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in Pirmasens
Pirmasens (Kreisstadt,
Rheinland-Pfalz)
Texte/Berichte zur jüdischen Geschichte der Stadt
Die nachstehend wiedergegebenen Texte mit
Beiträgen zur jüdischen Geschichte in Pirmasens wurden in jüdischen Periodika
gefunden.
Bei Gelegenheit werden weitere Berichte ergänzt.
Übersicht:
Berichte zu
den Beamten und Angestellten der Gemeinde
Anzeige von Lehrer und I. Kantor Abraham Michel
(1898)
Anmerkung: Abraham Michel war von 1891 (als Nachfolger von Lehrer Nathan) bis 1930 - fast 40 Jahre lang - Leiter der Israelitischen Volksschule, zugleich Erster Lehrer
(Oberlehrer) der Gemeinde.
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. September 1898: "Knaben,
welche höhere Lehranstalten, Progymnasium oder Realschule mit
Einjährigen-Berechtigung zu Pirmasens besuchen wollen, finden
liebevolle Verpflegung, Beaufsichtigung und Nachhilfe
bei
A. Michel, Lehrer und I. Kantor, Pirmasens
(Pfalz)." |
Erhöhung des Gehaltes des Kantors Markus Slodki (1901)
Anmerkung: Markus Slodki war seit 1896
Kantor der jüdischen Gemeinde Pirmasens. Seit 1914 wohnte er mit seiner Frau Berta
geb. Levi (aus Walldorf) im Haus
Zweibrücker Straße 40. Die beiden hatten zwei Kinder Else und Walter.
Markus Slodki starb 1939 in Pirmasens an einer Krebserkrankung und wurde im
jüdischen Friedhof (Waldfriedhof) beigesetzt. Seine Frau wurde am 29. November
1941 in das Ghetto Riga (Lager Jungfernhof) deportiert und ist umgekommen. Die
Kinder Else und Walter konnten 1939 in die USA emigrieren.
Ergänzend zu Walter Slodki: Walter Josef Slodki besuchte das jetzige Leibniz-Gymnasium in
Pirmasens (Abitur 1933). Er war Mitglied im Sportverein TUS Pirmasens (nach 1933
jüdischer Turn- und Sportverein JTUS). Außerdem war er unter anderem im Gabelsberger Stenographenverein aktiv.
Nach dem Schulabschluss arbeitete er bei der Schön- und Die-Gmbh, einer
Schuhfabrik; 1937 leitete er noch eine Berliner Werkzeugmaschinenfabrik. 1939 emigrierte
er über England nach New York. Während des Krieges wurde Slodki als amerikanischer Soldat eingesetzt.
Um die große Not der unmittelbaren Nachkriegszeit lindern zu helfen, schickte er viele Carepakete nach Pirmasens.
Er war in den USA in einer Schuhmaschinenfirma tätig. Bei der 2. Pirmasener Maschinenmesse 1953 besuchte er nach 14 Jahre wieder Pirmasens. 1967 war er Referent im Rahmen der Schuhledermesse. Seit 1966 gibt es am Leibniz-Gymnasium in Pirmasens den Slodkipreis für das beste
Abitur. Walter Slodkis letzte große Tat war die Übergabe einer Spende von 2.000 DM für die Begrünung von
Pirmasens; er wurde in Pirmasens mehrfach geehrt und ausgezeichnet. Walter - der
2012 noch seinen 98. Geburtstag feiern konnte und am 8. Januar 2013 im New York starb - war
verheiratet mit seiner aus Wien stammenden Frau Charlotte (lebt 2016 noch in den
USA).
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Februar 1901: "Pirmasens, 15.
Februar (1901). Eine tolerante Gemeinde ist die hiesige jüdische
Kultusgemeinde, die ihrem Synagogen-Kantor, Herrn Slodki, während seiner
fünfjährigen hiesigen Amtstätigkeit nicht weniger als bereits zum
dritten Male seinen Gehalt bedeutend erhöht hat. Ein Zeichen, welcher
Beliebtheit sich Herr Slodki in hiesiger Gemeinde erfreut. Mögen auch
andere Gemeinden diesem Beispiel folgen." |
Fotos aus der Familie Slodki
(aus dem Archiv von Otmar Weber, Dahn; vgl. Beitrag von Otmar Weber vom
Januar 2016:
Informationen zur Geschichte der Familie Slodki (pdf-Datei)
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Kantor Markus Slodki
(um 1912/13) |
Markus Slodki
(1871-1939) |
Berta Slodki geb.
Levi
(1884-1941) |
Berta Slodki in
Frankfurt/Main im
März 1940 vor ihrer Deportation |
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Oberrealschule Klasse 9a
im
Mai 1932 mit Walter J. Slodki |
Der Abiturient Walter
J. Slodki
am 6. April 1933 |
Links Zeugnis Realschule
1924-26
Rechts Reifezeugnis April 1933 |
Jüdischer Jugendbund um
1935 mit
Rabbiner Dr. Nellhaus im Restaurant JENA |
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Walter J. Slodki als
Leiter der
Handballmannschaft des JTUS PS 1935 |
Handballmannschaft
JTUS PS
(Jüdischer Turn- & Sportverein Pirmasens) |
Letztes Foto von Walter
J. Slodki
(Dezember 2012) |
Anzeige
von Kantor Markus Slodki (1901)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Mai 1901: "Heirat.
Für ein junges, hübsches Mädchen, aus achtbarer Familie aus dem
Rheinland, 26 Jahre alt, Mitgift 5.000 Mark und Aussteuer, suche
passende Partie. Junge Leute, Metzger oder Viehhändler, die sich
selbständig machen wollen, bietet sich gute Gelegenheit. Junger Witwer
ohne Kind nicht ausgeschlossen. Diskretion Ehrensache. Offerten sind zu
richten an
Kantor M. Slodky, Pirmasens, Rheinpfalz." |
Auch
in Pirmasens wird die Schächtung hängend vorgenommen (Mitteilung von Kantor
Slodki 1901)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. August 1901: "Pirmasens,
2. August (1901). Geehrter Herr Redakteur! Auf die Anfrage des Herrn A. Rosenblatt,
Memmingen im Israelit vom 1. dieses Monats (Juli) wollen sie bitte
berichten, dass das Schächten der Kälber auch im hiesigen öffentlichen
Schlachthause hängend vorgenommen wird.
