarkeit sein Andenken bewahren. 'Wehe um die, welche
dahinschwinden, und nicht mehr aufzufinden sind!'. |
Zum Tod von Siegfried Sonnenberger (1927)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Mai 1927: "Schweinfurt,
22. April (1927). Ein großer, unersetzlicher Verlust hat eine
echtjüdische Familie unserer Gemeinde betroffen. Am 10. Adar scheni (=
14. März 1927) verschied nach langem, mit echter Liebe (Ahawa)
getragenem Kranksein Siegfried Sonnenberger im 51. Lebensjahre. Einem
bekannten ´gutjüdischen Hause entstammend, in dem Tora und
Gottesfurcht sich allezeit in vollendeter Harmonie einten, hat der
Verstorbene es sein leben lang als vornehmste Aufgabe betrachtet, die heiligen
Traditionen seiner Familie in gewissenhaftester Weise aufrecht zu
erhalten, fortzupflanzen und seinen eigenen Angehörigen einzuschärfen 'und
lehret sie euren Kinder' (5. Mose 11,19). Als ein echter Wohltäter
und geradsinniger Mann, übte er alle leichten und
strengen religiösen Weisungen mit gleicher Liebe und Sorgfalt und mit
Freude aus, selbst dann noch als er auf ein schweres Krankenlager geworfen
ward. Gerade hierin zeigte er sich als ein großer Zadik (frommer
Mann), dem kein Laut der Klage und des Unwillens sich entrang, der
vielmehr alle Leiden seiner Krankheit als Liebesschläge von Gott
hinnahm. Was Wunder, als die Kunde vom Ableben Sonnenbergers sich
verbreitete, dass unsere Gemeinde, in der er wegen seiner Verdienste um
dieselbe hochgeschätzt und verehrt ward, in tiefste Trauer versetzt
wurde. Dieser großen Trauer und allgemeinen Teilnehme verlieh bei der Beerdigung
- die sich zu einer imposanten Trauerkundgebung für den Verstorbenen
gestaltete . mit warm empfundenen Worten Herr Distriktsrabbiner Dr. Stein,
dem der Verstorbene ein treuer Schüler war, beredten Ausdruck. Der
zweite Redner am Grabe, Herr Justizrat Dr. Hommel, hob die Verdienste des
Heimgegangenen als Vorstandsmitglied in der Gemeinde mit trefflichen
Worten hervor. Herr Max Oettinger, Frankfurt am Main, schilderte unter
Tränen den unersetzlichen Verlust durch den frühen Heimgang
Sonnenbergers. Schmerzbewegt und stillklagend schied eine große
Trauerversammlung vom frischen Grabe eines echten und treuen Jehudi, eines
allseits geachteten und geliebten guten Menschen, dessen Andenken in der
Gemeinde und bei allen, die ihn kannten, fortleben wird. Möge Gott
die Witwe und die Waisen aufrichten und stärken.
Seine Seele sei
eingebunden in den Bund des Lebens." |
Ludwig
Mohrenschütz - Schatzmeister des "Central-Vereins", Ortsgruppe
Schweinfurt - wurde "Vogelkönig" der Schützengesellschaft
Schweinfurt (1928)
Artikel in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des
"Central-Vereins") vom 7. September 1928: "Der
Schatzmeister unserer Ortsgruppe Schweinfurt, unser Freund Ludwig
Mohrenwitz, wurde bei dem Hauptscheibenschießen der bürgerlichen
Schützengesellschaft zum Vogelkönig proklamiert, da er den Meisterschuss
getan hatte. Er wurde von allen Schützenfreunden herzlich
gefeiert." |
Zum 60. Geburtstag von Justizrat
Dr. Moses Hommel (1929)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. Juni
1929: "Justizrat Dr. Hommel in Schweinfurt, Mitglied des
Präsidiums des Bayerischen Landesverbandes und langjähriger Vorsitzender
der Kultusgemeinde Schweinfurt, feiert am 15. Juni 1929 seinen 60.
Geburtstag. Wir möchten dem um die Entwicklung des bayerischen Judentums
und unseres Verbandes hochverdienten Manne unsere herzlichsten
Glückwünsche darbringen und der Hoffnung Ausdruck geben, dass er noch
viele Jahre in der Vollkraft seiner Leistung unserer Gemeinschaft erhalten
bleibe." |
|
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. Juni
1929: "Schweinfurt, 17. Juni (1929). Am Geburtstagsfeste der
Tora (gemeint beim Wochenfest/Schawuot, das war am 14./15. Juni
1929) konnte der in weiten Kreisen Bayerns und über die Grenzen Bayerns
hinaus allgemein bekannte Justizrat Dr. Hommel seinen 60. Geburtstag
feiern. Seit 1889 ist er Mitglied der Kultusverwaltung; im Jahre 1914
wurde er als Nachfolger von Kommerzienrat Heimann zum Vorsitzenden
gewählt. Seit dieser Zeit hat er sich auf allen Gebieten der
Gemeindearbeit erfolgreich betätigt. In verschiedenen Vereinen wirkt Dr.
