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im Elsass"
Erstein (Dep. Bas Rhin /Alsace / Unterelsass)
Jüdische Geschichte / Synagogue / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
In Erstein, einem ehemaligen Reichslehen der unterelsässischen Landgrafen,
lebten Juden bereits in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Bei der
Verfolgung in der Pestzeit 1348/49 wurden auch die Ersteiner Juden
ermordet.
Erst seit der Mitte des 19. Jahrhunderts konnten sich jüdische Personen
wieder in der Stadt niederlassen. Vor allem Juden, die aus Osthouse und
Uttenheim zugezogen waren, gründeten 1864 die neue Gemeinde. Da diese zunächst
nur aus zehn Gemeindegliedern bestand, wurde einige Zeit eine gemeinsame
Gemeinde mit den Juden im benachbarten Fegersheim gebildet.
1871 gehörten 67 Personen der jüdischen Gemeinde Erstein an, 1887 inzwischen 91
Personen; ihre Zahl stieg bis um 1910 auf 139, um 1914 auf 26 Familien, um
1920 auf 160
Personen. Durch Abwanderung in die Städte
ging danach die Zahl bis 1932 auf 116 Personen zurück.
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge, eine Schule
(Religionsschule), ein rituelles Bad und ein Friedhof.
Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der
zugleich als Vorbeter und Schochet tätig war. 1917 wird als Kantor ein Herr
Schwarzfuchs genannt (Jüdische Rundschau 2.11.1917 S. 359).
Gemeindevorsteher war um 1892 S. Netter. 1893/99 ein Herr Blum, um 1914
Louis Bloch.
Im Ersten Weltkrieg wurden von den jüdischen Kriegsteilnehmern aus
Erstein Gefreiter Josef Weill (im Feldartillerieregiment Nr. 225, Sohn
des Getreidehändlers Philipp Weil) mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet,
gleichfalls Gefreiter Meyer Bloch und Karl Dockes.
1940 wurden unter der deutschen Besatzung die in
Erstein verbliebenen Juden nach Südfrankreich deportiert. Mindestens 16 von ihnen
sind ermordet worden.
Nach 1945 wurde die Gemeinde von etwa 60 zurückkehrenden Personen wieder
begründet. 1967 gehörten noch 67 Personen dieser Gemeinde an. Seitdem ging die
Zahl der Gemeindeglieder ständig zurück, sodass schon in den 1980er-Jahren
keine regelmäßigen Gottesdienste mehr in der Synagoge gefeiert werden konnten.
Ende der 1990er-Jahre lebten nur noch etwa 12 jüdische Personen in Erstein.
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der
Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule
Die
Einrichtung eines israelitischen Volksschule in Erstein wird vom Konsistorium
vorgeschlagen (1908)
Artikel
in "Neue jüdische Presse" vom 26. Juni 1908: "Straßburg. Wir haben im
Elsass eine ziemliche Anzahl israelitischer Volksschulen, welche auf
dem Aussterbeetat stehen. Es sind aber auch einige Gemeinden, welche bis
jetzt keine israelitische Volksschule besaßen, im Aufblühen begriffen, und
tut nun das Konsistorium Schritte, um in diesen Gemeinden solche Schulen
durch die Regierung genehmigen zu lassen, einerseits, um den Kindern mehr
jüdisches Wissen angedeihen zu lassen, andererseits, um den jungen
israelitischen Lehrern auch neue Stellen zu verschaffen, da dieselben selten
an christlichen Schulen angestellt werden.
Als solche Gemeinden, für welche das Konsistorium schon Schritte getan,
gelten Herrlisheim,
Erstein und andere mehr. Zur allgemeinen Verwunderung lehnte nun die
israelitische Kultusverwaltung in Herrlisheim in einem Schreiben an das
Konsistorium es ab, für die Errichtung einer israelitischen Volksschule bei
der Regierung auch ihrerseits einzukommen (welches gewöhnlich gleichzeitig
mit dem Antrag des Konsistoriums zu geschehen hat)." |
Wechsel auf der Kantorenstelle in
Finstingen und Erstein (1913)
Anmerkung: bei Finstingen handelt es sich um Fénétrange im Département
Moselle (früher Lothringen).
https://de.wikipedia.org/wiki/Fénétrange.
