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zu den Synagogen in
Baden-Württemberg
Bad Dürrheim (Schwarzwald-Baar-Kreis
)
Geschichte des Friedrich-Luisen-Hospizes
Oktober
2012: Festveranstaltung und Buchvorstellung zum
100. Jahrestag der Einweihung des
Friedrich-Luisen-Hospizes |
Vom
jüdischen Kinderheim zur Luisenklink. Die Geschichte des
Friedrich-Luisen-Hospizes in Bad Dürrheim 1912-2012. Herausgegeben von
Sven Wahl und Uwe Schellinger. ISBN 978-3-00-038341-0.
Das Buch ist erhältlich in Morys Hofbuchhandlung in Donaueschingen (Website)
und in der Luisenklinik Bad Dürrheim zum Preis von 14,90 €.
Korrespondenzanschrift: Luisenklinik - Zentrum für
Verhaltensmedizin
Luisenstraße 56 78073 Bad Dürrheim
Tel.: 0-7726-668-4 (Zentrale) E-Mail:
info[et]luisenklinik.de www.luisenklinik.de
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Das Buch wurde beim Festakt der
100-jährigen Geschichte des Friedrich-Luisen-Hospizes am 10. Oktober in
der Luisenklinik im Bettina-Falk-Haus vorgestellt. Beim Festakt sprachen
neben den Vertretern der Luisenklink (Vorstandsvorsitzender Dipl-Kfm. Sven
Wahl und Ärztlicher Direktor Prof. Dr. Dr. Norbert Grulke) auch Arno
Elmer vom Sozialministerium des Landes Baden-Württemberg, Landrat Sven
Hinterseh (Schwarzwald-Baar-Kreis), Bürgermeister Walter Klumpp (Stadt
Bad Dürrheim), Tatjana Malafy (Stellvertretende Vorsitzende der Oberrats
der Israelitischen Religionsgemeinschaft Baden) sowie Landesrabbiner von
Baden Moshe Flomenmann. |
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Fotos von der Veranstaltung
am 10. Oktober 2012 im Bettina-Falk-Haus der Luisenklinik |
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Die beiden Herausgeber des
Buches:
Sven Wahl und Uwe Schellinger
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Landrat
Sven Hinterseh
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Bürgermeister
Walter Klumpp
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Vertreter der jüdischen
Gemeinden:
Tatjana Malafy und Landesrabbiner
Moshe Flomenmann |
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Dankesworte und Geschenke für
weitere Beteiligte an der
Entstehung des Buches |
Musikalische Umrahmung
durch das Holzbläserensemble
"Vientetto" |
Blick vom
Bettina-Falk-Haus
zum Altbau des
Friedrich-Luisen-Hospizes |
Gedenktafel für die in der
NS-Zeit
umgekommene letzte Heimleiterin
Bettina Falk |
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Presseartikel zur
Jubiläums-Veranstaltung und
zur Buchvorstellung
(zum Lesen bitte Textabbildung
anklicken) |
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Artikel im
"Schwarzwälder Boten" |
Artikel im
"Südkurier"
vom 11. Oktober 2012 (Link) |
Artikel in der
"Südwest-Presse" |
Weiterer Artikel von
Hans-Jürgen Eisenmann in der "Neckarquelle" vom 11. Oktober
2012: "Luisenklinik
Bad Dürrheim 100 Jahre alt". |
Übersicht:
Zur Geschichte des Friedrich-Luisen-Hospizes
In Bad Dürrheim bestand von 1912 bis 1939 ein "Erholungsheim für israelitische Kinder und minderbemittelte
Erwachsene" ("Friedrich-Luisen-Hospiz").
Der Synodalausschuss der badischen Israeliten fasste im September 1906 im
Zusammenhang mit den Feierlichkeiten der Goldenen Hochzeit des badischen
Großherzogs Friedrich I. und seiner Frau Luise den Beschluss, in
Bad Dürrheim ein "Hospiz für israelitische Kinder und minderbemittelte
(weibliche) Erwachsene" zu errichten. Nachdem die Standortfrage geklärt
war, trat am 18. März 1907 die Synode zu einer außerordentlichen Tagung
zusammen. Geleitet wurden die Verhandlungen von Stadtrat Louis Marx (Bruchsal);
Vizepräsident war Rabbiner Dr. Rawicz (Offenburg). Die Vorlage des Oberrates,
zur Beschaffung der zur Erstellung des Hospizes erforderlichen Mittel ein
Darlehen von 150.000 Mark aufzunehmen, fand ohne Debatte einstimmige Annahme.
Mit der Erstellung eines Kindererholungsheims im höchstgelegenen deutschen
Solbad hatte die Landessynode ein dringendes soziales Werk geschaffen.
Der Bau konnte 1911 bis 1912 durchgeführt werden. Treibende Kraft bei der Erstellung des Erholungsheimes
war von Beginn
an (und bis zu seinem Tod 1931) der Karlsruher Geheime Oberregierungsrat Dr.
David Mayer und seine Frau Marie. Den Plan für das Gebäude hatte Architekt
Arthur Lehmann aus Mannheim entworfen. Das Hospiz war
zunächst zur Aufnahme von 76 Kindern eingerichtet. Am 28. Juli 1912 war die feierliche
Einweihung, bei der zahlreiche prominente Personen von Seiten der Behörden,
des Staates sowie der Israeliten Badens anwesend waren. Die Weiherede hielt
Rabbiner Dr. Steckelmacher aus Mannheim. Ein Jahr später, am 28. August
1913, beehrte die Witwe des Großherzogs - Luise von Baden - das
Friedrich-Luisen-Hospiz durch ihren Besuch.
Das Friedrich-Luisen-Hospiz wurde streng rituell geführt; die Aufsicht über
die Küche hatte neben der Oberin der Bezirksrabbiner von Gailingen,
zu dessen Bereich das Hospiz in Bad Dürrheim gehörte. Auf die Pflege des
Schabbat und der jüdischen Feiertage wurde großer Wert gelegt; im Gebäude
wurde zur Abhaltung von Gottesdiensten der Spielsaal neben dem Speisesaal im
Erdgeschoss als Betsaal verwendet. Nach dem Bericht von Rabbiner Dr. Bohrer
(Bericht unten von 1935) wurde auch der Speisesaal immer wieder als Synagoge
verwendet. Regulärer Gottesdienst wurde gefeiert, wenn - häufig nur mit Hilfe
von Kurgästen der Pension Waldeck (s.u.) - ein Minjan (10
religionsmündige Männer) anwesend war. Unter den zur Kur befindlichen
Jugendlichen gab es meist auch ein paar Jungen, die bereits Bar Mizwa (d.h.
religionsmündig) waren. Eine Torarolle war vorhanden (vgl. Bericht über die
Feier des Schabbat im Hospiz von 1932 unten).
Die erste Heimleiterin war Schwester Oberin
Dorothea Kochmann aus Frankfurt (zuvor am Israelitischen Gemeindehospital in
Frankfurt); erster Hausarzt war der Badearzt Dr. Paul Harraß. Als
Lehrerin im Haus war Berta Weil, als Sekretärin Dora Marx tätig.
Alle vier konnten von der Einweihung des Hauses 1912 bis über die Feier des
10-jährigen Bestehens des Hospizes gemeinsam miteinander arbeiten. Im Sommer
1924 übernahm die Heimleitung Oberin Bettina Falk aus Bad Mergentheim
(geb. 1889; zuvor im Israelitischen Spital in Basel; ermordet nach der
Deportation Ende September 1942 in der Tötungsstätte Raasiku bei Reval). 1924
war das Heim personell wie folgt ausgestattet: vier Personen, die für Leitung
und Erziehung zuständig waren, sechs Schwestern sowie 15 Personen in
Hauswirtschaft und Pflegepersonal (teilweise in Ausbildung). 1932 gab es zur
Aufnahme von Kindern 105 Betten. Der Personalbestand hatte sich etwas
verändert: vier Personen, die für Leitung und Erziehung zuständig waren, eine
Schwester sowie 25 Personen, die für Hauswirtschaft und Pflege zuständig waren
(teilweise in Ausbildung). Eine Zusammenstellung von neun in Leitung, Erziehung
und Pflege tätigen Personen von 1933 siehe unten.
Die im Friedrich-Luisen-Hospiz aufgenommenen, meist 3- bis 15-jährigen Kinder
(Mädchen bis 25 Jahren) stammten nach einer Zusammenstellung über die ersten
zehn Jahre zu etwa einem Drittel aus badischen Orten, zu zwei Dritteln aus dem
übrigen Deutschland sowie aus dem Ausland. Viele Kinder stammten aus
Frankfurt.
Beim Novemberpogrom 1938 wurde das "Friedrich-Luisen-Hospiz" von
Nationalsozialisten überfallen. Die im Haus befindlichen Kinder konnten - nach
einem vorliegenden Bericht - durch den Hausmeister der Einrichtung in den Keller
des Gebäudes gebracht und hier vor gewaltsamen Übergriffen geschützt werden.
Bis zur zwangsweisen Auflösung des Kinderheimes 1939 fanden im
Friedrich-Luisen-Hospiz zahlreiche Kinder und erwachsene Mädchen Erholung
(zwischen 1912 und 1937 etwa 11.000 Kinder);
viele jüdische Kindermädchen und Praktikantinnen erhielten im Haus ihre Ausbildung.
Die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland verkaufte unter dem Zwang der
Verhältnisse das Heimgebäude 1941 an die damalige Berufskrankenkasse der
Kaufmannsgehilfen in Hamburg.
1941 bis 1945 wurde es als Reservelazarett zweckentfremdet. 1945 bis 1949
war in ihm ein Kinderheim der französischen Besatzungsmacht eingerichtet. 1949 erhielt
die damalige Israelitische Landesgemeinde Baden, Freiburg/Br. das Heim nach einem Vergleichsverfahren zurück.
Diese verpachtete das Gebäude ihrerseits an die Stadtgemeinde Bad
Dürrheim.
1950 wurde das Gebäude an das Diakonissen-Mutterhaus St. Chrischona in
Bettingen bei Basel (vertreten durch den Chrischona-Schwesternverband Lörrach
e.V.) verpachtet. Die offizielle Übernahme durch das Diakonissen-Mutterhaus St.
Chrischona erfolgt am 1. April 1951. 1954 wurde das Gebäude durch den
St. Chrischonaverband käuflich erworben. Von diesem
wurde im Gebäude zunächst ein Kindersanatorium "Luisenheim" des Chrischonaverbandes eingerichtet.
1990 hat der Chrischonaverband die Gebäude des bisherigen
Kindersanatoriums an die "Gesellschaft für Verhaltensmedizin und
Gesundheitsforschung" verkauft. Von dieser wurde das Gebäude des früheren
Friedrich-Luisen-Hospizes umfangreich saniert und äußerlich möglichst
originalgetreu renoviert. Im Mai 1991 konnte die "Luisenklinik"
eröffnet werden. Gründer und Leiter der Klinik war bis Anfang 2006 der im Jahr
darauf verstorbene ärztliche Direktor Prof. Dr. Rolf Wahl. Die
Luisenklinik - "Zentrum für Verhaltensmedizin" ist Akademisches
Lehrkrankenhaus der Universität Heidelberg.
Über die gegenwärtige Arbeit siehe die Website der Einrichtung www.luisenklinik.de.
Adresse des früheren Friedrich-Luisen-Hospizes - heutige Luisenklinik -
in Bad Dürrheim: Luisenstraße 56
Zum Gedenken: von den Bewohnern des Friedrich-Luisen-Hospizes (Heimleitung, Angestellte und
Mitglieder des Pflegepersonals) sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Brunhilde Alexander
(1922), Camilla Baum (1896), Edith Dannenberg (1915), Bettina Falk (1889),
Emilie Falk (1895), Anna Friedland (1890), Jenny Levi (1893), Alice Lewin
(1929), Jutta Merser (1925), Anna Helene Schuss (1927), Philipp Steinbock
(1932), Kurt Eli Stern (1933), Minna Stern geb. Levy (1902), Ruth Hilde Weil
(1922). Zu den 1933 im Friedrich-Luisen-Hospiz wohnhaften Personen siehe
weitere Informationen unten.
Über die vermutlich größere Zahl von Kindern, die zwischen 1912 und 1939 zeitweise im
Friedrich-Luisen-Hospiz untergebracht waren und umgekommen sind, können keine Angaben gemacht
werden.
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An die in der NS-Zeit ermordete Heimleiterin
Bettina Falk erinnert seit 2009 das neue Bettenhaus der Luisenklink mit
dem Namen "Bettina-Falk-Haus" |
Jüdische Einrichtungen in Bad Dürrheim außerhalb des
Friedrich-Luisen-Hospizes - die Pension Waldeck
In den 1920er-Jahren und bis Anfang des 1930er-Jahre bestand die streng rituell geführte jüdische Pension
"Waldeck" unter Leitung von David Frant (siehe Anzeige und Bericht
unten, dazu Berichte zur Geschichte des Friedrich-Luisen-Hospizes s.u. von 1926 und
1932). Hier fanden neben anderen Kurgästen viele Eltern Unterkunft in der Zeit, in der ihre Kinder im
Friedrich-Luisen-Hospiz zur Kur waren. Gottesdienste wurden gemeinsam im
Kurhospiz besucht. Die männlichen Kurgäste sorgten gewöhnlich mit dafür,
dass ein Minjan zum Gottesdienst im Kurhospiz zustande gekommen ist. Die von Bad Dürrheim aus nächstgelegene Synagoge
beziehungsweise ein Betsaal war in Villingen.
Berichte aus der Geschichte
des Friedrich-Luisen-Hospizes und der Pension Waldeck
Die - in jüdischen Periodika zwischen 1906 und 1937 gefundenen - Berichte sind in chronologischer Reihenfolge zusammengestellt.
Übersicht über die einzelnen Berichte:
Synodalbeschluss der badischen Israeliten zum Bau eines Hospizes in Bad
Dürrheim (1906)
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 28. September 1906: "Karlsruhe. Zum Andenken an die
Jubelfeier des Großherzogpaares haben Oberrat und Synodalausschuss der
badischen Israeliten den Entschluss gefasst, in dem Solbade Dürrheim ein Hospiz
für israelitische Kinder und minderbemittelte Erwachsene zu
errichten." |
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Anmerkung: Der badische
Großherzog
Friedrich I. hatte am 20. September 1856 Prinzessin Luise von Preußen
geheiratet. Die beiden konnten - ein Jahr vor dem Tod Friedrichs I. - im
September 1906 ihre Goldene Hochzeit feiern. Nach den beiden
erhielt das Bad Dürrheimer Hospiz den Namen
"Friedrich-Luisen-Hospiz".
Foto links: aus dem Wikipedia-Artikel
für Luise von Preußen (1838-1923) |
Spende
der Großherzogin für das geplante Hospiz (1907)
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 18. Januar 1907: "Karlsruhe. Unsere Großherzogin
hat aus der Jubiläumsspende der Frauen und Jungfrauen des Landes dem
Großherzoglichen Oberrat der Israeliten für das in Bad Dürrheim zu
errichtende Hospiz für israelitische Kinder und minderbemittelte
Erwachsene die Summe von 8.000 Mark zugewiesen und dabei ihrem
Interesse an der baldigen Entstehung dieser Anstalt Ausdruck
verliehen." |
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Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
7. Februar 1907: "Karlsruhe, 6. Februar (1907). Die
Großherzogin von Baden hat von der ihr anlässlich des goldenen
Ehejubiläums von den Frauen Badens gewidmeten Spende von 140.000 Mark dem
künftigen Hospiz für israelitische Kinder und minderbemittelte
Erwachsene in Dürrheim (nicht Dürkheim) 8.000 Mark
überwiesen." |
Eine
außerordentliche israelitische Synode berät über das zu errichtende Hospiz
(1907)
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 15. März 1907: "Karlsruhe. Am 18. März findet hier
eine außerordentliche israelitische Synode statt, bei welcher namentlich
über das zu errichtende Hospiz für Kinder und Erwachsene in Dürrheim,
beziehungsweise über ein dafür aufzunehmendes Anlehen beraten
wird." |
Der
Antrag des Oberrates zur Errichtung des
"Friedrich-Luisen-Hospizes" wird in der Synode ohne Debatte angenommen
(1907)
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 22. März 1907: "Karlsruhe, 18. März (1907). Heute
Vormittag 11 Uhr fand im Sitzungssaale der 2. Kammer die feierliche
Eröffnung einer außerordentlichen Tagung der israelitischen
Landessynode statt.
