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im Elsass"
Fegersheim (Dep. Bas Rhin /Alsace / Unterelsass)
Jüdische Geschichte / Synagogue / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
(english version)
In Fegersheim bestand eine jüdische Gemeinde, deren
Entstehung in die Zeit des 18. Jahrhunderts zurückgeht. 1784 wurden bereits 175
Juden am Ort gezählt.
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts nahm die Zahl der jüdischen
Einwohner von 262 (1807) bis zur Höchstzahl von 475 (1844) zu, um danach durch
Aus- und Abwanderung zurückzugehen.
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule
(israelitische Elementarschule/öffentliche Volksschule),
ein rituelles Bad und ein Friedhof. Zur
Besorgung religiöser Aufgaben in der Gemeinde war (neben dem für den Bezirk
zuständigen Rabbiner) ein Lehrer angestellt, der auch als Vorbeter und
Schochet tätig war (vgl. unten den 1898 genannten Lehrer M. Wolf; Wolf war auch
bereits 1887 und noch 1900/06 in der Gemeinde). Doch gab es zeitweise auch
einen eigenen Kantor/Vorbeter/Schochet, so um 1889 M. Weill (Weil). Die Schule
wurde 1894 noch von 44 Kindern besucht (1897 35 Kinder). Synagogendiener
war 1897 ein Herr Freimann.
Fegersheim war Sitz eines Rabbinats, das 1909 nach
Erstein übertragen wurde (siehe Artikel
unten). Rabbiner in
Fegersheim waren: 1834 bis 1874 Rabbiner Alexander (Alexandre) Aron, 1875 bis
1886 Rabbiner Félix Blum, 1887 Rabbiner Dr. Salomon Singer, 1889 bis 1891
Rabbiner Dr. Isaak (Isidore) Dreyfuß, 1892 bis 1897 Rabbiner Dr. Ernst (Ernest)
Weil (Weill), 1899 bis 1905 Rabbiner Dr. Lucian Ury (Uhry), um 1906 Rabbiner Dr.
Edmund Weill, später Rabbiner in Erstein.
Im Krieg 1870/71 fiel von den jüdischen Kriegsteilnehmern aus Fegersheim
Eberhardt Sohn (Mobilgardist, fiel beim Bombardement von Straßburg, Angabe nach
"Allgemeine Zeitung des Judentums" vom 13.2.1872 S. 137).
1885 wurden noch 337 jüdische Einwohner in 60 Familien gezählt, 1897 242 (in 62
Familien), 1926 noch 129, 1931 83. 1936
45.
Als Gemeindevorstehern werden genannt: 1887 ein Herr Levy. 1889/93 J. Meyer, A.
Wildenstein, E. Rosenstiel, S. Dreyfuß; 1897 S. Klein, Ledermann, Mannberger,
Weill, Weill.
An jüdischen Vereinen gab es: 1888/93 den Verein "Concordia"
("Gegenseitiger Unterstützungsverein" unter Leitung von M. Weill, L. Klein, A.
Klein; 1897 unter Leitung von M. Weill, Wildenstein und Mannberger, 1905 unter
Leitung von M. Weil), die "Israelitische Abfertigungsgeldkasse"
für durchreisende Arme (1893/97
unter Leitung von J. Klein und S. Werdenschlag), den "Israelitischen
Frauenverein" (1893/97 unter Leitung von Frau Neumann und D. Meyer, 1905
unter Leitung der Frau von Rabbiner D. Uhry). 1905 werden genannt die unter
Leitung von Rabbiner Dr. Uhry stehenden Unterstützungsvereine für Ortsarme und
für Wanderbedürftige sowie zwei religiöse Vereine mit wöchentlichen
Belehrungsvorträgen unter Leitung von Rabbiner Dr. Uhry. Zudem gab es eine
Israelitische Schulbibliothek (1896 genannt). (Angaben nach dem
Statistischen Jahrbuch des Deutsch-Israelitischen Gemeindebundes, Berlin).
