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in Oberdorf
Oberdorf (Stadt
Bopfingen, Ostalb-Kreis)
Texte/Berichte zur jüdischen Geschichte des Ortes
Die nachstehend wiedergegebenen Texte mit
Beiträgen zur jüdischen Geschichte in Oberdorf wurden in jüdischen Periodika
gefunden.
Bei Gelegenheit werden weitere Texte eingestellt.
Es konnten noch nicht alle Texte abgeschrieben werden, bitte zum Lesen die
Textabbildungen anklicken.
Übersicht:
| Allgemeine
Gemeindebeschreibungen
- Gemeindebeschreibung von
1848 |
|
Aus
der Geschichte des Rabbinates in Oberdorf
- Übersicht
über die Rabbiner in Oberdorf
- Rabbiner
Gabriel Adler veröffentlicht eine Sammlung von
"Fragen und Antworten" (1844)
- Vorbereitung einer "Protestation" durch
Rabbiner
Gabriel
Adler (1845)
- Verlesung
der Grundrechte des deutschen Volkes und diesbezügliche öffentliche Rede
von Rabbiner Gabriel Adler (1849)
- Visitation
der Gemeinden des Rabbinates Oberdorf durch Rabbiner Dr. Maier aus Stuttgart
(1853)
- Zum Tod von
Rabbiner Gabriel Adler (1859)
- Eine Biographie zu
Rabbiner Gabriel Adler wird veröffentlicht
(1860)
- Das Rabbinat Oberdorf wird einige Zeit durch den
Laupheimer Rabbiner vertreten (1860)
- Ausschreibung
der Rabbinatsstelle (1861)
- Rabbiner Jakob Oberdorfer kommt nach Oberdorf (1861)
- Bescheinigung
von Rabbiner Jakob Oberdorfer (1882)
- Vom
Rabbinat besiegelte Geburtsurkunde (1887)
- Ausschreibung
des Bezirksrabbinats Oberdorf (1885)
- Dr.
Samuel Grün wird Rabbiner in Oberdorf (1887)
- Kritik an
Rabbiner Dr. Samuel Grüns Teilnahme an der
Weihnachtsfeier des Turnvereins (1891)
- Kritische Wahrnehmungen zu
Rabbiner Dr. Samuel Grün
(1892)
- Rabbiner Dr.
Samuel Grün überschreitet die konfessionellen Grenzen
und muss entlassen werden (1893)
- 25jähriges Amtsjubiläum von
Rabbiner Dr. Hermann Kroner
(1922)
- Auszeichnung für
Rabbiner Dr. Hermann Kroner (1923)
- Karte
an Rabbiner Dr. Hermann Kroner (1923)
- Rabbiner Dr.
Hermann Kroner über "Völkisches aus der
Bibel" (1924)
- Autounfall von Rabbiner Dr.
Hermann Kroner (1925)
- 60.
Geburtstag von Rabbiner Dr. Hermann Kroner (1930)
- Zum Tod von
Rabbiner Dr. Hermann Kroner (1930)
- Zur Jahrzeit
von Rabbiner Dr. Hermann Kroner (1931) |
| Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule
- "Die
Heimkehr aus dem Freiheitskampfe" - Gedicht von Lehrer Alexander
Elsässer (1841 bis 1852 Lehrer in Oberdorf)
- Ankündigung
einer Publikation von Lehrer Alexander Elsässer (1847)
- Über
Lehrer Alexander Elsässer (1848)
-
Lehrer Jakob Löwenstein wechselt von
Weikersheim nach Oberdorf (1857)
- Kurzer
Bericht von Lehrer Jakob Löwenstein über die Gemeindeverhältnisse
in Oberdorf (1861)
- Auszeichnung
für Lehrer Emil Marx (1891)
- 30-jähriges Dienstjubiläum von
Lehrer
Emil Marx
(1900)
- Auszeichnung
für Lehrer Emil Marx anlässlich seiner Versetzung in den Ruhestand
(1906)
- 70. Geburtstag von
Lehrer Emil Marx (1910)
- Zum Tod von Lehrer Emil Marx (1920)
- 25-jähriges Ortsjubiläum von
Oberlehrer Siegfried Erlebacher
(1931)
- 60.
Geburtstag von Oberlehrer Siegfried Erlebacher (1933)
- 70.
Geburtstag von Rosa Marx, der Witwe von Lehrer Emil Marx (1934)
|
|
Aus dem jüdischen Gemeinde- und
Vereinsleben
- Predigt von Dr. Frankfurter in der Synagoge (1840)
- Auswanderungen nach Nordamerika (1846)
- Rede von Rabbiner Adler zur Verlesung der Grundrechte
(1849)
- Gründung
einer wohltätigen Stiftung durch Kirchenvorsteher Isak Gutmann (1859)
- 100-jähriges Bestehen der
Chewra HaNaarim
(1890)
- Gründung eines
"Familienvereines"
(1898)
- Einweihung des Rabbinatshauses (1900)
- Gründung einer
Ortsgruppe des "Verbandes der
Sabbatfreunde" (1907)
- Ehrenurkunde
für Rabbiner Dr. Kroner für seine Mitarbeit bei der Hygiene-Ausstellung in
Düsseldorf (1927)
- Jahresversammlung
des Israelitischen Frauenvereins Oberdorf-Bopfingen (1927)
- Purimfeier in der
Gemeinde (1928)
- Generalversammlung
des Krankenschwesternvereins mit Vortrag von Rabbiner Dr. Kroner
(1928)
- Konfirmation
in der jüdischen Gemeinde (1928)
- Lessing-
und Frühlingsfeier des Jüdischen Jugendbundes (1929)
- Vortrag
von Milton Strauß zur Arbeit des Centralvereins (1933)
- Neuhebräischer
Sprachkurs mit Oberlehrer Erlebacher (1933)
- Vortrag
von Dr. Weil aus Stuttgart über die Arbeit des Central-Vereins
(1934)
- Heinrich
Frankfurter aus Göppingen zeigt einen Palästina-Film (1935)
- Vortrag
von Referendar Gutmann aus Frankfurt (1935) |
|
Berichte zu einzelnen Personen aus der
jüdischen Gemeinde
- Über
Mendes J. Cohen
und seine nach Amerika ausgewanderte Familie (Artikel von 1867)
- Zum Tod von
Isaak Gutmann, langjähriger Gemeindevorsteher
(1879)
- Zum Tod von
Regine Hermann geb. Maier (1881)
- Goldene Hochzeit von
Löw Heimann und seiner Frau
(1882)
- Zum Tod von Löw Heimann (1885)
- 25-jähriges
Amtsjubiläum des aus Oberdorf gebürtigen Stadtrabbiners Dr. Simon Leon
Schwabacher in
Odessa (1886)
- Zum Tod von Karoline Marx (1886)
- Zum Tod von Veit Weil (1887)
- Über den bayrischen Landtagsabgeordneten
Carl Maison
(1887)
- Der bayrische Landtagsabgeordnete Carl Maison wird zum
königlich-bayrischen Kommerzienrat ernannt (1888)
- Auszeichnung für
Bezirksarzt Dr. David
Essinger
(1891)
- Julius
Heimann bekennt sich zu seinem jüdischen Glauben (1893)
- Zum Tod von Dolz Heimann (1894)
- Der Gemeinde- und Stiftungspfleger
Elkan Gutmann wird
ausgezeichnet (1896)
- Zum Tod von Mathilde Falk
(1898)
- Zum
Tod von Moses Falk, Lehrer und Toraschreiber (1902)
- Zum
Tod des Fabrikanten Julius Heimann (1903)
- Goldene Hochzeit von
Haium Löw Rosenberger und seiner Frau (1904)
- Über
Siegfried Neumetzger, gefallen im Ersten Weltkrieg (1917)
- Jüdische
Kriegsteilnehmer im Ersten Weltkrieg aus Oberdorf, Bopfingen und Aufhausen
(1914/18)
- 25-jähriges
Amtsjubiläum des Gemeindevorstehers Isak Sänger (1919)
- Zum Tod
von Getta Rosenberger (1927)
- Zum Tod von J.
Bernheimer (1928)
- Goldene
Hochzeit von Heinrich Leiter und Amalie geb. Levi (1929)
- 75. Geburtstag
von Regine Sänger (1930)
- Der
Sohn von Rabbiner Dr. Kroner wurde in den Vorstand der "Deutschen
Gesellschaft für Rheumabekämpfung" gewählt (1930)
- Zum Tod von Dr.
Moritz Benedikt (1930)
- Zum
Tod von Henriette Rosengart geb. Rieser (geb. in Oberdorf, gest. 1930
in München)
- Zum Tod von Chlothilde
Heimann (1931)
- Zum Tod von Sally Pappenheimer (1932)
- 100-jähriges
Bestehen der Webwarengroßhandlung Gebrüder Heimann (1932)
- Zum Tod von Sigmund
Neumetzger (1932)
- Zum
Tod von Fanny Pappenheimer, Witwe von Sally Pappenheimer
(1933)
- Zum Tod
von Amalie Waldmann geb. Mendel (1933)
- Zum Tod von Moritz
Strauß (1934)
- Zum Tod von Regine
Sänger (1934) |
|
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe,
der jüdischen Gemeinde oder Privatpersonen
- Ritualien zu verkaufen (1923)
- Todesanzeige
für Fanny Goldstein geb. Vollweiler (1928)
- Hochzeitsanzeige
von Josef Reutlinger und Bella geb. Kroner (1928)
- Verlobungsanzeige
für Claire Löwenstein und Gustav Erlebacher (1929) |
|
Weitere
Dokumente aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde (aus der Sammlung
von Peter Karl Müller, Kirchheim/Ries)
- Umschlag
eines Briefes an U.J. Schwabacher in Oberdorf (1858)
- Briefkopf
der Firma Veit Weil, Leim-Collagren und Degraswerke in Oberdorf
- Rechnung
der Firma H. Steinhardt in Oberdorf (1870)
- Eintrag
in ein Poesie-Album in Oberdorf von S. Hohenemser aus Haigerloch
(1888)
- Rechnung
von Berthold Marx in Oberdorf (1888)
- Rechnung,
verschickt von Heium Löb Heimann aus Oberdorf am 15. Dezember 1895
nach Heidenheim
- Dokument
der Fa. Heimann nach dem Zusammenschluss mit der Leder-Leimfabrik
Schieber
- Rechnung
des Jacob Bär Lehmann (Oberdorf) (1890)
- Handlungsvollmacht
für Rabbiner Dr. Hermann Kroner (1898)
- Karte
der Leimfabrik Fa. Heimann (Bopfingen) vom 25. Juli 1898
- 1885
aus Jerusalem nach Oberdorf versandte Karte
- Um
1900 von Babette Pappenheimer verschickte Karte
- 1912
an Mendel Lamm in Oberdorf verschickter Brief mit Einlieferungsschein
- 1919
von Hermann Baer (Oberdorf - Augsburg) nach Bopfingen verschickte
Karte
- Kartenbrief
aus Stuttgart nach Oberdorf vom 14. Januar 1921 an die Witwe von Max
Levi
- 1938
von Max Lamm nach Oettingen verschickter Brief |
| Sonstiges
- Erinnerungen an die Auswanderungen im 19. Jahrhundert:
Grabstein in New York für Samuel Goodman aus Oberdorf (1829-1888)
|
Allgemeine
Gemeindebeschreibungen
Gemeindebeschreibung
von 1848
Artikel
in der Zeitschrift "Der treue Zionswächter" vom 18. Januar
1848: "Von Bopfingen aus führt die Straße nordwestlich nach
Aufhausen, welches eine Viertelmeile von ersterem Orte entfernt ist. Etwa
300 Schritte recht der Straße zwischen Bopfingen und Aufhausen, von den
beiden Flüsschen Sechta und Eger eingefasst, am westlichen Fuße des
2.200 Fuß über Meeresfläche kegelförmig sich erhebenden erloschenen
Vulkans Ipf, der wie eine gigantische Schildwache am Eingang des Rieses,
das er ganz überschauet, steht, liegt der große Markflecken Oberdorf,
in welchem, wie mir ein Israelit dieses Ortes sagte, 112 Judenfamilien
wohnen, eine Schule hat, die von 120 Kindern besucht und von zwei Lehrern,
von denen der zweite Herr (Alexander) Elsässer (der soeben von
Seiten des königlich-evangelischen Konsistoriums eine Belohnung erhalten)
nicht nur Universitätsbildung hat, sondern auch als Dichter und Publizist
von Bedeutung sein soll, und allwo der als rabbinische Zelebrität
bekannte Rabbiner, Herr Gabriel Adler, dessen Frömmigkeit und
Menschenliebe mit seinem eminenten rabbinischen Wissen im vollkommenen
Ebenmaße stehen, segensvoll wirkt. Dieser Ort soll unter andern
Wohltätigkeitsgesellschaften auch eine Talmudbrüderschaft von einigen
und zwanzig Mitgliedern haben, welche Brüderschaft immer, besonders in
den letzten Teuerungsjahren durch reichliche Spenden an die Armen sich
hervorgetan hat (frei übersetzt). Mir tat es leid, den Ort für jetzt
nicht betreten zu können, in welchem ich den ehrwürdigen Rabbiner Adler
gar zu gerne über einige Aufsätze, die er veröffentlicht hat,
gesprochen hätte." |
Aus
der Geschichte des Rabbinates in Oberdorf
Rabbiner in Oberdorf waren im 19./20. Jahrhundert:
| bis 1828: Rabbiner Moses Levi Frankfurter (geb. 1764
in Kriegshaber, gest. 1828 in Oberdorf): seine Mutter Fradel stammte aus
Oberdorf; Frankfurter war seit 1788 verheiratet mit Mirjam Rosenthal,
Tochter eines Oberdorfer Gemeindevorstehers (gest. 1798), in zweiter Ehe mit
Mirjam Landauer, gleichfalls aus Oberdorf. Sohn Berhard Frankfurter
(1801-1868) war in Nordstetten Lehrer Berthold Auerbachs; Sohn Dr. Naphtali
Frankfurter wurde Rabbiner und Tempelprediger in Hamburg. |
| 1829 bis 1834 Rabbiner Moses Bloch
(geb. 1804 in
Gailingen, gest. 1841 in Buchau):
studierte in Karlsruhe, Heidelberg, 1829 Staatsprüfung in Stuttgart; 1829
Rabbinatsverweser in Oberdorf; 1834 Bezirksrabbiner in Buchau. |
| 1835 bis 1859 Rabbiner Gabriel Adler (geb. 1788 in
Frankfurt am Main als Sohn des späteren Hannoveraner Landesrabbiners Marx
Adler, gest. 1859 in Oberdorf): studierte in Frankfurt; 1813 Rabbiner in Mühringen,
seit 1835 Rabbiner in Oberdorf. |
| 1860 Rabbiner Menachem Menko Berlinger (geb. 1831 in
Berlichingen, gest. 1903 in Braunsbach):
war 1860 Rabbinatsverweser in Oberdorf, bis er noch im selben Jahr zum
Bezirksrabbiner in Braunsbach ernannt
wurde. |
| 1860 Rabbiner Abraham Wälder aus Laupheim
übernimmt die weitere Rabbinatsvertretung (siehe Bericht unten von
1860). |
| 1861 bis 1884 Rabbiner Jakob Oberdorfer (geb. 1807
in Wallerstein, gest. 1884 in
Oberdorf): studierte in Hechingen, Fürth und München; 1834 Verweser des
Distriktsrabbinates Ansbach (ordiniert
durch Rabbiner Gabriel Adler, Oberdorf); 1842 Prediger in Wandsbek bei
Hamburg; 1857 Rabbiner in Pinne (Pniewy, Provinz Posen), 1861 Rabbiner in
Oberdorf. |
| 1884 bis 1887 Vakatur im Rabbinat |
|
1887 bis 1894 Rabbiner Dr. Samuel Grün (geb. 1841
in Ungarisch-Brod (Uherský Brod, Mähren), gest. in Wien): war 1877 bis
1882 Religionslehrer in Znaim, Mähren, 1883 bis 1887 Rabbiner in Hohenems
und von 1887 bis 1894 Rabbiner in Oberdorf.
(Foto links aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim / Ries;
das Foto wurde durch das Fotoatelier A. Froelich in Nördlingen erstellt und
entstand mit ziemlicher Sicherzeit während der Amtszeit von Dr. Grün in
Oberdorf: die Größe des Fotos beträgt 22 mal 17 cm) |
| 1895 bis 1897 Rabbiner Jesaias Straßburger (geb.