Geheimer Rat Becherer eröffnete als staatlicher Kommissar die
Synode. Das vorliegende Material sei nur wenig; außer der Vorlage, eine
Verordnung über den Bezug und den Preis des Verordnungsblattes des
Oberrats betreffend, stehe nur der Antrag auf Genehmigung zur Errichtung
eines dem Andenken an das goldene Ehejubiläum des Großherzogpaares
gewidmeten Hospizes im Solbade Dürrheim, zu dem die Großherzogin 8.000
Mark gespendet hat, zur Beratung.
Nachdem Alterspräsident Kahn - Mannheim ein Hoch auf den
Großherzog ausgebracht hat, wird zur Wahl geschritten. Fabrikant Louis
Marx wird zum Präsidenten, Dr. Rawicz zum Vizepräsidenten und
Dr. Hannes und Dr. Pinkus zu Sekretären
erwählt.
Der Antrag des Oberrats, das Hospiz unter dem Namen
"Friedrich-Luise-Hospiz' als Anstalt der Landes-Synagoge zu errichten
und zur Beschaffung der hierzu erforderlichen Mittel 150.000 Mark 3
% Schulverschreibungen auszugeben, wird debattelos angenommen. - Nächste
Sitzung nachmittags 3 Uhr." |
Architekt Arthur Lehmann gewinnt den Wettbewerb
(1911)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 3. März 1911: "Das zur Prüfung der Entwürfe für die
anlässlich der goldenen Hochzeit des verstorbenen Großherzogs von Baden
von den badischen Israelitischen beschlossene Kinderheilstätte
'Friedrich-Luisen-Hospiz' berufene Preisgericht hat einstimmig den ersten
Preis dem Architekten Arthur Lehmann in Mannheim, den 2. Preis dem
Architekten Josef Picard in Konstanz zuerkannt." |
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Links:
Unterschrift und Stempel von Architekt Arthur Lehmann unter einem der im
Kreisarchiv in Villingen erhaltenen Baupläne für das
Friedrich-Luisen-Hospiz. |
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Näheres zur Person
von Arthur Lehmann (1877-1948) |
vgl.
Artikel zum Tod von Abraham Arthur Lehmann in der Zeitschrift "Der
Aufbau" vom 5. März 1948: "Nach einer kurzen schweren Krankheit
verschied am 3. Februar 1948 in Niagara Falls, der aus Würzburg stammende
Architekt und Kunstschriftsteller Abraham Arthur Lehmann. Seit 1907
war er als selbstständiger Architekt mit großem Erfolg in Mannheim
tätig gewesen; unter anderem stammen das Ludwig Frank-Denkmal, die
Klaus-Synagoge, der Liederkranz und das jüdische Kindersolbad in Bad
Dürrheim von ihm.
Sein besonderes Interesse galt dem Theater; er war 30 Jahre lang
Theaterkritiker der 'Volksstimme' Mannheim und verschiedener
südwestdeutscher Zeitungen, für die er vor allem die Aufführungen des
Mannheimer Nationaltheaters besprach. Mit der Fort Ontario-Gruppe
kam er nach USA und hatte sich seit 1946 in Niagara Falls
niedergelassen."
Ergänzende Informationen zur Familie von Abraham Arthur Lehmann: Reiner Strätz, Biographisches Handbuch Würzburger Juden 1900-1945 Bd. 1 S.
338; demnach lässt sich zusammenfassen:
Arthur Abraham Lehmann ist am 23. August 1877 in Mönchengladbach geboren.
Sein Vater war der Kultusbeamte Samson Lehmann (1847 Wenkheim - 1915 Würzburg), der 1870 bis 1878 Lehrer und Kantor der Israelitischen Kultusgemeinde Mönchengladbach war und im November 1878 als Kantor und Sekretär der Israelitischen Kultusgemeinde nach Würzburg berufen wurde, daneben war er Fachlehrer für das Kantorat an der
Israelitischen Lehrerbildungsanstalt in Würzburg;
Seine Mutter war Babette geb. Finke (1854 Theilheim - 1920 Würzburg), verheiratet seit 1876 in
Theilheim mit Samson Lehmann. Arthur Abraham Lehmann ist somit in Würzburg aufgewachsen, wo er das Realgymnasium besuchte. Ab 1897 studierte er an der Technischen Hochschule in München und war seit 1907 als selbständiger Architekt in Mannheim tätig. Von ihm stammen u.a. das Ludwig Frank-Denkmal (1924 im Luisenpark Mannheim, in der NS-Zeit
zerstört), nach Angaben des "Aufbau" auch die Klaus-Synagoge in Mannheim.
Sein besonderes Interesse galt dem Theater; er war 30 Jahre lang Theaterkritiker der "Volksstimme " Mannheim und verschiedener südwestdeutscher Zeitungen, für die er vor allem die Aufführungen des Mannheimer Nationaltheaters besprach. In der NS-Zeit konnte er in die USA emigrieren. 1946 ließ er sich in Niagara Falls nieder, wo er am 3. Februar 1948 gestorben ist." |
Ankündigungen der Eröffnung des Friedrich-Luisen-Hospizes (Mai/Juli 1912)
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 3. Mai 1912: "Karlsruhe, Das Friedrich-Luisen-Hospiz,
Solbad und Erholungsheim für israelitische Kinder und erwachsene Mädchen
in Bad Dürrheim, eine für 70 Insassen bestimmte und mit den
modernsten Einrichtungen versehene Anstalt, wird Anfang August eröffnet
werden. Zur Oberin ist Schwester Dorothea Kochmann - Frankfurt am Main
berufen worden." |
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Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 19. Juli 1912: "Karlsruhe. Das von dem Oberrat der
Israeliten zum Andenken an die goldene Hochzeit des Großherzogpaares
begründete
Friedrich-Luisen-Hospiz in Dürrheim, dem höchstgelegenen Solkurort
Europas, wird am 28. Juli seiner Bestimmung übergeben werden.
Der Bau und seine Einrichtungen entsprechen den höchsten Anforderungen
der Hygiene. Die Anstalt, die 70 Kinder und erwachsene Mädchen aufnehmen
kann, ist während des ganzen Jahres geöffnet. Der Pensionspreis beträgt
Juli bis Mitte September Mark 4.- täglich für Bemittelte und Badekosten
und Mark 100 vierwöchentlich für Unbemittelte, in der übrigen Zeit des
Jahres Mark 3,25 täglich beziehungsweise Mark 75 monatlich. Adresse für
Anmeldungen: Verwaltungskommission für das Friedrich-Luisen-Hospiz in Bad
Dürrheim, Karlsruhe, Stefanienstraße 9." |
Einweihung des Friedrich-Luisen-Hospizes (Juli 1912)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 16. August 1912:
"Bad Dürrheim, 9. August (1912). Unter zahlreicher
Beteiligung wurde am 28. vorigen Monats das Friedrich-Luisen-Hospiz
für israelitische Kinder und erwachsene weibliche Personen seiner
Bestimmung übergeben. Der Einweihungsakt begann vor dem Hause mit einem
Gesangsvortrag des Synagogenchors Gailingen.
Unter Worten des Dankes für die Übertragung der schönen Bauaufgabe
überreichte alsdann der Erbauer des Hospizes, Herr Arthur Lehmann,
Mannheim, den Schlüssel des Hauses dem Vertreter der Regierung im
Großherzoglichen Oberrat der Israeliten, Ministerialrat Schwörer;
dieser übergab ihn dem Vorsitzenden der Verwaltungskommission des
Hospizes, Geheimer Oberregierungsrat Dr. Mayer, der mit einem
Segensspruch die Pforten des Hauses öffnete. In gehobener Stimmung traten
die Festteilnehmer ein und begaben sich in den Speisesaal, der kaum die
zahlreichen Gäste fassen konnte. Unter diesen bemerkte man: die Minister Dr.
Böhm und Dr. Rheinboldt, Geheimer Rat Tröger, den
Großherzogllichen Landeskommissär, Geheimer Rat Straub von
Konstanz, Geheimer |
Rat
Rosin von Freiburg, Ministerialrat Schäfer, Geheimer
Finanzrat Reinach und Bergrat Neumann von Karlsruhe, den
Großherzoglichen Amtsvorstand, Oberamtmann Bauer usw. Mit einem
feierlichen Gesangquartett und einem reizenden Gedicht, das ein Knabe
frisch vortrug, eingeleitet, vollzog sich hier der eigentliche
Eröffnungsakt. Als erster sprach Herr Ministerialrat Schwörer. Er
begrüßte die zahlreichen Gäste mit warmen Worten, gab der Freude über
die nunmehrige Fertigstellung der Anstalt Ausdruck, die der Nächstenliebe
und dem traditionellen Familiensinn der Israeliten ihre Entstehung
verdanke und hob insbesondere das warme Interesse hervor, das das
Unternehmen von Anbeginn an bei dem verstorbenen Großherzog Friedrich
I. und der Großherzogin Luise, und in der Folge auch bei dem
jetzigen Großherzogspaare gefunden habe; er wies auf die hohe
Auszeichnung hin, die der Anstalt durch die Verleihung des Namens 'Friedrich-Luisen-Hospiz'
geworden sei und führte in sinnigen Darlegungen aus, wie der Name 'Luise'
stets gemahnen werde, im Sinne der reichen Liebestätigkeit, die die hohe
Frau entfalte, auch durch das Hospiz zu wirken und wie der Name
'Friedrich' daran erinnere, dass Großherzog Friedrich I. den erhabenen
Traditionen der Zähringer folgend, den Angehörigen der jüdischen
Glaubensgemeinschaft allezeit Wohlwollen und Gerechtigkeit habe angedeihen
lassen. Schließlich dankte er allen, die an dem schönen Werke
mitgearbeitet haben, insbesondere aber dem Vorsitzenden der
Verwaltungskommission, Herrn Geheimer Oberregierungsrat Dr. Mayer,
auf dessen tatkräftiges Wirken die Errichtung der Anstalt in erster Linie
zurückzuführen sei. Die schöne, von edlem Schwung getragene Rede fand
allgemeinen Beifall. Nach ihm teilte Herr Geheimrat Dr. Mayer die
Geschichte des Baues mit. Er knüpfte daran an, dass die Anstalt einer
Stiftung anlässlich des goldenen Ehejubiläums Ihrer Königlichen
Hoheiten Großherzogs Friedrich I. und Großherzogin Luise ihren Ursprung
verdanke, er schilderte die lebhafte Teilnahme, die das Werk bei den
höchsten Herrschaften gefunden habe. Er hob insbesondere hervor, wie
Großherzogin Luise das Werden des Baues stetig verfolgt habe, und zeigte,
welch freudiges Interesse die Anstalt in allen Teilen des Landes gefunden
hat und wie sich an der Mitarbeit und an der Aufbringung der Mitte alle
Israeliten Badens ohne Unterschied der religiösen Richtung beteiligt
haben, wie aber auch aus nichtjüdischen Kreisen dem Werke vielseitige
Sympathie entgegengebracht worden ist. Mit Genugtuung konnte er
andererseits darauf hinweisen, welchem Bedürfnis die Errichtung des
Hospizes entsprach, da für August bereits 76 Kinder Unterkunft finden
werden und auch für den Herbst schon zahlreiche Anmeldungen vorliegen. Er
dankte all den vielen, die ihr Interesse für das Unternehmen bekundet
haben, insbesondere Frau Dr. Friedberg aus Karlsruhe, die die
innere Einrichtung überwachte, und gelobte für die Verwaltung, dass sie
sich der Pflichten, die der ehrenvolle Name der Anstalt auferlege, stets
bewusst sein werde. Auch seine Worte fanden bei den Anwesenden freudigen
Widerhall, indem gleichzeitig auch der Dank für die hingebungsvolle
aufopfernde Tätigkeit des Redners enthalten war. Hierauf legte der
Hausarzt der Anstalt, Herr Dr. Harraß, die Ziele und Heilmittel
der Hospizes dar. Er konnte zur Freude aller darauf hinweisen, dass die
ersten Kinder, die bereits vor wenigen Tagen, sehr übel aussehend, in die
Anstalt eingezogen seien, schon jetzt eine bessere Gesichtsfarbe,
gerundete Wangen und leuchtende Augen zeigen. Den Schluss der Ansprachen
bildete die zu Herzen gehende und tiefgründige Weiherede des Herrn
Konferenzrabbiners Dr. Steckelmacher von Mannheim. Unter
Zugrundelegung des Psalmverses: 'Diesen Tag hat Gott gemacht; an ihm
wollen wir jubeln und uns freuen', hob er den Fortschritt vom klassischen
Altertum, das die Barbarei der Aussetzung schwächlicher Kinder kannte,
und unter Billigung selbst so hervorragender Geister, wie Aristoteles,
übte, zum Judentum und den anderen monotheistischen Religionen hervor,
bei denen Liebe und Barmherzigkeit gegen alle Menschen, zunächst aber
gegen die Schwachen und Elenden, zu den obersten religiösen Grundsätzen
gehört. Mit einem weihevollen Sologesang und einem begeistert
aufgenommenen Hoch auf der Großherzogpaar, Großherzogin Luise und das
ganze Großherzogliche Haus, schloss die Feier, der eine Besichtigung des
prächtigen Gebäudes folgte." |
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Rechts: ein weitgehend
identischer Bericht wie in der "Allgemeinen Zeitung des
Judentums" erschien im "Frankfurter Israelitischen
Familienblatt" vom 2. August 1912 |
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Nachstehend zwei
Artikel aus nichtjüdischen Periodika:
(Quelle der Artikel: Stadtarchiv Donaueschingen) |
Artikel
im "Donau-Boten" vom 1. August 1912: "Bad Dürrheim, 29.
Juli (1912). Gestern Nachmittag 3 Uhr fand unter zahlreicher Beteiligung
der Israeliten aus allen Teilen Süddeutschlands, die feierliche
Eröffnung und Einweihung des Friedrich-Luisen-Hospizes statt. Der
Entwerfer und Erbauer des Hospizes, Herr Architekt Lehmann - Mannheim,
überreichte nach einer feierlichen Ansprache Herrn Regierungsrat Dr.
Mayer den Schlüssel und nachdem dieser, sowie Herr Ministerialrat
Schwörer durch eine kurze Rede den üblichen Formalitäten Genüge getan,
öffnete Herr Dr. Mayer das Hauptportal. Anwesend waren die Herren
Finanzminister Rheinboldt, Kultusminister Böhm, Geheimer
Rat Tröger, Ministerialrat Schäfer, Geheimer Finanzrat Reinach,
Bergrat Naumann, Landeskommissär Geheimer Rat Straub -
Konstanz. Die Gesamtherstellungskosten des Hospizes belaufen sich auf ca.
300.000 Mark." |
|
Artikel
im "Donaueschinger Tagblatt" vom 30. Juli 1912: "Bad
Dürrheim, 29. Juli (1912). Gestern fand hier unter großer
Beteiligung der Israeliten des ganzen Landes die feierliche Eröffnung und
Einweihung des Friedrich-Luisen-Hospizes statt. Als Vertreter der
Regierung wohnte Herr Ministerialrat Schwörer der Feier bei. Die Festrede
hielt Herr Geheimer Oberregierungsrat Dr. Mayer. Es sprachen ferner
die Herren Ministerialrat Schwörer, Anstaltsarzt Dr. Harras
und Konferenzrat Rabbiner Dr. Steckelmacher (Mannheim). Die Feier,
die durch musikalische und gesangliche Vorträge verschönt wurde, nahm
einen stimmungsvollen Verlauf. Das Gebäude, das dem Erbauer, Herrn Architekt
Lehmann (Mannheim) alle Ehre macht, ist mit einem durch freiwillige,
mildtätige Gaben gedeckten Kostenaufwand von 300.000 Mark erstellt worden
und dient der Aufnahme erholungsbedürftiger israelitischer
Kinder". |
Über
Oberregierungsrat Dr. David Hugo Mayer (1854-1931) mit Frau Marie Mayer und Sohn
Paul Mayer
Der im obigen Bericht mehrfach genannte
Geheime Oberregierungsrat Dr. David Mayer, der auch in der
Folgezeit als Vorsitzender der Verwaltungskommission des Hospizes große
Bedeutung für das Friedrich-Luisen-Hospiz hatte, war Mitglied des
Karlsruher jüdischen Gemeinde und von 1883 bis 1930 Mitglied des
Oberrates der Israeliten in Baden. Er war in Karlsruhe im Ministerium des
Innern tätig, dann im Verwaltungshof, seit 1904 als Vorsitzender Rat.
