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Zur Übersicht über die "Synagogen im
Elsass"
Marmoutier (Maursmünster,
Dep. Bas-Rhin /Alsace / Unterelsass)
Synagogue / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
In Marmoutier bestand seit dem Mittelalter eine der ältesten und
- zumindest zeitweise - bedeutendsten
jüdischen Gemeinden des Elsass. Möglicherweise lebten bereits im 9./10.
Jahrhundert Juden in der Stadt im Zusammenhang mit den Handelsaktivitäten der
Abtei. 1338 wird Samuel von Maursmünster (Morsminster) in Straßburg genannt.
1497 versuchte Wilhelm von Rappoltstein (Guillaume de Ribeaupierre) die Juden aus Marmoutier zu vertreiben, wohl erfolglos, denn 1525
hatten die Juden der Stadt durch Plünderungen ihrer Häuser unter dem Bauernkrieg zu leiden.
Auch im
17./18. Jahrhundert lebten Juden in der Stadt, 1650 waren es etwa 30 (bei einer
Gesamteinwohnerzahl - nach dem Dreißigjährigen Krieg - von nur noch etwa 250
Personen). Sie konnten innerhalb der Stadtmauern wohnen,
jedoch nicht im Bereich des Klosters und der Abteikirche. Um 1700 wurden etwa
100, im Dezember 1784
299 jüdische Einwohner gezählt.
Bereits im 18.
Jahrhundert war Marmoutier Sitz eines Rabbinates. Unter den Rabbinern
sind bekannt (die Lebensdaten stehen - soweit bekannt - in Klammern): 1746-?
Simon Halberstadt aus Haguenau, ?-?
Emmanuel Wormser (1716 oder 1726-1796), ?-1846 Jakob Hagenauer (1769-1846),
1853-1894 Michel Wimphen (1813-1894), 1894-1896 Dr. Léonard Sylvain Koch
(1870-1930), 1897-1908 Isaac Levy (1866-1949). 1910 wurde das Rabbinat aufgelöst
bzw. Marmoutier dem Rabbinat Zabern/Saverne zugeteilt.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner
wie folgt: 1807 357 jüdische Einwohner, 1846 469, 1865 405 (etwa 20 % der
Gesamteinwohnerschaft), 1870 379, 1887 284, 1894 228, 1895 197 (in 57 Familien),
1897 192 (in 43 Familien), 1899 179 (in 49 Haushalten), 1910 130.
1848 wurden mehrere jüdische
Häuser geplündert. Bereits damals ging in Folge die Zahl der jüdischen Einwohner
zurück, in den folgenden Jahrzehnten verstärkt durch Abwanderung in die Städte, sodass 1910 nur noch
130
Juden in Marmoutier lebten. Aus Marmoutier stammt u.a. der Maler Alphonse
Levy (1843-1910, s.u.).
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine
jüdische Schule (im 18. Jahrhundert Religionssschule, bereits seit 1822 Israelitische
Konfessionsschule/Volksschule, 1913 nach dem Weggang von Lehrer Wolf geschlossen), ein rituelles Bad und einen Friedhof.
Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde waren (neben dem Rabbiner s.o.) ein Lehrer
sowie zeitweise auch ein Kantor angestellt. Einer von ihnen war auch als Schochet tätig.
Als Lehrer werden genannt: um 1887/1897 H. Heymann, bis 1913 Lehrer Wolf
(siehe unten). Die Schule wurde um
1895 von 33 Kindern, um 1899 von 24 Kindern besucht. Als Kantoren werden
genannt: um 1887/94 M. Weil. 1895 J. Weil, 1913 Herr Heymann (vielleicht
identisch mit dem früheren Lehrer Heymann).
An jüdischen Vereinen bestand eine Chewra Kadischa - Israelitische
Brüderschaft - Israelitischer Männerverein (1895 unter Leitung von Ad. Weil.
1897 unter Leitung von C. Bloch) und ein Israelitischer Frauenverein
(1895/97 unter Leitung von Frau H. Heymann).