Artikel
in "Das jüdische Blatt" vom 7. November 1913: "Finstingen. Unser
Kantor hat uns verlassen, um die Kantorstelle in Erstein zu
übernehmen. Hoffentlich wird sein Nachfolger, der aus Norddeutschland kommt,
uns unseren allgemein beliebten Beamten gut ersetzen." |
Aus dem jüdischen Gemeindeleben
Neueinteilung der Rabbinatsbezirke
Im Elsass (1909)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. November 1909: "Aufgelöst werden
durch die Neueinteilung der Rabbinatsbezirke die bisherigen alten Rabbinate
Lauterburg,
Maurmünster und
Quatzenheim und die
dazugehörenden jüdischen Gemeinden werden je nach ihrer Lage anderen
Rabbinaten zugeteilt. Dahingegen ist für Straßburg die Gründung eines
zweiten Rabbinates vorgesehen. Bei der Einteilung ist die Regierung von dem
Grundsatze ausgegangen, die Rabbinatssitze womöglich in Kanton- und
Kreishauptstädte zu verlegen; so erklärt sich die geplante Verlegung der
bisherigen Rabbinatssitze von Dammbach nach
Barr, von
Fegersheim nach Erstein und von Schirrhein nach
Bischweiler. Im Ober-Elsass
war diese neue Einteilung notwendig und
bedeutet kaum eine tatsächliche Veränderung, da ja dort eine große Anzahl
alte Rabbinate nur noch dem Namen nach existierten. Diese wurden schon
längst nicht mehr besetzt, sondern von Nachbarrabbinern interimistisch
verwaltet. Fast jedem Rabbinat im Oberelsass waren ein, manchmal auch zwei
weitere Rabbinate zur interimistischen Verwaltung zugeteilt. Nach der neuen
Einteilung sollen 13 Rabbinate im Ober-Elsass aufgelöst werden, nämlich:
Dürmenach,
Niedersept,
Uffholz, Sennheim,
Niederhagental, Plotzheim,
Sierenz,
Pfastatt,
Rixheim,
Sulzmatt,
Hattstatt,
Biesheim und
Bergheim.
Dahingegen wird Mühlhausen zwei Rabbinate erhalten. In
Sennheim bleibt, wie
bereits berichtet, dass Rabbinat, solange es von Herrn Rabbiner Bamberger
verwaltet wird, bestehen." |
Berichte
zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde
Die Frau von Metzger Lucien Metzger starb bei einem
Unfall (1908)
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 24. Juli 1908: "In Erstein ereignete sich ein schrecklicher
Unglücksfall. Die junge Frau des Metzgers Lucien Metzger wollte ein
Weingeistlicht füllen, - die Flasche explodierte, - und die Arme Person
verbrannte lebendigen Leibes.' |
Anzeigen
M. Bloch sucht eine Haushälterin
(1884)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. September 1884: "Eine
Haushälterin, nicht zu jung, oder kinderlose Witwe mit guten Zeugnissen wird
gesucht per sofort.
Erstein (Elsass), den 7. September 1884.
M. Bloch. Magasin de Nouveauté. " |
Zur Geschichte der Synagoge
Die Synagoge wurde am 22. November 1882 eröffnet. Da sie nur über 38
Männerplätze verfügte und in den Jahren nach 1882 sich die Zahl der jüdischen
Einwohner Ersteins vergrößerte, sollte die Synagoge 1914 wesentlich
vergrößert werden:
Die Synagoge soll vergrößert werden
(1914)
Artikel
in "Das jüdische Blatt" vom 13. Februar 1914: "Erstein. Die hiesige
Synagoge, welche 1882 erbaut wurde, wird in allernächster Zeit vergrößert.
Die jüdische Gemeinde hat sich seit Erbauung des Gotteshauses fast um das
Dreifache vermehrt. Es sind nur 38 Männerplätze vorhanden, diese sind nicht
hinreichend für ca. 36 Familien. Der Vorstand hat nun zwecks Aufstellung
eines Planes für einen Anbau mehrere Synagogen besichtigt. Nach
Fertigstellung des Planes wird der Anbau sofort in Angriff genommen werden.
N." |
Die Synagoge ist
im April 1941 während der NS-Zeit zerstört worden. Eine neue Synagoge wurde
nach 1945 erbaut.
Adresse/Standort der Synagoge: 67150 Erstein, Rue du
Vieux-marché
Fotos
(Historische Karte: Sammlung Hahn; neuere Fotos Hahn, Aufnahmedatum 16.4.2004)
Die 1882 eingeweihte
und
1941 zerstörte Synagoge |
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Das
Foto oben in hoher Auflösung |
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Die nach 1945
erbaute Synagoge |
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Die Synagoge in Erstein von
Westen
(Eingangsbereich) |
Die Synagoge
von Südwesten |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Erstein Bas-Rhin dist. Jews
from small nearby localities settled in Erstein in the middle of the 19th
century. In 1865, they were only ten Jews in Erstein. The synagogue was
inaugurated in 1882. In 1885, there were 2.308 Jews in the Erstein district,
decreasing to 1.578 in 1905 and 826 in 1931. On the eve of worldwar II, 110 Jews
were listed in Erstein. During the occupation the synagogue was destroyed and
the Jews were expelled to the south of France. After liberation, the synagogue
was reconstructed. The community numbered 67 members in 1965.
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