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im Elsass"
Rixheim
(Dep. Haut-Rhin / Alsace / Oberelsass)
Jüdische Geschichte / Synagogue / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
In Rixheim bestand eine jüdische Gemeinde bis um 1920. Ihre
Entstehung geht in die Zeit des 17. Jahrhunderts zurück. 1784 wurden 243
jüdische Einwohner (in 50 Familien) in Rixheim
gezählt.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1833 372 jüdische Einwohner, 1846 233, 1854 54 jüdische Familien, 1861
263 jüdische Einwohner, 1888 115, 1900 62, 1908 70 (von insgesamt 3400
Einwohnern). Die jüdischen Familien lebten insbesondere vom Handel mit Vieh und
Landesprodukten.
Das jüdische Wohngebiet konzentrierte sich ursprünglich vor
allem auf das "Judengässle" (später in Rue des Berger umbenannt).
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge
(s.u.), eine jüdische Schule, ein rituelles Bad und ein Friedhof.
Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer
angestellt, dazu ein Vorbeter, der teilweise auch als Schochet tätig war. Als
Vorbeter werden genannt: um 1886/1898 A. Levy.
Bis 1910 war
Rixheim Sitz eines Rabbinates, zu dem u.a. auch Habsheim gehörte.
Unter den Rabbinern werden im 18./.19. Jahrhundert genannt:
- Rabbiner Joseph ben Menachem Steinhart: siehe unten.
- Rabbiner Meyer Moise Munius (geb. 1754, gest. 1842): war von 1823
bis 1842 Rabbiner in Rixheim.
- Rabbiner Salomon Lévy (geb. 1818 in Marckolsheim, gest. 1885 in
Brumath): studierte 1837-42 in Metz, war von 1843 bis 1846 Rabbiner in Rixheim,
dann in Marmoutier (Maursmünster) und ab 1852 in
Brumath.
- Rabbiner Salomon Wolf Klein (geb. 1814, gest. 1867), bis 1846
Rabbiner in Durmenach,
dann nach Rixheim gewählt (siehe Artikel unten).
- Rabbiner David Lehmann (geb. 1824 in Buttenhausen, gest. 1852 in
Rixheim), bis zu seinem Tod (ab wann?) Rabbiner in Rixheim.
- Rabbiner Jacques Schwab (1831 in
Wintzenheim, gest. um 1882/83):
studierte 1845-54 in Metz, war von 1854 bis 1873 Rabbiner in Rixheim, danach bis
zu seinem Tod in Mutzig.
1910 wurde das Rabbinat Rixheim aufgelöst beziehungsweise mit dem Rabbinat
St. Louis zusammengelegt.
Von den Gemeindevorstehern werden genannt: um 1886/1898 Jacques Villard (Willer).
Auf Grund des starken Rückganges der Zahl der jüdischen Einwohner seit der
zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts löste sich die Gemeinde um 1920 auf.
Von den in Rixheim geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem): In der Liste wird keine Person aus Rixheim
genannt.
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte des Rabbinates
Über Rabbiner Joseph Ben-Menahem Steinhart bzw. Josef ben
Menachem Mendel aus Steinhart (um 1700 in Steinhart - 1776 in
Fürth)
Joseph Ben-Menhem Steinhart (um 1700 in
Steinhart -
1776 in Fürth): Rabbiner, zunächst in Rixheim, danach Oberrabbiner des
Unter-Elsass, 1755 Oberrabbiner von Niederehnheim, Unterelsass, seit 1763
Rabbiner in Fürth. Großer Talmudist. Verfasste das Buch Sichron Josef
(erschien Fürth 1773). Vgl. Seite bei Steinhardt's
Familybook. |
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Rechts: Artikel in der Zeitschrift "Der Orient"
vom 16. April 1847:
Zum Lesen bitte
Textabbildung anklicken. |
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Ein Sendschreiben von Rabbiner Klein - 1846 nach
Rixheim gewählt - gegen die "neologen" Rabbiner ist erschienen (1846)
Artikel
in der Zeitschrift "Der treue Zionswächter" vom 17. November
1846: "Aus dem Elsass. Von dem so geehrten, als für Religion
glühenden Rabbinen Klein zu Dürmenach
- jetzt zum Rabbinen zu Rixheim erwählt - ist dieser Tage ein
Sendschreiben in hebräischer Sprache ... erschienen. In gediegener,
beredter Sprache, mit Klarheit, Ruhe und Würde werden die modernen
Bestrebungen in ihrer wahren Gestalt beleuchtet und gewürdigt, die
unhaltbaren Grundsätze der neologen Rabbinen, mit logischer Schärfe, mit
mathematischer Gewissheit entlarvt und zurückgewiesen. Hauptsächlich
gilt es ein anonymes Schriftchen gegen ein früheres Sendschreiben der
gelehrten Ober-Konsistorial-Rabbinen zu Colmar und Metz, sowie gegen den
Protest der 400 zu widerlegen, und ist dieses auf das Vollständigste
gelungen. Wir machen auf dieses Schriftchen, von dem ein Auszug in dem
Literatur-Blatt dieser Blätter erschienen, die verehrten Leser besonders
aufmerksam." |
Ausschreibung der Rabbinerstelle (1873)
Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 23.
