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Burgpreppach (Kreis
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Jüdische Geschichte / Synagoge
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Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In Burgpreppach
bestand eine jüdische Gemeinde bis 1938/40. Ihre Entstehung geht in die
Zeit des 17. Jahrhunderts. 1646 wird Abraham Judt genannt, der damals ein
Haus bauen wollte und dafür Abgaben an die Ortsherrschaft zu entrichten hatte.
Eine jüdische Gemeinde wird erstmals 1681 genannt. In einer Urkunde aus
diesem Jahr wird berichtet, dass die jüdischen Familien am Ort im Haus des
Abraham ihre Gottesdienste abhalten würden. Zu schweren Unruhen kam es wie im
ganzen oberfränkischen Bereich auch gegen die in Burgpreppach lebenden Juden im
Frühjahr 1699. Dabei wurden die Häuser von zehn jüdischen Familien
geplündert. Es waren die Familien des Rabbiners, des Schulmeister sowie der
folgenden Personen: Moses im Sand, Elias, Moses am Tor, Jacob im Sand, Samuel,
Ephraim, Wolf und Gottla (oder Jettla, vermutlich eine Witwe).
Im Laufe des 18. Jahrhunderts wuchs die Gemeinde stark an von etwa zehn
auf 48 Familien. Die jüdischen Wohnhäuser lagen meist an der Hauptstraße in
der sogenannten Neustadt zwischen dem um 1720 neu errichteten Schloss der
Freiherren Fuchs von Bimbach und der Ausfahrt zum Nachbarort Ibind.
Von großer Bedeutung für die jüdischen Gemeinden der Region (Grabfeld) war
das Rabbinat Burgpreppach (Distriktsrabbinat). Um 1924 gehörten
zum Distriktsrabbinat Burgpreppach die Gemeinden Aidhausen,
Autenhausen, Burgpreppach, Ermershausen,
Höchheim, Hofheim
mit Lendershausen,
Schweinshaupten
und Sulzdorf.
Nach einer Neueinteilung der unterfränkischen Rabbinatsbezirke gehörten 1932
zum Distriktsrabbinat Burgpreppach die Gemeinden Aidhausen,
Burgpreppach, Ermershausen,
Höchheim, Hofheim,
Kleineibstadt,
Kleinbardorf,
Kleinsteinach,
Königshofen
im Grabfeld, Maroldsweisach,
Memmelsdorf,
Oberlauringen,
Reckendorf
und Schweinshaupten.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1816 174 jüdische Einwohner (32,5 % von insgesamt 536 Einwohnern), 1867
166 (30,3 % von 548), 1871 135 (24,9 % von 543), 1880 147 (25,7 % von 573), 1890
198 (32,9 % von 602), 1900 190 (31,7 % von 599), 1910 126 (22,1 % von 570).
Bei der Erstellung der Matrikellisten 1817 werden in Burgpreppach auf
insgesamt 40 Matrikelstellen die folgen jüdischen Familienvorstände
genannt (mit neuem Familiennamen und Erwerbszweig): Simon Jacob Kaufmann
(Tuchhandel), Maier Hirsch Hirschmann (Viehhandel), Joseph Wolf Schild (Bücher-
und Brillenhandel), Hirsch Elias Thormann (Tuch- und Spezereihandel), Jondoph
Jacob Strauss (Viehhandel), Michael Samuel Lion (Totengräber), Pfeifel Nathan
Sommer (Viehhandel), Salomon Jacob Strauss (Viehhandel), Kusel Pfeifer Frank
(vermischter Handel), Jacob Samuel Schwobacher (Grabfelder
Landschafts-Rabbiner), Hirsch Isaac Mannheimer (vermischter Handel) Wolf
Seligmann Eisfelder (Schnittwarenhandel), Joel Jacob Kaufmann (Schnitt- und
Spezereihandel), Nathan Samuel Fischmann (Leinwandhandel), Feist Abraham
Summeracher (Privat[kinder-]lehrer), Moises Juda Schwab (Unterhandel mit Vieh),
Moises Kahn (Schnitthandel), Nathan Gabriel Ullmann (Viehhandel), Salomon Löw
Traub /Tuch- und Spezereihandel), Joseph Michel Elias Brill (Viehhandel), Isaac
Löw Pfeiffer Frank (Schnitt- und Spezereihandel), Salomon Seligmann Blumm
(vermischter Handel), Moises Lazarus Dachauer (Tuchhandel), Jacob Löw Jonas
Rosenbusch (Schnitt- und Spezereihandel), David Hirsch Falk Stern (Schnitthandel
und Schlachten), Moises Jacob Hellmann (Viehhandel), Hona Koppel Katzenberger
(vermischter Handel), Abraham Kusel Schönemann (Viehschlachten und Geldgeschäfte),
Maier Lazarus Ullmann (Viehhandel), Moises Maier Hirschmann (Viehhandel), David
Behrmann Buchmann (Buchbinden und vermischter Handel), Elias Seligmann Blumm
(Schnitthandel), David Massbacher (Schnittwaren- und Hopfenhandel, ab 1818),
Wolf Frank (Sattler, seit 1822), Moses Eisfelder (Tuchmacherprofession, seit
1825), Isak Schwanfelder (Detailhandel mit Landesprodukten, seit 1825).
An Einrichtungen hatte die Gemeinde insbesondere eine Synagoge (s.u.),
eine Schule (Israelitische Elementarschule, zuletzt im 20. Jahrhundert
Israelitische Privatelementarschule), ein rituelles Bad und einen Friedhof.
Dazu bestand seit 1874/75 als überregional hoch bedeutende Einrichtung eine Talmud-Tora-Schule
("Israelitische Präparanden- und Bürgerschule 'Talmud Tora'). Träger
der Schule war ein eingetragener Verein ("Talmud-Thora-Verein e.V.").
Diese Schule war auch als privat getragene Schule eine staatlich anerkannte und
beaufsichtigte Mittelschule mit Handelskursen. Ziel der Schule war der Eintritt
ins Lehrerseminar. In die "Bürgerschule" konnte ein Schüler nach 3-jährigem
Besuch einer Volksschule (nach dem 9. Lebensjahr) aufgenommen werden; in die
Präparandie
nach 7-jährigen Besuch der Volksschule (nach dem 13. Lebensjahr).
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der Gemeinde: Alfred Goldmann (geb.
7.7.1878 in Burgpreppach, gef. 5.5.1916), Heinrich (geb. Salo) Neumann
(geb. 20.8.1889, gef. 20.8.1914), Josef Adler (geb. 1.10.1890 in
Burgpreppach, vor 1914 in Mainz wohnhaft, gef. 6.9.1916). Salomon (Salo)
Hirschmann (geb. 13.6.1895, gef. 28.8.1915), Leutnant Aron Hirschmann (geb.
19.5.1888 in Burgpreppach, gef. 23.8.1918), Gefreiter Hermann Blum (geb.
16.8.1894 in Burgpreppach, vor 1914 in Külsheim wohnhaft, gef. 3.11.1918),
Gefreiter Leo (Louis) Traub (geb. 25.4.1891 in Burgpreppach, gef. 20.0.1917),
Friedrich Ganzmann (geb. 17.2.1880 in Burgpreppach, gef. 14.8.1915), Leo Plaut
(geb. 8.12.1894 in Burgpreppach, gef. 25.10.1915). Ihre Namen stehen -
zumindest teilweise, nicht die kursiv geschriebenen - auf dem Denkmal für
die Gefallenen des Ersten Weltkrieges auf dem Synagogenplatz an der
Hauptstraße gegenüber dem Schloss. Auf dem daneben stehenden Denkmal des
mittleren Gedenksteines steht unter der Überschrift "Siegreich kehrten zurück
1870-71" auch der Name von Hirsch Hirschmann.
Um 1924, als zur Gemeinde noch 89 Personen gehörten (17,2 % von
insgesamt 516 Einwohnern), waren die Vorsteher der Gemeinde Julius Neuberger,
Sigmund Blum, Leopold Traub und Abraham Adler. Als Lehrer der Gemeinde
war damals (Hauptlehrer) Emanuel Levi angestellt. Er unterrichtete an der
Israelitischen Privatelementarschule der Gemeinde. Sali Ksinsky war damals als Distriktsrabbiner
tätig. Er war zugleich - wie schon seine Vorgänger - Schulleiter der
"Israelitischen Präparanden- und Bürgerschule". Außer ihm
unterrichteten damals an der Präparandenschule Lehrer M. Gutmann und Lehrer E.