Kantor M. Slodki." |
Ausschreibung der
Stelle(n) des Lehrers / Kantors und
Schochet (1929)
Anzeige in
der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. August 1929:
"Bekanntmachung.
Die israelitische Volksschullehrerstelle in Pirmasens ist durch die
Inruhestandsetzung des bisherigen Stelleninhabers erledigt und soll mit
einem den gesetzlichen Anforderungen entsprechenden Bewerber wieder
besetzt werden. Ich lade hiermit zur Bewerbung um die Stelle ein. Mit der
Stelle soll neben den gesetzlichen Bezügen als Volksschullehrer das
Hilfskantorat verbunden werden, außerdem kann der Religionsunterricht an
den Mittelschulen in Aussicht gestellt werden. Bewerbungen um die
Lehrerstelle sind an die Regierung der Pfalz, Kammer des Innern, in Speyer
zu richten.
Pirmasens, den 31. Juli 1929.
Der 1. Vorstand der
israelitischen Kultusgemeinde: gez. Karl Dreifuß". |
Hauptlehrer Julius Lamm wechselt von
Rockenhausen nach Pirmasens (1930)
Artikel in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom
1. Mai 1930: "Rockenhausen
(Rheinpfalz). Nach nahezu sechsjähriger Tätigkeit verlässt in den
nächsten Tagen der Lehrer und Kantor der hiesigen Kultusgemeinde, Herr
Hauptlehrer Lamm, Rockenhausen, um seiner von der Regierung der Pfalz
ergangenen Berufung als Lehrer der israelitischen Volksschule Pirmasens,
zu folgen. Herr Hauptlehrer Lamm hat es verstanden, sich während seiner
hiesigen Tätigkeit die Achtung und Anerkennung der Gemeinde, sowohl als
Lehrer der hiesigen Volksschule wie auch als Kantor zu erwerben. Wir
bedauern seinen Wegzug und wünschen ihm und den Seinen für sein
künftiges Wirken Glück und Segen." |
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Meldung
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15.
März 1930: "Kollege Berlinger (München) wurde am 1. Februar zum
Hauptlehrer befördert. Die Volksschullehrerstelle Pirmasens wurde dem
Hauptlehrer Lamm (Rockenhausen) übertragen." |
70.
Geburtstag von Oberlehrer Abraham Michel (1934, von 1891 bis 1930 Lehrer in
Pirmasens)
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. April
1934: "Pirmasens. Am Sonntag, den 3. Juni (1934), vollendet
Herr Oberlehrer A. Michel in geistiger und körperlicher Frische sein 70.
Lebensjahr. Fast fünf Jahrzehnte hat der Jubilar als Volksschullehrer in
Diensten des bayerischen Staates und der pfälzischen Judenheit gestanden.
Vierzig Jahre hindurch bis zu seiner vor vier Jahren erfolgten
Pensionierung hat Herr Oberlehrer Michel die hiesige israelitische
Volksschule geleitet und zugleich den Dienst des Kantors in der
israelitischen Kultusgemeinde versehen. Durch seine gewissenhafte
Amtsführung und treueste Pflichterfüllung sowie durch sein würdevolles
Auftreten hat es sich die Anerkennung der vorgesetzten Behörden und die
höchste Wertschätzung in allen Kreisen der Gemeinde und der
Bürgerschaft erworben. Wir wünschen dem verehrten Jubilar noch einen
recht langen gesegneten
Lebensabend." |
Ausschreibung der
Synagogendiener-(Schamasch-)Stelle 1901
Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. Januar 1901: "Schamasch-Stelle.
In hiesiger Kultusgemeinde ist per sofort die Stelle eines
Synagogendieners bei einem festen Gehalt von 500 Mark nebst 4-500 Mark
Vergütung als Vereinsdiener und sonstigen Nebeneinkünfte zu besetzen.
Reflektiert wird auf einen Privatmanne, der energisch und tüchtig ist,
der auch hauptsächlich für die Aufrechterhaltung der Ordnung in der
Synagoge zu sorgen hat, im Alter von 30-35 Jahren. Reflektierende, im
Besitze der deutschen Staatsangehörigkeit, wollen sich unter Vorlage
ihrer Zeugnisse alsbald bei dem unterfertigten Vorstande melden. Reisevergütung
erhält derjenige, dem die Stelle übertragen wird. Pirmasens (Pfalz), 14.
Januar.
Jakob Drechsler, Synagogen-Vorstand." |
Berichte aus dem Bezirksrabbinat
Über
die Entstehung des Rabbinates in Pirmasens und den ersten Rabbiner Jakob Israel
Beiersdorf (1759-1831, Rabbiner in Pirmasens von 1785-1826)
Hierzu einige Angaben von Gerhard Heinrich Klesmann, Pirmasens (mitgeteilt
am 16.12.2009): Die Beiersdorfs (auch in den Schreibweisen Beyersdorf, Baiersdorf) waren eine alteingesessene jüdische Pirmasenser Familie.
Jakob Israel Beiersdorf, der erste Rabbiner in Pirmasens, wurde am 22. Dezember 1759 in
Baiersdorf bei Nürnberg geboren und war seit August 1785 in Pirmasens ansässig. Der Familienüberlieferung nach verdankte er seine Rabbinerposition der Fürsprache einflussreicher Verwandtschaft, wie ein Tagebuch des Enkels von Rabbiner Beiersdorf festhielt:
'Euer Urgroßvater Rabbiner Israel Beiersdorf studierte so wie Amschel Rothschild von Frankfurt Theologie in Fürth. Durch diesen wurde er bekannt mit Rosette Alexander (ebenfalls von
Frankfurt, siehe Anmerkung 2 unten), der Cousine von Amschel Rothschild, und heiratete sie. Durch den Einfluss Rothschilds bekam er die Rabbinerstelle in Pirmasens, wo ihm zu Ehren Landgraf Ludwig IX. von Hessen-Darmstadt das Haus erbauen ließ, das wir früher
bewohnten (Anmerkung 1 unten). Wie bekannt, waren mein Großvater und die Großmutter hoffähig, denn wenn immer die Fürstin, die in Buchsweiler vorzog zu wohnen, hierher nach der Residenz kam, wurden sie zum Besuch ins Schloss eingeladen. Wie mir die Großmutter erzählte, hegte der Landgraf eines Tages den Wunsch, in deren
Sukka (Laubhütte) zu speisen, was auch geschah.'
