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Frielendorf mit
Ortsteil Siebertshausen (Schwalm-Eder-Kreis)
Jüdische Geschichte / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Frielendorf bestand eine jüdische
Gemeinde bis 1938/39. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 16./18.
Jahrhunderts zurück. Ein erster Nachweis für einen jüdischen Einwohner am
Ort liegt aus dem Jahr 1587 vor, wonach 'Jakob der Jude' zu Frielendorf
sich auf Grund eines Schutzbriefes von Landgraf Wilhelm IV. (Hessen-Kassel) in
Frielendorf niederlassen konnte. Weitere Belege für Juden in Frielendorf gibt
es erst wieder aus der Zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg (seit 1668):
namentlich genannt werden seit 1673 der Jude Bonus zu Frielendorf, seit 1681
David zu Frielendorf, seit 1694 Moses. 1710 wird Jacob Hechst (Höxter)
als Hausbesitzer in Frielendorf erwähnt. 1744 gab es drei jüdische Familien am Ort: Ephraim Höxter (handelte mit Kurz- und Ellenwaren), Jacob
Höxter und Jacob Levi (beide handelten mit Vieh).
Von einer kleinen jüdischen Gemeinde kann man seit Mitte des 18.
Jahrhunderts sprechen: 1749 bestanden die drei genannten jüdischen Familien
aus insgesamt 22 Personen, zu denen noch sieben Knechte und Mägde gehörten.
Frielendorf entwickelte sich damals, unter anderem durch die vier
durchgeführten Jahrmärkte, zu einem attraktiven Marktflecken, der
verkehrsgünstig zwischen Homberg und Ziegenhain lag. 1787 wurden Moses Joseph
und Salomo Levi mit Schutzbriefen am Ort aufgenommen (aus Freudenthal),
1797 Abraham Gutkind.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1812 14 jüdische Familien, 1835 64 jüdische Einwohner, 1840 105
(in 14 Familien), 1858 112 (in 20 Familien), 1861 128
(18,9 % von insgesamt 676 Einwohnern), 1871 120 (15,2 % von 789), 1885 137 (14,9
% von 917), 1895 129 (13,1 % von 984), 1905 144 (12,5 % von 1.156), 1910 135
(11,1 % von 1.220). Zur jüdischen Gemeinde Frielendorf gehörten auch die in Siebertshausen
lebenden jüdischen Familien (1835 8 jüdische Einwohner, 1861 12). Ende der 1920er-Jahre wurden - nach Auflösung der dortigen
Gemeinde - auch die in Großropperhausen
noch lebenden jüdischen Personen der Gemeinde in Frielendorf zugeteilt (1932 noch 11 jüdische
Einwohner).
Als Berufe der jüdischen Familienvorsteher werden in den 1830er Jahren
genannt: Pferdehändler (drei, davon einer mit Ackerbau), Viehhändler (zwei, einer
davon zugleich Metzger), Krämer (drei), Färber (einer), Nothandel (einer). In einer Liste
von 1879 werden die folgenden Steuerpflichtigen der jüdischen Familien
genannt: aus Frielendorf: Hirsch Moses, Meier Meierhof, Seligmann
Rothschild, Wolf Plaut, Marius Moses, Elias Blum, Mendel Levi, Leiser Plaut,
Isaac Blum, Meier Blum, Abraham Plaut, David Plaut I, Moses Levi, Hirsch
Höxter, Isaac Höxter, Witwe M. Moses, Joseph Bachrach, Jacob Bachrach I, Noa
Bachrach, Moses Gutkind, Abraham Gutkind, Joseph Höxter, Witwe Beschen Gutkind,
Ruben Moses, Moses E. Moses, David Plaut II, Sußmann Moses, Herrmann Stern, aus
Siebertshausen: Wolf Leiser Wolf und Herz
Meierhof.
An Einrichtungen bestanden eine Synagoge (s.u.), eine jüdische Schule (Israelitische
Konfessionsschule/Volksschule seit 1843, nach dem 1. Januar 1924 bis zur
Auflösung 1933 nur noch Religionsschule), ein rituelles Bad und ein
Friedhof. Zur Besorgung
religiöser Aufgaben der Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der zugleich als
Vorbeter und Schochet tätig war. Erster Lehrer an der Israelitischen
Elementarschule war Hirsch Rothschild (von 1843 bis 1847, danach in Oberaula),
gefolgt von Markus Lion (von 1848 bis 1894; Bericht zu seiner
Zurruhesetzung 1894 siehe unten) und seinem Sohn Hugo Lion (1895 bis
1923; Bericht zu seinem Tod 1925 siehe unten). In ihrer Zeit waren zu
unterrichten: 1858 30 Schüler, 1867 32, 1877 26, 1888 29, 1893 32, 1901 25,
1908 40, 1910 45 Schüler. Nach dem Tod von Hugo Lion waren als Lehrer in
Frielendorf noch Lehrer Siegfried Wetzler (1926 bis 1929) und Lehrer Max Guttmann
aus
Breslau (1929 bis 1933) tätig (siehe Berichte unten). Die jüdische Schule war seit 1858 in einem in
diesem Jahr erworbenen Gebäude an der Hauptstraße 6 eingerichtet; hinter
diesem Haus wurde (Ende des 19. Jahrhunderts?) ein weiteres Gebäude zum
Unterricht der Kinder erstellt.
Die Gemeinde gehörte zum
Rabbinatsbezirk Oberhessen mit Sitz in Marburg.
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde: Siegfried Moses
(geb. 30.10.1894 in Frielendorf, gef. 5.12.1916),
Max Gutkind (geb. 8.10.1895 in Frielendorf, gef. 9.10.1917), Unteroffizier Julius Plaut
(geb. 28.5.1881 in Frielendorf, vor 1914 in Düsseldorf wohnhaft, gef.
28.10.1916) und Josef Bachrach (geb. 1.4.1894 in Frielendorf, gef. 1.6.1918). Auf dem Gedenkstein im jüdischen
Friedhof finden sich ihre Namen. Die jüdischen Einwohner waren im Leben des
Ortes weitestgehend integriert. Viele waren Mitglieder in Frielendorfer Vereinen
(Kriegerverein, Turn- und Sportverein Germania, Radfahrverein, Freiwillige Feuerwehr
usw.). Auch in die Ortsgemeindevertretung wurden jüdische Personen entsandt:
von 1895 bis 1925 Moses Moses I, danach Bernhard Plaut bis 1933 oder 1934.
Um 1924, als zur Gemeinde 109 Personen gehörten (7,5 % von insgesamt 1.448
Einwohnern), waren die Vorsteher der Gemeinde Moses Moses I und Jacob
Gutkind. An jüdischen Vereinen gab es den Wohltätigkeitsverein Chewra
Kadischa (gegründet 1848; 1924 35 Mitglieder; 1932 Vors. Moses Moses II mit
23 Mitgliedern; Zweck und Arbeitsgebiet: Unterstützung ortsansässiger
Hilfsbedürftiger; Bericht zum 80-jährigen Bestehen 1928 siehe unten), die Chewra Talmud Thora (Talmud-Thora-Verein;
1924 unter Vorsitz von Jacob Gutkind mit 40 Mitgliedern; 1932 unter Leitung von
Norbert Wolff) sowie den Jüdischen Frauenverein (gegründet 1902; 1924
unter Leitung von Jeanette Moses mit 45 Mitgliedern, 1932 unter Leitung von
Jettchen Plaut mit 26 Mitgliedern; Zweck und Arbeitsgebiete: Krankenpflege,
Unterstützung Bedürftiger und Bestattungswesen). 1932 waren die
Gemeindevorsteher: Isaac Moses (1. Vors.), Moses Moses II (2. Vors.) sowie (als
Schriftführer und Schatzmeister) Gerson Moses. Im Schuljahr 1931/32 gab es noch
sechs schulpflichtige jüdische Kinder in der Gemeinde, die durch den bereits
genannten Lehrer Max Guttmann unterrichtet wurden.
