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Friedhöfe in der Region"
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Friedhöfe im Kreis Kassel"
Wolfhagen (Kreis
Kassel)
Jüdische Friedhöfe
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde
Siehe Seite zur Synagoge in Wolfhagen (interner
Link)
Zur Geschichte der Friedhöfe
Ein erster jüdische Friedhof wurde
im 17. Jahrhundert (?) "Auf der Liemecke" angelegt. Der Totenweg bei
Beerdigungen ging 1793 durch das Schützenberger Tor; eine Benutzung des Neuen
Tores für den Weg zum Friedhof war verboten und wurde in diesem Jahr bei einem
trotzdem unternommenen Versuch gewaltsam verhindert.
Der Friedhof war in den
1820er-Jahren voll belegt, sodass eine Erweiterung nötig war. Damals lag in der
Nachbarschaft das 1793 gegen den Protest der jüdischen Gemeinde errichtete Schützenhaus sowie eine Kegelbahn, die teilweise auf alten
Gräbern erreichtet worden waren. Zunächst war eine Verlegung des
Schützenhauses zur Vergrößerung der Fläche des jüdischen Friedhofes
geplant, wobei die jüdische Gemeinde sowohl das neue Schützenhaus wie das
Grundstück zu bezahlen gehabt hätte. Daraufhin legte die jüdische Gemeinde
1834 einen neuen Friedhof östlich der Stadt an der heutigen
Wilhelmstraße an. Das Grundstück, das zuvor im Besitz der Evangelischen Kirchengemeinde
war, wurde teilweise mit einer Mauer, teilweise mit einer Hecke umgeben. Die
jüdische Gemeinde bemühte sich mehrere Jahrzehnte lang um eine Sicherung
beziehungsweise Einfriedung des alten Friedhofes, was jedoch am ständigen
Widerstand der städtischen Behörden scheiterte.
Im April 1924 kam es zu einer Schändung des Friedhofes (siehe
Bericht unten).
Der neue Friedhof wurde
mindestens bis 1935/36 belegt (Grab von Lina Gutmann). 1938 befanden sich auf ihm
177 Grabsteine, die im Zweiten Weltkrieg überwiegend zerstört und abgeräumt wurden.
Nach 1945 wurden die noch vorhandenen Bruchstücke zu einer Mauer und darin
integriertem Gedenkstein zusammengefasst. Die Gedenkstätte wurde am 5.
September 1948 eingeweiht (siehe Fotos unten). Die Einweihung fand in Anwesenheit des damaligen hessischen Landesrabbiners
Dr. Wilhelm Weinberg, Dr. Moses Breuer, Frankfurt am Main und Dr.
Curt Epstein (vgl.
https://de.wikipedia.org/wiki/Curt_Epstein) statt.
Hinweis zur Datierung der Gedenkveranstaltung: in "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust" (2001) S. 1459 findet sich als Datierung der 5. April 1948. Paul
Arnsberg Bilder S. 207 spricht vom "September 1948". Auf den Fotos aus dem
Archiv von Yad Vashem (siehe unten) ist mehrfach der 5. September 1948
angegeben, sodass dieses Datum stimmen wird.
Die Fläche des Friedhofes beträgt 30,07 ar (Angabe Regierungspräsidium)
oder 19,67 ar (Angabe der Stadt).
Hinweis: ein Schlüssel zur Besichtigung des Friedhofes ist wochentags im
Rathaus erhältlich, am Wochenende bei der Polizei (Anmerkung: am Samstag /
Schabbat darf ein jüdischer Friedhof nicht besucht werden).
Aus der Geschichte des Friedhofes - Schändung im April 1924
"Tafel der Schmach" - von 1923 bis 1927
wurden 39 jüdische Friedhöfe geschändet (1927)
Artikel in der "Jüdischen Wochenzeitung für Kassel, Kurhessen und
Waldeck" vom 8. Juli 1927:
"Tafel der Schmach - 39 jüdische Friedhöfe in Deutschland geschändet.
Berlin. (J.T.A.) 'Der Schild', Zeitschrift des Reichsbundes jüdischer
Frontsoldaten, bringt unter der Überschrift 'Tafel der Schmach' ein
Verzeichnis von 39 Friedhofschändungen, die sich von November 1923 bis
Mai 1927 in Deutschland ereignet haben. Hier die Namen der Orte und die
Daten:
1. Sandersleben
(November 1923), 2. Schneidemühl (Januar 1924), 3. Sandersleben
(März 1924), 4. Rhoden, 5. Wolfhagen
- Hessen (April 1924), 6. Ribnitz
/ Mecklenburg (Mai 1924), 7. Villing (Juli 1924), 8. Regensburg
(August 1924), 9. Hemer (November 1924), 10. Hersfeld
(November 1924, 11. Kleinbardorf bei
Königshofen, 12. Binswangen Bez.