Seine Frau Marie Mayer war in vielen Bereichen der jüdischen
Gemeinde und darüber hinaus engagiert, u.a. als langjährige Vorsitzende
des Israelitischen Frauenvereins in Karlsruhe und als Vorsitzende der
Israelitischen Kinderkrankenkasse. Sohn der beiden war Sänger und
Komponist Paul Mayer; er schrieb Melodien für hebräischen Lieder
bei der Feier des Schabbat und der Feiertage im Friedrich-Luisen-Hospiz
(vgl. unten Bericht
von 1937). Paul Mayer war überzeugter Zionist. |
|
Artikel in der Zeitschrift "Ost und West" vom November
1912: In einem Artikel über die Gesellschaft zur Förderung der
Wissenschaft des Judentums wird mit Foto der Geheime Oberregierungsrat Dr.
Mayer, Karlsruhe vorgestellt als Mitglied des Ausschusses der
Gesellschaft. |
Erfolgreiche Arbeit des Friedrich-Luisen-Hospizes in den
ersten Monaten seines Bestehens (1912)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 25. Oktober 1912: "Bad Dürrheim, 20. Oktober
(1912). Das Friedrich-Luisen-Hospiz, Solbad und Erholungsheim für
israelitische Kinder und erwachsene weibliche Personen, kann mit großer
Befriedigung auf die ersten Monate seines Bestehens zurückblicken. Die
Anmeldungen waren so zahlreich, dass die Anstalt gleich nach ihrer
Eröffnung Ende Juli dieses Jahres Vollbesetzung aufwies und dass es sogar
nötig war, im August über die ursprünglich in Aussicht genommene
Höchstzahl der aufzunehmen den Kinder etwas hinauszugehen. So sind bis
Mitte Oktober bereits über 100 Kinder, nicht nur aus Süddeutschland,
sondern auch aus Mittel- und Norddeutschland und der Schweiz, der
Segnungen der Anstalt teilhaftig geworden. Trotz der ungünstigen
Witterung in den Sommermonaten war der Gesundheitszustand ein
vorzüglicher und der Erfolg, der in Gewichtszunahmen bis zu 8 Kilogramm
hervortrat, ein ganz ausgezeichneter, bei manchen körperlich
zurückgebliebenen Kindern ein geradezu überraschender. Viele Kinder sind
schon jetzt für die Weihnachtsferien oder für den kommenden Sommer
wiederum angemeldet. Das Hospiz soll das ganze Jahr hindurch offen
bleiben, um auch zu den von den Ärzten so sehr empfohlenen Kuren im
Herbst, Winter und Frühjahr Gelegenheit zu geben. In diesen stilleren
Monaten ist es auch möglich, heranwachsende Mädchen und erwachsene
weibliche Personen, vor allem auch Krankenpflegerinnen, zur Erholung und
Kur aufzunehmen, sowie den der Einzelpflege Bedürftigen besondere
Sorgfalt zuzuwenden. Um den Betrieb auch in den Nichtferienmonaten, die
naturgemäß einen geringeren Besuch aufweisen, finanziell sicher zu
stellen, ist die Gründung eines umfassenden Vereins mit Jahresbeiträgen
geplant." |
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Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 25. Oktober 1912: "Bad Dürrheim (Badischer Schwarzwald).
Mit großer Befriedigung kann das Friedrich-Luisen-Hospiz auf die
ersten Monate seines Bestehens zurückblicken. Die Anmeldungen waren so
zahlreich, dass die Anstalt gleich nach ihrer Eröffnung Ende Juli dieses
Jahres Vollbesetzung aufwies und dass es sogar nötig war, im August über
die ursprünglich in Aussicht genommene Höchstzahl der aufzunehmen den
Kinder etwas hinauszugehen. So sind bis Mitte Oktober bereits über 100
Kinder, nicht nur aus Süddeutschland, sondern auch aus Mittel- und
Norddeutschland und der Schweiz, der Segnungen der Anstalt teilhaftig
geworden. Trotz der ungünstigen Witterung in den Sommermonaten war der
Gesundheitszustand ein vorzüglicher und der Erfolg, der in Gewichtszunahmen
bis zu 8 Kilogramm hervortrat, ein ganz ausgezeichneter, bei manchen
körperlich zurückgebliebenen Kindern ein geradezu überraschender.
Viele Kinder sind schon jetzt für die Weihnachtsferien oder für den
kommenden Sommer wiederum angemeldet.
Das Hospiz soll das ganze Jahr hindurch offen bleiben, um auch zu den von
den Ärzten so sehr empfohlenen Kuren im Herbst, Winter und Frühjahr
Gelegenheit zu geben. In diesen stilleren Monaten ist es auch möglich, heranwachsende
Mädchen und erwachsene weibliche Personen, vor allem auch
Krankenpflegerinnen, zur Erholung und Kur aufzunehmen, sowie den
der Einzelpflege Bedürftigen besondere Sorgfalt zuzuwenden.
Um den Betrieb auch in den Nichtferienmonaten, die naturgemäß einen
geringeren Besuch aufweisen, finanziell sicher zu stellen, ist die
Gründung eines umfassenden Vereins mit Jahresbeiträgen geplant." |
Zwei
Halbwaisen erhalten aus einer Stiftung einen kostenlosen Aufenthalt im
Friedrich-Luisen-Hospiz (1913)
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 10. Januar 1913: "Karlsruhe. Vom Großherzoglichen
Oberrat wurden folgenden Damen aus der Michel Weil-Stiftung Tugendpreise
von je 400 Mark verliehen: der Witwe von Maier Auerbacher in Kippenheim,
der Witwe von Religionslehrer Hermann Berg in Diersburg
und der Witwe von Siegmund Bloch in Gailingen.
Ferner wurden für zwei Witwen die Kosten der mehrwöchigen
Unterbringung je eines Kindes im Friedrich-Luisen-Hospiz in Bad Dürrheim
übernommen.
Bezirksältester Gabriel Karlsruher in Ittlingen
erhielt den Verdienstorden des Zähringer Löwen und Synagogenrat Salomon
Rosenstiel in Schmieheim das
Verdienstkreuz vom Zähringer Löwen in Gold." |
Geheimer Regierungsrat Dr. Mayer ist über die
Purimtage im Friedrich-Luisen-Hospiz (1913)
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 28. März 1913: "Randegg. Ein Bild echten
jüdischen Lebens bot sich im Friedrich-Luisen-Hospiz in Bad Dürrheim
im Schwarzwald. Geheimer Regierungsrat Dr. Mayer aus Karlsrufe
weilt in der Anstalt während der Purimtage und ließ es sich nicht
nehmen, am Purimabende vor der aufmerksam und begeistert lauschenden
Kinderschar selbst die Meggiloh zu leisen. Ein herzerhebender Anblick war
es, zu sehen, mit welcher Freude sich die Kleinen herandrängten, um eins
nach dem andern dem Gaste mit der Kerze in der Hand licht senden zu
können. Auch erfreuten die Kinder den Herrn Geheimen Regierungsrat durch
ein Purim-Festspiel, das sie mit kindlicher Begeisterung spielten.
Möge die Anstalt auch ferner, vom Geiste des wahren Judentums getragen,
den erholungsbedürftigen Kindern zum Segen gereichen!" |
Die gesamten Baukosten für das Friedrich-Luisen-Hospiz betragen 258.545 Mark
(Bericht von 1913)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 29. August 1912: "Karlsruhe, 22. August (1913). Das neue
Verordnungsblatt vom 15. August bringt in genauer spezialisierter
Aufstellung die Einnahmen und Ausgaben der israelitischen Zentralkasse,
des israelitischen Landesstiftes, des Religionsschul- und Pensionsfonds
pro 1912. In dem Landesfonds für soziale Zwecke sind pro 1912 im ganzen
eingegangen 309.072 Mark, und es wurden ausgegeben für das Friedrich-Luisen-Hospiz
in Bad Dürrheim an Baukosten pro 1908/1912 258.545 Mark.
Auch die übrigen Ausgaben für Einrichtungsgegenstände sind in dieser
Aufstellung verrechnet." |
Besuch von Großherzogin Luise im Friedrich-Luisen-Hospiz (Ende August 1913)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 12. September
1913: "Bad Dürrheim, 5. September (1913). Bei prachtvollem
Wetter traf am 28. vorigen Monats Großherzogin Luise mit Gefolge
hier ein, um das Landessolbad, das Kindersolbad des badischen
Frauenvereins und - zum erstenmal - unser Friedrich-Luisen-Hospiz zu
besuchen, das sie in vollem Betriebe sehen wollte. Zum Empfang der hohen
Frau waren Geheimer Oberregierungsrat Dr. Mayer und Gemahlin von
Karlsruhe gekommen, außerdem von Seiten der Zentralverwaltung der zurzeit
in der Nähe weilende Kinderarzt Dr. Th. Homburger mit Gemahlin,
und vom Lokalkomitee die Damen Lion von Villingen, Gugenheim von
Donaueschingen und Marx von Geisingen. Ferner war die Vorsitzende des
Karlsruher Zweigvereins des jüdischen Frauenbundes, Frau Emilie Strauß,
erschienen. Bei der Einfahrt in den zum Hospiz ansteigenden Torweg wurde
die Großherzogin von den 95 Kindern, die festlich gekleidet Spalier
bildeten, mit jubelnden Zurufen empfangen. Vor dem bekränzten Nordportale
fand die Begrüßung durch Herrn Geheimrat Mayer statt, der in seiner
Ansprache betonte, wie der Name des Hauses nicht nur eine Ehre für
dasselbe, sondern zugleich ein dauernd wirksamer Ansporn für alle an der
Verwaltung und Bewirtschaftung Beteiligten sei, stets das Höchste zu
leisten. Dank der Anspannung aller Kräfte habe sich denn auch die Anstalt
schon im ersten Jahre über Erwarten entfaltet und den guten Ruf
Dürrheims weit über Badens Grenzen hinaus verbreiten helfen. Die
Großherzogin erwiderte mit Worten herzlichen Dankes für Unternehmen und
Ausführung der schönen Anstalt und erinnerte namentlich daran, welch
große Freude dem teuren verewigten Großherzog und ihr zu ihrer goldenen
Hochzeit durch die Widmung dieses menschenfreundlichen Werkes bereitet
worden sei, dem sie deshalb besonders warme Teilnahme entgegenbringe. Auch
der Frau Geheimrat Mayer dankte die Großherzogin für die
hingehende Tätigkeit im Interesse der Anstalt und ließ sich hierauf die
Schwester Oberin Dorothea Kochmann und den Hausarzt Dr. Harraß
vorstellen. In der Empfangshalle wurden die anderen oben genannten Damen
und Herren vorgestellt und von der Großherzogin einzeln ins Gespräch
gezogen. Inzwischen hatten sich die Kinder auf anderem Wege in den
Spielsaal begeben und mit den Schwestern und Helferinnen Aufstellung
genommen. Hier überraschten sie die Großherzogin mit dem Sang 'Aus
Badenerland', der aus den frischen Kinderkehlen ergreifend klang. Hierauf
überreichte ein liebreizendes Mädchen, Selma Fröhlich aus
Karlsruhe, mit einer poetischen Ansprache einen Nelkenstrauß und wurde
dafür von der Großherzogin sehr belobt. Die Verse gefielen der hohen
Frau so gut, dass sie sich auch nach dem Verfasser erkundigte und, nachdem
sie erfahren, dass es der Vater der Helferin Gretel Strauß von
Pforzheim sei, dieser Grüße für ihn auftrug. An die Schwestern und
Helferinnen sowie an viele aus der großen Kinderschar richtete die
Fürstin liebe Worte; sie war nicht wenig verwundert, zu hören, dass
unter diesen sich nicht nur solche aus Süddeutschland und der Schweiz,
sondern auch aus Berlin, England, ja aus Algier befinden. Auf die große
Liegeterrasse heraustretend, bemerkte sie zwei nahezu unbekleidete, von
der Sonne ganz dunkelgebrannte Knaben (aus Nürnberg und Würzburg) und
ließ sich vom Hausarzt erklären, dass er hier mit bestem Erfolge in
geeigneten Fällen die ganztätigen Sonnen- und Luftbäder anwende, wie
sie in den schweizerischen Höhenkurorten gebraucht werden, und dass er
dies ebenso an sonnigen Wintertagen getan habe. Die Großherzogin
bekundete ihre Freude darüber, dass das Haus schon im ersten Jahre auch
in den Herbst-, Winter- und Frühjahrsmonaten eine befriedigende Belegung
von Kindern und weiblichen Erwachsenen aufgewiesen habe, und sprach die Erwartung
aus, dass von den in diesen Monaten besonders wirksamen Kuren immer
häufiger Gebrauch gemacht werden würde. Die weitere Besichtigung
erstreckte sich auf zahlreiche Räume und Einrichtungen des großen
Hauses, und die Großherzogin war voll Lobes darüber, wie praktisch und
hygienisch alles bedacht und ausgeführt sei. Auch der Leibarzt Geheimer
Hofrat Prof. Dr. Dreßler sprach seine Befriedigung darüber aus, dass
hier in seltenem Maße allen Anforderungen der modernen Hygiene
entsprochen sei. Nachdem die Großherzogin und das Gefolge sich noch in
das Gedenkbuch des Hospizes eingezeichnet hatten, verabschiedete sie sich
von der Oberin und dem Hausarzt sowie von den Herren und Damen der
Verwaltung mit herzlichen Segenswünschen für das weitere Gedeihen der
Anstalt." |
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Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 5. September 1913: "Bad Dürrheim. Unsere Großherzogin
hat das hiesige israelitische Kinderhospiz ('Friedrich-Luisen-Hospiz')
besucht und sich über die unter der Leitung der Schwester - Oberin Dorothea
Kochmann - früher am Israelitischen Gemeindehospital in Frankfurt -
stehende Anstalt aufs lobendste ausgesprochen." |
Bericht über das Friedrich-Luisen-Hospiz (Sommer 1913)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 31. Oktober
1913: "Aus einem Reise-Tagebuch.
Meine diesjährigen Ferien benutzte ich, um den badischen Schwarzwald zu
durchwandern. Als ich von Triberg, der Abwechslung halber, die Bahn
benutzte, um ins wildromantische Höllental zu fahren, kam es mir in
Erinnerung, dass in der Nähe von Villingen vor etwa Jahresfrist ein
jüdisches Kinderheim in Bad Dürrheim erbaut worden war. Ich unterbrach
in Villingen meine Reiseroute und benutzt die Nebenbahn, um mir einmal das
Friedrich-Luisen-Hospiz anzusehen.
Bad Dürrheim, ein kleiner Ort im badischen Schwarzwald, 700 Meter u.d.M.,
umringt von herrlichen Wäldern, bietet für ein solches Hospiz alle
Vorbedingungen 'par excellence', umso mehr, als durch seine starke Sole im
Verein mit einem ausgezeichneten Höheklima manchem Heilungsprozess
tatkräftig unter die Arme gegriffen wird.
Aber mehr als alle diese Dinge war bei mir die Sehnsucht wachgerufen
worden, wieder einmal unter Juden zu sein, die ich, wenn auch erst seit
einigen Tagen, schon wieder zu vermissen begann.
So meinem Gedanken nachhängend, hatte ich die 20 Minuten Fahrt bald
hinter mir, und meinen Rucksack auf dem Rücken, wanderte ich durch Bad
Dürrheim und fand mich bald vor den Toren des
Friedrich-Luisen-Hospizes.
Schon hier drang mir ein vielstimmiger Kinderchor entgegen, der irgend ein
Kreisspiel spielte. Lieder, die man einst selbst als Kind gesungen, kamen
mir in Erinnerung, und mit Wehmut und Freude im Herzen ward ich alsbald
von der dortigen Oberin empfangen, die mir mit Stolz die schöne neue
Anstalt zeigte.