Hommel teils führend mit, so z.B. im Literaturverein, in dem er nicht nur
die Verwaltungsgeschäfte führt, sondern auch gediegene wissenschaftliche
Vorträge hält. Auch dem Synagogenchor widmet er Interesse und
Förderung. Seit der Begründung des 'Verbandes bayerischer israelitischer
Gemeinden' wirkt er als dessen zweiter Vorsitzender, und innerhalb des
Verbandes wurden dem Jubilar die wichtigsten Referate und die Ausarbeitung
bedeutsamer Gesetzentwürfe übertragen, so z.B. die
Bezirksgemeindeordnung. An dem Zustandekommen der Mustersatzungen für die
Gemeinden hat Dr. Hommel bedeutsamen Anteil. In Anbetracht seiner großen
Verdienste um die Gemeinde ließ es sich Rabbinat und Gemeindeverwaltung
nicht nehmen, dem hochverdienten Mann wohlverdiente Ehrungen an diesem
Tage zuteil werden zu lassen. Vor dem Toravorlesen am 2. Schewuaustage
wurde eine würdige synagogale Feier, eingeleitet durch Chorgesang,
veranstaltet. Herr Rabbiner Dr. Stein würdigte den Jubilar als einen Mann
voll warmer Menschlichkeit und von besonderem tätig-lebendem Interesse
für alle Angelegenheiten des Judentums, denen er sich in immer größerem
Umfang widmet. Als nach Beendigung des Gottesdienstes Rabbinat,
Gemeindeverwaltung, Beamtenschaft und Vereinsvorsteher im Hause des
Jubilars durch sinnvolle Ansprachen und Geschenke ihren Dank zum Ausdruck
brachten, erwiderte Justizrat Dr. Hommel in tief bewegten Worten und hob
hervor, dass er, wenn er trotz seines anstrengenden Berufes noch Zeit für
die Klal-Angelegenheiten finde, sich immer von dem Hillelschen Grundsatze
'sondere dich nicht ab von der Öffentlichkeit' sich leiten
ließ.
Möge es dem sich um die öffentlichen Angelegenheiten sich kümmernden
Mann vergönnt sein, noch recht viele Jahre in rüstiger
Schaffenskraft zum Wohle seiner Gemeinde und der jüdischen Gesamtheit
wirken zu dürfen. L." |
Zum Tod von Laura Straußer geb. Gutmann
(1931)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Oktober
1931: "Schweinfurt, 5. Oktober (1931). Am 24. September
verschied hier nach längerem Leiden Frau Laura Straußer geb. Gutmann,
die in weiten Kreisen als ehemalige Leiterin des rühmlichst bekannten
Centralhotels und als warmherzige, liebenswürdige Menschenfreundin
allgemein geschätzt war. Um ihre Bahre versammelten sch am 1. Tage des Chol
HaMoed (1. Halbfeiertag des Sukkot-Festes, am 28. September 1931)
nicht nur die Familienangehörigen und Freunde von weit und breit, sondern
auch fast die gesamte jüdische Bevölkerung von Schweinfurt und
Nachbargemeinden. Ergreifend wirkte es, wie angesichts des Feiertags die
Menge die Bahre schweigend umstand. Aus umwölktem Himmel brach ein
Sonnenstrahl nach dem andern und strich wie schmeichelnd über die
Verblichene dahin. Durch das herbstlich gefärbte Laub ging ein leises
Säuseln wie der Abschied des Feiertags von einem sonnigen Menschenwesen,
das es so gut verstanden hatten, andern Freude (statt: Friede) zu
bereiten und besonders dem geliebten Gatten und dem einzigen Sohne das
Leben heiter und glücklich zu gestalten. Herr Rabbiner Dr. Stein, der es
lebhaft bedauerte, auf eine größere Trauerrede verzichten zu müssen,
gab durch die meisterhafte Art, wie er einen Psalm vortrug, die tiefen
Gefühle kund, die ihn beherrschten und die Wertschätzung für die
Verdienste, die sich die zu früh Verblichene durch die musterhafte
Führung einer echt jüdischen, vornehmen Gaststätte und auch eifrige
Betätigung als Mitglied der Frauen-Chewra (Frauenverein) für die
Allgemeinheit erworben hatte. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund
des Lebens." |
Erfolgreiche
Klage eines jüdischen Rechtsanwaltes (1934)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 1. Februar 1934: "Schweinfurt. Ein hiesiger zugelassener
jüdischer Rechtsanwalt klagte gegen einen Zollbeamten, der einen Brief an
ihn und seinen Kollegen mit den Worten 'An den Juden usw.' adressierte,
und erreichte, dass der Beklagte eine Geldstrafe von Mark 50.- erhielt.