1933 lebten noch 58 jüdische Personen in Frielendorf (4,1 % von insgesamt
1.409 Einwohnern). In
den folgenden Jahren sind alle von ihnen Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts,
der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen (28 nach Frankfurt, zehn nach Kassel) beziehungsweise
ausgewandert (neun in die USA, sieben nach Palästina, sieben nach Argentinien,
vier nach Holland je eine Person nach Paris und Südafrika). Am 1. Oktober 1938 wurden noch 14
jüdische Einwohner gezählt: Hugo Plaut und Franziska Plaut geb. Levi; Jakob
Goldschmidt und Jettchen Goldschmidt geb. Plaut, Abraham Moses, Jonathan Moses,
Rosa Moses geb. Herz, eine weitere Person Moses, Paula Levi, Meta Plaut geb.
Seelig, Johanna Isenberg, Berta Meierhof, Lea Goldschmidt, Jette Krauß geb.
Frydmann. Alle von ihnen sind in den Monaten nach dem Novemberpogrom 1938,
bei dem es auch in Frielendorf zu Ausschreibung kam (s.u.), aus dem Ort verzogen.
Von den in Frielendorf geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Joseph Bachrach (1858),
Noa Bachrach (1897), Salomon Bachrach (1863), Grete Beck geb. Kann (1915), Else
Blum (1904), Emma Blum geb. Meierhof (1874), Frieda Bodenheimer geb. Gutkind
(1883), Lea Goldschmidt geb. Plaut (1874), Lina Goldschmidt geb. Plaut (1872),
Rosa Herrmann geb. Moses (1890), Robert Höxter (1875), Sally Höxter (1883),
Ida Kahn geb. Moses (1883), Julius Kann (1905), Meta Kann (1901), Grete Katz
geb. Wolff (1911), Günter Katz (1929), Frieda Kauders geb. Levi (1884), Käthe
Kaufmann geb. Plaut (1888), Louis Levi (1882), Hedwig Levy (1886), Paula Levy
(1877), Fanny Linz geb. Plaut (1892), Sara Lorsch geb. Moses (1861), Abraham
Meierhof (1886), Berta Meierhof (1879), Abraham Moses (1850), Alisze (Alica)
Moses (1930), Amalie (Mali) Moses (1904), Emil Moses (1901), Emma Moses geb.
Gutkind (1870), Emmy Moses geb. Plaut (1893), Gerda Moses geb. Rose (1909),
Gerson Moses (1859), Hermann Moses (1884), Lea Moses geb. Plaut (1868), Moritz
Moses (1881), Rosa (Rose) Moses geb. Herz (1909), Sara Moses (1855), Siegfried
Moses (1900), Sara Rosa Neuberger geb. Plaut (1873), Johanna Nußbaum geb.
Gutkind (1888), Meta Plaut geb. Seelig (1887), Ludwig Plaut (1907), Helene
Sichel geb. Meierhof (1877), Ella Stern geb. Bachrach (1860), Erna Stiefel geb.
Moses (1902), Minna Strauss geb. Plaut (1878), Willi Wolff (1897), Sophie Wolffs
geb. Gutkind (1890).
Aus Siebertshausen werden in den genannten Listen keine Personen
genannt.
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer
Ausschreibungen der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet 1924 /
1925
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Februar 1924: "Die
Lehrerstelle an der israelitischen Volksschule in Frielendorf, mit
welcher das Amt des Vorbeters und des Schächters verbunden, ist zum 1.
April dieses Jahres neu zu besetzen.
Streng gesetzestreue Bewerber mit Kabbolaus (Zertifikaten) von orthodoxen
Rabbinern wollen ihre Gesuche mit Zeugnissen baldmöglichst an uns
einsenden. Israelitisches Vorsteheramt in Marburg. i.A.
Provinzial-Rabbiner Dr. N. Cohn." |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. August 1925: "In
der Gemeinde Frielendorf (Bezirk Kassel) ist, da der bisherige Lehrer Lion
plötzlich verstorben, die Stelle als Religionslehrer, Vorbeter und
Schochet möglichst sofort, oder auch am 1. September 1925 wieder zu
besetzen. Der Anzustellende findet eine schöne Wohnung nebst Garten und
einen neuen Schulsaal vor. Streng religiöse Bewerber wollen ihre
Bewerbungen mit Zeugnissen an den Unterzeichneten einsenden.
Moses, Gemeindeältester." |
Lehrer Markus Lion tritt in den Ruhestand
(1894)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Mai 1894: "Aus
dem Regierungsbezirk Kassel, 12. Mai (1894). Am 1. Januar dieses Jahres
ist der Lehrer Markus Lion zu Frielendorf, Kreis Ziegenhain, nach
mehr als 50 Dienstjahren in den wohlverdienten Ruhestand getreten. Er
wirkte nacheinander in den Orten Cobenhausen (gemeint Bobenhausen?), Lohrhaupten,
Crainfeld und Wächtersbach.
Trotz der wenigen Jahre, die er hier (sc. in den genannten Orten)
war, hatte er sich großer Anerkennung zu erfreuen, was Zuschriften und
andere Aufmerksamkeiten von dort nach einem halben Jahrhundert seiner
Abwesenheit zur Genüge beweisen. Im März 1848 kam Lion an die oben
genannte Elementarschule zu Frielendorf, woselbst er bis Anfang dieses
Jahres ununterbrochen segensreich gewirkt hat. Neben seinen jüdischen Schülern
sind es auch zahlreiche christliche, selbst entfernter wohnende, die ihm
eine gute Vorbildung und das Streben nach größerer Vervollkommnung
verdanken. - Durch seine großen Fähigkeiten und seine sehr reiche
Erfahrung, jedem mit Rat und Tat zur Hilfe bereit, hat er sich mit großer
Beliebtheit zu erfreuen. Am meisten redet hierfür die Dankbarkeit seiner
Zöglinge diesseits und jenseits des Ozeans im allgemeinen, die Feier
seiner 25-jährigen Amtstätigkeit in Frielendorf, sowie das in
seltenem Maße so vorhandene ehrerbietige Begegnen der Gemeinde im
besonderen. Anerkennt werden von dieser namentlich auch seine
hervorragenden Leistungen auf religiösem Gebiet durch Vorbild und
Belehrung. In letzterer Hinsicht verdienen vorab die originellen und
gediegenen sabbatlichen Vorträge hervorgehoben zu werden, die wahrhaft
Stunden der Erbauung und Belehrung bieten, und noch bis heute übt er
diese liebgewonnene Funktion. Die Geistesfrische, die aus seinen
Vorträgen spricht, lässt den 77-jährigen Greis nicht erkennen. Man
begreift aus alledem, dass hier die 'Chawer' (?, unklar oder
verschrieben) an einen allseitig geeigneten Mann gekommen ist. Möge
nun sein Alter noch lange blühen und die Früchte seiner Aussaat mit
Genugtuung noch lange von ihm geschaut werden." |
Zum Tod von Lehrer Hugo Lion (1925)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. Juli 1925:
"Frielendorf, 12. Juli (1925). Ein großes Leichengefolge geleitete
am Donnerstag die sterblichen Überreste des 67-jährigen Lehrers a.D. Hugo
Lion zur letzten Ruhe. Seit dem Tode seines Vaters im Jahre 1895, der
lange Jahre an der hiesigen Volksschule gewirkt hatte, versah er die
Schulstelle und gab gleichzeitig in den Nachbarorten Groß-Ropperhausen
und Dillich den Religionsunterricht. Nach seiner Pensionierung am 1. April
1924 und der damit verbundenen Auflösung der hiesigen Schule wirkte er
hier weiter als Religionslehrer und Kultusbeamter, bis ihn vor kurzem eine
Krankheit aufs Krankenbett warf und ihn der Tod abberief." |
Lehrer Wetzler aus Aurich kommt nach Frielendorf (1926)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. März 1926: "Frielendorf,
21. März (1926). Der Lehrer Wetzler in Aurich
ist als Religionslehrer, Kantor und Schochet hier gewählt und von
Provinzialrabbiner Dr. N. Cohn Marburg in sein Amt eingeführt
worden." |
Lehrer Siegfried Wetzler wechselt nach Königstein im
Taunus (1929)
Anmerkung: weitere Informationen zu Lehrer Siegfried Wechsler in der Seite
zu Königstein im Taunus.