Augsburg (Juni 1924), 13. Hagen i.W. (Juni 1924), 14. Göttingen
(August 1924), 15. Beverungen (Dezember 1924), 16. Köthen
(Mai 1925), 17. Plauen i.V.
(Juni 1924), 18. Alsbach a.d. Bergstraße,
19. Hockenheim / Baden (Januar
1925), 20. Löwenberg (Februar 1926), 21. Pflaumloch
(März 1926), 22. Erfurt (März 1926),
23. Callies (April 1926), 24. Memmelsdorf
/ Oberfranken (Main 1926), 25. Altdamm/Pommern (Oktober 1926), 26.
Breslau (Dezember 1926), 27. Bingen
(Dezember 1926), 28. Ermetzhofen /
Mittelfranken (Dezember 1926), 29. Kuppenheim
/ Baden (Januar 1927), 30. Kerpen / Rheinland (März 1927), 31.
Neviges / Regierungsbezirk Düsseldorf (März 1927), 32.
Hillesheim / Rheinhessen (April 1927), 33. Moers (April 1927), 34.
Krefeld (April 1927), 35. Richelsdorf /
Bezirk Kassel (April 1927(, 36. Ansbach
(April 1927), 37. Regensburg (Mai
1927), 38. Aufhausen bei Bopfingen
(Mai 1927), 39. Rülzheim / Rheinpfalz
(Mai 1927)." |
Lage der Friedhöfe
Vom alten Friedhof sind keine Spuren erhalten (auf dem Grundstück
steht heute der Lidl-Markt Lynkerstraße 18).
Der neue Friedhof liegt auf der
östlichen Seite der Wilhelmstraße.
Link zu den Google-Maps
(der grüne Pfeil markiert die Lage des Friedhofes an der Wilhelmstraße)
Größere Kartenansicht
Fotos
(Fotos: historische Fotos aus dem Archiv der Gedenkstätte Yad
Vashem Jerusalem,
https://photos.yadvashem.org/; neuere Fotos: Hahn, Aufnahmedatum: 17.6.2008)
Die Einweihung des Gedenksteines am 5.
September 1948 |
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Das Denkmal vor der
Enthüllung mit dem
Kantor (links) und Dr. Curt Epstein (rechts) |
Jüdische Männer
aus dem Lager für
Displaced Persons in Kassel |
Gruppenbild und weitere
Gäste
der Veranstaltung |
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Kantor Dr. Herb Weinberg
spricht das Kaddisch |
Der Gedenkstein nach der
Einweihung
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Die aus zerbrochenen
Grabsteinen erstellte
Mauer um den Gedenkstein |
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Blick auf den
Friedhof
(Foto erhalten von Ernst Klein) |
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Fotos des Friedhofes vom Frühjahr 2008
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Blick auf den
Friedhof vom Parkhaus Wilhelmstraße |
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Der Gedenkstein
von 1948 mit
hebräischer und deutscher Inschrift: "Dieser
Gedenkstein wurde aus
den zerstörten Grabsteinen errichtet und soll als Symbol für
die einst
hier zur Ruhe gelegten jüdischen Einwohner als ewiges Gedenken
dienen." |
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"Segnende Hände"
der Kohanim |
Zerschlagene Grabsteine,
zu
einer Mauer zusammengefügt |
Grabstein für Adelheid
Gutheim geb.
