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in Bad Dürkheim
Bad Dürkheim (Kreisstadt,
Rheinland-Pfalz)
Texte/Berichte zur jüdischen Geschichte des Ortes
Die nachstehend wiedergegebenen Texte mit
Beiträgen zur jüdischen Geschichte in Bad Dürkheim wurden in jüdischen Periodika
gefunden. Bei Gelegenheit werden weitere Texte eingestellt.
Übersicht:
Allgemeine Artikel zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
Über den Ursprung der Dürkheimer jüdischen
Gemeinde (Mitteilung von Bezirksrabbiner Dr. Adolf Salvendi, 1878)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. August:
"Dürkheim, den 28. Juli (1878). In dem ersten Kapitel Ihrer neuesten
Erzählung findet sich ein lapsus calami, den Sie gütigst beim
zweiten Kapitel in einer Anmerkung verbessern wollen.
Die Dürkheimer jüdische Gemeinde ist im Ganzen sehr jungen Ursprungs.
Die allererste Synagoge wurde hier 5509 = 1749 der gewöhnlichen
Zeitrechnung erbaut. Die älteste jüdische Urkunde der hiesigen
Kultusgemeinde, das 'Memor-Buch' datiert von einem Jahre später, und ist,
nach der Angabe des Schreibers desselben auf dem Titelblatt Sinai Lunz,
ein Vertrauensmann in der Heiligen Gemeinde Worms, ein Geschenk des Kazin,
des Herrn, Herr Rafael ... aus der Heiligen Gemeinde Worms". Also
hat die hiesige Gemeinde jedenfalls kein weit höheres Alter als 129
Jahre..." |
Dürkheim in einer
Judensteuerliste von 1309 (Artikel von 1909)
Artikel
in "Monatsschrift für Geschichte und Wissenschaft des Judentums" 1909 Heft 6
Seite 701: "An dieser Stelle seien auch die übrigen Judensteuern des
Speyergaus, soweit sie uns in den Aufzeichnungen der Reichseinkünfte aus
jenem Gebiet vom Jahr 1309 erhalten sind, erwähnt:
Rockenhausen = 5 Pfr. (ebd. S. 246
Z. 16); Leiningen und
Bockenheim = 7
Pfd. (ebd. Z. 17), Anweiler = 4 Pfd.
(ebd. Z. 23), Deidesheim = 9 Pfd.
(ebd. Z. 37), Dürkheim = 8 Pfd.
(ebd. S. 247 Z. 9), Lauterburg = 9 Pfd. (ebd. Z. 17), Selz = 6 Pfd.
(ebd. Z. 18), Münster (das
heutige Münster am Stein) = 5 Pfd. (ebd. Z. 24)." |
Gemeindebeschreibung (1856)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 24. November 1856:
"Dürkheim a.d. Hardt, das äußerste Ziel meiner Reise, ist erreicht.
Die ungefähr 60 Familien zählende jüdische Gemeinde besitzt einen recht
würdigen Rabbiner in der Person des Herrn März und eine Elementarschule,
deren Lehrer von der Kommune angestellt und besoldet ist. Herr Strauß,
ein sehr intelligenter Lehrer, ist dadurch seinen christlichen Kollegen
ganz gleich gestellt, was jedenfalls ein sehr angenehmes, ja
beneidenswertes Verhältnis ist. Die Vorteile einer solchen Stellung
kommen aber nicht allein dem Lehrer zugute, die Schule genießt sie in
noch höherem Maße; denn nichts trägt zum gedeihen der letzteren mehr
bei, fördert so sehr den Unterricht, erleichtert die Disziplin, als wenn
die Kinder stets aus allen Verhältnissen der Schule erkennen müssen,
dass dieselbe der christlichen ganz gleich stehe; die hebräischen
Unterrichtsgegenstände ebenso obligat wie die deutschen seien; der Lehrer
mit seinen christlichen Kollegen gleiche Pflichten und gleiche Rechte
teile. Wo dieses nicht der Fall, da werden auch niemals diejenigen Ziele
erreicht werden, welche man von Rechtswegen einer jüdischen Schule
stellen darf. Außer der schätzenswerten Bekanntschaft mancher
christlichen Schulmänner hatte ich hier auch das Vergnügen, den Herrn
Schwarz, Bruder und Onkel des Herren Rabbinen Schwarz in Jerusalem
(Verfasser des geographischen Werkes: 'Das Heilige Land'), in Hürben
und in Bayreuth (Übersetzer gedachten
Werkes), kennen zu lernen. Derselbe wurde ebenfalls zum Arbeiter im
Weinberge des Herrn bestimmt und ausgebildet, er hat jedoch diesen
ideellen Weinberg, so die guten Weinjahre erst recht eine Seltenheit
geworden, verlassen und baut dafür mit bestem Erfolge den reellen
an." |
Die Zeiten ändern sich (1857)
Artikel
in der Zeitschrift "Jeschurun" vom Juni 1857: "Bei aller
Zerstückelung der Glaubensparteien haben die Pfälzer nach langem
Kämpfen sich endlich vertragen gelernt. Sie setzen einen besonderen Stolz
darein, tolerant zu heißen. Im vorigen Jahrhundert gab es auch in
pfälzischen Städten noch Judengassen und Judenviertel, und als damals
Dürkheim wieder zur Stadt erhoben wurde, mussten die Juden ihre an der
Hauptstraße gelegenen Häuser den Bürgern gegen einen Abschätzungspreis
überlassen, und sich, nahe vor dem Torschluss der alten Zeit, noch einmal
in den Nebengassen anbauen. Heutzutage wohnen sie nicht nur unter den
Christen, sie liegen wohl gar neben ihnen begraben. Auf dem Kirchhof zu
Landau umschließt dieselbe Mauer christliche und jüdische Grabstätten,
und nur ein schmaler Fußweg scheidet die Bekenner des alten und neuen
Bundes." |
Aus der NS-Zeit: Auf dem Weg Bad Dürkheims zum
"Weltbad"; "Bad Dürkheim judenfrei" (1935)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. Juli 1935: "Bad
Dürkheim judenfrei. Frankfurt am Main, 9. Juli (1935). Der 'Landespressedienst'
des 'Deutschen Nachrichtenbüros' verbreitet unter der Überschrift 'Bad Dürkheim judenfrei' folgende Meldung:
'Bad Dürkheim, das mit
der Erstellung seiner Brunnenhalle und nach dem bei den
Einweihungsfeierlichkeiten vorgetragenen Sachverständigengutachten des
Professors Dr. Böhm den ersten Schritt zu Weltbad getan hat, wird
judenfrei. Am Eingang zum Kurgarten und damit zum Kurmittelhaus und zur
Kurverwaltung prangt seit Sonntag ein rotes Schild mit der Aufschrift: 'Juden
ist der Zutritt verboten!'. Die beiden vorhandenen Hotels nehmen keine
Juden mehr auf." |
Aus der Geschichte des Rabbinats in Bad Dürkheim
Zum Tod von Rabbiner Aaron Merz (1864)
Anmerkung: Rabbiner Aaron Merz (geb. 1795
in Untermerzbach, Unterfranken, gest.
31. März 1864 in Bad Dürkheim):
studierte an der Jeschiwa in Fürth,
danach an der Universität in Erlangen; war seit 1826 Rabbiner des
Synagogenbezirks Frankenthal mit Sitz in
Neustadt an der Weinstraße und seit 1829 in Bad Dürkheim.
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. April 1864:
"Lambsheim (Pfalz), 5. April. In der Nacht vom 30. zum 31. März
verschied der hochwürdige Rabbiner des Synagogenbezirks Frankenthal, Aron
Merz, in einem Alter von 69 Jahren. Fast dreißig Jahre hindurch fungierte
derselbe in rastloser Tätigkeit und in ungeheuchelter Frömmigkeit als
Seelsorger in genanntem Bezirke. Glaubensgenossen aus allen Gemeinen des
Sprengels, eine große Menge der achtbarsten Bürger, sämtliche Lehrer
aller Konfessionen der Stadt Dürkheim sowie alle israelitischen Lehrer
seines Rabbinatsbezirks, welche dem Sarge des Verblichenen folgten,
bezeugten die ungeteilte Achtung, welche der Verblichene sich erworben.
Einen besonders ergreifenden Eindruck machten einige sehr gut vorgetragene
Trauergesänge am Hause und vor der Stadt, sowie auch das Geläute der
Glocken während des Zuges. Die Herren Rabbiner Dr. Grünebaum aus Landau
und Seligmann aus Kirchheimbolanden
hoben in anerkennender und höchst würdiger Weise die Verdienste des
Heimgegangenen hervor." |
Über Bezirksrabbiner Dr. Salvendi - kritischer Artikel aus
jüdisch-liberaler Sicht (1867)
Artikel
in der Zeitschrift "Ben Chananja" vom 1. August 1867: "Aus der
Pfalz (Schluss eines längeren Berichtes). So hofft in beiden Richtungen
die Orthodoxie, die sonst wenigstens in ihrer neuen fanatischen Form, nur
einen sehr geringen Boden in der Pfalz hat, ihr Restitutionsfest bei uns
zu feiern. Und dazu schöpft sie in der Wahl des Dr. Salvendi zum Rabbiner
des Bezirkes Frankenthal – Dürkheim neue Hoffnung. Dieser Mann, der ein
Freund des Dr. Lehmann in Mainz und ein Korrespondent seines Blattes (sc.
das orthodoxe Blatt 'Der Israelit') sein soll, tritt ganz in der
Manier dieses jüdischen Torquemada (sc. Name eines Großinquisitors) auf,
nicht bloß sachlich, sondern auch in der Form: seine Predigten sind zum
Teil wahrhafte Kapuzinaden (sc. 'Kapuzinerpredigt', d.i. energische
Streitpredigt) gegen den 'Zeitgeist', wie er es nennt, gegen jeden so
genannten Neuerer und jede Neuerung im Leben und im Gottesdienst. Und
dabei hält er sich für einen von Gott selbst in diese vom unseligen
Zeitgeiste angefressene Provinz gesandten Apostel zur Bekehrung der
Sünder. In einer größeren Gemeinde, welche, wie alle größeren
Gemeinden, mit Ausnahme einer einzigen, ihre Stimme bei der Wahl Herrn Dr.
Kayserling gegeben, sagte er in seiner Antrittsrede: Wenn Ihr mich auch
nicht gewählt habet, so lauteten ungefähr seine Worte, Gott hat mich
hierher gesandt, um euch auf den rechten Weg wieder zurückzuführen. Und
doch wurde er nicht von Gottes Gnaden, sondern von Gnaden des Volkes,
besonders in den kleinen Landgemeinden, auf sein Rabbinat berufen, weshalb
er sich mit jener albernen Anmaßung nur lächerlich gemacht hat. Seine
Einweihungsrede zur neu erbauten Synagoge in Neustadt an der Haardt, einer
der größeren Gemeinden seines Bezirks, war ganz am unrechten Orte. Diese
Gemeinde hat die Synagogen- und Gebeteordnung von Mannheim eingeführt,
die ein Kompromiss zwischen der Orthodoxie und dem Fortschritt, die alten
Gebete, die Vorlesung aus der Tora etc. gar nicht antastet, sondern nur
einige unschuldige deutsche Gebete mit der Orgel aufgenommen und die
Pijutim - ob alle, ist uns nicht einmal bekannt, - weggelassen, dabei
allerdings eine musterhafte Ordnung in den Gottesdienst gebracht. Diese
Synagoge mit dieser Ordnung hatte der Rabbiner einzuweihen. Er musste die
Einweihung entweder zurückweisen und gegen die eingeführte Ordnung bei
der königlichen Regierung protestieren, oder er musste sie bei der
Einweihung der Synagoge mit Stillschweigen übergehen, umso mehr, als hier
eine Protestation ihren Zweck nicht mehr erreichen konnte, und um in die
Feier keinen Misston zu bringen. Statt dessen war die ganze Rede nur eine
Philippika gegen jede Änderung des gottesdienstlichen Herkommens, gegen
den 'Zeitgeist', sogar gegen den äußeren Bau, welches letztere die
Leute nicht einmal verstanden, vielleicht aber gegen das Vorrücken des
Almemors an die heilige Lade gerichtet war, was umso mehr böses Blut
machte, als die Spitzen der Behörden nebst Bürgermeister und Stadtrat
anwesend waren, und man sich schämte, das Judentum, auch in der kleinsten
äußeren gottesdienstlichen Form als eine Mumie dargestellt zu sehen, die
jeden Luftzug fürchten muss, um nicht in Staub zu zerfallen. Und es war
ihm dazu nicht einmal formell eine Veranlassung gegeben, denn sein Thema
war eigentlich der tägliche dreimalige Besuch des Gotteshauses von Seiten
der ganzen Gemeinde, von welchem jene Ausfälle jedenfalls nur eine
Abschweifung waren. Es führte diese Rede sogar zu Diskussionen in
öffentlichen Blättern, die Ihnen vielleicht von anderen, die Ihr Blatt
in der Pfalz noch lesen, als einem Landsmanne des Herrn Salvendi, den die
Vertretung seines Vaterlandes im Auslande vielleicht besonders
interessiert, zugesandt werden. So viel ist sicher, dass Herr Salvendi mit
diesem Gebaren keine Proselyten bei uns macht. Auch wird behauptet, Herr
Salvendi stände in wissenschaftlicher und talmudisch-rabbinischer
Hinsicht ganz auf dem Standpunkte der Neuorthodoxie, nämlich sehr
schwach. Jedenfalls hat ihn niemand gekannt, und seine Wahl wäre neben
der sehr tüchtigen bekannten Männern, die unter den zahlreichen
Bewerbern sich befanden, nicht möglich gewesen, wenn wir eine
Organisation der Synagoge |
besäßen.