Unter der deutschen Besatzung wurden 1940 die noch am Ort verbliebenen jüdischen Personen nach
Südfrankreich deportiert.
Von den in Fegersheim geborenen und/oder längere Zeit am Ort
wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem): Marcel Bloch (1892), Gaston Bloch (1898), Emma Blum geb.
Ledermann (1904), Fernand Dreyfus (1884), Robert Dreyfus (1925), Odette Dreyfus
(1923), Marguerite Dreyfus geb. Weyl (1890), Sylvain Gross (1895), Leonce Kahn
(1878), Armano Ledermann (1897), Ivan Metzger (1920), Nathan Metzger (1879),
Jerome Meyer (1867), Louis Meyer (1899), Alphonse Meyer (1893), Gaston Neumann
(1878), Suzanne Reins (1900), Jeanne Rosenstiehl (1880), Minette Rosenstiehl
(1879), Laura Roth (1887), Adolphe Ruff (1881), Marcel Weil (1882), Madeleine
Weill (1905), Jacques Werdenschlag (1877), Georges Wildenstein (1907), Paul
Wildenstein (1876), Robert Wildenstein (1885).
Nach 1945 ist keine neue Gemeinde am Ort entstanden. 1965 wurden acht jüdische
Einwohner in Fegersheim gezählt.
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte des
Rabbinates in Fegersheim
Zum Tod von Rabbiner Anselm
Schopple Levy in Hagenau (Anselme Schopflich-Levy, 1846; vor 1831 Rabbiner in
Mutzig und Fegersheim)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 16. Februar 1846: "Hagenau
(Elsass), 24. Januar. (Privatmitteilung) Der Tod hat soeben dem mosaischen
Kultus einen seiner eifrigsten Verteidiger und den Israeliten von Hagenau
einen der gelehrtesten Gesetzkundigen geraubt. Herr Anselm Schopple Levy,
Sohn des berühmten Rabbiners von Rosheim,
schien die Eigenschaften und die Talenten seines Vaters geerbt zu haben. Im
Alter von 13 Jahren war er schon im Talmud bewandert; zu 25 Jahren ward er
zum Rabbiner in einer Stadt Deutschlands ernannt. Aber ungeduldig nach
Frankreich zurückzukehren, opferte er der Liebe für's Vaterland die
glänzendsten Stellungen und nahm allmählich als Rabbiner die bescheidenen
Plätze von Mutzig und
Fegersheim ein. Gegen Ende von 1831 hatten die
Hagenauer Israeliten das Glück seines
Besitzes.
Sein argloses Gemüt, sein sanfter und wohlwollender Charakter, seine tiefe
Gelehrsamkeit in der jüdischen Theologie zogen eine große Anzahl junger
Leute um ihn, welche aus dieser ergiebiger Quelle zu schöpfen kamen, und von
denen die meisten heute einen ehrenvollen Rang unter den Rabbinern
Frankreichs und Deutschlands inne haben.
Im Alter von 73 Jahren seiner Familie beraubt, wird dieser würdige Beamte
nicht bloß von seinen Oberen, von seinen Kollegen, seinen Zöglingen, sondern
von allen jenen, die ihn kannten, bedauert.
Die israelitische Schule eröffnete den Leichenzug; der Vorsänger und der
Chor in Kostüm gingen vor dem Sarge. Die Gegenwart des Herrn Rabbiners von
Straßburg, mehrere Mitglieder des Munizipalrates, des öffentlichen
Unterrichts und verschiedener Verwaltungskorps erhöhte die Pracht dieses
imposanten Trauerzuges. Mehr als 500 Personen folgten dem Sarge. In dem
Tempel angekommen, welcher schwarz ausgeschlagen war, wurde die Bahre auf
den Katafalk vor der heiligen Bundeslade gestellt. Der Vorsänger stimmte als
dann, von den Chorkindern begleitet, einen Trauergesang an, welcher eine
schmerzliche Rührung unter den Zuhörern hervorbrachte. Hierauf improvisierte
der Herr Rabbiner eine deutsche Rede, welche alle Anwesenden tief
erschütterte." |
Beisetzung von Rabbiner Alexander Aron (1874, 40 Jahre
Rabbiner in Fegersheim von 1834 bis 1874)
Anmerkung: Rabbiner Alexander (Alexandre) Aron (geb. 1797 in
Soultz sous-Forêt als Sohn des
Kaufmanns Lion/Leopold Aron und der Zerle Alexandra, gest. 1874 in Fegersheim): amtierte von 1834 bis 1874 als
Rabbiner in Fegersheim. Er war ein Bruder des Oberrabbiners Arnaud Aron
in Straßburg. Nach seinem Tod am 1. August 1874 wurde er am folgenden
Tag im jüdischen Friedhof in Fegersheim
beigesetzt.