Rabbiner Jakob Beiersdorf blieb bis Ende des Jahres 1826 im Amt, im Januar 1827 wird
Aaron Kohn Merz neuer Rabbiner in Pirmasens und verpflichtet sich, an seinen Vorgänger Beiersdorf bis zu dessen Ableben einen jährlichen
'Sustentations - Beitrag von fünfzig Gulden abzugeben'.
Jakob Beiersdorf scheint ein recht wohlhabender Mann gewesen zu sein, auch wenn im Juli 1830 sein ganzes Vermögen mit nur 100 Gulden angegeben und er als
'unzahlfähig' bezeichnet wird. Wahrscheinlich hat er sein Vermögen schon Jahre zuvor seinem 1795 geborenen Sohn Judas Beiersdorf, einem Tuchhändler und Spezereikrämer übertragen, der 1830 mit 4800 Gulden zu den drei vermögensten Mitgliedern der Kultusgemeinde zählt. Bezirksrabbiner Jakob Beiersdorf ist am 27. Juni
1831 im Alter von 90 Jahren und 11 Monaten gestorben.
Um seine Nachlassenschaft kümmerte sich der Ackersmann Heinrich Baer als 'Curator' und versteigerte den Nachlass am 14. Mai 1832 öffentlich. Neben dem normalen Hausrat kommen auch Objekte unter den Hammer, die an die frühere Tätigkeit als Rabbiner erinnern:
' 1 kleiner Schreibpult, (...), eine messingne Oellampe samt der Hohle, eine silberne Sackuhr (...), 1 Kiste mit 135 Stück hebräische Bücher, (...) in der dahiesigen Synagoge eine Thora auf Pergament-Rollen und ein eigener Platz sammt dem dazu gehörigen
Frauenplatz'.
Jakob Israel Beiersdorf war mit Rosetta geb. Alexander (geb. 1763,
Anmerkung 2 unten) verheiratet. Sie starb 15 Jahre nach ihrem Mann, am 24. März 1846 und ist auf dem alten
jüdischen Friedhof in der Dankelsbach in Pirmasens beerdigt. Die Inschrift auf ihrem Grabstein lautet:
' Rosette Alexander, Witfrau von Jacob Bayersdorf, Rabbiner in Pirmasens, gestorben im 83. Lebensjahre, den 24. März 1846.
F.S.I.A.' Das Grabmal ist heute noch erhalten.
Sohn Judas Beiersdorf (geb. 1793, gest. 4.2.1865), von Beruf Tuchhändler und Spezereikrämer, heiratete Johanna
Keim (geb. 1801, gest.13.3.1843).
Anmerkung 1: Das Rabbinatshaus Alleestrasse 4 soll zusammen mit dem Schloss und der Exerzierhalle von den Franzosen zerstört worden sein. Später wurde an dieser Stelle das Gasthaus
"Zur Burg" errichtet.
Anmerkung 2: Ihr Vater war Salomon Alexander, der nach dem Steuerregister von 1788 zu den vermögensten Juden in Pirmasens zählte. Nach dem Tod des Landgrafen 1790 und dem durch Verlegung der Residenz nach Darmstadt und den kriegerischen Ereignissen im Gefolge der Französischen Revolution einhergehenden ökonomischen Niedergang von Pirmasens, verarmte auch Salomon Alexander zusehends. Als sich das
'Tribunal Correctionel' Saarbrücken im Jahre 1800 in Pirmasens nach dem Aufenthaltsort und den Vermögensumständen Salomon Alexanders erkundigt, erfährt man dort,
'dass vor dem Krieg ein HandelsJud Nahmens Salomon Alexander hier in Pirmasens gewohnt, damals aber schon durch misslungene Händel in Rückstand gekommen, sich im 1793 Jahr von hier nach Franckfurth geflüchtet und daselbst gestorben ist, er hat drey Töchter hinterlassen, wovon eine in F’furth verheurathet und in gute VermögensUmstände seyn soll, die andere in Edesheim, die aber so wie die dritte, welche an den hiesigen Rabbiner verheurathet ist, in dürftigen Umständen ist. Hier haben die Erben noch ein ziemlich großes Hauß
stehn, welches aber durch den Krieg sehr ruinirt worden und dermahlen unbewohnbar
ist' . In diesem Alexander’schen Anwesen befand sich 1770 die Synagoge.
Hinweis (nach Angaben von Gerhard
Heinrich Klesmann): die Nachkommen von Rabbiner Jakob Beiersdorf und
von seinem Sohn Judas Beiersdorf lebten noch mehrere Generationen in
Pirmasens:
Die Abbildung links zeigt: "1838 - In der Allee: Türinschrift am
Wohnhaus des Handelsmannes Judas Beiersdorf"; aus dem Buch von
Oskar Schäfer: Pirmasenser Chronik - Gassennamen und Hausinschriften.
Pirmasens 1927 S. 69. |
Der Enkel des Rabbiners: August Isaak Beiersdorf
wird 1899 (Adressbuch der Stadt Pirmasens) als Essighändler in der
Alleestraße 16 genannt; seine Söhne Albert, Arthur, Gustav, Jakob und
Ludwig werden im selben Adressbuch alle als Buchhalter genannt. |
Die Urenkeln des Rabbiners: Albert
Beiersdorf starb natürlichen Todes am 20.10.1936 in Pirmasens; Gustav
und Arthur Beiersdorf kamen nach 1939 in Konzentrationslagern ums
Leben; Ludwig Beiersdorf wurde zusammen mit Ehefrau Berth geb.
Schneider - aus Straßburg stammend - am 12.3.1943 von der Gestapo in
Berlin verhaftet, zum Bahnhof Putlitzerstraße gebracht und anschließend
mit dem 36. Deportationszug (insgesamt 941 Insassen) in das LZ Auschwitz
transportiert, wo beide auf Grund ihres Alters und der dadurch bedingten
Arbeitsunfähigkeit kurz nach der Ankunft ermordet wurden. |
Die Gemeinde ist mit Rabbiner Dr. Meyer zufrieden (1904)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Juli 1904: "Pirmasens, 26. Juli.