Ich habe schon viele derartige Institute gesehen und habe es mir immer
angelegen sein lassen, jüdische Institutionen, welcher Art sie auch
seien, anzuschauen, aber was ich hier sah, war mir wirklich noch nicht vor
Augen gekommen.
Das Erdgeschoss enthält die Küche und deren Nebenräume, die
Vorratsräume, die Heizungsanlage, eine Turnhalle und einen sich daran
schließenden Duscheraum.
Im Parterre fällt besonders der Speisesaal für die Kinder auf, in dem
die zum Teil niedrigen Tische schon verraten, dass hier Erdenbürger ihre
Mahlzeit einnehmen, die, wie man sagt, noch nicht mit den Füßen bis an
die Erde reichen. An diesen Speisesaal reiht sich ein Spielsaal an, in dem
die Kinder bei schlechtem Wetter oder in den Wintermonaten spielen. Der
Haupttummelplatz ist jedoch die große ungedeckte Veranda, die sich daran
anschließt. Den weiten, lichten Korridor entlang liegen die Zimmer der
Oberin, des Arztes, der Verwaltung, sowie das Schulzimmer.
Die beiden weiteren Stockwerke sind mit den Schlafräumen der Kinder
ausgefüllt, die so licht und luftig sind, dass man ordentlich schon
gesund wird, wenn man sie sieht. Damit die Kinder auch nachts nicht ohne
Aufsicht sind, ist zwischen je zwei Kinderzimmern ein Schwesternzimmer
angeordnet, das rechts und links durch ein Fensterchen mit den
Kinderzimmern verbunden ist und so der Schwester eine leichte Bewachung
der schlafenden Kinder ermöglicht, denn durch das leicht zu öffnende
Fensterchen dringt das geringste Geräusch. In diesem Geschoss sind auch
die Sole- und Kohlensäurebäder untergebracht.
Am allerschönsten aber sind doch die Waschräume der Kinder. Die
Waschbecken sind so nieder, dass selbst das kleinste Kind bequem
hinreichen kann. Von der Schwester |
wird
der Haupthahn geöffnet, und nun laufen alle Becken gleichzeitig voll. Der
Witterung entsprechend wird das Wasser vom Haupthahn aus auch
temperiert.
Inhalatorium und Wäschevorratsraum füllen die restlichen Räume des
Hauptgeschosses aus. Außer den Schlafräumen im Obergeschoss, befindet
sich dort auch die Krankenstation, die von den anderen Räumen gänzlich
abzuschließen ist. Waschküche und Bügelzimmer liegen auch auf diesem
Stockwerk.
Während wir bald am Ende unserer Wanderung waren, ertönte auf einmal der
Gong, und bald hörten und sahen wir die großen und kleinen Knaben und
Mädchen mit einem Hallo von der Veranda und dem Spielplatz in Scharen
hereinströmen. Es war Mittag. Wir stiegen auch herab, denn ich musste
unbedingt sehen, ob das kleine Volk auch gut essen kann.
Und ich hatte mich nicht getäuscht. - Da saßen sie je zehn an einem
Tisch und verschnabulierten ihr Mahl mit einem köstlichen Appetit. Selbst
die sonst so gefürchtet kleinen schlechten Esser verzehren hier mit
wahrer Andacht ihre Speisen, als hätten sie acht Tage nichts zu essen
gehabt.
Nach Tisch heißt die Parole: Liegen! Auf der großen Terrasse liegen sie
dann, die Herrschaften, in der Sonne und lassen die lieben Gott einen
guten Herrn sein. Manch einem von den Kindern passt es zwar nicht, so
still zu liegen - aber ein Blick der Schwester, und der kleine Herr oder
die Dame bequemt sich, still liegen zu bleiben.
Nach etwa einer Stunde geht das Spielen los, entweder auf dem Spielplatz
oder im Walde, der in zwei Minuten zu erreichen ist. Dann wird um vier Uhr
Kakao getrunken, von neuem wieder gespielt und gesungen und auch geturnt.
Das Abendbrot wird um sieben Uhr verabreicht, und dann wird noch eine
Stunde gespielt. Hier erreicht die Fröhlichkeit der Kinder ihren
Höhepunkt. Es ist, als ob die Kinder sich vor Lebenslust nicht zu halten
wüssten, und auch ich musste mitmachen. Um acht Uhr wird energisch
Schluss gemacht, und dann geht's zum Waschen und von da aus in die
Betten.
Jetzt erst können sich die Schwestern etwas Ruhe gönnen, und als wir
dann im Zimmer der Oberin zusammen saßen, da erzählten sie von den
einzelnen Kindern, die zuhause nicht zu halten sind, hier aber unter
ihresgleichen ganz anders werden, und wie gut den Kindern der Aufenthalt
bekäme.
Die Mittel zum Bau der Anstalt sind von der Gesamtkorporation der
Israeliten Badens zum goldenen Ehejubiläum Ihrer Königlichen Hoheiten
des Großherzogs Friedrich I. und der Großherzogin Luise gestiftet
worden. Damit es der Anstalt auch möglich ist, Minderbemittelte gegen
geringes Entgelt und auch ganz Armen Aufenthalt zu gewähren, hat sich im
Laufe dieses Jahres auf Veranlassung von Herrn Geheimer Oberregierungsrat
Dr. Mayer - Karlsruhe ein Verein für das Friedrich-Luisen-Hospiz
gebildet, für dessen Gedeihen Frau Geheimer Oberregierungsrat Dr. Mayer
unermüdlich tätig ist.
Großherzogin-Witwe Luise von Baden brachte der Anstalt schon von deren
Gründung an warmes Interesse entgegen. Die hohe Frau beehrte diesen
Sommer die Anstalt durch ihren Besuch; in einem Schreiben an den Vorstand
sprach sie dann ihre Befriedigung über die schöne Anstalt aus.
Es wäre wünschenswert, wenn eine weitere Masse jüdischer
Opferfreudigkeit den Verein unterstützen würde.
Leider erweist sich das Heim mit seinen 95 Betten in den Ferienmonaten
Juli und August als zu klein. Wer sein Kind in dieser Zeit dort
unterbringen will, muss es schon 1/2 Jahre vorher
anmelden.
Ich sah dort einige Kinder, die durch Sonnenbäder ihrer Heilung entgegen
gingen. Diese Kinder liegen von morgens bis abends nackt in der Sonne und
sehen aus wie richtige Neger-Kinder. Die Kuren sind von überraschender
Wirkung.
Selbstverständlich steht das Heim unter ärztlicher Aufsicht, alltäglich
kommt der Arzt und sieht sich die Herrschaften an. Für die streng
rituelle Führung gibt die Persönlichkeit der Oberin die beste Gewähr,
ferner steht die Küche unter Aufsicht von Herrn Rabbiner Dr. Spitz in Gailingen.
Wer wie ich das Glück hatte, einen Freitagabend dort zu verleben, einen
kleinen Jungen von 13 Jahren einen Kiddusch machen und nach Tisch Schirhamalaus
singen zu hören, dem wird mit mir die Erkenntnis kommen, dass es ein
wahrhaft jüdisches Haus ist.
Als ich, nachdem ich von allen Kindern Abschied genommen, weiter wanderte,
klangen mir immer noch im Ohre die Kinderstimmen und die Lieder nach,
Tränen der Wehmut und der Freude standen mir im Auge.
Jedem aber, der einmal in die Nähe dieses Ortes kommt, dem rate ich:
'Werfe einen Blick ins Kinderland.' F.S." |
Das Großherzogliche Landessolbad steht für die Kinder des
Friedrich-Luisen-Hospizes auch während der Wintermonate offen (November 1913)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 14. November 1913: "Bad Dürrheim (Schwarzwald). 7.
November (1913). Die sehr günstigen Erfahrungen, die in unserem Friedrich-Luisen-Hospiz
(israelitisches Solbad für Kinder und weibliche Erwachsene) mit
Winterkuren gemacht worden sind, haben jetzt durch eine Maßnahme der
badischen Regierung eine neue Bestätigung erfahren. Das Ministerium des
Innern hat mit der Begründung, dass 'der hohe Wert der Winterkuren in
Höhenlage in den letzten Jahren immer mehr erkannt worden ist',
beschlossen, das Großherzogliche Landessolbad Dürrheim, das unserem Hospiz
benachbart ist, auch während der Wintermonate offen zu halten. In der
bezüglichen Bekanntmachung ist unter Hervorhebung der besonderen Stellung
Dürrheims, die ihm seine Lage 705 Meter über dem Meere verleiht,
bemerkt: 'Als hochgelegenes Solbad verbindet es mit einem ausgeprägten
schneereichen Schwarzwaldwinter eine ausgiebige Besonnung, die einen viele
Stunden langen Aufenthalt im Freien fast täglich gestattet.
Dementsprechend ist dann auch der Erfolg der Winterkurzen bei Blutarmut,
Nervenschwachen, widerstandsfähigen Rheumatikern und besonders bei
Rekonvaleszenten ein ausgezeichneter.' Wir dürfen hinzufügen, dass auch
bei Knochenerkrankungen und offenen Wundern durch die Sol-, Sonnen- und
Luftbäder ganz überraschende Erfolge in unserem Hospize erzielt worden
sind. Die Verwaltung desselben hat sich dadurch, dass die prächtige
Anstalt auf den Rat erster ärztlicher Autoritäten von vornherein für
vollen Jahresbetrieb einrichtete, ein unschätzbares Verdienst erworben.
Hierin wie schon durch seine Höhenlage steht das Friedrich-Luisen-Hospiz
in Dürrheim unter den jüdischen Solkuranstalten einzig
da." |
Stiftung
von Oberregierungsrat Dr. Mayer für einen Erweiterungsbau des
Friedrich-Luisen-Hospizes (Dezember 1913)
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 19. Dezember 1913: "Karlsruhe. Anlässlich ihres 50.
Geburtstages überreichte Geheimer Oberregierungsrat Dr. Mayer seiner
Gattin folgende Stiftungsurkunde:
' Zum heutigen fünfzigsten Geburtstage meiner lieben Frau möchte ich ihr
eine ganz besondere Freude bereiten. In dieser Absicht stifte ich für die
infolge der überaus günstigen Entwicklung des Friedrich-Luisen-Hospizes
in Bad Dürrheim schon jetzt dringend nötige Erweiterung desselben
auf die Zahl von 150 Betten als Grundstein den Betrag von 1.000 Mark mit
dem Wunsche, dass weitere Bausteine sich bald anreihen und mit meiner
lieben Frau die vielen Freunde des Hospizes des Beginn des euen Baues
schon im kommenden Jahr sich erfreuen mögen." |
Vor Beginn des Ersten Weltkrieges: Plan für einen
Erweiterungsbau des Friedrich-Luisen-Hospizes (1914)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 24. April 1914: "Die 7. Israelitische Landessynagoge
trat (wie im Gemeindeboten der vorigen Nummer kurz mitgeteilt. D.
Redaktion) Montag den 6. April, vormittags 11 Uhr zusammen. Der Eröffnung
ging ein feierlicher Gottesdienst voran. Rabbiner Dr. Löb hielt die
Predigt. Die Snode eröffnete der Ministerialkommissär beim Großherzogen
Oberrat, Ministerialrat Schwörer, mit folgender Ansprache: Hochgeehrte...
|
... Bei dem Voranschlag für den israelitischen Landesfonds für
soziale Zwecke spricht Abgeordneter Emil Weill - Karlsruhe der Verwaltung
der Friedrich-Luisen-Hospizes in Bad Dürrheim in warmen Worten für ihre
aufopfernde erfolgreiche Wirksamkeit zugunsten dieser so rasch
emporblühenden Wohlfahrtsanstalt den Dank der Synode aus. Ihm schließt
sich Abgeordneter Dr. med. Heilbronn - Gailingen
an, der auf Grund seiner praktischen Erfahrung die vielfach glänzenden
Erfolge der Kuren bei leidenden und schwächlichen Kindern in dem Hospize
hervorgebt. Geheimer Oberregierungsrat Dr. Mayer dankt im Namen der
Verwaltung für das gespendete Lob und hebt noch besonders die Verdienste
der Oberin, des Hausarztes und der Schwestern sowie des gesamten
Anstaltspersonals hervor. Den schönsten Dank aber würde er darin
erblicken, wenn recht bald die Möglichkeit geboten würde, durch Erbauung
eines Sommerhauses gerade in den Hauptferienzeiten weiteren 60 bis 100
Kindern die Wohltaten des Hospizes zuteil werden zu
lassen." |
Bericht über das Friedrich-Luisen-Hospiz (Sommer 1914)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 7. August
1914: "Im Friedrich-Luisen-Hospiz zu Dürrheim. Die
ersten Bäder sind schon morgens um 6 Uhr gerichtet; immer 6 Kinder
zugleich erscheinen mit noch verschlafenen Augen im Baderaum. Doch
verscheucht das angenehme Nass den letzten schlaftrunkenen Zug aus ihren
Gesichtern. Ein lustig Leben entwickelt sich, Badewannen fließen über,
Wassersalven werden von hüben nach drüben getauscht, und trotz des
eifrigen Wehrens der Schwester ist keine Ruhe in die kleine Gesellschaft
zu bringen.
Nach dem Baden geht es wieder zurück in die Schlafräume, wo die Kinder
noch zwei Stunden ruhen müssen. Hier nehmen sie ihr erstes Frühstück,
bestehend aus Kaffee und Butterbrötchen, ein. Beinahe unglaublich sind
die Mengen von Brötchen, die hier vertilgt werden. Dreißig für sechs
ältere Kinder waren nichts außergewöhnliches. Sechs besonders hungrige
haben einen Rekord von 40 aufgestellt.
Doch nicht alle Tage dürfen die Kinder Bäder nehmen; an den für sie
badefreien Tagen versammeln sie sich um 8 Uhr im Speisesaal, um ihr erstes
Frühstück einzunehmen.
Ist nun schönes Wetter, so werden die Kinder im Freien mit Spielen
unterhalten, oder sie machen sich über die vorhandenen Schaukeln und
Turngeräte her.
Um 10 Uhr ertönt der Gong, um die Schar zum zweiten Frühstück ins Haus
zu rufen. Ein mit der Kinderseele etwas Vertrauter erkennt den
Speisezettel schon an den Mienen der Kleinen. Lang und länger werden die
Gesichter, steht das Barometer auf Brei, und recht ungeschickt sind an
solchen Tagen die Kleinen, denn wie mancher Teller wird 'aus |
Versehen'
umgestoßen und sendet seinen Inhalt zu Boden. Doch mit
menschenfreundlicher Seele wird die Ration doppelt nachgefüllt.
Schokoladenpudding oder Eier rufen meistens ein wohlgefälliges Schmunzeln
auf den Gesichtern der Kleinen hervor.
Nach dem zweiten Frühstück geht es in den Wald, wo man sich mit
Beerensuchen und Blumenpflücken bis zum Mittagessen
beschäftigt.
Halb ein Uhr ist die Zeit des Mittagessens. Suppe, Fleisch und Gemüse,
Dessert, so viel das Herz beliebt. Kaum ist das Mittagessen beendet, geht
es wieder hinaus ins Freie. Mit Tüchern, Kissen und Plaids bewaffnet,
zieht die Karawane auf die gegenüberliegende Wiese, um, in der Sonne lang
ausgestreckt, sich den den Strapazen des Vormittags zu erholen. Bis drei
Uhr dauert die Siesta für die, die zum Inhalieren müssen; die anderen
dürfen sich bis halb vier Uhr der Ruhe erfreuen. Allzu unterhaltend sind
diese Ruhestunden freilich nicht, dafür aber umso ergiebiger für die Gewichtszunahme.
Um vier Uhr gibt es Kakao und Geleebrot. Jetzt ist der Hunger kaum zu
befriedigen. Einen kleinen Begriff von dem guten Appetit der Kinder kann
man sich machen, wenn man bedenkt, dass an manchen Tagen 20 Laibe Brot zu
4 Pfund gegessen wurden.
An das Vespern schließt sich ein größerer Spaziergang in den Wald an.