Gemeindevorsteher waren um 1887/1894 A. Weil, um 1895 A. Weil, Dr. Bielski, M.
Wormser, B. Levy, J. Theodor, N. Weil, um 1897/1899 K. Bloch, Dr. Bielski, S.
Levy, Z. Levy.
1939 lebten noch 50 Juden in der Stadt, von denen die
meisten unter der deutschen Besatzung 1940 nach Südfrankreich deportiert wurden. 14 Personen wurden in den
Lagern ermordet.
Von den in Marmoutier geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Marguerite Bielski (1892),
Ida Bloch (1875), Irene Ewselmann (1897), Marthe Glashendler (1890), Lazare
Heimann (1865), Jeanne Kahn (1884), Julien Kahn (1887), Melanie Kaufmann geb.
Lehmann (1884), Janiel Korenstein (1889), Emma Lehmann (1872), Berthe Levy
(1893), Hortense Levy (1864), Rene Levy (1879), Jeanne Mendel (1876), Alphonse
Netter (1891), Isidore Netter (1897), Jacques Theodore (1868).
Nach 1945 kehrte nur ein Teil der Überlebenden zurück. 1953 wurden 54
jüdische Einwohner gezählt. In den
1960 erlosch das jüdische Gemeindeleben.
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte des Rabbinates
Zum Tod von Rabbiner Jakob Hagenauer (Jacob Haguenauer, 1846)
Anmerkung: Über Rabbiner Jakob Hagenauer liegen nur wenige Informationen
vor. Sohn seiner Tochter Rosette, die mit dem Händler Félix Ulrich Lévy
verheiratet war, war der Rabbiner Isaac Lévy (geb. 1835 in Marmoutier, gest.
1912 in Paris) (siehe unten).
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 16. Februar 1846:
"Einen andern, sehr gelehrten Rabbiner verlor der Elsass am vorigen Erew
Jom Kippur (Tag vor Jom Kippur, das war am 29. September 1846) in dem Herrn
Jakob Hagenauer, Rabbiner zu Maursmünster, dem mit dem vorher
Genannten die Lehrhäuser anvertraut waren. Er war der Erste,
welcher den Eid more judaico abzunehmen verweigerte und in die
Prozesskosten verurteilt wurde, die aber durch Subskriptionen gedeckt
wurden. Der Hochbetagte war im Begriff, ein Werk Kol Jaakow zu
edieren. Auch sein Leichenbegängnis wurde sehr feierlich
begangen". |
Über Rabbiner Michel
Wimphen
Anmerkung: Rabbiner Michel Wimphen (geb. 1809 in Diedenhofen/Thionville,
Lothringen, gest. 1893 in Maursmünster) besuchte 1830 bis 1837 die
Rabbinerschule in Metz; seit 1841 verheiratet mit Rosette geb. Lévi aus Hellimer;
1841 bis 1851 als Möbel-Gebrauchtwarenhändler in Sarreguemines tätig; 1851
Rabbiner in Sarreguemines, doch wurde die Wahl zweimal annuliert; 1852 bis zu
seinem Tod 1893 Rabbiner in Maursmünster, versah mit 1881 das Interim in
Quatzenheim.
Über Rabbiner Dr. Léonard Sylvain Koch
Anmerkung: Rabbiner Dr. Léonard Sylvain Koch (geb. 1867 in
Lembach, gest. 1930 in
Wissembourg): besuchte das
Rabbinerseminar in Colmar, 1891/92 das
Rabbinerseminar Berlin, 1892 Promotion Universität Straßburg; war 1894 Rabbiner
in Durmenach, noch im selben Jahr als
Nachfolger von Michel Wimphen Rabbiner in Maursmünster (1895 mehrfach als
Rabbiner in M. genannt); von 1898 bis zu seinem Tod 1930 Rabbiner in
Wissembourg; war verheiratet mit Louise
Rébecca geb. Cromback.