Dieser Tage fand im Rathaussaale die von der königlichen Regierung
einberufene Versammlung der Mitglieder der hiesigen israelitischen
Kultusgemeinde statt, welche zu dem von Zweibrücken ausgehenden Antrag
auf Amtsenthebung des Bezirksrabbiners Dr. Meyer Stellung nehmen sollte.
Dieselbe war gut besucht. Die Versammlung gab, wie die ‚Pirmasenser
Zeitung’ berichtet, ihre Zufriedenheit mit der Amtsführung des Herrn
Dr. Meyer warmen Ausdruck und beauftragte ihren Vertrauensmann, Herrn
Schuhfabrikaten Karl Wolff, in diesem Sinne zu wirken." |
Verlegung des Sitzes des Bezirksrabbinats Zweibrücken nach Pirmasens (1911)
Artikel in
der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 20. Oktober 1911: "Durch
Entschließung der Königlichen Regierung der Pfalz vom 14. September Nr.
29 750 T ist der Sitz des Rabbinatsbezirks Zweibrücken nach
Pirmasens
verlegt worden. Die Zuständigkeit des Rabbiners sowie die Zugehörigkeit
der israelitischen Kultusgemeinde Zweibrücken zum Rabbinat und die
Aufsicht über die dortigen Kultusinstitutionen und Kultusdiener bleiben
ausdrücklich aufrechterhalten. Hiermit sind die zehnjährigen Differenzen
in befriedigender Weise erledigt." |
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Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Oktober 1911. "Pirmasens, 13.
September (1911). Die Verlegung des Bezirksrabbinatssitzes von Zweibrücken
nach Pirmasens ist jetzt durch die Regierung verfügt worden.
Bezirksrabbiner Dr. Eugen Meyer wird jetzt seinen Wohnsitz in Pirmasens
nehmen." |
Zum Tod von Bezirksrabbiner Dr. Eugen Meyer (1930)
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. Mai
1930: "Zum Heimgang des Bezirksrabbiners Dr. Eugen Meyer in
Pirmasens. Von Bezirksrabbiner Dr. Ernst Steckelmacher, Bad
Dürkheim.
Der Rabbinatsbezirk Pirmasens und darüber hinaus das pfälzische Judentum
hat soeben einen sehr schmerzlichen Verlust erlitten. Am Isru chag Pessach
ist Bezirksrabbiner Dr. Eugen Meyer (Pirmasens), geboren in Ingenheim
bei Landau im Jahre 1867, seit 1899 im Rabbinatsbezirk Zweibrücken -
Pirmasens tätig (Bezirksrabbiner Dr. Eugen Meyer war auch zu Beginn
seiner Amtierungszeit Verweser des Münchener Rabbinats), auf der Reihe
nach Bad Nauheim, wo er Erholung
suchte, einem Herzschlag erlegen. Kaum vierundzwanzig Stunden zuvor hatte
er noch beim Festgottesdienst des letzten Pessachtages zur Gemeinde seines
Sitzes Pirmasens gesprochen und, wie er es so oft tat, durch eine Predigt
zur Erhöhung der Festandacht beigetragen. Aufs ergreifendste hat sich
also hier das Wort des Patriarchen Jakob bestätigt, das er jenem
göttlichen Wesen zugerufen, mit dem er die Nacht hindurch gerungen. Lo
aschallechacho ki im berachtoni 'Ich lasse Dich nicht, Du habest mich
denn gesegnet'. Ja, seine Gemeinde nahm nicht von ihm Abschied, bevor sie
nicht noch einmal von ihm gesegnet worden war, bevor ihr nicht noch einmal
jene religiöse Belehrung zuteil geworden, die er Jahrzehnte hindurch dank
seiner glänzenden Beredsamkeit, die ihren Eindruck nie verfehlte und alle
Zuhörer begeisterte und mit fortriss, in ganz hervorragendem Maße zu
übermitteln vermochte. Wajehi jodow emunoh ad bo haschomesch
'Seine Hände hielten in Treue aus bis Sonnenuntergang'.
Ein sehr treffendes und anschauliches Bild von ihm und seinem Wirken hat
an seiner Bahre vor einer überaus großen Trauergemeinde Bezirksrabbiner
Dr. Einstein (Landau) entworfen und die Individualität des heimgegangenen
Freundes recht plastisch vor unser Auge treten lassen. Auch widmete er ihm
im Auftrage der Bayerischen Rabbinerkonferenz herzliche
Abschiedsworte.
Sein Leben und Schaffen brachten uns auch die anderen Nachrufe nahe, die
Worte treuen Gedenkens, die ihm vom Rabbinatsbezirk Pirmasens durch das
Mitglied des Synagogenrats der israelitischen Kultusgemeinde Pirmasens,
Moritz Mayer, vom Verbande der israelitischen Kultusgemeinden der Pfalz
durch Kommerzienrat Albert Joseph, vom jüdischen Jugendbund in Pirmasens
durch dessen Vorstand, von einem Vertreter der ostjüdischen
Gemeindemitglieder und einem Mitglied der sozialdemokratischen Partei
gewidmet wurden. die vielen Worte der Anerkennung und Würdigung priesen
insbesondere die Güte seines Herzens, seine nie versagende Hilfsbereitschaft,
sein mutvolles und tapferes Eintreten für das, was er als wahr und recht
erkannt hatte.
Tief bewegt waren alle, die Dr. Eugen Meyer die letzte Ehre erwiesen, als
einer seiner Söhne vor dem offenen Grabe von seinem Vater Abschied nahm,,
ihm wundervolle Worte kindlicher Pietät nachrief, dem Schmerze darüber
Ausdruck verlieh, dass die Hände des geliebten Vaters sich nun nicht mehr
segnend auf die Häupter seiner Kinder breiten können.
Kindliche Pietät hatte der Verblichene seinen Kindern schon vorgelebt. Um
auch in irdischem Sinne mit seinen Eltern, an denen er immer mit
herzlicher Liebe gehangen, wieder vereint zu sein, hatte er angeordnet,
dass er auch dem Friedhof seines
Geburtsortes Ingenheim bei Landau an der Seite seiner Eltern bestattet
werde, wo er nun ausruht von seinem kampfreichen Leben - - -
Ja, er hat nun ausgekämpft - der Friede des jom schekullo schabbat,
des ewigen Sabbattages, ist nun eingekehrt auch in seine Seele, die oft so
ruhelos war, so lange sie noch mit ihrem Körper verbunden war - ein
wahrhaft versöhnender und aufrichtender Gedanke für seinen
Familienkreis, für seine schmerzgebeugte Gattin, seine wehmuterfüllten
Kinder, für alle, die ihm nahe gestanden, die tief bestürzt waren, als
sie von seinem so jäh erfolgten Heimgang hörten.