Wir hätten dann eine Behörde, welche ex officio über die verschiedenen
Bewerber Erkundigungen einziehen könnte und müsste, und – was das
Entscheidende in der Sache war – eine Gemeinde von 10 Mitgliedern,
respektive ihre Stimme, könnte nicht der von 80 Mitgliedern gleich
gerechnet werden. Die Intelligenz, die jetzt durch die kleinen
Landgemeinden, die in allen allgemeinen Angelegenheiten den Ausschlag
geben, mundtot gemacht ist, würde zur gebührenden Geltung gelangen. Wie
es jetzt ist, werden wir immer mehr versumpfen, oder – dem
Indifferentismus ganz in die Arme fallen? Das Rabbinat verliert immer mehr
an Ansehen zum Nachteile alles wahrhaften religiösen Lebens, und sicher
auch nicht zum Vorteile unserer gesellschaftlichen Stellung. Ein
eklatantes Beispiel lieferte erst unsere Geschichte im vorigen Jahre, d.h.
ein Beispiel, wie ohnedies schon das Schreckbild der Hierarchie in unserer
Pfalz alle besseren Bestrebungen auf diesem Gebiete lahm legt. Ein
Rabbiner im jenseitigen Bayern hatte eine Eingabe um volle
Gleichberechtigung der Juden bei der hohen Ständekammer eingereicht. Es
hatte sich nun eine Stimme in einem öffentlichen Blatte einen
pfälzischen Rabbiner, der auch 1846 sämtliche Eingaben zur wirklich
erlangten Aufhebung des kaiserlichen Dekretes vom 17. März 1806 in Bezug
auf die so genannten More j. Patente verfasst und auch neuerdings bei
Gelegenheit des Judeneides besonders tätig war, zur Anfertigung einer
ähnlichen Eingabe aufgefordert, die natürlich wie das, soviel wir
wissen, auch im jenseitigen Bayern geschah, einer Versammlung von Notabeln
zur Prüfung und Unterschrift vorzulegen war. Flugs ließ sich eine Stimme
dagegen vernehmen: die Pfalz berge eine solche Fülle von Intelligenz in
ihrer Mitte, dass sie keines Rabbiners zur Beihilfe in ihren
Angelegenheiten bedürfe, die übrigens auch gar nichts zu wünschen
übrig ließen. Letzteres ist nun leider nichts weniger als wahr.
Abgesehen davon, dass die einzige Karriere, die unsern jungen Juristen
offen steht, die Advokatur ist, und sie daher in der Regel länger als ein
Jahrzehnt nach vollendeten Studien warten müssen, bis ein Advokat stirbt,
deren Zahl gesetzlich sehr beschränkt ist, wo dann aber natürlich auch
die Christen, eine sehr große Anzahl mitkonkurrieren, ein Jude auch nicht
einmal Kantonsphysikus wird, von allen anderen Anstellungen in der
Magistratur oder der Administration zu schweigen, nach welcher Richtung
vielleicht dennoch durch geeignete Vorstellungen umso eher ein Änderung
zu erzielen wäre, als das Gesetz nicht im Wege steht, und sogar im
jenseitigen Bayern mehrere Juden als Notare ernannt wurden, und unser
junger König überhaupt nach allem, was man hört, jedem politischen und
sozialen Fortschritt auch den Juden gegenüber geneigt sein soll; wird
unser Kultus sogar gesetzlich als der einer bloßen 'Privatkirchengesellschaft'
betrachtet, der man nur aus Gnade das oben erwähnte Exekutorium
respektive die Ordnung in der finanziellen Leitung einräumte, den
Religionsunterricht für die Volksschulen regelte und die Rabbiner
bestätigte. Alles andere schwebt in der Luft. Sogar die israelitischen
Elementarschulen erhalten Unterstützung aus den gesetzlich allen
Einwohnern gemeinschaftlich angehörigen Gemeindemitteln nur da, wo die
Gemeinderäte es wollen, was nicht selten in der liberalsten Weise
geschieht, nicht weil es so bestimmt wäre. Kurz er's wäre noch sehr
viel zu tun, und die gegenteilige Behauptung beruht, gelinde gesagt, auf
völliger Unkenntnis der Verhältnisse. Aber es geschah nichts: das 'hierarchische'
Element wäre vielleicht dennoch nicht ganz dabei zu umgehen gewesen. Nun
fehlte uns noch ein Herr Salvendi, um den Indifferentismus in religiösen
Dingen, von denen man neue Fesseln fürchtet, und die Missachtung ihrer
Träger nur noch mehr zu steigern. Und das wenigstens wird sicher die
Folge sein |
Die orthodoxe Gruppierung nahm "ihren" Rabbiner Dr. Salvendi
allerdings umgehend in Schutz. Auf Grund der Anfeindungen in den liberalen
Kreisen erschien in der Zeitschrift "Der Israelit" folgender Bericht:
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. Juli 1867: "Aus dem Rabbinatsbezirke Frankenthal,
im Juni (1867). Wenn es einerseits die Aufgabe dieser für Juden und Judentum so
heilsam wirkenden Blätter ist, den feindlichen Elementen entgegenzutreten und
sie zu bekämpfen, so ist es anderseits nicht minder wichtig, den Mut und die Überzeugungstreue
anzuerkennen und redliches Streben zu ermuntern.
Unser verehrter Bezirksrabbiner, Herr Dr. Salvendi, sucht das teilweise in
Lethargie versunkene Judentum hiesiger Gegend mit Kraft und Energie zu
regenerieren. Welche Schwierigkeiten sich ihm dabei entgegentürmen, davon macht
sich ein Fernstehender kaum einen Begriff. Angriffe und Verfolgungen in öffentlichen
Blättern, Verleumdungen und Verdächtigungen im eigenen Bezirk und all die
andern schmutzigen Waffen, deren sich die Fanatiker der sogenannten Reform zu
bedienen pflegen, werden in Bewegung gesetzt, um dem redlich Strebenden die
Herzen zu entfremden. Allein es gelingt. nicht. Herr Dr. Salvendi gewinnt täglich
mehr Boden für seine segensvolle Wirksamkeit, und der Kern der jüdischen Bevölkerung
steht zu ihm in Liebe und Verehrung.
Unlängst benutzte man die Synagogenweihe in Neustadt an der
Haardt, um Herrn Dr. Salvendi herabzusetzen und seinen Antipoden, den
ultraneologen Dr. Grünebaum von Landau, auf den Schild zu erheben; man
verfehlte jedoch vollkommen seinen Zweck. Gerade der öffentliche Tadel, mit dem
man Herrn Dr. Salvendi zu beleidigen dachte, musste ihm in den Augen jedes
Unbefangenen zum Ruhme gereichen, indem man dadurch Gelegenheit hatte, den Mut
und die Überzeugungstreue des Mannes, der nicht heuchelt und nicht schmeichelt,
zu bewundern, während Herr Dr. Grünebaum ob des ihm gespendeten Lobes hätte
erröten müssen; denn anerkennenswert ist es, wenn ein Rabbiner in Gegenwart
eines dem Judentum fremden oder entfremdeten Publikums das heilige
Religionsgesetz verteidigt 'zu verkünden meinem Volkes sein Verbrechen und dem
Hause Israels seine Sünde' – während der Beifall der Menge billig zu haben
ist um ein paar Tagesphrasen, wenn man den Leidenschaften schmeichelt und das,
was unbequem geworden, als "veraltet" über Bord geworfen haben will, wenn man
gegen 'Werkheiligkeit und abgestorbenen
Zeremonialwesen' vor einem Publikum zu Felde zieht, das großenteils den Sabbat
nicht heiligt und die Speisegesetze nicht hält – wahrlich, der Lorbeer ist da
billig zu holen, aber am Ende der Tage wird er teuer bezahlt werden müssen!
Den ehrenwerten, gesinnungstüchtigen, überzeugungstreuen Dr. Salvendi
hingegen, rufen wir aus vollem Herzen ein "Sei stark und fest!" (auch hebräisch
zitiert) zu." |
Nachruf zum Tod der Frau von Dr. Salvendi (1870)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Dezember 1870: "Dürkheim
a.H., 11. Dezember (1870). Am 3. dieses Monats (am Heiligen Schabbat
Paraschat Wajeze) wurde unsere hiesige Gemeinde durch eine
erschütternde Trauerkunde in die schmerzlichste Aufregung versetzt. Die
allverehrte Gattin unseres würdigen Seelsorgers, des Herrn
Bezirksrabbiners Dr. Salvendi, wurde schon wenige Tage nachher, als ihr
das Glück der Mutterfreuden zum zweiten mal zuteil werden sollte, ihrem
Gatten in dem jugendlichen Alter von 27 Jahren, nachdem es ihr leider nur
etwas über 4 Jahre vergönnt sein sollte, an der Seite ihres in
unendlicher Liebe ihr zugetanen Gatten eines seltenen ehelichen Glückes
sich zu erfreuen, plötzlich entrissen. Herr Rabbiner Dr. Stein in Worms,
vom hiesigen Synagogenvorstande mit Abhaltung der Leichenrede betraut,
lieh in einem tief empfundenen, warmen Nachrufe, worin er die seltenen
Tugenden und Vorzüge der Verblichenen schilderte, der schmerzlichen
Stimmung der äußerst zahlreichen Trauerversammlung beredten Ausdruck.
