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Adelsberg (Stadt Gemünden am Main,
Main-Spessart-Kreis)
Jüdische Geschichte / Synagoge
(Artikel weitgehend erstellt von Leonhard Scherg,
vgl. Anmerkung bei der zu L. Scherg angegebenen Literatur)
Übersicht:
Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde (english
version)
In dem bis 1802 dem Würzburger
Amt Homburg an der Wern zugeordneten ritterschaftlichen Ort Adelsberg bestand
eine jüdische Gemeinde bis 1938.
Eine jüdische Gemeinde, deren Anfänge nach örtlicher Überlieferung auf um
1300 zurückgeführt werden, lässt sich im Schutz des örtlichen Adels 1481
eindeutig nachweisen. Der aus diesem Jahr stammende und in mehreren Kopien überliefert
Dorfplan von Adelsberg zeigt nicht nur die Diemarburg, in der die Juden - vier jüdische
Familien - wohnten, sondern mit einem Judenbad und einem Judenbegräbnis
wichtige Einrichtungen der Gemeinde.
|
Links: Kopie des Dorfplans von
Adelsberg, 1481; heruntergeladen über
Historischer
Atlas von Bayern", vergriffene Bände,
Karl Richter, Gemünden
1963, Anhang V. |
Diese ältere jüdische Ansiedlung dürfte in der ersten
Hälfte des 16. Jahrhunderts erloschen sein, denn die Nutzung des Friedhofes
wurde aufgegeben.
Die Entstehung der neuzeitlichen Gemeinde geht in die Zeit nach 1600
zurück. Ihr
Begräbnisplatz war nun der Verbandsfriedhof in Laudenbach.
1699 werden drei jüdische
Familien, zusammen 12 Personen genannt. 1735 und 1740 waren es 12 jüdische
Haushaltungen. 1750 erwarb Karl Reinhard von Drachsdorf das Schloss und
erließ noch in diesem Jahr eine Judenordnung, in der die Abgaben und Pflichten
seiner Schutzjuden genau geregelt wurden. 1772 erließ Karl Wilhelm von
Drachsdorf eine Kultusverordnung. Bis 1785 stand der jüdischen Gemeinde, deren
Mitglieder alle im Schloss wohnten und den dort üblichen Schließzeiten
unterworfen waren, ein Judenschultheiß vor, der von da an durch zwei Vorsteher
ersetzt wurde. 1783 lebten 13 Familien gegenüber 45 christlichen Familien in
Adelsberg. Mit 15 jüdischen Familien und 71 Personen war 1795/96 die höchste Zahl jüdischer Einwohner
erreicht.
Im 19. Jahrhundert entwickelte sich die Zahl der jüdischen Einwohner wie
folgt: 1816 betrug der jüdische Bevölkerungsanteil mit 64
jüdischen Einwohnern 18,4 % von insgesamt 347 Einwohnern. Danach ging die Zahl
langsam zurück, um 1880 nochmals auf 63 Personen anzusteigen (17,7 %
von insgesamt 356 Einwohnern). Weitere Zahlen: 1867 50, 1900 45, 1910 43
Gemeindeglieder.
Bei der Erstellung der Matrikellisten 1817 werden in Adelsberg auf
insgesamt 19 Matrikelstellen (einschließlich der fünf Nachträge bis
1825) die folgenden jüdischen Familienvorstände genannt (mit neuem
Familiennamen und Erwerbszweig): Marx Nathan Nürnberger (Vorgänger), Moses
Simon Oppenheimer (), Moises Hayum Heilmann (kleiner Viehhandel), Mendel Herz
Heitzfelder (Lumpenhandel), Lazarus Bonfert Stern (Kleiderhandel), Michel Wolf
Winnheimer (Viehhandel), Benjamin Baruch Bamberger (kleiner Ellenwarenhandel),
Löb Marx Siegel (kleiner Ellenwarenhandel), Aron Löb Leipziger (kleiner
Ellenwarenhandel), Löb Juda Chan Schloss (Viehhandel), Simon Hayum Katz
(Viehhandel), Ephraim Löb Chan Vorgheimer (Schlächter), Beies Salomon Straus
(Warenhandel), Samuel Hirsch Grünebaum (Warenhandel), Josel Baruch Baumann
(Spezereihandlung, seit 1818), Gerson Halle (Feldbau und Melberey, seit 1821),
Jonas Schloss (Feldbau, seit 1821), Nathan Hohna Heinemann (Schnittwarenhandel,
seit 18243), Hayum Winheimer (Feldbau, seit 1824).