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 25. August 1874: "Fegersheim (Elsass), 3. August
(1874). 'Den 2. dieses Monats geleitete ein großer Trauerzug die
sterbliche Hülle des Herrn Alexander Aaron, Rabbiners der
israelitischen Gemeinde zu Fegersheim, nach seiner letzten
Ruhestätte. Dieser Greis von 78 Jahren, Stiefsohn des berühmten
Rabbiners Lob von Metz, Schwiegersohn des Rabbiners Ascher Löb von
Karlsruhe, Bruder des Herrn Arnaud Aaron, des würdigen Rabbiners des Straßburger
Konsistoriums, hatte von seiner Familie alle Tugenden und die rabbinische
Wissenschaft ererbt.
Während vierzig Jahren hatte er der israelitischen Gemeinde in Fegersheim
vorgestanden und mit seltener Hingebung seine Amtsfunktionen vollzogen.
Dem Leichenzuge folgten alle seine Kollegen aus der Provinz, sowie auch
die Staatsbehörden". |
Rabbiner Félix Blum ist zur Kur in
Baden-Baden (1875)
Aus
einem Bericht über jüdische Gäste bei der Kur in
Baden-Baden in "Der
Israelit" vom 9. September 1875: "Von den jüngern Elsässischen Rabbinen
befinden sich hier Herr Blum aus Fegersheim; von andern
renommierten Israeliten der Reichstagsabgeordnete Herr Wahrmann aus
Pesth und Herr Professor Wolf aus Alais in
Süd-Frankreich..." |
Zum Tod von Rabbiner Félix Blum in
Straßburg (1925, Rabbiner in Fegersheim 1875 bis 1886)
Artikel
in der "Jüdisch-liberalen Zeitung" vom 29. Mai 1925: "Straßburg. Nach
einer Meldung aus Straßburg verschied dort im Alter von 78 Jahren der
frühere Rabbiner von Mühlhausen Rabbi Felix Blum. Der Verstorbene,
der in der rabbinischen Welt einen Ruf als Gelehrter genoss, wurde durch
seine Abhandlung 'Le grand Sanhedrin' bekannt. Er war in
Bischheim geboren, wurde später einer
der besten Schüler der Ecolo Rabbinique in Paris, begleitete sein erstes
Rabbineramt in Fegersheim, kam dann nach Phalsburg, von wo er nach
Mülhausen berufen wurde. Vor etwa vier Jahren schied er aus
Altersrücksichten aus seinem Amt und verlebte seine letzten Jahre in
Straßburg." |
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Artikel
in der "Wiener Morgenzeitung" vom 22. Mai 1925: Dieselbe Mitteilung wie
oben. |
Zum Tod von Rabbiner Dr. Salomon
Singer (1887, Rabbiner in Fegersheim 1887)
Anmerkung: Rabbiner Dr. Salomon Singer (geb. 1850 in Güssing -
Németújvár, Burgenland, gest. 1887 in Fegersheim) lernte auf der Jeschiwa in
Verbó, im Gymnasium in Neutra - Nitra, Abitur in Sopron. 1876 bis 1886
Rabbinerseminar in Berlin, Promotion in Halle. 1883 bis 1885 Rabbiner im
tschechischen Prerau - Přerov, ab 1885 in
Dambach, 1887 in Fegersheim, starb kurze
Zeit nach seinem Dienstantritt.