Schreiber dieses, der in freundschaftlichem Verkehr mit unserem Herrn
Rabbiner nicht selten Gelegenheit hatte, die hervorragenden Eigenschaften
der Heimgegangenen zu bewundern, glaubt, es ihrem Andenken schuldig zu
sein, derselben in diesem weit verbreiteten Organe, das in der Vorführung
edler Frauencharaktere nicht den geringsten Teil seiner segensreichen
Wirksamkeit entfaltet, einen Denkstein zu setzen, dessen Errichtung er
weit lieber einer geübteren Hand überlassen hätte. Und in der Tat,
nicht etwa die Pflichten der unermüdlich rührig waltenden, nur ihrer
Familie lebenden 'deutschen' Hausfrau, welche die Entschlafene in
vollstem Umfange erfüllte, sind es, die dem Referenten die Feder in die
Hand drücken, vielmehr jene wahrhaft aufopferungsvolle Hingabe, mit
welcher die Verklärte ihrem, Gatten in seinem schwierigen Berufe,
namentlich damals zur Seite stand, als in einem Teile unseres Bezirks
jener bedauerliche systematische Antagonismus gegen das verdienstvolle
amtliche Wirken unseres Herrn Rabbiners demselben so manche trübe Stunde
bereitete. Eines jeder zart besaiteten weiblichen Wesen, vermochte die
Verblichene schon durch ihr Erscheinen allein, wie mit einem
Zauberschlage, jede Falte von der Stirne des geliebten Gatten zu
verscheuchen, dem sie, in richtigem Verhältnis für die hohen
Geistesgaben und das tiefe Gemüt desselben, so gerne die geheimste Regung
seines Herzens ablauschen mochte. Ganz besonders aber verdient die, nicht
etwa aus kalt berechneter Willfährigkeit für die Stellung ihres Gatten,
vielmehr aus innerstem Drange, aus selbstbewusster Überzeugung
hervorgegangene, wahrhaft innige Religiosität der Heimgegangenen, fußend
auf dem granitenen Fundamente einer echt jüdisch-religiösen Erziehung,
ihr felsenfestes Gottvertrauen, ihre ungeheuchelte Gottesfurcht, umso mehr
hier hervorgehoben zu werden, als das in jeder Hinsicht musterhafte Leben
der Entschlafenen den sprechenden Beweis liefert, dass so genannte 'moderne
Bildung', welche derselben in hohem Grade eigen war, sich mit streng
religiösem Wandel vereinigen lässt. – Endlich darf die unbegrenzte
Menschenliebe der Heimgegangenen, welche stets geneigt war, von ihren
Mitmenschen nur Gutes zu denken, wie die reiche Mildtätigkeit, welche
dieselbe stets geübt, nicht unerwähnt bleiben. Möge der Allgütige dem
tief gebeugten Gatten, den schwer geprüften Eltern und Angehörigen
lindernden Balsam in die blutende Herzenswunde träufeln, der Verklärten
aber in jenen lichten Höhen den reichsten Lohn zuteil werden lassen! Ihre
Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens. J.W." |
Todesanzeige für Augusta
Salvendi, Frau von
Bezirksrabbiner Dr. Salvendi (1870)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Dezember 1870: "Allen
Freunden und Bekannten in Nah und Fern die schmerzliche Anzeige, dass,
nach dem unergründlichen Ratschlusse des Höchsten, meine über Alles
geliebte Frau Augusta am Abend des neunten Kislew, nach einem
siebentägigen Leiden, durch einen sanften Tod mir entrissen worden. Wer
sie auch nur entfernt gekannt, wird das unermesslich Traurige meines
Geschickes zu beurteilen wissen. Ihre Seele sei eingebunden in den Bund
des Lebens. Dürkheim a.d. Haardt. Dr. A. Salvendi,
Bezirksrabbiner." |
Danksagung nach dem Tod von Frau Salvendi (1870)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Dezember 1870: "Meinen
wertgeschätzten Herren Kollegen, sowie meinen lieben Freunden und
Bekannten statte ich hierdurch für die zahlreichen Beweise ihrer
innigsten und aufrichtigsten Teilnahme an dem herben Geschicke, das mich
plötzlich und ungeahnt ereilt, den wärmsten und tief gefühltesten Dank
ab! Ist es mir auch für jetzt unmöglich, die vielen warm empfundenen
Schreiben einzeln zu beantworten, so hoffe ich doch, im Laufe der Zeit die
nötige Sammlung dazu zu finden, und bitte einstweilen um freundliche
Nachsicht und Geduld! Dürkheim a.d. Haardt, am 2. Tage des
Chanukka-Festes. Dr. Adolf Salvendi, Bezirksrabbiner." |
Rabbiner Dr. Salvendi setzt sich für die Einhaltung der
Feiertag durch die jüdischen Soldaten ein (1879)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 26. März 1879: "Dürkheim
a.d.H., 23. März. Ich beeile mich, Ihnen die Mitteilung zu machen,
dass meine Eingabe beim Festungs-Gouvernement in Germersheim: Die
jüdischen Soldaten über die ganze Dauer des Pessachfestes, 'und zwar, da
das Reisen am Festtage nicht gestattet ist, vom 7. April an bis zum Abend
des 16. Desselben Monats zu beurlauben', sofortige Berücksichtigung
gefunden, und diese auch, wie es in der mir gestern zugegangenen Antwort
des Festungs-Gouverneurs, Generalleutnant Limbach, heißt, sämtlichen in
Germersheim garnisonierenden Abteilungen zur Kenntnis gebracht worden ist.
Ich werde nun ein gleiches Gesuch an die Kommandanturen in Speyer und
Landau richten, das hoffentlich ebenfalls den gewünschten Erfolg haben
wird. Mögen nun unsere geehrten Kollegen allenthalben in ihren Städten
und Bezirken ein Gleiches tun, damit die schönen Pessach-Festtage eine
wirkliche Feiertagszeit für alle jüdischen Soldaten des deutschen
Reiches und weit über dieses hinaus, bilden möchten! Salvendi." |
Neujahrswünsche von Dr. Salvendi
(September 1885 / September 1898)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 8. September 1885: "Allen
teueren Freunden, allen liebwerten Bekannten in der Nähe und Ferne
wünscht aus Herzensgrund ein recht glückliches neues Jahr.
Dürkheim, den 23. Elul 5645. Familie Dr. Salvendi." |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. September 1898:
"Nur auf diesem Wege!
Zu einem guten Jahr mögt ihr eingeschrieben sein.
Allen teueren Freunden, allen liebwerten Bekannten in der Nähe und
Ferne wünscht aus Herzensgrund ein recht glückliches neues Jahr.
Familie Dr. A. Salvendi." |
Rabbiner
Dr. Salvendi gibt die "Spendenverzeichnisse" im "Israelit"
heraus (zwei Beispiele 1893/1898)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. September 1893: "Hilferuf!
Dürkheim a.d. Haardt, 15. August 1893. Aus Jaffa (Palästina), woselbst
sich die nach dem Heiligen Lande ausgewanderten vertriebenen russischen
Glaubensbrüder zumeist angesammelt haben, geht uns folgender Notschrei
zu:
Jaffa, 1. August 1893.
Die plötzlich eingetretene Notlage in unserem Hospital legen wir unseren
mitfühlenden edlen Brüdern und Schwestern warm ans Herz und bitten
flehentlich um schleunige Hilfe. Seit Juni dieses Jahres grassiert hier
die Influenza und fordert leider viele Opfer. Der Andrang der Erkrankenden
zu unserem Hospital ist ein erschreckend großer. Wir sind nicht imstande,
uns einen Kredit zu verschaffen, um auch nur den vierten Teil der
dringendsten Ausgaben bestreiten zu können. Wir müssen mit blutendem
Herzen kranke Greise, Mütter, Familienernährer, arme Waisen etc. von
unserer Türe weisen, so tief uns auch der Anblick der kummergebeugten
Gestalten, der ringenden Hände, der tränenden Augen ins Herz schneidet.
Unser Hospital ist unter den gewöhnlichen sanitären Verhältnissen
selbst nicht imstande, den an dasselbe gestellten Ansprüchen aus Mangel
an Mitteln, genügen zu können, um wie viel weniger erst in der
außergewöhnlichen Notlage, in der wir uns gegenwärtig befinden. Wir
bitten um Rettung vieler Menschenleben aus der Gefahrdrohenden Epidemie,
um Rettung ferner vieler jüdischen Seelen von dem ihnen freundlich
zuwinkenden und sie aufzunehmen jederzeit freudig bereiten
Missions-Krankenhause. Die Gefahr ist groß, und doppelt gibt, wer schnell
gibt!
Der Vorstand des Hospitals "Schaar Zion" zu Jaffa: Ch.
Schmerling. N. Cohen, M. Pines. B. Lapin. S. Rokeach. J. Asseskowitsch.
Ich habe Vorstehendem nichts weiter hinzuzufügen, als dass ich freudig
bereit bin, Spenden für das hart bedrängte Hospital, sowie für die in
schwerster Notlage sich befindenden russischen Emigranten in Jaffa
entgegenzunehmen und solche auch von den warm fühlenden jüdischen Herzen
in reichem Maße erhoffe. Die Lokal-Komitees für die vertriebenen
russischen Juden bitte ich höflichst und dringendst, mir gütigst einen
Teil der von ihnen angesammelten Summen zur Linderung des Elends der nach
dem Heiligen lande ausgewanderten russischen Flüchtlinge zur Verfügung
zu stellen. Dr. A. Salvendi, Bezirks-Rabbiner." |
|
Beilage in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. September 1898: weiteres Beispiel für
eine der zahlreichen "Spenden-Verzeichnisse für alle Zweige jüdischer
Wohltätigkeit, herausgegeben von Dr. Adolf Salvendi, Bezirks-Rabbiner in
Dürkheim a.d. Haardt". Über viele Jahre hat Dr. Salvendi diese
Spenden-Verzeichnisse in der Zeitschrift "Der Israelit" betreut. |
Einladung an Bezirksrabbiner Dr. Salvendi zur
königlichen Hoftafel (1894)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Juni 1894: "Dürkheim
a.d. Haardt, 3. Juni (1894). Auf nächsten Donnerstag, den 7. dieses
Monats erhielt der Distriktsrabbiner Herr Dr. Adolf Salvendi dahier zur
Hoftafel Seiner Königlichen Hoheit des Prinzregenten Luitpold von Bayern
vom Oberhofmarschall eine Einladung. Die Hoftafel findet auf Ludwigshöhe
statt." |
Karte
an Bezirksrabbiner Dr. Salvendi aus Schifferstadt (1896)
(aus der Sammlung von Peter Karl Müller, Kirchheim / Ries)
|
|
Die Karte wurde am 21. Dezember 1896 vom
langjährigen Kultusvorstand der jüdischen Gemeinde Schifferstadt
Leopold Mayer an Bezirksrabbiner Dr. Salvendi verschickt: "...Teile
Ihnen mit, dass Ihr Antrag auf 200 Mark Wohnungsentschädigung auf meine
Veranlassung hin, mit allen Stimmen, außer Vorstand W. Wolf & Speyer
glänzend durchgegangen ist, wo ich Ihnen gratuliere. Gruß Leopold Mayer.
Schifferstadt 21.12.96". |
70. Geburtstag von Dr. Salvendi (1907)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 31. Januar 1907: "Frankfurt
am Main, 30. Januar (1907). Am 18. dieses Monats, feierte Herr Rabbiner
Dr. Salvendi in Dürkheim seinen siebzigsten Geburtstag. Der Name Salvendi
hat in weitesten Kreisen der Judenheit einen guten Klang, und nicht nur
bei unseren palästinensischen Brüdern, für die der Jubilars
außerordentlich Segensreiches geleistet hat, sondern überall, wo man
Sinn und Verständnis besitzt für die Interessen des Heiligen Landes,
wird man bei der Kunde von dem Ehrentag Dr. Salvendis seiner bedeutenden
Lebensarbeit in Dankbarkeit gedenken. Wir hegen den Wunsch, dass der
verdiente Mann, der durch ständige Beilage seiner Spendenverzeichnisse
auch mit dem 'Israelit' in freundschaftlichen Beziehungen steht, in
voller Kraft seine gesegnete Tätigkeit für Not leidende Glaubensgenossen
noch lange möge fortsetzen können." |
Zum Tod von Bezirksrabbiner Dr. Salvendi (1913)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 31. Dezember
1913: "Karlsruhe. Der Name Dr. Salvendi hat in allen Kreisen der
deutschen Judenheit, wo noch ein Funke jüdisches Interesse glimmt, seit
Jahrzehnten einen warmen, verehrungsvollen Klang. Der Träger dieses
Namens ist dieser Tage zur anderen Welt hinübergegangen. Im hohen
Greisenalter – 77 Jahre alt – hat er uns, der bis zum letzten Augenblick für seine ideale Lebensaufgabe, für Palästinas Zukunft
arbeitete, verlassen. Rabbiner Dr. Salvendi wurde in Waag-Neustadl (sc.
heute Nové Mesto nad Váhom, Westslowakei) geboren und empfing dort
seine gediegene jüdische Grundlage durch den dortigen Rabbiner, den
hervorragenden Hebraisten Rabbiner Josef Weiße. Schon jung wurde er
Bezirksrabbiner in Dürkheim (Pfalz). Hier konnte er für seinen
schöpferischen Arbeitsdrang nicht das nötige Betätigungsfeld finden und
so begann er, die Sammlungen für Palästinazwecke in seine Hand zu
nehmen. 1 ½ Millionen Mark hat er aufgebracht, - wahrlich eine
wundervolle Lebensaufgabe. Im Verein 'Lemaan Zion' und im 'Verein
zur Erziehung jüdischer Waisen in Palästina', welche beide Vereine
bekanntlich in Frankfurt am Main ihren Sitz haben, betätigte er sich
stets mit regestem Eifer. Als ihm seine Verehrer bei seinem 70. Geburtstag
eine Summe für eine Palästinastiftung zur Verfügung stellten, bestimmte
er, dass auf dieser Stiftung, der Salvendi-Kolonie, ein Neubau des
Waisenhauses errichtet und mit einem Lehrgute für seine Zöglinge
verbunden werde. Die Statuten dieser Stiftung hatte er jetzt ausgearbeitet
und bestimmt, dass stets alles streng traditionell geführt werden müsse
und Differenzen durch ein Beth-Din, bestehend aus der Jerusalemer und dem
Frankfurter Rabbinat zu erledigen seien. Auch eine Synagoge mit
Beth-Hamidrasch ward nach seinen Verfügungen auf der Kolonie errichtet.