Die höhere Instanz, an die der Verurteilte appellierte, ermäßigte die
Strafe auf Mark 25.-. An sich, heißt es in der Begründung, bedeute das
Wort Jude keine Beleidigung, hier aber wurde es offensichtlich in
beleidigender Absicht gebraucht." |
Abschiedsfeier für Justizrat Dr.
Hommel anlässlich seiner Auswanderung (1934)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. August
1934: "Schweinfurt, 1. August (1934). Im Rahmen des
feierlichen Schabosgottesdienstes fand im Monat Juli die Abschiedsfeier für
Justizrat Dr. Hommel statt, der nach Palästina verzieht. Bezirksrabbiner
Dr. Köhler hob in seiner Predigt die Verdienste hervor, die sich
Justizrat Dr. Hommel um die Gemeinde und das allgemeine Judentum erworben
hat. Seit 1901 gehörte er der Kultusverwaltung an, seit 1914 war er der
erste Vorstand. Er hat es verstanden, so betonte der Rabbiner, mit Takt
und Geschick, mit klugem Rat und eifriger Tat die Gemeinde zu leiten und
für den religiösen Geist der Gemeinde zu wirken. Darüber hinaus hat er
sich einen Namen im ganzen Judentum gemacht. Er war der Mitbegründer und
stellvertretende Präsident des Verbandes Bayerischer Israelitischer
Gemeinden in München und hat auch in den letzten Jahren mitgewirkt in der
Reichsvertretung der Deutschen Juden. Der Rabbiner begrüßte zugleich am
Schlusse den neu gewählten Vorstand, Herrn Direktor Ludwig Silberstein,
Hierauf dankte Direktor Silberstein im Auftrage der Kultusverwaltung in
herzlichsten Worten und hob nochmals die großen Verdienste des
scheidenden Vorstandes hervor. Dann ergriff Justizrat Dr. Hommel selbst
das Wort zum Abschied und ermahnte seine Gemeinde, im gleichen Gemein- und
Opfersinn für das jüdische Wohl einzutreten.
Am Schabbos Nachmittag fand im kleinen Kreise eine Ehrung für Frau
Justizrat Hannchen Hommel statt. Bezirksrabbiner Dr. Köhler dankte im
besonderen Auftrage der Ortsgruppe des Jüdischen Frauenbundes, die Frau
Justizrat Dr. Hommel im Jahre 1928 hier gegründet hat und überreichte
ihr ein künstlerisch ausgefertigte Urkunde, durch die sie zum
Ehrenmitglied des Frauenbundes ernannt wurde; er verlas auch ein herzlich
gehaltenes Dankschreiben des Bayerischen Landesverbandes des Jüdischen
Frauenbundes. Darauf sprach Frau Kommerzienrat Frieda Hirsch im Namen der
Mitglieder der Ortsgruppe und übergab ein erinnerndes Ehrengeschenk. Frau
Justizrat Dr. Hommel dankte und sprach die Hoffnung aus, dass es ihrer
Nachfolgerin, der neuen Vorsitzenden, Frau Anna Köhler, gelingen möge,
den Frauenbund geistig, gesellschaftlich und sozial weiter zu erhalten.
Ein gemütliches Beisammensein schloss diese schlichte Feier.
Die Kultusverwaltung hat zur Erinnerung an ihren tüchtigen Vorstand sein
Bild in würdiger Vergrößerung anfertigen und in ihrem Sitzungszimmer
anbringen lassen." |
Zum Tod von Marianne Heinemann
(1936)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. Dezember
1936: "Im Altersheim zu Würzburg verstarb Frau Marianne
Heinemann, die innerhalb der Israelitischen Kultusgemeinde Schweinfurt
viel Segensreiches gemeinsam mit ihrem vor 31 Jahren verstorbenen Gatten
Carl Heinemann geleistet hatte. Carl Heinemann war der Begründer der
Männer-Chewra Scheinfurt und bis zu seinem Tode in seltener Pflichttreue
Synagogenvorstand. Viele Stiftungen religiöser und sozialer Art sind dem
Ehepaare Heinemann zu verdanken. Frau Heinemann war mehr als 25 Jahre
Vorstandsmitglied und Kassiererin des Israelitischen Frauenvereins
Schweinfurt. Wegen dieser Verdienste war sie auch zum Ehrenmitglied des
Israelitischen Frauenvereins ernannt worden. Bei der Beerdigung auf dem Friedhof
in Gerolzhofen würdigte Bezirksrabbiner Dr. Köhler, Schweinfurt,
ihre Verdienste, indem er ihre Leistung zugleich mit der jüdischen Tat
ihres Gatten verglich. Er brachte den Dank der Gemeinde und der
Institutionen zum Ausdruck, in denen Carl und Marianne Heinemann
Hervorragendes gewirkt hatten, zum Besten unserer heiligen Tauroh (=
Tora). Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."
|
|
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1.
Dezember 1936:
Derselbe Text wie in der Zeitschrift "Der Israelit", siehe
oben. |
Tod des Kultusvorstandes Ludwig Silberstein
(1937)
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15.
