Eingangsseite
Aktuelle Informationen
Jahrestagungen von Alemannia Judaica
Die Mitglieder der
Arbeitsgemeinschaft
Jüdische Friedhöfe
(Frühere und bestehende) Synagogen
Übersicht: Jüdische Kulturdenkmale
in der Region
Bestehende jüdische Gemeinden
in der Region
Jüdische Museen
FORSCHUNGS-
PROJEKTE
Literatur und Presseartikel
Adressliste
Digitale Postkarten
Links
| |
Zurück zur Übersicht: "Jüdische
Friedhöfe in der Region"
Zurück zur Übersicht: "Jüdische Friedhöfe in Hessen"
Zur Übersicht "Jüdische
Friedhöfe im Kreis Waldeck-Frankenberg"
Rhoden (Stadt
Diemelstadt, Kreis Waldeck-Frankenberg)
Jüdischer Friedhof
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
Siehe Seite zur Synagoge in Rhoden
(interner
Link)
Zur Geschichte des Friedhofes
Der jüdische Friedhof in Rhoden wurde im 18. Jahrhundert
angelegt. 1821 wird er erstmals in einer Eingabe der "Judenschaft" an
den "hochlöblichen Stadtrat" erwähnt. In der Eingabe wird darauf
hingewiesen, dass der "Heithübel" (heute: "Heidhügel") in
den 1760er-Jahren der Judenschaft für die Beisetzungen ihrer Toten
übergeben wurde. Die ersten Gräber wurden vermutlich mit Rücksicht auf den
Bewuchs des "Heidhügels" unsystematisch (keine Gräberreihen)
angeordnet. Erst im 19. Jahrhundert ging man, noch im alten Friedhofsteil, zu
einer Reihenbelegung über. Seit 1878 wurde ein neuer Friedhofsteil
(Erweiterungsfläche) belegt.
Erstmals wurde der Friedhof 1924 geschändet (siehe Bericht unten).
Der Friedhof wurde bis 1942 (Schwestern Anna und Ella Baer, gest. am 30.
Mai 1942 an Suizid am Tag vor der Deportation) und letztmals 1966 (Robert Levie) belegt. Es sind noch 88
Grabsteine erhalten (Stand: 2010). Das Friedhofsgrundstück umfasst 33,50 ar. In
der NS-Zeit kam es nur zu relativ geringen Beschädigungen des Friedhofes. 1946/47
mussten ca. 15 Grabsteine wieder aufgestellt werden. Von ihnen sollen nach einem
Bericht der Stadtverwaltung Rhoden von 1946 "nur zwei" gewaltsam
umgeworfen worden sein. 1961 wurde auf Veranlassung des Rhoder
Bürgermeisters A. F. Runte ein Gedenkstein "Den Opfern des Faschismus
1933-1945" aufgestellt, auf dem die Namen von 28 aus Wrexen und Rhoden
umgekommen jüdischen Personen genannt werden: in der linken Spalte stehen die
Namen von Personen aus Rhoden, rechts aus Wrexen. Die Einzäunung wurde nach
1945 mehrfach erneuert (ein älterer Latten- bzw. Staketenzaun wurde durch einen
Drahtzaun ersetzt).
Der Friedhof wurde 1981 von Jugendlichen aus Rhoden erneut instandgesetzt. Seit
1987 grenzt der neue städtische Friedhof (Erstbelegung 1989) unmittelbar an den
jüdischen Friedhof. 1997 wurde vom neu angelegten Friedhofsparkplatz aus ein zusätzliches Eingangstor zum jüdischen
Friedhof eingebaut.
2010 wurde eine Dokumentation des Friedhofes auf Grund einer
Bestandsaufnahme des Friedhofes in den Jahren 2002 bis 2008 veröffentlicht (siehe
Berichte unten).
Aus der Geschichte des Friedhofes - Schändung 1924
"Tafel der Schmach" - von 1923 bis 1927
wurden 39 jüdische Friedhöfe geschändet (1927)
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck" vom 8. Juli 1927:
"Tafel der Schmach - 39 jüdische Friedhöfe in Deutschland geschändet.
Berlin. (J.T.A.) 'Der Schild', Zeitschrift des Reichsbundes jüdischer
Frontsoldaten, bringt unter der Überschrift 'Tafel der Schmach' ein
Verzeichnis von 39 Friedhofschändungen, die sich von November 1923 bis
Mai 1927 in Deutschland ereignet haben. Hier die Namen der Orte und die
Daten:
1. Sandersleben
(November 1923), 2. Schneidemühl (Januar 1924), 3. Sandersleben
(März 1924), 4. Rhoden, 5. Wolfhagen
- Hessen (April 1924), 6. Ribnitz
/ Mecklenburg (Mai 1924), 7. Villing (Juli 1924), 8. Regensburg
(August 1924), 9. Hemer (November 1924), 10. Hersfeld
(November 1924, 11. Kleinbardorf bei
Königshofen, 12. Binswangen Bez.