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck" vom 14. Juni 1929: "Frielendorf. Herr Lehrer
Wetzler wurde mit Wirkung vom 1. Juli 1929 zum Lehrer an der
Israelitischen Kultusgemeinde Königstein
i.T. ernannt. Man sieht Herrn Wetzler hier nur ungern scheiden, da er
zur größten Zufriedenheit dreieinhalb Jahre seine Kräfte in den Dienst
der hiesigen Gemeinde gestellt hatte." |
Lehrer Max Guttmann aus Breslau wird Nachfolger
von Lehrer Wetzler (1929)
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck" vom 2. August 1929: "Frielendorf. Als
Nachfolger des Herrn Lehrer Wetzler übernimmt Herr Lehrer Guttmann
aus Breslau am 1. August die Lehrerstelle in der Israelitischen
Synagogengemeinde Frielendorf." |
Aus dem jüdischen Gemeinde- und
Vereinsleben
Judenfreundliche Gesinnung am Ort
(1894)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. August 1894: "Frielendorf,
Regierungsbezirk Kassel, 29. Juli (1894). In der Mitte vorigen Monats
(Juni) ließ eine hiesige christliche Bürgerfamilie einem jüdischen Schulknaben
dahier ein mit Prachteinband, Goldschnitt, Namen und Widmung in
Goldpressung ausgestattetes hebräisches Jahresgebetbuch Machsor mikol
haSchana in 2 Bänden durch ihren Sohn, Alterskamerad von jenem, als
Konfirmationsgeschenk überreichen. Der Vater derselben Familie verbürgte
sich einige Monate zurück mit seinem Gesamtgrundeigentum für eine arme
jüdische Witwe gerichtlich zwecks Ergebung einer Erbschaft in Amerika,
die ihren, von ihr bevormundeten Kindern zugefallen ist. - Wohl auch ein
Zeichen der Zeit!" |
Chanukkafeier des "Israelitischen
Frauenvereins" (1927)
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck" vom 30. Dezember 1927: "Frielendorf (Bezirk
Kassel). Der 'Israelitische Frauenverein' hatte auf den 25. Dezember die
Gemeinde zu einer Chanukkafeier im hiesigen Schulsaal eingeladen, wozu
sich dann auch die ganze Gemeinde einfand. Der Zuspruch war aber so stark,
dass nicht alle Gäste Sitzgelegenheit bekamen. Unter sachkundiger Leitung
unseres Lehrers Herrn Wetzler und unter freundlicher Mitwirkung der
sehr geehrte Frau Wetzler wurden dann von seinen Schülern und Schülern
der höheren Schule von Homberg
und Treysa einige Chanukkaspiele und
Volkstänze aufgeführt, die auch allgemeinen Anklang fanden. Besonderen
Beifall fand der Vortrag des Schülers Wetzler 'Der Jomkippur Chassen'.
Nach Beendigung der Vorführungen wurde gemeinschaftlich Kaffee getrunken.
Dann wurde noch gespielt und geplaudert, bis die vorgerückte Stunde der
Simcho (Freude) ein Ende machte. M." |
80-jähriges Bestehen des Wohltätigkeitsvereines
Chewra-Kadischa (1928)
Artikel
aus der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Mai 1928: "Frielendorf,
1. Mai (1928). Der Tag des 80-jährigen Bestehens der Chewra-Kadischa
in Frielendorf wurde am Sonntag, 22. April durch einen Festakt in den
Schulräumen der Synagogengemeinde begangen. Den Auftakt zu der schönen
Feier bildete der Sabbatgottesdienst, in dessen Mittelpunkt die
ergreifende Festpredigt des Herrn Lehrers Wetzler stand. Der Vorsteher der
Synagogengemeinde, Moses I, ernannt im Auftrage genannter Vereinigung die
6 ältesten Mitglieder zu Ehrenmitgliedern. Sonntag vormittags war
gemeinsam Gang zum Friedhof (Beit HaChajim), woselbst zu Ehren der
verstorbenen Mitglieder eine Trauerfeier stattfand. Zu dem nach dem
Abendgottesdienst stattfindenden Festakt war Herr Provinzialrabbiner Dr.
Cohn - Marburg erschienen, der tief durchdachte Worte an die Gemeinde
richtete. Ein Festessen bildete den Abschluss der schön verlaufenen
Feier, deren Leitung in den rührigen Händen des Lehrers Cohn
lag." |
|
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck" vom 4. Mai 1928:
Derselbe Bericht wie im "Israelit", siehe oben. |
Zu einzelnen Personen aus der Gemeinde
Zum Tod von Elias Blum aus Frielendorf (umgekommen durch
einen Unglücksfall etwa 1855; Bericht von 1885)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 27. Juli 1885: "In der 2. Beilage Nr.
54 Ihres geschätzten Blattes bringen Sie einen Bericht aus Pest über die
Auffindung der Leichenteile des Kindes eines Bauers in Sajo-Bamos und über
die in dem offiziellen berichte des Miskolezer Staatsanwaltes
ausgesprochene Vermutung, dass das Kind in eine sumpfige Stelle der
betreffenden Wiese geraten und dadurch umgekommen sei. Bei dem Lesen
dieser Nachricht kam mir ein vor 30 Jahren stattgefundenes Ereignis in
Erinnerung, welches sich einige Stunden von meinem damaligen Wohnorte
zugetragen hat, und welches zeigt, wie leicht dergleichen, und das nicht
bloß bei einem Kinde, sich ereignen kann. In der Provinz Hessen-Nassau,
im Kreise Ziegenhain, liegt der Marktflecken Frielendorf. Ein Israelit aus
diesem Orte, namens Elias Blum, ein sehr braver, angesehener Mann, Pferdehändler,
kräftig gebaut und wohl in der Mitte der fünfziger Jahre stehen, ging
geschäftehalber an einem Spätherbsttage nach der 3 Stunden weit
entfernten Stadt Treysa. Hier wurde er geschäftlich bis zu später
Nachmittagsstunde aufgehalten und trat dann den Rückweg nach Hause an.