Mitteilung
in den "Populär-wissenschaftlichen Monatsblättern" vom 1. Januar 1888: "Am
3. Oktober starb in Fegersheim Herr Rabbiner Singer, früher in
Dambach und Prerau. " |
Rabbiner Dr. Isidor (Isaak, Isidore)
Dreyfus (Dreyfuß) wurde zum Rabbiner von Fegersheim gewählt (1889)
Anmerkung: Rabbiner Dr. Isaak Dreyfuß (geb. 1862 in
Mertzwiller, gest. 1940 in Saumur,
Maine-et-Loire) studierte an der Universität und dem Rabbinerseminar Straßburg
und war von 1889 bis 1891 Rabbiner in Fegersheim, 1892 bis 1900 in
Brumath, 1900 bis 1939 in Sarreguemines/Saargemünd.
1939 zog er nach Saumur.
Mitteilung
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 26. September 1889: "Im
Elsass ist Herr Isidor Dreyfus zum Rabbiner von Fegersheim
und Benjamin Meyer zum Rabbiner von Lauterburg gewählt worden. |
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Mitteilung in den "Populär-wissenschaftlichen Monatsblättern" vom 1.
Dezember 1889: "In Fegersheim wurde Herr Israel Dreyfus und in
Lauterburg Herr Benjamin Meyer
zum Rabbiner gewählt. " |
Rabbiner Dr. Ernst Weil (Ernest Weill) wurde als
Rabbiner in Fegersheim gewählt (1892)
Anmerkung: Dr. Ernest Weill (auch Ernst Weil) (geb. 1865 in
Reguisheim, gest. 1947 in Aix-les-Bains)
war Sohn des Lederhändlers Jacques-David Weill und seiner Frau Jeanette geb.
Lévy. Er ist aufgewachsen seit 1871 in
Neuf-Brisach. Seit 1881 rabbinische Präparandenschule in
Colmar, zugleich Besuch des Lyceums ebd. Nach
1886 Studium am Rabbinerseminar und an der Universität Berlin, 1891 Promotion in
Straßburg. Seit 1891 Rabbiner in Fegersheim; März 1893 Heirat mit
Clémentine geb. Weil aus Blotzheim; 1897
Rabbiner in Buchsweiler, gab seit 1910
die Wochenzeitung "Das jüdische Blatt" heraus. Seit 1919
Konsistorial-Oberrabbiner in Colmar. 1932
Gründung eines Jeschiwah in Neudorf bei Straßburg. Bei Kriegsbeginn Flucht nach
Nîmes, dann nach Aix-les-Bains (Savoyen), 1943/44 bei seiner Tochter in Zürich,
dann zurück nach Aix-les-Bains, wo er wiederum eine Jeschiwa gründete. Starb an
den Folgen eines Autounfalls.
Mitteilung in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 3. Juni 1892: "In Fegersheim (Elsass) ist Herr Dr. E.
Weil zum Rabbiner gewählt worden". |
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Mitteilung
in den "Populärwissenschaftlichen Monatsblättern" vom 1. Juli 1892: "In
Fegersheim wurde Herr Dr. E. Weil zum Rabbiner gewählt." |
Amtseinsetzung von Rabbiner Dr.
Lucian Uhry in Schlettstadt nach seiner Zeit in Fegersheim (1905)
Anmerkung: Rabbiner Dr. Lucian Uhry (geb. 1872 in
Ingwiller, gest. 1951 in Mulhouse) ließ
sich 1893 bis 1898 am Jüdisch-theologischen Seminar in Breslau ausbilden. 1899
wurde er Rabbiner in Fegersheim, 1905 in
Schlettstadt; 1940 Exil im Limogenes; nach Kriegsende Rückkehr ins Elsass,
wo er dann zum Rabbiner in Mulhouse ernannt wurde. Er war verheiratet mit
Blanche geb. Moch.
Artikel
in der "Israelitischen Wochenschrift" vom 15. September 1905: "Schlettstadt.