Über Rabbiner Dr. Isaac Lévy
Anmerkung: Rabbiner Dr. Isaac Levy (geb. 1865 in
Balbronn als Sohn des Kaufmanns Abraham
Lévy und seiner Frau Florette, gest. 1949 in Sarrebourg, Lothringen) besuchte
1886 bis 1891 die Rabbinerschule (École rabbinique) in Paris; war 1891 bis 1896
Rabbiner in Norrköping, Schweden, 1897 bis 1908 Rabbiner in Maursmünster,
1908 Rabbiner in Phalsbourg (Pfalzburg, Lothringen); das Rabbinat Phalsbourg
wurde 1910 aufgelöst und nach Sarrebourg verlegt, wo er bis 1949 amtierte. 1942
war Rabbiner Dr. Lévy ins Exil nach Brive, Corrèze gegangen, 1946 nach
Sarrebourg zurückgekehrt.
Auflösung des Rabbinates Maursmünster (1909)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Februar 1909: "Straßburg,
28. Januar (1909). Mit dem 1. April sollen die heute in Elsass-Lothringen
bestehenden 40 Rabbiante (abgesehen von den Oberrabbinaten) auf 28
verringert werden. Neun dieser Rabbinate, alle im Oberelsass, sind schon
seit langen Jahren nicht mehr besetzt, nicht so sehr aus Mangel an
Kandidaten, als weil die Seelenzahl der betreffenden Gemeinden viel zu
gering war. Vier Rabbinate waren unter 100 Seelen gesunken. Das geringste,
Blotzheim, zählte 1905 nur noch 39
Seelen. Alle diese, ebenso auch das seit zwei Jahren erledigte Rabbinat Maursmünster
werden bis jetzt von benachbarten Rabbinern interimistisch verwaltet,
sollen aber von 1910 ab, nebst noch einigen anderen, aufhören, als
Rabbinate zu existieren." |
|
Artikel in "Der Israelit" vom 25. November 1909: "Aufgelöst werden durch die
Neueinteilung der Rabbinatsbezirke die bisherigen alten Rabbinate
Lauterburg, Maurmünster und
Quatzenheim und die dazugehörenden
jüdischen Gemeinden werden je nach ihrer Lage anderen Rabbinaten zugeteilt.
Dahingegen ist für Straßburg die Gründung eines zweiten Rabbinats
vorgesehen. Bei der Einteilung ist die Regierung von dem Grundsatz
eingegangen, die Rabbinatssitze womöglich in Kanton- und Kreishauptstädte zu
verlegen, so erklärt sich die geplante Verlegung der bisherigen
Rabbinatssitze von Dambach nach
Barr, von
Fegersheim nach
Erstein und von
Schirrhofen (statt Schirrhein) nach
Bischweiler…" |
Aus der
Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule
Marmoutier hat eine der ältesten
jüdischen Schulen im Elsass (Artikel von 1842)
Artikel in "Der Orient" vom 25. Oktober 1842: "Die Christen im Elsass
scheinen sich oft durch ihren Hass allein leiten zu lassen, der dann das
Unglück nur vermehrt und die Möglichkeit der Abhilfe nur weiter hinausschiebt. Die Juden sind das Unglück der Christen, weil der alte Geist des
Unrechts noch in ihnen fortwirkt, diesen aber kann nur Aufklärung und
Erkenntnis besiegen. Nun stehen aber fast überall die Bauerngemeinden diesem
Ziele im Wege, indem sie überall Schwierigkeiten machen, so oft von noch so
geringen Beiträgen für Israelitenschulen die Rede ist. Das Arrondissement
von Schlettstadt sprach sich 1834 direkt gegen jeden Zuschuss zu einem
solchen Zwecke aus und stützte sich auf den Grund, dass die Juden
bereits anfingen, ihre Kinder in die christlichen Schulen zu schicken. Der
Generalrat des Departments erklärte dagegen, dass der Versuch, die Judenkinder in den Gemeinden, in denen nicht die Juden genug zu einer besonderen
Schule sind, in die christlichen Schulen zu schicken, fast überall an dem
Widerstreben der Väter israelitischer Familien und den Vorurteilen der
übrigen Bewohner gescheitert sei. Jüdische Schulen gab es nur in
Mutzig, Tegersheim (?),
Duttlenheim und Marmoutier und seit
1836 auch eine in Westhofen. Deswegen setzte der Generalrat 1834 800
Fr.
