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im Elsass"
Cernay (Sennheim,
Dep. Haut-Rhin / Alsace / Oberelsass)
Synagogue / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
In Cernay, das bis vor der Umbenennung unter Ludwig XIV. im 17. Jahrhundert
"Sennheim" hieß, lebten Juden bereits im Mittelalter. Sie waren im
14. Jahrhundert von allen damaligen Verfolgungen im Elsass betroffen, erstmals 1309 im
Zusammenhang mit einer oberelsässischen Judenverfolgung. 1338 wurden Juden in
der Stadt während der Armleder-Verfolgung ermordet. Auch während der Pestzeit
wurden hier Juden umgebracht. Darlehensgeschäfte von Sennheimer Juden
mit Gräfin Johanna von Katzenellenbogen-Montbéliard sind 1332-1336 bezeugt.
1365 wurde ein Mathis von Sennheim in Basel aufgenommen, andere Sennheimer Juden
werden in Mülhausen (1407) und Schlettstadt (1455/60) genannt. Spätestens
seit 1374 waren wieder Juden in der Stadt ansässig. Im 15. Jahrhundert
werden mehrfach eine "Judengasse" (heute "Rue de l'Eglise")
sowie eine "Judenschul" (Synagoge) erwähnt. Auch war ein
jüdischer Friedhof vorhanden. Zwischen 1470 und der Mitte des 16. Jahrhunderts
wurden die Juden der Stadt ausgewiesen.
Eine neue Gemeinde entstand seit dem 17./18. Jahrhundert. 1784 lebten 138 Juden
in der Stadt.
Die höchste Zahl jüdischer Einwohner wurde um 1850 mit 344
Personen erreicht. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts ging die Zahl durch
Abwanderung auf etwa 150 Personen zurück.
An Einrichtungen gab es eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule,
ein rituelles Bad und ein Friedhof. Zur
Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt,
der auch als Vorbeter und Schochet tätig war. 1878 wurde das Rabbinat von Uffholtz auf Cernay übertragen.
Rabbiner wurde der in den folgenden Jahrzehnten das Gemeindeleben vor Ort
prägende Rabbiner Salomo Bamberger, ein Sohn des Würzburger Raw
Seligmann Bär Bamberger. Das Rabbinat wurde 1910 aufgelöst.
Von den in Cernay / Sennheim geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem): Benjamin Bloch (1876), Emmanuel Bloch (1849), Fanny
Bollack (1933), Jeanne Brunschwig (1877), Marguerité Dreyfus geb. Weyl (1890),
Mathilde Frenkel geb. Marx (1888), Louis Hirsch (1871), Susanne Hirtz (1898),
Fernand Levy (1870), Henny Oppenheimer (1896), Regine Oppenheimer (1906), David
Tennenbaum (1941), Rosa Tennenbaum geb. Rosenfarb (1906), Szeina Tennenbaum
(1924), Charlotte Weyl (1893).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte des Rabbinates
Das Rabbinat Cernay/Sennheim ist derzeit unbesetzt (1885)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 5. Mai 1885: "Aus dem Reichslande, im April (1885). Es
sind jetzt mehrere Rabbinate im Reichslande vakant. Vor Allem das
Oberrabbinat von Metz durch den Tod des seligen Herrn Bigard, die
Rabbinate von Bisheim, Cernay, Durmenach,
Hegenheim und Seppois-le-Bas.
Dagegen sind zwei Rabbinate besetzt worden, Sultz
durch Herrn Roller und Brumath durch
Herrn Ury, früher Rabbiner von Lauterburg.
Für Metz denkt man an Herrn Weill, Rabbiner von Pfalzburg, wo auch der
selige Bigard Rabbiner gewesen |
Diskussion um die Auflösung des Rabbinates und Lob des Rabbiners (1910)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 24. März
1910: "Straßburg im Elsass. Das Israelitische Konsistorium versetzte
Rabbiner Dr. Bloch aus Westhofen
auf 1. April nach Straßburg, wo er jetzt schon als Stellvertreter des
leidenden Herrn Oberrabbiner Uri tätig ist.