Ebenso hat er eine Bibliothek errichtet." |
Erinnerung
an Dr. Salvendi und Spendenaufruf seines Sohnes Dr. Hugo Salvendi (1917)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 2. Februar
1917: "Eingesandt. Rabbiner Dr. Salvendi seligen
Andenkens. An ihn knüpfen sich unzählige Erinnerungen. Als Kinder, da
wir kaum lallen konnten, klang uns der Name fast jeden Schabbos, wenn die
jüdischen Zeitungen ins Haus kamen, entgegen. Je mehr wir heranwuchsen,
desto mehr wuchs die Gestalt dieses Mannes vor unserem Geiste. Ein Ideal
wurde er uns mit seiner warmen Liebe für das Judentum und mit seinem
segensreichen Wirken für das heilige Land. Fernab vom Weltgetriebe hat er
es verstanden, seine Stimme überall ertönen zu lassen, und wo sein Ruf
erging, da fand er Erhörung; denn die lebendige Sprache, die er zu
führen verstand, sie überzeugte. Und so sammelte er Tag für Tag und
Jahr für Jahr emsig wie eine Biene Zions wegen, und wie der Saft der
Biene, erquickend und belebend auf die Erschöpften wirkt, so konnten die
reichlich zufließenden Mittel den so zahlreichen Hilfsbedürftigen im
heiligen Lande Rettung bringen.
Ganz besonders lag ihm die Erziehung jüdischer Waisen in Palästina am
Herzen. Ihm schwebte vor, dass diese elternlosen und verlassenen Kinder
einstens die Grundlage geben sollten, um späteren Generationen eine
Nutznießung der heimatlichen Scholle zu ermöglichen.
Aus diesen Beweggründen heraus war es sein Lebenshauptziel geworden,
diesen Gedanken zu verwirklichen, und so errichtete er mit dem Verein zur
Erziehung jüdischer Waisen die nach ihm benannte Salvendi-Kolonie. Nicht
nur, dass es nun galt, zunächst Mittel aufzubringen, um das Waisenhaus zu
sichern, sondern es galt, all das auszuführen, was die Errichtung einer
solchen Kolonie verlangte.
Der Anfang gelang, und wiederum wandte Rabbiner Dr. Salvendi sich an die
weite Öffentlichkeit, um seinen Glaubensbrüdern sein Ziel zu offenbaren.
Schon gingen Gelder reichlich ein, und der ehrwürdige Gründer des Werkes
konnte freudestrahlend seinen Freunden hierüber Bericht geben. Da wurde
er mitten aus seiner Freude heraus von seinem irdischen Wirken
abberufen.
Was der Vater in unermüdlicher Lebensarbeit vollbracht hatte, das
übernahm der Sohn mit der gleichen Liebe und Begeisterung. Aber leider
kam der Krieg und mit ihm eine schwere Zeit über das Waisenhaus. Die Not
pochte im heiligen Lande überall an, und es war in der ersten Zeit eine
große Aufgabe, den verlassenen Waisen von hier aus Hilfe bringen zu
können. Erst nach und nach gelang es, helfend einzugreifen. -
Und nun wendet sich der Sohn Rabbiner Salvendis seligen
Andenkens Dr. Hugo Salvendi an die Öffentlichkeit mit der
Bitte, das Lebenswerk seines Vaters, an dem er mit so inniger, treuer
Liebe hing, neu errichten zu helfen. Ernst ist die Zeit, die wir
durchleben, sie verlangt unendlich viel Opfer. Aber gerade jetzt gilt es,
unsere höchsten Güter zu verteidigen; es wäre ein Jammer, wenn all das,
was Rabbiner Salvendi ein Lebensalter hindurch geschaffen hat, vergeblich
gewesen wäre, und wenn die Wurzeln des Baumes, dessen Früchte so viel
Erquickung den Elternlosen bringen konnten, verdorren müssten.
Der Ruf des Sohnes soll nicht umsonst ergangen sein. Mögen die
unzähligen Freunde und Verehrer des unvergesslichen Rabbiners Salvendi
aufs neue ihre Liebe bis über das Grab hinaus beweisen um Zions
willen! H.S." |
Wahl von Dr. Ernst Steckelmacher zum neuen Bezirksrabbiner
(1909)
Artikel
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 17. Dezember
1909: "Dürkheim. Als Nachfolger unseres in Pension getretenen Rabbiners
Dr. Salvendi wurde Dr. Ernst Steckelmacher, Sohn des Mannheimer Rabbiners
und Schüler des Breslauer Seminars, gewählt." |
Einführungsgottesdienst für Bezirksrabbiner Dr.
Steckelmacher (1910)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 27. Mai 1910: "Bad
Dürkheim, 18. Mai (1910). In der festlich geschmückten, dich besetzten
hiesigen Synagoge fand gestern der feierliche Einführungsgottesdienst
für den Bezirksrabbiner Dr. Steckelmacher statt. Fast sämtliche zum
Bezirk gehörenden Gemeinden waren durch ihre Vorstände vertreten. Nach
einleitendem Choralgesang richteten sowohl der erste Vorstand hiesiger,
als auch der Präses der Kultusgemeinde Speyer an den Herrn Rabbiner eine
warm empfundene Ansprache, in derselben dem Wunsche und der Hoffnung
Ausdruck gebend, dass derselbe als Priester der Liebe und des Friedens,
als Lehrer der Religion in Schule und Haus seines Amtes walten möge.
Nunmehr bestieg Herr Dr. Steckelmacher die Kanzel, um in formvollendeter,
gehaltvoller Rede die Grundsätze zu entwickeln, von welchen er sich in
seinem Wirken leiten lassen wolle. Er bezeichnete als solche: Wahrheit,
Recht und Frieden, die drei Grundsäulen aller Sittlichkeit und allen
Menschenglückes. Mit einem innigen Gebete für das Wohl der Landes- und
Kreisregierung, der Spitzen und Behörden des Bezirkes, der hiesigen Stadt
und ihrer Bewohner, insbesondere für das Gedeihen seiner Gemeinde,
schloss der Redner seine zu Herzen gehende Ansprache. Ein Choralgesang
beendete die erhebende Feier, die bei allen Anwesenden einen tiefen
Eindruck hinterließ. Möge die Tätigkeit des neuen Herrn Bezirkrabbiners
eine reich gesegnete sein!" |
Rabbiner
Dr. Ernst Steckelmacher wechselt von Bad Dürkheim nach Ludwigshafen (1935)
Artikel
in der "Bayerischen israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. Mai
1935: "Bad Dürkheim. In diesen Tagen war es Herrn Bezirksrabbiner
Dr. Ernst Steckelmacher vergönnt, auf eine fünfundzwanzigjährige
segensreiche Amtstätigkeit im Rabbinatsbezirk Frankenthal
zurückzublicken. Dieses Jubiläum fiel zeitlich zusammen mit seiner
Verabschiedung von der Gemeinde in Bad Dürkheim, mit der er sich seit
seinem Amtsantritt innig verbunden fühlte, und mit seiner Übersiedlung
nach Ludwigshafen, um von dort aus in Zukunft seinem Rabbinatsbezirk und
vor allem der größten seiner Bezirksgemeinden zu dienen. In dem
Gottesdienste am Sabbat Rosch Chodesch Ijar (= Samstag, 5. Mai
1935) hielt Herr Dr. Steckelmacher seine Abschiedspredigt, während der
Vorsitzende des Rabbinatsbezirks und der Israelitischen Kultusgemeinde Bad
Dürkheim, Herr Reallehrer a.D. Ludwig Strauß, dem scheidenden
Rabbiner den Dank und die Wünsche aller Gemeindemitglieder aussprach.
Mögen Herrn Bezirksrabbiner Dr. Steckelmacher mit göttlicher Hilfe noch
viele Jahrzehnte gesegneten Wirkens in seinem heiligen Amte beschieden
sein!" |
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer und der
Schule (hier auch Berichte zur Gewerb- und Handelsschule von S.
Bärmann)
Ausschreibungen der Stellen des Religionslehrers / Vorbeters / Hilfsvorbeter / Schochet
(1867 / 1884 / 1887 / 1907 / 1924)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 3. September 1867:
"In der hiesigen Gemeinde ist die Stelle eines Kantors, der das
Einüben und Dirigieren eines Chors gründlich versteht, und auch als
Schächter approbiert sein muss, sofort zu besetzen. Bewerber um diese
Stelle, für die vorläufig ein fixer Gehalt von 250 Gulden und ein
Nebeneinkommen von ebensoviel zugesichert wird, wollen baldigst ihre
Zeugnisse, die die Kenntnisse sowohl, als auch den moralischen und
religiösen Lebenswandel der Petenten bekunden sollen an den
unterzeichneten Gemeindevorstand einsenden. Als sehr beachtenswert
erwähnen wir noch, dass der Akzeptierte sein Einkommen durch
musikalischen Unterricht in hiesiger Stadt noch bedeutend vergrößern
könnten.
Dürkheim (Rhein-Pfalz), im August 1867. David Mayer." |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. April 1884: "Bekanntmachung.
Die Stelle eines geprüften israelitischen Religionslehrers,
welcher gesangliche und musikalische, sowie liturgische Kenntnisse
besitzen muss, ist sofort in der hiesigen Kultusgemeinde zu
besetzen.
Der aus der Kultuskasse bewilligte Gesamt-Gehalt beträgt Mark 1371 43
Pfennig. Befähigte Bewerber wollen ihre Zeugnisse an den unterzeichneten
Vorstand des Synagogen-Ausschusses Dürkheim (Pfalz) bis längstens 15.
Mai dieses Jahres einsenden, woselbst auch die näheren Bedingungen zu
erfahren sind. Jüngere Bewerber erhalten den Vorzug.
Dürkheim, 18. April 1884. Jakob Tillmann." |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Juni 1887: "Gesucht auf
4 Wochen ein Vertreter in der Schechita, der Kabbala von
einem anerkannt gesetzestreuen Rabbiner besitzt. Meldungen sind sofort zu
richten an D. Mosessohn, Kantor in Dürkheim a. Haardt." |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Oktober 1907:
"Kultusbeamter
gesucht.
Die Stelle eines Hilfskantors, der zugleich die Schächterfunktion
zu übernehmen hat, ist in Erledigung gekommen und soll am 1. Januar 1908
besetzt werden. Mit derselben ist ein vorläufiges Einkommen von 1.800
Mark nebst hübscher Dienstwohnung verbunden. Bevorzugt wird ein
stimmbegabter musikalischer Bewerber mit seminaristischer Bildung und
deutscher Nationalität, von nicht über 35 Jahren. Der seitherige nunmehr
zurücktretende Kantor versah das Mohel-(Beschneider-)Amt. Bewerbungen mit
Zeugnisabschriften und Photographie wollen bis zum 1. November an den
Unterzeichneten gerichtet werden.
Bad Dürkheim (Pfalz), den 6. Oktober
1908.
Karl Ludwig Wolff, Synagogenvorstand." |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. August 1924: "In der
Kultusgemeinde Bad Dürkheim, Sitz des Bezirksrabbiners, ist die Stelle
eines Kantors und Schochets in Erledigung gekommen und soll mit
einem religiösen Manne von deutscher Nationalität, entsprechender
Vorbildung und ansprechender Stimme alsbald wieder besetzt werden. Gehalt
nach Übereinkunft. Mit der Stelle ist eine freie Dienstwohnung verbunden.
Bewerbungen mit Lichtbild bis 15. September an den Vorsitzenden des
Synagogenrats, Ludwig Strauß, Bad Dürkheim (Pfalz)." |
|
Dieselbe
Anzeige erschien in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des Central-Vereins)
vom 21. August 1924. |
Jahresbericht
über die Gewerb- und Handelsschule von S. Bärmann (1883)
Artikel in der Zeitschrift "Jeschurun" vom März
1883 S. 159: "Dürkheim, 5. März 1883. Der Jahresbericht
über die Gewerb- und Handelsschule von S. Bärmann liegt vor und
sind demselben folgende bemerkenswerte Punkte, für unsere Stadt und deren
Umgebung von besonderer Bedeutung, zu entnehmen. Welch' schwere Opfer
bringen manche Städte, um in Besitz von Realschulen zu kommen, die wir
ohne jedwede Unterstützung in so blühender Weise hier gedeihen sehen.