Unter Obhut der Schwester verbringen die Kleinen die Zeit bis zum
Abendessen im Walde bei Spiel, Gesang und Marsch. Für die ganz Kleinen
ist das Nachtessen um sechs Uhr gerichtet und besteht gewöhnlich aus
irgend einer Mehlspeise. Fleisch gibt es nur am Freitagabend.
Um sieben Uhr ertönt der Gong zum letzten Male, um die größeren zum
Abendessen zu rufen. Diese bekommen das Gleich wie die Kleinen. Um
dreiviertel acht Uhr speisen die Schwestern, und kaum haben diese ihr Mahl
beendigt, so heißt es zum großen Bedauern der Kinder: ins Bett. Vor dem
Schlafengehen müssen sich alle Kinder nochmals waschen und kämmen; bei
den Kleineren wird diese Arbeit von den Schwestern
besorgt.
Nun liegen alle Kinder im Bett. Aber bis zur vollständigen Ruhe im Hause
bedarf es noch einer geraumen Weile. Macht Schwester Oberin ihre letzte
Runde durch die Schlafräume, so hat jedes der Kleinen noch einen
besonderen Wunsch. Hier soll sie noch ein Geschichtchen erzählen und dort
sich noch einige Minuten ans Bett setzen. 'Ach, Schwester Oberin,
schreiben Sie doch heim, dass ich noch einige Tage dableiben darf', oder
'Gelt, Schwester Oberin, Sie schreiben morgen an meinem Brief', ertönt es
aus den Betten. Hat Schwester Oberin alle Wünsche nach Möglichkeit
befriedigt, und ihre Runde beendigt, so tritt schließlich vollständige
Ruhe ein. Die Schwestern versammeln sich, bevor auch sie zu Bett gehen,
nochmals bei Schwester Oberin, um sich über den vergangenen Tag
auszusprechen. Um zehn Uhr ist alles dunkel im Hause; nur bei Schwester
Oberin brennt noch die Schreibtischlampe, manchmal bis spät nach
Mitternacht.
Doch nicht immer vergeht der Tag so abwechslungsreich. Ist das Wetter
weniger günstig, so heißt es, die Kleinen im Hause beschäftigen.
Hierbei werden Knaben und Mädchen voneinander getrennt. Die ersteren
ergötzen sich mit Spielen und Übungen im Turnsaale, die Mädchen im
Spielzimmer. Jede Woche findet auch ein Schreibtag statt. Briefe und
Karten werden oft zur Begutachtung der Schwester Oberin vorgelegt. Das ist
ganz gut; denn sonst würden manche zu unglaublichen Missverständnissen
Anlass gegeben. Ein Junge, der etwas erkältet war, schrieb einmal: 'Liebe
Mutter, ich habe drei Tage sehr starke Lungenentzündung gehabt und dabei
6 1/2 Pfund zugenommen, also hole mich ab.' Wäre dieser Brief in die
Hände der Mutter gekommen, welch heillose Verwirrung hätte er
angerichtet!" |
Schwierigkeiten
in der Kriegszeit (1915)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. April 1915: "Bad
Dürrheim, 7. April (1915). Viele Eltern hatten im Interesse ihrer
erholungsbedürftigen Kinder gehofft, dass unser Friedrich-Luisen-Hospiz,
nachdem es den Winter über geschlossen gewesen, im Frühjahr wieder
eröffnet werden würde. Dies war jedoch nicht zu ermöglichen. Dagegen
ist nunmehr die Wiedereröffnung für den Sommer beschlossen. Wenn auch
infolge der Verteuerung aller Lebensbedürfnisse ein finanzieller Ausfall
zu erwarten steht, hat die Verwaltung unter den gegenwärtigen schwierigen
Verhältnissen sich doppelt verpflichtet gefühlt, eine so bewährte Stätte
der Heilung und Kräftigung für unsere Jugend ihrer schönen Aufgabe
nicht länger zu entziehen." |
|
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 16. April 1915: derselbe Text wie oben, ergänzt noch durch
den Abschnitt:
"Da für Juli und August schon zahlreiche Anmeldungen vorliegen,
möge, wer sicher auf Aufnahme rechnen will, sich baldigst 'an die Schwester
Oberin des Friedrich-Luisen-Hospizes in Bad Dürrheim, Schwarzwald',
wenden." |
Das Friedrich-Luisen-Hospiz ist voll
belegt (1915)
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 8. September 1915: "Dürrheim. Das Friedrich-Luisen-Hospiz
war im Juli und August voll besetzt und wird es auch während des
Septembers sein. Auch in den Wintermonaten wird der Betrieb voll offen
gehalten. Blutarme, Genesende usw. jüdische Kinder und Frauen finden
Aufnahme. Anmeldungen an die Oberin". |
Neuanschaffungen
für das Hospiz - Winterkuren - Chanukkafeier - Gratulation zum Geburtstag der
Großherzogin (1915)
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 17. Dezember 1915: "Bad Dürrheim. Von den in
der neulichen Mitgliederversammlung des Vereins für das Friedrich-Luisen-Hospiz
gefassten Beschlüssen ist neben der Anschaffung einer neuzeitlichen
Röntgeneinrichtung und der Errichtung einer weiteren großen Liegehalle
namentlich die Offenhalle der Anstalt während dieses ganzen Winters zur
Ermöglichung der ausgezeichneten Winterkuren hervorzuheben. Zur Zeit
genießen über 20 Pfleglinge die wirksamen Heilmittel unseres Hospizes,
und auf die Weihnachtsferien erwarten wir eine größere Anzahl. Der
schöne Ablauf der Chanukkafeier wird allen eine liebe Erinnerung
bleiben.
Als kürzlich die allverehrte Großherzogin Luise ihren Geburtstag
feierte, sandte auch unser Hospiz seine Wünsche. Hierauf trat alsbald
folgendes Antworttelegramm ein:
dem Friedrich-Luisen-Hospiz Dürrheim sage ich für freundliche Wünsche
zu meinem Geburtstage herzlichen Dank. Der Segen des Allmächtigen geleite
auch weiterhin das Hospiz in allen seinen gemeinnützigen Bemühungen in
der großen, aber schweren Zeit, deren Ein--- uns alle bewegen.
Großherzogin Luise." |
Spende von Karl Haas
für das Hospiz (1918)
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 12. Juli 1918: "Karlsruhe. Der hier am 2.
Dezember verstorbene Karl Haas hat die israelitische
Religionsgemeinschaft Badens mit 40.000 Mark bedacht. Diese Summe
ist für allgemeine Wohltätigkeitszwecke bestimmt, namentlich zur
Förderung des Handwerks und der Landwirtschaft unter den Juden. Das
Friedrich-Luisen-Hospiz in Dürrheim erhielt von dem gleichen Erblasser
ein Legat von 10.000 Mark." |
Beschluss zur Erweiterung des Friedrich-Luisen-Hospizes
(1919)
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 14. März 1919: "Friedrich-Luisen-Hospiz Bad Dürrheim.
Das Friedrich-Luisen-Hospiz in Bad Dürrheim, die größte
israelitische Kinderheilstätte, hat beschlossen, durch einen
Erweiterungsbau die Zahl seiner Betten von 100 auf 200 zu steigern. Die
erforderlichen Mittel sind auf Mark 500.000 veranschlagt. Die badische
Judenheit ist zur Beschaffung der Mittel bereits in großzügiger Weise
vorangegangen. Da auch in wachsendem Maße Frankfurter Kinder (25-30 %)
die Wohltat der Anstalt in Anspruch nehmen, hat sich in Frankfurt
ein Lokalkomitee gebildet, das sich mit einem Rundschreiben an alle
Interessenten wendet zwecks Zuweisung eines einmaligen größeren
Betrages.
Es finden sowohl bemittelte als auch unbemittelte Kinder in der Anstalt
Aufnahme, die in jüdisch-orthodoxer Hinsicht allen Ansprüchen Genüge
leistet." |
Chanukka-Feier im Hospiz (Dezember 1921)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 5. Januar
1922: "Chanukka im Dürrheimer Hospiz.
Bad Dürrheim. Endlich richtige Winterlandschaft, dabei sonnig und
mild. Noch nie war das Friedrich-Luisen-Hospiz um diese Zeit von heil- und
erholungsbedürftigen Kindern und Erwachsenen aus ganz Deutschland und der
Schweiz so vollbesetzt, noch nie wurde Chanukka in so großem Kreise hier
gefeiert. Wie strahlten die Augen der Kleinen, als sie endlich in den
festlich geschmückten Saal herein durften, die vielen Lichtchen
angezündet und die alten lieben Gesänge angestimmt wurden! Dann kamen
für jedes einzelne süße und reizende Überraschungen, teils von ihren
Angehörigen, teils in überaus reichem Maße von edeln Freundinnen des
Hospizes gestiftet und von den kinderlieben Schwestern hübsch
zurechtgemacht. Herz, Augen und Mund feierten ein schönes Fest. So war er
erste Abend. Und der zweite stand ihm nicht nach, denn da durften
die Kinder Theater spielen. Und wie prächtig haben sie es gemacht! Die
schönsten Märchen zogen an uns vorüber; über allem aber stand die
Chanukkageschichte, mit Innigkeit gespielt und gesungen. Tief gerührt
waren die Eltern, die an diesen freien Tagen zum Besuch ihrer Kinder
gekommen waren, und voll Freude darüber, dass diese hier oben unter der
liebevollen Fürsorge der allverehrten Oberin nicht bloß Gesundheit und
Kräftigung finden, sondern, dass das Hospiz ihnen auch ihre Religion lieb
macht und schönste Erinnerungen fürs ganze Leben mitgibt. X." |
10-jähriges Bestehen des Friedrich-Luisen-Hospizes
(Sommer 1922)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 24.
August 1922: "Friedrich-Luisen-Hospiz, Dürrheim.
Das Friedrich-Luisen-Hospiz feierte sein 10-jähriges Bestehen. Wie der
Vorsitzende der Verwaltung, Geheimer Oberregierungsrat Dr. Mayer -
Karlsruhe, in seiner Ansprache betonte, sollte es kein Jubiläum sein.
Dafür sei die Lebensdauer des Hospizes noch zu kurz und die Zeit zu
ernst. Aber man sollte gerade jetzt jede geeignete Gelegenheit ergreifen,
um sich über die alltägliche Not zu erheben, über das bestehende Gute
und Schöne sich zu freuen und zu mutiger Weiterarbeit sich zu ermuntern.
Die Anstalt habe sich in ihrer Anlage und in ihrem Betriebe durchaus
bewährt. Man dürfe sich glücklich schätzen, Frl. Dorothea Kochmann
als Oberin und Badearzt Dr. Harraß als Hausarzt gewonnen zu haben,
wie auch die Sekretärin Frl. Dora Marx und die Lehrerin Frl.
Berta Weil während der zehn Jahre sich als vorzügliche Kräfte
erwiesen hätten. Von vornherein habe der Vorstand größten Nachdruck
darauf gelegt, dass im Hause keinerlei Unterschied gemacht werde zwischen
arm und reich, ferner, dass der Anstaltsbetrieb den Anforderungen auch der
strengsten religiösen Richtung entspreche. Die Oberin verstand es, die
Schönheiten der religiösen Einrichtungen auch für solche Kinder
eindrucksvoll und erhebend zu gestalten, denen sie im Elternhause nicht
dargeboten worden waren. So konnten alle ohne Unterschied die schönsten
Eindrücke für das ganze Leben mit fortnehmen. Das Hospiz befinde sich
gegenwärtig in einer schweren wirtschaftlichen Krise, die seinen Bestand
bedrohe. Es sei eine umfassende Hilfsaktion nötig, womit Frankfurt dank
der Tatkraft seiner dortigen Vorstandsmitglieder vorbildlich vorangegangen
sei.
Über die außerordentliche Bedeutung des Hospizes für die jüdische
Kinderhygiene sprach Hausarzt Dr. Harraß, von dem gesagt werden
darf, dass er wissenschaftlich und praktisch auf der Höhe steht und sich
des Vertrauens weitester ärztlicher Kreise erfreut.
Für den Oberrat der Israeliten überbrachte dessen Mitglied Rechtsanwalt Dr.
Kaufmann - Heidelberg die
Glückwünsche dieser Behörde und äußere Zeichen dankbarer Anerkennung
für die oben genannten bewährten Anstaltskräfte.
Dann erbat sich der Vater eine Hospizkindes, Herr Frank aus Frankenthal,
das Wort, um seiner Freude über die wundervolle Anstalt Ausdruck zu
geben: er werde alles, was in seinen Kräften stehe, tun, um die ihm
zugänglichen Kreise zur Mithilfe für die Erhaltung des Hospizes zu
gewinnen.
Besonders verschönt wurde die Feier durch gesangskünstlerische
Darbietungen der Sopranistin Frl. Elisabeth Friedberg und des Baritonisten
Paul Mayer von Karlsruhe. Später folgte eine fröhliche Veranstaltung der
Kinder mit lustigen Szenen und Gesängen und graziösen
Tänzen." |
Das
Friedrich-Luisen-Hospiz erhält als "notleidende Anstalt" eine
außerordentliche Beihilfe von der Jüdischen Welthilfskonferenz (1922)
Mitteilung im "Nachrichtendienst", Hg. von der
Zentralwohlfahrtsstelle der deutschen Juden in der Ausgabe Dezember 1922,
Heft 3-4: "Wirtschaftliche Fürsorge. Die 16 Millionen, die
der Zentralwohlfahrtsstelle der deutschen Juden vom
Reichsarbeitsministerium aus der im Nachtrag zum Haushaltsetat für 1922
genehmigten Milliarde überwiesen wurden, um den notleidenden Anstalten
außerordentliche Beihilfe zu gewähren, wurden gemeinsam mit der
ersten Rate (5 Millionen) der von der Jüdischen Welthilfskonferenz
gewährten Spende zur Unterstützung notleidender Einrichtung in
Deutschland an 119 Anstalten (siehe nachstehende Aufstockung) verteilt.
Die Verteilung an die der Gesundheitsfürsorge dienenden Einrichtungen
erfolgte gemeinsam mit dem Bund jüdischer Kranken- und Pflegeanstalten
Deutschlands, der an der Einleitung der Hilfsaktion beim Reich in starkem
Maße beteiligt war (siehe Nachrichtendienst Nr. 2). Anstalten, die noch
nicht bedacht wurden, wollen sich schleunigst bei der
Zentralwohlfahrtsstelle melden.
Nr. 45 Dürrheim, Friedrich-Luisen-Hospiz 198 000.-
Mark". |
Versammlung für die Erhaltung der Friedrich-Luisen-Hospizes trotz der
Inflationszeit (November 1922)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 30. November 1922. "Friedrich-Luisen-Hospiz.
Am Mittwoch, den 22. dieses Monats, nachmittags 4 Uhr, fand im Saale der
Frankfurt-Loge eine recht zahlreich besuchte Propagandaversammlung für
die Erhaltung des Friedrich-Luisen-Hospiz in Bad Dürrheim statt. Der
Vorsitzende des bereits bestehende Hilfsausschusses für die Erhaltung des
Friedrich-Luisen-Hospizes (Ortsgruppe Frankfurt am Main), Herr Friedrich
D. Weil, begrüßte die Delegierten der verschiedenen Korporationen der
drei Frankfurter B'ne Briß-Logen und den Geheimen Oberregierungsrat Dr.