Augsburg (Juni 1924), 13. Hagen i.W. (Juni 1924), 14. Göttingen
(August 1924), 15. Beverungen (Dezember 1924), 16. Köthen
(Mai 1925), 17. Plauen i.V.
(Juni 1924), 18. Alsbach a.d. Bergstraße,
19. Hockenheim / Baden (Januar
1925), 20. Löwenberg (Februar 1926), 21. Pflaumloch
(März 1926), 22. Erfurt (März 1926),
23. Callies (April 1926), 24. Memmelsdorf
/ Oberfranken (Main 1926), 25. Altdamm/Pommern (Oktober 1926), 26.
Breslau (Dezember 1926), 27. Bingen
(Dezember 1926), 28. Ermetzhofen /
Mittelfranken (Dezember 1926), 29. Kuppenheim
/ Baden (Januar 1927), 30. Kerpen / Rheinland (März 1927), 31.
Neviges / Regierungsbezirk Düsseldorf (März 1927), 32.
Hillesheim / Rheinhessen (April 1927), 33. Moers (April 1927), 34.
Krefeld (April 1927), 35. Richelsdorf /
Bezirk Kassel (April 1927(, 36. Ansbach
(April 1927), 37. Regensburg (Mai
1927), 38. Aufhausen bei Bopfingen
(Mai 1927), 39. Rülzheim / Rheinpfalz
(Mai 1927)." |
Lage des Friedhofes
Der Friedhof liegt auf dem "Heidhügel" am östlichen Ortsrand unmittelbar
beim neuen allgemeinen Friedhof der Gemeinde (Zufahrt vom Warburger Weg).
Link zu den Google-Maps
(der grüne Pfeil markiert die Lage des Friedhofes)
Größere Kartenansicht
Fotos
(Fotos: Hahn, Aufnahmen vom 29.3.2016)
|
|
|
Alter (unterer) Eingang
zum Friedhof (bis 1997 genutzt) |
Blick vom Eingang
auf den "Heidhügel" |
Alte Grabsteine, in der Mitte
für ein
Mädchen, Tochter des Raphael |
|
|
|
|
|
|
|
Grabstein für die Mindel,
Tochter des Raphael |
Der "Heidhügel",
rechts im Hintergrund Schloss Rhoden |
|
|
|
|
|
|
Der neue, 1997
angelegte obere Eingang zum Friedhof mit Hinweistafel |
Blick vom neuen Eingang auf
den Friedhof |
|
|
|
|
|
|
Teilansicht im
älteren Friedhofsteil |
In der Mitte Grabstein
für
Adele Löb geb. Stern (1879-1908) |
Teilansicht im
älteren Friedhofsteil |
|
|
|
|
|
|
|
Blick auf den
"Heidhügel" |
|
|
|
|
|
|
|
Blick auf das Schloss
Rhoden,
davor der Turm der Stadtkirche |
Denkmal von 1961 für die in
der NS-Zeit
umgekommenen jüdischen Personen aus Rhoden und Wrexen |
Teilansicht mit
Rückseiten der Grabsteine
(deutsche Grabsteininschriften) |
|
|
|
|
|
|
|
Blicke zum
jüdischen Friedhof auf dem "Heidhügel" von dem 1987/89
angelegten kommunalen Friedhof |
Erinnerungsarbeit
vor Ort - einzelne Berichte
August 2010:
Vorstellung der Friedhofsdokumentation von
Heinrich Friele und Karl Heinemann |
Artikel in der "Hessischen Allgemeinen"
vom 13. August 2010 (Artikel)
(als pdf-Datei
eingestellt)
"Eine neue Dokumentation stellt den jüdischen Friedhof in Rhoden vor.
Jüdischer Friedhof: Aus dem Schatten ins Licht.
Rhoden. Sonnenstrahlen fallen durch die Blätter und sprenkeln die Steine. Ein Spiel aus Licht und Schatten. Hier, unter uralten Eichen, ruht der jüdische Friedhof. Er ist ein Schmuckstück am Rande von Rhoden, ein verwunschen wirkender Ort.
Idyllischer Ort: Der jüdische Friedhof in Rhoden liegt im Schatten alter Eichen und ist ein verwunschener Platz. Gräber aus drei Jahrhunerten sind hier erhalten. Viele Inschriften sind in hebräischer Sprache und schwer zu entziffern.
Zum Leben erweckt wird er in einer Dokumentation, die jetzt erscheint. Rhodens Stadtarchivar Heinrich Friele hat sie erstellt. Geholfen hat ihm Karl Heinemann.
'Der jüdische Friedhof Rhoden' heißt das 250 Seiten umfassende, detaillierte Werk, das morgen der Öffentlichkeit vorgestellt wird. Herausgebracht hat es der Waldeckische Geschichtsverein, Bezirksgruppe Diemelstadt. Eine
'gelungene und ansprechende Dokumentation', wie der Ehrenvorsitzende des Waldeckischen Geschichtsvereins, Dr. Günter Weltecke, im Vorwort schreibt. Gelungen ist das Buch in der Tat – die Rhodener Friele und Heinemann haben viel Zeit und viel Arbeit investiert.