Sein Weg führte über Ziegenhain. Zwischen Treysa und Ziegenhain befindet
sich ein ¾ Stunden langes Wiesental, durch welches ein Fußweg führt,
der die Strecke abkürzt. Diesen Weg schlug Elias Blum ein. Es war sehr stürmisches
Wetter und die Luft war trüb und feucht, sodass die herannahende Nacht frühe
Dunkelheit brachte. Dieses möchte die Ursache sein, dass Blum vom Fußpfade
abkam und in die Wiesen geriet. Abseits des Fußpfades haben diese Wiesen
sumpfige Stellen, welche nach längerem Regen nicht passierbar sind. Ganz
nahe bei der Stadt Ziegenhain geriet der unglückliche Blum an eine solche
Stelle und versank mit dem ganzen Körper in dieselbe. Er möchte wohl um
Hilfe gerufen haben, seine Stimme aber vom Sturm übertönt worden sein.
Als E. Blum an diesem Abende und am folgenden Tage nicht nach Hause kam,
bemächtigten sich begreiflicherweise Angst und Unruhe seiner Familie.
Wochen-, ja monatelang wurde die ganze Gegend ausgeforscht und jedes Wässerchen
durchsucht; aber vergebens. Unterdessen war der Winter eingetreten und
hatte über Feld und Wiesen eine Schneedecke ausgebreitet. Als diese im Frühjahr
geschwunden, der Erdboden wieder abgetrocknet war, und die Wiesenbesitzer
mit der Reinigung der Wiesen begannen, fiel den Arbeitern an einer abseits
liegenden sumpfigen Stelle ein dunkler, aus dem Sumpfe emporragender
Gegenstand auf, der einem Menschenkopfe ähnlich sah. Möglich auch, dass
diesen umflatternde Raben ihre Aufmerksamkeit auf diesen Punkte gelenkt
hatten. Sie wagten sich näher, und, siehe da! Hier steckt der Körper des
unglücklichen Blum bis am Kopfe im Sumpfe. Die Familie wurde
benachrichtigt, der Körper glücklich herausgezogen und auf dem
israelitischen Totenhofe beerdigt." |
Zum 96. Geburtstag der Witwe von Noa Bachrach (1915)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. April 1915:
"Frielendorf, 13. April (1915). Ihren 96. Geburtstag feierte am 18.
dieses Monats die Witwe des Fleischermeisters Noa Bacharach zu
Frielendorf. Die Greisin besitzt 7 Kinder, 27 Enkel und 6 Urenkel. Sie ist
noch sehr rüstig und ist die älteste Einwohnerin des
Kreises." |
75. Geburtstag von Metzgermeister Jacob Bachrach (1928)
Bericht
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. März 1928: "Frielendorf,
4. März (1928). Metzgermeister Jacob Bachrach von hier, der von Juden und
Nichtjuden geachtet und geehrt ist, beging seinen 75. Geburtstag. Er
besitzt großes Wissen, besonders im Jüdischen. Als Lehrer Lion starb,
versah er das Amt eines Schochet und Toralesers und
Vortragenden in den Chawerot (Vereinen). |
|
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck" vom 3. Februar 1928: "Frielendorf (Bezirk
Kassel). Am 3. März begeht Herr Metzgermeister Jacob Bachrach
seinen 75. Geburtstag. Geistig und körperlich frisch, wie er stets im
Leben war, ist er auch heute noch, gedachtet und beliebt bei jedermann,
daneben ein Mensch von tiefstem Wissen, besonders im jüdischen
Schriftentum sehr bewandert. Für seine jüdische Gemeinde hat er vieles
geleistet, besonders in einer Zeit, wo derselbe ohne Lehrer dastand.
Unermüdlich in selbstloser Weise hat er damals das schwierige Amt eines
Toravorlesers und des Schächters übernommen, ebenfalls die bestehenden
Chevraus (Vereine) geleitet, und heute noch ist er noch gern bereit, zu
wirken, wenn man an ihn herantritt. Möge es ihm vergönnt sein, noch
recht lange Jahre in steter Zufriedenheit zu
leben." |
Zum Tod von Moses Levi (1928)
Mitteilung
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. Mai 1928: "Frielendorf,
8. Mai (1928). Im 76. Lebensjahre verstarb hier Herr Moses
Levi". |
70. Geburtstag von Lehrer / Inspektor (seit 1920 Leiter
des Israelitischen Altersheimes in Kassel) Joseph Bacharach (geb. in
Frielendorf; Artikel von 1928)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Mai 1928: "Kassel,
16. Mai (1928). Am Erew Schawuoth (Vortag vor dem Wochenfest =
Donnerstag, 24. Mai 1928) feiert der Lehrer a.D., Joseph Bacharach, jetzt
Leiter des Israelitischen Altersheims, seinen 70. Geburtstag. Der Jubilar
war 37 Jahre segensreich als Lehrer in Abterode, Kreis Eschwege,
tätig und hat es verstanden, auch seinen neuen Wirkungskreis mit echt
jüdischem Geist zu beleben. Durch seine tiefe Frömmigkeit, seine Liebe
zur Tora, seine im Verborgenen geübte Wohltätigkeit und seine
Bescheidenheit erfreut er sich auch hier in allen Kreisen der größten Wertschätzung.
Immer bestrebt, zu lernen und sch weiterzubilden, nahm er bereits von Abterode
aus unter den größten Schwierigkeiten allwöchentlich an den von
Rabbiner Cahn - das Andenken an den Gerechten ist zu Segen - geleiteten
Schiurim teil und gehört auch hier zu den ständigen Besuchern der
Schiurim. Mögen ihm noch viele Jahre körperlicher und geistiger Frische
im Kreise seiner Familie vergönnt sein." |
|
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck" vom 25. Mai 1928: "Kassel. Am 24. Mai vollendete
Herr Inspektor Bachrach sein 70. Lebensjahr. Nach Absolvierung der
Volksschule in seinem Geburtsort Frielendorf besuchte er das
Kasseler Lehrerseminar und trat dann seine erste Lehrerstelle in Beiseförth
an, um später einem Ruf nach Abterode
Folge zu leisten. Dort wirkte er 37 Jahre und verstand es, sich die Liebe
und Anhänglichkeit aller Gemeindemitglieder zu erwerben. Vor allem aber
bei der durch die lange Dienstzeit bedingten großen Anzahl der Schüler.