Der von Fegersheim hierher versetzte Rabbiner Uhry wurde am letzten
Samstag während des Hauptgottesdienstes in der aus diesem Anlasse festlich
geschmückten Synagoge feierlich in sein Amt eingeführt. Die Einführung
erfolgte im Auftrage des israelitischen Konsistoriums des Unterelsass durch
den Präsidenten der hiesigen israelitischen Kultusgemeinde Kaufmann Albert
Bloch mit einer entsprechenden Ansprache. Der Rabbiner dankte und hielt
darauf seine Antrittspredigt über die Pflichten eines Rabbiners als
Seelsorger. Die Feier verlief in erhebender Weise. " |
Neueinteilung der Rabbinatsbezirke
Im Elsass - das Rabbinat wird von Fegersheim nach Erstein verlegt (1909)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. November 1909: "Aufgelöst werden
durch die Neueinteilung der Rabbinatsbezirke die bisherigen alten Rabbinate
Lauterburg,
Maurmünster und
Quatzenheim und die
dazugehörenden jüdischen Gemeinden werden je nach ihrer Lage anderen
Rabbinaten zugeteilt. Dahingegen ist für Straßburg die Gründung eines
zweiten Rabbinates vorgesehen. Bei der Einteilung ist die Regierung von dem
Grundsatze ausgegangen, die Rabbinatssitze womöglich in Kanton- und
Kreishauptstädte zu verlegen; so erklärt sich die geplante Verlegung der
bisherigen Rabbinatssitze von Dammbach nach
Barr, von
Fegersheim nach Erstein und von Schirrhein nach
Bischweiler. Im Ober-Elsass
war diese neue Einteilung notwendig und
bedeutet kaum eine tatsächliche Veränderung, da ja dort eine große Anzahl
alte Rabbinate nur noch dem Namen nach existierten. Diese wurden schon
längst nicht mehr besetzt, sondern von Nachbarrabbinern interimistisch
verwaltet. Fast jedem Rabbinat im Oberelsass waren ein, manchmal auch zwei
weitere Rabbinate zur interimistischen Verwaltung zugeteilt. Nach der neuen
Einteilung sollen 13 Rabbinate im Ober-Elsass aufgelöst werden, nämlich:
Dürmenach,
Niedersept,
Uffholz, Sennheim,
Niederhagental, Plotzheim,
Sierenz,
Pfastatt,
Rixheim,
Sulzmatt,
Hattstatt,
Biesheim und
Bergheim.
Dahingegen wird Mühlhausen zwei Rabbinate erhalten. In
Sennheim bleibt, wie
bereits berichtet, dass Rabbinat, solange es von Herrn Rabbiner Bamberger
verwaltet wird, bestehen." |
Neueinteilung der Rabbinatsbezirke
nach Auflösung des Rabbinates in Mutzig (1915)
Artikel in
"Die jüdische Presse" vom 25. Juni 1915: "Straßburg im Elsass. Das
Gesetzblatt für Elsass-Lothringen veröffentlicht eine kaiserliche
Verordnung, nach der das Rabbinat Mutzig
aufgehoben und die Bezirke der drei Rabbinate
Barr, Fegersheim, Oberehnheim
neu umgrenzt werden. Barr umfasst die Kantone
Barr und
Weiler und die Orte Burgheim, Walf und
Zellweiler vom Kanton
Oberehnheim; Fegersheim die
Kantone Erstein,
Benfeld und
Geispolsheim ohne
Düppigheim, Düttlenheim, Enzheim,
Holzheim, Lingolsheim;
Oberehnheim die Kantone
Rosheim,
Molsheim,
Schirmeck, Saales, den Rest des
Kantons Oberehnheim und die Orte die
Düppigheim, Düttelnheim, Enzheim,
Hangenbieten und Kolbsheim aus den
Kantonen Geispolsheim und
Schiltigheim." |
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer und der Schule
Kurznotiz zur
Israelitischen Schule in Fegersheim (1843)
Aus
einem Artikel über die jüdischen Schulen im Elsass in der "Allgemeinen
Zeitung des Judentums" vom 26. Juni 1843: "Fegersheim mit einer guten
Schule; 800 Fr,, wozu die Stadt 200 250 Fr.; 54 Schüler." |
Lehrer Wolf wird ausgezeichnet (1898)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 2. September
1898: "Das Konsistorium des Unter-Elsaß hat den Preis der
Fanny-Weill-Stiftung, welcher im Betrage von je 200 Francs denjenigen
Lehrern, die sich um die Hebung des Religionsunterrichtes in ihrer