In der Sitzung des Landesausschusses vom 16. März stellte der
Zentrumsabgeordnete Dr. Ricklin einen Antrag dahingehend, die
Rabbinerstelle in Sennheim, solange der derzeitige Inhaber
derselben lebe, beizubehalten. Zur Begründung dieses Antrags führte der
Abgeordnete aus, dass der derzeitige Rabbiner sich durch seine ideale
Wohltätigkeit auszeichne und zwar ohne Unterschied der Konfession. Hinter
seinem Antrage stehe die Bevölkerung der ganzen Gegend. - Ebenso sprach
sich der Abgeordnete Remy für den Antrag aus. - In ganz besonders
ehrenden Worten zeichnete den hochherzigen Mann Unterstaatssekretär Dr.
Petri aus. - So wurde denn der Antrag des Zentrumsabgeordneten angenommen,
obwohl das Rabbinat an diesem Orte nur 145 Israeliten
umfasst." |
Auszeichnung für Rabbiner Bamberger (1911)
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 27. Januar 1911: "Sennheim. Rabbiner Bamberger erhielt den
Roten Adlerorden 4. Klasse". |
Aus der Zeit des Ersten Weltkrieges - "Der Rabbiner als Geisel" (1914)
Artikel im
"Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 6. November 1914: "Der
Rabbiner als Geisel. In Sennheim im Elsass hatten der Bürgermeister und
ein Stadtrat Verrat geübt und waren sofort erschossen worden. Der
deutsche Kommandant vermutete, dass sich noch zahlreiche Verräter im Orte
befinden und wollte deshalb den ganzen Ort einäschern. Da begab sich der
75jährige Rabbiner Bamberger, ein Sohn des großen Würzburger Rabbiners
Seligmann Bär Bamberger seligen Andenkens, zu dem Kommandanten und bot
sich als Geisel an. Er wies dabei auf die Fürbitte Abrahams, als Gott ihm
seine Absicht, Sodom zu vernichten, mitteilte, hin. ‚Wenn nur zehn
Gerechte inmitten der Stadt sind, schone sie’ habe Abraham gesagt, und
so sage er auch jetzt zu dem Kommandanten. Der Kommandant nahm von seinem
Beschlusse Abstand, verzichtete jedoch dankend auf das Anerbieten des
heldenhaften greifen Rabbis, sich als Geisel zu stellen." |
|
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 20. November 1914:
ähnlich wie im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
s.o. |
Zum Tod des Rabbiners Salomo Bamberger (1918)
Salomon Bamberger galt als der "Sennheimer Raw". Er ist am 1. Mai
1839 in Wiesenbronn (Kreis Kitzingen) als Sohn des "Würzburger Raw"
Seligmann Bär Bamberger geboren und war zunächst Rabbiner in Sulzburg,
in Endingen und Lengnau
sowie in Niederhagenthal.
Er ist am 10. März 1918 in Würzburg gestorben.
Sein Grab ist auf dem jüdischen Friedhof in
Höchberg.
Meldung
in der "Frankfurter Israelitischen Gemeindezeitung vom 27. März
1918: "Würzburg. Salomon Bamberger, bis zum Ausbruch des Krieges
Rabbiner in Sennheim (Elsass), eine von hohem jüdischen Idealismus
getragene Persönlichkeit, ist hier im Alter von 83 Jahren verschieden. Er
war einer der letzten, die die so schwer heimgesuchte Ortschaft
verließen."
Foto von Salomon Bamberger und seiner Frau Lea Adler aus einem französischen
Artikel über ihn und seine Zeit in Cernay. |
Aus dem jüdischen Gemeindeleben
Aufruf zur Wohltätigkeit (1909)
Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. Mai 1909: "Dringende Bitte! Teuere
Glaubensbrüder und barmherzige Schwestern. Öffnet eure Herzen und Hände
durch tatkräftige milde Gaben und erwerbt euch Gottes Segen, auch
diesmal. Eine sehr achtbare Witwe, Frau
eines Chawer, mit Waisen sind durch das Hinscheiden ihres Ernährers,
der berühmter Talmud-Chacham Umitti
(Talmudgelehrter) und ein großer Jerei-Schomaim
(Gottesfürchtiger) – das Andenken
an den Gerechten ist zum Segen – war, (und infolge seiner vieljährigen
anhaltenden Krankheit ganz existenzlos geworden), in bitterste Not, Armut
und in größtes Elend geraten.