Oktober 1937: "Aus der Gemeinde Schweinfurt. Unsere
Gemeinde wurde durch den Tod des 1. Kultusvorstandes in schwere Trauer
versetzt. Ludwig Silberstein verstarb nach kurzer Krankheit und
wurde hier unter großer Anteilnahme aller Kreise am 24. September 1937
beigesetzt. Es war ein Mann von seltener Herzensgüte und großem
Idealismus, der gerade in den Zeiten des Zusammenbrechens immer wieder die
Gemeinde mit allen seinen Kräften zusammenhielt und Segensreiches
schaffen konnte für jeden Einzelnen in der Gemeinde. An der Bahre stand
nicht nur die trauernde Gattin und um ihn weinten nicht nur die drei
Kinder, die teilweise durch Meere getrennt dem Vater nicht das letzte
Geleite geben konnten, sondern die Gemeinde und der Bezirk Schweinfurt.
Dieser Trauer gab Herr Bezirksrabbiner Dr. Köhler, Schweinfurt, beredten
Ausdruck. Nach ihm dankte für die Verwaltung der Kultusgemeinde Herr
Amtsgerichtsrat Dr. Frank für den Verband Bayerischer Israelitischer
Gemeinden und die Nachbargemeinde Würzburg Herr Justizrat Dr. Haas,
Würzburg, für die Schule und die Jugend Herr Lehrer Berlinger, für die
Ortsgruppe des Reichsbundes Jüdischer Frontsoldaten und den Jüdischen
Turnverein Herr M. Lehmann und für die Zionistische Ortgruppe und den
Keren Hajessod Herr Dr. Justin Mohrenwitz.
Das Andenken an diesen edlen Menschen und hilfsbereiten Juden wird nciht
nur im Kreise seiner Lieben, sondern auch seiner Heimatgemeinde stets in
Ehren fortleben." |
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
sowie Berichte zu jüdischen Gewerbebetrieben
Der Toraschreiber (Sofer) B.
Federlein zieht von Maßbach nach Schweinfurt (1867)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Januar 1867: "Ich
zeige hiermit an, dass ich nicht mehr in Maßbach,
sondern in Schweinfurt, Brückengasse Nr. 92, wohne und sind
beständig Ritualien aller Art (Tefillot, Machsorim, Chamuschim,
Talitim, Tefillin und Messusot) vorrätig bei mir zu haben. B.
Federlein, Sofer (Toraschreiber)." |
Anzeige der Metzgerei L. Blumenthal (1885)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. Januar
1885: "Koscher - Koscher.
Ich empfehle meine bekanntlich nur aus prima Qualität
Ochsenfleisch gefertigte Fleischwurst (gut geräuchert) per Pfund 1
Mark 20 Pfennig, Cervelatwurst per Pfund 1 Mark 50 Pfennig, gut geräucherte
(ausgebeinte) Ochsenbrust per Pfund 1 Mark 20 Pfennig,
ausgezeichnetes Mikerfett (in Scheiben) per Pfund 65 Pfennig.
Gefällige Aufträge werden in jedem Quantum prompt ausgeführt von
L. Blumenthal, Metzger, Schweinfurt." |
Anzeige
des Glas- und Porzellan-Engros-Geschäftes M. Salzer (1886)
Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 3. März 1886: "Für mein Glas- und Porzellan-Engros-Geschäft
suche einen mit der Branche vertrauten Commis
sowie auch einen Lehrling mit guter Schulbildung. M. Salzer,
Schweinfurt." |
Lehrlingssuchen des Engros- und
Exportgeschäftes M. Salzer (1900 / 1907)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Juli 1900:
"Für mein Engros- und Exportgeschäft, Samstags und Feiertage streng
geschlossen, suche zum baldigen Eintritt unter günstigen
Bedingungen
Lehrling
mit einjährig-freiwilligem Berechtigungszeugnis.
M. Salzer, Scheinfurt." |
|
Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 4. Januar 1907:
"Für mein Engros- und Exportgeschäft, Samstag und Feiertage
geschlossen, wird unter günstigen Bedingungen
Lehrling mit guter Vorbildung per sofort gesucht.
M. Salzer, Schweinfurt." |
Anzeige
des Rohprodukten-, Alt-Eisen- und Metallgeschäftes Julius Hahn (1901)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. November 1901:
"Für mein Rohprodukten-, Alteisen- und Metall-Geschäft suche
einen
Lehrling
mit guter Schulbildung. Kost und Logis im Hause. Schabbat und Feiertag geschlossen.
Julius Hahn,
Schweinfurt." |
Anzeige von L.
Lehmann (1903)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 18. Juni 1903:
"Lehrling,
mit guter Schulbildung zum baldigen Eintritt gesucht. Schabbos und Jomtof
(Feiertag) geschlossen.
L. Lehmann,
Schweinfurt." |
Metzgermeister S. Straußer sucht einen Gesellen (1903)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. September
1903:
"Ein tüchtiger Metzgergeselle,
der perfekter Wurstler ist, kann gegen hohen Lohn per 1. Oktober
eintreten.