Gemeinde besonders verdient gemacht haben, bewilligt wird, den Lehrern
Bloch - Mutzig und Wolf - Fegersheim
zuerkannt." |
Aus dem jüdischen Gemeindeleben
Hilferuf des Fegersheimer Rabbinen Alexander Aron im
Kriegsjahr 1871
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. März 1871: "Von
Fegersheim im Elsass geht uns vom dortigen Herrn Rabbinen Alexander Aron,
einem der gelehrtesten, frömmsten und bedeutendsten Rabbinen des
ehemaligen Frankreich, eine herzzerreißende Schilderung der Verarmung und
des Notstandes in seiner Gemeinde zu. Bisher wohlhabende Familien sind
durch den Krieg und namentlich durch die Belagerung von Straßburg
vollständig verarmt. Wir glauben im Sinne unserer Leser zu handeln, wenn
wir uns erbieten, die uns etwa zugehenden Spenden dem Herrn Rabbiner
Alexander Aron zu Fegersheim zu übermitteln". |
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Oben: Die für Fegersheim auf
Grund des Hilferufes des Rabbinen Alexander Aron eingegangenen Spenden
wurden in den folgenden Wochen in Anzeigen wie oben in der Zeitschrift
"Der Israelit" bekannt gegeben (oben Anzeigen in
den Ausgaben vom 29.3., 5.4., 26.4., 21.6. und 23.8.1871). |
Eine Abfertigungskasse für
durchreisende Arme wird eingerichtet - Wohltätigkeitskonzert (1913)
Artikel
in "Das jüdische Blatt" vom 18. April 1913: "Fegersheim. Unsere neue
Verwaltungskommission hatte in ihrer ersten Sitzung die Errichtung einer
Abfertigungskasse für durchreisende Arme beschlossen. Sie ist am 1.
April in Kraft getreten. Jedes Gemeindemitglied zahlt einen Beitrag in der
Höhe von einem Drittel seines Kultusbeitrag es. – Kürzlich fand hier ein
Wohltätigkeitskonzert statt. Israelitische Schulkinder spielten die
beiden Märchen 'Dornröschen' und 'Hänsel und Gretel'. Die guten Leistungen
der Kinder wurden allgemein bewundert. Einige junge Damen (Frl. Elvira und
Emma Ledermann, Margarethe Dreyfuß, Camille Klein und Florentine Meyer)
erfreuten durch das Spiel eines Einakter. Heiterkeitsausbrüche veranlasste
die humoristische Szene 'Die Unschuld vom Lande'. Großen Beifall erntete
Frl. Camille Klein durch das meisterhaft vorgetragene Lied 'Esmeralda, die
Zigeunerin'. Die ganze Veranstaltung war glänzend gelungen. Vom Reinertrag
erhielt das israelitische Waisenhaus in Hagenau 30 M, das Lehrerwaisenstift
16 M, 15 M wurden hier verteilt." |
Berichte
zu einzelnen Personen aus der Gemeinde
Zum Tod des 103 Jahre alten Baruch
Mayer in Fegersheim (1843)
Artikel
in "Der Orient" vom 7. Februar 1843: "Der Courier du Bas-Rhin enthält die
Nachricht, dass in dem Orte Fegersheim am 9. Dezember 1842 ein Jude,
namens Baruch Mayer, im Alter von 103 Jahren 5 Monaten gestorben sei. Er war
während der letzten 20 Jahre seines Lebens blind, aber noch bis zu seinem
Tode körperlich gesund und geisteskräftig. Noch acht Tage vor seinem Ableben
hatte er die Synagoge in seinem Wohnorte täglich zweimal besucht. Wie allen
über 100 Jahre alten Greisen hatte auch ihm die französische Regierung (seit
1842) eine kleine Pension gegeben, während er seit längerer Zeit von den
milden Gaben seiner Glaubensgenossen gelebt hatte." |
Zum Tod von Isaak Wurmser (1910)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 25. November
1910: "Straßburg. In Fegersheim verschied - 74 Jahre alt - Isaak Wurmser. Wurmser war zuerst Lehrer und dann Eichmeister; in den
1870er-Jahren gab er die Wochenschrift 'Das israelitische Elsass-Lothringen'
heraus." |
Zum Tod des aus Fegersheim
stammenden Joseph Weill in Straßburg (1913)
Artikel
in "Das jüdische Blatt" vom 31. Oktober 1913: "Straßburg. Josef Weill.