aus, um den christlichen Lehrern es zu erleichtern, den Judenkindern
besondere Unterrichtsstunden zu gestatten. 1834 verstanden sich dazu 18
Gemeindelehrer, deren Zahl 1836, da die Summe auf 1500 Fr. erhoben wurde,
auf 22 stieg. Im Jahre 1839 wurde diese Summe wieder auf 1000 Fr.
herabgesetzt und weil ein paar Inspecteurs-Adoints des écoles du département
anzustellen waren. Ob dieser notwendiger
als der Unterricht der Juden, weiß ich nicht, durch begreife ich's sehr.
Jene
22 Gemeinden und jene fünf Judenschulen sind also die einzigen, in denen in
größerem Umfang für den ersten Unterricht der Juden gesorgt wird. In allen
anderen Gemeinden, deren Zahl sich auf 100 und mehr beläuft, ist derselbe
total vernachlässigt und diese Vernachlässigung selbst ist dann wieder
Ursache, dass der Jude des Elsass es wie der Bauer hinter seiner Zeit zurücksteht. Wie notwendig aber hier für
Beide Abhilfe, nach den obigen
Tatsachen noch näher darzustellen, hieße an dem gesunden Menschenverstand
derer, die da Augen zum Sehen und Ohren zum Hören haben, verzweifeln." |
Die israelitische Volksschule
wird geschlossen (1913)
Artikel in "Das jüdische Blatt" vom 23. Mai 1913: "Maursmünster. Auch die
hiesige israelitische Volksschule scheint dem Untergange geweiht. Unser Lehrer Herr
Wolf, verlässt uns am 1. Juni, um seine neue
Stelle in Mommenheim anzutreten, und soll, wie es heißt,
nicht mehr ersetzt
werden." |
Aus dem jüdischen Gemeindeleben
Erinnerungen an die
Revolutionsjahre 1848
Artikel in "Der Israelit" vom 4. Juli 1898: "Maursmünster (Unter-Elsass), 23. Juni.
(Vor 50 Jahren). Die letzten Tage dieses Monats rufen in dem
Herzen der hiesigen jüdischen Gemeinde eine fünfzigjährige trübselige
Erinnerung wach, die durch ihr viel verbreitetes geschätztes Blatt der
Mit- und Nachwelt, insbesondere aber unseren spätesten Nachkommen
aufbewahrt bleiben möge. Infolge der vor 50 Jahren, im Jahre 1848
ausgebrochenen Februar-Revolution waren bekanntlich an verschiedenen Punkten
des Ober- und Unter-Elsass unsere Glaubensgenossen verfolgt worden und der
Pöbel hatte sich gegen sie zu schlimmen Ausschreitungen hinreißen lassen. So
wurde zum Beispiel in Altkirch die Synagoge von Grund aus zerstört und die Gemeindebehörde stand den
Unordnungen machtlos gegenüber..." |
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Ergebnis einer Kollekte (1895)
Mitteilung in "Der Israelit" vom 28. März 1895: "Mauersmünster. Durch
Rabbiner Dr. L. Koch: Heinrich Theodor 1, Adolf Weil 1, Witwe
Theodor 1, Witwe Salomon Levy 2.40, Zacharias Levy 1, Challah-Geld von
Frau Heinrich Theodor 2, zusammen 8.40 Mark. " |
Berichte zu
einzelnen Personen aus der Gemeinde
Über den aus Maursmünster stammenden
Rabbiner Isaac Levy (1835-1912)
Rabbiner Isaac Lévy / Lévi ist am 20. Januar 1835 in Marmoutier geboren als
Sohn des Händlers Félix Ulrich Lévy aus Schweinheim und der Rosette, Tochter des
Rabbiners von Marmoutier Jacob Haguenauer (s.o.). Seinen ersten Unterricht
erhielt er in Marmoutier und Brumath an der
Schule von Rabbiner Salomon Lévy. 1857 Rabbinerschule in Metz. 1858 Rabbiner in
Verdun, 1865 Rabbiner in Lunéville. 1869 Großrabbiner von Colmar, 1873
Großrabbiner von Vesoul. 1887-1912 Großrabbiner in Bourdeaux.