S. Straußer, Schweinfurt a.M." |
Lehrlingssuche der Brot- und Feinbäckerei
K. Sachs (1904)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Februar
1904:
"Ein ordentlicher
Junge
kann die Brot- und Feinbäckerei erlernen bei
L. Sachs, Schweinfurt a.M., Oberestraße 16." |
Anzeige des Restaurants Strausser (1906)
Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familieblatt" vom 6. Juli
1906:
"Eine perfekte Köchin
bei hohem Lohn und gutem Nebenverdienst gesucht.
Restaurant Strausser, Schweinfurt." |
Frau Heussinger sucht eine Haushaltshilfe
(1908)
Anzeige
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 4. Juni
1908:
"Suche für kleinen Haushalt per August oder später ein braves
tüchtiges
Mädchen
aus anständiger Familie für Küche und häusliche Arbeiten gegen guten
Lohn.
Frau Siegmund Heussinger, Schweinfurt, Spitalstraße". |
Neujahrsgrüße von Familie Jacob Ullmann
(1915)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. September
1915:
"Allen Verwandten und guten Freunden herzliche
Neujahrs-Wünsche ('gute Einschreibung und Besiegelung').
Jacob Ullmann und Familie Schweinfurt." |
Übersicht über einige rituelle
Gaststätten in Unterfranken (1922)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. März
1922: "Schweinfurt, 20. Februar (1922). Aus der Reihe der
rituell lebenden Geschäftsreisenden ist an den Bund gesetzestreuer
israelitischer Gemeinden in Bayern die Anregung ergangen, es mögen in
einem Verzeichnis alle Orte zusammengestellt werden, in denen die
Möglichkeit rituelles Verpflegung gegeben ist und speziell soll sich
diese Liste auf Klein- und Mittelgemeinden erstrecken. Der 'Bund' hat
diese Anregung durch Beschluss der jüngsten Generalversammlung
stattgegeben und veröffentlicht hiermit eine erste Liste, zu deren
Ergänzung er gleichzeitig alle in Betracht kommenden Faktoren,
Vorstände, Lehrer, Schochetim, hiermit auffordert. Alle die hier
angeführten Adressen, soweit es nicht Restaurants sind, verlangen eine
jedesmalige Vorausbestellung des Essens. Wir bringen die Liste nach
Rabbinatsdistrikten geordnet: 1. Rabbinatsdistrikt Aschaffenburg.
Herr Rabbiner Dr. Breuer schreibt, dass die Herren Lehrer des Distrikts
bereit sind, Reisende entweder selbst rituell zu verköstigen oder ihnen
Häuser zu empfehlen, wo sie rituell verköstigt werden können.' 2. Rabbinatsdistrikt
Bad Kissingen. Außer den ohnedies bekannten Restaurationen in Bad
Kissingen, Bad Brückenau, Stadt
Brückenau, werden genannt, Gemünden:
Metzger Strauß. Geroda: Frau Moses
Strauß. Heßdorf: Metzger
Weichselbaum und Metzger Schild (Wurstwaren) und Frau Herz Forchheimer. Maßbach
(statt Maßbrich): Metzger A.M. Marx. Oberthulba:
Jakob Löwenfried. Poppenlauer:
Frau Metzgermeister Sigmund Klein. Völkersleier:
Heinrich Bergmann. Willmars: Lehrer
Neumann und Siegfried Frank. (Diese unter 2. genannten Namen werden von
den Vorständen und Lehrern als zuverlässig erklärt!). 3. Rabbinat
Kitzingen. Kitzingen: Frau P.
Adler Wwe., Landwehrstraße, L. Oppenheimer, Rosengasse, A. Schönfärber,
Leidenhofstraße. 4. Rabbinat Neumarkt. Amberg:
Lehrer Godlewsky, Sulzbürg (statt
Sulzburg): Emanuel Regensburger. 5. Rabbinat Schweinfurt.
Schweinfurt: Hotel Central (J. Straußer). Haßfurt:
Metzger Cahn. Arnstein: Schochet
Hermann Holländer. 6. Rabbinat Burgpreppach. Hofheim:
Frau Strauß. Burgpreppach: Frau
Steinhardt." |
Restaurateur in Schweinfurt gesucht
(1924)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. März
1924: "Restaurateur gesucht!
Seit Veräußerung des gutbekannten 'Hotel Central' besteht in hiesiger
Gemeinde keine jüdische Restauration.
Die Gemeinde hat nun geräumige
Wirtschaftsräume mit Saal, Garten und Wurstküche
gepachtet und beabsichtigt diese an einen Restaurateur wieder zu
verpachten. Tüchtigem Restaurateur ist damit die Möglichkeit zur
Begründung einer guten Existenz geboten. Nur strengreligiöse Bewerber
wollen sich ehestens melden und bei ihrer Bewerbung über seitherige
Tätigkeit und Vermögensverhältnisse und auch darüber Mitteilung
machen, ob sie allenfalls eine Tauschwohnung zur Verfügung stellen
können.