1871 in Buttenhausen, gest. 1915 in Ulm): studierte in München, Breslau,
Tübingen; von 1895 bis 1897 Rabbinatsverweser in Oberdorf, danach
Rabbinatsverweser, schließlich Rabbiner in Göppingen; 1906 bis 1915
Rabbiner in Ulm. |
| 1897 bis 1930 Rabbiner Dr. Hermann Kroner (geb. 1870
in Münster, Westfalen, gest. 1930 in Badenweiler): studierte in Breslau,
Marburg und Tübingen; 1895 Rabbinatsverweser in Göppingen,
1897 Rabbinatsverweser, dann Rabbiner in Bopfingen; seine Witwe Sophie geb.
Ichenhäuser wurde 1942 nach Theresienstadt deportiert, von hier nach
Treblinka. |
| ab 1930: Rabbiner Dr. Julius Cohn in Ulm übernimmt
die weitere Rabbinatsvertretung. |
Rabbiner
Gabriel Adler veröffentlicht eine Sammlung von "Fragen und Antworten"
(1844)
Artikel in
der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 8. Januar 1844: "Von dem
in talmudischer Beziehung sehr gelehrten Bezirksrabbiner G. Adler in
Oberdorf, sollen in Bälde eine große Sammlung von 'Fragen
und Antworten' dem Drucke übergeben werden, die durch die
Behandlung mehrerer Zeitfragen, bei der schon vorhandenen Masse von 'Fragen und Antworten', dennoch sehr interessant sein sollen." |
Vorbereitung einer "Protestation" durch Rabbiner
Gabriel Adler (1845)
Artikel in
der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 9. Juni 1845: "Aus
Württemberg,
6. Mai (1845). Im Rabbinatsbezirk Oberdorf wird gegenwärtig auf
Veranlassung des Rabbiners Adler in Oberdorf eine Protestation
vorbereitet, vermittelst deren man sich bei unserer israelitischen
Oberkirchenbehörde gegen die Beschlüsse der Braunschweiger
Rabbinerversammlung verwahren will. Es wurden zu diesem Behufe sämtliche
Kirchenvorsteher des Rabbinatsbezirks nach Oberdorf zur Beratung hierüber
eingeladen, wozu denn alle mit Ausnahme der von Pflaumloch erschienen. Man
soll hierbei nicht ermangelt haben, diesen Leuten die märchenhaften
Anekdoten vom Kirchenrat Maier in Stuttgart, als dem Präsidenten jener
Versammlung zu erzählen, so zum Beispiel, dass derselbe beabsichtige,
anstatt des Schofars eine Trompete einzuführen usw. Am meisten taten sich
bei dieser Versammlung zu Gunsten der Protestation die Lehrer Maison,
Frank und Wassermann hervor. Als es aber zur Unterzeichnung der
Protestation kam, so erklärten diese Schulmeister, sie unterzeichnen die
Schrift nicht, warum – weil es ihnen Nachteil bringen kann. Gewiss eine
heldenmütige Aufopferung für die heilige Sache der Religion!
Abgesehen
davon, dass bis jetzt kein Grund vorhanden ist, irgendeine Verwahrung
gegen die Beschlüsse jener Versammlung einzulegen, so mag es Manchem
auffallen, wie Rabbiner Adler überhaupt nur seine Zuflucht zu
Schulmeistern und gewöhnlichen Handelsleuten vom Lande nehmen mag, um in
Gemeinschaft mit solchen in einer so ernsten und heiligen Sache gewiss
unberufenen Leuten aufzutreten; allein wer die Verhältnisse, in welchen
dieser Rabbiner – zu Hannover und Frankfurt steht, kennt, kann sich auch
die Motive seiner Protestation leucht erklären.
Man gehe aber nach Oberdorf selbst, und sehe mit an, welche grässliche Unordnung im
Gottesdienste herrscht, wie die Schulangelegenheiten vernachlässigt
werden, wie der Chasan (Vorbeter) bemüht ist, sein Auditorium in der
Synagoge durch Arien teilweise aus komischen Opern zu erheitern, wie
selbst die orthodoxesten Leute über solche traurigen Zustände betrübt
sind! Und ein solcher Mann wagt es, eine ganze Versammlung von Rabbinern
gleichsam zu verleumden?" |
Verlesung
der Grundrechte des deutschen Volkes und diesbezügliche öffentliche Rede von
Rabbiner Adler (1849)
Artikel
in der Zeitschrift "Der treue Zionswächter" vom 27. April 1849:
"Aus dem Württembergischen. Pot-pourri aus der Mappe des
einfältigen Schulmeisters. Ein orthodoxer Rabbiner auf der Volkstribüne.
Die Grundrechte des deutschen Volkes, mit deren Verkündigung die
württembergische Regierung denen aller anderen Staaten des gemeinschaftlichen
Vaterlandes voranging, verursachte im diesseitigen Königreich den
größten Enthusiasmus, in welchem die Landsleute die Städter noch weit
überragten. - In dem großen Marktflecken Oberdorf im Jagstkreis wurden
dieselben am Sonntag, den 4. Februar, durch den Ortsvorstand unter
erhebender Feierlichkeit auf einem freien Platze, der aufs prächtigste
dekoriert war, der versammelten Einwohnerschaft und einer großen Menge
Leuten aus den benachbarten Orten verkündiget.
Herr Rabbiner Adler wurde von dem benannten Ortsvorstand ersucht, die
Feierlichkeit durch eine Rede einzuleiten. Jener unterzog sich mit Freuden
der Sache, bestieg die mit Trikoloren geschmückte Bühne, und sprach mit
vieler Begeisterung über Deuteronomium (5. Mose) 4,30-32.
Es wird kaum gesagt zu werden brauchen, dass dieser echt fromme Rabbiner
auf religiösem Gebiete sich bewegte, in allen weltgeschichtlichen
Begebenheiten die spezielle Leitung der Hand Gittes und die Vorbereitung
zur Erfüllung seiner untrüglichen Verheißungen erblickte: ebenso
versteht es sich von selbst, dass er das Heil des Volkes nur in einer
freisinnigen konstitutionellen Monarchie begründet fand. Die Rede erntete
den wohlverdienten allgemeinen Beifall.
Nach Verlesung der Grundrechte betraten noch mehrere Redner die Bühne,
von welcher aus wir nun auch teils im demokratischen, teils im radikalen
Sinne sprechen hörten; allein der Eindruck, den die Rede des Rabbiners
Adler machte, konnte nicht verwischt werden.
Dass es nicht an 'Hochs' von Seiten des Volks, an 'Salven' von Seiten der
zahlreichen Bürgerwehr und an Freiheitsliedern von Seiten der
Liederkränze fehlte, versteht sich von selbst.
Es war ein schöner
Tag!" |
Visitation der Gemeinden des Rabbinates
Oberdorf durch Rabbiner Dr. Josef Maier aus Stuttgart
(1853)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 1. August
1853: |
Zum Tod von Rabbiner Gabriel Adler (1859)
Artikel in
der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 12. Dezember 1859: "Aus
Württemberg, im November (1859). Herr Rechtskonsulent Heß in Ulm ist von
dem Königlichen Justizministerium zum Oberjustiz-Prokurator bei dem Königlichen
Gerichtshofe in Ulm ernannt worden. – Am Schlussfest des Sukkot ist
Gabriel Adler, der Nestor der Rabbinen Württembergs, Bezirksrabbiner in
Oberdorf, in ein besseres Leben eingegangen. In ihm verliert die jüdische
Wissenschaft einen ihrer hervorragendsten Geister, das Judentum eine
glaubenstreue Stütze, der Bezirk einen berufstreuen Hirten. Herr Dr.
Frankfurter, Prediger in Hamburg, der gerade auf einer Erholungsreise in
seiner Heimat war, hat einige Wochen nach dem Tode seines würdigen,
entschlafenen Lehrers und Freundes in der Synagoge zu Oberdorf einen
Trauergottesdienst für denselben veranstaltet und abgehalten; die von ihm
dabei gehaltene Gedächtnisrede wird durch den Druck veröffentlicht
werden." |
Eine Biographie zu Gabriel Adler wird veröffentlicht
(1860)
Artikel in
der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 11. September 1860: "'Gabriel Adler, weiland Bezirksrabbiner in Oberdorf, ein Lichtbild
von Alexander Elsässer. Esslingen 1860.' Der am jüngsten
Schawuothfeste verstorbene Rabbiner Gabriel Adler in Oberdorf (Württemberg)
fand hier einen begeisterten Biographen, der mit hinreißender Wärme, mit
edelster Empfindung für jedes religiöse und humane Element ein schönes
Bild des Verklärten aufstellt, ihm ein würdiges Denkmal zum Gedächtnis
kommender Geschlechter setzend." |
Das Rabbinat Oberdorf wird einige Zeit durch den
Laupheimer Rabbiner vertreten (1860)
Artikel in
der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 13. November 1860: "Aus
Württemberg. Wenngleich die Rabbiner in unserm Lande ordentliche Gehalte
beziehen, und die Königliche israelitische Oberkirchenbehörde immer auf
Besserstellung derselben bedacht ist, wenngleich die Stellung eine freie,
der Wirkungskreis ein weiterer ist, als in manchen anderen Staaten, so
mangelt es doch in inländischen Kandidaten. Das Rabbinat Freudental und
das in Buttenhausen wurde durch Ausländer (= Nichtwürttemberger)
besetzt. Das Rabbinat Oberdorf
hat zwar einen Inländer, Herrn J. Berlinger (gemeint: Menachem-Menko
Berlinger), zum Verweser dieser Stelle
erhalten und war dadurch vollkommen befriedigt, weil derselbe durch seine
tüchtigen rabbinischen und wissenschaftliche Studien, wie durch sein
freundliches Benehmen Aller Herzen sich gewann; nun wurde dieser aber
durch Dekret der Königlichen Oberkirchenbehörde zum Verweser auf das
Rabbinat Braunsbach versetzt, weil der dortige Rabbiner, Dr. Hirsch, vor
wenigen Wochen gestorben, und dieser ausgedehnte Bezirk eines Rabbinen
weniger entbehren kann. Das Rabbinat Oberdorf wurde bis zur definitiven
Besetzung dem Rabbiner Wälder in Laupheim übergeben, der zu solchen
Verrichtungen, die nur der Rabbiner zu besorgen hat, jedes Mal herzureisen
hat. Laupheim ist etwa 25 Stunden entfernt, ist aber durch die
Eisenbahnverbindung doch der nächste Rabbinatssitz, dem der erledigte
Bezirk hätte einverleibt werden können." |
Ausschreibung
der Rabbinatsstelle (1861)
Anzeige in
der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 5. März 1861: "Bewerberaufruf. Die Bewerber um das erledigte
Bezirks-Rabbinat Oberdorf, welches aus den Kirchengemeinden Oberdorf (Sitz des Rabbinen),
Aufhausen, Pflaumloch, Oberamts Neresheim, und Lauchheim, Oberamts
Ellwangen besteht, und womit neben freier Wohnung und außer den Stolgebühren
und Emolumenten eine aus der israelitischen Zentral-Kirchenkasse zu
empfangende Besoldung von 650 Gulden jährlich verbunden ist, werden
aufgefordert, unter Angabe ihrer persönlichen und Familienverhältnisse,
sowie ihrer Bildungslaufbahn binnen fünf Wochen von heute an bei der Königlich
israelitischen Oberkirchenbehörde in Stuttgart jede wünschenswerte nähere
Auskunft erhalten.
Stuttgart, den 14. Januar 1861. Königlich
israelitische Oberkirchenbehörde. Schmidt." |
Rabbiner Jakob Oberdorfer kommt nach Oberdorf (1861)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. April 1861:
"Stuttgart. Durch Entschließung des Königlichen Ministeriums des
Kirchen- und Schulwesens vom 26. vorigen Monats ist das erledigte
Bezirksrabbinat Oberdorf dem Rabbinen Jakob Oberdorfer in Pinne im
Königlich Preußischen Regierungsbezirk Posen übertragen
worden." |
Bescheinigung von Rabbiner
Jakob Oberdorfer (1882)
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller,
Kirchheim/Ries) |
|
|
Rabbiner
Jakob Oberdorfer attestiert am 24. April 1882
die
Geburt von Aron Mayer. |
|
|
Vom
Rabbinat besiegelte
Geburtsurkunde (1887)
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim/Ries) |
|
|
Vgl.
zu Familie Heimann
auch den Blogspot
http://hlheimann.blogspot.de/ |
Es
handelt sich um eine Geburtsurkunde für Nathan Heimann, geb. 22. Februar
1877 als Sohn des Kaufmanns Julius Heimann und seiner Frau Mina geb.
Einstein. Die Urkunde wurde am 19. April 1887 stellvertretend von (Lehrer
Emil) Marx ausgestellt. Sie enthält einen schönen Siegelabdruck des
Rabbinats Oberdorf. Nathan Heimann ist 1942 im KZ Izbica ermordet
worden. |
Ausschreibung
des Bezirksrabbinats Oberdorf (1885)
Anzeige in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 2. Juni 1885: "Erledigtes Rabbinat.
Das erledigte Bezirksrabbinat Oberdorf, Oberamts Neresheim,
ist wieder zu besetzen. Dasselbe ist mit einem aus der israelitischen Zentralkirchenkasse
fließenden, pensionsberechtigten Gehalt von 1.700 Mark, welcher je nach
Ablauf einer gewissen Zahl von Dienstjahren durch ebenfalls
pensionsberechtigte Alterszulagen aus der genannten Kasse sich stufenweise
bis auf 2987 Mark 14 Pf. erhöhen wird, neben freier Wohnung und den
Gebühren für die Kasualien verbunden.
Die Bewerber werden aufgefordert, sich innerhalb vier Wochen unter
Darlegung ihres Lebenslaufs und Bildungsganges und unter Anschluss der
Nachweise über ihre Befähigung bei der unterzeichneten Stelle zu
melden.
Stuttgart, den 11. Mai 1885. Königliche Württembergische
Israelitische Oberkirchenbehörde: Finckh." |
Dr.
Samuel Grün wird Rabbiner in Oberdorf (1887)
Artikel in
der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 14. April 1887: "Das
schon seit circa 5 Jahren erledigte Rabbinat Oberdorf hat die
israelitische Oberkirchenbehörde dem Dr. Sam. Grün in Hohenems übertragen." |
|
Artikel in
der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 9. Juni 1887: "Bonn, 5.
Juni. Man schreibt uns aus Oberdorf, 22. Mai (1887). Das hiesige Rabbinat
wurde nach mehrjähriger Vakatur von der israelitischen Oberkirchenbehörde
dem Rabbinen Dr. Grün in Hohenems übertragen, welcher gestern von
Kirchenrat Dr. Wassermann in feierlichem Gottesdienste in sein Amt
eingesetzt wurde. Nachmittags nach 3 Uhr sammelte sich die israelitische
Gemeinde mit zahlreichen Gästen zu einem Bankett im 'deutschen Hofe',
wobei es an den üblichen Toasten nicht fehlte." |
Kritik an Rabbiner Dr.
Samuel Grüns Teilnahme an der
Weihnachtsfeier des Turnvereins (1891)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Februar 1891: "Auch in Oberdorf
(Württemberg) nimmt der Rabbiner Herr Dr. Grün, wie uns berichtet wird,
alljährlich bei der Weihnachtsfeier des Turnvereins einen Ehrenplatz ein.
Auch diesmal ist jeder Kommentar unnötig." |
Kritische Wahrnehmungen zu Rabbiner Dr.
Samuel Grün
(1892)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. August 1892: "Wiesbaden. Ein
Herr Dr. Grün, angeblich Rabbiner von Oberdorf, spielte sich hier in
Wiesbaden als streng orthodox auf und benützte die dortigen Frommen
soweit als möglich. Nachdem er indessen dieselben 'abgeklopft' hatte,
hielt er öffentliche Vorträge 'man möge die unzeitgemäße Trauer um
die Zerstörung Jerusalems aufgeben und sich möglichst mit dem
Christentume amalgamieren'. Wir würden es nicht der Mühe wert gehalten
haben, hiervon etwas zu erwähnen, denn diese Vorträge waren ein
Sammelsurium von neologen Trivialitäten und reformistischen Gemeinplätzen,
indessen will, wie wir hören, Herr Dr. Grün an anderen Orten dieses
sonderbare Treiben fortsetzen und sei deshalb hiermit vor ihm gewarnt." |
Rabbiner Dr.
Samuel Grün überschreitet die konfessionellen Grenzen
und muss entlassen werden (1893)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 24. April 1893: "Die neueste cause célèbre
innerhalb des württembergischen Rabbinerstandes knüpft sich an den kürzlich
abgesetzten Rabbiner Grün, der das Rabbinat zu Oberdorf im Ries inne
hatte. Man muss es zur Entschuldigung unserer Oberkirchenbehörde einräumen,
dass es für sie keine leichte Aufgabe ist, Kandidaten ihrer
abgewirtschafteten Reformreligion zu finden, die noch so weit Juden sind,
als es gerade zum Rabbinergeschäft notwendig erforderlich ist, sondern
aber mit dem Christentum, Freidenkertum und allen möglichen andere -tümern
kokettieren und liebäugeln. Das Reformjudentum ist so im Niedergang
begriffen, dass die Rabbiner, welche ihm aus Bequemlichkeit oder aus Überzeugung
noch zugetan sind, sich nicht einmal mehr Reformrabbiner nennen. Der
Titel, auf den seine Träger vor 20-30 Jahren noch so stolz waren, ist so
stark in Misskredit gekommen, dass man ihn sorgfältig verleugnet und man
daher den Vogel nur an seinen Federn, oft nur an seinem Nest erkennen
kann. Nach einer öffentlichen Erklärung des Kirchenvorsteheramts
Oberdorf-Bopfingen ist die Suspendierung Grüns laut Erlasses der Königlichen
israelitischen Oberkirchenbehörde Nr. 242 vom 20. Juni 1892 'auf Grund
eines vom Distriktsarzt Dr. Krämer in Bopfingen abgegebenen Gutachtens'
erfolgt. Man wäre durch diese Mitteilung nicht viel klüger als ohne
dieselbe, wenn Herr Rabbiner sein unfreiwillige Muße nicht neuerdings
dazu benutzt hätte, ohne es zu wollen, dieses Dunkel aufzuhellen. Herr
Rabbiner Grün hat sich nämlich für die Dauer seiner Suspendierung in
Stuttgart niedergelassen |
und
hält daselbst Vorträge. Man braucht nur die marktschreierische Ankündigung
dieser Vorträge und ihrer konfusen Titel zu lesen, um sofort zu
begreifen, in welcher Richtung sich das ärztliche Gutachten bewegt, auf
Grund dessen er seines Amtes enthoben ist. Zum Ergötzen der Leser möge
hier eine solche Ankündigung folgen:
'Theosophische Vorträge des Rabbiners Grün am 21., 27. und 29.
