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im Elsass"
Neuf-Brisach
(Neu-Breisach,
Dep. Haut-Rhin / Alsace / Oberelsass)
Jüdische Geschichte / Synagogue / Synagoge
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
In Neuf-Brisach bestand eine jüdische Gemeinde bis in die
1930er-Jahre. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 19. Jahrhunderts zurück.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1846 27 jüdische Einwohner, 1861 141, 1900 102, 1910 96.
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge
(s.u.), eine jüdische Schule und ein rituelles Bad. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der
Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und
Schochet tätig war (vgl. Ausschreibung der Stelle von 1871 unten). Die Gemeinde
gehörte zum Rabbinat Wintzenheim.
1936 wohnten noch 83 jüdische Personen in Neuf Brisach. Diejenigen, die
in den folgenden Jahren nicht den Ort verlassen konnten, wurden unter der
deutschen Besatzung 1940 nach Südfrankreich deportiert.
Von den in Neuf Brisach geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Leonie Bloch (1875),
Salomon Bloch (), Arthur Borach (1894), Dina Holzmann (1935), Helene (Chaie)
Holzmann (1919), Hermann Holzmann (1886), Mirjam Holzmann (1926), Ernest Levy
(1876), Henriette Levy (1866), Paul Levy (1865), Pauline Levy (1868), Germaine
Marx (1889), Emile Samuel (1892), Helene Samuel (), Salomon Samuel (1896),
Henriette Weil geb. Levy (1866), Jojo Weill (), Maurice Weill (1897), Suzanne
Weill (1925),
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Ausschreibung der Stelle des Religionslehrers / Vorbeters / Schochet
1871
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 15. November
1871: "Die Stelle eines Religionslehrers, Vorsängers und Schochet
ist hier erledigt. Gewünscht wird, dass derselbe auch etwas lernen kann,
um bei der Chewra einen Vortrag halten zu können. Besoldung
beträgt 300 Thaler oder ungefähr Fr. 1.200 nebst freier Wohnung.
Eintritt sobald wie möglich. Meldungen unter Beifügung der Zeugnisse
nimmt entgegen
Simon Bloch in Neu-Breisach, Haut Rhin." |
Das Rabbinat Biesheim soll nach Neubreisach verlegt
werden (1909)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. Dezember 1909: "Neubreisach,
1. Dezember (1909). Wegen der
Neueinteilung der Rabbinatsbezirke hat der hiesige Gemeinderat an das
Ministerium das Gesuch gerichtet, das Rabbinat Biesheim
nicht eingehen zu lassen, sondern den Sitz nach hier zu verlegen, da die
hiesige israelitische Bevölkerung im Wachsen begriffen sei und der
Rabbiner gleichzeitig auch Militärgeistlicher und Religionslehrer sein
könne." |
Aus
dem jüdischen Gemeinde- und Vereinsleben
Ein jüdisches Mädchen ist bereits zum zweiten Mal
Lebensretterin (1894)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 22. Januar
1904: "Neubreisach, 15. Januar (1894). Auf dem Eise eines
Seitenwassers des Rheins wagte sich ein Schlittschuhläufer, ein
11-jähriger Knabe, zu weit vor, brach ein und sank unter. Wie der 'Elässer'
berichtet, lief ein 16-jäühriges Judenmädchen, das schon voriges Jahr
einem anderen Kinde das Leben gerettet, eiligst zu der gefährlichen
Stelle, reichte dem untersinkenden und laut nach Hilfe schreienden Buben
mutig die Hände und zog ihn glücklich heraus. Einige Sekunden später
und der Knabe wäre verloren gewesen." |
Der Krieg bedroht auch viele Orte mit jüdischen
Gemeinden im Oberelsass (1914)
Anmerkung: die angegebene Zahl der jüdischen Gemeindeglieder bezieht sich
auf ca. 1890.
Artikel in der "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 18.