Dezember 1873:
"Für die in hiesiger Gemeinde vakant gewordene Rabbinerstelle wird ein
Rabbiner gesucht.
Gehalt Frcs 2.400.
Diejenigen Herren, welche sich um diese Stelle bewerben wollen, haben sich
unter Vorlage der Zeugnisse an den Unterzeichneten zu wenden.
Rixheim bei Mühlhausen (Elsaß), im Dezember 1873. Der Vorstand, C.
Levy." |
Das Rabbinat Rixheim wird aufgelöst
und soll dem Rabbinat St. Louis angegliedert werden (1909)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Dezember 1909: "Mühlhausen
im Elsass, 25. November. Bei der von der Regierung beabsichtigten
Neueinteilung der Rabbinate, ist bekanntlich für Mühlhausen ein zweiter
Rabbiner in Aussicht genommen. Die Verwaltungskommission der hiesigen
israelitischen Gemeinde hat sich jedoch gegen dieses Vorhaben der Regierung
gewandt, in dem sie folgendes geltend machte: 'es ist in Mühlhausen kein
Bedürfnis für zwei Rabbinatstellen vorhanden, nachdem der jetzt amtierende
Rabbiner reichlich Zeit übrig hat, um die rituellen Funktionen in Rixheim
und Habsheim mitbesorgen zu können.
Sollte das Kaiserliche Ministerium eine gegenteilige Ansicht vertreten, so
erscheint die Anlieferung der Gemeinden Rixheim und
Habsheim zweckmäßiger an den
Rabbinatsbezirk St. Ludwig, welcher
eine sehr geringe israelitische Bevölkerung aufweist.'
Wie man hört will sich auch der Gemeinderat, der sich in seiner heutigen
Sitzung mit der Angelegenheit befassen wird, dem Antrag der jüdischen
Gemeinde anschließen."
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Artikel
in "Die jüdische Presse" vom 14. Januar 1910: "Fast
durchgehend verlieren die Gemeinden ihre bisherigen Rabbiner ungern;
andererseits wird - was nicht gerade als ein Beweis opferwilligen Interesses
gelten kann - der Neueinstellung eines Rabbiners wegen Mehrbelastung ihres
Etats von einzelnen Gemeinden Widerstand entgegengesetzt. Letzteres ist in
einer der weitaus leistungsfähigsten Gemeinden, in
Mühlhausen, der Fall. Hier soll neben
dem bestehenden ein zweites Rabbinat (Mühlhausen-Süd) eingerichtet werden,
dass die Gemeinden Pfaffstadt, Rixheim und
Habsheim mit umfasst. Gegen die
Anstellung eines zweiten Rabbiners hat sich nun die Verwaltungskommission
der Gemeinde Mühlhausen mit der Begründung ausgesprochen, dass der
derzeitige Rabbiner zur vollsten Zufriedenheit sein Amt auch in den
angeschlossenen Filialgemeinden versehen. Die Regierung holte ein Gutachten
des Gemeinderats ein, das einstimmig im Sinne des Beschlusses der
Verwaltungskommission lautete. Über ein gegen diesen Beschluss sich
richtendes Schreiben des Herrn Konsistorialrats Bernheim wurde vom
Gemeinderat zur Tagesordnung über gegangen, seine Inhalt als eine Äußerung
der Antipathie gegen den derzeitigen Rabbiner bezeichnet ein Abbild der
gegenwärtigen unerquicklichen Mühlhausener Gemeindeverhältnisse. Die
Verwaltungskommission ihrerseits empfahl der Regierung,
Habsheim und Rixheim dem Rabbinat
St. Ludwig anzugliedern. " |
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer, Vorbeter und Synagogendiener
Ausschreibung der Stelle des
Synagogendieners (1908)
Mitteilung in "Neue jüdische Presse" vom 28. August 1908: "Rixheim
im Elsass (3400 Einwohner, 70 jüdische Seelen). Synagogendiener per sofort. " |
Aus dem jüdischen Gemeindeleben
Der Krieg bedroht auch viele Orte mit jüdischen
Gemeinden im Oberelsass (1914)
Anmerkung: die angegebene Zahl der jüdischen Gemeindeglieder bezieht sich
auf ca. 1890.
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 18. September 1914: "Hagenau, 10. September (1914).
Die schweren Kämpfe im Oberelsaß, die in letzter Zeit zwischen den
Franzosen und Deutschen ausgefochten wurden, erinnern uns daran, dass die
dortige Gegend ziemlich stark von Juden bewohnt ist, die jetzt nicht nur
zum großen Teil gezwungen waren, Heim und Herd zu verlassen, sondern
neben der schweren seelischen Not auch viel durch die Zerstörung von Hab
und Gut zu dulden haben. Es wohnen in dem vielgenannten Altkirch
289 jüdische Seelen, Hirsingen 74, Dammerkirch (Dannemarie)
15, Hagenbach 26, Bergheim
110, Grussenheim 314, Neubreisach
102, Blotzheim 62, Bollweiler
120, Ensisheim 27, Regisheim
154, Dürmenach 205, Hegenheim
169, Hüningen 50, Kolmar
1105, Dornach 202, Mülhausen
2271, Niederhagental 145, Niedersept
124, Pfastatt 73, Markirch
147, Rappoltsweiler 134, Habsheim
73, Rixheim 69, Sennheim
151, Wattweiler (Wattwiller) 37, St.