Aus drei Jahrhunderten. 88 Grabsteine sind auf dem Friedhof auf dem Heidhügel zu finden. Sie stammen aus drei Jahrhunderten und sind fast vollständig erhalten. Die ältesten Gräber aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts sind zum Teil überwuchert, schnell wächst hier das Grün. Ahorn, Haselnuss und Himbeere ranken sich über die Steine. Mit Aufwand hatte Friele sie gesäubert, um sie untersuchen zu können. Doch mittlerweile versinken sie wieder im Dschungel.
Um die hebräischen Inschriften entziffern zu können, wurde, nach jahrelanger Suche, der Kontakt zu Ada Herlinger aus Kassel geknüpft. Die Expertin für jüdische Kultur, Geschichte und Religion sei eine
große Hilfe gewesen, sagt Heinrich Friele. Er und Karl Heinemann sind begeistert von dem, was Herlinger übersetzte.
'Inschriften und auch bildhauerische Darstellungen auf den Steinen sind einmalige Zeugnisse jüdischen
Glaubens', sagt Friele. Noch ergänzt wurde die Übersetzung von Hanna Salomon aus Frankfurt.
Zwölf Euro kostet das neue Buch, es erscheint in einer kleinen Auflage von 125 Stück. Wenn es morgen präsentiert wird, ist die ganze Bevölkerung herzlich dazu eingeladen, betont Heinrich Friele. Zeitgleich erscheint ein Aufsatz Frieles über die Rhodener Synagoge in Heftchenform. Er ist ebenfalls zu erwerben und passt inhaltlich gut zum Buch." |
|
Artikel in der "Hessischen Allgemeinen" vom 14. August 2010 (Artikel):
"Heinrich Friele und Karl Heinemann präsentierten Buch über jüdischen Friedhof
- Ort der Erinnerung bewahrt.
Rhoden. Überrascht sei er und sehr erfreut, sagte Dr. Klaus Wendt vom Waldeckischen Geschichtsverein, dass so viele ihren Weg zum jüdischen Friedhof gefunden hätten, um der Buchvorstellung von Heinrich Friele und Karl Heinemann beizuwohnen.
'Warum überrascht', konterte Buchautor Friele prompt: 'Wir sind hier doch in
Rhoden!'.
Doch nicht nur Rhodener waren gekommen, auch Gäste von außerhalb, und das freute die beiden Autoren besonders, die am Freitag ihre Dokumentation
'Der jüdische Friedhof Rhoden' präsentierten. Ein Werk, das die Geschichte der auf dem Heidhügel gelegenen Ruhestätte aufarbeitet und jetzt vom Waldeckischen Geschichtsverein herausgebracht wurde (HNA berichtete).
Ort der Erinnerung. Die große Anteilnahme zeige, dass nicht nur 'irgendein' Buch vorgestellt werde, sondern ein ganz besonderes, sagte Geschichtsvereinsvorsitzender Dr. Wendt in seiner Begrüßungsrede. Der jüdische Friedhof sei nicht nur ein Kulturdenkmal, sondern vor allem ein Ort der Erinnerung. Und es sei der Verdienst von Heinrich Friele und Karl Heinemann, dass sie dieses
'steingewordene Mahnmal gegen das Vergessen' bewahrt und gezeigt hätten, was jüdisches Gemeindeleben vermocht habe.
Nach einem Rundgang über den Friedhof war zu einer Feierstunde in die Gaststätte Zum Krug eingeladen worden, wo Friele das Buch, an dem er über Jahre gearbeitet hatte, erläuterte. Mitverfasser Heinemann war dabei vor allem für den gesamten technischen Teil zuständig, samt digitaler Fotodokumentation, koordinatengenauer Einmessung der Grabsteine und PC-Verarbeitung.
Musikalisch begleitet wurde die Buchvorstellung vom Posaunenchor Rhoden unter Leitung von Oliver Klaus. Ebenfalls präsentiert wurde an dem Nachmittag ein Aufsatz von Heinrich Friele über die Rhoder Synagoge, der in den neuen Geschichtsblättern für Waldeck erscheint. Er konnte als Sonderdruck erworben werden.
Das Buch 'Der jüdische Friedhof Rhoden' kostet zwölf Euro und kann beim Waldeckischen Geschichtsverein erworben werden.".
|
|
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Arnsberg II,222-223. |
| Heinrich Friele/Karl Heinemann: Der jüdische Friedhof Rhoden.
Hrsg. vom Waldeckischen Geschichtsverein, Bezirksgruppe Diemelstadt. 2010. 250
S. (siehe Berichte oben). |
vorheriger Friedhof zum ersten
Friedhof nächster Friedhof
|