Meyer. Zum Verein "Israelitische Präparanden- und Bürgerschule"
gehörten ungefähr 500 Mitglieder. In der Israelitischen Gemeinde gab es auch
einen Krankenverein (1924 unter Leitung von Julius Neuberger mit 20
Mitglieder). 1932 war 1. Gemeindevorsteher weiterhin Julius Neuberger.
Als Schriftführer und Lehrer der Gemeinde war Lehrer Max Linz tätig, als
Schatzmeister Elias Bernez. Lehrer Linz unterrichtete an der Israelitischen
Privat-Volksschule in 7 Klassen zusammen 17 Kinder (weitere Informationen zu ihm
siehe unten).
1933 wurden noch 78 jüdische Einwohner in Burgpreppach gezählt (15,1 %
von insgesamt 516 Einwohnern). In den folgenden Jahren ist zunächst ein Teil von ihnen auf Grund der Folgen des wirtschaftlichen Boykotts,
der zunehmenden Entrechtung und der
Repressalien weggezogen beziehungsweise ausgewandert.
1934 wurden sechs jüdische Männer aus Burgpreppach im Zusammenhang mit
der berüchtigten Ritualmord-Beschuldigung von Manau (siehe Hofheim)
verhaftet. Fünf von ihnen wurde eine Beteiligung an der Tat zur Last gelegt.
Der jüdische Lehrer wurde beschuldigt, ein christliches Kind geschlachtet zu
haben, und der Gemeindevorsitzende Julius Neuberger, das Blut des Kindes zum
Backen der Mazzot benutzt zu haben. Auf Anordnung der Gestapo wurden sie im
Gefängnis von Würzburg inhaftiert, der Lehrer länger als ein Jahr, die
anderen neun Monate. Auf hässliche Weise wurde die (völlig verlogene)
Ritualmordbeschuldigung nochmals 1937 im "Stürmer" dargestellt,
worauf mehrere Männer, darunter Julius Neuberger, erneut festgenommen
wurden.
Trotz dieser Vorkommnisse gab es im Ort auch weiterhin jüdisch-religiöses und
kulturelles Leben. Rabbiner Munk führte noch 1936/37 für die jüdischen Lehrer
seines Bezirks vierteljährliche Fortbildungskurse durch. In der jüdischen
Volksschule und in dem jüdischen Internat (Kinder- und Jugendheim) befanden
sich im Frühjahr 1938 noch insgesamt 36 Zöglinge. Die
Talmud-Tora-Schule wurde am 25. April 1938, einen Tag vor dem Pessach-Fest, von
den Behörden geschlossen. Zwei Volksschulklassen durften - unter der Bedingung,
dass keinerlei Talmud Thora-Unterricht mehr gegeben würde, privat
weitergeführt werden. Beim Novemberpogrom 1938 kamen SA-Leute aus
Bamberg, die zuvor schon jüdische Häuser im benachbarten Reckendorf verwüstet
hatten, nach Burgpreppach. Gemeinsam mit einer Anzahl von Ortsbewohnern, die als
fanatische Nationalsozialisten bekannt waren, schlugen sie die Türen der
Synagoge, der Volksschule und der Lehrerwohnung ein und brannten sie
schließlich nieder (s.u.). Nach den Ereignissen beim Novemberpogrom 1938
entschlossen sich die letzten der jüdischen Einwohner, aus Burgpreppach
wegzuziehen (u.a. neun nach Berlin und sieben nach Nürnberg) beziehungsweise zu
emigrieren (die Familie von Rabbiner Munk nach Palästina, vier in die USA, je
zwei nach England und Holland und einer nach Belgien). Es wurden gezählt: am 1. Januar
1939 49 jüdische Einwohner, am 1. Januar 1940 7, am 7. Januar 1941 1. Am 13.
Februar 1942 war nach dem Wegzug der letzten jüdischen Frau Burgpreppach
in der NS-Sprache "judenfrei".
Von den in Burgpreppach geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"; B. meint Burgpreppach): Abraham Adler
(geb. 1890 in B., später wohnhaft in B. und Berlin), Ephraim Adler (geb. 1886 in
B., später wohnhaft in B. und Berlin), Lina Adler geb. Klebe (geb. 1898 in
Rhina, wohnhaft in B.), Manuel Adler (geb. 1924
in B., später wohnhaft in B. und Berlin),
Miriam Adler (geb. 1889 in B., später wohnhaft in B. und Berlin), Nathan Adler (geb. 1879
in B., später wohnhaft in B., München und Nürnberg), Salomon Adler (geb. 1882 in
B., später wohnhaft in Crailsheim), Selig Adler
(geb. 1866 in B., später wohnhaft in B. und Köln), Jonas Moise Jean Bamberger (geb. 1900
in B., später wohnhaft in Hanau und Frankfurt), Elias Berney (geb. 1884
in Karbach, später wohnhaft in B., Mannheim
und Karlsruhe), Helene Blum (geb. 1887 in B., später wohnhaft in
Marktbreit und Heil- und Pflegeanstalt
Bendorf-Sayn), Jakob
Blum (geb. 1891 in B., später wohnhaft in
Baden-Baden), Amalie Eckmann geb. Ganzmann (geb. 1890 in B., später wohnhaft
in B. und Berlin), Gerhard Eckmann (geb. 1929 in B., wohnhaft in B.), Sarko
Ehrmann (geb. 1882 in B., später wohnhaft in B.,
Bad Nauheim und Frankfurt am Main), Amalie Friedmann (geb. 1891
in B., später wohnhaft in Höchheim), Rebekka Friedmann (1887), Klara
Goldbach geb. Blum (geb. 1889 in B., später wohnhaft in
Marktbreit), Nanni Goldschmidt (geb. 1875
in B., später wohnhaft in Langenselbold), Berta Groß (geb. 1893
in B., später wohnhaft in Würzburg), Zipora Gutmann
(geb. 1920 in B., später wohnhaft in Fulda),
Claire (Kläre, Klara) Hamburger geb. Adler (geb. 1884 in B., später wohnhaft in
Pforzheim,
Dinkelsbühl und B.), Maly Hirschberg
geb. Plaut (geb. 1890 in B., später wohnhaft in B. und Frankfurt am Main), Heinrich Hirschmann (geb. 1863
in B., später wohnhaft in Nürnberg), Paula Hirschmann
(geb. 1898 in B., später wohnhaft in B. und Hamburg), Hannchen Hommel (geb. 1873
in B., später wohnhaft in Fulda), Esther
(Ernestine) Gertrud Jacobsohn geb. Neumann (geb. 1864 in B., später wohnhaft in
Hönningen und Köln), Mathilde Kahn geb. Hirnheimer (geb. 1893
in Bamberg, später wohnhaft in B.), Nanny Kahn (geb. 1884
in B. und wohnhaft in B.), Nathan Gabriel Kahn (geb. 1928 in
Bamberg, wohnhaft in B.), Siegfried Kahn
(geb. 1892 in B., wohnhaft in B.), Susi (Suse) Kahn (geb. 1929 in
Bamberg, später wohnhaft in B. und
Homburg am Main), Thekla Kahn (geb. 1897
in B., wohnhaft in B.), Frieda Kaumann geb. Marx (geb. 1888 in B., später
wohnhaft in Biberach und Stuttgart), Lina Leib geb. Ottensoser (geb. 1882
in B., später wohnhaft in Würzburg), Pauline Leopold geb. Ganzmann (geb. 1851
in B., später wohnhaft in Höxter),
Emanuel Levi (geb. 1864 in Vollmerz, später
wohnhaft in Riedenberg, B. und
Lübeck), Jettchen (Jeti) Levi geb. Birkenruth (geb. 1868 in
Wehrda, später wohnhaft in Lübeck und B.), Helene Linz geb. Saffra (geb. 1901
in Frankfurt am Main, später wohnhaft in B. und
Fürth), Max Linz (geb. 1902 in Bad
Hersfeld, später wohnhaft in Fürth und B.), Gertrud Löwenstein geb. Kahn (geb. 1882
in B., später wohnhaft in Haiger), Clara Neu
(geb. 1858 in B., später wohnhaft in Frankfurt am Main), Helene Neuberger geb. Klebe (geb. 1894
in Rhina, später wohnhaft in B. und Berlin), Isfried Neuberger (geb. 1924
in B., später wohnhaft in B. und Berlin), Julius
Neuberger (geb. 1885 in B., später wohnhaft in B. und Berlin), Martha Neuberger (geb. 1930
in Bamberg, wohnhaft in B.), Max Neuberger (geb. 1889
in B., später wohnhaft in B. und Berlin), Meta (Marianne) Neuberger
geb. Klebe (geb. 1896 in Rhina, später wohnhaft
in B. und Berlin), Rosa Neuberger (geb. 1925 in B., später wohnhaft in B.,
Berlin und Steckelsdorf (Landwerk)), Ruth Neuberger (geb. 1921 in B., später
wohnhaft in Berlin), Siegfried Neuberger (geb. 1894 in B., wohnhaft in B.), Thekla
Neuhaus geb. Neumann (geb. 1879 in B., später wohnhaft in
Gotha), Clara Neumann (geb. 1883 in B., später
wohnhaft in B. und Aschaffenburg), Eljakim (Elkan) Neumann
(geb. 1879 in B., später wohnhaft in Fürth), Maier Leopold Neumann (geb. 1883
in B., später wohnhaft in Fürth), Moritz Neumann (geb. 1892
in B., später wohnhaft in Kleinsteinach), Adelheid Ester Nußbaum (geb. 1938
in B., wohnhaft in B. und Nürnberg), Ari Nußbaum (geb. 1935
in B., wohnhaft in B. und Nürnberg), Berta (Batja)
Nußbaum (geb. 1934 in Berlin, wohnhaft in B.), Friedrich Fritz Nussbaum (geb.