März, 8 Uhr abends im Konzertsaal der Liederhalle.
1. Die Posaune des
Weltgerichts. Oder: Was hindert die Juden, sich zum Evangelium zu
bekennen? Allgemeine religiöse Erweckung und Widerlegung des
Antisemitismus.
2. An ihren Früchten
sollt ihr sie erkennen! Oder: Ist das heutige Judentum eine Nation oder
Konfession? Ein Mahn- und
Weckruf an Israel.
3. Das
Bessere ist der Feind des Guten. Oder. Wie kann Israel aus seiner
Erniedrigung sich erneuern?
Anregung zur Gründung eines
interkonfessionellen Friedensbundes.
Eintritt frei für jedermann, doch
sind freiwillige Beiträge zur Deckung der Kosten willkommen.'
Die alten Bekannten des Herrn Grün, die ihn von seinen Wanderungen in
verschiedenen Kurorten kennen und sich dessen Sammelfleißes und des
einnehmenden Wesens erinnern, das derselbe bei allen Tischgesellschaften
zu entfalten pflegte, erkennen in den letzten Worten, in welche diese Ankündigung
ausklingt, sofort ihren Pappenheimer wieder. Hier ist wohl auch die
eigentliche Tendenz der Vorträge zu suchen und weniger in der Nachahmung
Schrempfs, wie Herr Rabbiner Grün vorgibt (Anmerkung: Schrempf ist ein
entlassener Pfarrer, der an der Spitze einer Bewegung steht, die gegenwärtig
durch die evangelische Kirche Württembergs geht. Red.). Herr Grün und
Herr Schrempf unterscheiden sich wesentlich dadurch, dass letzterer nicht
auf Grund eines ärztlichen Zeugnisses entlassen wurde!
Das, was diese
Vorträge Gereimtes und Ungereimtes enthalten, interessiert uns hier
wenig. Wie sich erwarten ließ, liefern dieselben Wasser auf die
antisemitischen Mühlen, und deren Inhaber werden wenigstens ihre Freude
an diesem saftigen Bissen haben. Die
vernünftigen Leite betrachten die Expectorationen dieses depossedierten
Kirchenlichts unter dem Gesichtswinkel des ärztlichen Zeugnisses und
sehen mit verschränkten Armen dem Skandal zu, wie da wieder ein württembergischer
Rabbiner in das Lager übergeht, in welchem sich Stern – Buttenhausen
unseligen Andenkens seine Lorbeeren geholt hat.
Für das öffentliche Ärgernis,
welches dieses ganze Gebaren bedeutet, kann man weniger Herrn Grün
verantwortlich machen, als unsere Israelitische Oberkirchenbehörde, deren
offenkundigen Missgriffen wir ausschließlich diese und ähnliche
Bescherungen zu verdanken haben. Dieselbe ist gegenwärtig wieder in der
Lage, die Wahl eines ersten Rabbiners für Stuttgart vorzunehmen. Es gibt
noch sanguinische Optimisten bei uns, welche sich von dieser Wahl eine
Wendung zum Besseren versprechen. Wir gehören nicht dazu. Wie die Dinge
bei uns liegen, lässt sich auf diesem Wege kein Heil erwarten. Bei diesem
Staatsjudentum, wie es bei uns en voque ist, ist nichts zu hoffen. Unsere
Zustände sind so faul und verrottet, dass kein halbwegs gewissenhafter
Mann auch nur eine solche Stelle annehmen kann, deren Annahme schon die
Anerkennung des religiösen Verfalls und Lichtsinns aller
Gemeindeinstitutionen bedeuten würde.
Was uns allein helfen könnte, wäre
ein mannhaftes Erheben aller gutgesinnten Kreise, um mit diesem
verrotteten Schlendrian zu brechen, sich unabhängig von diesem durch und
durch faulen Salon-Judentum zu machen und sich selbständig zu
konstituieren nach dem Vorgang der Religionsgesellschaften in Preußen,
Baden und Hessen, wo ja auch die staatliche Legislatur diese Bestrebungen
unterstütze. Nur so wird neues Leben aus den Ruinen erblühen. – Diese
Zeit liegt heute für diese Bestrebungen günstiger wie damals, als Gabiah
ben Pesisa gegen die hierarchischen Übergriffe des Oberkirchenrats Maier
auftrat. Ein einziger energischer Mann würde genügen, um eine solche
Bewegung einzuleiten und sie mit Gottes und treuer Gesinnungsgenossen
Hilfe durchzuführen. Sollte er sich wirklich nicht finden? – Dann geht
die württembergische Judenheit wirklich trüben, verhängnisvollen Zeiten
entgegen." |
Kritik an der Auflösung von Rabbinaten aus ökonomischen Gründen - Oberdorf steht
auf dem "Sterbeetat" (1913)
Anmerkung: der mit einer Portion Ironie geschriebene Artikel äußert sich
kritisch über die "Zentralkirchenkasse" der Israelitischen Oberkirchenbehörde,
bei der ökonomische Argumente im Blick auf die Schließung von Rabbinaten wie
damals in Weikersheim - und schon
befürchtet: in Oberdorf - die zentrale Rolle spielen.
Artikel in "Das jüdische Blatt" vom 23. Mai 1913:
"Württemberg. Ein Stammbuchblatt für die Zentralkasseschwärmer.
Man meint doch täglich
oder man sagt wenigstens so, dass in einem Lande, dass mit einer Zentralkasse gesegnet ist, alles in bester Ordnung ist; da gibt es natürlich keine
Not der Landgemeinden und alles geht wie am Schnürchen. Stimmt, wie das
folgende Beispiel lehrt.
Wir haben jetzt in Württemberg einen engeren und
einen weiteren Rat und natürlich große Geldknappheit. Und da müssen halt
die Rabbinate daran glauben. Also war beschlossen, das Rabbinat
Weikersheim mehr oder minder sanft der Auflösung anheimzugeben (der
derzeitige Inhaber Herr Dr. Schweizer wird nach
Horb versetzt) und das
Rabbinat Oberdorf auf den Aussterbeetat zu setzen.
[Uns erscheint das
als eine ganz natürliche Konsequenz. Eine Zentralkasse muss ökonomisch
arbeiten. Und so wird es allenthalben erfolgen, wo man sich nach den Segnungen einer Zentralkasse sehnt. Das dabei Gemeinden wie
Olnhausen und
Berlichingen einem Rabbinate zugeteilt werden, welches zwar bisher einen
konservativen Inhaber hat, aber vielleicht doch einmal einen Richtlinienherrn zufällt, was verschlägt's? Wenn man nur eine
Zentralkasse hat? Wir
sind zwar felsenfest überzeugt, dass auch unsere orthodoxen Zentralkassenschwärmer die glänzendsten Kautelen auf dem Papier finden werden]." |
25-jähriges Amtsjubiläum von Rabbiner Dr.
Hermann Kroner
(1922)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Februar 1922: "Oberdorf –
Bopfingen (Württemberg), 13. Februar (1922). Letzten Schabbat
Schira (Schabbat mit der Toralesung Schira, d.i. 2. Mose 13,17
- 17,16, das war Schabbat, 11. Februar 1922) konnte Herr Rabbiner Dr.
Kroner hier, unter freudiger Anteilnahme der ganzen Gemeinde sein 25jähriges
Amtsjubiläum feiern. Sein Vater, der hoch betagte, aber geistig noch
jugendfrische Herr Oberkirchenrat Rabbiner Dr. Kroner von Stuttgart, sowie
der Jubilar selbst legten in Anlehnung an die Amud HaAnan und die Amud
HaEsch und an die Schira in trefflichen Worten die heiligen
Pflichten eines Rabbiners dar, wie letzterer stets eifrig bemüht war,
dieselben nach jeder Richtung hin zu erfüllen, um so den guten Namen von
Oberdorf als religiöse Gemeinde zu erhalten und zu festigen. In dankbarer
Anerkennung der segensreichen Tätigkeit überreichten die Herren
Kirchenvorsteher dem Jubilar ein ansehnliches Ehrengeschenk der
Gemeindeglieder und Oberlehrer Erlebacher rühmte dabei die großen
Verdienste, die sich der Herr Rabbiner durch Verkünden von Gottes
heiligem Wort und Verbreiten des Torageistes erworben hat." |
Rabbiner Dr. Kroner über "Völkisches aus der
Bibel" (1924)
Artikel in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des Central-Vereins)
vom 14. Februar 1924:
Zum Lesen bitte Textabbildung anklicken. |
Auszeichnung für Rabbiner Dr.
Hermann Kroner (1923)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Juni 1923: "Oberdorf-Bopfingen,
23. April (1923). (Wissenschaftliche Ehrung. Herr Rabbiner Dr. Kroner, der
mehrere Arbeiten über die arabische Medizin, besonders die des Maimonides,
veröffentlicht hat, ist in Anerkennung seiner wissenschaftlichen
Leistungen von der 'Akademie der Wissenschaften zu Cordova'
(Geburtsort des Maimonides) zum 'Korrespondierenden Mitgliede der
Akademie' ernannt worden. Das betreffende Schreiben ist sehr liebenswürdig
gehalten, spricht mit der größten Hochachtung von Maimonides, dem eine
Straße in Cordova zum ehrenden Andenken nachbenannt sei. Herr Dr. Kroner
ist übrigens durch ausländische Gelehrte in den Stand gesetzt worden,
eine neue, noch unbekannte medizinische Abhandlung des Maimonides, deren
Urtext sich in Oxford befindet, zur Edierung vorzubereiten." |
Karte an Rabbiner
Dr. Kroner in Oberdorf (1923)
(aus der Sammlung von
Peter Karl Müller, Kirchheim / Ries) |
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|
Die Karte wurde
aus Berlin am 2. April 1923 von einem Herrn Finkelstein an
Rabbiner Dr.
Kroner geschickt. Die guten Wünsche zum Fest beziehen sich auf das
Pessachfest, das 1923 vom 1.-8. April gefeiert wurde. |
Autounfall von Rabbiner Dr.
Hermann Kroner (1925)
Artikel
in der "Jüdisch-liberalen Zeitung" vom 7. August 1925: "Oberdorf.
Rabbiner Dr. Kroner erlitt auf der Fahrt von Gmünd, wo er der Jubiläumsfeier
des Lehrers Ullmann beigewohnt hatte, nach Oberdorf einen Autounfall.
Trotz großer Schmerzen, in bewundernswerter Selbstbeherrschung amtierte
Dr. Kroner noch nach seiner Heimkehr bei einer Beerdigung. Wie wir auf
Anfrage erfahren, hat Dr. Kroner allerdings ernstliche Quetschungen
erlitten, sodass er das Bett hüten muss; er ist aber glücklicherweise außer
jeder Gefahr." |
60. Geburtstag von Rabbiner Dr. Kroner
(1930)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. April 1930: |
Zum Tod von Rabbiner Dr. Hermann Kroner (1930)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. August 1930: "Oberdorf –
Bopfingen, 7. August (1930). Einen schmerzlichen, ja unersetzlichen
Verlust erlitte die hiesige Gemeinde durch das plötzliche Ableben unseres
allverehrten Rabbiners, Dr. Hermann Kroner. Von der großen Beliebtheit
und dem hohen Ansehen des so jäh, erst 60 Jahre alt, mitten aus freudigem
Wirken und Schaffen Herausgerissenen zeigt die überaus große Beteiligung
an dessen Beerdigung. Bei dem Trauergottesdienst in der Synagoge entwarf
Herr Rabbiner Dr. Rieger- Stuttgart ein treffliches Bild des von heiligem
Ernst und Eifer erfüllten Geistlichen, der stets bestrebt war, dem hehren
Vorbild seines großen Vaters, des verewigten Oberkirchenrats Dr. Theodor
Kroner nachzueifern. – Am Grabe sprach Dr. med. Jacques Kroner dem Vater
den innigsten Dank des Sohnes und der Familie aus. Ferner sprachen
Ministerialrat Dr. Hirsch als Präsident des Israelitischen Oberrats:
Oberlehrer Erlebacher für das Vorsteheramt, den Frauenverein, den 'Zentralverein' und die Jugend, die der Verstorbene zu hohen Idealen
empor zu führen stets bemüht war, sowie Rabbiner Dr. Tänzer – Göppingen
für den Rabbinerverein; Vertreter der politischen Gemeinde, der
evangelischen Kirchengemeinde und des Krankenvereins und die Lehrer
beziehungsweise Vertreter der Gemeinde Gmünd, Crailsheim, Ellwangen und
Stuttgart.
Das wissenschaftliche Lebenswerk des Verstorbenen galt der Übersetzung
und Herausgabe einer großen Anzahl der medizinischen Schriften des großen
Denkers Maimonides. Die königliche Akademie in Cordova, der Geburtsstätte
von Maimun, hatte ihn im Jahre 1923 in Anerkennung seiner Verdienste zu
ihrem korrespondierenden Mitglied ernannt. Dr. Kroners letztes Werk, die
Herausgabe der medizinischen Schrift Rambams 'de causis accidentium',
welcher der Verstorbene den Titel 'Der medizinische Schwanengesang des
Maimonides' gab, ist nun auch sein Schwanengesang geworden.
Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens." |
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Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. August 1930: |
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Zur Jahrzeit von Rabbiner Dr. Kroner
(1931)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Juli
1931: |
Aus der
Geschichte der jüdischen Lehrer und der Schule
"Die
Heimkehr aus dem Freiheitskampfe" - Gedicht von Lehrer Alexander Elsässer
(1841 bis 1862 Lehrer in Oberdorf)
Aus der Zeitschrift "Der Orient"
vom 17. Dezember 1845: |
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Ankündigung
einer Publikation von Lehrer Alexander Elsässer (1847)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 27. September 1847: "... Alexander Elsässer in Oberdorf beabsichtigt
eine Sammlung 'Sagen und Legenden' aus der jüdischen Geschichte, unter
dem Titel: 'Jüdische Geschichte vom Beginne der h. G. bis auf unsere
Zeit, dargestellt in Sagen und Lebenden', herauszugeben. Nächstens wird
er einige Legenden in der Allgemeinen Zeitung des Judentums aus dieser
Sammlung veröffentlichen. G." |
Über
Lehrer Alexander Elsässer (1848)
Artikel in der Zeitschrift "Der treue Zionswächter" vom 1.
Februar 1848:
In diesem Beitrag werden verschiedene Lehrer aus Württemberg vorgestellt,
darunter Lehrer Alexander Elsässer, der damals Lehrer in Oberdorf
war (bis zu seiner Berufung 1852 nach Jebenhausen); der Abschnitt wird
nicht ausgeschrieben; bei Interesse zum Lesen bitte Textabbildung
anklicken. |
|
Lehrer Jakob Löwenstein wechselt
von Weikersheim nach Oberdorf (1857)
Artikel in "Der israelitische Volksschullehrer" vom März 1857 S. 102: "
An die Stelle des in diesen Blättern oft rühmlich erwähnten Schullehrers und
Vorsängers Maison seligen Andenkens zu Oberdorf ist der frühere Lehrer zu
Weikersheim, Herr Jakob
Löwenstein, berufen worden. Es ist dies für den Berufenen, seinem verhältnismäßigen geringeren Lebens- und Dienstalters, umso
rühmlicher, als die erwähnte
jüdische Gemeinde eine der größten in Württemberg ist. Der Unterlehrer an
der dortigen Schule ist ein christlicher, weil es an jüdischen Kandidaten
mangelt und hat der Oberlehrer den Religionsunterricht an beiden
Schulabteilungen zu geben. Bei der feierlichen Einführung des neuen
Oberlehrers in Schule und Synagoge durch Schulinspektorat und Rabbinat
hatten sowohl der Rabbiner, Herr G. Adler, wie der Lehrer den Text zu ihren
resp. Reden aus dem Wochenabschnitte (wajeschew) gewählt. Ersterer sprach über
1. Buch Moses 37,13-16. Letzterer über 1. Mose 37,1 und 39,2-6, indem er
hinwies auf die unermüdliche Tätigkeit des im Dienste der Religion
wirkenden Mannes, durch Anwendung des Ausspruches... Besonders schön war auch
die treffliche Anwendung des Schriftwortes, das der greise Rabbiner dem Religions-
und Jugendlehrer zu rief (hebräisch und deutsch): ('So gehe denn! sieh'
nach dem Wohle deiner Brüder und nach dem Wohle der Herde und bringe mir
Antwort'. 1. Mose 37,16)." |
Kurzer
Bericht von Lehrer Jakob Löwenstein über die Gemeindeverhältnisse in Oberdorf
(1861)
Anmerkung: Lehrer Jakob Löwenstein (geb. 26.12.1819 in Bonfeld,
gest. 1884 in Heilbronn): studierte 1835 bis 1838 am Lehrerseminar
in Esslingen; 1839 bis 1841 Lehrer in Gerabronn,
1841 bis 1844 Lehrer in Korb, danach in Oedheim,
Weikersheim, Hohebach; 1857 bis 1862 Lehrer in Oberdorf, 1862 bis 1882
Lehrer in Sontheim und
Heilbronn.