Diese Anstalt zählte laut Jahresbericht 170 Zöglinge aus den
verschiedenen Ländern, u.a. aus Amerika, Russland, Frankreich, Schweiz
etc., darunter 76 Protestanten, 70 Israeliten, und 24 Katholiken. Alle
sitzen in der einträchtigsten Weise beisammen und werden in den Fächern
unterrichtet, die nicht bloß formal bildend sind, sondern zugleich zum
Eintritte in einen bürgerlichen Beruf als unentbehrlich bezeichnet werden
müssen. Aus der Anordnung des Lehrstoffes, aus der Verteilung desselben,
aus der Rangordnung vom Wichtigen zum Minderwichtigen, aus der Vereinigung
vom Realen und Idealen ist leicht zu ersehen, dass wir es mit einer
pädagogischen Leistung zu tun haben, die sich ihrer Aufgabe und ihres
Zieles wohl bewusst ist. - Die deutsche Sprache in Verbindung mit den
beiden modernen Sprachen, die mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächer
mit ihrer grundlegenden Arithmetik, die Handelswissenschaften, Realien und
Kunstfertigkeiten geben dem ganzen Organismus eine Harmonie, die erziehend
und bildend wirken muss. Die bekannten Resultate beim
Einjährig-Freiwilligen-Examen in Speyer, wie die Stellungen, welche die
jungen Leute nachweislich einnehmen, die in der hiesigen Anstalt erzogen,
sind die Früchte, welche eine treue Hingabe zum Berufe zeitigten. Und
dabei ist die hiesige Anstalt nur eine vierklassige Realschule.
Durch diese Einrichtung soll den Zöglingen Gelegenheit gegeben werden, in
4 Jahren sich dasjenige Wissen anzueignen, welches zum Bestehen der Einjährigen-Freiwilligen-Prüfung
gesetzlich gefordert werden kann. Wer auf den Vorteil des
einjährig-freiwilligen Dienstes verzichtet, dem können die drei ersten
Jahrgänge vollständig genügen, um noch frühzeitig genug einen
bürgerlichen Beruf zu erlernen. Durch diese Einrichtung hat sich die
Anstalt ein Vertrauen erworben, das ermunternd wirken muss; denn genügend
begabte und fleißige junge Leute erreichen hier in 4
respektive 3 Jahren ihr Ziel. Wünschen wir darum unserer hiesigen Gewerb-
und Handelsschule auch für die Zukunft fortgesetztes Blühen und
Gedeihen!" |
|
Anzeige in der Zeitschrift "Jeschurun"
vom März 1883 S. 160:
"Pensionat Bärmann in Dürkheim a. H.
(Soolbad und Traubenkur) (4klassige Realschule).
Das Sommersemester beginnt am 2. April dieses Jahres, - Gründlicher
Unterricht, gewissenhafte Erziehung und elterliche Pflege. -
Die anerkannt besten Resultate beim Einjährig-Freiwilligen Examen,
während der letzten Prüfung haben abermals von 6 jungen Leuten 5 das
Reifezeugnis erhalten. - Pensionatsgebäude inmitten der Nebengelände
gelegen und den neuesten Anforderungen der Hygiene entsprechend. - Im
abgelaufenen Halbjahr war die Anstalt von 170 Zöglingen, darunter 96
Pensionären aller Konfessionen, besucht. Prospekte auf Verlangen
durch den Vorsteher
Bärmann." |
Lehrer Ludwig Strauss unterhält eine Knabenpensionat (1895)
Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 20. Dezember 1895: "Bad
Dürkheim (Rheinpfalz).
3 bis 4 jüdische Knaben, welche die
hiesigen Schulen (Volksschule, Realschule und Progymnasium) besuchen
wollen, finden in meinem Hause sorgfältige Pflege und gewissenhafte
Erziehung. Prima Referenzen.
Ludwig Strauss,
Lehrer an der Realschule." |
25-jähriges Ortsjubiläum von Lehrer M. Meyer (1909)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. Juli 1909: "Bad
Dürkheim,
21. Juni. Herr Lehrer M. Meyer in Dürkheim a.H. begeht am 1. Juli sein
25jähriges Ortsjubiläum." |
Goldene
Ehrennadel des Deutschen Sängerbundes für Ludwig Strauß (1927)
Artikel in
der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. Mai 1927: "Bad Dürkheim
(Rheinpfalz). Seltene Ehrung. Der hiesige Synagogenvorstand und Stadtrat,
Herr Ludwig Strauß, welcher schon vor längerer Zeit für seine dreißigjährige
Wirksamkeit als Chorregent vom Deutschen Sängerbund die goldene
Ehrennadel erhielt, wurde neuerdings zu seinem fünfzigjährigen Sängerjubiläum
vom Deutschen Sängerbunde mit dem Ehrenbriefe ausgezeichnet. In diesem
Briefe heißt es u.a.: 'Der Deutsche Sängerbund ist stolz darauf, heute
in Ihnen einen Mann ehren zu können, der unserer deutschen Sängersache
in seltener Treue gedient hat. Fünfzig Jahre sind Sie eingetreten für
das deutsche Lied und für deutsche Art. Dafür Ihnen Dank und Anerkennung
auszusprechen ist dem Deutschen Sängerbunde Ehre und Freude zugleich. Mögen
Sie noch recht lange in Gesundheit und Frische wirken zum Segen für
unseren Bund und für unser deutsches Vaterland. Berlin. Der
Hauptausschuss des Deutschen Sängerbundes.'" |
Goldene
Hochzeit von Lehrer, Stadtrat und Kultusvorsteher Ludwig Strauß und Frau Klara
geb. Neumann (1930)
Artikel
in der "Bayerischen israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. August
1930: "Zum goldenen Ehejubiläum des Stadtrates und Kultusvorstandes
Ludwig Strauß und seiner Gattin Klara geb. Neumann, in Bad Dürkheim. Der
Sabbat Schoftim (30. August dieses Jahres) wird ein besonders festlicher
Sabbat für unsere Kultusgemeinde werden. Stadtrat und Kultusvorstand
Ludwig Strauß und seine Gattin Klara geb. Neumann werden an diesem Sabbat
auf ein halbes Jahrhundert glücklicher Ehegemeinschaft zurückblicken
können. Stadtrat Strauß war seit 1875 ununterbrochen an der
Bärmannschen Realschule bis zu seiner Pensionierung tätig und hatte,
weil er ganz im Lehrerberufe aufging, in hervorragender Weise zum Ansehen
der Schule beigetragen. Zu gleicher Zeit hat er ein Knabenpensionat
mustergültig geführt und Generationen von Schülern herangezogen, die
ihm bis auf heute ihre dankbare Anhänglichkeit bewahren. Obwohl er mit
der Ausübung seiner Berufspflichten sehr belastet war, ist er schon seit
vielen Jahren in unserer Kultusgemeinde und Rabbinatsbezirksverwaltung und
seit Gründung des Pfälzer Gemeindeverbandes auch dort an führender
Stelle ehrenamtlich tätig. Und mit welcher Begeisterung widmet er sich
gerade diesen Aufgaben! Dass es eine vollkommene Synthese von Deutschtum
und Judentum gibt, Stadtrat Strauß bekundet es aufs Sinnfälligste. Mit
welcher Wärme der Empfindung trägt er als ehrenamtlicher Vorbeter die
Festtagsgebet an Roschhaschonoh und Jomkippur vor oder leitet er unseren
Synagogenchor! Das gleiche Feuer lodert in seinem trotz der 74 Jahre noch
jugendlichem Herzen, wenn er als Dirigent seines Gesangvereins Lieder
einübt oder wenn er bis vor kurzem noch als Gesanglehrer der Realschule
sich betätigte. Wer mit solcher Glut der Begeisterung noch im hohen Alter
wie in jüngster Zeit bei der mitternächtlichen Befreiungsfeier der Stadt
oder bei der Jubiläumsfeier vom Limburg vor wenigen Tagen des
Dirigentenamtes waltet, muss dem deutschen Lied ganz besonders zugetan
sein. Die Gattin war dem Jubilar ein halbes Jahrhundert hindurch eine
wackere Gefährtin. Sie hat aber nicht nur für ihren Familienkreis, für
ihren Gatten und ihre drei Kinder, sondern auch für das Ergehen der ihr
anvertrauten Schüler in treuer und unermüdlicher Arbeit gesorgt. Trotz
der Fülle der Pflichten, die sie zu erfüllen hatte, bekundete sie dem
israelitischen Frauenverein, dessen Vorsitzende sie ist, stets regestes
Interesse und hält ihm auch heute noch trotz ihres hohen Alters die
Treue. Möge die Gnade Gottes dem verehrten Jubelpaare noch viele Jahre
glücklicher Ehegemeinschaft schenken, möchten sie beide sich noch lange
körperlicher und geistiger Frische und Regsamkeit erfreuen dürfen zu
ihrer eigenen Beglückung und zur Freude ihres Familienkreises, zum Heile
unserer Glaubensgemeinschaft und des Vaterlandes. 'Der Fromme sprosst
wie die Palmen; er wächst wie die Zeder auf dem Libanon. Im Tempel des
Ewigen gepflanzt, treiben sie in den Vorhöfen unseres Gottes Sprossen.
Noch im Alter tragen sie Frucht, sind saftvoll und frisch…'
Bezirksrabbiner Dr. Ernst Steckelmacher." |
|
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. Oktober 1930: "Bad
Dürkheim. Das Ehejubiläum des Stadtrats und Kultusvorstandes Ludwig
Strauß und seiner Gattin wurde am 30. August im Rahmen des
Sabbatvormittag-Gottesdienstes von der Kultusgemeinde Bad Dürkheim in
festlich geschmücktem Gotteshause würdig durch Ansprachen und Ehrungen
von allen Seiten begangen. Der Herr Reichspräsident hatte ein Glückwunschschreiben
übersandt." |
75.
Geburtstag von Stadtrat und Kultusvorsteher Ludwig Strauß (1930)
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. Oktober 1930: "Stadtrat
und Kultusvorstand Ludwig Strauß in Bad Dürkheim, der erst vor wenigen
Wochen mit seiner Gattin das Fest der goldenen Hochzeit begehen durfte,
wird am 30. Oktober dieses Jahres seinen 75. Geburtstag feiern dürfen.
Die herzlichsten Glück- und Segenswünsche begleiten auch bei diesem Fest
den verdienstvollen Mann, auf dessen unermüdliches, treues Wirken im
Ehrendienste unserer Gemeinde, des Rabbinatsbezirks und des Verbandes der
israelitischen Kultusgemeinden der Pfalz sowie auch der Stadtverwaltung
und vieler Körperschaften und Vereine bereits in der Nummer 16 dieses
Jahrgangs anlässlich seines goldenen Ehejubiläums hingewiesen wurde." |
75.
Geburtstag von Klara Strauß, langjährige Vorsitzende des Israelitischen
Frauenvereins (1931)
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. Dezember 1931:
"Bad Dürkheim. Frau Klara Strauß, die Gattin des Synagogenvorstands und
Stadtrats Ludwig Strauß, die langjährige Vorsitzende des hiesigen
Israelitischen Frauenvereins, kann am 16. Dezember ihren 75. Geburtstag
feiern." |
Zum 80. Geburtstag von Lehrer Ludwig Strauß (1935)
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 1. November
1935: "Bad Dürkheim. 80. Geburtstag. Am 30. Oktober 1935 vollendet Herr
Reallehrer i.R. Ludwig Strauß in Bad Dürkheim in seltener körperlicher
und geistiger Frische das 80. Lebensjahr. Der Jubilar ist seit 28 Jahren
Vorstand der Kultusgemeinde Bad Dürkheim, seit 15 Jahren Vorsitzender des
Rabbinatsbezirks Bad Dürkheim – Frankenthal und seit 18 Jahren
Schatzmeister des Verbandes der israelitischen Kultusgemeinden der Pfalz.