1902 in Maßbach, später wohnhaft in B. und
Nürnberg), Herta Nußbaum geb. Nußbaum (geb. 1912 in
Fulda, später wohnhaft in B. und Nürnberg), Josef Nußbaum (geb. 1937 in B.,
wohnhaft in B. und Nürnberg),
Judith (Judis, Indis) Nussbaum (geb. 1940 in B., wohnhaft in Nürnberg), Moses Nußbaum (geb. 1932
in Berlin, wohnhaft in B. und Nürnberg), Sara Rothschild geb. Traub (geb. 1886
in B., später wohnhaft in Aschaffenburg), Henriette Sichel geb.
Neumann (geb. 1860 in B., später wohnhaft in Frankfurt), Betty Speyer geb. Neumann (geb. 1894
in G., später wohnhaft in Guxhagen), Mariane Steinhardt
geb. Brückmann (geb. 1877 in Kraisdorf),
Salomon Steinhardt (geb. 1874 in
Gaukönigshofen, später wohnhaft in B.,
Würzburg und Ochsenfurt), Emma Strauß
geb. Blum (geb. 1857 in B., später wohnhaft in
Würzburg), Meta Strauß (geb. 1888 in B.,
später wohnhaft in Aschaffenburg), Josef Traub
(geb. 1861 in B., später wohnhaft in Mannheim), Karolina Walde (geb. 1878
in B., später wohnhaft in Emden und Berlin), Lydia Wenk (geb. 1887
in B., später wohnhaft in Ludwigshafen am
Rhein), Sofie Wolfermann
(geb. 1854 in B., später wohnhaft in B.,
Barchfeld und Berlin).
Berichte aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der
jüdischen Lehrer
Ausschreibungen der Stelle des Lehrers / Vorbeters / Schochet
Es wurden in jüdischen Periodika noch keine
Anzeigen mit Ausschreibungen der Stelle des Lehrers der jüdischen
Gemeinde gefunden. |
Hinweis auf den Lehrer / Rabbiner Abraham Stein (Sulzdorfer-Stein, 1769-1846)
und seinen Sohn Rabbiner Dr. Leopold Stein (1810-1882)
Bis 1816 war in Burgpreppach als Lehrer in
der Gemeinde Abraham Stein (bzw. Abraham Loeb Sulzdorfer-Stein)
tätig, der ab 1816 als Rabbiner in Adelsdorf
wirkte. Er war 1756 in Sulzdorf an der
Lederhecke als Sohn des Löb Stein geboren und später als Lehrer in
Sulzdorf, danach in Burgpreppach tätig. Abraham Stein war verheiratet mit Gella (Gelche) geb.
Sußmann (1768-1843). Rabbiner Abraham Stein starb 1846 in Adelsdorf.
Weitere Informationen siehe über http://www.leopoldstein.net/html/stein_abraham_loeb.htm
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Sohn von Lehrer / Rabbiner Abraham Stein war
der im November 1810 in Burgpreppach geborene spätere Rabbiner Dr.
Leopold Stein. Stein lebte bis zu seinem 6. Lebensjahr in Burgpreppach
und besuchte nach dem Umzug der Familie seines Vaters die Volksschule in Adelsdorf,
mit 15 Jahren die Fürther Jeschiwa
und mit 17 Jahren das Gymnasium in Erlangen, später die Gymnasien in
Bayreuth und Würzburg, wo er anschließend studierte. 1835 wurde er
Distriktsrabbiner in Burgkunstadt
(vgl. auch Textseite), 1843
"zweiter Rabbiner" in Frankfurt am Main. Hier war er als
Reform-Rabbiner tätig (1844 Installierung der Orgel in der alten
Frankfurter Synagoge). 1862 legte er sein Amt nieder und gründete ein gut
besuchtes Mädchenpensionat in Frankfurt. 1868 war er Prediger bei der
liberalen "Westend-Union" in Frankfurt. 1880 trat er in den
Ruhestand und starb 1882 in Frankfurt.
Weiteres siehe Wikipedia-Artikel
zu Leopold Stein (von hier auch das Foto)
sowie die Website http://www.leopoldstein.net/
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Abschied von Lehrer Ottensoser
(1912)
Anmerkung: Naftali (Naphtali) Ottensoser ist am 22. Februar 1852 in
Ober-Seemen als Sohn des Lehrers Elias Ottensoser und seiner Frau Sara geboren.
Er wuchs u.a. in Büdingen auf. Seine Eltern verzogen 1877 nach Mellrichstadt, wo
Naftali 1880 die Tochter des Lehrers Sara geb. Maas heiratete. Naftali
Ottensoser zog mit ihr nach Burgpreppach, wo er als Nachfolger seines
Schwiegervaters Samuel Maas über drei Jahrzehnte an der Jüdischen Volksschule
Burgpreppach unterrichtete, möglicherweise auch an der
Israelitischen Präparandenschule.
1912 ging er mit dem Titel Hauptlehrer in den Ruhestand. Naftali Ottensoser
(gest. 30. Januar 1916 in Würzburg) und seine Frau Sara (gest. 23.1.1930) wurden
im jüdischen Friedhof Höchberg beigesetzt.
Mitteilung
im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 5. Juli 1912:
"Burgpreppach. Der verdiente Lehrer Ottensoser verlässt dieser Tage
unseren Ort, um seinen Ruhestand in Würzburg zu
genießen". |
Hauptlehrer Levi übernimmt im Krieg auch die Leitung der
beiden protestantischen Schulen und der Fortbildungsschule
(1916)
Artikel
in der Zeitschrift "Im deutschen Reich" 1916 S. 180: "Die
unter Leitung des Verbandes der jüdischen Lehrervereine herausgegebene
Beilage des Israelitischen Familienblattes vom 27. Juli dieses Jahres
enthält nachstehenden Bericht aus Burgpreppach in Bayern: 'Herr
Lehrer Levi wurde von der Königlichen Regierung mit der Führung der
beiden protestantischen Schule, deren Lehrer zu den Waffen berufen worden
sind, und auch der Fortbildungsschule beauftragt. die drei Schulen weisen
insgesamt 168 Schüler auf. - Eine anerkennenswerte Kriegsarbeit hinter
der Front'. - Man sieht, es geht auch anders!" |
Hauptlehrer Emanuel Levi
tritt in den Ruhestand (1929)
Mitteilung
in der "Bayerischen Israelitischen Gemeindezeitung" vom 15. Juni
1929: "Burgpreppach. Mit Wirkung vom 1. Mai ist Hauptlehrer
Levi in den dauernden Ruhestand versetzt worden." |
Über Lehrer Max Linz (Lehrer in Burgpreppach von 1929 bis 1939)
Max Linz (geb. 25. September 1902
in Hersfeld, umgekommen am 15.