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 19. November 1861:
"Württembergische Briefe von Alexander Elsäßer.
III. Die Fortsetzung der Briefe hat eine Unterbrechung erlitten, weil der
Korrespondent einen Monat in Ferien und einen weiteren durch unfreiwillige
Ferien ans Krankenbett gefesselt war. Ob die Leser dabei verloren haben,
muss ich dahingestellt sein lassen, aber bei werten Freunden und lieben
Bekannten, die mir interessanten Stoff für diese Blätter freundlich
lieferten und der nun unbenutzt liegen geblieben, muss ich um
Entschuldigung bitten. Herr Lehrer Löwenstein aus Oberdorf
berichtete mir Erfreuliches über die Wirksamkeit des aus dem Auslande
berufenen Rabbiners Oberdorfer und wie die Gemeinden des Bezirks
der Akquisition sich freuen. Der Talmud-Tora-Verein daselbst
wächst durch reichliche Stiftungen, und die Fürsorge des
Kirchenvorsteheramts für den Jugendunterricht erstreckt sich sogar bis
auf die Anordnung froher Kinderfeste. Wir wünschten den übrigen
Landgemeinden ebenso schul- und lehrerfreundliche
Schulvorstände." |
Auszeichnung
für Lehrer Emil Marx
(1891)
Anmerkung: Emil Marx (geb. 26.2.1840 in Steinbach bei Schwäbisch Hall, gest.
4.2.1920 in Oberdorf): studierte 1856 bis 1858 am Lehrerseminar in Esslingen;
1860 bis 1864 Lehrer in Talheim, danach an der Erziehungsanstalt Homburg v.d.H.,
später in Laudenbach; seit 1870 Lehrer in Oberdorf; 1906 Ruhestand. Seine erste
Frau verstarb 1883; seine zweite Frau Rosa Marx geb. Wechsler wurde 1942 nach
Theresienstadt deportiert, wo sie im Februar 1943 umgekommen. Von seinen aus
beiden Ehen zusammen 14 Kindern sind acht früh verstorben. Die 1881 in Oberdorf
geborene Tochter Nanette verheiratete Popper wurde 1941 von Frankfurt in das
Ghetto Kowno deportiert und ist umgekommen; die 1895 in Oberdorf geborene
Tochter Minna verheiratete Fröhlich wurde 1941 von Frankfurt in das Ghetto Lodz
deportiert und ist umgekommen.
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. Januar 1891: "…In unserem
Lande werden nämlich alljährlich im 'Staatsanzeiger' die Namen
derjenigen Lehrer Verzeichnet, die sich durch vorzügliche Leistungen in
der Schule und treue Hingabe im Amte auszeichnen; aber seit einem
Zeitraume von mehr denn 25 Jahren ist diese Anerkennung keinem jüdischen
Lehrer zuteil geworden, bis in diesem Jahre der Name der Herrn Lehrer Emil
Marx in Oberdorf (Bei Bopfingen) in der Reihe unserer prämiierten
Kollegen glänzt. Dieses kleine Ereignis, so unbedeutend es auch
erscheinen mag, zeugt doch von dem vorurteilsfreien Geiste der Königlichen
Regierung und ist umso bemerkenswerter, als Herr Lehrer Marx zu den
wenigen orthodoxen jüdischen Beamten unseres Landes zählt, während sich
doch der weitaus größte Teil derselben vom gesetzestreuen Judentums
abgewandt hat; es zeugt aber auch ebenso sehr von der persönlichen Tüchtigkeit
unseres geehrten Herrn Kollegen, der sich auch in der Tat der ungeteilten
Liebe und Achtung seiner ganzen Gemeinde und aller derer, die ihn kennen,
erfreut." |
30-jähriges Dienstjubiläum von Lehrer
Emil Marx
(1900)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. März 1900: "Oberdorf bei
Bopfingen. Nach Schabbatausgang feierte die hiesige israelitische Gemeinde
zu Ehren des Herrn Lehrer Marx, der seit 30 Jahren im Schul- und
Gemeindedienst Hervorragendes geleistet, ein Bankett, in dessen Verlauf
sich die Wertschätzung und Verehrung des Jubilars seitens dessen Gemeinde
und Schüler bekundete, wie auch der erhebende und würdige Verlauf des
Festes der ihren Lehrer feiernden Gemeinde zur Ehre gereichte. Herr
Rabbiner Dr. Kroner schilderte in klassischer Ansprache die Pflichttreue,
Bescheidenheit und Friedensliebe des Jubilars und dieses Lob wurde bekräftigt
durch das Zeugnis des Herrn Stadtpfarrers Thym, der Herrn Marx als
Schulmann ein glänzendes Zeugnis ausstellte. Auf die Reden der
Nachbarkollegen Adler und Ullmann, folgte die Überreichung der vielen
Geschenke unter entsprechenden Ansprachen seitens der Gemeinde und vieler
Vereine. In sämtlichen Toasten bekundete sich die Anerkennung der
vielseitigen und erfolgreichen Tätigkeit des Gefeierten, der auch in den
Kreisen der israelitischen Lehrer Württembergs durch sein umfassendes
Wissen hoch geschätzt ist. Die israelitische Oberkirchenbehörde benützte
ebenfalls diesen Anlass, die langjährige Tätigkeit des Jubilars in
anerkennendem Lobe zu würdigen In ernsten und heiteren Worten drang überall
der Wunsch durch, dass es unserem hochverehrten Herrn Lehrer bis
100 Jahre vergönnt sein möge, seinem Amte vorzustehen." |
Auszeichnung
für Lehrer Emil Marx anlässlich seiner Versetzung in den Ruhestand
(1906)
Mitteilung
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 6. April 1906:
"Aus Anlass seiner Versetzung in den Ruhestand ist dem Lehrer Marx
in Oberdorf die Verdienstmedaille des Friedrichs-Ordens verliehen
worden." |
70. Geburtstag von Lehrer
Emil Marx (1910)
Artikel im
"Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 11. März 1910: "Oberdorf – Bopfingen
(Württemberg). In körperlicher und geistiger
Frische konnte der verdiente, vor ca. 4 Jahren in den Ruhestand getretene
Lehrer Marx, der nahezu 40 Jahre lang in hiesiger Gemeinde gewirkt hatte,
am vorletzten Sabbat seinen 70. Geburtstag feiern." |
Zum Tod von Lehrer Emil Marx (1920)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Februar 1920: "Oberdorf-Bopfingen
(Württemberg), 12. Februar. Im Alter von nahezu 80 Jahren verschied hier
am 15. Schewat ein Gottesfürchtiger,
der überall beliebte und hochgeschätzte Lehrer Emil Marx – das Andenken an den Gerechten ist zum Segen. Vor nunmehr 50 Jahren
übernahm er die hiesige jüdische Volksschule und über 35 Jahre lang
wirkte er in der segensreichsten Weise in der hiesigen Gemeinde, deren
Mitglieder durch zwei Generationen fast alle seine Schüler sind. In Würdigung
seiner innigen Frömmigkeit, insbesondere seines andächtigen und zur
Andacht erhebenden Gebetes wurde seine sterbliche Hülle auf Anregung des
Herrn Rabbiners Dr. Kroner in die Synagoge gebracht, wo dieser ein
treffliches Bild des Lebens und Wirkens des Verblichenen zeichnete, von
seinen Vorzügen als tüchtiger Lehrer und als Haupt der Familie, in der
echtjüdische Frömmigkeit zu Hause ist. Am Grabe sprach der
Schwiegersohn, Herr Rabbiner Dr. Schweizer, Horb. Er hob u.a. das große
Wissen und den bescheidenen Sinn des Dahingeschiedenen hervor. Hauptlehrer
Erlebach gab im Namen des Vereins israelitischer Lehrer und Vorsänger Württembergs,
dem Schmerze über den Verlust eines treuen Mitgliedes Ausdruck, das stets
als eine Zierde des Lehrerstandes und als hervorragende Persönlichkeit
galt. Der Schwager, Herr Hauptlehrer Wechsler, Aschbach, hob unter anderem
die Geradheit und Offenheit dieses aufrechten
und gerade Mannes hervor und insbesondere die Liebe und Treue, die der
Verblichene überall, insbesondere im engeren und weiteren Verwandtenkreis
betätigte. Möge an ihm das Wort Daniels in Erfüllung geben: "und
die da lehren, werden leuchten wie des Himmels Glanz' (Daniel 12,3)." |
25-jähriges Ortsjubiläum von Oberlehrer
Siegfried Erlebacher
(1931)
Anmerkung: Siegfried Erlebacher (geb. 18.9.1873 in Baisingen, gest. 1950 in
St. Louis/USA) studierte 1892 bis 1895 am Lehrerseminar in Esslingen. Er war
u.a. 1901 bis 1906 Lehrer in Nordstetten, seit 1906 in Oberdorf. 1939 emigrierte
er mit seiner Familie nach London, England, später in die USA. Erlebacher war
seit 1899 (Würzburg) verheiratet mit Babette geb. Sachs (geb. 1875). Die beiden
hatten fünf Kinder: Josef (1901), Gustav (1902), Bella (1903, früh
verstorben), Hanna (1904), Salo (1906).
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Mai 1931: "Oberdorf-Bopfingen (Württemberg),
27. Mai (1931). Unter Teilnahme der ganzen Gemeinde konnte Oberlehrer
Erlebacher am 2. Tage Schewuaus sein 25jähriges Ortsjubiläum begehen.
Schon am Vorabend war der Jubilar Gegenstand herzlicher Ehrungen. Nach dem
Abendgottesdienst versammelte sich die Gemeinde vor dem Hause des
Jubilars, wo die Schuljugend unter Leitung von Frau Heimann ein gelungenes
Ständchen darbrachte. Nach einigen schönen Liedern trug Fräulein Hansi
Kahn ein sehr nettes Festgedicht vor und übergab dem freudig überraschten
Lehrer ein Angebinde. Sichtlich gerührt dankte der Geehrte und richtete
an die Jugend als die Bürgen des Sinaigeschlechts herzliche Worte. Im
Anschluss an den Hauptgottesdienst, dem die erhebende Festpredigt und der
neue Synagogenchor ein besonderes Gepräge verliehen, hielt der
Vorsitzende des Israelitischen Vorsteheramtes Herr Salli Pappenheimer eine
zu Herzen gehende Ansprache, in der er das verdienstvolle und erfolgreiche
Wirken des Jubilars im Dienste der Gemeinde, ihrer Vereine und Wohltätigkeitseinrichtungen
sowie der Schule eingehend würdigte. Zum Zeichen der hohen Wertschätzung
übergaben das Vorsteheramt, der Frauenverein und die einzelnen
Gemeindemitglieder ehrende Geschenke. Möge es dem Jubilar vergönnt sein,
noch recht, recht lange zum Wohle der Gemeinde wirken zu können." |
|
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Juni 1931: |
60.
Geburtstag von Oberlehrer Siegfried Erlebacher (1933)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. September
1933: "Oberdorf-Bopfingen, 20. September (1933). In seltener
Jugendfrische konnte Herr Oberlehrer Erlebacher am 19. September
seinen 60. Geburtstag feiern. Schon am Vorabend versammelten sich
die Herren des Israelitischen Vorsteheramts im Hause des Jubilars und
überreichten ihm unter anerkennenden Worten ein schönes Geschenk. Herr
Oberlehrer Erlebacher drückte in seiner Ansprache seine Freude und seinen
Dank aus. Auch die einzelnen Gemeindemitglieder ließen es sich nicht
nehmen, dem unermüdlich für das Wohl der Gemeinde und Jugend schaffenden
Lehrer und Führer durch Besuche und Geschenke ihre Verehrung zum Ausdruck
zu bringen. (Alles Gute) bis 100 Jahre". |
|
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Oktober 1933: |
70. Geburtstag von Rosa Marx, der Witwe von Lehrer Emil Marx
(1934)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Juli 1934: |
Aus
dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben
Predigt
von Dr. Frankfurter in der Synagoge (1840)
Artikel in
der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 29. August 1840: "Oberdorf bei Bopfingen, 2. August (1840). Unser Mitbürger, der
bisherige Bezirksrabbiner zu Braunsbach, Herr Dr. Frankfurter, wollte
seinem gefühlvollen Herzen genügen und, bevor er die Reise nach Hamburg,
dem Orte seines neuen Berufs antrat, noch einige Tage an dem Orte seiner
Heimat, in der Mitte einer Gemeinde, in welcher er eingebürgert ist und
in welcher sein Vater 33 Jahre lang als frommer Seelenhirte gelebt und
gewirkt hat, verweilen. Bei
dieser Veranlassung wurde er von unserem ehrwürdigen Rabbinen, Herrn G.
Adler (dem ehemaligen Lehrer des Dr. Fr.) im Einverständnis mit dem löblichen
Kirchenvorstand aufgefordert, in hiesiger Synagoge zu predigen. Dieser
Aufforderung entsprach Dr. F. freiwillig. Und er redete am gestrigen Tage
zu einer, seiner Worte lauschenden Versammlung, die nicht nur aus sämtlichen
Gliedern der hiesigen und der benachbarten israelitischen Gemeinde zu
Aufhausen, sondern auch aus den weltlichen und geistlichen Honoratioren
der christlichen Gemeinde dahier und der nahen Stadt Bopfingen bestanden,
über Jesaja 44,7-8. Wenn
die Erwartungen, zu denen die echt klassische Bildung und das schon von früher
her bekannte Rednertalent des Dr. Fr. berechtigten, auch sehr gesteigert
waren, so übertraf die in redestehender Predigt dennoch die kühnsten
Erwartungen, und das Auditorium, unter welchem doch gelehrte Kanzelredner
sich befanden, war von Bewunderung hingerissen.
Der geehrte Redner sprach mit Wärme und Begeisterung zu seinem
Volke, es ermunternd, in die Zukunft mit ungetrübtem Blicke zu schauen,
es mahnend, vor den traurigen Zeitbegebenheiten den Mut, der Israel immer
das Schwerste ertragen ließ, und, dass es nie erdrückt wurde, nicht
sinken zu lassen, zeigend, dass nichts für Israels äußere Lage, und
nichts für seinen Glauben und seine Lehre zu befürchten stünde.
Die edle Sprache, die Fülle der Gedanken, der streng-logische
Ideengang, die Sicherheit des Ausdrucks, der Reichtum an biblischen und
rabbinischen Aussprüchen, welchen innern Vorzügen die meisterhafte
Deklamation sich anschloss, zeigten, dass Dr. F. zu den Predigern ersten
Ranges gehört, und dass er den ihm gewordenen ehrenvollen Ruf vollkommen
rechtfertigt. Nach dem
Ausgang des Sabbats verließ Herr Dr. F. den hiesigen Ort wieder, um sich
zuvörderst wieder in sein Rabbinat zu begeben, von wo er am 16. dieses
Monats seine Rede nach Hamburg antreten wird. Es folgen ihm dahin unsere
heißesten Wünsche und unser bester Segen." |
Anmerkung:
Dr. Naftali
Frankfurter
(geb.
1810 Oberdorf, gest. 1866 Hamburg): 1834 Rabbinatsverweser in
Lehrensteinsfeld, 1836-1840 Rabbiner
in Braunsbach, 1840-1866 Tempel-Prediger in Hamburg (wurde 1848 in die
Hamburger Konstituierende Versammlung gewählt; gab zusammen mit Berthold
Auerbach 1838 die "Galerie
der ausgezeichneten Israeliten aller Jahrhundert
heraus); sein Bruder Bernhard Frankfurter (geb. 1801 in Oberdorf)
war langjähriger Lehrer an der Israelitischen Volksschule in Nordstetten.