An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge (s.u.), eine
Religionsschule und ein rituelles Bad.
Die Toten der Gemeinde wurden auf dem jüdischen Friedhof
in Laudenbach beigesetzt. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der
Gemeinde war ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet
tätig war. Die Gemeinde gehörte zum Rabbinatsbezirk Bad
Kissingen.
Im Ersten Weltkrieg fielen aus der jüdischen Gemeinde Siegfried
Weichelsbaum (geb. 30.3.1894 in Adelsberg, gef. 12.9.1918) und Hugo Weichselbaum
(geb. 24.12.1896 in Adelsberg, gef. 8.11.1918), Söhne von Lehrer Jacob Weichselbaum.
Um 1925, als noch 38 Personen zur jüdischen Gemeinde
gehörten, gehörten zum Gemeindevorstand die Herren Samuel Grünbaum und
Heinrich Baumann. Als Lehrer, Kantor und Schochet war weiterhin der schon
genannte Jacob Weichselbaum tätig.
Er erteilte den damals acht schulpflichtigen jüdischen Kindern in Adelsberg
Religionsunterricht. Er war auch als Lehrer in umliegenden Gemeinden tätig
(u.a. in Gemünden und Lohr). 1932 war Harry
Weinberg (zunächst in Adelsberg, seit 1930 in Gemünden) jüdischer Lehrer für die Gemeinden
Adelsberg, Gemünden, Lohr und
Thüngen. In Adelsberg selbst gab es im Schuljahr 1932/33 noch drei schulpflichtige
jüdische Kinder.
1933 lebten noch 21 jüdische Personen in Adelsberg
(5,7 % von insgesamt 369 Einwohnern). Bis Mai 1937 verließen fünf, bis Anfang
November 1938 weitere fünf von ihnen den
Ort. Im März 1938, nach dem "Anschluss" Österreichs kam
es in Adelsberg zu Ausschreitungen gegen die jüdischen Einwohner. Dabei wurden
die Fenster der Synagoge und der jüdischen Häuser eingeschlagen. Im
Zusammenhang mit dem Novemberpogrom 1938 wurde die Inneneinrichtung der
Synagoge zerstört (siehe unten) sowie wiederum die Fenster der jüdischen
Häuser eingeworfen, die Wohnungen selbst verwüstet. Zwei Wochen nach diesen
Ausschreitungen verließen die meisten der jüdischen Einwohner das Dorf. Vier
der jüdischen Einwohner hatten in die USA emigrieren können, einer nach
Holland; andere waren in andere Städte (verzogen sechs nach Frankfurt, drei
nach Nürnberg und einer nach Karlstadt). Am 8. Dezember 1938 verließ
die letzte Familie den Ort.
Von den in Adelsberg geborenen und/oder
längere Zeit am Ort wohnhaften jüdischen Personen sind in der NS-Zeit
umgekommen (Angaben nach den Listen von Yad
Vashem, Jerusalem und den Angaben des "Gedenkbuches
- Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft in Deutschland 1933-1945"): Berthold Baumann (1901),
Dina Baumann geb. Baumann (1883), Jakob Baumann (1873), Leo Baumann (1906),
Sigmund Baumann (1878), Berta Berney geb. Grünbaum (1881), Melli Bickel
geb. Grünbaum (1886), Dina David geb. Regensburger (1874), Fanny Fränkel geb.