August 1942 im KZ Majdanek) wurde als Nachfolger von Lehrer Levi
am 1. Juni 1929 Lehrer
und Kantor in der jüdischen Gemeinde Burgpreppach. Er war verheiratet mit
Helene geb. Saffra (geb. 1901, gleichfalls umgekommen / verschollen). Die
beiden lebten im Schulhaus direkt neben der Synagoge. In der Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 konnten sie noch rechtzeitig aus dem Haus entkommen, bevor die Flammen von der brennenden Synagoge übergriffen. Max Linz wurde wie die anderen jüdischen Männer der Gemeinde verhaftet. Nach seiner Entlassung aus dem KZ Dachau bemühten er und seine Frau sich um eine Auswanderung in die USA, doch ohne Erfolg. Sie wurden in das KZ Theresienstadt deportiert. Von dort wurde Max Linz in das KZ Majdanek bei Lublin
gebracht. Seine Frau ist verschollen..
|
Vgl. Seite http://www.ausstellung-zwangsarbeit.org/276/
mit Fotos "Juden aus Burgpreppach bei der Zwangsarbeit November
1938" und "Lehrer Max Linz mit seinen Schülern 1934" sowie
"Erklärung von Max Linz gegenüber der Gestapo, 14. Januar
1939".
Diese Dokumente finden sich auch im Buch (Begleitband zu einer
Ausstellung):
"Zwangsarbeit. Die Deutschen, die Zwangsarbeiter und der Krieg",
Hrsg. von Volkhard Knigge, Rikola-Gunnar Lüttgenau und Jens-Christian
Wagner im Auftrag der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und
Mittelbau-Dora. 256 S. € 19,80 ISBN 978-3-935598-17-0 bzw.
978-3-8375-0706-5.
Weitere
Informationen, erhältlich im Online-Shop
der Gedenkstätte Buchenwald |
Nachruf auf den tödlich
verunglückten Sally Ottensoser (seit 1902 Lehrer in
Markelsheim, später auch
Weikersheim und
Edelfingen, gest. 1927)
Anmerkung: Sally Ottensoser dürfte ein Sohn des oben
genannten Lehrers Ottensoser gewesen sein.
Artikel in der "Gemeindezeitung für die Israelitischen Gemeinden
Württembergs" vom 16. Oktober 1927:"Edelfingen.
Am 10.Oktober ist in der Nähe von Markelsheim Lehrer und Amtsverweser
S. Ottensoser durch einen Unfall auf dem Motorrad an der Edelfingerstr.
tödlich verunglückt. Die württembergische Religionsgemeinschaft
verliert mit ihm einen ihrer besten und treuesten Beamten. Der so jäh aus
dem Leben Gerissene war am 22. Januar 1883 in Burgpreppach
geboren. Nachdem er die Präparandie in seinem Heimatorte und das jüdische
Lehrerseminar in Würzburg absolviert, trat er im Juli 1902 sein
Lehramt in Neustadt a.d. Saale an. Schon im Jahre darauf kam er als
Amtsverweser und Vorsänger nach Markelsheim
und hierauf 1906 nach Nordstetten.
Von 1907 an war er wieder in Markelsheim tätig, bis er 1927 von der
israelitischen Gemeinde in Edelfingen als Vorsänger angestellt wurde.
Seine Bestattung fand am Mittwoch unter sehr großer ehrender Beteiligung
in Edelfingen statt." |
Aus dem jüdischen
Gemeinde- und Vereinsleben
Zu einem "Unfall" eines "angeblich
israelitischen Fuhrwerks" (1902)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 28. Mai 1903: "Burgpreppach, 24. Mai. Das Bürgermeisteramt
Burgpreppach schreibt den 'Bamberger Neuesten Nachrichten”:
Bitte zur Berichtigung und Aufklärung des in Nr. 119 Ihrer Zeitung erschienenen Artikels den wahren Sachverhalt durch folgende wahrheitsgetreue Schilderung richtig stellen zu wollen. Zu dem am 21. ds. Mts. erfolgten Unfall des angeblich israelitischen Fuhrwerks wird berichtigend vermerkt:
'Es war kein israelitisches Fuhrwerk, welches angeblich eine Prozession behelligt haben soll, derartige Ausschreitungen sind bei dem
einmütig paritätischen Charakter unserer Bevölkerung gänzlich ausgeschlossen, sondern es war das Fuhrwerk eines
streng-guten Katholiken, besetzt mit Teilnehmern einer nationalliberalen Wahlversammlung. Auf dem Heimwege bekam eben der gute Rappe etwas Umsturz parteiische Gedanken, ohne
dass jedoch dadurch dem Zentrum, sowie dem Nationalliberalismus besonderer Schaden oder Nachtheil entstanden wäre. Beregte Prozession
passierte erst bedeutend später die geräumte Unfallstätte. Es scheint deshalb Einsender des Artikels vom 22. ds. Mts. entweder schlecht unterrichtet zu sein, oder aber sollte es mit Bedacht geschehen sein, gehässige Unwahrheiten zu verbreiten? Letzteres wäre des allgemeinen Friedens halber zu
bedauern.'
Zu diesem Vorfall wird uns von anderer geschätzter Seite noch geschrieben:
In Nr. 119 der 'B.N.N.' wird aus Burgpreppach von einem israelitischen Fuhrwerk berichtet, das eine vom Vierzehnheiligen kommende Wallfahrt verspottet haben soll und gleich darauf verunglückt ist. Abgesehen davon,
dass es ebenso wenig ein israelitisches wie ein protestantisches oder katholisches Fuhrwerk gibt, erklären wir als an der betreffenden Fahrt
Beteiligte, dass die ganze Darstellung auf Unwahrheit beruht. Einzig und allein wahr ist,
dass ein Fuhrwerk verunglückt, aber dieses Fuhrwerk war nicht, wie Ihr Ausdruck besagt, ein israelitisches, sondern - um konsequent zu bleiben - ein gut katholisches. Das genannte Fuhrwerk gehörte einem katholischen strenggläubigen Manne und wurde auch von diesem geleitet. An der
Mitteilung von der Verhöhnung einer Prozession ist kein wahres Wort. Auf dem Fuhrwerk befanden sich zwei strenggläubige Katholiken, drei Protestanten und ein Israelit, welch’ letztere aber viel zu
|
hoch stehen, als
dass sie die religiösen Gefühle ihrer katholischen Mitpassagiere, wie auch der
Teilnehmer einer betend vorüberziehenden Prozession - eine solche ist dem Fuhrwerk vor dem Unfall gar nicht begegnet - verletzen würde. Wir erwarten deshalb von Ihrem Billigkeitsgefühl,
dass Sie die unwahre Mitteilung sofort berichtigen und ersuchen Sie höflichst, Ihren Korrespondenten darauf aufmerksam zu machen,
dass er in Zukunft der Wahrheit gemäß berichten und nicht zur Störung des konfessionellen Friedens Unwahrheiten aussprengen möchte.
(Jedenfalls tragen diese aufklärenden Zeilen dazu bei, den durch das Vorkommnis etwas in Mitleidenschaft gezogenen konfessionellen Frieden wiederherzustellen.
D.Red.)
Jedenfalls sollten derartige Korrespondenzen, die konfessionellen Unfrieden erzeugen können, vorher sorgfältig auf ihre Wahrheit geprüft werden, ehe ein vielgelesenes und namentlich auch in jüdischen Kreisen stark verbreitetes Blatt ihnen Aufnahme und Veröffentlichung gewährt.. |
Berichte zu einzelnen Personen aus der jüdischen
Gemeinde
Zum Tod von Sara Adler, der Gattin des Kaufmanns
Immanuel
Adler (1876)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 25. Oktober 1876: "Burgpreppach.
Unsere Gemeinde und mit ihr ganz Israel hat einen großen Verlust erlitten
durch den Tod einer edlen Frau, deren seltene Vorzüge zur Anregung für
alle jüdischen Frauen und Mütter hier erwähnt werden mögen.
Sarah Adler, die Gattin des durch Gelehrsamkeit, edles Streben und Wirken
sich auszeichnenden Herrn Immanuel Adler, Kaufmann dahier, hat am 4.