Es ist aussichtlich, durch mildtätige Gaben den schwer Heimgesuchten, der
Frau und den Waisen, eine Existenz gründen zu können; um solchen guten
Zweck zu erzielen, fehlen noch ca. 1.000 Mark. Wir hoffen, jeder
Edeldenkende wird sich erbarmen und nicht versäumen, an dieser wichtigen
Wohltat nach besten Kräften zu beteiligen. Gaben werden erbeten an
Rabbiner S. Bamberger, Sennheim, Elsass". |
Der Krieg bedroht auch viele Orte mit jüdischen
Gemeinden im Oberelsass (1914)
Anmerkung: die angegebene Zahl der jüdischen Gemeindeglieder bezieht sich
auf ca. 1890.
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 18. September 1914: "Hagenau, 10. September (1914).
Die schweren Kämpfe im Oberelsaß, die in letzter Zeit zwischen den
Franzosen und Deutschen ausgefochten wurden, erinnern uns daran, dass die
dortige Gegend ziemlich stark von Juden bewohnt ist, die jetzt nicht nur
zum großen Teil gezwungen waren, Heim und Herd zu verlassen, sondern
neben der schweren seelischen Not auch viel durch die Zerstörung von Hab
und Gut zu dulden haben. Es wohnen in dem vielgenannten Altkirch
289 jüdische Seelen, Hirsingen 74, Dammerkirch (Dannemarie)
15, Hagenbach 26, Bergheim
110, Grussenheim 314, Neubreisach
102, Blotzheim 62, Bollweiler
120, Ensisheim 27, Regisheim
154, Dürmenach 205, Hegenheim
169, Hüningen 50, Kolmar
1105, Dornach 202, Mülhausen
2271, Niederhagental 145, Niedersept
124, Pfastatt 73, Markirch
147, Rappoltsweiler 134, Habsheim
73, Rixheim 69, Sennheim
151, Wattweiler (Wattwiller) 37, St.
Ludwig 60, Kembs 50, Sierenz
113, Uffheim 120, Gebweiler
305, Sulz 182, Thann
163, Winzenheim 421 Juden. Die
meisten Familien, besonders in der Mülhauser Gegend, haben sich flüchten
müssen, viele davon haben sich während dieser schweren Zeit in der
Schweiz niedergelassen.". |
Berichte zu einzelnen
Personen aus der Gemeinde
Zum Tod des Gemeindevorstehers usw. S. Dreyfuß (1889)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Februar 1889: "Sennheim
(Oberelsass), im Januar (1889): Die hiesige Gemeinde hat dieser Tage einen
herben Verlust erlitten durch das im 69. Lebensjahre erfolgte Hinscheiden
des Herrn S. Dreyfuß, eines Mannes, der es wohl verdient, dass sein
tugendhaftes Leben und Wirken in diesen Blättern, aus welchen er viele
Jahre hindurch Belehrung und Erbauung schöpfte, des Näheren besprochen
werde. Durch seinen Hintritt wurde unsere Gemeinde eines Mannes beraubt,
der sich als wahrhaft frommer und aufopferungsfähiger Jehudi auf allen
Gebieten religiöser und humanitärer Bestrebungen glänzend bewährte.