September 1914: "Hagenau, 10. September (1914). Die schweren Kämpfe
im Oberelsaß, die in letzter Zeit zwischen den Franzosen und Deutschen
ausgefochten wurden, erinnern uns daran, dass die dortige Gegend ziemlich
stark von Juden bewohnt ist, die jetzt nicht nur zum großen Teil
gezwungen waren, Heim und Herd zu verlassen, sondern neben der schweren
seelischen Not auch viel durch die Zerstörung von Hab und Gut zu dulden
haben. Es wohnen in dem vielgenannten Altkirch
289 jüdische Seelen, Hirsingen 74,
Dammerkirch (Dannemarie) 15, Hagenbach
26, Bergheim 110, Grussenheim
314, Neubreisach 102, Blotzheim
62, Bollweiler 120, Ensisheim
27, Regisheim 154, Dürmenach
205, Hegenheim 169, Hüningen
50, Kolmar 1105, Dornach
202, Mülhausen 2271, Niederhagental
145, Niedersept 124, Pfastatt
73, Markirch 147, Rappoltsweiler
134, Habsheim 73, Rixheim
69, Sennheim 151, Wattweiler (Wattwiller)
37, St. Ludwig 60, Kembs
50, Sierenz 113, Uffheim
120, Gebweiler 305, Sulz
182, Thann 163, Winzenheim
421 Juden. Die meisten Familien, besonders in der Mülhauser Gegend, haben
sich flüchten müssen, viele davon haben sich während dieser schweren
Zeit in der Schweiz niedergelassen.". |
Berichte
zu einzelnen Personen aus der Gemeinde
Simon Bloch wird in den Stadtrat gewählt
(1876)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 16. August
1876: "Neu-Breisach, 8. August (1876). Herr Simon Bloch dahier
wurde mit großer Majorität in den Stadtrat gewählt. Derselbe
gehört der streng orthodoxen Richtung an. Dieses Ereignis gehört zu den
Seltenheiten unseres Landes, in welchem die Vorurteile gegen unsere Nation
noch im Verborgenen herrschen. Herr Simon Bloch jedoch ist
allgemein geschätzt und geehrt." |
Der jüdische Arzt Dr. Wolf aus Altkirch (zuvor Zentral-Arzt in Neubreisach) hilft bei einer Epidemie in Waldighofen
(1884)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. Februar 1884: "Waldighofen
(Kreis Altkirch), 3. Februar (1884). Es mag vielleicht die erste
Korrespondenz sein, die der auch hierzulande mit großem Interesse
gelesene 'Israelit' aus Waldighofen bringt, indem die Zahl der jüdischen
Einwohner des hiesigen Dorfes eine unbedeutende ist; umso angenehmer wäre
es mir, wenn nachstehende Zeilen in der nächsten Nummer des 'Israelit'
Aufnahme finden möchten.
Seit einigen Wochen herrscht hier das Schleimfieber, welches schon viele
Opfer gefordert hat, wovon aber die hiesige jüdische Bevölkerung Gott
sei Dank bis heute verschont blieb.
Um der um sich greifenden Epidemie, soweit es der Wissenschaft und der
menschlichen Vorsicht möglich ist, Einhalt zu tun und die durch diese verheerende
'Pest' - der Barmherzige möge uns vor ihr bewahren - entstandene
Not wenigstens zu lindern, haben drei edle Menschenfreunde unserer
Glaubensgenossen nachahmungswürdige Beweise ihrer uneigennützigen
Nächstenliebe geliefert.
Herr Wolf, Dr. med. aus Altkirch, bis jetzt
Zentral-Arzt in Neubreisach ist vor acht Tagen hierher geeilt, um seinen mit dem Tode
ringenden christlichen Mitbürgern in uneigennütziger Weise Hilfe zu
leisten und die Herren Gebrüder Lang, Fabrikanten in Nancy, die
bis 1870 hier in Waldighofen wohnten, übermittelten dem hiesigen
Pfarrer Fr. 400, um dieselben unter den hiesigen notbedürftigen Kranken
zu verteilen. Wahrlich, Beweise genug, dass die uns angeborene und von
unserer göttlichen Religion und anbefohlene Nächstenliebe nicht auf
Eigennutz, sondern auf reinster Menschenliebe ohne Unterschied der
Konfession beruht.
Mögen die Judenfeinde, deren es im Reichslande Gott sei Dank sehr wenige
gibt, davon Notiz nehmen und dadurch zur Einsicht gelangen, dass uns Juden
das göttliche Gebot: 'Liebe deinen Nächsten, wie Dich selbst: heilig
ist." |
Anzeigen
jüdischer Gewerbebetriebe und Privatpersonen
Werbung für das praktische Haus- und Kochbuch von Lena
Kahn (1904)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 4. Februar
1904: "Neubreisach. Zum Wohl der jüdischen Familien fühle
ich mich veranlasst zu sagen: Seitdem wir das praktische Haus- und
Kochbuch von Lena Kahn im Besitz haben, geht ein Wohlbehagen, eine ruhige
Zuversicht durch unser Leben; wir möchten dieses Büchlein, welches bei
Herrn A.J. Hofmann in Frankfurt am Main nur 1 Mark kostet, aber sich
tüäglich bezahlt, nicht mehr entbehren. F. II." |
Gutgehende Wirtschaft zu verkaufen (1905)
Anzeige
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 26. Mai
1905: "Gutgehende Wirtschaft
in Neubreisach im Elsass an kautionsfähige, tüchtige Leute
alsbald zu vermieten oder zu verkaufen. Off. unter F.F. 4226
an Rudolf Mosse, Freiburg im Breisgau." |
Zur Geschichte der Synagoge
Eine erste Synagoge wurde 1824 erbaut. Sie war mit der
Zeit für die größer werdende Gemeinde zu klein.
Eine neue Synagoge wurde 1880 erbaut. Sie wurde bei der Bombardierung der
Stadt 1945 zerstört.
1952 wurde eine neue Synagoge erbaut, die bis 1965 verwendet wurde.
Adresse/Standort der Synagoge: 8
rue Saint-Jean
Fotos
Das Gebäude, in dem sich
der Betraum
1952 bis 1965 befand
(Quelle: Rothé/Warschawski S.
173) |
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Über dem Eingang sind
die
Gebotstafeln angebracht |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
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Michel
Rothé / Max Warschawski: Les Synagogues d'Alsace et leur Histoire.
Ed. 'Chalom Bisamme' Jerusalem 1992. S. 52.173.
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n.e.
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