Ludwig 60, Kembs 50, Sierenz
113, Uffheim 120, Gebweiler
305, Sulz 182, Thann
163, Winzenheim 421 Juden. Die
meisten Familien, besonders in der Mülhauser Gegend, haben sich flüchten
müssen, viele davon haben sich während dieser schweren Zeit in der
Schweiz niedergelassen.". |
Berichte zu
einzelnen Personen aus der Gemeinde
Auszeichnung für den Rebenzüchter H. Levy-Zivi
(1885)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. Oktober
1885: "Rixheim (Elsaß). Herr J. Levy-Zivi hat in der
Ausstellung in Colmar als Anerkennung für seine erfolgreichen Bemühungen
für die Verbesserung des Weinstocks den ersten Ehrenpreis empfangen.
Ebenso erhielt er für seine ausgestellten Trauben ein
Ehrendiplom". |
Über die Familie des Hauptmanns
Dreyfus (Artikel von 1898)
Artikel in "Populärwissenschaftliche Monatsblätter zur Belehrung über das
Judentum für Gebildete aller Konfessionen" vom 1. Mai 1898: "Über
die Familie des Hauptmanns Dreyfus veröffentlicht Herr Bezirksrabbiner Dr.
Meyer in Zweibrücken folgende Daten:
'die Familie des Hauptmanns Dreyfus stammt aus dem Dorfe Rixheim bei
Mühlhausen im Elsass. Dort lebte der Großvater des Hauptmanns als armer
Händler. Ein Bruder desselben war der vor etwa einem Jahrzehnt verstorbene
Rabbiner Emanuel Dreyfus in Sulzburg
(Baden), der Verfasser des Orach Meischorim; eine ältere
Schwester war nach Mülheim (Baden)
verheiratet; diese ist meine Großmutter väterlicherseits. Eine weitere
Schwester (sc. Judith) war an den Rabbiner Raphael Wurmser* in
Sultz (Oberelsass) verheiratet und ein
Sohn derselben war der etwa vor zwei Jahren verstorbene Rabbiner Wurmser* in
Thann (Oberelsass). Der Vater des
Hauptmanns, der vor einigen Jahren gestorben, siedelte in jungen Jahren als
armer Mensch nach dem nahen Mühlhausen
über, wo er durch Intelligenz, Tatkraft und Ausdauer ist auch sehr kleinen
Anfängen allmählich zum Fabrikanten brachte. Dieser, Raphael Dreyfus* hieß
er, war noch Jude durch und durch, seine Söhne, der Hauptmann, sowohl die
beiden Inhaber der Fabrik, Matthieu und Leon, sind nur dem Namen nach Juden.
In alter Zeit war in der Familie immer Tora-Gelehrsamkeit zu Hause, und in
diesem Jahrhundert entstand in derselben wie aus obigen zu ersehen vier
Rabbiner'" |
*Anmerkungen: - Raphaël
Wurmser, auch Raphaël ben David (1795 in Uffholtz - 1875 in Soultz),
Sohn des Volksschullehrers und späteren Breisacher und Müllheimer Rabbiners
Moïse David Wurmser und der Hayen Sara, Tochter des Rabbiners des
Oberelsass, Isaac Mayer Aron. Der Vater nahm 1808 in Bischheim den
Familiennamen Wormser an, ab 1809 Wurmser. War Rabbiner ab 1824 in
Hattstatt, ab 1828 in Soultz; war verheiratet mit Judith geb. Dreyfus.
- Joseph Moïse Wurmser (1830 in
Soultz, gest. 1893 in Thann) war ab 1857 Rabbiner in Blotzheim, 1864 in
Bergheim, 1873 in Thann, verheiratet mit Gertrude geb. Lévy (1835-1891).
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Genealogische Informationen bei geni.com:
zu Rabbiner Emanuel Dreyfus (geb. 1805 in Rixheim, gest. 1886 in
Sulzburg)
https://www.geni.com/people/Rabbi-Emanuel-Dreyfuss/6000000031581231064
von dort Links zu den verwandten Familienmitgliedern.
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Zur Geschichte der Synagoge
1763 wurde eine Synagoge erbaut. Das Gebäude wurde nach dem Wegzug
der jüdischen Familien
1931 abgebrochen.
Adresse/Standort der Synagoge: unbekannt
Fotos
Es sind - außer zum Friedhof
- noch keine Fotos zur jüdischen Geschichte in Rixheim
vorhanden. |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
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Michel
Rothé / Max Warschawski: Les Synagogues d'Alsace et leur Histoire.
Ed. 'Chalom Bisamme' Jerusalem 1992. S. 46.
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