Sie haben ihm allzeit Verehrung und Treue gegeben und werden sie ihm
bewahren. Denn Herr Bachrach versah sein Amt nicht als einen Beruf, dem er
sich zufällig gewidmet hat, und der ihm eine Quelle des Erwerbes
bedeutete, sondern seine ganze Wesensart führte ihn hin zu der jüdischen
Jugend, die er führen, leiten und belehren wollte, auf die seine
wahrhaftige Frömmigkeit er einwirken ließ, sodass er ihnen zeigte, dass
es nicht das Wissen allein ist, sondern dass das Wesentliche das Tun nach
dem Wissen ist. Er war kein 'Bildungsschuster', der alle Schüler nach
seinem Leisten formen wollte und bei dem das 'Versohlen' ein
Haupterziehungsmittel war, auch kein Donnerer, der mit der Gewalt seiner
Stimme als Schultyrann sich aufspielte; er war im Sinne der heiligen
Schrift Lehrer, das heißt Führer. Er konnte es sein, denn
sein frommer Sinn blieb kindlich bis heute, so fühlte er die Seele des Schülers
und formte sie und lehrte den Geist und machte den Stoff lebendig, den er
seinen anvertrauten Kindern nahe brachte. Nur wer die Jugend liegt, nur
wer selbst an sich die größten Anforderungen stellt, nur wer den Kindern
gegenüber, immer sich gleichbleibend wie ein Vater mahnt, wenn es sein
muss, wie ein Vater straft, und wie ein Vater verzeiht, nur wer die
Innigkeit und Zusammengehörigkeit der Familie selbst so betont, dass der
Familientisch und die eigene Häuslichkeit eine unantastbare heilige
Erinnerung bleibt auch für die Kinder, die schon lange dem Elternhaus
entwachsen sind, kann ein so vorbildlicher Erzieher sein, wie es der
Jubilar gewesen ist.
Und wenn nun sein Lebensabend einer ganz anderen Arbeit gewidmet wurde, so
ist dies kein Widerspruch. Wer so die Jugend liebte, hat auch für das
Alter volles Verständnis; denn alles in allem ist es ja die
Hintenansetzung der eigenen Persönlichkeit und die Achtung vor dem
Brudermenschen, die zu der Einhaltung des Bibelwortes 'Liebe deinen
Nächsten wie dich selbst' führt. Nicht der beschaulichen Ruhe widmete er
sich nach seiner Pensionierung im Jahre 1920, sondern er übernahm die
Leitung des israelitischen Altersheimes in Kassel, die er, unterstützt
durch seine tüchtige Frau, durch seine warmherzige Tochter, in
mustergültiger Weise durchführt.
Wie ihn in Abterode die Jugend liebte,
so tun es heute die ihm anvertrauten Greise und Greisinnen, gegen die er
sich noch manchmal wie ein Jüngling fühlen muss, ganz gewiss aber, wenn ihm
der 96-jährige Herr Oppenheim, ein Insasse, der diesen Geburtstag am
Sonnabend feiern wird, seine Glückwünsche darbringt.
Unter all den vielen Ehren, die ihm heute zuteil geworden sind, wird ihm
wohl das Höchste bedeuten, dass Herr Landrabbiner Dr. Walter in Anerkennung
seiner tiefen Frömmigkeit und seines Talmudstudiums ihm den Chowertitel
verliehen hat. Möge er ihn noch lange in geistigrer Frische und
körperlicher Gesundheit tragen, seiner Familie der liebende Vater und
allen ihm Anvertrauten ein Freund erhalten bleiben.
Eugenie Wertheim." |
Zum Tod des Gemeindevorstehers Moses Moses I (1928)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. September 1928: "Frielendorf,
27. August (1928). Im 65. Lebensjahr starb hier der Gemeindeälteste Moses
Moses I, der dieses Amt 35 Jahre in mustergültiger Weise versehen hat und
bei Juden und Nichtjuden in hohen Ehren stand. Er hat sich um die Gemeinde
sehr verdient gemacht. Herr Lehrer Wetzlar hielt ihm eine warme
Gedächtnisrede. Der Kriegerverein erwies ihm die letzte Ehre. Seine
Seele sei eingebunden in den Bundes des Lebens." |
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Artikel in der "Jüdisch-liberalen Zeitung"
vom 7. September 1928: "Frielendorf. (Todesfall). Die
hiesige Synagogengemeinde ist durch das plötzliche Hinscheiden ihres
ersten Gemeindeältesten Herrn Moses Moses I. in tiefste Trauer versetzt
worden. 35 Jahre hat der Verblichene dieses Amt in nicht zu
überbietender, musterhafter Weise ausgeübt. Mit ganzer Seele hing er an
unseres Glaubens erhabener Lehre, dessen Wesen ihm Ehrfurcht vor Gott und
den Menschen war. Aus dieser Glaubenstreue heraus gab er sich mit
Gewissenhaftigkeit der Verwaltung der Gemeinde hin, die durch seine
würdevolle Persönlichkeit nach innen und nach außen vortrefflich
vertreten wurde." |
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Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck" vom 24. August 1928: "Frielendorf. Am 19.
August arb hier im 65. Lebensjahr nach kurzem Krankenlager, der
Gemeindeälteste der Gemeinde Frielendorf, Herr Moses Moses I. Fast
35 Jahre hat der Verstorbene in ausgezeichneter Weise dieses Amt versehen.
Mit größter Gewissenhaftigkeit hat er sich jederzeit in würdevollster
Art der Pflichten dieses Amtes unterzogen, und zwar unablässig um das
Gedeihen der Gemeinde bemüht. Am Grabe sowie im Hause sprach Herr
Lehrer Wetzler auch im Namen der Gemeindeverwaltung herzliche Worte
des Abschiedes für einen Mann, der sich um die Gemeinde sehr verdient
gemacht hat. In bewegten Worten schilderte er die Persönlichkeit des
Verstorbenen, der durch seinen Lebenswandel als Vorbild eines guten Juden
und braven Menschen gelten kann. Die große Zahl der Leidtragenden zeigte,
welch großer Sympathien sich der Verstorbene in allen kreisen - bei Juden
und Nichtjuden - erfreute. Ebenso gab ihm der Kriegerverein, dem der
Verstorbene angehörte, die letzten Ehren. Secher zadik livrocho (das
Gedanken an den Gerechten ist zum Segen)!" |
|
Anzeige in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck" vom 24. August 1928: "Nachruf.
Die hiesige Synagogengemeinde ist durch das plötzliche Hinscheiden ihres
ersten Gemeindeältesten Herrn
Moses Moses I.
in tiefste Trauer versetzt worden.
35 Jahre hat der Verblichene dieses Amt in nicht zu überbietender,
musterhafter Weise ausgeübt. Mit ganzer Seele hing er an unseres Glaubens
erhabener Lehre, dessen Wesen ihm Ehrfurcht vor Gott und den Menschen war.
Aus dieser Glaubenstreue heraus gab es sich mit Gewissenhaftigkeit der
Verwaltung unserer Gemeinde hin, die durch seine würdevolle
Persönlichkeit nach innen und nach außen vortrefflich vertreten
wurde.
An seiner Bahre geloben wir, in seinem Geiste unsere Gemeinde
weiterzuführen. So wird er weiterleben in unserer Mitte; das sei das
schönste Zeichen des Dankes, zu dem wir uns ihm über das Grab hinaus
verpflichtet fühlen.
Frielendorf, den 19. August 1928.