Einen braven, rechtschaffenen Mann, einen treuen und aufrechten Juden haben
wir am zweiten Sukkothtage (zweiter Tag des Laubhüttenfestes = Sukkot)
zu Grabe getragen; ein Vorbild echtester Pflichttreue, strengster
Rechtschaffenheit und edelster, aufopfernder Nächstenliebe ist aus unserer
Mitte entrissen worden. Bestürzung und fassungslosem Staunen begegnend,
verbreitete sich am ersten Sukkothtage die Kunde des traurigen Ereignisses
unter der zum Gottesdienst versammelten Gemeinde. Den Jom Kippur noch hatte
der wackere Mann, der weder Schwäche noch Ruhe kannte, bis zum Ausgange in
der Synagoge verbracht, er rüstete sich, Sukkoth im Kreise der Familie
festlich zu begehen, als ihn der Machtspruch des Ewigen jäh und unerwartet
aus allen Freuden und Mühsalen des Erdenlebens hinwegberief. Am Abend noch
war er von einer Geschäftsreise, zu der er sich frühmorgens aufgemacht
hatte, gesund und fröhlich zurückgekehrt, und noch vor Mitternacht musste er
abermals aufbrechen zu einer Reise, zu der Reise, von der es keine Rückkehr
gibt, musste er sich anschicken, heimzukehren zum ewigen Frieden. Ein
Herzschlag setzte dem Leben des 55-jährigen ein viel zu frühes Ende.
Ein Menschen Leben, reich an Inhalt, reich an Taten und reich an
Verdiensten, hat in ihm seinen Abschluss gefunden, ein Leben, erfüllt von
Liebe zum Judentume, erfüllt insbesondere von der Treue an die höchste und
vornehmste Satzung unserer Lehre, an das Gebot der hilfreichen, werktätigen
Liebe. Aus der Gemeinde Fegersheim aus frommem, gottesfürchtigem Hause
stammend, hat er in allen Wechselfällen des Lebens die Tradition seiner
Familie hochgehalten: strenge Rechtschaffenheit, gepaart mit selbstloser,
aufopfernder Hilfsbereitschaft. Kein Armer hat je vergebens an seine Türe
geklopft, kein Bedrängter je erfolglos seinen Rat und seine Hilfe erbeten.
Und die Früchte dieses segensvollen Wirkens sind nicht ausgeblieben: das
Leben Josef Weills war ausgefüllt mit Arbeit und Kämpfen, es war aber auch
gesegnet mit dem höchsten Glücke, mit der ein uneingeschränkten Liebe und
Achtung seiner Mitbürger und namentlich mit einem reinen, ungetrübten
Familienglück: 28 Jahre einer wahrhaft harmonischen Ehe hat er an der Seite
seiner über alles geliebten Gattin verbracht und der Stolz seiner reiferen
Jahre waren seine drei Söhne, von denen der jüngste, Referendar Edmund Weill
als Vorsitzender des Straßburger jüdischen Jugendbundes und Vorkämpfer der
jüdischen Jugendbewegung im Elsass weiteren Kreisen der Öffentlichkeit
bekannt geworden ist.