Mayer und Frau aus Karlsruhe, die in dankenswerter Weise als Begründer
des Hospizes zur Versammlung hierher gereist sind. An Hand der genauen
statistischen Tabellen überzeugte der Vorsitzende die Anwesenden, dass
das Bad Dürrheimer Kinderhospiz keine badische, sondern eine allgemein
deutsche, jüdische Kinderheilstätte ist, die stets nur zu einem Drittel
von badischen Kindern belegt wird, während zwei Drittel aus dem übrigen
Deutschland stammen, wovon die Hälfte aus Frankfurter Kindern besteht,
die zum großen Teil zum ermäßigten Preise und teilweise ganz
unentgeltlich aufgenommen werden. Es ist daher eine soziale Verpflichtung
Frankfurts, dass weite Kreise mit dazu beitragen, das sonst
unabänderliche Schicksal einer vollständigen Schließung dieser so
segensreichen Kinderheilstätte abzuwenden. - In der darauf erfolgten
Diskussion dankte zunächst Herr Geheimer Oberregierungsrat Dr. Mayer der
Frankfurter Ortsgruppe für ihre seitherige Tätigkeit und Anregungen, die
weitgehendst berücksichtigt werden; insbesondere hat das neu ernannte
kaufmännisch geleitete Finanzkomitee in großzügiger Weise für Vorräte
gesorgt, sodass die seither geübte, wirklich gute und reichliche
Verpflegung, auch weiterhin den Kindern geboten werden kann. Aus allen
Gegenden kommen so viele Anmeldungen, dass es immer schwieriger wird, auf
Grund der ärztlichen Atteste die Auswahl zu treffen. Ganz besonders sind
es die Winterkuren, die hervorragenden Erfolge, selbst in ganz
hartnäckigen Fällen gezeigt haben. Infolge der katastrophalen Entwertung
der Mark weist auch das Bad Dürrheimer Hospiz ein Jahresdefizit auf, das
jetzt gedeckt werden müsse, wenn nicht die Anstalt ganz geschlossen
werden soll. Durch die kaufmännisch geleitete Neuorganisation, wobei der
seitherige Charakter der Anstalt in keiner Weise, ganz besonders nicht in
der Aufnahme aus unbemittelten Kreisen, verändert ist, würde die Gewähr
geboten, dass das Hospiz in Zukunft sich selbst erhalten kann. Die Herren
Dr. med. Gustav Stiebel und Sanitätsrat Dr. Abraham stellen
vom ärztlichen Standpunkte die Notwendigkeit der Erhaltung des
Friedrich-Luisen-Hospizes fest, da für die vielfach in Betracht kommenden
Erkrankungen Bad Dürrheim der einzige Platz ist. Herr Rabbiner Dr. Jakob Horovitz
betrachtet die Erhaltung des Hospizes vom jüdischen Standpunkte als die
dringendste Notwendigkeit. Die Vertreter der B'ne Briß-Logen sagten
ihrerseits jede weitgehende Unterstützung ihrer Logenbrüder zu. Der
Vorsitzende dankte allen Erschienenen und forderte zur tätigen Mithilfe
auf, die bereitwilligst sofort und durch reichliche Zeichnungen erfolgt.
Spenden können auf das Postscheck-Konto Nr. 482 Frankfurt am Main der
Firma Beer, Sondheimer u.Co. mit Kennwort 'Bad Dürrheim' überwiesen
werden." |
Bettina Falk aus Mergentheim übernimmt die Leitung des
Friedrich-Luisen-Hospizes (1924)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. September 1924:
"Bad Dürrheim, 1. September (1924). Anstelle der
unvergesslichen Oberin Dorothea Kochmann hat Mitte Juli die
bisherige Krankenschwester am Israelitischen Spital in Basel, Bettina Falk
aus Mergentheim, die Leitung des
Friedrich-Luisen-Hospizes übernommen. Dank ihrer früheren Tätigkeit im
Hospiz (1920-1922) und der Unterstützung durch die bestens bewährte
Sekretärin Dora Marx bereitete ihr die neue Aufgabe keine
Schwierigkeiten. Gleich ihrer Vorgängerin legt die neue Oberin auf die
religiöse Führung der Anstalt hohen Wert. Wie die täglichen
Leibesübungen zur körperlichen, so tragen die schönen Freitagabende und
Sabbate zur seelischen Förderung der Kinder nicht wenig bei. Bis Ende
September wird die Anstalt voll besetzt sein. Dann beginnen die
Winterkuren, deren Wert schon allein wegen der während der stilleren
Monate ermöglichten individuellen Behandlung der Kinder von Eltern und
Ärzten immer mehr geschätzt wird. Schulpflichtige Kinder erhalten auf
Wunsch gediegenen Unterricht. Die längst als notwendig empfundene
Vergrößerung der Anstalt - es mussten in diesem Sommer gegen 300 Kinder
wegen Platzmangels abgewiesen werden - wird sich leider vorerst nicht
durchführen lassen. Umso dringender muss den Eltern, die sich die
Aufnahme ihrer Kinder sichern wollen, möglichst schleunige Anmeldung -
auch für die Winterkuren - empfohlen
werden." |
Statistische Angaben - Meldungen über
vorhandene Plätze - belegte Plätze / Meldungen offener Plätze 1923 - 1928
Mitteilung im "Nachrichtendienst", Hg. von der
Zentralwohlfahrtsstelle der deutschen Juden in der Ausgabe Dezember
1922 |
Mitteilung im "Nachrichtendienst", Hg. von der
Zentralwohlfahrtsstelle der deutschen Juden in der Ausgabe Februar 1923 |
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Mitteilung im "Nachrichtendienst", Hg. von der
Zentralwohlfahrtsstelle der deutschen Juden in der Ausgabe Juni 1925 |
Mitteilung im "Nachrichtendienst", Hg. von der
Zentralwohlfahrtsstelle der deutschen Juden in der Ausgabe Dezember
1925 |
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Mitteilung im "Nachrichtendienst", Hg. von der
Zentralwohlfahrtsstelle der deutschen Juden in der Ausgabe April 1926 |
Mitteilung im "Nachrichtendienst", Hg. von der
Zentralwohlfahrtsstelle der deutschen Juden in der Ausgabe Mai 1926
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Mitteilung im "Nachrichtendienst", Hg. von der
Zentralwohlfahrtsstelle der deutschen Juden in der Ausgabe Juni 1926 |
Mitteilung im "Nachrichtendienst", Hg. von der
Zentralwohlfahrtsstelle der deutschen Juden in der Ausgabe November
1926 |
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Mitteilung im "Nachrichtendienst", Hg. von der
Zentralwohlfahrtsstelle der deutschen Juden in der Ausgabe April 1927 |
Mitteilung im "Nachrichtendienst", Hg. von der
Zentralwohlfahrtsstelle der deutschen Juden in der Ausgabe August
1927 |
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Mitteilung im "Nachrichtendienst", Hg. von der
Zentralwohlfahrtsstelle der deutschen Juden in der Ausgabe August 1927 |
Mitteilung im "Nachrichtendienst", Hg. von der
Zentralwohlfahrtsstelle der deutschen Juden in der Ausgabe März
1928 |
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Mitteilung im "Nachrichtendienst", Hg. von der
Zentralwohlfahrtsstelle der deutschen Juden in der Ausgabe April
1928 |
Mitteilung im "Nachrichtendienst", Hg. von der
Zentralwohlfahrtsstelle der deutschen Juden in der Ausgabe Juni
1928 |
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Mitteilung im "Nachrichtendienst", Hg. von der
Zentralwohlfahrtsstelle der deutschen Juden in der Ausgabe August
1928 |
Mitteilung im "Nachrichtendienst", Hg. von der
Zentralwohlfahrtsstelle der deutschen Juden in der Ausgabe Oktober
1928 |
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Mitteilung im "Nachrichtendienst", Hg. von der
Zentralwohlfahrtsstelle der deutschen Juden in der Ausgabe Oktober
1928 |
Mitteilung im "Nachrichtendienst", Hg. von der
Zentralwohlfahrtsstelle der deutschen Juden in der Ausgabe Oktober
1928 |
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70. Geburtstag von Dr. David Mayer (1924)
Artikel in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des
"Central-Vereins") vom 24. Juli 1924: "Dr. David
Mayer, Geheimer Oberregierungsrat in Karlsruhe, vollendet am 25. Juli
sein 70. Lebensjahr. Sein Name wird nicht nur in Baden mit stolzer
Verehrung genannt, sondern seine unermüdliche, rastlose Tätigkeit auf
allen Gebieten öffentlich jüdischen Lebens hat ihm die Wertschätzung
weitester Kreise verschafft. Ein leuchtendes Denkmal seiner umsichtigen
Fürsorge ist das 1912 gegründete Friedrich-Luisen-Hospiz in Bad
Dürrheim, eines der schönsten jüdischen Heime unseres Vaterlandes.
Allezeit ist ihm seine Gattin eine verständnisvolle Mitarbeiterin bei
seinem segensreichen Schaffen gewesen. Wir gratulieren
herzlichst!" |
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Anzeige in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des Central-Vereins)
vom 28. August 1924: "Für die zum 70. Geburtstage mir gewidmeten
Zuschriften und sonstigen Liebesbeweise sage ich, auch namens meiner
Gattin, allerherzlichsten Dank.
Karlsruhe, 15. August 1924.
Geh. Oberregierungsrat Dr. D. Mayer." |
Anzeige
des Friedrich-Luisen-Hospizes (1924)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. September 1924: "Bad
Dürrheim - Badischer Schwarzwald.
Höchst gelegenes Solbald Europas, einzigartig durch Vereinigung von Sole
und voralpinem Klima. Streng rituell. Winterkuren im
Friedrich-Luisen-Hospiz. Knaben werden von 3-15, Mädchen von 3-25
Jahren aufgenommen. Auf Wunsch Unterricht. Man bitten, möglichst bald
direkt beim Hospiz anzumelden." |
Bericht über das Friedrich-Luisen-Hospiz und die Pension Waldeck (Sommer 1926)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. August 1926: "Vom
südlichen Schwarzwald.
Bad Dürrheim, im Juli 1926. Wenn die Sommerferien nahen, dann meldet
sich die Lust zum Wandern - bei der Jugend und zum Reisen - bei den Alten.
Und wenn man auch noch so häufig im Laufe der Jahre geäußert hat: 'In
diesem Jahre werden wir wohl hübsch zuhause bleiben', so ändert sich
doch der Sinn, je näher der Sommer rückt. Er bemalt die Erde auch gar zu
schön mit seinen lockenden Farben und versteht es, daneben noch anreizend
auf die übrigen Sinne zu wirken, bis man endlich seinen Widerstand
aufgibt.
Während ich den letzten Satz schreibe, überdenke ich, ob die Behauptung,
dass den Sinnen beim Wandern und Reisen eine weitgehende Befriedigung
geboten wird, so durchweg stimmt. Gesicht, Gehör, Geruch, Gefühl und -
Geschmack. Da liegt der Hase im Pfeffer! Was kann es uns Juden berühren,
ob er im Pfeffer liegt oder nicht, nachdem wir sein Fleisch doch nicht
essen dürfen? Und wie selten ist überhaupt für uns die Gelegenheit,
streng rituelle Verköstigung zu erhalten! Du kommst auf deinen
Wanderungen durch viele Orte, in denen keine Juden wohnen, und durch nicht
weniger zahlreiche Gemeinden, in denen du nicht speisen kannst. |
Im
Mittelalter gab es in Süddeutschland kaum ein Dorf ohne jüdische
Bevölkerung (Anmerkung des Webmasters: Satz stimmt nicht; im
Mittelalter gab es jüdische Gemeinden überwiegend in Städten).
Heute ist es oft schon schwer, die Spuren der ehemaligen Gemeinden zu
entdecken. Zwischen der Urgemeinde und ihrer späteren Nachfolgerin gähnt
zuweilen eine Kluft, die keine Überlieferung überbrückt hat. Da ist es
für den Reisenden kaum möglich, in kurzen Stunden eines vorübergehenden
Aufenthaltes der Vergangenheit forschend näher zu treten. Wir haben uns
darum einige Wochen einen festen Wohnsitz gewählt, von dem aus mir die
Gegend, die diesmal unser Interesse angeregt hat, besuchen können, den
südlichen Schwarzwald.
Wenn wir die Strecke von dem lieblich gebetteten Herrenalb bis Baden-Baden
und gar jene von Offenburg über Triberg bis zu der Bergstadt St. Georgen
durchreisen, so erhalten wir einen gewissermaßen oberflächlichen
Eindruck von der Pracht dieser vom Schöpfer ganz besonders herrlich
geschmückten Landschaften. Wenn wir aber erst diese unvergleichlichen
Tannenwälder, wie sie zum Beispiel das 700 Meter hoch gelegene Solbad
Dürrheim umgeben, an einem sonnigen Julimorgen durchwandern, wenn wir
Muße haben, unser Auge in Ruhe zu richten auf die reizvollsten
Landschaften, die wir hier und da durch eine Schneise hindurch erblicken,
wenn wir finstere Laubenhallen betreten, in die kein Sonnenstrahl dringt,
und uns wenige Minuten später plötzlich auf sonndurchglühtem,
windumbraustem Bergsattel sehen, dann verstummt unser Mund ob der Fülle
der Wunder, mit der der Schöpfer seine Welt ausgestattet
hat.
Bad Dürrheim gehört zu den im Schwarzwald nicht seltenen Plätzen, die
einer jüdischen Gemeinde entbehren. Nur zwei seiner stattlichen
Behausungen beherbergen jüdische Einwohner: das schlossähnliche, weithin
bekannte Friedrich-Luisen-Hospiz und die im neuen Bebauungsgebiet
gelegene, von fast allen Punkten der Umgebung aus sichtbare Pension
Waldeck.
Das Friedrich-Luisen-Hospiz ist eine israelitische
Kinderheilstätte, die zur Zeit 104 Pfleglinge beherbergt. Sie liegt am
Rande einer Hochfläche in unmittelbarer Nähe des Waldes und neben ihr
sind noch weitere überaus stattliche Heime, die diesen besonders
günstigen Platz zum Anbau ausgewählt haben. Von allen Gegenden unseres
Vaterlandes strömen zu ihr schwächliche Kinder, um in dieser herrlichen
Geburtsluft, bestrahlt von natürlicher Höhensonne, gepflegt von
aufopfernden Menschenfreunden, gekräftigt und in der Entwicklung
gefördert zu werden. In der Anstalt selbst genießen sie die heilsamen
Solbäder, die dem Badeorte eine stetig wachsende Zahl von Kurgästen
verschaffen. Die Eltern, die in der Lage sind, ihre Kleinen selbst hierher
zu geleiten, finden seit einigen Jahren in der Villa Waldeck ein
Unterkommen und eine Verpflegung, die seit verwähnten Ansprüchen
genügt.
Den Gottesdienst besuchen diese Kurgäste im Kinderheim, denn die nächste
israelitische Gemeinde ist die Kreishauptstadt Villingen. Auf sie werden
wir in unserem folgenden Artikel zurückkommen. H.E." |
Aus
Mannheim wurden 1927 38 Kinder zur Erholung nach Dürrheim geschickt (1928)
Artikel in der "Gemeinde-Zeitung für die israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Mai 1928: "Stuttgart.
Man schreibt uns: Bei der Bedeutung, die das Friedrich-Luisen-Hospiz
in dem auf der Höhe des Schwarzwalds gelegenen Solbad Dürrheim
für die jüdische Kinderhygiene in ganz Deutschland erlangt hat, dürfte
nachstehender Auszug aus dem Bericht der Mannheimer städtischen
Schularztstelle betr. Erholungsfürsorge für jüdische Kinder im Jahr
1927 auch für die Leser der Gemeindezeitung von Interesse sein:
'Es kamen 74 Kinder zur Entsendung, hiervon 38 nach Dürrheim. Die
Zusammenarbeit mit dem Heim in Dürrheim vollzog sich stets reibungslos.
Die Kurerfolge waren insgesamt zufriedenstellend. Der
Durchschnittsquotient von Ernährungszustand und Aussehen hat sich
beträchtlich gebessert. Die Kinder befanden sich nach der Kur und drei
Monate nach ihrer Rückkehr in sehr guter Allgemeinverfassung;
insbesondere waren bei den meisten die skrofulösen Erscheinungen
zurückgegangen oder ganz geschwunden. Großen Wert wird man künftig
darauf legen müssen, Kinder auch im Winter nach Dürrheim entsenden zu
können." |
Nach gründlicher Renovierung - Einladung zur Anmeldung von Kindern (1929)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Februar 1929: "Bad
Dürrheim. Das bekannte Friedrich-Luisen-Hospiz in Bad Dürrheim,
welches in den letzten Monaten einer gründlichen Renovierung, bestehend
aus neuen Anstrichen, Tapezierungen und Herstellung einer geschlossenen
Liegehalle usw. unterzogen worden ist, bittet um baldigste Anmeldung für
die Frühlings- und Sommermonate. Das Heim ist auch in den Osterferien und
auch an den Pessachtagen vollständig geöffnet und sind gerade für diese
Zeit Aufnahmen besonders empfehlenswert. Erfreulicherweise war der
Gesundheitszustand auch im Herbst und Winter bisher günstiger als je.