Die Synagogengemeinde Frielendorf. Moses Moses II., zweiter
Gemeindeältester." |
Isaak Moses wird zum Gemeindevorsteher gewählt (1928)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. November 1928:
"Frielendorf, 11. November (1928). Das Israelitische Vorsteheramt in
Marburg ernannte Herrn Isaak Moses dahier zum ersten Gemeindeältesten der
hiesigen Gemeinde. Er wurde vom Landratsamt zu Ziegenhain am Freitag
bereits verpflichtet. Die Wahl entspricht dem Einverständnis aller
Mitglieder der Gemeinde." |
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Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck" vom 16. November 1928: Bericht wie oben im
"Israelit" |
Zum Tod von Adele Wolff geb. Michels (1928)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. Dezember 1928: "Frielendorf,
27. November (1928). Plötzlich und unerwartet im Alter von 57 Jahren
hauchte am 26. Cheschwan Frau Adele Wolff geb. Michels ihre reine Seele
aus. Eine echte Esches chajil (wackere Frau) ist mit der teuren
Verstorbenen dahingegangen. Sie war eine treue Gattin und Weggefährtin
ihres Mannes auch auf dem Wege der Wohltätigkeit, sie war eine
fürsorgliche Mutter nicht nur ihren Kindern, sondern auch vielen Armen
und Bedürftigen. Unser Frauenverein verliert in ihr ein treues Mitglied
und seine bewährte Schriftführerin. Welcher Beliebtheit sich die
Verklärte bei allen Schichten der Bevölkerung erfreute, zeigte die
große Beteiligung bei der Lewajoh (Beerdigung). Herr Lehrer
Wetzler sprach im Hause Worte ehrenden Gedenkens, am Grabe entwarf er in
ergreifenden Worten ein Lebensbild der Verstorbenen, die aus einem Leben
der Arbeit, Frömmigkeit und Güte herausgerissen wurde. Möge Gott
dem schwer geprüften Gatten, seinen Kindern, wie dem Kreise seiner
Angehörigen Kraft verleihen, diesen schweren Verlust ihrem Sinne gemäß
in Liebe zu tragen. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens."
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Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. Dezember 1928: "Frielendorf,
2. Dezember (1928). Im Alter von 57 Jahren verschied hier Frau Adele Wolff
geb. Michels. Gegen Arme und Bedürftige war sie äußerst wohltätig.
Unser Frauenverein verliert in ihr seine bewährte Schriftführerin und
eines seiner treuesten Mitglieder. Im Hause und am Grabe hielt Herr Lehrer
Wetzler eine warme Gedächtnisrede. Ihre Seele sei eingebunden in den
Bund des Lebens." |
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Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck" vom 30. November 1928:
Ähnlicher Bericht wie oben im "Israelit" |
50-jähriges Geschäftsjubiläum des Kaufhauses J.
Höxter (1929 in Homberg; 1879 in Frielendorf gegründet)
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung" für Kassel, Kurhessen
und Waldeck"
vom 11. Januar 1929: "Homberg (Bezirk Kassel). Das
Kaufhaus J.
Höxter, Homberg, Inhaber die Herren Robert und Julius Höxter, beging am
2. Januar sein 50-jähriges Geschäftsjubiläum. Die Firma wurde von dem
Seniorchef Herrn Isaac Höxter am 2. Januar 1879 in Frielendorf
gegründet. Im Jahre 1901 siedelte sie nach Homberg über und erwarb das
der Firma J.H. Becker gehörende Grundstück Bahnhofstraße Nr. 1
käuflich. Die von letzterer Firma innegehabten Räume wurden dabei
vergrößert. Die Firma J. Höxter hat im Jahre 1927 einen abermaligen
Umbau ihres Geschäftshauses durchgeführt, da die bisherigen Räume nicht
mehr ausreichten. Ein das Vorder- mit dem Hinterhaus verbindender
Mittelbau wurde errichtet, vier große, moderne Schaufenster mit
neuzeitlicher Lichtanlage eingebaut und taghelle Verkaufsräume
geschaffen. Durch diesen Umbau hat die Firma wesentlich zur Verschönerung
des Stadtbildes beigetragen und zählt heute zu den führenden Geschäften
am Platze." |
Zum 75. Geburtstag von Jakob Gutkind (1929)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. April 1929:
"Frielendorf, 10. April (1929). Herr Jakob Gutkind, der vor drei
Jahren zu seinem Sohne nach Gensungen zog. vollendete seinen 75.
Geburtstag in bester Rüstigkeit und Geistesfrische. Gutkind war lange
Jahre Gemeindeältester unserer Gemeinde und Vorsitzender der hiesigen
Chewra Kadischa." |
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Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck" vom 22. März 1929: "Aus Frielendorf. Herr
Jakob Gutkind, welcher vor zirka drei Jahren zu seinen Kindern nach
Gensungen verzog, vollendet dieser Tage sein 75. Lebensjahr. Gutkind
war bis zu seinem Wegzuge seit Jahrzehnten der erste Gemeindeälteste
unserer Gemeinde. Herr Gutkind sah die Gemeinde aus kleinsten Anfängen
sich zu einer blühenden, angesehenen Gemeinde entwickeln. Seine
Frömmigkeit, das Ansehen, dessen er sich in allen Kreisen erfreute, seine
Energie, das Interesse, das er allen jüdischen Fragen entgegenbrachte,
machten ihm eines Parnes (Gemeindevorsteher) im wahren Sinne des Wortes
würdig. In selbstloser Pflichttreue waltete er seines Amtes. Als
Vorsitzender der Chewrah Kaddischah (Beerdigungsbruderschaft) übte er
stets in vorbildlicher Weise echte Gemilus chesed (Wohltätigkeit). Im
Toravorlesen bewandert, fungierte er öfters als Bal Kaure (Toravorleser).
Aber auch als Kaufmann erfreute sich Gutkind in den hiesigen
Wirtschaftskreisen großen Ansehens und hoher Wertschätzung. Mögen ihm
noch lange Jahre in Gesundheit und Frische beschieden sein. Ad meo wewsrim
Schonoh (bis 120 Jahre). W...r." (= Wetzler) |
70. Geburtstag von Gerson Moses (1929)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Mai 1929: "Frielendorf,
15. Mai (1929). In seltener körperlicher Rüstigkeit und geistiger
Frische feierte am 16. Mai Herr Gerson Moses seinen 70. Geburtstag. Der
Jubilar erfreut sich sowohl in jüdischen wie in christlichen Kreisen
größter Achtung und Beliebtheit. Seit vielen Jahren ist er in seiner
Eigenschaft als Rendant Mitglied des Vorstandes der hiesigen
Israelitischen Gemeinde. Tiefinnerliche Frömmigkeit, Einfachheit und
Bescheidenheit, verbunden mit seltener Herzensgüte, unbedingte
Redlichkeit und Ehrlichkeit im Handel und Wandel zieren den Charakter des
Jubilars. Mit großer Verehrung sehen Verwandte, Freunde und seine
Gemeinde zu ihm hinauf und wünschen ihm einen weiteren frohen
Lebensabend. (Alles Gute) bis 120 Jahre." |
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Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Juni 1929: "Frielendorf,
16. Mai (1929). Seinen 70. Geburtstag begeht heute in seltener geistiger
Frische und körperlicher Rüstigkeit Herr Gerson Moses. Er erfreut sich
sowohl in jüdischen wie in christlichen Kreisen größter Achtung und
Beliebtheit. Seit vielen Jahren ist er als Rendant Mitglied im Vorstand
der hiesigen Jüdischen Gemeinde. Größte Frömmigkeit, Einfachheit und
Bescheidenheit, verbunden mit seltener Herzensgüte, größte Redlichkeit
und Ehrlichkeit im Handel und Wandel zieren den Charakter des Jubilars.