Das, was an ihm irdisch ist, ist nun unserem leiblichen Auge für immer
entrückt. Aber sein liebes Bild lebt fort in unseren Herzen übers Grab
hinaus nach der Verheißung aus dem Danielbuche: Wehamaschkilim jashiro
hksohar horokia umazidke horrabim kakochowim heolom woed - 'Die Verständigen
werden glänzen wie der Ganz der Himmels und die, welche viele zum Heile geführt,
wie die Sterne auf immer und ewig.' - - -
Am 4. Mai fand in der Synagoge zu Pirmasens eine Trauerfeier für den
Heimgegangenen statt, bei der Bezirksrabbiner Dr. Baron (Kaiserslautern)
die Gedächtnisrede hielt und Kultusvorstand Dreyfuß (Pirmasens) dem
Verewigten einen Nachruf widmete." |
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Grabstein für Dr. Eugen
Meyer, Bezirksrabbiner in Pirmasens (1867-1930)
auf dem jüdischen
Friedhof
in Ingenheim |
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Einzelne Meldungen aus der
Gemeinde
Nichtberücksichtigung jüdischer Einwohner für
bürgerliche Ehrenämter 1879
Artikel in
der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 28. Oktober 1879: "Pirmasens
(Pfalz), im Oktober. Die ‚Frankfurter Zeitung’ erhält folgende
Zuschrift:
Wie schwer es selbst gebildeten Personen, die einen Zweifel an ihrer
toleranten Gesinnung entrüstet zurückweisen würden, ankommt, Toleranz
zu üben, das zeigt in auffallender Weise die Jahresliste der
Geschworenen, Schöffen und Hilfsschöffen für unseren
Amtsgerichtsbezirk. Dieser Bezirk und insbesondere die Stadt selbst, der
Sitz des künftigen Amtsgerichts, zählt eine große Zahl Bürger
israelitischen Glaubens, die geachtete bürgerliche Stellung, Bildung und
strenge Rechtlichkeit zur Bekleidung eines jeden gemeindlichen Ehrenamtes
fähig und würdig erscheinen lassen. Erfreulich ist denn auch das im
Allgemeinen bestehende Verhältnis bürgerlicher Eintracht zwischen der
christlichen und israelitischen Bevölkerung. Umso mehr musste aber bei
der letzteren das Gefühl intoleranter Zurücksetzung wach werden, als der
Ausschuss, dem die Auswahl der Geschworenen, Schöffen, und Hilfsschöffen
für den hiesigen Amtsgerichtsbezirk oblag, unter die große Zahl der
ausgewählten Personen keinen einzigen Israeliten aufnahm. Unter den Gewählten
befinden sich Leute von geringer Schulbildung und von wenig unabhängiger
äußerer Stellung; es lässt sich also die unbegreifliche Tatsache des
Ausschlusses der Israeliten auch nicht durch die Annahme einer übergroßen
Zahl für fragliche Ehrenämter besser befähigter christlicher Mitbürger
erklären. Da ferner der Ausschuss wohl selbst nicht wird behaupten
wollen, dass es dem Zufall oder absichtslosem Übersehen zuzuschreiben
sei, dass kein Israelite auf die Jahresliste gesetzt ward, so wird er den
Vorwurf intoleranten Verfahrens wohl hinnehmen und sich sagen müssen,
dass er bei Ausübung einer ihm obliegenden gesetzlichen Befugnis den
Intentionen des Gesetzgebers nicht gerecht worden ist, der jeden Deutschen
ohne Rücksicht auf Glaubensbekenntnis zu den fraglichen Ehrenämtern
beigezogen wissen will." |
Kinderfest des israelitischen
Kasinos an Purim 1887
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. März 1887: "Pirmasens, 14. März
(1887). Letzten Donnerstag den 10. März (Purim) gab das israelitische
Kasino zu Pirmasens seinen Mitgliedern in seinen Lokalitäten (Hartmut’sche
Säle) ein Kinderfest mit nachfolgendem Konzert. Es war eine wahre Freude,
die Kinder in ihren sehr hübschen und wohl gelungenen Maskenanzügen sich
tummeln zu sehen, welche Freude man auch dem Gesichte einer jeden
einzelnen Mutter ablesen konnte. Nach einigen Spielen der Kleinen ließ
sich Jung und Alt den Kaffee mit Purimkuchen vortreffliche schmecken.
Vorträge der Kinder wechselten ab mit Spielen derselben und mit sehr gut
ausgeführten Leistungen auf dem Klavier. – Erst gegen 7 Uhr verließen
die Kleinen die Lokalitäten mit dem Bewusstsein, einen schönen Tag
verbracht zu haben, der ihnen noch lange Zeit in angenehmer Erinnerung
bleiben wird. Abends 8 Uhr trafen wir schon eine stattliche Anzahl von
Mitgliedern und eingeführten auswärtigen Gästen und erfreute uns die
Kapelle Hoch mit ihren schönen Leistungen. Einige Mitglieder der
Gesellschaft unterhielten uns in der Pause mit Vorträgen auf Klavier und
Violine, denen der wohl verdiente Beifall in reichem Maße zuteil wurde. -
Im Laufe des Abends wurde auf fast allseitiges Verlangen einstimmig
beschlossen, Samstagabend den hohen Geburtstag unseres erlauchtenköniglichen
Prinzregenten durch eine Versammlung mit verherrlichen zu helfen. Bei
dieser Feier wurden mehrere Toaste ausgebracht besonders auf Seine königliche
Hoheit Prinz Luitpold und außerdem beschlossen, nachstehendes Telegramm
abzusenden: ‚Seiner königlichen Hoheit dem Prinzen Luitpold, Bayerns
weisem Reichsverweser, München, erlaubt sich das israelitische Kasino zu
Pirmasens bei der aus Anlass allerhöchstdessen Geburtsfestes abgehaltenen
Versammlung untertänigste Glückwünsche und Zeichen der Ergebenheit zu
senden.’ Pirmasens, 12. März 1887. Der Vorstand Carl Frank.