Der Dichter Alexander Weill war ein
Jahr in der Schule von Marmoutier (Beitrag von 1865)
Anmerkung: Alexander Weill (Alexandre Weill, A. Weilowsky, geb. 1811 in
Schirrhoffen, gest. 1899) in Paris war
ein bekannter französischer Journalist, Publizist und Schriftsteller. Foto
und Werke von ihm siehe
https://de.wikisource.org/wiki/Alexandre_Weill. Werke siehe
https://data.bnf.fr/fr/documents-by-rdt/12521031/te/page1
Artikel in "Jüdisches Volksblatt" 1865 S. 51 (es wird nur
kleiner Teil aus der 1865 erschienenen Publikation von Alexandre Weill
zitiert: 'Mon Retour de Bruxelles'): "Noch ein Kapitel aus
meiner Jugend. Von Alexander Weill. Als ich von Metz und Nancy zurückgekehrt, nachdem ich ein Jahr die Schule von
Marmoutier besucht, und
nachdem ich kaum den Fuß auf die Schwelle des väterlichen Hauses gesetzt,
hielt mir mein Vater folgende Ansprache: - mein Sohn, ich habe neun
Kinder, worunter sieben Mädchen. Meine Mittel erlauben mir nicht auch nur
einen Sous mehr für deine Studien zu verwenden. Du bist 14
Jahre alt. In deinem Alter habe ich reichlich meinen Lebensunterhalt
verdient. Du musst in meinen Handel eintreten, um mir einen Knecht zu
ersparen. Da hilft kein Zaudern, es muss sein. Deine Mutter rechnet darauf
einen Rabbiner aus dir zu machen. Ich hoffte allein im Stande zu sein, um
für uns Alle zu schaffen. Diese Hoffnung hat mich getäuscht. Ich fühle mich
altern. Das Glück verlässt mich. Vor Allem muss man leben. Komm, hilf mir,
oder ich unterliege der Last. Ich gehe zu Grunde!
So viele Worte, so viele Keulenschläge auf
mein Haupt. Alle meine schönen Träume wurden von einem finstern Abgrund zu
meinen Füßen verschlungen. Ich fühlte mich zermalmt zwischen dem Schmerz,
meinen Vater zu Grunde gerichtet zu sehen, und der Verzweiflung einer
Zukunft des Ruhms und der himmlischen Seligkeit zu entsagen, denn ich war
voll religiöser Glut. Ich ging zu meinem alten Rabbiner, meinem guten
Freunde Heiser, zum Maire (Bürgermeister) des Dorfes, um sie um Rat zu fragen. Sie rieten
mir, gute Miene zum bösen Spiel zu machen, mich zu gedulden. Michel Heiser
sagte mir, ich sehe darin kein Unglück,
dass du die Übelstände von deines Vaters Geschäft in der Nähe kennen lernst,
du wirst ihn deshalb nur umso mehr lieben. Geh, tue deine Pflicht, mit der
Hilfe deiner Mutter, die eine fromme Frau ist, werde ich Dich aus
dieser Hölle befreien, denn es ist eine Hölle. In deinem Alter kann man
alles versuchen! Du kennst schon das Pferd, wohlan! Du wirst auch noch die
Kälber und die Kühe kennen lernen. Der Verkehr mit den Tieren ist nicht
immer so dumm als wie mit den Menschen..." |
Zum Tod des Gemeindevorstehers und Stadtrates David A.