Grünbaum (1867), Bella Grünbaum (1911), Heinemann Grünbaum (1865), Martha
Grünbaum (1914), Samuel Grünbaum (1871), Hilde Herz geb. Strauss (1898), Jeanette Köhler geb. Wolff
(1889), Anna Weichselbaum (1898), Paula (Pauline) Weichselbaum geb. Grünbaum (1864),
Bernhard Winheimer (1868).
Aus der Geschichte der jüdischen Gemeinde
Aus der Geschichte der jüdischen Lehrer
Ausschreibung der Stelle des Lehrers, Vorbeters und Schochet
(1930)
Anzeige
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 6. Februar 1930:
"Durch Ableben unseres bisherigen Lehrers ist die Lehrerstelle Gemünden
- Adelsberg sofort neu zu besetzen. Gehalt erfolgt nach staatlicher
Eingruppierung. Seminaristisch gebildete, unverheiratete religiöse Lehrer
mit Kabolaus (= Zertifikaten) von orthodoxen Rabbinern wollen baldigst Bewerbungen mit
Abschrift ihrer Zeugnisse senden an den
Vorstand der Israelitischen
Gemeinde Gemünden am Main, S. Birk." |
25-jähriges Lehrer-Jubiläum von Absolventen der Israelitischen
Lehrerbildungsanstalt in Würzburg, darunter Lehrer Jacob Weichselbaum (1908)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 9. April
1908: "Würzburg, 6. April 1908. Von den 15 Absolventen des israelitischen
Seminars zu Würzburg im Jahre 1883 feiern 13 in diesem Jahre ihr
25-jähriges Lehrer-Jubiläum (zwei traten ins Geschäft über und einer
ist leider gestorben). N. Ehrenreich, Langenselbold
(Hessen), K. Fröhlich, Mönchengladbach (Rheinprovinz), B. Klein, Gießen
(Oberhessen), G. Levi, Willmars
(Unterfranken), A. Liberles, Grötzingen
(Baden), J. Popper, Lingen (Hannover), A. M. Rau, Hirschaid
(Oberfranken), J. Rosenthal, Worms
(Rheinhessen), B. Stern, Frankfurt am Main, H. Stern, Echzell
(Oberhessen), A. Strauß, Marburg
(Hessen), M. Strauß, Gelnhausen
(Hessen), J. Weichselbaum, Adelsberg (Unterfranken). |
40-jähriges Lehrerjubiläum von Lehrer Jacob Weichselbaum (1923)
Anmerkung: Der jüdische Religionslehrer Jakob Weichselbaum war
mit Paula Grünbaum aus Adelsberg verheiratet. Zwei ihrer Söhne, Siegfried und
Hugo, fielen im 1. Weltkrieg (1918). Jakob Weichselbaum verstarb am 1. November
1929 und wurde in Laudenbach beerdigt. Seine Frau ist unter den in der NS-Zeit
umgekommenen Personen verzeichnet.
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 17. September 1923:
"Würzburg, 15. September (1923). Ihr 40jähriges Lehrer-Jubiläum
begingen im Hotel Goldschmidt dahier die Lehrer: Ehrenreich - Langenselbold, Fröhlich -
Gießen, Goldstein - Würzburg, Klein -
Gießen, Levi - Burgpreppach, Rau - Hirschaid, Rosenthal -
Worms, Schloss
- Langen, Stern - Echzell, Strauß - Gelnhausen, Weichselbaum -
Adelsberg. Gleichzeitig übergaben sie dem hiesigen israelitischen Seminare
ein ahnsehnliches Geschenk. Von den 15 Absolventen des Jahrganges 1883
sind leider drei mit Tod abgegangen und einer in einer Nervenanstalt
untergebracht." |
Zum Tod von Lehrer Jacob Weichselbaum (1929)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 21. November 1929: "Adelsberg,
10. November (1929). Lehrer Jacob Weichselbaum hat bei Eingang des Sabbat Paraschat
Bereschit (Schabbat mit der Toralesung Bereschit = 1. Mose 1,1
- 6,8, das war Schabbat, 2. November 1929) seine reine Seele ausgehaucht.