Nach Absingung verschiedener patriotischer Lieder trennte sich die
Versammlung in später Stunde. Sonntagabend 7 Ur traf folgendes Telegramm
ein: München P. 13.3.1887. 6 Uhr 20 Nachmittag. Herrn Carl Frank,
Vorstand des israelitischen Kasinos Pirmasens. Seine königliche Hoheit
der Prinzregent senden den Teilnehmern an der gestrigen Versammlung Allerhöchst
ihren huldvollsten Dank für die dargebrachten Glückwünsche. Im Allerhöchsten
Auftrage. Freiherr Freyschlag von Freyenstein. Generalmajor,
Generaladjutant." |
Der
Unterstützungsverein der jüdischen Gemeinde spendet zu Kriegsbeginn (1914)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 25. September 1914: "Der Unterstützungsverein der jüdischen
Gemeinde in Pirmasens hat dem Bürgermeisteramt 800 Mark zur freien
Verfügung für diejenigen Armen der Stadt überlassen, deren Ernährer in
den Krieg gezogen sind." |
In
Pirmasens besteht noch eine der letzten jüdischen Schulen der Pfalz (1936)
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1.
Oktober 1936: "Speyer am Rhein. Am
1. September wurden im Bereich des Regierungsbezirkes Pfalz in vier
Städten jüdische Sonderklassen der allgemeinen Volksschulen errichtet,
in Ludwigshafen zwei Klassen
(vorläufig nur mit einem Lehrer besetzt), in Kaiserslautern,
Landau und Neustadt
an der Weinstraße je eine Klasse. Nach Ludwigshafen
wurde Lehrer und Kantor Schottland (Frankenthal)
angewiesen, nach Kaiserslautern
Lehrer i.R. Langstädter, nach Landau
Lehrer und Kantor Zeilberger (Landau)
und nach Neustadt Schulamtsbewerber
Samson aus Landau. Sämtliche
Lehrkräfte sind auf Dienstvertrag mit monatlicher Kündigung angestellt.
Jüdische Schulen entsprechend dem bayerischen Schulbedarfsgesetz, deren
Lehrer Beamte sind, bestehen noch in Speyer,
Pirmasens und Rodalben." |
|
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. Oktober 1936:
"Jüdische Schulen und Schulklassen.
Frankfurt am Main, 6. Oktober (1936). Im bayerischen Regierungsbezirk
Pfalz wurde zum 1. September in vier Städten jüdische Sonderklassen an
allgemeinen Volksschulen errichtet, und zwar zwei Klassen in Ludwigshafen
und je eine in Kaiserslautern, in Landau und Neustadt.
Außerdem bestehen noch seit früher jüdische Schulen in Speyer,
Pirmasens und Rodalben..." |
Auch
die
jüdischen Kinder aus Rodalben besuchen die Schulen in Pirmasens (1938)
Artikel in "Jüdisches Gemeindeblatt für das Gebiet der
Rheinpfalz" vom 1. Mai 1938: "Rodalben.
Sämtliche Knaben und Mädchen unserer Kultusgemeinde gehen in Pirmasens
zur Schule, und zwar besuchten bis Ostern 6 Knaben und 4 Mädchen die
israelitische Volksschule, 2 Knaben die Oberrealschule daselbst. Ein
Mädchen hat jetzt ihre Schulzeit beendet, ein anderes Mädchen wurde in
das städtische Mädchenlyzeum zu Pirmasens aufgenommen. Auch
unsere Gemeindekinder nahmen an den Religionsprüfungen und an der
Schulschlussfeier in der israelitischen Kultusgemeinde Pirmasens
teil." |
Berichte
zu einzelnen Gemeindegliedern
Zum Tod von Julius Schohl II (1896)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 12. November 1896: "Pirmasens, 27.
Cheschwan. Vor wenigen Tagen ist hier Herr Julius Schohl II. in der schönsten
Blüte seines Lebens nach langem, schweren Leiden gestorben. Sein
Leichenbegängnis, an dem sich auch der Veteranen- und Kriegerverein
beteiligte, zeigte recht deutlich, welch’ hohen Ansehens sich der
Verstorbene erfreute. Besonders ist ihm seine große Wohltätigkeit
nachzurufen, was auch Herr Bezirksrabbiner Dr. Meyer – Zweibrücken in
seiner Leichenrede besonders hervorgehoben hat." |
Zum Tod von Abraham Cahn (1897)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. August 1897: "Pirmasens, 13. Ab.
Kaum sind die Trauerwochen vorüber, so beklagt unsere Gemeinde wieder den
Tod eines unserer frömmsten und würdigten Männer. Herr Abraham Cahn ist
im 76. Lebensjahr von seinem kurzen, aber schweren Krankenlager zu einem
besseren Dasein von Gott abberufen worden. Wer nur den Dahingeschiedenen
kannte, weiß, was er während seines Lebens geleistet hat. Herr Abraham
Cahn war ein braver und gelehrter Jehudi
in wahrem Sinne des Wortes. Ganz besonders ist sein Wohltätigkeitssinn
und seine Gerechtigkeitssinn zu erwähnen; trotz seines hohen Alters war
er stets der erste in der Synagoge. An der großen Teilnahme bei der
Beerdigung konnte man auch recht deutlich sehen, welcher Beliebtheit sich
der Verstorbene in der Stadt und Umgegend erfreut hat. Am Grabe sprach in
Abwesenheit unseres Bezirksrabbiners, Herr Bezirksrabbiner Dr. Einstein
– Landau
und hob die
Tugenden des Entschlafenen hervor. Der Dahingegangene ruhe in Frieden, die
Hinterbliebenen aber möge Gott trösten mit dem Trauenden um Zion und
Jerusalem." |
Bitte um Spenden für eine arme Braut (1900)
Anzeige in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. März 1900: "Brautausstattung.