Die Gemeinde Bad Dürkheim, der Rabbinatsbezirk und der Verband werden
unter den zahlreichen Gratulanten mit in vorderster Linie stehen. Denn
Herr Strauß hat sich durch seine unermüdliche, selbstlose und wertvolle
Arbeit in allen seinen Ämtern große und bleibende Verdienste um das
pfälzische Judentum erworben. Es ist kaum glaublich, aber wahr, dass er
es fertig gebracht hat, im hohen Alter von 77 Jahren seine Wirksamkeit
noch zu steigern. Seit dem Wegzug des Kantors Schatz im Frühjahr 1933
versieht er nämlich auch das Vorbeteramt in der Gemeinde; nie fehlt er
bei einer der so zahlreich gewordenen Sitzungen und Reisen des engeren
Ausschusses des Verbandes. Herr Strauß, der früher auch in der
politischen Gemeinde eine führende Rolle spielte und viele Ehrenämter
bekleidete, lebt seit dem Umschwung zusammen mit seiner treuen, nun bald
79-jährigen Gattin nur noch seiner Familie und dem Judentum. Er gehört
zu der alten Garde aufrechter Lehrerpersönlichkeiten, deren Stolz ihr
Beruf, deren Stärke ihr Charakter und deren Größe ihr reines
Menschentum ausmacht. Wir wünschen dem vorbildlichen Manne in großer
Verehrung ein gesegnetes Alter in unwandelbarer Rüstigkeit und Gesundheit
ad meo e'essrim schono (bis 120 Jahre)." |
Ludwig
Strauß scheidet aus dem engeren Vorstand des Verbandes aus (1938, war seit 1917
im Vorstand)
Artikel in "Jüdisches Gemeindeblatt für das Gebiet der
Rheinpfalz" vom 1. Oktober 1938: |
Aus dem Gemeinde- und
Vereinsleben
Ausschreibungen der Stelle des Synagogendieners
(1881/1882)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Juli 1881: "In der
hiesigen israelitischen Kultusgemeinde ist die Stelle eines Synagogendieners
offen. Es erhalten zur Besetzung solche der Vorzug, die den Dienst des
Kantors, Schächters, im Verhinderungsfalle versehen, auch in den beiden
Vereinen Religionsvorträge halten können.
Gehalt fix Mark 700. Doch ist auch auf einen ansehnlichen Nebenverdienst
zu rechnen. Gesuche nebst dienstlichen Zeugnissen sind an den Vorstand Jacob
Tillmann zu richten, und wird gebeten, demselben Geburts- und Wohnort
beizufügen.
Dürkheim a.d. Haardt, 29. Juni 1881." |
|
Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 5. Juli 1882: "In
der israelitischen Kultusgemeinde Dürkheim a. Haardt ist die Stelle eines
Synagogendieners bis Mitte September nächsthin zu besetzen. Meldetermin
bis 20. Juli. Es erhalten zur Besetzung solche den Vorzug, die den Dienst
des Kantors und Schächters im Verhinderungsfalle versehen, sowie in den
beiden Vereinen Religionsvorträge halten können. Gehalt fix Mark 800;
doch ist auch auf einen ansehnlichen Nebenverdienst zu rechnen. Gesuche
nebst dienstlichen Zeugnissen, denen man Geburts- und Wohnort beifügen
wolle, sind an den Vorstand zu richten." |
Ein Schochet und Mohel in der Gemeinde empfiehlt sich (1882)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Juni 1882:
"Ein streng
religiöser, von berühmten orthodoxen Rabbinen geprüfter Schochet
(Schächter) und Mohel (Beschneider) , tüchtiger Religionslehrer, dem die
besten Referenzen von Behörden und Gemeinden zur Seite stehen, sucht bis
zum 1. September eine Kultusbeamtenstelle, am liebsten, wo ein Gymnasium
ist. Kleine Familie.
Ihre Ehrwürden, die Herren Rabbinen Doctores Lehmann
in Mainz, Adolf Salvendi in Dürkheim werden auf Verlangen nähere
Auskunft zu erteilen die Güte haben." |
100-jähriges Bestehen des Kranken- und Unterstützungsvereins
(Jünglings-Vereins; 1896)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. März 1896: "Dürkheim, im
März (1896). Die Jubelfeier des hiesigen israelitischen
Jünglings-Vereins verlief in der würdigsten Weise. Die religiöse Feier
in der Synagoge wurde eingeleitet durch meisterhaft vorgetragenen Gesang
des Herrn Kantors Mosessohn, woran sich die bedeutungsvolle Ansprache
unseres verehrten Bezirksrabbiners Dr. Salvendi anschloss. Abends fand im
Restaurant Maas geselliges Zusammensein statt. Der Vereinspräsident Herr
Nathan Wolff hieß die vollzählig erschienenen Vereinsmitglieder in
herzlichster Weise willkommen und brachte auf dieselben ein Hoch aus. Herr
Institutslehrer Strauß toastete auf den Jubilar, den Verein selbst. Herr
F. Mayer gedachte unseres viel geliebten Landesregenten Prinzen Luitpold,
der alle seine Untertanen ohne Rücksicht auf ihren Glauben mit gleicher
Liebe umfasst und allen humanitären Instituten das regeste Interesse
entgegenbringt. Es wurde an Seine Königliche Hoheit den Prinz-Regenten
folgendes Huldigungs-Telegramm abgeschickt: 'Königliche Hoheit
Prinz-Regent Luitpold in München. Zahlreiche israelitische Bürger der
Stadt Dürkheim a.H. senden anlässlich der 100jährigen Jubelfeier ihres
Kranken- und Unterstützungsvereins (Jünglings-Verein) Eurer Königlichen
Hoheit untertänigsten Gruß und die Versicherung unverbrüchlicher Treue.
In tiefster Ehrfurcht: Nathan Wolff, 1. Vorsitzender. Auf diese Depesche
lief folgende huldvolle Antwort ein: 'Herr Nathan Wolff, Vorsitzender
des Kranken- und Unterstützungs-Vereins (Jünglings-Verein) Dürkheim.
Seine Königliche Hoheit der Prinzregent lassen für die anlässlich der
gestrigen Jubiläumsfeier des Kranken- und Unterstützungsvereins
Dürkheim in treu ergebener Gesinnung dargebrachte Ovation allen
Teilnehmern allerhöchst ihren huldvollsten Dank entbieten. In
Allerhöchstem Auftrage Freiherr von Zoller, Generalleutnant,
Generaladjutant.' Ein von Herrn Institutslehrer Strauß verfasstes, dem
verein gewidmetes Gedicht gelangte zur Verlesung und wurde demselben für
diese schöne Festgabe wärmster Dank ausgesprochen." |
Stiftung von A. Kuhn zugunsten mehrerer Gemeinden
(1894)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. Juni 1894:
"Dürkheim (Rheinpfalz). Eine hochherzige Stiftung verdanken die
israelitischen Kultusgemeinden von Dürkheim, Frankenthal, Ungstein und
Kallstadt dem in Frankfurt am Main im Mai 1892 verstorbenen, zu Herxheim
in der Pfalz geborenen Herrn A. Kuhn. Der Verstorbene hat laut
letztwilliger Verfügung eine Summe von hunderttausend Mark ausgesetzt,
deren Zinsen als Stipendien für unbemittelte, talentvolle Knaben oder
junge Männer aus den genannten Gemeinden zum Behufe ihrer Heranbildung zu
einem wissenschaftlichen, technischen oder künstlerischen Berufe, oder
zum Lehrfache verwendet werden soll. Herr Kuhn, der stets ein warmes Herz
für seine alte Heimat hegte, hat sich durch diese Schenkung ein dankbares
Andenken geschaffen." |
Gedenkfeier für die im Weltkrieg gefallenen Schüler des Progymnasiums (1933)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 30. März 1933: "In Bad
Dürkheim fand zu Ehren der im Weltkriege gefallenen Absolventen des
Progymnasiums und der Realschule eine Trauerfeier mit Namensverkündigung
der gefallenen Lehrer und Schüler statt. Von den 98 Gefallenen der Schule
gehörten nicht weniger als 37 dem jüdischen Glauben an. In seiner
Ansprache erwähnte der Bürgermeister die beispiellose Aufopferung von
Angehörigen aller Konfessionen zum Wohle des deutschen
Vaterlandes." |
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Artikel in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des Central-Vereins) vom
30. März 1933: "Die Kugeln kannten keinen Numerus clausus. In
Bad Dürkheim fand zu Ehren der im Weltkriege gefallenen Schüler
des Progymnasiums und der Realschule eine Trauerfeier statt, bei der die
Namen der gefallenen Lehrer und Schüler genannt wurden. Von den 98
Gefallenen der Schule gehörten nicht weniger als 37 dem jüdischen Glauben
an. In seiner Ansprache erwähnte der Bürgermeister der Stadt den
beispiellosen Mut, mit dem sich die Angehörigen aller Konfessionen zum
Wohle des deutschen Vaterlandes im Weltkriege geopfert haben." |
Chanukkafeier
in der Gemeinde (1937)
Artikel in "Jüdisches Gemeindeblatt für das Gebiet der
Rheinpfalz" vom 1. Januar 1938: |
Wegzug
und Auswanderung - die Gemeinde löst sich immer mehr auf (1937/1938)
Artikel in "Jüdisches Gemeindeblatt für das Gebiet der
Rheinpfalz" vom 1. November 1937: |
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Artikel in "Jüdisches Gemeindeblatt für das Gebiet der
Rheinpfalz" vom 1. Januar 1938: |
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Artikel in "Jüdisches Gemeindeblatt für das Gebiet der
Rheinpfalz" vom 1. März 1938: |
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Artikel in "Jüdisches Gemeindeblatt für das Gebiet der
Rheinpfalz" vom 1. Juni
1938: |
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Artikel in "Jüdisches Gemeindeblatt für das Gebiet der
Rheinpfalz" vom 1. August 1938: |
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Artikel in "Jüdisches Gemeindeblatt für das Gebiet der
Rheinpfalz" vom 1. Oktober 1938 |
Über
die jüdische Winterhilfe der Synagogengemeinde Bad Dürkheim (1938)
Artikel in "Jüdisches Gemeindeblatt für das Gebiet der
Rheinpfalz" vom 1. Mai 1938: |
Verschmelzung
von Chewra und Jünglingsverein (1938)
Artikel in "Jüdisches Gemeindeblatt für das Gebiet der
Rheinpfalz" vom 1. Juli 1938: |
Berichte zu einzelnen Personen
aus der
Gemeinde
Zum
Tod des Juristen Dr. Moritz Mayer, in Amerika Präsident der Loge Bene Berit
(16.12.1821 Bad Dürkheim - 28.8.1867 New York)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 1. Oktober 1867:
"New York, 1. September (1867). Der Hebr. Lead. bringt in
seiner jüngsten Nummer die Nachricht von dem Tode des Dr. Moritz Mayer,
der einer plötzlichen Krankheit am 28. August erlegen.
Dr. Moritz Mayer wurde zu Dürkheim an der Haard in der bayerischen
Pfalz am 16. Dezember 1821 geboren. Frühzeitig entwickelte er große
Talente und seine gebildeten Eltern pflegten dieselben. Sie schickten ihn
frühzeitig in die lateinische Schule seiner Vaterstadt, wo er bald alle
seine Mitschüler überflügelte. Nachdem er sodann in Speyer das
Gymnasium und Lyzeum besucht hatte, bezog er die Universität München,
woselbst er sich dem Rechtsfache widmete und nach Ablaufe der
Universitätsjahre ein glänzendes Examen bestand. Da die Mittel, die ihm
seine damals schon verwitwete Mutter zukommen zu lassen im Stande war,
nicht ausreichten, erteilte er Unterricht und machte literarische Arbeiten
für die Professoren der dortigen Universität. Die Liebe zur Wissenschaft
ließ ihm jede Mühe und Arbeit gering erscheinen. Im Jahre 1847 kehrte er
nach der Pfalz zurück und praktizierte als Rechts-Kandidat am
Königlichen Gerichtshofe zu Kaiserslautern. Im Jahre 1848 schloss er sich
der Freiheitsbewegung an und die Freiheit hatte an ihm einen eifrigen,
tätigen Verehrer. Die damalige provisorische Regierung ernannte ihn zum
Friedensrichter. Nachdem 1849 die Revolution unterdrückt war, musste er
nach Amerika fliehen, um der Strafe einer langen Gefangenschaft zu
entgehen.
In Amerika wurde er zuerst jüdischer Geistlicher in Charleston, machte
sich dann die amerikanische Rechtspflege zu eigen und praktizierte als
Rechtsanwalt in New York. Aber er folgte nicht dem Beispiele so vieler,
welche früher dem jüdischen Lehrfache angehört, dieses dann verlassen
und hiermit auch allen Sinn und Eifer für das Judentum aufgegeben haben.