Tischri (= 22. September 1876) in der Blüte des Lebens, in einem Alter von nur 35 Jahren, das
Zeitliche gesegnet. Wer dieselbe kannte, wie sie ‚ehre deinen Vater’
in der würdigsten und edelsten Weise gegen ihren alten Vater betätigte,
wer beobachtete, wie sie ihren Mann, an dem sie mit der größten
Innigkeit und zärtlichsten Hingabe hing, in der Ausführung aller würdigen
Unternehmungen auf das Kräftigste unterstützte, wie sie ihn mit der größten
Wärme zu allem Guten aneiferte, wer bemerkte, wie sie ihren fünf unmündigen
Kindern eine wahre, jüdische Mutter war, wie sie mit aller Sorgfalt
bedacht war, dass sie den echt religiösen Sinn mit der Muttermilch
einsogen, wer sich überzeugte, wie sie ein Bild der Einfachheit und der
Zurückgezogenheit war, wie sie überall mit vollen Händen erquickte und
labte, der wird wohl bemessen können, wie bitter diese schmerzliche Lücke
empfunden wird. Schon längere Zeit kränkelnd, suchte sie ihr Leiden zu
verheimlichen. Obwohl die Ärzte in der letzten Zeit ihr eine baldige
Genesung versicherten, so ließ sie sich, die Schwere ihrer Krankheit fühlend,
von diesen Hoffnungen nicht täuschen, sie traf vielmehr alle Anordnungen
für die Bestellung ihres Hauses mit einer Sorgfalt, Ruhe und Zuversicht,
die in einem solchen Alter nur selten zu finden ist. Über ihre Kinder,
die sie in so zartem Alter verlassen müsse, äußerte sie sich auf ihrem
Schmerzenslager, sie freue sich, dass sie mit dem Bewusstsein von ihnen
scheiden könne, dass sie durch die hiesige
Talmud-Tora-Schule eine echt jüdische Erziehung erhalten werden, sodass
sie einst als echte Jehudim, als edle Menschen sich bewähren.
Unser Rabbiner Hirsch, indem er die vielen Tugenden, die echte Religiosität,
die großen Eigenschaften der Verblichenen rühmte, bediente sich zu
seiner Schilderung des Verses: ‚es
ist gefallen die Krone von unserem Haupte’, den er in beredten
Worten sowohl die Familie, die Gemeinde als die Gesamtheit Israels in
einer solch ergreifenden Weise sprechen ließ, dass alle Anwesenden,
selbst viele Nichtisraeliten, in lautes Weinen ausbrachen. Er fügte noch
hinzu: die Fügungen Gottes sind für Israel so dunkel, unverständlich,
allein sie werden von ihm, wenn sie auch noch so unangenehm berühren,
noch so tiefe Wunden schlagen, mit aufrichtiger Liebe, mit vollkommener
Hingabe empfangen, gerade wie die
ausgeführt werden; so möge bewirkt werden, dass Alles, was jetzt
noch verhüllt und versiegelt ist, im Laufe der Jahre sich erfülle, denn
der Mahnruf des Schofar, den der
Allgütige mit solchen Schicksalen beabsichtigt, er ist in unser Ohr
gedrungen, er hat unser Inneres erschüttert, wir sind gebessert zu
unserem Gotte zurückgekehrt. Möge das Andenken der Verblichenen zum
Segen sein!" |
Zum Tod des langjährigen Kultusvorstehers L. Ullmann (1885)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 28. Mai 1885: "Burgpreppach. Unser
Leben währt 70 Jahre, und wenn es hoch kommt, 80 Jahre’. Diese
Worte des Psalmisten sollten sich abermals in ihrer traurigen Wahrheit
bestätigen; denn der immer noch rüstige, im 80. Jahre seines Lebens
stehende Herr L. Ullmann wurde am 4.
Adar von der göttlichen Vorsehung in ein besseres Jenseits abberufen.
Nur in Rücksicht auf die nächsten Verwandten des in Gott Ruhenden hat
man es bis jetzt unterlassen, dem Dahingeschiedenen einen Nachruf zu
widmen. Der Entschlafene gehörte zu jenen Männern, die leider in Israel
und namentlich auf dem Lande immer seltener werden. Ausgerüstet mit der
edlen Tugend der Sanftmut, der Bescheidenheit, Friedfertigkeit und
Zufriedenheit und mit einem bedeutenden Wissen über
unsere Heilige Tora, repräsentierte er in hiesiger israelitischer
Gemeinde, in welcher er mehr als zwanzig Jahre als Kultusvorsteher wirkte,
als auch in der politischen Gemeinde, die ebenso lange an ihm ein eifriges
Verwaltungsmitglied fand, einen Mann, zu dem Jung und Alt mit hoch
achtender Verehrung emporblickte. Als junger Mann auf der Talmudhochschule
zu Fürth wurde ihm das Glück zuteil, sich die Freundschaft des
unvergesslichen Herrn Rabbiners S. B. Bamberger seligen Andenkens zu erwerben. In einem ebenso innigen Verhältnisse
stand er zu dem im Jahre 1847 von hier nach Aschaffenburg berufenen
Rabbiner, Herrn Abraham Adler seligen
Andenkens. Dass der Verstorbene der Freundschaft dieser erhabenen Männer
würdig war, dafür spricht sein ganzes Leben. Unablässig war er bemüht,
Tora, Gottesdienst und Wohltätigkeit in der würdigsten Weise auszuüben.
Ebenso wenig er, wenn ihn nicht besondere Umstände zurückhielten, öffentliches
Gebet versäumt, ebenso wenig, wie er einen Armen mit leerer Hand
entließ, ebenso wenig fehlte er an den Stätten, wo sich Leute einfanden,
um das Studium der heiligen Tora zu betätigen. Am Grabe verlieh der Freund des
Verstorbenen, Herr Distriktsrabbiner A. Hirsch – sein Licht leuchte – seinem Schmerze ob des Verlustes dieses aufrechten
Mannes, anknüpfend an den Vers ‚Es
ist gefallen die Krone unseres Hauptes’, in tief empfundenen Worten
Ausdruck.
Mögen die trauernden Hinterbliebenen in den Fußstapfen des
Verklärten wandeln." |
Über die
Tätigkeit des Kultusvorstehers Meier Ullmann zu seinem 25-jährigen
Amtsjubiläum - Bericht von 1902
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Juli 1902: "Burgpreppach, 30.
Juni (1902). Burgpreppach ist den Lesern des ‚Israelit’ seit vielen
Jahren durch Berichte über die Talmud-Toraschule (Präparandenanstalt)
wohl bekannt. Entnehmen wir aus ihnen doch, dass in dem kleinen,
abgelegenen, bayerischen Marktflecken das Toralernen
verbunden mit einem respektvollen Umgang ernstens gepflegt wird, dass
von hier aus schon Hunderte von jungen Leuten grundlegende, religiöse und
profane Bildung genossen, die sie dann nach weiterer Pflege in zahlreichen
jüdischen Gemeinden nutzbringend anlegten, welche günstigen Einfluss
auch nach jener Richtung zeitigte, die dem Streben nach Werbung
begeisterter Anhänger des traditionellen Judentums gilt. Es wirken aber
wackere, ihren Ort kennende Herren an dieser Pflanzstätte für jüdisches
und profanes Wissen, mit Pflichteifer, aufrichtiger Liebe ihrem
erzieherischen Berufe sich hingebend, dem Berufe Lehrer nicht allein für
die Schule, sondern für das jüdische Leben und Streben in Familie und
Gemeinde zu erziehen.
Aus solchen sonnigen Verhältnissen ging allerdings schon vor
geraumer Zeit ein Mann im besten und edelsten Sinne des Wortes hervor, der
heute noch, wie schon seit vielen Jahren, mit zu den eifrigsten Förderern
von unserer heiligen Tora am
hiesigen Orte gehört. Herr Maier Ullmann ist die eiserne Säule, der Träger
für Tora, Gottesdienst und Wohltätigkeit,
der in unwandelbarer Treue und standhaft und opferwillig für echte, jüdische
Jugend- und Gemeinderziehung mitwirkt. Als der Begründer der hiesigen
Talmud-Toraschule, Herr Rabbiner Hirsch seligen Andenkens das Ende seiner
irdischen Wirksamkeit herannahen fühlte, legte derselbe Herrn M. Ullmann,
der ihm bis jetzt in manch’ schwieriger Lage ein verständnisvoller und
tätiger Berater gewesen, ans Herz, von nun an mit Festigkeit und Kraft
der Fortentwicklung der jungen Lehrstätte in Erwerbung tüchtiger Leiter
und Unterrichtsorgane, in Verschaffung der zum Unterhalte notwendigen
Geldmittel mitwirkend sich anzunehmen, damit diese Schule für praktisch
lebendige Religion, wo die Wissensbeflissene Jugend schon frühzeitig an
religiöse Übung gewohnt, der Torageist in Fleisch und Blut übergeht,
auch ferner in Wort und Tat für unser Gesamtvolk eine Wohltätigkeitsanstalt
sei und bleibe.