Der im Bericht genannte Vater der beiden Moses Levi Frankfurter
(geb. 1764 in Kriegshaber) war bis
zu seinem Tod 1828 Rabbiner in Oberdorf. |
Auswanderungen nach Nordamerika (1846)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Orient" vom 11. Juni 1846: "…In diesem Monate
sind wieder einige Züge nach Nordamerika abgegangen. Aus Ellwangen wird
Nachstehendes in einer Württembergischen Zeitung berichtet: Ellwangen,
11. Mai (1846). Heute sahen wir eine ganz eigentümliche Gesellschaft von
Auswanderern nach Nordamerika hier durch passieren. Die ganze Gesellschaft
bestand aus lauter Juden aus dem benachbarten Orte Oberdorf, Oberamt
Neresheim. Gewahren wir sonst bei Auswanderern die höchste Dürftigkeit
an Fuhren, Kleidungen und sonstigem Aussehen, so sahen wir hier in Allem
Wohlhabenheit; ein eleganter Omnibus führt die Gesellschaft an Ort und
Stelle, wo die Einschiffung stattfindet; alle, insbesondere die
mitgehenden hübschen Judenmädchen, stattlich gekleidet, verbunden mit
einem heitern und muntern Aussehen. Die Gesellschaft führt eine Tora auf
Pergament geschrieben mit sich, die sie vor ihrer Abreise in der Synagoge
zu Oberdorf feierlich einweihen ließ. Die Auswanderer, zwölf an der
Zahl, folgen ihren vor mehreren Jahren vorangegangenen Verwandten und
Bekannten, die sie aufmunterten, das ersehnte gelobte Land in Nordamerika
zu suchen, da, wo ihren Glaubensgenossen nicht wie in den meisten
deutschen Staaten, die natürlichen und bürgerlichen Rechte darum
entzogen werden, weil sie festhalten am Glauben ihrer Väter – weil sie
nur glauben an den einigen Gott, den Schöpfer und Erhalter aller Wesen,
den Gott, zu dem sich alle gesitteten Völker der Erde im Gebete
erheben." |
|
Artikel
in der Zeitschrift "Der treue Zionswächter" vom 26. Mai 1846:
"Ellwangen, den 11. Mai (1946). Heute sahen wir eine ganz
eigentümliche Gesellschaft von Auswanderern hier durchpassieren. Die
ganze Gesellschaft bestand aus lauter Juden aus dem benachbarten Orte Oberdorf,
Oberamts Neresheim. Gewahren wir sonst bei Auswanderern die höchste
Dürftigkeit an Fuhren, Kleidungen und sonstigem Aussehen, so sahen wir
hier in Allem Wohlhabenheit; ein eleganter Omnibus führt die Gesellschaft
bis an Ort und Stelle, wo die Einschiffung stattfindet; Alle, insbesondere
der weibliche Teil, stattlich gekleidet, verbunden mit einem heitern und
munteren Aussehen. Die Gesellschaft führt eine Tora, auf Pergament
geschrieben, mit sich, die sie vor ihrer Abreise in der Synagoge zu
Oberdorf feierlich einweihen ließ. (Stuttgarter
Beobachter)." |
Rede von Rabbiner Adler zur Verlesung der Grundrechte
(1849)
Artikel
in der Zeitschrift "Der treue Zionswächter" vom 27. April 1849: "Aus dem
Württembergischen. Potpourri aus der Mappe des einfältigen
Schulmeisters. Ein orthodoxer Rabbiner auf der Volktribüne. Die
Grundrechte des deutschen Volkes, mit deren Verkündigung die württembergische
Regierung denen aller anderen Staaten des gemeinschaftlichen Vaterlandes
voranging, verursachten im diesseitigen Königreich den größten
Enthusiasmus, in welchem die Landsleute die Städter noch weit überragten.
In dem großen Marktflecken Oberdorf im Jagstkreise wurden dieselben am
Sonntag, den 4. Februar, durch den Ortsvorstand unter erhebender
Feierlichkeit auf einem freien Platze, der aufs prächtigste dekoriert
war, der versammelten Einwohnerschaft und einer großen Menge Leuten aus
den benachbarten Orten verkündigt. Herr Rabbiner Adler wurde von dem
benannten Ortsvorstand ersucht, die Feierlichkeit durch eine Rede
einzuleiten. Jener unterzog sich mit Freuden der Sache, bestieg die mit
Trikoloren geschmückte Bühne, und sprach mit vieler Begeisterung über
Deuteronomium 4,30-32. Es wird kaum gesagt zu werden brauchen, dass dieser
echt fromme Rabbiner auf religiösem Gebiete sich bewegte, in allen
weltgeschichtlichen Begebenheiten die spezielle Leitung der Hand Gottes
und die Vorbereitung zur Erfüllung seiner untrüglichen Verheißungen
erblickte: ebenso versteht es sich von selbst, dass er das Heil des Volkes
nur in einer freisinnigen konstitutionellen Monarchie begründet fand. Die
Rede erntete den wohl verdienten allgemeinen Beifall. Nach Verlesung der
Grundrechte betraten noch mehrere Redner die Bühne, von welcher aus wir
nun auch teils im demokratischen, teils im radikalen Sinne sprechen hörten;
allein der Eindruck, den die Rede des Rabbinen Adler machte, konnte nicht
verwischt werden. Dass es nicht an 'Hochs' von Seiten des Volks, an 'Salven' von Seiten der zahlreichen Bürgerwehr und an
Freiheitsliedern von Seiten der Liederkränze fehlte, versteht sich von
selbst. Es war ein schöner Tag!" |
Gründung
einer wohltätigen Stiftung durch Kirchenvorsteher Isak Gutmann (1859)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 23. Mai
1859: "Von Oberdorf im Ries, wo der gelehrte Rabbiner Gabriel
Adler den Sinn für Judentum und jüdische Literatur zu erhalten und
zu beleben weiß, wird dem Staatsanzeiger berichtet: 'In unserer Gemeinde
ist seit mehreren Monaten durch opferwillige Menschenliebe eine Stiftung
ins Leben gerufen worden, die zur Ehre ihrer Gründer und als
nachahmenswertes Beispiel in größeren Kreisen bekannt zu werden
verdient. Am Hochzeitstage seiner Tochter hat ein hiesiger Israelitischer Bürger,
Kirchenvorsteher Isak Gutmann, 600 Gulden Kapital zu den Zwecke gestiftet,
dass aus dem Zinsertrag die männliche Jugend des Orts in der Bibel, deren
Originalsprache und dem Kommentaren ganz unentgeltlich täglich eine
Stunde gründlicheren Unterricht erhalte, als die Volksschule allein zu
leisten vermag. Seitdem haben die teils hier, teils in Ulm und teils in
verschiedenen Städten Amerikas wohnenden fünf Söhne und zwei
Tochtermänner des Gründers das Kapital um 225 Gulden und der Gemeinderat
U. Schwabacher - der inzwischen verstorbene Vater des Rabbinen Dr.
Schwabacher in Lemberg - Ökonom S. Weil, Ölmüller S. Weil, M. Monheimer
und H. Oberdörfer zusammen dasselbe um 330 Gulden vergrößert, während
die übrigens Gemeindegenossen ihre Teilnahme durch kleinere
Kirchenspenden lobenswert betätigen. Auf dieser Weise ist das Stiftungskapital
von 1100 Gulden gestiegen". - Der Verein nennt sich "zur
Vermehrung der Tora" und wird bei dem bescheidenen Anfang nicht
stehen bleiben, on sondern hat es sich zum Ziel gesetzt, eine Lehranstalt
zur Vorbereitung für jüdische Lehrer und Theologen zu
gründen". |
100-jähriges Bestehen der Chewra HaNaarim
(1890)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2. Januar 1890: "Oberdorf bei
Bopfingen. Nachdem vor etwa 7 Jahren die Chewra HaSchas
(Toraverein) und die Chewrat Bikkur Cholim (Krankenbesuchsverein) ihre
100jährige Jubelfeier abgehalten hatten, beging die 3. der hier
bestehenden religiösen Bruderschaften
Chewrat Heneorim das Fest ihres 100jährigen Bandes durch eine feierliche
Seuda am Abend Chanukkat Hamisbeach. Einer gelungen Ansprache des Gabbai,
Herrn H.L. Rosenberger folgten Reden des Herrn Rabbiner Grün, sowie noch
weitere Toaste. Von den bei dem Mischberach in die Kasse der Chewra
gegebenen Spenden wurden laut einstimmigen Beschlusses der Mitglieder ein
Betrag von – 30 Mark – für die Kranken in der Heiligen Stadt
Jerusalem gewidmet und so in würdiger Art das Wort der Heiligen Schrift
in Erfüllung gebracht: '(Kleben soll meine
Zunge mir am Gaumen, so ich dein nicht gedenke,) so ich nicht erhebe
Jerusalem auf den Gipfel meiner Freude' (Psalm 137,6)"
|
Gründung eines "Familienvereines"
(1898)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. März 1898: "Bopfingen.
(Einigkeit macht stark). In den Gemeinden Oberdorf, Bopfingen und
Aufhausen bildete sich vor kurzem ein Familienverein, der 40 Mitglieder zählte.
Derselbe veranstaltete an Purim seinen ersten Familienabend, der glänzend
verlaufen ist und alle Teilnehmer im höchsten Grade befriedigte." |
Einweihung des Rabbinatshauses (1900)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. November 1900: "Oberdorf (Württemberg),
1. November (1900). Sonntagabend fand im Rabbinatshaus eine Hauseinweihung
statt, die sich in jeder Beziehung zu einer erhebenden und würdigen Feier
gestaltete. In der Ansprache, die Herr Rabbiner Dr. Kroner an die
anwesenden Lehrer des Bezirkes, des Königlichen Vorstehers und sonstige Gäste
richtete, verglich er in geistvoller Weise die Entstehung und Vollendung
des Baues mit der dem (Schöpfungs-)Werk am Anfang, streute sinnige
Erklärungen über Tag, Lasst uns Menschen machen, Tohu
wabohu etc. ein, und wenn man die Hausherren vor der Gemara
sitzen sah, den Traktat Suta durchblätternd und die große Frage
diskutiert wurde, ob der Hausherr etwa gar in die Kategorie der Räuber
eingereiht wurde, die keine Einweihung vornehmen dürfen, und
die Fragen und noch schwierigeren
Fragen hin- und herschwirrten, da verspürte man einen Hauch längst
vergangener Zeiten, wo Oberdorf die Stätte eifrigsten Torastudiums war
und ganz hervorragende Gelehrte für die Verbreitung der Tora sorgten." |
Anmerkung: der Webmaster nimmt gerne
Vorschläge für präzisere Übersetzungen der hebräischen Wendungen
entgegen - Adresse siehe Eingangsseite. |
Gründung einer Ortsgruppe des "Verbandes der
Sabbatfreunde" (1907)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. März 1907: "Oberdorf im Ries,
13. März (1907). Sonntag, 10. dieses Monats fand dahier im Gasthofe zum
Deutschen Hof eine Versammlung statt zum Zwecke der Gründung einer
Ortsgruppe des 'Verbands der Sabbatfreunde', wie solche schon in
mehreren Gemeinden Württembergs bestehen. Herr Rabbiner Dr. Kroner dahier
stellte Herrn Kaufmann Aron aus Stuttgart der Versammlung vor, der in
ansprechendem Vortrage Zweck und Ziel des Verbandes erläuterte. Herr Dr.
Kroner, dessen Bemühungen das Zustandekommen der Versammlung zu verdanken
ist, unterstützte den Vorredner in beifällig aufgenommener Ansprache.
Nahezu sämtliche Anwesenden traten dem Vereine bei. Es ist Aussicht
vorhanden, dass auch noch weitere Mitglieder der Gemeinde diesem Beispiel
folgen. Es möge noch bemerkt werden, dass hier Schabbat
und Feiertag sämtliche Geschäfte geschlossen sind." |
Ehrenurkunde für Rabbiner Dr. Kroner für seine Mitarbeit bei der
Hygiene-Ausstellung in Düsseldorf (1927)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. März 1927: |
Jahresversammlung des Israelitischen Frauenvereins Oberdorf-Bopfingen
(1927)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Dezember 1927: |
25-jähriges Dienstjubiläum von Stadtschultheiß Enslin mit Beteiligung aller
Konfessionen (1928)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. April 1928: |
Purimfeier in der Gemeinde
(1928)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. April 1928: |
Generalversammlung des Krankenschwesternvereins mit Vortrag von Rabbiner Dr.
Kroner (1928)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Mai 1928: |
Konfirmation in der jüdischen Gemeinde
(1928)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Mai 1928: |
Lessing- und Frühlingsfeier des Jüdischen Jugendbundes
(1929)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Mai 1929: |
Vortrag von Milton Strauß zur Arbeit des Centralvereins
(1933)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Januar 1933: |
Neuhebräischer Sprachkurs mit Oberlehrer Erlebacher
(1933)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 8. November
1933: |
Vortrag von Dr. Weil aus Stuttgart über die Arbeit des Central-Vereins
(1934)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Juni 1934: |
Heinrich Frankfurter aus Göppingen zeigt einen Palästina-Film
(1935)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. April 1935: |
Vortrag von Referendar Gutmann aus Frankfurt
(1935)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. September 1935: |
Berichte
zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde
Über
Mendes J. Cohen und seine nach Amerika ausgewanderte Familie (Artikel von 1867)
Artikel in
der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 17. Dezember 1867: "Mendes J. Cohen
(Amerika). Im Jahre 1785 wanderte Israel Cohen aus Oberdorf, einem
kleinen Platze in Württemberg, dem Geburtsorte des kürzlich verstorbenen
Rabbiners (Dr. Naphtali) Frankfurter in Hamburg und des Rabbiners Schwabacher in Odessa,
nach Amerika aus und wählte Richmond im Staate Virginien zu seinem
Wohnplatze. Nach zwei Jahren kehrte er nach Europa zurück, vermählte
sich in London mit einer Engländerin (natürlich Jüdin), die er in seine
neue Heimat brachte. Sie beschenkte ihn mit sechs Söhnen, von denen drei,
sämtlich Familien zurücklassend, schon seit längerer Zeit tot sind,
drei sämtlich Junggesellen noch am Leben.
Mendes wurde als der dritte Sohn im Jahre 1797 zu Richmond geboren,
woselbst er, sowie überhaupt die Brüder alle, eine sorgfältige
Erziehung erhielt. Da sich damals bloß eine portugiesische Gemeinde in
Richmond befand, so nahm die Familie diesen Ritus an, den sie |
auch bis
auf den heutigen Tag beibehielt. Dadurch nun und auch durch den Umstand,
dass die Mutter nur englisch sprach, wurden die Söhne der deutschen
Sprache und dem deutschen Wesen ganz und gar entfremdet. Um das Jahr 1815
verließ die ganze Familie Richmond und siedelte sich, mit Ausnahme eines
einzigen Sohnes, der sich in Norfolk, ebenfalls in Virginien, niederließ,
in Baltimore an. Hier nun zählen die Cohen seit länger als einem halben
Jahrhundert zu den hervorragendsten und angesehensten Familien nicht nur
der Stadt, sondern des ganzen Staates, eine Stellung, die sie sich, so
lange sie noch Geschäftsmänner waren, durch ihre strenge Redlichkeit,
und zu allen Zeiten durch ihren Gemein- und Wohltätigkeitssinn begründet
hatten. Kehren wir nun zu unserem Mendes zurück. Mendes J. Cohen war von
Jugend auf ein eifriger und, was in Amerika schon etwas sagen will,
ehrlicher Politiker. Niemals machte er die Politik zu einer Profession,
niemals war sie ihm 'eine tüchtige Kuh, die ihn mit Butter versorgt',
denn niemals bekleidete er ein bezahltes Amt. In seiner Jugend machte er
die Befreiungskriege mit, durchreiste später, in den Jahren 1832 und 33
Palästina, ging von da nach Nubien und besuchte auf der Rückreise fast
alle europäischen Staaten. Im Jahre 1936 wurde er zum Aide-de-camp des
Gouverneurs von Maryland ernannt. Im Jahre 1848 wurde er von der
demokratischen Partei der Stadt Baltimore mit großer Stimmenmehrheit zum
Abgeordneten für die Staats-Legislatur, die in Annapolis tagt, gewählt.
Auf seine Kollegen übte er bedeutenden Einfluss, weniger durch
hervorragende Beredsamkeit, als vielmehr durch seine imposante Persönlichkeit
und durch sein gerades und uneigennütziges Wesen. Ihm hauptsächlich
haben wir es zu verdanken, dass der so genannte Test-oath aus der erst vor
einigen Monaten ins Leben getretenen neuen Verfassung gestrichen wurde,
denn wenn auch Herr Cohen kein Mitglied der letzten Legislatur war, so ist
sein Wort doch noch von gutem Klange, nicht nur bei den hervorragendsten
Persönlichkeiten seiner Partei, sondern selbst bei seinen politischen
Gegnern. Obgleich ein Greis, nimmt Herr Cohen noch immer den lebhaftesten
Anteil an allen politischen Vorgängen, aber auch an Allem, was das wohl
und Wege seiner Glaubensbrüder betrifft. Wo es das Wohl Israels zu
fördern, wo es irgendein wohltätiges Unternehmen zu unterstützen gilt,
da finden wir seinen und seiner Brüder Namen immer in der vordersten
Reihe. Er ist Israelite im schönsten Sinne des Wortes.**)" |
Anmerkungen:
*) Die Cohen waren Eigentümer einer Bank, und als einst bei einer Krise
die sämtlichen hiesigen Banken ihre Noten gegen Gold und Silber
einzuwechseln sich weigerten, waren je die einzigen, die sich dieser
Bewegung nicht anschlossen, sondern sich verpflichtet fühlten, nach wie
vor ihre Noten einzulösen. Um sie dafür zu strafen, schlossen die
anderen Banken die Noten der Cohen'schen Firmen aus, und Niemand
erwartete etwas anderes, als dass sie in dieser großen Klemme sich
ebenfalls gezwungen sehen würden, ihre Zahlungen einzustellen. Aber sie
verkauften, oder vielmehr verschleuderten ihr bewegliches und
unbewegliches Gut um den geringsten Preis, - denn in einer Krise sinkt der
Wert aller Gegenstände – nur um den Verpflichtungen nachkommen zu können.
Jetzt zählen dieselben wieder zu den wohlhabendsten Häusern
Baltimore's."