Mit großer Verehrung sehen Verwandte und Freunde unserer Gemeinde zu ihm
hinaus." |
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Artikel
in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck" vom 10. Mai 1929:
Ähnlicher Bericht wie oben im "Israelit". |
Zum Tod von Bernhard Moses (geboren in Frielendorf,
gest. 1930 in Kassel)
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck" vom 28. März 1930: "Todesfall. Kurz vor
Vollendung seines 77. Jahres verstarb der in weiten Kreisen der
Bevölkerung bekannte und beliebte Herr Bernhard Moses. Der
Verblichene, der in Frielendorf geboren wurde, war über ein halbes
Jahrhundert in den Mauern unserer Stadt (sc. Kassel) ansässig und hat
früher in seinem feinen Maßgeschäft zahlreiche Mitglieder unserer
Gemeinde als Kunden gehabt. In der Nachkriegszeit war Herr Moses als
Vertreter tätig. Seine Vertretung übernimmt seine Tochter, die sie im
Sinne des Verstorbenen weiterführen wird." |
70. Geburtstag von Moses Moses II. (1930)
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck" vom 22. August 1930: "Frielendorf. In
seltener körperlicher und geistiger Frische begeht am 29. dieses Monats Herr
Moses Moses II in Frielendorf seinen 70. Geburtstag. Der
Jubilar steht seit Jahren als Gemeindeältester im Dienste der Gemeinde
und widmet ihr seine Kräfte. Tiefe Religiosität, verbunden mit
Gerechtigkeits- und Barmherzigkeitssinn, zeichnet ihn vor allem aus. Kein
Armer zieht an seinem Hause vorüber, ohne eine Gabe zu erhalten. Auch bei
seinen christlichen Mitbürgern und Geschäftskollegen genießt der
Jubilar großes Ansehen. Möge er weitere Jahrzehnte zum Wohle der
Gemeinde und des Judentums seine Kräfte widmen können. S." |
70. Geburtstag des aus Frielendorf stammenden
Lehrers Levi Plaut (1931)
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Hessen und
Waldeck"
vom 5. Juni 1931: "70. Geburtstag des emeritierten Lehrers
Plaut. Am 11. dieses Monats kann Lehrer i.R. Levy Plaut auf 70
Lebensjahre zurückblicken. Wenngleich er diesen Tag infolge seines
leidenden Zustandes im engsten Familienkreis verbringen will, sei doch in
der Öffentlichkeit seiner Wertschätzung gedacht. Gehört er doch zu den
Veteranen des Lehrerstandes, der nur in seinem Heimatlande amtierte. Aus Frielendorf
stammend, bestand er am hiesigen Seminar (sc. Kassel) im Frühjahr
1881 die erste und zwei Jahre später die zweite Prüfung. Mit besten
Zeugnissen versehen, übertrag ihm die Regierung die Schulstelle in Zimmersrode;
damals waren dort 54 jüdische Kinder aus dem Orte und den umliegenden
Dörfern zu unterrichten, für einen jungen Menschen eine schwere Aufgabe.
Noch heute gedenken viele ehemaligen Schüler ihres Lehrers in Verehrung
und Dankbarkeit. Mit aller Kraft arbeitete Plaut an der ihm anvertrauten
Jugend, und seine Erfolge wurden von der Schulaufsichtsbehörde wie vom
Provinzialrabbiner Dr. Munk seligen Andenkens vollauf anerkannt, zumal er
durch Lehre und Leben auch in religiöser Hinsicht der Jugend das beste
Vorbild war und bis heute darin sich treu blieb. Die Behörden bezeigten
ihm daher vielfaches Wohlwollen. Sein Verhältnis zu seinen Kollegen und
Gemeinden war immer ein gutes auch noch als Lehrer in Witzenhausen
und Frankenberg. Gar zeitig waren
Plauts körperliche Kräfte verbraucht. Wochenlang lag er schwer krank in
der Marburger Klinik, nur sein Gottvertrauen und der feste Willen zur
Gesundung ließen ihn genesen. Der Heroismus versagte aber, und so musste
er schon 1914 in den Ruhestand treten. Die Segnungen seiner emsigen Arbeit
konnte er in seinem hiesigen Ruhesitz (sc. Kassel) nicht genießen.
Wiederum traten Leiden ein, und Heilung fand er nur für kurze Zeit. So
lange es sein Zustand ermöglichte, fand er hier Beschäftigung. Während
der Kriegsjahre unterrichtete Plaut an der Luisenschule und wiederholt
auch an unserer Volksschule, stets bereit, zu helfen. Die ihm gebührende
Anerkennung war ihm nie versagt. - Plauts Familienleben ist ein
musterhaftes; seine Frau, geb. Stahl, ist eine wahre Heldin an Hingebung
und Pflege, und sie trug viel dazu bei, den 70. Geburtstag ihres Mannes zu
begehen. Möge unserem lieben Mitbürger noch ein langes, recht gesundes
Leben besieden sein zur Freude seiner Familie, seiner guten Kinder und
vieler Freunde. Wir rufen ihm zu: 'Chasak - sei stark.' L. Horwitz."
|
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Anzeige von Pferdehändler Abraham Gutkind (1897)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Oktober 1897:
"Einen kräftigen Knaben, im Alter von 15-16 Jahren, suche
für mein Vieh- und Pferdegeschäft bis spätestens 15. Oktober.
Waisenknaben, gut beleumundet und aus religiöser Familie, sind bevorzugt.
Bewerbung nebst Zeugnissen und dergleichen sind zu richten an
Abraham Gutkind, Pferdehändler,
Frielendorf in Hessen." |
Verlobungs- und Hochzeitsanzeigen von Sussmann Moses
und Elly geb. Goldner (1930)
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck" vom 16. Mai 1930:
"Wir haben uns verlobt
Elly Goldner Sußmann Moses
Gersfeld Rhön - Frielendorf
Bezirk Kassel". |
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Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck" vom 19. Dezember 1930:
"Sussmann Moses Elly Moses geb. Goldner
Vermählte
Frielendorf / Gersfeld, den 25.
Dezember 1930." |
Sonstiges
Erinnerungen an die Auswanderungen im 19. Jahrhundert:
Grabstein in New York für Joseph Bloom (Blum, 1843-1881, aus
Frielendorf)
Anmerkung: das Grab befindet sich in einem jüdischen Friedhof in NY-Brooklyn.
|
Grabstein für
"my dear beloved husband,
Joseph Bloom
Born in Frielendorf
Sept. 7th 1843
died April 27th 1881". |
Zur Geschichte der Synagoge
Zunächst war ein Betsaal in einem jüdischen Wohnhaus
vorhanden: im 19. Jahrhundert wurden (seit 1829 genannt) zuletzt Teile des Wohnhauses
von Elias Blum genutzt, bis die jüdische Gemeinde im Jahr 1843 (oder
bereits 1835?) die
Hälfte eines großen, um 1800 erbauten Scheunengebäudes erwerben konnte, und zur Synagoge
umbaute. Das Gebäude hatte eine Grundrissfläche von 7,25 x 9,80 m und war nach
dem Umbau zur Synagoge aufgeteilt in einen Vorraum, von dem eine Treppe zu der
einseitigen Empore aufstieg und den ebenerdigen Synagogenraum.
1857 war das Synagogengebäude in schlechtem baulichen Zustand, sodass der
Baumeister Sallmann aus Ziegenhain einen Neubau empfahl. Die Gemeinde
überlegte sich den Bau einer neuen Synagoge, doch wurde dies nicht ausgeführt.