Schweinfurt, den 18. März 1924. Die Kultusverwaltung. Justizrat
Dr. Hommel." |
Verlobungsanzeige
von Hedwig Grünberg und Gustav Salzer (1924)
Anzeige in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des Central-Vereins)
vom 3. April 1924: "Statt Karten.
Hedwig Grünberg - Gustav Salzer. Verlobte.
Salzkotten (Westfalen) - Schweinfurt - Nürnberg, Wodanstraße
75.
März 1924." |
Verlobungsanzeige
von Marta Schäler und Fritz Hermann (1924)
Anzeige in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des Central-Vereins)
vom 3. Juli 1924:
"Marta Schäler - Fritz Hermann. Verlobte.
Schweinfurt am Main - München Jacobsplatz 2.
Juni 1924." |
Verlobungsanzeige für Rose Grünbaum
und Eli Schloss (1925)
Anzeige in "Der Israelit" vom 19. März 1925: "Statt Karten
Rosel Grünbaum Elli Schloss Verlobte
Poppenlauer Unterfranken
Schweinfurt am Main Theresienstraße 19 /
Wachenheim an der Haardt, Rheinpfalz.
März 1925." |
Geschäftseröffnung eines
rituellen Restaurant im Restaurant zum Burgfrieden (1927)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2.Juni 1927: "Geschäftseröffnung!
Dem sehr verehrlichen, reisenden Publikum die ergebenste Mitteilung, dass
ich am 29. Mai in Schweinfurt-Main, Restaurant zum Burgfrieden,
Theresienstraße 19, ein nach den strengsten Grundsätzen geführtes
rituelles Restaurant und Wurstlerei- und Aufschnittgeschäft eröffnet
habe. Referenz Rabbiner Dr. Stein, Schweinfurt. Zur Ausführung von
Hochzeiten und anderweitigen Festlichkeiten, Gesellschaften und Kongressen
stehen meine schönen Wirtschaftsräume zur Verfügung. Es wird mein
Bestreben sein, mein Unternehmen nach den modernsten wirtschaftlichen
Grundsätzen zu führen. An den Viehmärkten findet Verkauf warmer Würste
auf dem Viehmarkt selber statt. Ich bitte das verehrliche Publikum um
wohlwollende Unterstützung meines Unternehmens.
Schweinfurt am Main, Mai 1927." |
Hochzeitsanzeige von Klara Stein und Dr. Hermann Galewski
(1933)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. März
1933:
"Klara Stein - Dr. Hermann Galewski
beehren sich, ihre so Gott will am 22. März in Schweinfurt (Main)
stattfindende Vermählung bekannt zu geben.
Schweinfurt Schultestraße 54 - Berlin-Charlottenburg
2 Mommsenstraße 66". |
"Arisierung" einer
jüdischen Firma (1936)
Artikel
in der "Jüdischen Rundschau" vom 23. Juni 1936: "Mit dem
Sitz in Schweinfurt am Main und einer Zweigniederlassung in
Düsseldorf ist laut 'Völkischem Beobachter' vom 20. Juni die Fränkische
Weinessig- und Konservenfabrik G.m.b.H. gegründet worden. Die Errichtung
der G.m.b.H. erfolgte, um die seit 1846 bestehende jüdische Firma L.
Hirsch zu übernehmen, die in Schweinfurt und Düsseldorf die Gerstellung
von Essig und Spirituosen betrieb; die in Leipzig bestehende
Konservenfabrik wurde nicht mit übernommen." |
Nach
1945: Todesanzeige für Ida Keller geb. Stern (USA 1949)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Aufbau"
vom 22. April 1949: "Am 11. April entschlief nach langer
Krankheit meine liebe Frau, unsere herzensgute Mutter, Schwiegermutter,
Schwester, Schwägerin, Tante, Cousine, Großmutter
Ida Keller geb. Stern (früher Schweinfurt) im Alter von 69
Jahre.
Im Namen aller Hinterbliebenen: Albert Keller 35 Ft.
Washington Ave. New York 32, N.Y.
Die Beerdigung hat in aller Stille stattgefunden. Es wird gebeten, von
Kondolenzbesuchen abzusehen." |
Weitere
Dokumente zu jüdischen Gewerbebetrieben und Privatpersonen
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim / Ries; auch die Anmerkungen
wurden erstellt auf Grund der Recherchen von Peter Karl Müller)
Brief
der Gebr. Hofmann aus Altenkunstadt
an Jonas Nordschild in Schweinfurt (1868) |
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Der Brief (nur Kuvert erhalten) der Gebrüder Hofmann aus
Altenkunstadt wurde am 22.
Dezember 1868 an Jonas Nordschild in Schweinfurt versandt.
Jonas Nordschild wurde am 12. April 1808 in Niederwerrn geboren und starb am 8. Oktober 1880 in Schweinfurt.