Der Verblichene bekleidete mehrere Jahre das Amt eines Gemeindevorstehers,
in welcher Eigenschaft er das Gedeihen unseres Gemeindewesens in jeder nur
möglichen Weise förderte; und selbst, nachdem er das Amt niederlegt
hatte, lag ihm das Gemeindewohl noch in seltener Weise am Herzen. So viel
in seinen Kräften stand, trug er bei zur Erhaltung des Gottesdienstes,
dessen eifrigster Besucher und Förderer – durch verschiedene religiöse
Funktionen – er stets gewesen. Für den bestand der Wohltätigkeitsanstalten
spendete er stets mit vollen Händen und galt es einer körperlichen
Hilfeleistung bei Kranken etc., war er ebenfalls einer der Ersten. Aber
auch auswärtige Hilfsbedürftige, namentlich die Armen des Heiligen
Landes, unterstützte der Edle in ergiebigster Weise von seinen reichen
Mitteln, und niemals hat sich Jemand vergebens an sein mildes Herz
gewendet. Sein gemeinnütziges Wirken, sowie seine Rechtschaffenheit
wurden auch von unseren christlichen Mitbürgern anerkannt, die ihm die Würde
eines Gemeinderates übertrugen. Was aber uns den Hingeschiedenen ganz
besonders unvergesslich macht, ist seine innige, hingebungsvolle Liebe zu
unserer heiligen Lehre. Diese in seiner Familie heimisch zu machen und zu
erhalten, galt ihm als die höchste und angelegentlichste Sorge seines
Lebens und diesem Ziele brachte er die grö0ßten Opfer. Er begnügte sich
nicht mit dem dürftigen Maße religiöser Kenntnisse, die man allgemein
unter ‚Religionsunterricht für die Jugend’ versteht. Daher hielt er
eigene Lehrer für seine beiden Söhne, damit diese so viel wir möglich
mit dem heiligen Gottesworte vertraut wurden. Um aber auch der hiesigen
Jugend die Worte der Lehre in reichem Maße zugänglich zu machen, bemühte
er sich, den durch seltene Gelehrsamkeit und Frömmigkeit weithin
bekannten Rabbiner Herrn S. Bamberger – sein
Licht leuchte – für unsere Gemeinde zu gewinnen, was ihm nach
vielen wiederholten Bemühungen auch gelang. Bis zu seinem Lebensende
beschäftigte der Verklärte sich täglich unter Anleitung dieses
Gelehrten mit dem Gottesworte, welche Beschäftigung für ihn ein
Hochgenuss war.
Die Achtung und Wertschätzung, deren der Selige sich erfreute, kamen bei
seinem Leichenbegängnisse zu vollem Ausdruck. Ein imposanter Leichenzug,
wie er hier wohl noch nie gesehen wurde, und in welchem wir viele
christliche Mitbürger und die Vertreter der Stadt bemerkten, gab ihm das
letzte Geleite. Im Trauerhause sprachen die Herren Rabbinen Bamberger von
hier und Wurmser – Thann; auf dem Friedhofe: die Herren Rabbinen Bloch
– Bischheim und Schüler – Vollweiler, zuletzt Privatgelehrter
Friedland. Sämtliche Redner schilderten die glänzenden Tugenden des
Heimgegangenen und namentlich seine glühende, heutzutage leider immer
seltener werdende Liebe zu unserer heiligen Tora. Einen ungemein wehmütigen
und erschütternden Eindruck machte es, als darauf hingewiesen wurde, dass
es dem Vollendete nicht vergönnt war, die ganz nahe bevorstehende Bar-Mizwa-Feier
seines jüngsten Sohnes zu erleben! – Möge der Allgütige der tief
gebeugten Familie, die den Tod des zärtlichsten Gatten und des
liebevollsten Vaters beweint, himmlischen Trost spenden! Wir aber wollen
sein Andenken stets in Ehren halten und uns dadurch zu ähnlichem frommen
und tugendhaftem Wirken angeeifert fühlen!
Das Gedenken an den Gerechten
ist zum Segen. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens". |
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Hauslehrersuche von S. Dreyfuß (1884)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. Januar 1884: "Ich
suche einen staatliche geprüften Hauslehrer für sofort oder auf April.
Bewerber wollen sich wenden an S. Dreyfuß in Cernay (Elsaß)." |
Zur Geschichte der Synagoge
Eine Synagoge in der heutigen "Rue de la
Synagogue", die auf das 18. Jahrhundert (1752) zurückgeht, wurde 1846
abgebrochen.
Zu den weiteren Synagogen vergleiche vorläufig die Angaben in der
Inventarliste des Ministère de la culture: Raymond-Poincaré
(rue) 35: hier
anklicken Rue Haffner 2: hier
anklicken.