Bis 1937 wurden Gottesdienste in der Synagoge
abgehalten. Danach stand das Gebäude leer. Die rituellen Gegenstände wurden
nach Kassel verbracht, wo sie beim Novemberpogrom 1938 zerstört wurden. Beim
Novemberpogrom 1938 war die Synagoge und zumindest ein jüdisches Wohnhaus (von
Levi Meierhof) Ziel von Ausschreitungen am Ort. Das Synagogengebäude wurde
vermutlich bereits am 8. November 1938 - wie in anderen kurhessischen Orten auch
- demoliert.
Kurze Zeit nach der Demolierung der Synagoge wurde das Gebäude an einen
benachbarten Handwerksbetrieb verkauft und von diesem 1939 zu einem Wohn- und
Geschäftshaus umgebaut. Bis zur Gegenwart wird das Gebäude als Ladengeschäft
mit einer Wohnung im 1. Stock genutzt.
Am 9. November 1988 wurde eine Gedenktafel am Gebäude der
ehemaligen Synagoge angebracht mit dem Text: "Dieser Gebäudeteil diente
der jüdischen Gemeinde Frielendorf seit 1835 als Synagoge. Während der
Terror-Herrschaft des Nazi-Regimes 1933-45 wurden alle Juden aus Frielendorf
vertrieben, die Synagogen-Gemeinde aufgelöst und die Synagoge am 9. November
1938 geschändet."
Adresse/Standort der Synagoge: Hauptstraße
34 (ehemals Steinweg Nr. 75 1/2)
Fotos
Historisches Foto
(rechts Ausschnittvergrößerung;
Quelle: H. Bambey s. Lit. S. 501-502) |
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Blick auf das
Synagogengebäude. Vor dem Gebäude befand sich ein kleiner Vorgarten
mit
einem eisernen Zaun; rechts und links der mit verschlungenen Ellipsen
verzierten Eingangstür waren zwei hohe Sprossenfenster |
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Pläne zur Lage und dem
Gebäude
der Synagoge (1857)
(Quelle: H. Bambey s. Lit. S. 502) |
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"Situationsplan von der
Umgebung
der Synagoge zu Frielendorf" |
Grundrisszeichnung und Ansicht
der Synagoge;
u.a. ist links die einseitige Empore erkennbar |
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Das Gebäude der
ehemaligen Synagoge
im Februar 1985
(Quelle: Altaras 1988 S. 50) |
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Beim großen
Gebäude handelt es sich um das Wohnhaus des um 1800 erstellten
Bauernhofes,
zu dem die Scheune gehörte, deren eine Hälfte 1843 (oder 1835?) zur
Synagoge umgebaut wurde. |
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Das Gebäude der ehemaligen
Synagoge
im Juli 2002
(Quelle: Altaras 2007 S. 151) |
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Das Gebäude der ehemaligen
Synagoge
im Oktober 2019
(Fotos: Hahn, Aufnahmedatum: 12.10.2019) |
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Gebäudekomplex wie
oben - ehemaliges Wohnhaus mit Scheunenanbau, der 1843 (oder 1835?) hälftig
zur Synagoge wurde |
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Teil des
Scheunenanbau, der zur Synagoge umgebaut wurde mit Hinweistafel: "Dieser
Gebäudeteil diente der jüdischen Gemeinde Frielendorf seit 1835 als
Synagoge. Während der Terror-Herrschaft des Nazi-Regimes 1933-45 wurden alle
Juden aus Frielendorf vertrieben, die Synagogengemeinde aufgelöst und die
Synagoge am 9. November 1938 geschändet." |
Links und Literatur
Links:
Quellen / Genealogische Listen:
Hans Isenberg (Wehretal) hat aus den obigen
Mikroverfilmungen der Synagogenbücher ehemaliger jüdischer Gemeinden in
Hessen Listen zu Frielendorf erstellt, die einsehbar sind (pdf-Dateien):
Grundliste
1817: Jüdische Einwohner in Frielendorf
Grundliste
1828: Jüdische Einwohner in Frielendorf
Geburtenliste
1: 19. Jahrhundert - Geburtenliste
2: Mitte 19. Jahrhundert bis 1933
Trauregister
1828 - 1908
Sterberegister
bis 1935
Literatur:
| Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang -
Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. I S. 213-215. |
| Thea Altaras: Synagogen in Hessen. Was geschah seit
1945? 1988 S. 50-51. |
| dies.: Das jüdische Rituelle Tauchbad und: Synagogen in
Hessen. Was geschah seit 1945 Teil II. 1994. S. 49. |
| dies.: Neubearbeitung der genannten Bücher. 2007 S.
150-151. |
| Studienkreis Deutscher Widerstand (Hg.):
Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der
Verfolgung 1933-1945. Hessen II Regierungsbezirke Gießen und Kassel. 1995 S.
170 |
| Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany Volume
III: Hesse - Hesse-Nassau - Frankfurt. Hg. von Yad Vashem 1992
(hebräisch) S. 547-548. |
| Hartwig Bambey: Unter "Schutz",
integriert, vertrieben, vernichtet und vergessen. Zur Geschichte der Juden
in Frielendorf. In: Heimatvertriebene Nachbarn.
Beiträge zur Geschichte der Juden im Kreis Ziegenhain. Hrsg. von Hartwig Bambey,
Adolf Biskamp und Bernd Lindenthal. Schwalmstadt-Treysa 1993. Band
2 S. 489-553. In diesem Beitrag wird auch weitere Literatur zur
Geschichte der Juden in Frielendorf genannt. |
|
Beitrag
über die Familie Plaut: Elisabeth S. Plaut: The Plaut Family. Tracing
the Legacy. Edited by Jonathan V. Plaut
When Elizabeth S. Plaut began tracing her husband’s family roots forty
years ago, she had no idea how this undertaking would change her life and
turn her into a serious genealogist. A trained researcher, she corresponded
with hundreds of people around the world to glean information about the
various branches of the family; scoured cemetery files, archives, and other
available sources; and maintained copious files brimming over with her notes
and charts. Beginning with her quest to find the roots of her husband’s
branch of the family from Willingshausen, Germany -many years before
genealogy became popular - Elizabeth Plaut discovered families in dozens of
small villages in Germany. She tracked the relationships between more than
11,000 people and separated the branches according to the many cities where
the families originated. Impressive in its scope and in Elizabeth Plaut’s
meticulous commitment to detail, The Plaut Family: Tracing the Legacy will
be of immense value to all those interested in knowing more about their
roots. 7" x 10" 420 pp. softcover $45.00. Vgl.
http://www.avotaynu.com/books/Plaut.htm.
Family Trees Organized by German Town of Ancestry: Bodenteich, Bovenden,
Falkenberg, Frankershausen, Frielendorf, Geisa, Gudensberg, Guxhagen,
Melsungen, Obervorschuetz, Ottrau, Rauschenberg, Reichensachsen, Rotenburg,
Schmalkalden, Wehrda, Willingshausen. |
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Frielendorf
Hesse-Nassau. Established around 1812, the community opened a synagogue in 1834
and an elementary school in 1843, growing in population to 144 (12 % of the
total) in 1905. Many Jews left before the Nazi period and in nearby
Grossropperhausen (Ropperhausen) the community - which numbered 83 in 1861 - had
vanished by 1935. The 58 Jews remaining in Frielendorf in 1933 settled elsewhere,
19 emigrating. At least four perished in the Holocaust.
vorherige Synagoge zur ersten Synagoge nächste Synagoge
|