Er war seit 1835 (in Niederwerrn) verheiratet mit Klara geb. Nordmann (geb. 8. Juli 1808 in
Heßdorf, gest. 17. Mai 1865 und
beigesetzt im jüdischen Friedhof in
Euerbach, war die Witwe des Lehrers Salomon Kohn, der 1833 mit 32
Jahren an Typhus starb; die beiden hatten zwei Kinder, geb. 1830 und 1832
in Hessdorf). Das Ehepaar hatte unter anderem einen Sohn: Adolf Nordschild
(geb. 31. Oktober 1844 in Niederwerrn).
Jonas Nordschild kam als Wollhändler mit seiner Familie nach Schweinfurt.
Noch 1856 wurde die Firma im Adressbuch als Wollenhandlung bezeichnet.
Möglicherweise tätigte Jonas Nordschild damals bereits
Wechselgeschäfte, später (wohl um 1861) gründete er dann das Bankhaus Jonas Nordschild in Schweinfurt - Am Markt 13/15.
Im Bericht des St. Johannis - Zweigverein für freiwillige Armenpflege in Schweinfurt und das Waisen - und Rettungshaus Marienthal aus dem Jahr 1857
findet sich in der Liste der Wohltäter auch Jonas Nordschild.
Beim Absender handelt es sich um die Gebrüder Isaak und Leopold Hofmann von
Altenkunstadt. Der Tuchscherer Leopold Hofmann errichtete 1852 (1854) in der Steffelmühle (Wiesenmühle) eine Spinn- und Tuchfabrik,
1883 "Wollspinnerey und Färberwerkstätte" genannt, die später über die Erben an den Fabrikanten Silberstein überging.
1864 gibt es ein Gesuch der Gebrüder Leopold und Isaak Hofmann zur Erhöhung des Wehres in ihrer Fabrik in
Weismain.
Quellen: http://www.geni.com/people/Jonas-Nordschild/6000000031254214178 (Hinweis:
hier mehrere fehlerhafte Angaben)
http://www.pfiffikus.mainpost.de/regional/schweinfurt/Seit-100-Jahren-am-Marktplatz;art781,3279434
http://www.gda-old.bayern.de/findmittel/ead/ansicht.php?fb=628&lft=109181&rgt=110974&alft=109393&argt=109430#ae
http://www.obermain.de/lokal/altenkunstadt-burgkunstadt-weismain/art2415,58242,PRINT?_FRAME=33
http://de.wikipedia.org/wiki/Steffelmühle
http://www.obermain.de/lokal/altenkunstadt-burgkunstadt-weismain/art2415,223351 |
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Geschäftliche
Karte an die
Weinhandlung H. Gundersheimer (1882) |
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Die Karte an die
Weinhandlung H. Gundersheimer wurde am 15. Mai 1882 aus Lichtenfels nach Schweinfurt geschickt. Hermann
Gundersheimer
(verheiratet mit Doris / Dorothea geb. Künstler) stammte aus Gochsheim,
wo noch sein Sohn Samuel Gundersheimer (geb. 1874 in Gochsheim, gest. 1938
in Frankfurt) geboren ist. Letzterer war ab 1896 Inhaber der Großhandlung
Samuel Gundersheimer in Würzburg.
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Karte von Jakob und H.
Stern in
Niederstetten an die Eisenhandlung
Fa. Eisenheimer in Schweinfurt (1889) |
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Die Karte mit der
Bestellung wurde von Niederstetten
nach Schweinfurt am 4. Juli 1889 verschickt. Hinweis: auf etlichen
Ortsseiten in der Website von "Alemannia Judaica" finden sich -
allesamt aus der Sammlung von Peter Karl Müller - Karten, die an die Fa.
Eisenheimer geschickt wurden; diese Karten werden - außer der obigen
hebräisch geschriebenen Karte - nicht zusätzlich auf der Schweinfurter
Seite wiedergegeben. Bei Interesse bitte über die Suchfunktion in der Eingangsseite
"Eisenheimer" eingeben.
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Karte
von Marie Brandis (Schweinfurt)
nach Bamberg (1902) |
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Absender der am 6. Juli 1902 von
Schweinfurt nach Bamberg verschickten Karte waren Marie Brandis und ihre
Schwester, Empfängerin war eine Frau Heckel in Bamberg.