Levy (1890)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" 29. August 1890:
"Am 6. Juli starb, 70 Jahre alt, der Vorsteher der Gemeinde Maursmünster
im Elsass, Herr David A. Levy. Der Verstorbene, welcher Mitglied
des Stadtrats war, erfreute sich bei allen Konfessionen der höchsten
Achtung." |
Über den aus Maursmünster stammenden Künstler Alphonse
Lewy (Artikel anlässlich einer Ausstellung 1901)
Anmerkung: Alphonse Lévy (geb. 1843 in Marmoutier, gest. 1918 in Algier) war
ein bekannter Maler, Illustrator und Karikaturist. Bekannt wurde er vor allem
durch die Darstellung der jüdischen Bürger im Elsass und im damals französischen
Algerien. Vgl. Wikipedia-Artikel
https://de.wikipedia.org/wiki/Alphonse_Lévy
Beitrag von Emmanuel Haymann über Alphonse Lévy
http://judaisme.sdv.fr/perso/alphonse/index.htm (mit Fotos des Geburtshauses
von A. Levy in Marmoutier)
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Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des
Judentums" vom 26. Juli 1901: zum Lesen bitte Textabbildungen
anklicken. |
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Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. Juli 1901:
zum Lesen bitte Textabbildung anklicken. |
Der Arzt Dr. Bielsky wurde nach unruhigen
Gemeinderatswahlen am Ort in den Gemeinderat gewählt (1908)
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 24. Juli 1908: "Straßburg. Zur Ergänzung des
vorwöchentlichen Berichtes über die Gemeinderatswahlen sei mitgeteilt,
dass nicht weniger als 17 Vorsteher jüdischer Gemeinden zu
Gemeinderäten gewählt wurden. Außer in Quatzenheim
und Maursmünster zeigten die Wahlen überall das schönste
Einverständnis zwischen den Konfessionen. In den erwähnten beiden Orten
gelang es Treibereien aus persönlichen Interessen, den Wahlen eine
antisemitische Färbung zu geben. Es wurden dadurch drei jüdische
Kandidaten, die bis dahin dem Gemeinderate angehört hatten, nicht
wiedergewählt. In Maursmünster kam Dr. Bielsky, ein jüdischer
Arzt, der seit 17 Jahren Bürgermeister des Ortes ist, erst in der
Stichwahl durch." |
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Artikel
in "Der Gemeindebote" vom 17. Juli 1907: "(Straßburg im Elsaß). Bei
den Gemeinderatswahlen wurden hier drei jüdische Mitbürger gewählt,
das bisherige Mitglied Fabrikdirektor Max Frank, sowie der Präsident der
israelitischen Verwaltungskommission, Herr Marc Blum, und Rechtsanwalt Fritz
Meyer. Auch in den übrigen Gemeinden des Landes wurden vielfach
Glaubensgenossen in den Gemeinderat gewählt. Doch fehlte es an einzelnen
Plätzen nicht an antisemitischen Hetzereien; so wurde in
Quatzenheim von den drei bisherigen
jüdischen Mitgliedern keines wiedergewählt und in Maursmünster, wo
der Wahlkampf sehr heftige Ausfälle gegen die Juden zeitig da, wurden der
jüdische Bürgermeister und das andere bisherige Mitglied des Gemeinderates
gleichfalls nicht wieder gewählt. |
Goldene Hochzeit von Aron Heimann und Frau geb. Weill
(1912)
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 20. Dezember 1912: "Straßburg. In Maursmünster
feierten die Eheleute Aron Heimann und Frau geb. Weill die Goldene
Hochzeit". |
Zur Geschichte der Synagoge
Die heute noch in Marmoutier stehende Synagoge wurde 1822
erbaut. Sie wird derzeit als ein kulturelles Zentrum der bürgerlichen Gemeinde
verwendet.
Adresse/Standort der Synagoge: Rue de la Synagogue, Marmoutier
Fotos
(Fotos Hahn, Aufnahmedatum 28.5.2004)
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Ansichten
des ehemaligen Synagogengebäudes |
Eingangstor zum Synagogenhof |
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Heutiger Eingang |
Straßenschild am Eingang in
die
"Rue de la Synagogue" |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
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Michel
Rothé / Max Warschawski: Les Synagogues d'Alsace et leur Histoire.
Ed. 'Chalom Bisamme' Jerusalem 1992. S. 33.95.
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