Kleeblatt (1858-1931), Isack Gutheim
(1862-1931) und Lina
Gutheim (1892-1931) |
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Grabstein für Rika Kron
(gest. 1915) |
Grabstein für Jakob
Reichhardt
(1846-1926) |
Grabstein für Lina Kann
(1893-1927) |
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Foto von der
Umgestaltung 2021
(Foto erhalten von Ernst Klein) |
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Eine neue Mauer wird
angelegt; auf Foto Teilansicht
rechte Seite vom Eingangstor aus gesehen). |
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Fotos des Friedhofes
2021
(Fotos von Gisbert Marx, eingestellt in
https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Jüdischer_Friedhof_Wolfhagen
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Inschriften am
Eingangstor der Friedhofes; Inschrift links: hebräisch und deutsch Zitat aus
Psalm 85: "Wahrheit wird aus dem Boden wachsen, Gerechtigkeit aus dem
Himmel erscheinen"; Inschrift rechts: hebräisch und deutsch Zitat aus
dem Talmud, Sanhedrin, Mischna: "Jeder der eine Seele umbringt, ist, als
ob er die ganze Welt umgebracht hätte, und jeder der eine Seele rettet, ist,
als ob er die ganze Welt gerettet hat." |
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Blick über den
neugestalteten Friedhof |
Der Gedenkstein
im Friedhof |
Blick über den Friedhof
von der Umfassungsmauer |
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Grabsteine links
des Gedenksteines |
Grabsteine rechts
des Gedenksteines |
Eine der acht
Namenstafeln der
jüdischen Opfer der NS-Zeit |
Links und Literatur
Links:
Quellen:
Hinweis
auf online einsehbare Familienregister der jüdischen Gemeinde Wolfhagen |
In der Website des Hessischen Hauptstaatsarchivs
(innerhalb Arcinsys Hessen) sind die erhaltenen Familienregister aus
hessischen jüdischen Gemeinden einsehbar:
Link zur Übersicht (nach Ortsalphabet) https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/llist?nodeid=g186590&page=1&reload=true&sorting=41
Zu Wolfhagen sind vorhanden (auf der jeweiligen Unterseite zur
Einsichtnahme weiter über "Digitalisate anzeigen"):
HHStAW 365, 867 Gräberverzeichnis des jüdischen Friedhofs in Wolfhagen, aufgenommen im Juli 1938 durch Baruch Wormser aus Grebenstein, wohnhaft in Kassel,
Laufzeit: 1712-1723, 1795-1935 (1938)
Enthält: Bericht zur Geschichte des jüdischen Friedhofs mit Situationsplan,
hebräische und deutsche Grabinschriften mit Angaben zur Grablage
https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v2719793
HHStAW, 365, 860 Trauregister der Juden von Wolfhagen 1825 - 1851
https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v4250857
HHStAW, 365, 857 Geburtsregister der Juden von Wolfhagen 1825 - 1852
https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v3031411
HHStAW, 365, 862 Sterberegister der Juden von Wolfhagen 1825 - 1852
https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v2126696
HHStAW, 365, 866 Sterberegister der Juden von Wolfhagen 1829 - 1936
https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v5493971
HHStAW, 365, 858 Geburts-, Trau- und Sterberegister der Juden von Wolfhagen 1837 - 1874
https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v1030596
HHStAW, 365, 861 Trauregister der Juden von Wolfhagen 1853 - 1898
https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v2379172
HHStAW, 365, 859 Geburtsregister der Juden von Wolfhagen 1853 - 1909
https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v4607237
HHStAW, 365, 863 Sterberegister der Juden von Wolfhagen 1853 - 1918
https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v2924765
HHStAW, 365, 868 Heiratsurkunden jüdischer Eheleute aus Wolfhagen und Abterode (3 Blatt) 1889 - 1892:
Heiratsurkunde der jüdischen Eheleute Salomon Kleeblatt aus Röhrenfurth
und Helene geb. Alexander aus Wolfhagen 1892, Heiratsurkunde der
jüdischen Eheleute Heinemann Loewenstein aus Iserlohn in Westfalen und
Bertha geb. Weilbrunn aus Abterode 1889 https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v1245495
HHStAW, 365, 864 Alphabetisches Namensverzeichnis von Juden aus Wolfhagen 1900 - 1900
https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v4250826
HHStAW, 365, 865 Alphabetisches Namensverzeichnis von Juden aus Wolfhagen
1900 - 1900 https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/detailAction?detailid=v4250827
|
Literatur:
| Umfassende Literaturhinweise siehe bei Michael
Dorhs [Zsst.]: Bibliographie zur Kultur und Sozialgeschichte der
Jüdinnen und Juden im Bereich der alten Landkreise Hofgeismar, Kassel,
Wolfhagen und in der Stadt Kassel. Ausführliche Zusammenstellung. 195 S.
Eingestellt als pdf-Datei (Stand Dezember 2022). |
| Paul Arnsberg: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang -
Untergang - Neubeginn. 1971. Bd. II S. 416-418. |
| Anke Schwarz: Jüdische
Gemeinden zwischen bürgerlicher Emanzipation und Obrigkeitsstaat. Studien über
Anspruch und Wirklichkeit jüdischen Lebens in kurhessischen Kleinstädten im
19. Jahrhundert. 2002. S. 135-144. |
| Artikel von Antje Thon in der "Hessischen
Allgemeinen" vom 24. September 2013 (hna.de): "Jüdische
Friedhöfe im Wolfhager Land". Beitrag zu den jüdischen Friedhöfen in
Wolfhagen. |
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