Vielmehr widmete er diesem fort und fort sein ganzes Herz und wirkte ganz
besonders innerhalb der bekannten amerikanisch-jüdischen Loge Bene Berit,
deren Präsident er war. In der jüngsten Zeit hatte er Philippson's
Broschüre über die Kreuzigung und den ersten Teil von Geiger's Judentum
und seine Geschichte ins Englische übersetzt und zum Druck gefördert.
Ihm sei ein ehrenvolles Andenken gewidmet!" |
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Link: Artikel
in der "Jewish Encyclopedia" zu Mayer, Moritz |
Stadtrat
Gernsheim in Dürkheim und Gutsbesitzer und Weinhändler Veit Mahler in Mussbach
wurden zu Geschworenen berufen (1838)
Artikel in der "Allgemeinen
Jüdischen Zeitung" vom 2. Oktober 1838: "Eine der
köstlichsten Institutionen unserer Pfalz - der Stolz und das Kleinod
ihrer Bewohner - ist die der Jures oder Geschworenen - und zu diesem über
die wichtigsten Güter des Bürgers - über sein Leben und seine Freiheit
sprechenden Amte eines Geschworenen, sahen sich bereits zwei Israeliten
(Herr Stadtrat Gernsheim in Dürkheim, der auch kürzlich als Mitglied des
Rekrutierungsrats für das Landkommissariat Neustadt fungierte - und der
Gutsbesitzer und Weinhändler Veit Mahl in Mußbach) berufen. Es sind
Ärzte, sogar Kantons-Ärzte (anderwärts Physikus-Ärzte genannt und
bekannt von Königlicher Regierung ernannt) Advokaten, zum Teil
ausgezeichnete Männer und dann Gewerbetreibende jeder Art im Kreise - die
mosaischen Glaubens sind; und es ist - in letzterer Beziehung - eine
lächerliche Angabe (die übrigens de bonne foi gegeben worden),
wenn von 28 israelitischen Handwerker-Familien im Kreise die Rede ist.
(Dieselbe wurde übrigens auch in der Speyrer Zeitung - von Herrn Lehrer
Strauß in Frankenthal, glauben wir - verdientermaßen
zurückgewiesen." |
Zur Diamantenen Hochzeit von David Kauffmann und Fanny geb.
Feist (1873)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 25. November 1873: "Aus
dem Rabbinatsbezirke Dürkheim, 22. Oktober (1873). Gestern wurde hier ein
ebenso schönes, wie seltenes Familienfest gefeiert. Unser Mitbürger,
Herr David Kauffmann, und dessen Gattin, Fanny geb. Feist, begingen ihre
Diamant-Hochzeit. – Wenn es schon eine große Gnade ist, 60 Jahre in
ehelicher Gemeinschaft zu leben, so ist diese Gnade eine doppelte und
dreifache, wenn solche bejahrten Ehegatten noch so rüstig und frisch an
Körper und Geist sich befinden, wie dies hier der Fall. Morgens schon war
der katholische Ortsgeistliche, Nachbar des Jubelpaares, gekommen, um
seinen Glückwunsch darzubringen. In warmen und liebevollen, aus den
herzen kommenden und mit tiefer Rührung gesprochenen Worten hob er
hervor, wie viel Gutes das Jubelpaar seiner Gemeinde schon erzeigt, wie er
also nicht allein als Nachbar, sondern hauptsächlich als Vertreter seiner
Kirchengemeinde Dank und Glückwunsch darzubringen, sich gedrungen fühle.
In der heutigen Zeit tun solche Worte aus solchem Munde doppelt wohl. –
Bis zum Mittag waren Gäste aus Nah und Fern herbeigeeilt. Es waren deren
nicht wenige, denn das greise Jubelpaar ist mit 10 Kindern, 45 Enkeln und
10 Urenkeln gesegnet. Zum Festredner war Herr Lehrer Marx aus Alsheim
berufen, und löste dieser seine Aufgabe in trefflicher Weise." |
Die
Firma Dornberger (Gönnheim) wird durch den Prinz-Regenten Luitpold
ausgezeichnet (1886)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. September 1886: "Gönnheim,
4. September (1886). Die weithin bekannte Firma Damastweberei Dornberger
übersandte Seiner Königlichen Hoheit dem Prinz-Regenten Luitpold eine
prachtvolle Tafeldecke (weiß Damast). Dieselbe zeigt ein Jagdstück mit
bayerischer Krone und Wappen, und enthält die Widmung: 'Seiner
Königlichen Hoheit dem Prinz-Regenten Luitpold widmet zum Andenken an die
Übernahme der Regentschaft unseres teueren Vaterlandes diese Decke die
Damastweberei Dornberger.' Hierauf wurde Herr Dornberger durch folgendes
Schreiben aus der Kanzlei Seiner Königlichen Hoheit ausgezeichnet: 'Sehr
geehrter Herr! Seine Königliche Hoheit der Prinz-Regent haben die in
Ihrer Weberei angefertigte Tafeldecke mit Vergnügen entgegenzunehmen und
mich zu beauftragen geruht, Ihnen für diese schöne Gabe, welche sowohl
von Ihren patriotischen Gesinnungen, wie von den hohen Leistungen Ihres Fabrikationsbetriebes
sprechendes Zeugnis gibt, Allerhöchstihren huldvollen Dank zum Ausdruck
zu bringen, als äußeres Zeichen aber Allerhöchsten Wohlwollens Ihnen
beifolgende Medaille zu übermitteln. Indem ich Allerhöchstem Auftrage
andurch entspreche, zeichne ich mit der Versicherung vorzüglichster
Hochachtung als Eure Wohlgeboren ergebenster Freyschlag von Freyenstein,
Generalmajor, Generaladjutant.' Die Medaille ist in Gold geprägt mit
entsprechender Inschrift." |
Zum
Tod des aus Bad Dürkheim stammenden Rabbiners von Bayonne, Samuel Marx
(1887)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 25. Januar 1887: "Paris,
14. Januar (1887). In sehr rascher Folge verlor das französische Rabbinat
drei sehr würdige Vertreter. Nach dem Tode des Rabbiners B. Lipman in
Lille verschied auch der Großrabbiner Simon Levy in Bordeaux, und jetzt
kommt die Nachricht, dass auch der Großrabbiner von Bayonne, S. Marx,
heimgegangen ist. So sind drei Konsistorialsprengel ihrer geistlichen
Hirten beraubt, und es wird immerhin schwierig sein, sie wieder zu
besetzen. Samuel Marx war 1817 zu Dürkheim in der Pfalz geboren, also
mehrere Jahre, nachdem die französische Herrschaft daselbst aufgehört
hatte. Er wurde Schüler des Rabbinerseminars zu Metz und ins einem 25.
Lebensjahre zum Rabbinat in Saint-Esprit berufen. 1846 wurden einige
Bezirke von dem Konsistorialsprengel Bordeaux abgelöst und zu einem
eigenen Konsistorialsprengel mit dem Sitze in Saint-Esprit, später
Bayonne erhoben; an dieser Stelle wirkte er segensreich über 40 Jahre,
bis ihn am 5. Januar nach langem Leiden der Tod im Alter von 70 Jahren
ereilte. Der Staat berief ihn vielfach in Kommissionen, namentlich über
soziale Fragen und erkannte seine Verdienste durch die Verleihung der
Ehrenlegion an. Das Begräbnis war ein überaus feierliches und die
Teilnahme, die man dem Verluste eines solchen Mannes widmete, sprach sich
seitens aller Stände und Klassen aus. Die Zipfel des Bahrtuches wurden
von dem Bürgermeister, dem Unterpräfekten, dem Oberstleutnant des 49.
Regiments, dem Präsidenten des Zivilgerichtshofes, Alexander Leon, dem Präsidenten
des israelitischen Konsistoriums der Gironde und dem Direktor des Lyzeums
von Bayonne getragen". |
Stiftung
von Abraham Strauß (1890)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. November 1890: "Aus
der Pfalz. Der verstorbene Ingenieur Abraham Strauß in Durkheim hat
letztwillig mit einem Kapital von 20.000 Mark eine Landesstiftung
begründet zur technischen, wissenschaftlichen oder künstlerischen
Ausbildung würdiger, bedürftiger und talentvoller Söhne und Töchter
von Bahnwärtern und Wechselwärtern bei den bayerischen Staatseisenbahnen
und Straßenwärtern der bayerischen Staatsstraßen. Die landesherrliche
Bestätigung ist erfolgt." |
Zum Tod des langjährigen Gemeindevorstehers Jakob Tillmann (1892)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 19. Mai 1892: "Dürkheim a.d.
Haardt. Hier wurde dieser Tage der im Greisenalter verstorbene Jakob
Tillmann zu Grabe getragen. Fast ein halbes Jahrhundert stand er an der
Spitze unserer Religionsgemeinde, welche das Andenken dieses Mannes stets
heilig halten wird. Dass er auch in politischer Beziehung stets auf seinem
Posten war, das schilderte am Grabe Herr Stadtrat Heußer mit bewegten
Worten, der bewegten Zeit von 1870/71 gedenkend, wo Tillmann sich um die
Pflege der verwundeten Krieger in unserer Stadt die schönsten Verdienste
erwarb." |
80. Geburtstag von Salomon
Tillmann (1901)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 18. April 1901: "Dürkheim
a.H., im April (1901). Am 31. März dieses Jahres beging ein
hochgeachteter, beliebter Mitbürger unserer Stadt, Herr Salomon Tillmann,
die Feier seines 80. Geburtstages. Der Jubilar blickt auf eine tatenreiche
Vergangenheit zurück, während der er nicht nur das Wohl seiner Familie
fest begründete, sondern auch allzeit dem Wohle seiner Mitmenschen zu
dienen bestrebt war. Durch das Vertrauen seiner Mitbürger wurde er
mehrere Male in die Stadtverwaltung gewählt, welcher er als eifriges
Mitglied lange Jahre angehörte; seit Jahrzehnten amtiert Herr Tillmann
auch im Armenpflegschaftsrate. Auch im hiesigen israelitischen
Wohltätigkeits-Verein hatte er als ehrwürdiger Angehöriger seiner
Glaubensgemeinde eine lange Reihe von Jahren das Amt des Rechners inne.
Fünf Jahrzehnte übte er das Amt eines Mohel rein um Himmelslohn
aus und nach vielen Hunderten zählen die von ihm in den Bund der Väter
aufgenommenen Knäblein. Aus Rücksicht auf sein hohes Alter legte Herr
Tillmann mit schmerzlichem Bedauern dieses heilige Amt nieder. Alle
Ehrenämter verwaltete er mit peinlichster Gewissenhaftigkeit nach bestem
Können. Die Liebe zu seinen notleidenden altersschwachen Glaubensgenossen
ließ vor mehreren Jahren in seinem Herzen den Gedanken entstehen, für
diese ein Asyl zu schaffen, in dem sie den Rest ihrer Lebenstage
sorgenfrei verbringen könnten. Denn gerade in der Pfalz tut ein solches
Institut not. Viele solcher bedauernswerten altersschwachen
Glaubensgenossen sind entweder in christlichen Armenhäusern
untergebracht, wo sie auf rituelle Verpflegung kaum Anspruch machen
können, oder leben in bitterer Armut in den verschiedensten kleinen
Ortschaften. Herr Tillmann ist trotz seines hohen Alters immer noch für
die Verwirklichung seines Herzenswunsches tätig. Möchten mildtätige
Glaubensgenossen Herz und Hand öffnen, damit dieses humane Werk noch zu
Lebzeiten des Jubilars ins Dasein treten könnte.
Der Geburtstag selbst gestaltete sich zu einem Freuden- und Ehrentage für
den ehrwürdigen Greis und seine Familie. Aus allen Schichten der hiesigen
Bevölkerung wurden anlässlich dieses freudigen Ereignisses dem
schlichten, beschiedenen Manne Beweise herzlichster und freudigster
Teilnahme seitens der israelitischen Gemeinde zuteil, die sich fast
vollzählig bei einem Festgottesdienste einfand, bei welchem Herr Bezirksrabbiner
Dr. Salvendi eine ergreifende Ansprache hielt und der Kantor den 128.