Freitagnachmittag hat man ihn auf dem
Friedhof zu Kronenburg zur letzten Ruhe bestattet. Im Sterbehause
sprachen Oberrabbiner Ury und der Schwager des Verstorbenen, Rabbiner Jules
Ruff aus Verdun, warmempfundene Worte des Trostes, dann setzte sich der
lange Trauerzug in Bewegung. Die Presse gedenkt des Toten in herzlichen
Nachrufen, treffender wohl keiner als der der 'Straßburger Post', wenn sie
schreibt 'von der Achtung und Sympathie, deren sich der ungewöhnlich
rechtschaffene und uneigennützige Mann, der wie Wenige im Stillen Gutes tat,
erfreute." |
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Witwe Leopold Wildenstein sucht für
ihre Bäckerei einen Bäckergesellen (1903)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. November 1903: "Sofort gesucht!
Israelitischer Bäckergeselle, der Bäckerei Selbständig leiten kann.
Offerten an Witwe Leopold Wildenstein, Fegersheim bei Straßburg
(Elsass)"" |
Zur Geschichte der Synagoge
1809 wurde eine Synagoge erbaut, die 1850 vergrößert und
wiederum 1890/91 durch ein neues Gebäude ersetzt wurde.
Staatlicher Zuschuss zum Bau einer Synagoge (1890)
Mitteilung in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 25. April 1890: "Die Reichsregierung in Elsass-Lothringen hat
der jüdischen Gemeinde Fegersheim zum Bau einer Synagoge 5.000
Mark bewilligt." |
Mitteilung
in "Die jüdische Presse" vom 1. Mai 1890: dieselbe Mitteilung wie oben
|
Mitteilung
in den "Populär-wissenschaftlichen Monatsblättern" vom 1. Juli 1890:
Dieselbe Mitteilung wie oben |
Grundsteinlegung für
die neue Synagoge (1890)
Artikel
in der "Israelitischen Wochenschrift" vom 3. Juli 1890: "Der israelitischen
Gemeinde in Fegersheim (Unter-Elsass) ist es nach langem Ringen und
Kämpfen, Dank den vom Staate und von dem hiesigen Gemeinderat bewilligten
sehr bedeutenden Zuschüssen endlich gelungen, am 17. dieses Monats den
Grundstein zu einer neuen Synagoge in Gegenwart fast sämtlicher Einwohner
des hiesigen Ortes legen zu können. Nach einer der Feier des Tages
entsprechenden trefflichen Ansprache an die zahlreiche Versammlung hat unser
Rabbiner Herr Dreyfuß ein von den Mitgliedern des Verwaltungsrates
unterzeichnetes Dokument in den Grundstein niedergelegt." |
In der NS-Zeit wurde die
Synagoge nach 1940 geplündert. Sie ist später an eine Privatperson verkauft
und um 1974/75 abgebrochen worden. Zwei Portalsteine der ehemaligen Synagoge
werden in der "Fondation Elisa" in
Geispolsheim aufbewahrt.
Adresse/Standort der Synagoge:
Fotos
Historische Ansichtskarten
von Fegersheim |
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Ausschnittvergrößerung: die
Synagoge |
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Ausschnittvergrößerung: die
Synagoge |
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Ausschnittvergrößerung: die
Judengasse |
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Ausschnittvergrößerung: die
Synagoge |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
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Michel
Rothé / Max Warschawski: Les Synagogues d'Alsace et leur Histoire.
Ed. 'Chalom Bisamme' Jerusalem 1992. S.39.77.
|
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Fegersheim
Bas-Rhin. In 1784, the Jewish community comprised 175 members. By 1807, it
increased to 262 and in 1844 to 475 members. Afterwards the community dwindled.
The local synagogue was inaugurated in 1850. In 1885, the community numbered 337
members. In 1926, the Jewish population was 126 and in 1931 it was 83. During
worldwar II, the Germans expelled all to the south of France. In 1965, eight
Jews were living in Fegersheim.
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