**) Noch im Jahre 1853 bereiste Herr Cohen Europa, vergaß aber nicht nach
Wallerstein (in Bayern, an der württembergischen Grenze, wohin früher
[vielleicht jetzt noch] die Gemeinde Oberdorf ihre Toten bestattet hatte)
zu gehen, um die Gräber seiner Vorfahren aufzusuchen." |
Zum Tod von Isaak Gutmann, langjähriger Gemeindevorsteher
(1879)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. März 1879: "Oberdorf im
Ries (Württemberg). 'Die sich im Dienst an der Gemeinde abmühen,
sollen also tun um des Himmels willen, denn das Verdienst ihrer Väter
hilft ihnen, und die Gerechtigkeit ihrer Väter besteht in Ewigkeit'
(Sprüche der Väter 2,2). In der Nacht zum heiligen Schabbat
Paraschat Mischpatim starb hier Herr Isaak Gutmann – seligen Andenkens – in dem hohen Alter von 82 Jahren, dessen
ganzes Leben eine Verwirklichung obigen Satzes bildete. Über 52 Jahre
lang bekleidete er das Vorsteheramt in hiesiger Gemeinde. Von den
zahlreichen Einrichtungen, die seiner Mühe und Sorge für das allgemeine
Wohl ihre Entstehung zu verdanken haben, nenne ich den Friedhof
und die Mikwe, welch letztere
wohl selten in einer Landgemeinde zweckmäßiger und schöner getroffen
werden kann. Mehr als 50 Jahre bekleidete er an den ehrfurchtgebietenden
Tagen das Amt eines ehrenamtlichen
Vorbeters und förderte durch seinen ebenso angenehmen als verständnisvollen
Vortrag nicht wenig die Andacht und Erbauung.
Selbst ein Sohn der Tora (sc. Toragelehrter) und besonders in der Bibel (Tanach) sehr gut
bewandert, wusste er wohl, was unserer Zeit Not tut, und legte vor 21
Jahren mit dem auch für seine Verhältnisse bedeutenden Opfer von 500
Gulden den Grund zu der dahier bestehenden Stiftung 'Zur
Verbreitung der Tora unter den israelitischen Kindern', welche den
Zweck verfolgt, außer der hierzu bestimmten Schulzeit in 5-6 weiteren
Wochenstunden in der Bibel mit Raschi usw. einen ausgiebigeren Religionsunterricht zu erzielen.
Durch göttlichen beistand hat sich diese Anstalt durch anderweitige
Stiftungen (namentlich auch aus der Familie ihres Begründers) derart
vergrößert, dass ihr Bestand für alle Zeiten gesichert erscheint.
'Aber die Krone des guten Namens
übertrifft
sie alle' Zu den bereits erwähnten Eigenschaften des Verstorbenen
gesellte sich noch die strengste Rechtlichkeit und Uneigennützigkeit. So
konnte es nicht fehlen, dass der Verblichene allgemeine Hochachtung
genoss, welche sich durch die ungewöhnlich große Beteiligung aller
Konfessionen an seinem Leichenbegängnisse betätigte. So lange die
hiesige israelitische Gemeinde besteht, wird auch das Andenken an Raw
Eisik Gutmann niemals erlöschen.
E.M." |
Zum Tod von Regine Hermann geb. Maier (1881)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Oktober 1881: "Oberdorf im Ries.
Das neue Jahr brachte uns leider einen großen unersetzlichen Verlust,
indem am 2. Tag des neuen Jahres (sc. 25. September 1881) Frau
Regine Hermann nach längerem Leiden in einem Alter von kaum 57 Jahren zu
einem besseren leben einging. Die Verstorbene, welche in Wahrheit eine bescheidene
und fromme Frau genannt werden kann, machte es sich neben großer
Wohltätigkeit im Allgemeinen zu ihrer speziellen Aufgabe Wohltätigkeit
an den Lebenden wie an den Toten auszuüben. Bei öffentlichen Vergnügen,
Festen und dergleichen war sie selten oder gar nicht zu sehen – aber wo
es galt, armen oder reichen Kranken Liebesdienste zu erweisen, verschämten
Armen durch unverzinsliche Darlehen aufzuhelfen, besonders am Krankenbette
verlassener allein stehender Personen Tage und Nächte zuzubringen, - da
war die Verstorbene an ihrem Platze und in ihrem Elemente. Es ist daher
nicht zu verwundern, wenn der hiesige israelitische Frauenverein, dessen
Vorsteherin sie war, klagen muss: 'es
ist gefallen die Krone von unserem Haupte'. Wie der Prophet in der Haftara ihres Todestages ihrer Stammmutter und Namensschwester Rachel,
so rufen auch wir der Unvergesslichen die Worte nach: 'es gibt eine
Belohnung für deine Arbeit'. E.M." |
Anmerkung: die Verstorbene war am 18. Juli
1824 in Mönchsroth als Tochter des Judas Maier geboren. Sie war
verheiratet mit Haium Hermann, der nach dem Tod seiner Frau im April 1882
nach Nördlingen gezogen
ist. |
Goldene Hochzeit von
Löw Heimann und seiner Frau
(1882)
Anmerkung: Es handelt sich um Haium Löw Heimann (Schneider, Kaufmann; geb.
1805 in Oberdorf) und seine Frau Dolz geb. Schwabacher (geb. 1809 in Oberdorf),
die am 27. August 1832 in Oberdorf geheiratet hatten. Das Ehepaar hatte acht -
zwischen 1833 und 1853 geborene - Kinder, von denen zwei früh verstorben sind.
Haium Löw Heimann starb am 7. Februar 1885 in Oberdorf (siehe Bericht unten);
seine Frau Dolz am 14. Februar 1894 ebd.
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. September 1882: "Oberdorf, 19.
August. Letzten Mittwoch, an Rosch
Chodesch (sc.
es war am 1. Elul), beging der in diesen Blättern schon öfter
genannte Herr L. Heimann von hier das Fest der goldenen Hochzeit. Das
Jubelpaar hat die seltene Gnade, seine sieben Kinder sehr gut im
engeren Vaterlande versorgt zu sehen und besitzt bereits 28 Enkel und eine
Urenkelin; von den ersteren hielt einer einen gelungenen Vortrag in
Versen, der die Jugendbegebenheiten des Jubilars zum Gegenstand
hatte.
Eine synagogale Feier fand nicht statt, aber bei Tische hielten sowohl der
Rabbiner und Lehrer als auch der Jubilar selbst geeignete Vorträge;
letzterer sprach ausführlich über alle Verhältnisse seiner Jugend im
Vergleich zu Jetztzeit.
Außer vielen Gratulationen, sowohl per Telegraph als auch per Post,
gingen verschiedene Widmungen ein, darunter besonders bemerkenswert die
von zwei christlichen Mitbürgern, und Abends brachte der christliche
Gesangverein dem Jubelpaar eine Serenade. Der Gefeierte ist Senior des Talmudvereins,
dem er 50 Jahre angehört und deren 100jährige Stiftungsfeier letzten Chanukka bei einem seiner Söhne abgehalten wurde." |
Zum Tod von Löw Heimann (1885)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. April 1885: "Nachruf.
Oberdorf bei Bopfingen. Ausgangs des Schabbat
Paraschat Jitro (Schabbat mit der Toralesung Jitro = 2. Mose
18,1 - 20,23, das war Schabbat, 7. Februar 1885) ging hier ein Mann ins
bessere Jenseits, an welchem sich die Worte der Weisen über
den ... ewigen Fonds für die künftige Welt buchstäblich
bewahrheitet haben; zu 10 Jahren verlor er den Vater, musste, um sein
Fortkommen zu finden, ein Handwerk lernen, brachte es aber nebenher doch
zu bedeutenden Kenntnissen in Mischna und Gemara, sodass ihm
schon als Chatan (Bräutigam)
der Chawer (Gelehrtentitel)
verliehen wurde, er lebte in glücklicher Ehe, sah 8 Kinder, 33 Enkel und
2 Urenkel seine Stamme entsprossen, feierte vor 2 ½ Jahren die goldene
Hochzeit und war nie krank gewesen. An seinem Todestage ging er rüstig,
wie immer, zur Synagoge, machte nach Schabbatausgang
noch Hawdala
(sc. Zeremonie am Schabbatausgang), einige Stunden später fühlte er
sich wach und entschlief, beinahe 80 Jahre alt, ohne jeden Schmerz oder
Kampf von Angehörigen und Freunden umgeben, wie unser großer Lehrer Mosche
sagt mit einem Kuss; wir dürfen
deshalb getrost annehmen, dass ihm aus der Fonds im Jenseits zuteil
geworden ist.
Gestern am Schabbat Hagadol (=
Schabbat, 28. März 1885) gab's bei seinem Sohne eine Beschneidung
und eine Bar Mizwa zugleich, das
Kind erhielt natürlich seinen Namen. Seine
Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens." |
Anmerkung: der Webmaster nimmt gerne
Vorschläge für präzisere Übersetzungen der hebräischen Wendungen
entgegen - Adresse siehe Eingangsseite. |
25-jähriges
Amtsjubiläum des aus Oberdorf gebürtigen Rabbiners Dr. Schwabacher in Odessa
(1886)
Anmerkung: Simon Leon Schwabacher (geb. 1819 in Oberdorf,
gest. 1888 in Odessa), Rabbiner; Studium in München, Heidelberg und Kiel; ab
1845 Rabbiner in Schweren, danach in Lemberg; 1860 wurde er nach Odessa berufen,
wo er als Stadtrabbiner eine große soziale Tätigkeit entfaltete, zahlreiche Veröffentlichungen.
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 16. Februar 1886
(es werden nur einige Abschnitte wiedergegeben, da der ganze Abschnitt
zu weit über die Geschichte Oberdorfs hinausgeht): "Odessa, im
Januar (1886). Die Feier des 25-jährigen Amtsjubiläums des
Stadtrabbiners Dr. Schwabacher hierselbst hat sich so gestaltet, dass sie
auch von einem allgemeineren Interesse wurde, und möge es daher gestattet
sein, etwas ausführlicher darüber zu berichten....
Dr. Schwabacher wurden den 24. April 1819 in einem kleinen süddeutschen
Städtchen geboren (sc. Oberdorf), wo er seine Kindheit und die ersten
Jünglingsjahre verbrachte. Im Anfange bestand seine Erziehung
ausschließlich in der Erlernung der hebräischen Literatur und des
Talmuds; später trat er ins Gymnasium ein, worauf er in seinem 20.
Lebensjahre die philosophische Fakultät der Universität bezog. Die Universitätsjahre
verbrachte er teils in München, teils in Heidelberg, sich mit der
hebräischen Literatur befassend, da der Gedanke, sich gänzlich seinem
Volke zu widmen, ihn nicht verließ. Den Doktorhut erhielt er auf der
Kieler Universität und ein Jahr später, 1845, war er zum Rabbiner in Schwerin
gewählt. Von dort wurde er in gleicher Eigenschaft nach Lemberg berufen
und dann ging er im Jahre 1860 nach Odessa, wo er noch gegenwärtig diesen
Posten mit Würde bekleidet. |
Bei
Interesse an der Schilderung der Aktivitäten Dr. Schwabachers in Odessa
Artikel links anklicken. |
Zum Tod von Karoline Marx (1886)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. April 1886: "Oberdorf im
Ries.
Am Sonntag nach dem Heiligen Schabbat Paraschat Sarah entschlief dahier
nach längerer Krankheit Frau Karoline Marx, Gattin des Herrn Vorstehers
L. Marx, im 75. Jahre ihres Lebens und 47. ihrer glücklichen ehe zu einem
besseren Leben. Je seltener in unseren Tagen die Vorzüge zu treffen sind,
welche die Verstorbene auszeichneten, umso schmerzlicher wird die Lücke
empfunden, welche deren Hingang verursacht. Sie konnte in jeder Hinsicht
eine wackere Frau, eine bescheidene und fromme Frau im wahren Sinne
des Wortes genannt werden. Neben strenger Erfüllung der bekannten Gebote
einer israelitischen Hausfrau beobachtete die Verstorbene auch die Gebote
der Wohltätigkeit und fastete außer den Gemeindefasttagen auch an
jedem Erew Rosch Haschana (29. Elul). Möge das edle Beispiel der
Dahingeschiedenen Nachahmung finden! Ihre Seele sei eingebunden in den
Bund des Lebens! Ein jüdischer
Mann." |
Zum Tod von Veit Weil (1887)
Artikel in
der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 26. Mai 1887: "Veit Weil
in Oberdorf. Das 'Gewerbeblatt aus Württemberg', herausgegeben von
der Königlichen Zentralstelle für Gewerbe und Handel, enthält in nr. 18
(vom 1. Mai 1887) einen Artikel unter obiger Aufschrift, den wir hier umso
lieber wiedergeben, als er uns abermals einen höchst würdigen Charakter
aus den Reihen unserer Glaubensgenossenschaft vorführt. Er lautet: Zu
Oberdorf bei Bopfingen starb am 1. April dieses Jahres in seinem 76.
Lebensjahre der im ganzen Lande und Reiche und darüber hinaus wohl
bekannte und als Biedermann allgemein geehrte Fabrikant Veit Weil. Sein
Tod hat in den weitesten Kreisen aufrichtige und warme Teilnahme
wachgerufen, und das 'Gewerbeblatt', dem der Entschlafene in den
50er-Jahren schon mancherlei Aufsätze aus seiner reichen industriellen
Erfahrung zukommen ließ, gönnt wohl gerne dem Dahingeschiedenen eine
kleine Ehrentafel, welche ein Freund demselben hier zu errichten gedenkt.
Es war im Jahre 1830, dass Veit Weil mit geringen Mitteln und in kleinen
Anfängen zu Oberdorf an der Sechta eine Leimfabrik anlegte. Das Geschäft
wollte anfangs nicht gedeihen; fortwährende Versuche und Verbesserungen
verschlangen den kleinen verdienst. Aber durch unermüdliches Bemühen und
Weiterstreben, durch starke Willenskraft und eisernen Fleiß hat Weil, als
wahrer 'self-made man', ausgerüstet mit gründlichem und umfassendem
Wissen, das Geschäft zu einer Höhe und Blüte geführt, die unsere
Bewunderung verdient. Die Erzeugnisse des Geschäfts, zu denen sich Ende
der 30er-Jahre die Knochenmehlfabrikation als Düngmittel anfügte, wurden
auf allen Ausstellungen, im Auslande (Paris, London, München etc.) wie im
Inlande mit den ersten Preisen ausgezeichnet. Das Weil'sche
Etablissement umfasst zurzeit ein Areal von ca. 10 Morgen mit den nötigen
Maschinen-, Siederei- und Trockengebäuden. Die Zahl der in dem Geschäfte
täglich verwendeten Arbeiter beziffert sich auf ca. 80.
Die Liebe und Verehrung, welche der Verstorbene in so reichem Maße
mit ins Grab genommen, bekundete sich namentlich an seinem Leichenbegängnis,
zu welchem sich eine solche Menge von Leidtragenden aus allen Ständen und
Berufsklassen, aus der Nähe und Ferne eingefunden hat, wie sie der Ort
wohl noch nie gesehen. Als ein Mann von lauterem, liebenswürdigem und
bescheidenem Charakter, als tüchtiger Gewerbsmann, ein Pionier der vaterländischen
Industrie, ein unermüdlicher Arbeiter, ein warmer, jeder Aufopferung fähiger
Patriot und braver Bürger, ein Freund und Wohltäter der Armen und Gedrückten,
denen er immer willig und von Herzen seine Gaben zufließen ließ, war der
Entschlafene eine jener auserwählten Persönlichkeiten, welchen das Glück
zuteil wird, die Sympathien nicht bloß der Bürger des Orts und der
ganzen Umgegend, sondern auch aller derer auf sich zu vereinen, welche mit
ihm in Berührung kamen. 30 Jahre unausgesetzt hintereinander war er in
den Rat der Gemeinde berufen.
Ludwigsburg. J.G. Beßler." |
Über den bayrischen Landtagsabgeordneten
Carl Maison
(1887)
Anmerkung: Carl Maison (geb. 18. September 1840 als Jekuthiel Maison in
Oberdorf, gest. 1896 in München), Teilh. der Fa. A. Maison, Posamentenhandel in München; im Vorstand der Oberbayerischen Handels- und Gewerbekammer, Handelsrichter; 1887 bis 1896 Mitglied des Bayerischen Landtags, Konsul von Dänemark, Schweden und Norwegen, 1888 kgl. Kommerzienrat.
Vater von Carl Maison war der Oberdorfer Lehrer Urias (Uri) Levi
Maison-Frankfurter (geb. 1792 in Oberdorf als Urias Levi Frankfurter;
Familienname später in Maison umbenannt), seit 1835 Lehrer und Vorbeter in
Oberdorf), gest. 1856 in Oberdorf.
Zwei Brüder von Urias Levi Maison-Frankfurter kamen auch zu einiger
Berühmtheit:
Bernhard Frankfurter (geb. 1801 in Oberdorf), war in Nordstetten
Lehrer von Berthold Auerbach (gest. 1868).
Naphtalie Frankfurter (geb. 1810 in Oberdorf, gest. 1866 in Hamburg) war
zunächst Rabbinatsverweser in Lehrensteinsfeld,
1860 bis 1840 Rabbiner in Braunsbach, 1840-1866 Tempel-Prediger in Hamburg (wurde 1848 in die Hamburger Konstituierende Versammlung gewählt; gab zusammen mit Berthold Auerbach 1838 die
"Gallerie der ausgezeichneten Israeliten aller Jahrhunderte" heraus).
Großvater von Carl Maison bzw. Vater der genannten drei Brüder war der Oberdorfer
Rabbiner Moses Levi Frankfurter (geb. 1764 in Kriegshaber
als Sohn eines Privatgelehrten Hessel und der Fradel aus Oberdorf; gest. 1828 in
Oberdorf).