Von seinem Seminaraustritt bis zu seinem unerwarteten Tode, nahezu 46
Jahre, bekleidete er das Amt eines Religionslehrers dahier sowie in den
mitverbundenen Gemeinden Gemünden und Lohr am
Main. Unersetzlich ist für
uns sein Verlust. Er war ein Mann von gediegenen weltlichen und
religiösen Kenntnissen. Ein aufrichtiger Charakter, bescheiden,
freundlich, wohltätig. Er genoss großes Ansehen in weiten Kreisen der
Bevölkerung. Der Verlust von zwei hoffnungsvollen Söhnen im Weltkrieg,
von denen der eine ebenfalls den Lehrerberuf erwählt hatte, hat ihn tief
erschüttert. Sein wahrhaftiges Gottvertrauen hielt ihn aufrecht. Seine
Beerdigung gestaltete sich zu einer eindrucksvollen Trauerkundgebung, wie
sie unser Ort noch nie gesehen hat. Seiner Ehrwürden Herr Rabbiner Dr.
Bamberger in Bad Kissingen schilderte tief bewegte den edlen Charakter des
Entschlafenen, seine tiefe Religiosität, sein verdienstvolles Wirken in Schulen,
Synagoge, Haus und Gemeinde und erteilte ihm zu, Schluss für seine
reichen Torakenntnisse den Chawer-Titel. Unter Hinweis auf die
Worte der Haftora (Prophetenabschnitt der Woche = 1. Samuel 20,18-42): 'Und
er sprach zu ihm: Morgen ist Neumond und man wird dich vermissen, weil
dein Sitz leer bleiben wird' (1. Samuel 20,18) rief Oberlehrer
Freudenberger von Thüngen dem lieben Jugendfreund und teuren Amtsbruder
warme Worte des Gedenkens nach und dankte im Namen des Jüdischen
Lehrervereins
in Bayern für die unablässige Förderung der idealen Bestrebungen dieser
Vereinigung. Tief empfundene Worte des Dankes widmeten dem Entschlafenen
Kultusvorstand Birk für die Gemeinde Gemünden und Lehrer Strauß - Lohr
für die treueste Pflichterfüllung und für die reichen Erfolge seiner
Erzieher- und Lehrtätigkeit. Seine Seele sei eingebunden in den Bund des
Lebens. F." |
|
Links:
Grabstein für Jacob Weichselbaum (gest. 1929) auf dem jüdischen
Friedhof in Laudenbach. |
Berichte
zu einzelnen Personen aus der jüdischen Gemeinde
Siegfried Weichselbaum erhält das Eiserne Kreuz (1917)
Meldung im "Frankfurter Israelitischen Familienblatt" vom 5.
Januar 1917: "Adelsberg. Siegfried Weichselbaum, Infanterie-Regiment
88, 2. Kompanie, wurde mit dem Eisernen Kreuz
ausgezeichnet." |
Zum Tod von Karoline Grünbaum
(1929)
Artikel
in der Zeitschrift "Der Israelit" vom 14. März 1929: "Erlangen,
11. März (1929). Im Alter von 84 Jahren verschied in Adelsberg bei
Gemünden am Main Frau Karoline Grünbaum und wurde sie am Erew
Schabbat Kodesch Ki Tissa (d.i. Freitag vor dem Schabbat mit der
Toralesung Ki tissa = 2. Mose 30,11 - 34,35, das war Freitag, 1.