Zur Absenderin und deren Schwester: Marie Brandis (geb. am 26. Juli 1865 in
Mühlhausen, Mfr. als Tochter des Arztes Dr. Max Brandis,
gebürtig aus Dormitz, Obfr. und der Babette Herzfelder, gebürtig aus
Marktbreit). Die Familie Brandis zog noch vor 1900 von Mühlhausen nach Bamberg. Marie hatte noch
fünf Geschwister. Marie Brandis war die Inhaberin einer Sprachschule in Bamberg, Vorderer Bach 7. Von 1911 bis zu ihrem
Berufsverbot 1935 war Sie als Sprachlehrerin in Bamberg tätig. Am 9. September 1942 wurde Sie von Bamberg nach Theresienstadt deportiert und kam dort am
23. Januar 1943 ums Leben. Quellen: Gedenkbuch der Jüdischen Bürger Bambergs - S.
60;
http://www.franken-wiki.de/index.php/Gedenkstätten_für_die_Opfer_des_Nationalsozialismus_in_Franken
(unter Bamberg, Vorderer Bach 7)
Die Schwester von Marie Brandis, die auf der Karte ebenfalls herzliche Grüße ausrichten lässt, ist mit ziemlicher Sicherheit
Emma Brandis (geb. am 2. April 1860). Emma war die zweite Ehefrau des Witwers Markus
Marx (Heirat 1897 Bamberg), der in Schweinfurt eine renommierte Weingroßhandlung betrieb
(Weingroßhandlung Marcus Marx), die später sein Sohn mit zwei Neffen weiterführte
bis zu deren "Arisierung". Das Ehepaar Marx verzog 1907 nach München. Emma Marx verstarb dort 1937.
Quelle: Recherchen von Elisabeth Böhrer, Schweinfurt. |
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Postkarte
an die Weingroßhandlung
Mohrenwitz und Söhne (1906) |
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Die Postkarte mit Poststempel Pfreimd
wurde an die Weingroßhandlung Mohrenwitz & Söhne in Schweinfurt verschickt am
5. August 1906 mit Ankunftsstempel Schweinfurt vom 5. August 1906.
Die Weingroßhandlung Mohrenwitz & Söhne wurde 1828 in Sommerach gegründet. Seit Anfang des 20. Jahrhunderts
betrieben Isidor und Ludwig Mohrenwitz die vom Vater geerbte Weingroßhandlung und Likörfabrikation
in Schweinfurt. Isidor Mohrenwitz war über viele Jahre hinweg aktives Mitglied der
Israelitischen Kultusgemeinde Schweinfurt. Bereits 1908 findet sich sein Name unter den gewählten Ersatzleuten zur Wahl der Ausschussmitglieder der
israelitischen Kultusgemeinde. Auch noch 1929, in einem Zeitungsartikel zu den Vorstandswahlen ist bei der Wiederwahl sämtlicher Mitglieder der
vergangenen Wahlperiode zur Wahl der Verwaltungsmitglieder der Name von Isidor Mohrenwitz zu finden.
Ludwig Mohrenwitz lässt sich 1913 in den USA einen Heizungsapparat für Tafelware (Geschirr) patentieren. Er ist
ebenfalls ein aktives Mitglied, sowohl als Schatzmeister im "Central-Verein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens"
in der Ortsgruppe Schweinfurt, wie auch als Mitglied der Schützengesellschaft Schweinfurt, bei der er 1928 beim
Hauptscheibenschießen zum "Vogelkönig" - Schützenmeister 1928 der Schützengesellschaft Schweinfurt proklamiert wurde.
1935 übernahm Isidor Mohrenwitz's Sohn Rechtsanwalt Dr. Justin
Mohrenwitz, durch das Berufsverbot der Nürnberger Gesetze
an der Ausübung seines Berufes behindert, die Leitung der Weingroßhandlung. 1938
wurde Justin Mohrenwitz verhaftet und für 13 Monate ins KZ Buchenwald gebracht. Isidor Mohrenwitz (72 Jahre) wird Opfer der Pogromnacht in Schweinfurt und wird in
Schutzhaft genommen. Isidor Mohrenwitz, von den Geschehnissen schwer mitgenommen (todkrank) und seine Frau
Bettina
blieben allein zurück, nachdem Tochter Anna zuvor noch die Auslösung ihres Bruders
Justin aus der Haft im KZ Buchenwald
gelang und beide ins Ausland emigrierten, Justin nach Großbritannien,
Anna nach Australien. Die Jüngste der Geschwister, Ilse,
war bereits 1935 nach Palästina/Israel ausgereist (siehe Dokument
unten von 1935). Isidor Mohrenwitz
starb 1941 in Schweinfurt. Seine Frau Bettina wurde am 22. April 1942 zuerst nach Würzburg und anschließend nach Krasnystaw deportiert, wo sie in Folge im KZ bei Izbica ermordet
wurde. Vgl. für Quellen und weitere Informationen die Links unten
beim Dokument von 1935. |
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Postkarte
an den Apotheker
Sigo Bernheimer in Schweinfurt (1909) |
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'Die Postkarte wurde am
14. September 1909 an Sigo Bernheimer in Schweinfurt verschickt mit
Glückwünschen zum (jüdischen) Jahreswechsel. |
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Briefkopf
der Fa. L. Hirsch,
Weinbrennereien usw. (1930) |
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Die Firma L.
Hirsch, Weinbrennereien, Weinessig und Likörfabriken wurden 1845
gegründet; auf der Darstellung oben ist rechts die Fabrik in Schweinfurt
abgebildet.
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