Einem armen fleißigen und braven Mädchen, Braut (Tochter eines armen,
braven Kultusbeamten), die sich gut versorgen kann, fehlen noch einige
hundert Mark zur Aussteuer und Ergänzung der Mitgift, damit die Hochzeit
sein kann. Darum Ihr edelmütigen Schwester und Brüder in Israel, helfet,
denn groß ist der Lohn derer, die arme Bräute unterstützen. Der
Unterzeichnete, der milde Graben zur weiteren Beförderung mit Dank
entgegennimmt, der auch später in diesem Blatt quittieren wird, ist auch
bereit diskret den Namen der bedürftigen Braut zu nennen. Kantor Markus
Slodki, Pirmasens (Rheinpfalz)." |
Zum
Tod von Samuel Kahn I (1901)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 1. Februar 1901: "Pirmasens, 14. Januar (1901). Nach
kaum dreitägigem schweren Krankenlager verschied im 77. Lebensjahre am
letzten Montag Abend Herr Samuel Kahn I. Der Verstorbene, der in
hiesiger Stadt geboren und erzogen war und weit in der Umgegend der Stadt
eine gut bekannte Persönlichkeit war, war auch ca. 37 Jahre hiesiger
Synagogendiener, welches Amt er treu und gewissenhaft bis an seinen
Sterbetag versah. An der großen Beteiligung des Leichenzuges konnte man
wahrnehmen, welche Liebe und Achtung sich der Verstorbene weit und breit
erworben hatte, was auch Herr Bezirksrabbiner Dr. Mayer - Zweibrücken in
seiner Leichenrede hervorhob. Sein Andenken wird in unserer Gemeinde ein
dauerndes sein." |
Zum Tod von Caroline Drechsler, Frau des Vorstehers
von Jakob Drechsler (1902)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. März 1902: "Pirmasens, 12 März
(1902). Nach kurzem Krankenlager starb in Alter von 66 Jahren Frau Caroline
Drechsler, die Frau unseres Vorstehers Jakob Drechsler. Dieselbe war 20
Jahre Vorsteherin unseres Frauenvereins, streng religiös und in allen
Kreisen hoch angesehen." |
Zum
Tod von Julius Schohl I aus Pirmasens (gest. in Badenweiler (1902)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. September 1902:
"Pirmasens, 10. Elul. Herr Julius Schohl I. hier ist im 48.
Lebensjahre von seinem schweren und langen Leiden, in Badenweiler, wo er
Heilung seines Leidens suchte, zum besseren Jenseits von Gott abgerufen
worden. Das heutige große Leichenbegängnis unter Voranschreiten eines
Musikkorps- und Kriegervereins (der Verstorbene war Reserveleutnant),
konnte einem Juden sagen, wer der Verblichene war und was er während
seines Lebens geleistet hat. Gemilus Chesed (Wohltätigkeit) übte
er stets im Geheimen aus, sodass kein Zweiter davon wusste. In Stadt und
Umgegend sehr beliebt, war er auch hauptsächlich ein treuer Gatte und
Vater seiner Familie, was Herr Bezirksrabbiner Dr. Mayer - Zweibrücken am
Grabe hervorhob. Kantor Slodki." |
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Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 26. September 1902: "In Badenweiler
ist Herr Julius Schohl I. aus Pirmasens im 48. Lebensjahre
gestorben. Der Verstorbene war Reserveleutnant, und an dem Begräbnis
beteiligten sich das Offizierskorps, der Veteranen- und Kriegerverein.
Bezirksrabbiner Dr. Mayer - Zweibrücken
hielt die Grabrede." |
Max Dreyfus: deutscher Meister, Europameister und
Weltmeister im Boxen (Mittelgewicht) - Artikel von 1913
Artikel in
der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 15. August 1913: "Pirmasens,
8. August. Der bekannte deutsche Sportsmann Herr Max Dreyfus, angehörend
dem I. Athletenklub Pirmasens, wurde dieses Jahr von oben genanntem Verein
zur Hundertjahrfeier zu den Weltmeisterschaftskämpfen nach Breslau
entstand und erhielt bei diesen Austragungen die siebente
Weltmeisterschaft im Mittelgewicht; so auch erhielt derselbe im Jahre 1912
die fünfte Europameisterschaft und im Jahre 1911 die vierte deutsche
Meisterschaft von Deutschland. Dreyfus wurde auch bei diesen Erfolgen mit
dem Pirmasenser Stadtorchester sowie unter Beteiligung mehrere Vereine vom
Bahnhof abgeholt. Zu bemerken sei noch, dass Dreyfus dieses Jahr erst zum
Militär gezogen und mithin kaum 20 Jahre alt ist." |
Kriegsauszeichnung für den jüdischen Leutnant Ludwig Levy (1918)
Meldung im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 13.
September 1918: "Pirmasens. Rechtspraktikant Leutnant Ludwig Levy
erhielt nunmehr auch das Eiserne Kreuz I. Klasse." |
Zum Tod von Fabrikant Moritz Neu, Vorstand der Israelitischen Kultusgemeinde
(1927)
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 19.
September 1927: "Pirmasens. Am 31. Juli 1927 starb zu
Heidelberg, wo er von schwerem Leiden Genesung suchte, Herr Fabrikant
Moritz Neu, Vorstand der Israelitischen Kultusgemeinde Pirmasens, im 62.
Lebensjahr. Der leider allzu früh Dahingegangene, der schon seit Jahren
als Mitglied der Gemeindeverwaltung Pirmasens den Verbandsarbeiten seine
Aufmerksamkeit schenkte, gehörte seit 1923 dem Vorstand des Verbandes der
Israelitischen Kultusgemeinden der Pfalz und seit 1926 der Tagung des
Verbandes Bayerischer Israelitischer Gemeinden als Mitglied an. Von warmer
Liebe zum Judentum erfüllt, brachte er der Verbandsarbeit das regeste
Interesse entgegen. Trotz seiner leidenden Zustandes versäumte er keine
Verbandssitzung und seine von tiefer Sachkunde getragenen Ausführungen
fanden stets ein williges Ohr. Umso schmerzlicher wird die Lücke
empfunden, die sein Tod in unsere Reihen gerissen hat. Herr Ludwig Strauß
aus Bad Dürkheim, der beide
Verbände bei der Beerdigung vertrat, brachte in seiner Rede zum
ergreifenden Ausdruck, was wir alle empfinden: Dass wir an dem
Verstorbenen einen aufrechten Menschen und einen lieben Freund verloren
haben, den wir nicht vergessen werden." |
Zum Tod von Kaufmann Hans Kuhn, Offizier des Ersten
Weltkrieges (1935)
Artikel in
der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. Januar 1935:
"Pirmasens.