Zerstörung der Synagoge im Ersten Weltkrieg
Bei den Kämpfen im Ersten Weltkrieg wurde Cernay
einschließlich der Synagoge Anfang März 1915 zerstört. Das "Frankfurter
Israelitische Familienblatt" berichtete am 5. März 1915: "Sennheim
(Ober-Elsass). Infolge der vor zwei Monaten befohlenen Räumung unseres Orte hat
auch die israelitische Gemeinde zu bestehen aufgehört. Die Gemeindemitglieder
haben sich nach allen Richtungen zerstreut; die meisten suchten in der Schweiz
Zuflucht. Der 80jährige Rabbiner H. S. Bamberger wollte bis aufs äußerste
ausharren. Vor einigen Wochen musste er jedoch mitten im Kugelregen in einem
Wagen geholt werden, den der Rabbiner des benachbarten Bollweiler, Dr. J. Weil
schickte, um den wegen seiner tiefen Frömmigkeit und bewundernswerten
Toragelehrsamkeit verehrten Rabbiner in Sicherheit zu bringen. Bald darauf eilte
dessen Familie herbei, um ihn bei sich aufzunehmen. Jetzt ist auch die Synagoge
verschwunden; sie ist vorige Woche samt ihren 14 Torarollen verbrannt." |
Dieselbe Mitteilung erschien in der
Zeitschrift "Der Israelit": |
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. März 1915: "Der
Untergang einer alten elsässischen Gemeinde. Infolge der vor zwei
Monaten befohlenen Räumung Sennheims (Oberelsass) hat auch die dortige
Gemeinde zu bestehen aufgehört. Die Gemeindemitglieder haben sich nach
allen Richtungen hin zerstreut; die meisten suchten in der Schweiz
Zuflucht. Der 80-jährige Rabbiner H.S. Bamberger wollte bis aufs
äußerste ausharren. Vor einigen Wochen musste er jedoch aus dem
Kugelregen mit einem Wagen geholt werden, den der Rabbiner des
benachbarten Vollweiler, Dr. J. Weil, dorthin schickte, um diesen
allgemein wegen seiner tiefen Frömmigkeit und bewundernswerten
Toragelehrsamkeit verehrten Rabbiner in Sicherheit zu bringen. Bald darauf
eilte dessen Familie herbei, um ihn bei sich aufzunehmen. Jetzt ist auch
die Synagoge verschwunden, sie ist vorige Woche samt ihren 14 Torarollen
verbrannt. J." |
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Leserbrief
zum obigen Artikel - erschienen in der Zeitschrift "Der
Israelit" vom 29. März 1915: "Sprechsaal. Thorarollen. Geehrte
Redaktion! Sie haben in Nr. 10 Ihres geschätzten Blattes die Nachricht
gebracht, dass in Sennheim die Synagoge samt 14 Thorarollen zugrunde ging.
Dasselbe traurige Geschick ereilt Dutzende von Gotteshäusern in Galizien
und Polen. Könnte man jedoch nicht wenigstens insofern eingreifen, dass,
vielleicht durch einen angesehenen Rabbiner im neutralen Ausland, an die
im Kriegsgebiet befindlichen Kehillaus (Gemeinden) der dringende
Rat erteilte werden, die Sforim (Torarollen) bei der ersten Gefahr
in Sicherheit zu bringen, äußerstenfalls zu vergraben. Indem ich für
die Veröffentlichung dieser Zeilen im voraus bestens danke, zeichne mit
vorzüglichster Hochachtung.
Wien, 17. März 1915. L. Grünhut." |
Adresse/Standort der Synagoge: Rue de la Synagogue (bis 1846),
Rue Raymond-Poincaré, Rue Haffner 2.
Fotos
(Fotos in der unteren Zeile: Hahn, Aufnahmedatum 15.4.2004)
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Die
ehemalige Synagoge in Cernay in Fotos von 1898/99
(Quelle: hier
anklicken) |
Die
Synagogenstraße in Cernay nach
den Kämpfen im Ersten Weltkrieg |
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Neue Fotos werden
bei Gelegenheit ergänzt |
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Straßenschilder
"Rue de la Synagogue" |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Germania Judaica II,2 S. 762; III,2 S. 1365ff. |
| Michel
Rothé / Max Warschawski: Les Synagogues d'Alsace et leur Histoire.
Ed. 'Chalom Bisamme' Jerusalem 1992.
|
vorherige Synagoge zur ersten Synagoge nächste Synagoge
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