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Juli 1887: "Aus Bayern, 15. Juli
(1887). Dem 'Fränkischen Kurier' entnehmen wir Folgendes: Die beiden
in München gewählten freisinnigen Landtagsabgeordneten, Freiherr von
Stauffenberg und Maison, kann Württemberg für sich reklamieren. Der
Freiherr ist in Württemberg Besitzer von 4 Rittergüter: Rißtissen,
Oberamts Ehingen, Stammsitz; Wilfingen, Oberamt Riedlingen; Geislingen,
Oberamt Balingen und Baisingen, Oberamt Horb. Maison ist geborener Württemberger
aus Oberdorf bei Bopfingen, wo sein Vater Maison – Frankfurter Lehrer
war und 1856 starb: derselbe war ein begabter Literat! Ein Oheim Bernhard
Frankfurter war der Lehrer Berthold Auerbachs und ist in dessen
Briefwechsel öfters erwähnt; ein anderer Oheim Naftalie Frankfurter
starb 1863 als berühmter Kanzelredner und homiletischer Schriftsteller in
Hamburg. Die Nekrologe der drei Brüder sind seinerzeit im 'Schwäbischen
Merkur' erschienen. Carl Maison, Mitbesitzer der gleichnamigen Großhändlerfirma
in seiner jetzigen Heimat München, hat sich dort durch seine
volkswirtschaftlichen Kenntnisse und Erfahrungen die Ehre des Sitzes im
bayerischen Landtage errungen und seine schwäbischen Landsleute sind
stolz auf ihn." |
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Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 28. Juni 1887:
"Bonn, 24. Juli (1887). (Notizen). In Württembergischen Blättern
wird mitgeteilt: der in München von der liberalen Partei gewählte
Landtagsabgeordnete Karl Maison, Mitbesitzer der gleichnamigen
Großhändler-Firma in München, ist hier (sc. in Württemberg
beziehungsweise in Oberdorf) gebürtig, Sohn des im Jahre 1856
verstorbenen Lehrers Maison - Frankfurter. Karl war beim Tode des Vaters
16 Jahre alt, sein ältester Bruder war bis vor 4 Jahren Lehrer in Lauchheim.
Der Gewählte ist seit 1871 Handelsrichter und seit 1875 Mitglied der
Handels- und Gewerbekammer für Oberbayern und in derselben Referent in
hochwichtigen industriellen Tagesfragen. Mehrere Vorträge über
volkswirtschaftliche Themata von ihm sind im Druck erschienen wie: Der
Kaufmann im wirtschaftlichen und sozialen Leben; Schlechte Zeiten; Aus dem
Verkehrsleben der Neuzeit und anderes mehr. Derselbe ist auch in das
Direktorium der nächstjährigen deutsch-nationalen
Kunstgewerbe-Ausstellung gewählt. Drei Brüder Frankfurter haben sich rühmlich
ausgezeichnet, der oben genannte Maison, der als Lehrer in Oberdorf starb,
ein zweiter Bernhard, Lehrer Berthold Auerbachs, der dritte Naphtalie,
ein Schüler des Ellwanger Gymnasiums, starb als berühmter Kanzelredner
in Hamburg." |
Der bayrische Landtagsabgeordnete Carl Maison wird zum
königlich-bayrischen Kommerzienrat ernannt (1888)
Artikel in
der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 1. November 1888: "Herr
Carl Maison, Landtagsabgeordneter in München, wurde von Seiner Königlichen
Hoheit dem Prinzregenten Luitpold von Bayern zum königlich bayerischen
Kommerzienrat in Anerkennung seiner Verdienste um die königlich bayrische
Kunstgewerbe-Ausstellung ernannt; er ist geboren in Oberdorf und Sohn des
seligen Maison, Frankfurter Lehrers daselbst." |
Auszeichnung für Bezirksarzt Dr. David
Essinger
(1891)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. Februar 1891: "Herr Dr. David
Essinger (sc. nicht: Essiger), Bezirksarzt für Oberdorf und Umgebung, übt seinen ärztlichen
Beruf seit 47 Jahren in seinem Geburtsorte und in der Umgegend aus. Nach
25- und 40jähriger Berufstätigkeit wurden ihm Ovationen dargebracht, das
Ehrenbürgerrecht in seinem Wohnorte verliehen, ein Ehrenpokal mit Widmung
überreicht. Gesundheitsrücksichten veranlassten ihn, seine ärztliche Tätigkeit
aufzugeben, und er wird, in den Ruhestand getreten, nach Ulm übersiedeln.
Die Amtskorporation, die Bezirksorte und seine Heimatgemeinde
veranstalteten ihm eine Abschiedsfeier. Der Bezirksbeamte Oberamtmann Lang
von Neresheim überreichte ihm auf dem Rathause im Auftrag der
Amtsversammlung einen kostbaren Diamantring, die Ortsvorsteher der
Bezirksgemeinden sprachen dem Gefeierten im Namen ihrer Bürgerschaften
Dank und Verehrung aus. Abends war ein Festbankett, wobei Toaste in
gebundener und freier Rede den Gefeierten verherrlichten. Dr. David Essinger war auch viele Jahre Mitglied des Kultusvorstandes der
israelitischen Gemeinde gewesen und hat das gesetzestreue Judentum
aufrechterhalten; er war eifriges aktives Mitglied des Talmudvereins und
ist ein Kenner der umfangreichen jüdischen Literatur. Möge sein
Ruhestand ihm zum Segensstand werden!" |
Anmerkung (mitgeteilt durch Rolf Hofmann,
Stuttgart: bei Dr. David Essinger handelt es sich um den Großvater der
bedeutenden Pädagogin Anna Essinger (siehe Herrlingen).
|
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David Essinger ist am 28. Januar 1817 in Oberdorf geboren als Sohn
von Salomon Jacob Essinger und seiner Frau Glückle geb. Kahn. Er starb am
6./7. April 1899 in Ulm.
Über seine Familie informiert das Familienblatt von Rolf Hofmann: Family
Sheet Dr. David Essinger of Oberdorf (eingestellt als pdf-Datei)
Zum Stammbaum (Essinger Ahnenreihe) liegt ein weiteres Blatt von
Rolf Hofmann vor: Essinger
Family of Oberdorf + Ulm (eingestellt als pdf-Datei)
Das Foto links erhielt Rolf Hofmann von Mrs. Ullman Tolan
(USA). |
Julius Heimann bekennt sich zu seinem jüdischen
Glauben (1893)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. Oktober 1893: "Aus Württemberg.
Wenn die Juden Württembergs – durch die Reformbestrebungen der
israelitischen Oberkirchenbehörde auf liturgischem Gebiete – im
Auslande bezüglich der religiösen Zustände in Misskredit gekommen sind,
so finden sich auch hier analog dem Vorgange 1. Buch König Kap. 19 Vers
18 immer noch Männer, die durchdrungen von der Heiligkeit unserer Lehre
bereit sind, die schwersten Opfer zu bringen, der von Alters her gerühmten
und geübten Enthaltsamkeit sich hinzugeben, um sich vor Übertretung
unserer heiligen Gebote zu hüten. So
unternahm Herr Julius Heimann aus Oberdorf bei Bopfingen im August dieses
Jahres eine 6-wöchige Reise zur Weltausstellung nach Chicago, ohne auf
der Hin- und Herreise weder auf dem Lande noch zur See irgendetwas Verbotenes
gespeist zu haben, und trotzdem kam er – voll der herrlichsten
Reiseeindrücke wohlbehalten in die Heimat zurück." |
Zum Tod von Dolz Heimann (1894)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. März 1894: "Oberdorf im Ries.
Wenn unsere Weisen – das Andenken an die Gerechten ist zum Segen
– sagen: (hebräisch und deutsch) 'Der Weggang eines Frommen
hinterlässt eine fühlbare Lücke' – so ist dies leider in
unserer Zeit umso mehr der Fall, als in den meisten Gemeinden besonders
auch die Frauen selten werden, welche in Wahrheit verdienen eine
bescheidene und fromme Frau genannt zu werden, wie Frau Dolz
Heimann – Friede sei mir ihr -, Witwe des H. L. Heimann – Friede
sei mit ihm, Kaufmannes dahier, welche am Donnerstag, dem 9. Adar (=
15. Februar 1894) im Alter von nahezu 85 Jahren sanft entschlief und am Freitag
vor Schabbat Tezawe (d.i. Freitag vor Schabbat mit der Toralesung
Tezawe = 2. Mose 27,20 - 30,10, das war Freitag, 16. Februar 1894)
begraben wurde. Sie beobachtete bis zu ihrem Ende alle Fasttage, und während
sie für ihre eigene Person sehr anspruchslos und sparsam war, übte sie Wohltätigkeit
in reichlichem Maße – es sei ihr ein großer Lohn dafür von dem
Gott Israels. Ein jüdischer Mann." |
Der Gemeinde- und Stiftungspfleger Elkan Gutmann wird
ausgezeichnet (1896)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. März 1896: "Oberdorf im
Ries. Am
25. Februar, dem Geburtsfeste Seiner Majestät des Königs Wilhelm II. von
Württemberg, wurde die hiesige Gemeinde durch die freudige Nachricht aufs
angenehmste überrascht, dass von Seiner Majestät dem israelitischen
Gemeinde- und Stiftungspfleger Elkan Gutmann dahier die Verdienstmedaille
des Friedrichordens verliehen worden ist. Dieselbe wurde Herrn Gutmann,
der obige Ämter seit 44 Jahren in verdienstvoller Weise bekleidet, im
Beisein der Vertreter der bürgerlichen Kollegien, des Vorsteheramtes usw.
von dem Ortsvorstande unter passender Ansprache an die Brust geheftet.
Bemerkt sei noch, dass Herr Gutmann einer derjenigen gewesen ist, welche
im Jahre 1852 gegen die auf Schmälerung der 1849 erworbenen Rechte der Württemberger
Juden bedachte Reaktion erfolgreich ankämpfte, und, im Verein mit
Gleichgesinnten, die vollkommene Emanzipation der Juden Württembergs
schließlich auch erreichte. Möge es dem also Ausgezeichneten vergönnt
sein, noch lange obige Ämter zum Wohl der Gemeinde weiterzuführen. Ein
jüdischer Mann." |
Zum Tod von Mathilde Falk (1898)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. April 1898: "Oberdorf bei
Bopfingen. Eine wackere Frau im
wahren Sinne des Wortes wurde heute unter großer Beteiligung zu Grabe
getragen. Es war dies Frau Mathilde Falk von hier, die nur ein Alter von
56 Jahren erreichte. Durch ihre Menschenfreundlichkeit verstand sie, sich
bei Israeliten und Christen einen guten Namen zu erwerben und zu erhalten.
Herr Rabbinatsverweser Dr. Kroner widmete der Verblichenen einen
wohlverdienten Nachruf und schilderte sie als wahre Tochter
Zions, als eine Frau, welche noch den echten jüdischen Geist für die
heilige Religion hegte und pflegte, als eine aufopfernde Mutter, die es
verstand, durch ihr Entbehren und Entsagen, durch ihre Gewissenhaftigkeit
in Ausübung der heiligen Gebote ihren Kindern das höchste Kleinod, den
wahren ungeheuchelten Glauben zu geben, als eine fürsorgende Gattin,
welche durch ihre aufrichtige Liebe zu ihrem Gatten, dem Gatten das
Gewesen, was nur eine wackere Frau
sein kann und sein soll." |
Zum Tod von
Moses Falk, Lehrer und Toraschreiber (1902)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom
9. Oktober 1902: "Oberdorf, im Ries. Der Anfang des ernsten
Elul hat uns einen Verlust gebracht, dessen Größe nicht nur für die
Kinder und sonstigen Verwandten, nicht bloß für die Gemeinde, sondern
auch für die gesetzestreuen Jehudim umso schmerzlicher ist, als die Zahl
der letzteren in unserem engeren Vaterlande leider eine sehr kleine ist. Unser
Herr, Herr Mosche, Sohn unseres Herrn, Herrn Jehoschua Moses Falk
starb unerwartet schnell in der Frühe des 2. Elul (= 4. September 1902)
an einem Herzleiden, im 61. Lebensjahre. Sowohl von väterlicher, als
mütterlicher Seite entstammte er einer Familie, deren Haus als Ohel
Thauroh (Zelt der Tora) weithin bekannt war. Geboren zu Braunsbach
Oberamt Künzelsau, wuchs er auf gemäß den Segnungen der Tora und
widmete sich dem Stande eines Sofer (Toraschreibers), zu welchem
Zwecke er bei dem bekannten Goldschmidt zu Heidingsfeld
in die Lehre trat. Mit bestem Erfolge verbrachte er seine Lehrzeit; denn
abgesehen von seinen Leistungen als Sofer, war er während derselben
bemüht, seine Kenntnisse in unserer heiligen Tora unablässig zu
erweitern. Später bekleidete er in einigen Gemeinden des
württembergischen Franken die Stelle eines Religionslehrers und Schochet;
daneben betrieb er das Geschäft eines Sofer. Da aber das letztere in
einer merkwürdigen Anspruchslosigkeit befleißigt, keine Familie zu
ernähren vermag, widmete sich der bescheidene (?) Gerechte dem
kaufmännischen Gewerbe. Aber auch dann hörte er nicht auf, Zeiten
für das Torastudium festzusetzen und das Wort: nicht erlosch in der
Nacht sein Licht kann buchstäblich auf ihn angewendet werden. Von
seinem Verdienst in der Erfüllung der Weisungen kann sich nur
derjenige einen Begriff machen, der ihn näher zu kennen Gelegenheit
hatte. Seine Kinder erzog er gleichfalls zu guten Jehudim. Seine Seele
sei eingebunden in den Bund des Lebens. H." |
Zum
Tod des Fabrikanten Julius Heimann (1903)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 2.
Juli 1903: "Oberdorf, bei Bopfingen. Am 10. Juni dieses Jahres
wurde auf hiesigem israelitischen Friedhofe ein Mann zur ewigen Ruhe
gebettet, welcher würdig war, dass wir seiner in diesem Blatte gedenken
und ihm einen wohlverdienten Nachruf widmen. Es war dies der seit 2.
Januar dieses Jahres in Nürnberg weilende Herr Julius Heimann, Seniorchef
der weitberühmten Firma H.L. Heimann-Oberdorf-Bopfingen. Einen
imposanteren Leichenzug hat wohl die Gemeinde Oberdorf noch nicht gesehen.
Sämtliche Vereine, die Spitzen der bürgerlichen und Schulbehörden von
Oberdorf und Bopfingen, viele Verwandte, Freunde und Bekannte von Ost,
West, Süd und Nord, etwa 5-600 Menschen, waren anwesend, um dem allgemein
beliebten und geschätzten Biedermann, Julius Heimann, die letzte Ehre zu
erweisen.
Herr Dr. Kroner, Bezirksrabbiner von Oberdorf, entwarf in seiner
vom Herzen kommenden und zu herzen gehenden, erhebenden Grabrede ein
getreues Bild des sanft Entschlafenen. Er schilderte den Verblichenen,
unter Zugrundelegung des Textes aus den Sprüchen Salomon Kap.
19,21 'Viele Gedanken sind im Herzen des Menschen, aber der Ratschluss
des Herrn hat Bestand', als einen Mann mit ehrenhaftem,
ungekünstelten Charakter, auf den sich die Worte des ersten Psalms 'Heil
dem Mann, der nicht wandelt in dem Rat der Frevler', anwenden lassen.
Er war ferner ein Mann, der gleich tüchtig für sein Geschäft, wie für
seine Familie, wie für die israelitische Gemeinde Oberdorf, in welcher er
durch sein großes talmudisches Wissen und seine ungeheuchelte
Frömmigkeit viele Jahre das Ehrenamt eines Kirchenvorstehers und das eine
Baal Tefilla (ehrenamtlicher Vorbeter) versah. Er war ein Mann der
Intelligenz für die politische Gemeinde Oberdorf, in welcher er eine
lange Reihe von Jahren nicht nur Gemeinderat, sondern ein Rat für die
Gemeinde, für Witwen, Waisen und Arme war. Sein Verlust ist daher für
die Gemeinde Oberdorf ein sehr großer und fühlbarer.
Herr Schultheiß Berg - Oberdorf trat als zweiter Redner auf und
rühmte neben den vielen, schönen Tugenden das Dahingeschiedenen speziell
den Sinn für die Pflege und Förderung des konfessionellen Friedens.
Seine Seele sei eingebunden im Bund des
Lebens." |
Goldene Hochzeit von H. L. Rosenberger und seiner Frau (1904)
Anmerkung: Es handelt sich um den Bäckermeister Haium Löw Rosenberger (geb.
1829 in Oberdorf) und seine Frau Mina geb. Rosenberger (geb. 1823 in Oberdorf),
die am 23. Oktober 1854 in Oberdorf geheiratet hatten. Das Ehepaar hatte acht
Kinder, die zwischen 1854 und 1869 geboren sind. Ein Sohn war der spätere
Lehrer Samuel Rosenberger, der von 1896 bis 1909 in Ernsbach, von 1909 bis 1928
in Laupheim als Lehrer tätig war und 1939 in Stuttgart gestorben ist.