Im Alter von 42 Jahren verschied hierselbst plötzlich an den Folgen einer
Blutvergiftung das allgemein geschätzte Gemeindemitglied Herr Kaufmann
Hans Kuhn. Im Weltkriege zum Offizier befördert, hatte er von den ersten
Mobilmachungstagen an bis zu seiner im Jahre 1917 erfolgten schweren
Verwundung in der vorderste Front gestanden und sich durch sein tapferes
Verhalten die höchsten Auszeichnungen erworben. Bis 1919 befand er sich
in englischer Gefangenschaft. In unserer Gemeinde hat Herr Kuhn sich dank
seiner Fähigkeiten und Neigungen sowohl in der Jugendbewegung als auch im
kulturellen Leben hervorragend bewährt. Er gehörte dem Bildungsausschuss
der Gemeinde an und hatte die geistige Führung im Allgemeinen Jüdischen
Jugend- und Sportverein Pirmasens inne. Seit Oktober 1934 stand er auch
als Leiter der Geschäftsstelle in Diensten der Gemeinde. An seiner Bahre
sprach Bezirksrabbiner Dr. Nellhaus dem letzten Willen des Verstorbenen
gemäß ein Gebet, in welchem er die Empfindungen des Schmerzes und der
Dankbarkeit gebührend ausdrückte." |
Erinnerung an die Deportation in das
südfranzösische Internierungslager Gurs im Oktober
1940: Grabstein für Emil Scheuer in Gurs
Grabstein im Friedhof des ehemaligen Internierungslagers Gurs
für
Emil Scheuer,
geb. am 22. Juni 1881 in Bad
Kreuznach, später wohnhaft in Pirmasens und Mannheim,
am 22. Oktober 1940 nach Gurs deportiert, wo er am 10. Februar 1942
umgekommen ist. |
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Köchin von Kantor Markus Slodki gesucht (1900)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Mai 1900: "Köchin.
Für ein kleineres Restaurant am größeren Platze wird ein braves und
durchaus tüchtiges Mädchen als perfekte Köchin, die auch ein wenig im
Haushalt mithilft, alsbald gesucht. (Dienstmädchen vorhanden).
Bewerberinnen mit nur Ia Zeugnissen wollen Offerten nebst
Gehaltsansprüchen gelangen lassen an Kantor Slodki,
Pirmasens." |
Anzeige der Schuhbesatzfabrik J. Wolfsheimer (1903)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Januar 1903: "Branchekenntnis
nicht erforderlich.
Suche sofort bei freier Station für meine Schuhbesatzfabrik ein Fräulein
als Aufseherin. Dieselbe muss die Arbeiten in Empfang nehmen. Nur
Damen, welche die Buchführung verstehen, wollen Offerten nebst
Photographie einreichen.
J. Wolfsheimer, Pirmasens." |
Haushaltshilfe und Kinderbetreuerin gesucht (1904)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Februar 1904:
"Gesucht zum 15. April ein besseres, älteres
Mädchen
zu zwei
Kindern, im Alter von 2 und 4 Jahren. Dasselbe muss waschen, bügeln und
nähen können. Gute Behandlung und hoher Lohn zugesichert.
Frau David Weill, Pirmasens (Pfalz)." |
Anzeige von
Adolf Roos (1905)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 11. Mai
1905: "Mädchen, gesetzten Alters, sofort als
Pflegerin
zu einer alleinstehenden, älteren Dame gesucht. Offerten an
Adolf Roos, Pirmasens". |
Hochzeitsanzeige
von Siegfried Maier und Siddy geb. Baer (1924)
Anzeige in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des
"Central-Vereins") vom 10. April 1924:
"Siegfried Maier - Siddy Maier geb. Baer.
Vermählte. Heilbronn - Pirmasens.
Trauung: Sonntag, 13. April, Baden-Baden, Hotel Central'." |
Anzeigen von Fischel Markdorf (1925 / 1926)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Juni 1925:
"Lehrstelle.
Suche für meinen Sohn, 16-jährig, welcher die 6. Klasse der Realschule
besucht, angenehme Lehrstelle als Uhrmacher oder Goldarbeiter.
Selbiger ist sehr geweckt und intelligent und stammt aus gutem Hause.
Bedingung ist freie Station mit Familien-Anschluss und Schabbat und
Feiertage frei. Gefällige Anfragen wolle man richten an
Fischel Markdorf,
Uhrmacher, Pirmasens, Pfalz, Pfarrgasse
2." |
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Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 15. April 1926:
"Suche für meinen Sohn, der 6 Klassen der Realschule besucht hat,
eine
Lehrstelle als Bäcker und Konditor, eventuell Polsterer und Tapezier.
Mein Sohn ist 16 Jahre alt, von kräftiger Statur und von guter Erziehung.
Erwartet ist Schabbat und Jomtof (Feiertag) frei, ebenso Verpflegung und
Familienanschluss. Geneigte Zuschriften erbeten an Fischel Markdorf,
Uhrmacher in Pirmasens, Pfarrgasse 2." |
Verlobungsanzeige
von Steffy Baer und Walter Schestowitz (1928)
Anzeige in der "Jüdischen Wochenzeitung für Wiesbaden und
Umgebung" vom 27. Januar 1928:
"Statt Karten
Steffy Baer - Walter Schestowitz. Verlobte.
Pirmasens - Wiesbaden
Zur Zeit Wiesbaden, Weinbergstraße 21.
Zuhause: Samstag, den 11. und Sonntag, 12. Februar, Bertramstraße
10." |
Verlobungsanzeige für Meta Scheuer und Julius Dannheisser (1928)
Anzeige
in "Israelitisches Familienblatt" vom 31. Mai 1928:
"Meta Scheuer - Julius Dannheiser
Verlobte
Monsheim (Rheinhessen) -
Pirmasens." |
Nach
der Emigration: Hochzeitsanzeige von Bella Strauss und John H. Lamm (1944)
Anzeige
in der Zeitschrift "Aufbau" vom 10. März 1944:
"Bella Strauss - John H. Lamm.
Engaged. March 11,1944.
(formerly Bad Mergentheim) -
(formerly Pirmasens)
870 West 180th Str., Apt. 3-B". |
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