Anfragen sind nur direkt an die Verwaltung des Hospizes nach Bad Dürrheim
(Schwarzwald) zu richten." |
Agudistischer
Führerinnenkurs in Bad Dürrheim im Sommer
1930 (1930)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
26. Juni 1930: "Agudistischer Führerinnenkurs Sommer 1930.
Die 'Zentrale der Internationalen Arbeitsgemeinschaft der Agudas
Jisroel-Mädchengruppen' wird nunmehr in diesem Sommer den schon lange
gehegten Plan eines Führer-Ferien-Kursus verwirklichen.
Herr Dr. med. Arnold Merzbach, Frankfurt am Main, hat sich in
liebenswürdiger Weise für die Leitung des Kursus zur Verfügung
gestellt.
Der Kurs bezweckt, die Teilnehmerinnen mit den wichtigsten Fragen der
modernen Erziehung und der jüdischen Mädchenbildung im Rahmen des
überlieferten Judentums und der Zeitprobleme vertraut zu machen.
Der Kurs findet, so Gott will, vom 5. bis 19. August in Bad Dürrheim
im Schwarzwald (Solbad, 700 Meter Meereshöhe) statt.
Der geringe Pensionspreis von Mark 6.- pro Tag wird sicherlich viele
veranlassen, an dem Kurs teilnehmen. Der Kurs ist nur für Damen über 18
Jahre gedacht. Die Zentrale Zürich steht zu jeder Auskunft gern zur
Verfügung.
Anmeldungen sind möglichst bis zum 5. Juli 1930 an die genannte Zentrale,
Adresse: Frl. Esther Wormser, Zürich, Gartenstraße 24, zu
richten." |
Kinderbericht über den Schabbos (Feier des Schabbat) im Friedrich-Luisen-Hospiz
(1932)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. Oktober 1932:
"Ein Schabbos im Bad Dürrheimer Kinderhospiz.
Ich war
neugierig, wie ein Schabbos in Bad Dürrheim sein würde. Am Freitag
Nachmittag, als wir vom Spaziergang nach Hause kamen, wechselten wir
unsere Schuhe. Schabbosanzüge hatten wir schon vorher angezogen. Dann
gingen wir in den Gottesdienst. Er war im Spielsaal. Ein Sefer (Torarolle)
war auch da.
Ein junger Herr betete vor. Wir sangen Lecho Daudi und noch manches
andere. Die Melodien kannte ich noch nicht. Zum Schluss sangen wir Adon
Olam. Nach dem Kidduschmachen aßen wir ein gutes Schabbosessen. Wir sagen
Schirhamalaus. Nach dem Benschen gingen die Kleineren ins
Bett.
Am Schabbosmorgen wurde gelaient, wenn Minjan war. Im Heim waren
auch Jungen, die Barmizwoh waren. Dann kamen noch Kurgäste vom
Herrn Frant (sc. aus der Pension Waldeck).
En Kelohenu sangen wir auch zusammen. Nach dem Gottesdienst gingen
wir zum Frühstück und zum Spaziergang.
Am Nachmittag waren zwei Ruhestunden. Für uns war der schöne Schabbos um
halbacht schon zu Ende, weil wir ins Bett mussten. Deshalb konnten wir
beim Hawdoloausmachen (sc. Zeremonie zum Schabbatausgang) nicht dabei
sein. Wein bekamen wir keinen. Denn für hundert Kinder hätten wir viele
Flaschen gebraucht. Aber es war doch schön, und wir hatten beinahe immer
feines Schabboswetter.
Heinz Zach. Darmstädter, Mannheim (8 Jahre)." |
Die hohen
Feiertage im Friedrich-Luisen-Stift (1934)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Oktober 1934: "Bad
Dürrheim (Kindererholungsheim), 5. Oktober (1934). Während der
Feiertage weilten noch 60 jugendliche Kurgäste im Friedrich
Luisen-Hospiz. Ein großer Teil von ihnen lernte erst hier jüdisches
Familienleben und jüdische Feste kennen. Die Leitung des Heims pflegt in
vorbildlicher Bewusstheit religiöses Leben. Beim weihevollen Gottesdienst
brachte der Vorbeter die Bedeutung der Feste in kurzen Ansprachen den
Kindern nahe und entwickelte weiter den Gedanken, sich zu mühen, das
Leben jüdisch zu gestalten. In diesem Zusammenhang wurde auch der
wichtigen Aufgabe des Palästina-Aufbaus gedacht, der nur gelingen kann,
wenn er im jüdischen Geiste vollführt wird. Höhepunkte der kindlichen
Freude bildeten die Sukkot- und die Simchas-Tora-Feier. - Auch für das
körperliche Wohl der Kinder sind hier die besten Voraussetzungen
vorhanden. Der hochgelegene Schwarzwaldort bietet neben stärkender,
ozonreicher Tannenlust, heilende Sonnenbestrahlung von intensivster
Wirkung und kräftigende Solbäder. Es ist erstaunlich, zu beobachten, mit
welch sicherem Einfühlungsvermögen die mütterlich fürsorgende Oberin
die Eigenart jedes Kindes erkennt. Bei dieser individuellen Behandlungsart
werden höchst befriedigende Kurerfolge erzielt und sogar in schwierigen
Fällen überraschende Heilungen
erreicht." |
Lerngemeinschaft
des Badischen Oberrates der Israeliten in Bad Dürrheim (1935)
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15.
März 1935: "Lerngemeinschaft in Bad Dürrheim.
Wir verweisen auf die im Hauptteil dieser Nummer zum Abdruck gebrachte
Einladung des Oberrates der Israeliten in Baden und ersuchen die Kollegen,
die sich an der Lerngemeinschaft beteiligen wollen, ihre Anmeldung sobald
wie möglich mit entsprechenden Unterlagen dem Verbande zugehen zu
lassen." |
|
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15.
März 1935: "Lerngemeinschaft in Bad Dürrheim vom 3.-7. April
(1935).
Der badische Oberrat der Israeliten in Karlsruhe veranstaltet zusammen mit
der Mittelstelle für jüdische Erwachsenenbildung und dem Landesausschuss
der jüdischen Jugendverbände in der Zeit vom 3.-7. April dieses Jahres
eine Lerngemeinschaft in Bad Dürrheim.
Der Teilnehmerkreis soll aus Rabbinern, Lehrern, Jugendführern (diese
nicht unter 18 Jahren) und anderen interessierten Männern und Frauen
unserer Gemeinden bestehen.
Die Teilnehmerzahl muss auf etwa 40 bis 50 beschränkt werden.
Die Lehrfolge wird nachstehend bekanntgegeben:
Mittwoch, 20-22 Uhr: Rabbiner Dr. Lauer - Mannheim: 'Maimonides als
Halachist'.
Donnerstag 9-11 Uhr: Rabbiner Dr. Lauer: 'Mischna Thora'.
11-13 Uhr: Professor Dr. Bondi (Frankfurt am Main): 'Grundprobleme der
Pädagogik'.
17-19 Uhr: Privatdozent Dr. Kaufmann (Freiburg): 'Rambams Stellung in der
Geschichte der Philosophie'.
20-22 Uhr: Professor Dr. Bondi: Fortsetzung.
Freitag 9-11 Uhr: Stadt- und Konferenz-Rabbiner Dr. Unna (Mannheim): 'T'nach'.
11-13 Uhr: Professor Dr. Bondi: Fortsetzung.
16-18 Uhr: Rabbiner Dr. Lauer: 'More Nebuchim'.
Schabbat 10.30 Uhr-12.30 Uhr: Stadt und Konferenz-Rabbiner Dr. Unna: 'T'nach'.
17-19 Uhr: Privatdozent Dr. Berney (Freiburg): 'Das Leben und die
geschichtliche Umwelt des Rambam'.
Sonntag 9-12 Uhr: Musikdirektor Adler (Stuttgart): 'Theorie und Praxis
eines Singkreises'.
Dieser Arbeitsplan soll durch Predigt, Oneg Schabbath, zwanglose
Aussprachen u.a. ergänzt werden.
Herr Professor Dr. Bondi (Mittelstelle für jüdische Erwachsenenbildung,
Frankfurt am Main, Unterlindau 23) hat den Wunsch, dass die Teilnehmer
Fragen der Jugendführung, die ihnen aus ihrer praktischen Arbeit
erwachsen sind, ihm vorher schriftlich mitteilen, sodass er sie im Rahmen
seiner Arbeitsgemeinschaft besprechen kann.
Es ist erwünscht, dass die Teilnehmer sich so gut wie möglich
vorbereiten; wenn in einer Gemeinde mehrere Teilnehmer sich finden,
dürfte die gemeinsame Vorbereitung sehr zu empfehlen sein.
Die Teilnahme an der Lerngemeinschaft ist gebührenfrei. Die Kosten für
den Aufenthalt betragen voraussichtlich 3 RM. für den Tag. Angesichts der
schwierigen Finanzlage sollen die Kosten (Fahrt und Aufenthalt)
grundsätzlich von den Kursteilnehmern selbst getragen werden.
Die Anmeldung soll umgehend - spätestens bis zum 18. März dieses Jahres
- an den Verband Bayerischer Israelitischer Gemeinden. München.
Herzog-Max-Straße 7 erfolgen.
Die Angemeldeten, die zur Teilnahme von uns zugelassen werden, erhalten
besondere Nachricht." |
Bericht über das Friedrich-Luisen-Hospiz von Bezirksrabbiner Dr. Bohrer,
Gailingen (1935)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
24. Oktober 1935: "Das Friedrich-Luisen-Hospiz in Bad Dürrheim.
Von einer Großtat weitschauenden jüdischen Opferwillens soll die Rede
sein. Doch nicht von den hygienischen oder sonstigen vorbildlichen
Einrichtungen dieses Hauses will der Schreiber dieser Zeilen berichten,
das mögen Berufenere tun, sondern davon, dass hier neben der
Ertüchtigung des Körpers, neben der sorgfältigsten Pflege des
leiblich-physischen Seins auch die Seele, die jüdische Kinderseele
geformt und geadelt wird.
Wie viele Hunderte ja Tausende Erholung und Gesundung suchender jüdischer
Kinder sind in den 24 Jahren seines Bestehens schon durch die geweihten
Pforten in dieses hohe Haus eingegangen, um schon nach wenigen Wochen an
Seele und Körper gekräftigt und gestählt es wieder zu verlassen. Die
große, prächtige Mesusoh (= Mesusa), die dem Eintretenden gleich am Hauptportale
den ersten jüdischen Friedensgruß entbietet, zeugt lebendig von dem
Geiste der Reinheit und der Heiligkeit, dem dieses Haus von Anbeginn
diente. Nicht erst unter dem Druck äußeren Geschehens, sondern schon bei
der Gründung, bewusst und gewollt, wurde dieser erstklassigen
Erholungsstätte für unsere jüdische Jugend der heilige Stempel der
jüdischen Tradition aufgeprägt. Vorbildlich und herzerquickend ist alles
eingerichtet und organisiert, was der Erfüllung und Verwirklichung
strengster jüdischer Eigenart dient. Die Priesterin dieses reinen Tempels
helfender Nächstenliebe, Schwester Oberin, kräftig unterstützt von
gleichgesinnten, wackeren Helfern, wacht mit Argusaugen darüber, dass die
'streng rituelle Führung' nicht nur eine theoretische, papierene Existenz
friste, sondern dass - nach jenem bekannten Prophetenworte - auf jedem
Topfe stehen könnte (hebräisch und deutsch:) 'heilig dem Ewigen'!
Wer als Gast den Zauber eines Freitagabends oder eines Festtages in dieser
jüdischen Kindergemeinde miterleben darf, der fühlt sich so beglückt,
der ist so erfüllt von all dem jüdischen Erleben, dass er den innigsten
Dank empfindet gegen all die Edlen, die von Gott gewürdigt wurden und
gewürdigt sind, an diesem heiligen, großen Werke aufbauend und
weiterbauend fördernd und erhaltend mitzuwirken. Der große Speisesaal wandelt
sich unter den flinken Händen der zahlreichen Helferinnen rasch in ein Beth
Haknesset, in eine Synagoge - die Torarolle fehlt nicht! -, von der
man mit dem Volksdichter singen und sagen möchte, dass es 'in jedem
Winkelchen lacht.' Die langen Stuhlreihen füllen sich pünktlich
mit fröhlichen, festlich gekleideten jüdischen Kinderchen, Knaben und
Mädchen aus Nah und Fern, auch das Ausland ist vertreten, wobei die
Mädchen die rückwärtigen Stuhlreihen besetzen. Aus dem Kreise der
Kinder selbst schreitet dann ein Barmizwohknabe, seiner Würde bewusst,
gravitätisch zum 'Chasen' (sc. Vorbeter) zum Vorbeterpult, ohne
die Kritik seines 'Kahal' (sc. der Gemeinde) auch nur im geringsten
zu fürchten, von der ganzen 'Gemeinde' in beglückender Weise begleitet.
Der Sohn des verewigten Begründers selbst hat für die hohen Feiertage
sehr schöne und eigenartige hebräische Melodien für die Kinder
geschrieben und so einen wirklich vorbildlichen Jugendgottesdienst
gestaltet. Hier wird das jüdische Kind lebendiges Glieder dieser heiligen
Gemeinde, dieser heiligen jüdischen Kindergemeinde, es wird aus
seiner unglücklichen geistig-seelischen Isolierung mit all den Gefahren
an Minderwertigkeitskomplexen glücklich herausgehoben und mit echten,
bewussten, tausendjährigen jüdischen Werten segensreich erfüllt. Von
welcher Lebensnotwendigkeit ist dieses jüdische Gemeinschaftsbewusstsein
für das jüdische Kind gerade in unserer Gegenwart!
'Den Frommen setzt man keine Grabsteine, ihre Taten, das sind ihre Denkmäler!',
an dieses alte jüdische Wort denkt man unwillkürlich, wenn man an dieser
buchstäblich lebensspendenden herrlichen Tat, an dem Leben und Treiben in
der jüdischen Kindergemeinde in Bad Dürrheim teilzunehmen das Glück
hat.
Rabbiner Dr. Bohrer, Gailingen."
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25-jähriges Bestehen des Friedrich-Luisen-Hospizes - Bericht von Dr. Sigmund
Heilbronn, Gailingen (1937)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
2. September 1937: "Ein Tag in Bad Dürrheim (Schwarzwald).
An diesem denkwürdigen Tage trafen sich der Gesamtoberrat der Israeliten,
das Gremium der Verwaltung, zahlreiche Mitarbeiter, geladene Freunde und
Gönner im gastlichen Heime des Friedrich-Luisen-Kinderhospizes, um in
einer schlichten, weihevollen Feierstunde das 25-jährige Bestehen dieses
Gesundheit und Glück spendenden Hauses zu begehen. Ein Tag des Erinnern
sollte er sein, und er wurde zum Gelöbnis für die Zukunft, zu einer
großartigen Huldigung der Juden Badens für den verstorbenen Gründer,
Geheimer Oberregierungsrat Dr. David Mayer und seine Familie. In dem von
Kinderhand liebevoll geschmückten Betraum vereinigen sich die Großen mit
der Schar der Kinder. Kinder verschiedenen Alters, verschiedener Herkunft
und auch verschiedenster religiöser Schattierungen. Eines aber verbindet
sie alle. Dass sie gesund werden wollen und dass sie jüdische Kinder
sind. Und sie werden hier gesund, ihr Körper streckt sich und ihre oft
arg verkümmerte Seele wird freier und gelöster. Und so gewissermaßen
als Wegzehrung fürs Leben bekommen und sie noch einen großen Fonds
Jüdischkeit mit. Denn das Haus - da es ja allen Kindern offen stehen soll
- ist streng orthodox geführt, es untersteht dem Gailinger Rabbinat und
ist erfüllt mit einer starken jüdischen Atmosphäre. Lieder,
hebräische, versteht sich, einstudiert und teilweise auch komponiert von
Herrn Paul Mayer, umrahmen die Reden. Der Vorsitzende, Dr. Fritz Strauß,
begrüßt mit warmen Worten. Lässt kurz die Vergangenheit aufleuchten,
wie eine Vision taucht das alte ehrwürdige Großherzogspaar auf, das dem
Heim den Namen gegeben, wendet sich den schweren Aufgaben der Gegenwart
zu. Herr Paul Mayer hält die Festrede. Glühend, voll innerem
Feuer. Vergesst die Leidenschaft nicht, hütet die heilige Flamme der
Begeisterung. Wir sind das Volk des Trotzdem. Erlahmen wir nicht in unserer
Arbeit!