Fünfundzwanzig
Jahre sind es nun, dass die hiesigen Kultusmitglieder durch einstimmige
Wahl ihr Vertrauen Herrn Ullmann dadurch bekundeten, dass sie ihn zu ihrem
sicheren Führer der gemeindlichen Kultusangelegenheiten wählten, ihn
auch bis zum heutigen Tage, der wiederholen Neuwahl eines Gemeindeleiters,
in jener Ehrenstellung ununerbrochen blieben, ein Beweis, die der Jubilar
zur äußersten Zufriedenheit mit den
öffentlichen Bedürfnissen in große Zuverlässigkeit sich beschäftigte,
die Gesamtinteressen seiner Gemeinde, in religiöser und sozialer
Beziehung, mit richtigem Takte vertrat.
Allen geräuschvollen Ehrungen abhold, musste eine öffentliche
Feier der 25-jährigen Wiederkehr der Einsetzung des Herrn Ullmann zum
Kultusvorstand unterbleiben und doch verdient seine selbstlose Hingabe für
den engen und weiteren kreis seiner Wirksamkeit einer öffentlichen
Anerkennung, die jeder Einzelne von uns gerne und in Aufrichtigkeit zollt.
Wir schätzen aufs aufrichtigste den hohen Wert seines steten Strebens
nach Wahrheit, Recht und Frieden,
diesen Stützen für die Erhaltung des Judentums; wir haben schon so oft
die Überzeugung gewonnen, wie der pflichttreue, bescheidene Jubilar auch
in manchmal persönlich schwieriger Lage und Stimmung sein Führeramt
nicht einen Augenblick vergaß, wie er gerecht, treu und mit Ausdauer
allen Gemeindeeinrichtungen innerhalb seiner Gemeinde sein Augenmerk
zuwandte, wie er unter Billigung aller
|
Kultusmitglieder
so manche Anregung gab zum Vorteile eines jüdisch-religiösen Lebens,
einer würdigen Repräsentation innerhalb der politischen Gesamtbürgerschaft,
wie er also durch sein äußeres, ruhiges, belehrendes und verständnisvolles
Auftreten die jüdische Religionsgemeinde zu einer achtenden Stellung im
Gesamtgemeindeleben verschaffte und noch besteht. So ist er auch der
Vertrauensmann nicht nur der jüdischen Kreise, sondern auch der
christlichen Familien; es wird nichts von Wichtigkeit beraten und
unternommen, ohne dass unser verehrter Jubilar um seinen immer trefflichen
Rat befragt würde, weil man eben seit vielen Jahren von der
Selbstlosigkeit seiner Ratschläge und von der besten Gestaltung derselben
durch frühere Erfolge überzeugt ist. Durch dessen freudige Hingabe in Förderung
der Gemeindeinteressen, in Opfer an Zeit und Mühewaltung werden
fortgesetzt die allseits befriedigendsten Vorschläge für Synagoge und
Familie in fördernde Taten umgesetzt. Vollständige Übereinstimmung
herrschte ungeteilt bis auf den heutigen Tag zwischen ihm, der Gemeinde
und den Kultusbeamten, Einigkeit in Ausübung von Wohltätigkeit, das zum
wenigsten in die Öffentlichkeit dringt, doch aus den wenigen Fällen
seines Wirkens im Wohl tun lässt sich der sichere Schluss ziehen, dass Wahrhaftigkeit und Wohltätigkeit
in Verborgenheit bei ihm noch ein größerer Segensquell sein muss, dass
dieses Gebotsbeachtung ein
Ausfluss seines ernstreligiösen Lebens ist. Möge der Jubilar noch recht
lange seines Ehrenamtes walten, möge er bis in die fernsten Zeiten sich
die Liebe, Anhänglichkeit, Achtung und Anerkennung unserer
Glaubensgenossen und die der christlichen Mitbürger erhalten, möge ihm
und uns seine Arbeitsfreudigkeit zu
Ehre Gottes ein Segen werden." |
Zum Tod von Helena Adler geb. Hellmann (1902)
Artikel in der Zeitschrift "Der Israelit"
vom 24. November 1902: "Burgpreppach. Wenn der
Herausgeber dieser Blätter gerne ehrenden Nachrufen über Verstorbene
Aufnahme gestattet, so geht er ganz einsichtsvoll von der Erwägung aus,
dass man Personenzeichnungen echt jüdischer Frömmigkeit, aufopfernder
Hingebung, unerschöpflicher Liebe und Güte, Standhaftigkeit und
Gottvertrauen immer und stets wieder unserer zu sehr materiell gesinnten
Mitwelt zur Nachahmung vor Augen halten müsse. Insbesondere dürfte das Haus
Jakob von solchen Spiegelbildern, die Erzieherin des Hauses, den
allermeisten Gewinn davon ziehen.
Am 6. Cheschwan (= 6. November 1902) begleiteten wir die
sterblichen Reste einer hochbetagten Witwe, im 79. Lebensjahre stehend,
eines bescheidenen, anspruchslose, im Leben und Sitte ebenso einfachen
Weibes, Frömmigkeit mit Herzensgüte vereinigend, zur letzten
Ruhestätte.
In treffenden Worten schilderte Herr Rabbiner Dr. Kohn hier
diese wackere Frau, Frau Helen Adler geb. Hellmann, nach
ihrer Friedensliebe, insbesondere hervorhebend, wie sie ihren Frieden,
ihre Vervollkommnung in dem Streben nach der genauesten Erfüllung aller
weiblichen Pflichten, in Ausübung jener religiösen Weisungen suchte, die
den inneren und äußeren Frieden herbeiführen. Ihr väterliches
Haus war eine Pflegstätte ununterbrochener Übung von Wohltätigkeit
und guten Werken. Seit 25 Jahren Witwe, ertrug sie ihre Witwentum in
Geduld und Ergebung. Niemals kam in Folge ihrer Friedensliebe ein hartes
Wort, ein Vorwurf, eine Beleidigung über ihre Lippen; als schlichte,
jüdische Frau war ihre Häuslichkeit, die Einrichtung, Ausstattung
derselben von echt religiösem Geiste bestimmt. Ein zartes, weiches
Empfinden, wie Herr Lehrer Ottensoser, ein Verwandter der
Verschiedenen in seinen Abschiedsworten unter anderem erwähnte, war ihr
eigen, menschenliebend, mit einem guten Herz beglückt, edelsinnig,
kein Wort des Unwillens je äußernd, gegen die Mitlebenden war sie, mit
einem Ausdrucke unserer Alten bezeichnend, in Achtung, gegen Jung
und Alt, Jedermann aufs freundlichste entgegenkommend, mit den
Glücklichen sich freuend und mit den Betrübten weinend. Ihre
verwandtschaftliche Liebe und Treue erstreckte sich in die Nähe und die
Ferne, in die neue Welt, selbst ohne direkte Nachkommen, war sie die
geistige Mutter aller ihrer Angehörigen, in einem lebhaften Briefwechsel
ihren guten Rat, ihre Sorgsamkeit für das verwandtschaftliche Wohl darin
niederlegend.