Psalm rezitierte. In der letzten Vormittagsstunde erschien Herr
Bürgermeister Barth mit dem Armenpflegschaftsrate, um ihrerseits
herzlichste Glückwünsche zu erstatten. Der Herr Bürgermeister und Herr
1. Stadtschreiber Wenner richteten an den Jubilar Worte des wärmsten
Dankes für sein langjähriges, eifriges Wirken im Dienste der
Allgemeinheit, wünschend, dass es ihm vergönnt sein möge, dem
Armenpflegschaftsrate noch lange Jahre mit seinen reichen Erfahrungen zur
Seite stehen zu können. Herr Tillmann dankte bewegt und versprach dieses
zu tun, solange ihm Gott die Kraft dazu gebe." |
Ernennung von Bezirksarzt Dr. Veit Kaufmann zum
Königlichen Hofrat (1894)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. Juni 1894: "Dürkheim
a.d.H., im Juni. Vorüber sind die Jubeltage, die wir anlässlich des
Besuches Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Luitpold in unserer Pfalz
durchlegt haben. Der liebevolle Fürst mit dem freundlichen Antlitze und
dem noch freundlicheren Herzen ist in seine Residenz zurückgekehrt. Noch
aber hallt die Freude in den Herzen aller Israeliten der Pfalz, besonders
aber in denen der Mitglieder unserer kleinen jüdischen Gemeinde nach. Und
das mit Recht! Eine hohe Auszeichnung ist anlässlich des Aufenthaltes
Seiner Königlichen Hoheit des Prinzregenten in unserer Stadt dem hiesigen
israelitischen Bezirksarzte, Herrn Dr. Veit Kaufmann, zuteil geworden. An
der Stätte seiner Wirksamkeit, die zugleich auch die eigenste Schöpfung
des Herrn Dr. Kaufmann ist, für deren Entstehung dieser Philanthrop
unermüdlich gewirkte, der Heilstätte für skrophulöse (sc. von
Skrofulose) Kinder, ist demselben das Dekret zu seiner Ernennung als
Königlicher Hofrat von dem Allerdurchlauchtigsten Herrn und Fürsten
eigenhändig übergeben worden. Diese Auszeichnung legt wohl am besten
Zeugnis dafür ab, dass unser allgeliebter Landesfürst keinen Unterschied
des Glaubens kennt, wenn es gilt, das Verdienst zu belohnen. Denn groß
sind die Verdienste, die Herr Dr. Kaufmann sich durch sein gemeinnütziges
Wirken um das Wohl der Stadt, deren Vertretung er seit 27 Jahren
angehört, erworben hat. Möge Herrn Dr. Kaufmann eine noch lange Reihe
von Jahren segensreichen Schaffens beschieden sein! Unsern edlen Fürsten
erhalte uns die himmlische Vorsehung zum heile und Wohle des Bayernlandes
und seiner Bewohner." |
Zum
Tod der aus Bad Dürkheim stammenden Rosalie Feustmann (gest. in Philadelphia
1906)
Artikel im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom
28. Dezember 1906: "Philadelphia. Die hiesige Judenheit hat
einen großen Verlust erlitten. Frau Rosalie Feustmann (geb. 1827
in Dürkheim, bayerische Pfalz) ist nicht mehr. Frau Rosalie
Feustmann war bewunderungswert als Philanthropin. In allen hiesigen
Wohltätigkeits- und Erziehungs-Vereinen war sie
tonangebend". |
Tod
von Gemeindevorsteher Karl Ludwig Wolf (1911)
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 11. August 1911: "In Bad Dürkheim verstarb der Vorstand
der israelitischen Kultusgemeinde, Karl Ludwig Wolf, am
Hitzschlag." |
Spende
von Stefanie Weiller geb. Tillmann an die jüdische Gemeinde (1919)
Artikel
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 19. Dezember 1919: "Die in
Chicago lebenden Kinder der Witwe Frau Stefanie Weiller geb. Tillmann,
ehemals in Bad Dürkheim wohnhaft, haben zu Ehren des 75. Geburtstages
ihrer genannten Mutter der israelitischen Kultusgemeinde in Dürkheim den
Betrag von 5.000 Mark zu wohltätigen Zwecken überwiesen." |
Goldene Hochzeit von
Max Reiß und Gattin (1934)
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. Januar
1934: "Bad Dürkheim (Pfalz). Am Sabbat Waichi wurde in der Synagoge der
goldenen Hochzeit des Gemeindemitglieds und Synagogenrates Max Reiß und
Gattin durch Festansprachen des Rabbiners Dr. Steckelmacher und des
Synagogen-Vorstandes Ludwig Strauß in feierlicher Weise gedacht. Dieser
wies dabei in seiner Ansprache auf die Notwendigkeit treuen Zusammenhalts
in Freud und Leid gerade in dieser Zeit hin und richtete an das Jubelpaar,
das mit Kindern, Enkeln und Verwandten sich eingefunden hatte, warme Worte
über die Bedeutung des Ehrentages." |
80. Geburtstag von Max A. Reiß (1937)
Artikel
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. April
1937: "Aus der Pfalz.
Am 8. April 1937 beging Synagogenrat Max A. Reiß,
Bad Dürkheim (Pfalz), langjähriger I. Vorsitzender des Israelitischen
Jünglings-Verein, in voller geistiger und körperlicher Frische seinen
80. Geburtstag." |
Zum
Tod von Synagogenrat Max Reiß (1938)
Artikel in "Jüdisches Gemeindeblatt für das Gebiet der
Rheinpfalz" vom 1. März 1938: |
Auswanderungen von
verschiedenen Gemeindemitgliedern (1938)
Artikel
im "Jüdischen Gemeindeblatt für das Gebiet der Rheinpfalz" vom 1. Januar
1938: "Bad Dürkheim. Seit meinem letzten Berichte in Nr. 4
dieses Gemeindeblattes - ein pfälzischer Rabbiner nannte ihn einen Hesped,
eine Trauerrede - ist in der Auswanderung kein Stillstand eingetreten. Das Verhängnis ist nicht
abzuwenden. Herr Willi Reiß, Sohn des vor neun Monaten verstorbenen
Adolf
Reiß ist mit Frau und Kind vor wenigen Tagen nach Krefeld abgewandert, um
von da aus in einer Maschinen-Werkstätte in Duisburg sich für den Handwerkerberuf
umzustellen. Wiederum ein schwerer Verlust für unsere Gemeinde, denn wir
verlieren in Willi Reis einen wahren und aufrechten isch jehudi (jüdischen
Mann), einen
Mann, der seither sich unserer Winterhilfe selbstlos zur Verfügung stellte
und die Buchführung derselben in musterhafter Weise besorgte. Ihm wird
schon in den nächsten Tagen der 22-jährige aus
Wallhalben stammende Ernst Mai
folgen, seit längerer Zeit in der Metzgerei Emil Scheuer im benachbarten
Wachenheim tätig. Der junge Mann
hatte mehrmals in der Woche bei unseren Dürkheimer Glaubensgenossen zu tun
und nahm dann auch regelmäßig an unserem Gottesdienste teil. Unsere besten
Wünsche begleiten den Scheidenden nach Nordamerika. " |
|
Artikel
im "Jüdischen Gemeindeblatt für das Gebiet der Rheinpfalz" vom 1. Oktober
1938: "Aus Bad Dürkheim.
Die Auswanderung, der Auflösungsprozess unserer Gemeinde stehen im
Vordergrund. Vor ihnen treten alle anderen Vorkommnisse zurück. - Vor
einigen Tagen ist das Ehepaar Eugen Kehr und Frau
Lena geb. Jonas, früher in Kaiserslautern wohnhaft, zu seinen Kindern
nach Palästina, das Ehepaar Sem Simon zu seinen Kindern nach England
(Manchester) ausgewandert.
Gleich nach Rosch haschonoh werden Emil Simon und
Frau nach Mannheim übersiedeln, während ihre Mutter Witwe Karoline Simon bis
zu ihrer Auswanderung nach Johannesburg (Südafrika) im Altersheim
Neustadt
Aufnahme finden wird. Ihnen folgt das Ehepaar Edgar Jonas mit Kindern, das
am Tage nach Jom Kippur ebenfalls nach Mannheim verzieht. Unsere besten
Wünsche und unser Dank begleiten sämtliche Scheidenden, insbesondere die
Familie Edgar Jonas. Seit der letzten Synagogenratswahl am 16. Oktober 1934
Uhr gehörte Herr Edgar Jonas unserem Synagogenrate an und ihm oblag unter
anderem die Aufsicht und die Sorge um unseren
Friedhof in Wachenheim und der
Verkehr mit den Behörden (Bezirksamt, Finanzamt, Steuereinnehmerei usw.). Frau Edgar Jonas war seither
1. Vorsitzende unseres
Frauenvereins, dessen wohltätiges Wirken genügsam bekannt ist. Ganz
besonders für unsere Winterhilfe bedeutet der Wegzug der beiden einen
empfindlichen Verlust. Synagogenrat Jonas führte das Rechnungswesen der
Winterhilfe und unterhielt den Verkehr mit den Spendern und Betreuten
unserer sieben Filialgemeinden. Es wird schwer fallen, die Lücke zu
schließen. Auf die Hilfsbereitschaft der Hierbleibenden muss mehr wie je
gerechnet werden. Ludwig Strauss." |
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Einzelpersonen
Anzeigen des Gutsbesitzers Marx Mayer Kaufmann (1860 / 1861)
Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums"
vom 6. März 1860: "Wein-Verkauf. 1857er Wein, eigenes
Gewächs (koscher), in Gebinden von ca. 40 Litres mit Faß Thlr. 9,
desgleichen von ca. 20 Litres mit Faß Thlr. 5 gegen portofreie Einsendung
des Betrags.
P.S. Die Versendung geschieht auf möglichst schnellem und billigstem
Wege. Marx Mayer Kaufmann, Gutsbesitzer in Dürkheim
a/Haardt." |
|
Anzeige
in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 12. März 1861: "Wein-Verkauf
auf Pessach. 1858er eigenes Gewächs, versende ich in Gebinden von ca.
40 Litres mit Fass Thaler 9, desgleichen von ca. 20 Litres mit Fass Thaler
5. Gegen portofreie Einsendung des Betrags. Marx Mayer Kaufmann.
Gutsbesitzer in Dürkheim a. Haardt." |
Anzeigen
der Damast-Leinen-Weberei und Wäschefabrik Dornberger & Co. (1903 /
1906)
Anzeige in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 9. April 1903:
"Wir suchen zu Ostern dieses Jahres einen Lehrling
aus besserer Familie, bei eventuell freier Kost und Logis im Hause.
Selbstgeschriebene Offerten erbeten.
Dornberger & Co.,
Damast-Leinen-Weberei und Wäschefabrik, Dürkheim a.H." |
|
Anzeige im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt"
vom 27. April 1906: "Lehrlings-Stelle.
Ein braver, fleißiger Junge kann sofort in unserem Geschäft als Lehrling
Stellung finden.
Konditionen: zweijährige Lehrzeit, bei nichtfreier Pension.
Selbstgeschriebene Offerten erbeten.
Weberei und Wäschefabrik Dornberg & Comp., Bad Dürkheim
(Pfalz)." |
Anzeige
des Kurz-, Weiß-, Woll- und Modewarengeschäftes J. Rothschild (1912)
Anzeige
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 12. April 1912:
"In mein
Kurz-, Weiß-, Woll- und Modewarengeschäft kann per 1. oder 15. April
oder 1. Mai eine branchekundige tüchtige
Verkäuferin
eintreten.
Offerten mit Zeugnissen, Photographie und Angabe des Gehaltes bei freier
Station erbeten.
J. Rothschild,
Bad Dürkheim." |
Todesanzeige für David Mandel aus Bad Dürkheim - Beisetzung in Wachenheim (1936)
Anzeige
in der "CV-Zeitung" (Zeitschrift des "Central-Vereins") vom 9. Januar
1936: "Statt besonderer Anzeige.
Mein guter Mann, unser treubesorgter Vater, mein gütiger Großvater, unser
lieber Schwager und Onkel
David Mandel
ist heute nach kurzer Krankheit im fast vollendeten 80. Lebensjahr sanft
entschlafen.
Bad Dürkheim/Pfalz, den 2. Januar 1936. Mannheimer Straße 13.
Berlin-Schöneberg, Nymphenburger
Straße 6.
Frida Mandel geb. Loeb
Dr. Ernst A Mandel
Else Mandel geb. Crailsheimer
Hans-Günther Mandel
Im Namen der übrigen Familie: Adolf Mandel
Die Beisetzung fand am Sonntag, dem 5. dieses Monats, nachmittags 2 Uhr 30
Min., auf dem israelitischen Friedhof
Wachenheim/Pfalz statt." |
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