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. November 1904: "Oberdorf im
Ries,
26. Oktober (1904). Am Sonntag, den 9. dieses Monats, dem 1. Cheschwan,
feierte dahier Herr H. L. Rosenberger und seine Gattin das Fest der
goldenen Hochzeit in Rüstigkeit des Geistes und Körpers, umgeben von
ihrem ganzen Familienkreise. Schon am Freitagabend ließ die jüdische
Gemeinde durch ihren Rabbiner, Herrn Dr. Kroner und ihren Lehrer als
Angebinde einen Stock mit silbernem Griffe überreichen. Am Schabbos
gedachte der verehrte Herr Rabbiner in treffenden Worten des Jubelpaars im
Anschluss an den Text zu Ehren des Geburtsfestes Ihrer Majestät der Königin
(Hiob 10,12). Am Sonntag erschien die ganze jüdische Gemeinde und viele
christliche Einwohner des Ortes in der Behausung des Jubelpaares, um ihre
Glückwünsche unter Darreichung von Geschenken persönlich darzubringen.
Auch von auswärts liefen viele telegraphische und briefliche
Gratulationen ein. Der Jubilar, der im 76. Jahre steht, versieht heute
noch sein Handwerk (Bäcker) und ist schon über 49 Jahre als Vorbeter an
den Sabbaten und Festtagen in der Gemeinde tätig. Möge demselben vergönnt
sein, noch lange Jahre diesen Posten ausfüllen zu können und möge
Gottes Gnade über dem Jubelpaare walten, dass es auch die diamantene
Hochzeit feiern könne." |
Über
Siegfried Neumetzger, gefallen im Ersten Weltkrieg (1917)
Jüdische
Kriegsteilnehmer im Ersten Weltkrieg aus Oberdorf mit Bopfingen und Aufhausen
(1914/18)
Aus dem Buch "Jüdische
Frontsoldaten aus Württemberg und Hohenzollern", herausgegeben
vom Württembergischen Landesverband des Centralvereins deutscher
Staatsbürger jüdischen Glaubens.
Stuttgart 1926
(erhalten von Peter Karl Müller, Kirchheim / Ries) |
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Titelblatt |
Seite zu Oberdorf, Bopfingen
und Aufhausen |
25-jähriges
Amtsjubiläum des Gemeindevorstehers Isak Sänger (1919)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 19. Dezember
1919: "Herr Kirchenvorsteher Isak Sänger in
Oberdorf-Bopfingen feierte an seinem 70. Geburtstage zugleich sein
25-jähriges Amtsjubiläum als Vorsteher. Das Kirchenvorsteheramt (d.h.
Vorsteheramt der jüdischen Gemeinde) brachte ihm zu dieser
Doppelfeier seinen Glückwunsch dar und überreichte ihm ein sinniges
Geschenk. Auch die Oberkirchenbehörde ließ durch das Rabbinat dem
Jubilar ihren Glückwunsch und die Anerkennung seines verdienstvollen
Wirkens aussprechen." |
Zum Tod von Getta Rosenberger
(1927)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. September 1927: |
Zum Tod von J. Bernheimer
(1928)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. August 1928: |
Goldene Hochzeit von Heinrich Leiter und Amalie geb. Levi
(1929)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. September 1929: |
75. Geburtstag von Regine Sänger
(1930)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. März 1930: |
Der Sohn von Rabbiner Dr. Kroner wurde in den Vorstand der "Deutschen
Gesellschaft für Rheumabekämpfung" gewählt
(1930)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Juni 1930: |
Zum Tod von Dr. Moritz Benedikt (1930)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Juni 1930: |
Zum Tod von Henriette Rosengart geb. Rieser (geb. in Oberdorf, gest. 1930 in
München)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Juni 1930: |
Zum Tod von Chlothilde Heimann
(1931)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. August 1931: |
Zum Tod von Sally Pappenheimer (Bopfingen, 1932)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. Mai 1932: "Oberdorf-Bopfingen (Württemberg),
6. Mai (1932). Gestern wurde hier der weit über die Grenzen seiner Heimat
bekannte, beliebte und geachtete Kaufmann Sally Pappenheimer von Bopfingen, 72 Jahre alt, zu Grabe getragen. Er verdient es, dass seiner
auch in diesen Blättern gedacht wird. Über 21 Jahre lang war er Mitglied
des Vorsteheramts und seit 2 Jahren Vorsitzender desselben. Zweimal gehörte
er auch der Württembergischen Israelitischen Landesversammlung an. Er
bekannte sich zu dem Grundsatz, dass man sich als Vertreter einer jüdischen
Gemeinschaft streng an die altbewährte Überlieferung zu halten habe,
dass man nicht einreißen und zerstören darf, sondern aufbauen,
vertiefen und erweitern muss. Am Grabe schilderten die Herren Rabbiner Dr.
Cohn – Ulm, Oberlehrer Erlebacher – Oberdorf, Dr. Lehmann –
Stuttgart und Hermann Marx – Bopfingen die hohen Verdienste des
Dahingeschiedenen und seine segensreiche Wirksamkeit, sowie seinen edlen
Sinn für Wohltätigkeit und Gastfreundschaft. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens." |
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Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Mai 1932: |
100-jähriges Bestehen der Webwarengroßhandlung Gebrüder Heimann
(1932)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Oktober 1932: |
Zum Tod von Sigmund Neumetzger
(1932)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Dezember 1932: |
Zum Tod von Fanny Pappenheimer, Witwe von Sally Pappenheimer
(1933)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. Februar 1933: |
Zum Tod von Amalie Waldmann geb. Mendel
(1933)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 8. November 1933: |
Zum Tod von Moritz Strauß
(1934)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. März 1934: |
Zum Tod von Regine Sänger
(1934)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. November 1934: |
Anzeigen
und Dokumente jüdischer Gewerbebetriebe,
der jüdischen Gemeinde oder Privatpersonen
Ritualien zu verkaufen (1923)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Juni 1923:
"Ein sehr gut
erhaltenes
Haphtora-Sefer
sowie eine gut erhaltene
Sefer Tora
verkauft
Israelitisches Kirchenvorsteheramt Oberdorf bei Bopfingen (Württemberg)." |
Todesanzeige
für Fanny Goldstein geb. Vollweiler (1928)
Anzeige
in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des
"Central-Vereins") vom 19. Oktober 1928:
"Nach kurzer, schwerer Krankheit verschied am 12. Oktober meine liebe
Frau, unsere geliebte Mutter, unsere liebe Schwester
Frau Fanny Goldstein geb. Vollweiler
im Alter von 42 Jahren.
Oberdorf-Bopfingen im Oktober 1928.
Die tieftrauernden Hinterbliebenen." |
Hochzeitsanzeige von Josef Reutlinger und Bella geb. Kroner
(1928)
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 1. August 1928: |
Verlobungsanzeige
für Claire Löwenstein und Gustav Erlebacher (1929)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. Januar 1929:
"Claire
Löwenstein - Gustav Erlebacher.
Verlobte.
Richelsdorf - Frankfurt am Main. Uhlandstraße 46 III
/ Oberdorf - Bopfingen - Frankfurt am Main." |
Weitere
Dokumente aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde in Oberdorf
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim/Ries; Anmerkungen
gleichfalls auf Grund der Recherchen von P.K. Müller)
Umschlag
eines Briefes an U.J. Schwabacher
in Oberdorf (1858) |
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Der Brief ist an U. J. Schwabacher
adressiert. In den Familienbüchern von Oberdorf finden sich zwei
Schwabacher: Urais Schwabacher, Handelsmann (geb. 2. Februar 1788, gest.
25. August 1858 (3 1/2 Wochen nach Erhalt des Briefes) und Joel
Schwabacher, Landwirt (geb. 14.Juni 1829, gest. 26. Dezember 1860 (31-jährig und
anderthalb Jahre nach seiner Hochzeit). Der Vater von Urias hieß auch Joel. |
Rechnung der
Firma H. Steinhardt
in Oberdorf (1870) |
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Die
Rechnung der Firma H. Steinhart in Oberdorf wurde am 9. Oktober 1870 an
David Pappenheimer, Pfleger der Breitel Neumetzger
ausgestellt. |
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Briefumschlag
von
Veit Weil in Oberdorf (1887) |
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Umschlag eines Briefes, versandt von Veit
Weil (Oberdorf) an Julius Wyler in Baden
(Schweiz) am 5. August 1887 - mit rückseitigem Gruß von Veit Weil:
"Herzliche Grüße an Alle von Emil". Emil Weil war ein Enkel von Firmengründer Veit Weil, Leim -, Collagen und
Degrasfabrik. Sein Vater Michael Weil führte den Betrieb in der zweiten Generation weiter und sein Bruder Karl Weil daran anknüpfend in der
dritten Generation. Die Eltern von Emil Weil waren Moses Michael Weil und Anna
geb. Guggenheimer. Emil wurde 1870 geboren und starb schon sehr früh im Alter von 19 Jahren 1889. Er wurde
beigesetzt im jüdischen Friedhof in Oberdorf.
vgl. zur Familie: Ancestral Chart: Weil
Family of Oberdorf von Rolf Hofmann. |
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Rechnung
von Berthold Marx
in Oberdorf (1888) |
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Berthold Marx betrieb in Oberdorf
ein Cigarren en-gros, Kautschuhstempel- & Visitenkarten-Geschäft. Die
obige Rechnung datiert vom 1. Januar 1888 und wurde an Adolf Bergmüller
in Oberdorf geschickt. |
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Eintrag in ein Poesie-Album
in Oberdorf
von S. Hohenemser aus Haigerloch (1888) |
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"Jedem
Blättchen..., jedem Vöglein..., jeder Welle.... sag ich's, dass mein
Herz Dir ewig lebt.
Dies zur freundlichen Erinnerung von Ihren Freund S.
Hohenemser
aus Haigerloch Hohenzollern.
Oberdorf 1. Nov. 1888". |
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Rechnung, verschickt von
Heium Löb
Heimann aus Oberdorf am
15. Dezember 1895 nach Heidenheim |
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Dokument der Fa. Heimann
nach
dem Zusammenschluss mit
der Leder-Leimfabrik Schieber |
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Rechnung des
Jacob Bär Lehmann
(Oberdorf) (1890) |
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Die
Rechnung von Jacob Bär Lehmann ("Papier & Cigarren en gros"
in Oberdorf) wurde am 22. Dezember 1890 für die Gemeindepflege in
Heuchlingen ausgestellt. Jacob Bär Lehmann ist am 24. April 1840 in
Oberdorf geboren und am 17. April 1922 ebd. gestorben. Seine Söhne
Leopold (geb. 1867) und Isak Lehmann (geb. 1872) sind in Theresienstadt
umgekommen. |
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Handlungsvollmacht
für Rabbiner
Dr. Hermann Kroner (1898) |
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Es handelt sich um eine Handlungsvollmacht
des in Trier wohnenden Kaufmanns Adolf Mayer für Rabbiner Dr. Hermann Kroner,
ihn und seine Erben in der Nachlasssache der verstorbenen Rösle Adler zu vertreten.
Ausgestellt und notariell bestätigt wurde die Vollmacht in Trier am 20. Mai 1898 von Notar Peter Eiden.
Zu Rabbiner Dr. Hermann Kroner siehe oben.
Rösle (Rosa) Adler (geb. im März 1821, gest. 28. Dezember 1897 in
Oberdorf) war eine Tochter von Rabbiner Gabriel Marx Adler (weitere
Informationen siehe oben) und Chaja Blümle (geb. 6. August 1793 in
Oettingen als Tochter von Rabbiner
Pinchas Jakob Ellenbogen, gest. 27. November 1866 in Oberdorf). Adolf
Mayer (ursprünglich Wolf Mayer) war ein Sohn des Rabbiners in Hechingen
Dr. Samuel Mayer. Dieser wiederum war verheiratet mit Jette Adler, einer Schwester von Rösle Adler.
Quellen: Genealogische Informationen von Rolf Hofmann, HarburgProject. |
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Karte der Leimfabrik Fa.
Heimann
(Bopfingen) vom 25. Juli 1898 |
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1885 aus Jerusalem nach
Oberdorf versandte Karte |
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Die Karte mit Grüßen
zum Neuen Jahr wurde am 19. August 1885 von Luzer Mendel Wekselstein
aus Jerusalem an B. Bär nach Oberdorf versandt (Anmerkung: die Karte
war im Internet angeboten, konnte jedoch von P.K. Müller nicht ersteigert
werden, daher nur die Abbildungen der Karte aus dem Angebot). |
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Um 1900 von Babette
Pappenheimer
verschickte Karte |
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Karte um
1900 mit Unterschrift von "Deiner Freundin Babette Pappenheimer" |
Das
Manufakturwarengeschäft
von H. L. Heimann |
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1912 an Mendel
Lamm in Oberdorf
verschickter Brief mit
Einlieferungsschein |
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vgl.
eine auf der Seite zu Aufhausen
eingestellte Karte, deren Absenderin sich bei Familie Lamm in
Oberdorf aufgehalten hat. |
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1919 von
Hermann Baer
(Oberdorf - Augsburg) nach
Bopfingen verschickte Karte |
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Es
handelt sich um eine gemalte Karte. Maler und Versender ist Hermann
Baer, geb. 1898 in Oberdorf als Sohn des Distriktarztes Dr. Salomon
Bär (seit 1909 Arzt in Baden-Oos) und seiner Frau Klara geb. Guggenheimer
aus Augsburg. Als Adresse gibt Hermann die Adresse seines Großvaters
mütterlicherseits an (Ulrich Guggenheimer in Augsburg). |
Anmerkung
zum Distriktsarzt Dr. Salomon Baer: Dr. med. Salomon Bär
ist
geboren am 31. Mai 1870 in Oberdorf als Sohn von Bernhard Bär und seiner
Frau Mina geb. Wolf. Er heiratete am 31. Mai 1897 in Augsburg Klara geb.
Guggenheimer, eine am 28. Oktober 1877 in Augsburg geborenen Tochter des
Güterhändlers Ulrich Guggenheimer und seiner Frau Fanny geb.
Einstein. Drei Kinder sind noch in Oberdorf geboren: Hermann Baer
(geb. 4. April 1897), Wilhelma Dorothea Baer (geb. 16. September
1899) und Bernhard genannt Rudolf Baer (geb. 29. Juli 1904, später
verheiratet mit Else geb. Thurnauer http://www.geni.com/people/Rudolf-Baer/6000000002565448463).
Dr. Salomon Baer verzog im August 1909 nach Oos bei Baden-Baden.
Am 22. Oktober 1940 wurde Dr. Bär in das südfranzösische Lager Gurs
deportiert, wo er am 16. November 1940 umgekommen ist.
Von Salomon Baer stammt das Buch "Wetterleuchten -
Aphorismen":
Dieses Buch erschien mindestens in vier verschiedenen Ausgaben:
Verlag Joachim, München
1909. Feuer-Verlag Leipzig 1924. Verlag P.J. Oestergaard, Berlin-Schöneberg
1928 / 1930. Verlag Gotthard Roll & Co Berlin
1935.
Einzelne Zitate siehe www.aphorismen.de
www.zitante.de |
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Kartenbrief aus Stuttgart
nach
Oberdorf vom 14.01.1921 an die
Witwe von Max Levi |
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Die Witwe von Max
Levi war vermutlich Jeanette Levi geb. Heimann aus Oberdorf, die mit dem
Fabrikanten Max Levi in Stuttgart verheiratet war. Max Levi war 1894
verstorben, seine Witwe (gest. 1938) hielt sich vermutlich nach dem Tod
ihres Mannes immer wieder in Oberdorf auf. |
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1938 von Max
Lamm nach
Oettingen verschickter Brief |
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Die
Empfängerin des am 24.11.1938 verschickten Briefes - Betty Lamm - wurde am 24.7. 1869 in
Oberdorf geboren und war die Schwester von Moritz Lamm, der am 6.9. 1909 in
Ellwangen Adele, geb. Neumann aus Oettingen heiratete. Betty ging 1939 nach
Oberdorf zurück, wo Sie am 3. März 1941 verstarb. Absender des Briefes ist Max Lamm, Betty´s Neffe, der einzige Sohn von Moritz und Adele Lamm.
Moritz Lamm ist 1939, als Betty zurück nach Oberdorf ging, nach Sao Paulo in Brasilien ausgewandert.
Die 1. Deportation in Oberdorf fand am 12.1.1941, die 2. Deportation am 26.4.1942 statt. Betty Lamm starb 7 Wochen nach der 1. Deportation.
Eine Sara Lamm , geboren 1874, wurde am 26.4.1942 deportiert. Es könnte sich hier um eine Schwester von Betty gehandelt haben. |
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Sonstiges
Erinnerungen an die Auswanderungen im 19. Jahrhundert: Grabstein in New York für
Samuel Goodman (Gutmann) aus Oberdorf (1829-1888)
Anmerkung: das Grab befindet sich in einem jüdischen Friedhof in NY-Brooklyn.
Samuel Gutmann war ein Sohn des Handelsmannes und zeitweisen Gemeindevorstehers
Hirsch Gutmann (1774-1841) und seiner (zweiten) Frau Sprinz Gutmann geb. Gutmann
(1792-1848, Tochter des Handelsmannes Jonas Gutmann in Oettingen und seiner Frau
Tölz).
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Grabstein für "Samuel
Goodman
Born in Oberdorf Württemberg
January 9, 1829 Died April 19, 1888" und
"Eliza Goodman, Born in New York,
September.... Died June 19,1915". |
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