In unserer Gemeinde wird Erinnerung und Dankbarkeit im Gedächtnis aller,
die die selige Entschlafene kannten, fortleben, ihre guter Name sei
ein Schmuck und Glanz für ganz Israel, in Verehrung und
Hochachtung wird sie unter den frommen Frauen genannt
werden."
|
Zum Tod von Vorsteher Meier
Ullmann (1913)
Artikel im
"Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 11. Juli 1913: "Burgpreppach. Meier Uhlmann, Vorsteher der israelitischen Gemeinde und
Mitglied des Marktgemeindeausschusses, ist verschieden." |
Zum Geburtstag von Kaufmann Simon Blum
(1929)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 29. August 1929: "Burgpreppach,
26. August (1929). Unter inniger Anteilnahme der gesamten jüdischen Bevölkerung
feierte am vergangenen Sabbat der in allen Kreisen der Bevölkerung hoch
geschätzte Kaufmann Simon Blum seinen 70. Geburtstag. Wie er viele Jahre
hindurch als Kultusvorstand die Gemeinde führte, so vertritt er sie noch
heute wie vor Jahrzehnten in der Verwaltung der politischen Gemeinde, wo
man seiner Meinung Achtung und Vertrauen entgegenbringt. Trotz seines
hohen Alters ist er unermüdlich geschäftlich tätig und versäumt wie in
seiner Jugend noch heute keinen Gottesdienst ohne zwingenden Grund. Seit
vielen Jahren ist er auch als Mincha-Vorbeter am Jom Kippur tätig und
erfreut die Gemeinde durch die althergebrachten Weisen. Von jüdischen wie
christlichen Kreisen wird er als der Ratgeber in schwierigen Lebensfragen
aufgesucht. Herr Bezirksrabbiner Dr. Ephraim ehre den Jubilar in der
Synagoge durch eine von Herzen kommende Ansprache." |
Zum Tod von
Sigmund Blum (1936)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 20. Mai 1936: "Burgpreppach, 8.
Mai (1936). Dieser Tage wurde Sigmund Blum nach kurzer Krankheit im 76.
Lebensjahre abberufen. Neben den nächsten Angehörigen beweint ihn die
ganze Gemeinde als einen ihrer edelsten und würdigsten Mitglieder. Sein
unversiegbarer Humor vermochte den Tiefgebeugtesten wieder aufzurichten.
Den schweren Verlust eines wackeren Sohnes, ein Opfer des Krieges, ertrug
er gleich Aron mit Geduld und Ergebenheit. Herr Rabbiner Dr. Munk
schilderte ihn in meisterhafter Rede als einen wahren Zaddik und Chosid. Möge
die trauernde Witwe und Kinder wahren Trost in dem Bewusstsein finden,
dass er mit einem guten Namen von dannen gegangen ist. Seine
Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens." |
Zum 80. Geburtstag des Beschneiders usw. Moses Neumann (1929)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 23. Mai 1929: "Burgpreppach,
16. Mai (1929). Am 14. Ijar (24. Mai 1929) feiert der in allen Kreises
beliebte Herr Moses Neumann - so Gott will - seinen 80. Geburtstag. Herr
Neumann ist als Mohel (Beschneider) weit über unseren Ort hinaus
bekannt und hat als solcher an vielen Knaben den heiligen Bund vollzogen.
Schwere Schicksalsschläge sind ihm nicht erspart geblieben. Schon vor 25
Jahren starb seine fromme Lebensgefährtin, in den ersten Wochen des
Weltkrieges ein braver Sohn, der die Stütze seines Alters werden sollte,
vor wenigen Jahren noch ein bereits verheirateter Sohn. Aber all das trug
er in der ihn auszeichnenden Frömmigkeit als Schickungen Gottes in
unerschütterlicher Ergebung in Seinen heiligen Willen. Herr Neumann war
viele Jahre hindurch der Vorsitzende des Rabbinats-Distriktsausschusses
und Mitglied des Kuratoriums der Talmud-Tora-Präparandenschule
Burgpreppach, der eine große Zahl von Lehrern, die heute an führender
Stellung stehen, die Vorbildung für das Seminar verdankte. So werden dem
Jubilar sicherlich von vielen Seiten Glückwünsche zugehen, denen wir uns
unsererseits von Herzen anschließen. (Alles Gute) bis 120 Jahre." |
Zum Tod des Beschneiders Mosche Neumann
(1938)
Artikel in
der Zeitschrift "Der Israelit" vom 10. Februar 1938: "Burgpreppach,
27. Januar (1938). Am Ausgang des Schabbat Wajigasch wurde mit Mosche
Neumann eines der verdientesten Mitglieder unserer alten Gemeinde in die
Ewigkeit abberufen. Er war eine ihrer Hauptstützen und fehlte bei keinem
Gottesdienste. Er nutzt seine Freizeit zum Lernen aus und übte seit 1873
das Gebot des Beschneidens bis 1924 ununterbrochen aus. Fast 25 Jahre
waltete er seines Amtes als Vorstand und gab sich alle Mühe, das Rabbinat
in Burgpreppach zu erhalten. Selbstlos opferte er seine Zeit für die
Erhaltung der Präparandenschule, die er mitbegründet hatte. Er übte
Wohltaten an Verwandten und Freunden, wo er nur konnte. Sein Leben war,
wenn auch nicht immer von heiterer Sonne beschienen, doch immer mit Gottesdienst
ausgefüllt bis zu einem Heimgange im Alter von 89 Jahren. – Mosche
Neumann wird uns unvergessen bleiben. Seine
Seele sei eingebunden in den Bund des Lebens." |
Anzeigen jüdischer Gewerbebetriebe
und Privatpersonen
Anzeigen der Mazzenfabrik Neuberger (1922-1924)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 7. Dezember 1922:
"Die in der Mazzothfabrik Julius Neuberger, Burgpreppach unter
Rabbinats-Aufsicht hergestellten Mazzoth sind wie alljährlich wieder mit
Plombe versehen. Unterschrift: "Distriktsrabbiner Dr. Michalsky". |
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Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. Dezember 1923: "Bekanntmachung.
Die unter meiner Aufsicht in der Mazzosfabrik Julius Neuberger,
Burgpreppach hergestellten Mazzos sind wie alljährlich mit meiner
Plombe versehen. Distriktsrabbiner Dr. Michalsky." |
|
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 13. November 1924: "Streng
koscher.
Mazzen in 1-, 5- und 10-Pfund-Packung, hergestellt unter Aufsicht des
hiesigen Rabbinats, liefert prompt jedes Quantum Mazzenfabrik Neuberger,
Burgpreppach (Bayern).
Händler, beziehungsweise Großabnehmer überall
gesucht." |
Dankesanzeige des Ehepaares Max
Neuberger und Frau geb. Kleber (1923)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 5. Juli 1923: "Für
erwiesene Aufmerksamkeit anlässlich unserer Vermählung danken bestens Max
Neuberger und Frau geb. Kleber. Burgpreppach, 1.
Juli." |
Sonstiges
Erinnerungen an die Auswanderungen im 19.
Jahrhundert:
- Grabstein für Sophie Rothschild geb. Buchmann
(1827-1895)
Anmerkung: das Grab befindet sich im ersten jüdischen Friedhof in Columbus,
Georgia; Foto erhalten von Larry Rosenstrauch über David Lewin.
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Text der Inschrift "Hier ruht SOPHIE.
Beloved wife of Nathan
Rothschild, Born at Burg Brebach Bavaria.
May 11. 1827, 21. Ijar
5588. Died in Columbus Ga. June 16. 1895. 24 Siwan 5655.
Ihre
Seele sei eingebunden in den Bund des
Lebens".
Der Geburtsname Buchmann nach Informationen von David Lewin/Larry
Rosenstrauch; nach Angaben des Staatsarchives Würzburg vom 11.3.2014 ist
Sophie Rothschild geb. Buchmann in Burgpreppach geboren und zwar nach den
erhaltenen jüdischen Standesregistern am 12. (nicht 11.) Mai 1826 als
"Sprinz Buchmann", siebtes Kind des Ehepaares David und Nanni
Buchmann geb. Abraham.
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- Grabstein in New York für Mayer Gitterman (- 1848, aus Memmelsdorf) und seine
Frau Sisa (1797?-1877, aus Burgpreppach)
Anmerkung: das Grab befindet sich in einem jüdischen Friedhof in NY-Brooklyn;
der Geburtsname von Sisa wird nicht mitgeteilt).
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links Grabstein für "our dear father Mayer
Gitterman
born in Memmelsdorf
Bavaria
died Dec 18th 1840 Aged 37 years und für
"our dear mother Sisa
born in Burgbrebach (statt: Burgpreppach) Bavaria
died Oct 17th 1877 aged 80 years". |
Zur Geschichte der Synagoge
Bereits 1681 war eine Synagoge vorhanden.
Der Neubau einer Synagoge wurde 1764 erstellt. Im Synagogengebäude waren außer
dem Synagogenraum auch eine Lehrerwohnung, ein kleiner Betraum, eine
Volksschulklasse und das rituelle Bad (Mikwe) untergebracht.