Im Namen des Oberrates spricht dessen neugewählter Vorsitzende, Herr Friedrich
Strauß. Und es ist schön und es möge ein gutes Vorzeichen sein,
dass gerade dies seine erste offizielle Amtshandlung ist. Seine vom tiefen
Wissen um jüdische Dinge erfüllten Worte sind ein einziges Danken. Und
aus der mitgeführten, schier unerschöpflichen Geschenkmappe ergießt
sich ein reicher Segen von Ehrungen und Auszeichnungen über all die
bewährten Helfer und Diener an diesem schönen Werke edelster
Menschenliebe. Eine Marie-Mayer-Stiftung für die unermüdlich,
rastlos werbende Frau Geheimrat, eine Plakette für die Oberin Bettina
Falk, diesen wahrhaft guten Geist des Hauses, den Tugendpreis für Dr.
Strauß, und immer neue Namen werden genannt und es ist so beglückend,
dass diese Reihe so groß ist. Dass es so viele sind, die helfen wollen
dem jüdischen Kinde und damit dem jüdischen Volk. Herr Heinrich Maas,
der getreue Sachverwalter der Finanzen, hält sein durch Schlichtheit und
strenge Sachlichkeit eindrucksvolles Referat. Bewegung geht durch die
Reihen, da der Erbauer des Hauses, Herr Architekt Lehmann, mit
durch Rührung erstickter Stimme erinnert an die Zeit vor 25 Jahren und
dann mit berechtigtem Stolz darauf hinweist, wie der Bau sich in jeder Hinsicht
bewährt habe und auch heute noch den modernsten Forderungen
entspräche.
Die Kinder marschieren ab. Im frohen Gleichschritt, in schöner Ordnung,
unter Gesang. Die Großen vereinigen sich nochmals bei einem Mahle, das,
gewürzt durch launige Reden, Zeugnis ablegt von der guten Küche des
Hauses. Das Fest ist verklungen. Die Eindrücke aber werden weiterwirken.
Jeder, der daran teilnehmen konnte, wird es hinaustragen in seinen Kreis,
dass es nichts wichtigeres geben kann, als zu werben und zu unterstützen
diese Heilstätte der jüdischen Jugend, auf der ruht die Hoffnung unseres
Volkes. Unser Wunsch aber ist, dass das Haus immer seiner Bestimmung treu
bleiben kann und dass nie der Zeitpunkt eintreten möge, dass durch den
Ablauf der Entwicklung sich die Notwendigkeit ergeben wird, dieses Haus
für Kinder umzuwandern in eine Heimstätte für Greise.
Dr. S. Heilbronn, Gailingen." |
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Artikel
in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des
"Central-Vereins") vom 5. August 1937: "25 Jahre
Jüdische Kinderheilstätte (Bad Dürrheim).
Am 28. Juli hat das Friedrich-Luisen-Hospiz in Bad Dürrheim, die
jüdische Kinderheilstätte auf der Hochebene des Schwarzwaldes, sein
25-jähriges Bestehen feiern können. Das Friedrich-Luisen-Hospiz ist
ureigenstes Werk der Juden in Baden: entstanden aus dem Gedanken und dem
Herzen des vor sechs Jahren verstorbenen Geheimen Oberregierungsrat Dr.
David Mayer, gebaut nach den Plänen des Mannheimer
jüdischen Architekten Arthur Lehmann und errichtet mit
größtenteils von den Juden Badens aufgebrachten Mitteln. Dieses
Werk der engeren jüdischen Gemeinschaft Badens war von vornherein
selbstverständlich in den Dienst der jüdischen Gesamtheit gestellt. Aus
allen Teilen Deutschlands und vielfach aus dem Ausland kamen die 11.000
jüdischen Kinder, welche in diesen 25 Jahren Heilung und Erholung in
diesem Hause finden. In Verbindung mit dem Hospiz wird man stets den Namen
Dr. David Mayers und den seiner für das Haus wirkenden Gattin Marie Mayer
dankbar nennen müssen. Ihre Namen ehrt eine Stiftung für Freiplätze im
Hospiz, vom Oberrat der Israeliten Badens zum 25-jährigen Eröffnungstage
auf den Namen dieser Frau erweitert und zusätzlich mit Mitteln
versehen.
Eine schlichte Gedenkfeier vereinte am Jubiläumstage einen Kreis engerer
Freunde und Mitarbeiter des Hospizes. In ihrem Rahmen gab der Vorsitzende
des Oberrats, Friedrich A. Straus, die Stiftungserweiterung
bekannt; er überbrachte namens des Oberrats der Oberin des Hospizes,
Bettina Falk, und allen langjährigen Mitarbeitern an diesem Werke
Ehrung durch Überreichen von Plaketten, Preisen und
Anerkennungsschreiben. Stg." |
Zu Geschichte und Schicksal
von neun im Jahr 1933 im Friedrich-Luisen-Hospiz tätigen jüdischen Personen
(Quelle: Stadt Bad Dürrheim)
Bettina Falk, ledig, geb. am
28.03.1889 in Bad Mergentheim |
Oberin/Heimleiterin des
Friedrich-Luisen-Hospizes, lebte von 1924 bis 1940 in Bad Dürrheim |
Umzug am 24.6.1940 nach Frankfurt am Main,
Sandweg 7; deportiert ab Frankfurt am Main - Berlin - 24./26.09.1942, Raasiku (b. Reval), Tötungsstätte |
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Emilie Falk, ledig, geb. am 25.02.1895
in Mergentheim |
Sekretärin im Friedrich-Luisen-Hospiz, lebte
vom 02.04.1925 bis 29.08.1940 in Bad Dürrheim |
Umzug am 29.08.1940 nach Frankfurt am Main,
Röderbergweg 30; deportiert ab Frankfurt am Main - Berlin -
24./26.09.1942, Raasiku (b. Reval), Tötungsstätte |
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Gretel Adler, ledig, geb. am
22.09.1909 in (Bad Mergentheim -) Markelsheim |
Bürolehrling, Aushilfe im
Friedrich-Luisen-Hospiz, lebte vom 09.09.1928 bis 06.111936 und vom
13.05.1937 bis 18.05.1938 in Bad Dürrheim |
Umzug am 06.11.1936 nach Markelsheim
Umzug am 18.05.1938 nach Markelsheim |
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Jenny Levi, ledig, geb. am 31.10.1895
in Homberg (Hessen) |
Kinderpflegerin im Friedrich-Luisen-Hospiz,
lebte vom 15.05.1921 bis 01.10.1939 in Bad Dürrheim |
Umzug am 01.10.1939 nach Nordrach,
deportiert 1942 nach Auschwitz |
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Hilda Hirsch, ledig, geb. am
08.12.1910 in Berwangen (Baden) |
Lehrerin im Friedrich-Luisen-Hospiz, lebte
vom 11.12.1930 bis 21.03.1931 und vom 31.03.1932 bis 01.04.1935 in Bad
Dürrheim |
Umzug am 01.04.1935 nach Eschwege |
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Johanna Bastanski, ledig, geb. am
25.03.1915 in Wiesbaden |
Kindergärtnerin im Friedrich-Luisen-Hospiz,
lebte vom 22.12.1932 bis 25.02.1933 und vom 26.03.1934 bis 28.03.1935 in
Bad Dürrheim |
Umzug am 28.03.1935 nach Wiesbaden |
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Anny (Anna) Friedland, ledig, geb. am
09.12.1896 in Darmstadt (Hessen) |
Kindergärtnerin im Friedrich-Luisen-Hospiz,
lebte vom 25.04.1929 bis 04.07.1939 in Bad Dürrheim |
Umzug am 04.10.1939 nach
Berlin-Niederschönhausen, Molflenstr. 1-11; deportiert am Berlin
am 14. April 1942 nach Warschau, Ghetto, umgekommen |
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Camilla Baum, ledig, geb. 07.02.1896
in Nonnenweier |
Kinderpflegerin im Friedrich-Luisen-Hospiz,
lebte vom 07.11.1932 bis 02.05.1933 in Bad Dürrheim |
Umzug am 02.05.1933 nach Nonnenweier;
deportiert 1942 von Frankfurt aus mit unbekanntem Deportationsort. |
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Hedwig Grebenau, ledig, geb. am
24.09.1910 in Frankfurt am Main |
Kindergärtnerin im Friedrich-Luisen-Hospiz,
lebte vom 20.05.1930 bis 27.10.1930 und vom 28.05.1931 bis 27.06.1934 in
Bad Dürrheim |
Umzug am 27.06.1934 nach Frankfurt am Main |
Weiteres
zur jüdischen Geschichte Bad Dürrheims
Anzeige
der Pension von Nathan Grünfeld (1904)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16.
Juni 1904: "Streng Koscher - Pension - Streng Koscher.
Dürrheim (badischer Schwarzwald).
Höchst gelegenes Solbad in ganz Europa, besonders empfehlenswert für
Kinder. Milchkur im Hause. Wagen etc. zur Verfügung.
Ab Juni neu eröffnet. Inh. Nathan Grünfeld.
NB. Gefällige Anfragen an mich bitte nach
Karlsruhe." |
Anzeigen der Pension Waldeck (1926 / 1930)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. Juni 1926:
"Bad Dürrheim (Schwarzwald).
Höchstgelegenes Solbad Europas. Höhenluftkurort 700-800 m über dem
Meer.
Koscher. Pension Waldeck. Koscher. Inhaber David
Frant.
Schönste Lage - Angenehmer Aufenthalt - Mäßige
Preise." |
|
Anzeige in der Zeitschrift "Menorah" Heft
6/7 1926: |
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Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
30. Mai 1930: |
Information über die rituell geführte Pension Waldeck (1926 / 1930)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. Juli 1926: "Die
Pension Waldeck (D. Frant) bietet in Bad Dürrheim, dem 700-800
Meter über dem Meer gelegenen Schwarzwald-Bade, dem höchstgelegensten
Solbad Europas, zwischen dem Ursprung der Donau Gelegenheit, in streng
rituell geführter und sehr gemütlich eingerichteten Pension seine Ferien
zu verbringen. Die besonders schöne Lage des Hauses, nächste Nähe des
Waldes, Kurparks und der Bäder, bieten dem Gesunden körperliche wie
geistige Erholung. Die herrliche Umgebung und die benachbarte Schweiz
geben Gelegenheit zu schönen Ausflügen. Für Schwächliche und Kranke,
besonders für Kinder und Jugendliche ist Bad Dürrheim sehr zu empfehlen.
Die Gäste werden in Pension Waldeck billig und gut bedient. (Auf
Verlangen besondere Diät). In der Vor- und Nachsaison wird
besondere Ermäßigung gewährt." |
|
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Mai
1930: "Dürrheimer Aufenthalt. Zu Beginn der Reisezeit
möchte ich besonders die Eltern von blassen, schwächlichen Kindern auf
das prächtig im Schwarzwald gelegene, von Licht und Sonne paradiesisch
durchflutete Dürrheim hinweisen. Nie in all den Jahren, in denen wir mit
unsern Kindern 'Ferien' machten, hatten wir das, was nötig, in solchem
Maße gefunden. Sole - herrlicher Wald und Ruhe - Verpflegung - und einen
Stamm prächtiger Menschen vom alten Schlage. Nahe all den schönen Orten
und Fleckchen, die zu besichtigen lohnen. Die Schweiz, der Bodensee mit
den Anziehungspunkten sind im Gesellschaftsauto bequem und billig in
kurzen Stunden erreichbar. Das vorbildlich geführte Kinderheim
'Friedrich-Luisen-Hospiz' ist eine Welt für sich. Das müsste jede Mutter
gesehen haben. Welche Fülle Liebe und Sorgfalt, Treue und Pflicht dort
den Kindern angedeiht, ist wunderbar. Das Heim ist nach strengsten
jüdischen Vorschriften geführt. Leitung und Schwestern sind Tag und
Nacht nur auf das seelische und körperliche Wohl der ihnen anvertrauten
jungen Zöglinge bedacht. - Pension Waldeck, das gut geführte,
idyllisch an Wald und Wiesen gelegene, streng fromme Hotel, bietet seinen
Gästen angenehmen Aufenthalt." |
Adresse/Standort des ehemaligen Friedrich-Luisen-Hospizes: heutige
Luisenklinik
in der Luisenstraße
56
Fotos / Abbildungen
(Historische Karten: Sammlung Hahn; Karten in der 3.
Fotozeile und Dokumente zu Bettina Falk in der 4. Fotozeile: Sammlung der
Luisenklink Bad Dürrheim)
Erinnerungsarbeit
vor Ort - einzelne Berichte
Januar 2010:
Das "Bettina-Falk-Haus" wird eröffnet |
Artikel im Lokalteil Bad Dürrheim im
"Süd-Kurier" vom 21. Januar 2010 (Artikel):
"Bad Dürrheim. Großer Tag für die Luisenklinik.
In Bad Dürrheim steht Gesundheit weiter ganz im Mittelpunkt: Mit dem nun eröffneten Erweiterungsbau
'Bettina-Falk-Haus' will sich die Luisenklinik neuen Raum schaffen und das Traditionshaus fit für die Zukunft machen. Der Anbau bietet auch Bad Dürrheimer Familien die Möglichkeit, ihre Kleinkinder betreuen zu lassen.
Bei der Einweihungsfeier fand der Direktor der Deutschen Rentenversicherung in Baden-Württemberg, Hubert Seiter, klare Worte zugunsten von Rehamaßnahmen.
'Wir erleben schwierige Zeiten, daher gibt es auch einen steigenden Bedarf an Rehabilitationsmaßnahmen.'
Es müsse auch mit 67 Jahren noch Spaß machen, zu arbeiten, anstatt schon mit 56 oder 58 Jahren in den Vorruhestand zu gehen. Zirka drei Prozent der Arbeitnehmer in Baden-Württemberg würden an einer Reha-Maßnahme teilnehmen, dies würde in etwa 400 Millionen Euro kosten. Allerdings seien dies wichtige Maßnahmen für die Gesundheit.
Über einen Anbau hatte man in der Luisenklinik schon seit 2007 nachgedacht. Bereits dem verstobenen Professor Rolf Wahl schwebte ein Erweiterungsbau vor.
'Das Ergebnis kann sich sehen lassen, wir haben ein wahres Schmuckkästchen
hier', sagte Sven Wahl, Vorstandsvorsitzender der Luisenklinik AG. Es ginge der Luisenklinik um eine Verbesserung der Strukturqalität für die Patienten, ein Einzelzimmer für jeden Patienten sei in diesem Gebäude Standard. Aber auch neue und helle Gruppenräume habe man geschaffen, sowie eine Kinderkrippe für die Kinder der Patienten, des Personals und in begrenztem Umfang auch für die Bad Dürrheimer Kinder.
'Die Raumnot für unsere Mitarbeiter hat ein Ende, wir haben sogar eine Tiefgarage unter diesem Gebäude, um der andauernden Parkplatznot zu
entgehen', führte er aus." |
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Juni 2012:
Eine Publikation zur Geschichte des Hauses wird
erscheinen |
Artikel im "Schwarzwälder Boten"
vom 20. Juni 2012: "Bad Dürrheim. Klinik hält Geschichte in
Buchform fest...."
Link
zum Artikel - eingestellt
auch als pdf-Datei |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Berthold Rosenthal: Heimatgeschichte der badischen
Juden. Bühl 1927. S. 410. |
| Franz Hundsnurscher/Gerhard Taddey: Die jüdischen Gemeinden in Baden.
1968. S. 105. |
| Joachim
Hahn / Jürgen Krüger: "Hier ist nichts anderes als
Gottes Haus...". Synagogen in Baden-Württemberg. Band 1: Geschichte
und Architektur. Band 2: Orte und Einrichtungen. Hg. von Rüdiger Schmidt,
Badische Landesbibliothek, Karlsruhe und Meier Schwarz, Synagogue Memorial,
Jerusalem. Stuttgart 2007.
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n.e.
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