Beim Novemberpogrom 1938 wurde die Synagoge durch SA-Leute aus Bamberg
zunächst völlig demoliert, anschließend das Gebäude mit dem gesamten
Mobiliar und den Ritualien niedergebrannt. Ein Vertreter des "Bamberger
Tagblatts" und zugleich SS-Mitglied, der bei dem Pogrom anwesend war,
versuchte den Anführer der Aktion dazu zu bewegen, wenigstens die Möbel aus
der Lehrerwohnung vor dem Feuer zu bewahren. Zwei nichtjüdische Ortsbewohner
halfen der Frau des Rabbiners, diese Möbel aus dem brennenden Haus
fortzuschaffen; die herbeigerufene Feuerwehr wurde nicht eingesetzt. Die Trümmer der Synagoge
mussten von den in der Pogromnacht verhafteten jüdischen Männern
beseitigt werden (siehe unten Foto der "Kolonne Grünspan").
Von der Synagoge ist heute nur noch ein Teil der Grundmauer erhalten. Am Synagogenplatz
befinden sich heute mehrere Denkmale: eines für die Gefallenen des Ersten
Weltkrieges 1914-1918 (links, mit Namen von jüdischen Gefallenen), eines für
die Gefallenen (auf der Rückseite die Heimgekehrten) des Krieges 1870/71 sowie
eines für die Gefallenen des Zweiten Weltkrieges. 1989 wurde ein Findling aufgestellt mit einer
Gedenktafel um dem Text: "In Burgpreppach existierte bis 1940 eine
jüdische Kultusgemeinde (Synagoge u. Talmud-Thora-Schule). Zur Erinnerung und
Mahnung".
Kritische Anmerkung: In wenig sensibler Weise wird der Synagogenplatz
regelmäßig als Festplatz
der Stadt Burgpreppach verwendet - bei Festen des Ortes steht am Platz der
Synagoge ein Bierzelt.
Adresse/Standort der Synagoge:
An der
Hauptstraße gegenüber dem Schloss (heutiger Standort der Gefallenendenkmale;
Adresse 1932: Hauptstraße 14)
Fotos / Abbildungen
(Quelle der historischen Darstellungen: wenn nicht anders
angegeben Scans aus Beitrag von M. Schneeberger, siehe Literatur)
Erinnerung an die Synagoge |
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Bild der Synagoge nach einem historischen
Foto im Burgpreppacher Heimatmuseum |
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Zwei der Rabbiner
(Quellen: Foto links: Elizabeth Grob collection,
New York; rechts:
Pinkas Hakehillot s.Lit.) |
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Distriktsrabbiner Josef Gabriel Adler
(1802-1873) |
Distriktsrabbiner Saul Munk
in
Burgpreppach (1899-1969) |
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Erinnerung an die Talmud-Tora-Schule
(Quelle: Pinkas Hakehillot s.Lit.) |
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Erinnerung an die
jüdische Schule |
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Jüdische Schule Burgpreppach
1934
(Quelle: Bayerisches
Schulmuseum
in Ichenhausen) |
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Demütigungen
in der
NS-Zeit |
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Aus dem sog.
"Stürmerarchiv" (Stadtarchiv Nürnberg, Signatur: E 39 Nr. 1122/5): "Judenlager"
nach dem
Novemberpogrom 1938 in Hofheim mit mehreren zur
Zwangsarbeit gezwungenen
Lehrern aus der Talmud-Tora-Schule Burgpreppach:
im Vordergrund links Rabbiner
Fritz Nussbaum, rechts Lehrer
Linz. Die "Kolonne Grünspan" war auch gezwungen,
die
Trümmer der zerstörten Synagoge in Burgpreppach zu beseitigen. |
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Platz der ehemaligen
Synagoge 2007
(Fotos - auch die der folgenden Zeilen:
Hahn Mai 2007; Foto des
Gedenksteines
erhalten von Heidi Flachsenberger) |
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Der Platz der Synagoge wird
zeitweise
als Festplatz mit Bierzelt verwendet
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Findling - Gedenkstein zur
Erinnerung an
die jüdische Gemeinde (Synagoge und
Talmud-Tora-Schule) |
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Kriegerdenkmale am
Synagogenplatz |
Denkmal für die im Ersten Weltkrieg
aus
Burgpreppach Gefallenen |
Ausschnittvergrößerung des Fotos mit
den
Namen von zwei jüdischen Gefallenen
(Adler und Hirschmann) |
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Ehemalige Mazzenbäckerei |
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Gebäude der
ehemaligen Mazzenbäckerei Neuberger (Hauptstraße 12; vgl. Anzeigen oben).
1934 stand sie im Mittelpunkt der Untersuchungen nach der berüchtigten
Ritualmord-Beschuldigung von Manau (siehe Hofheim).
Der Inhaber der Bäckerei, zugleich Vorsitzender der Gemeinde - Julius
Neuburger -, wurde in widerlicher Weise beschuldigt, das Blut eines
angeblich durch den jüdischen Lehrer getöteten Kindes zum Backen der
Mazzot verwendet zu haben. Der Lehrer war darauf ein Jahr, Julius
Neuberger und andere Männer für neun Monate im Gefängnis von Würzburg
inhaftiert. Drei Jahre später wurden erneut Julius Neuberger, Emanuel
Levy, David Adler u.a. festgenommen. |
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Die Gebäude der ehemaligen
Talmud-Tora-Schule |
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Das Gebäude der
ehemaligen Talmud-Tora-Schule (das Ess- und Wohngebäude
in der
Hauptstraße 109) |
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Ehemalige
Talmud-Tora-Schule: Eingang zum Ess- und Wohngebäude - heute
Hauptstraße
109 - mit Spur des Mesusa |
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Ehemalige
Talmud-Tora-Schule: Das Lehrgebäude - heute Gemeinfelder Straße 2 - mit
ehemaligen Eingangstor und Spur einer Mesusa |
Erinnerungsarbeit
vor Ort - einzelne Berichte
Hinweis auf die Arbeit des Vereines NatFam e.V. (Natur
und Familie)
Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Baruch Z. Ophir/Falk Wiesemann: Die
jüdischen Gemeinden in Bayern 1918-1945. Geschichte und Zerstörung. 1979
S. 275-278. |
| Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in
Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische
Bildungsarbeit. A 85. 1992² S. 47-49. |
| Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany -
Bavaria. Hg. von Yad Vashem 1972 (hebräisch) S. 427-431. |
| Michael Schneeberger: Die Juden von Burgpreppach. Reihe:
Jüdische Landgemeinden in Bayern Nr. 12. In Jüdisches Leben in
Bayern. 20. Jg. Nr. 98 vom September 2005 S. 32-40. |
| Dirk Rosenstock: Die unterfränkischen
Judenmatrikeln von 1817. Eine namenkundliche und sozialgeschichtliche
Quelle. Reihe: Veröffentlichungen des Stadtarchivs Würzburg Band 13.
Würzburg 2008. S. 153-154. |
| An einer Dissertation zur jüdischen Geschichte von
Burgpreppach "Burgpreppach – Eine Adelsherrschaft als Zentrum des
fränkischen Landjudentums" arbeitet (um 2020) Julia Mutzenbach, vgl.
https://www.juedische-studien.hhu.de/ueber-uns/mitarbeiterinnen/julia-mutzenbach-ma
|
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Burgpreppach Lower
Franconia. Jews were probably present during the Thirty Years war (1618-1648).
From 1681 Burgpreppach was the seat of the chief rabbinate (or rabbinical court)
of the Grabfeld region. Among its outstanding rabbis was Yosef Breslau
(1691-1752), author of Shoresh Yosef and Hok Yosef. In 1875 a
talmud torah encompassing secular studies wa founded according to the system of
Shimshon Rafael Hirsch of Frankfurt. The Jewish population grew to 198 in 1890
(total 602), but from the early 20th century economic conditions deteriorated
and the population declined steadily to 78 in 1933. The community operated two
synagogues, a cemetery, and an elementary school (the old tamud torah). In 1934
a blood libel originating in Manau led to the arrest of six local Jews. Sixteen
Jews left Burgpreppach up to February 1938. On Kristallnacht (9-10
November 1938), the old synagogue (built in 1764) was burned down and Jewish
homes were vandalized. Most of the remaining Jews left in 1939, 14 emigrating
and 24 moving to other German cities. The last Jew fled to Berlin in February
1942.
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