März 1929) auf dem altehrwürdigen Bezirksfriedhof Laudenbach bei
Karlstadt am Main zur letzten Ruhe gebracht. Mit ihr hat ein von Gott
gesegnetes, aber in den letzten Jahren ihres Lebens, auch ein
prüfungsreiches Dasein zu bestehen aufgehört. Eine wackere Frau im Sinne
unserer Alten, hat sie das Leben in seinen verschiedenen Wendungen und
Gestaltungen kennen gelernt und von Jugend auf mit jenem Ernste erfasst,
der es dem Menschen gebietet, allzeit seine Zukunft zu bedenken und
unablässig und beharrlich vorzusorgen für die kommenden Tage. So hat sie
in ihrer bescheidenen Häuslichkeit gewaltet, mit Weisheit und mit
Umsicht; war ihrem schon vor 11 Jahren in den Tod vorausgegangenen Gatten
- ein halbes Jahrhundert eine hilfreiche Lebensgefährtin und besonders
darum bemüht, ihren 9 Kindern eine solche Erziehung im jüdischen Geiste
angedeihen zu lassen. dass sie sich draußen im Leben bewähren und in
Ansehen bestehen konnten. Ihr Leben zwar zwar ein stilles und einfaches;
aber darum nicht minder ersprießliches und segensreiches. Ihre Seele
sei eingebunden in den Bund des Lebens." |
Zur Geschichte der Synagoge
In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts war
vermutlich ein Betsaal in einer der jüdischen Wohnungen eingerichtet, die im
Bereich des "Freihofes" (Amtshofes) lebten. Nachdem dieser 1775 abgebrochen
worden war, ist an seiner Stelle ein großes
"Judenhaus" mit fünf Wohnungen und einer Synagoge erstellt
worden. Nachdem alle jüdischen Familien schon in den ersten Jahrzehnten
des 19. Jahrhunderts aus dem Schloss ausgezogen waren, kündigte der neue
Besitzer des ehemaligen Schlosses die Nutzung der Synagoge zum Jahr 1848.
Eine neue Synagoge wurde darum um 1850 (nach anderer
Überlieferung 1860/62) erstellt (zwischen den Hausnummern 35 und 34).
Nach 1933 wurde es auf Grund der zurückgehenden Zahl der
Gemeindemitglieder von Jahr zu Jahr schwieriger, die notwendige Zehnzahl der
jüdischen Männer zum Gottesdienst zusammen zu bekommen. Ab 1937 konnten nur
noch zusammen mit den jüdischen Familien in Heßdorf
Gottesdienste abgehalten werden. Beim Novemberpogrom 1938 warfen am 10. November 1938 uniformierte
NSDAP-Mitglieder die Fenster der Synagoge ein. Am nächsten Tag erschienen zehn
SA-Leute und einige Zivilisten aus Gemünden in Adelsberg und zerstörten die
Inneneinrichtung der Synagoge. Der Bürgermeister hatte ihnen die Schlüssel
gegeben. Zahlreiche Dorfbewohner sahen zu. Die meisten Ritualien konnten von
Gemeindegliedern noch in Sicherheit gebracht werden. Die Überreste des
Synagogengebäudes wurden 1951/52 abgetragen. Das Grundstück wurde neu
bebaut.
1949 fand ein Prozess gegen 13 der an den Ausschreitungen im November
1939 in Adelsberg Beteiligten vor dem Landgericht Würzburg statt. Dabei
erhielten zwölf der Angeklagten Gefängnisstrafen zwischen drei Monaten und
zwei Jahren.
Zum rituellen Bad: Regelungen für ein Judenbad im Keller unter der Scheune
eines Privatanwesens gab es in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Das
wohl Anfang des 19. Jahrhunderts erbaute Badehäuschen wurde nach 1933
abgebrochen und durch eine Wiegehäuschen ersetzt.
Adresse/Standort der Synagoge: Adolfbühlstraße 76 (frühere
Hauptstraße).
Fotos
Historische Fotos sind noch
keine vorhanden; über Hinweise freut sich der
Webmaster von Alemannia
Judaica; Adresse siehe Eingangsseite |
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Das Synagogengrundstück im
Sommer 2014
(Foto vom Sommer 2014
von Jürgen Hanke, Kronach) |
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Links und Literatur
Links:
Literatur:
| Baruch Z. Ophir/Falk Wiesemann: Die
jüdischen Gemeinden in Bayern 1918-1945. Geschichte und Zerstörung. 1979
S. 247-248. |
| Israel Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in
Bayern. Eine Dokumentation der Bayerischen Landeszentrale für politische
Bildungsarbeit. A 85. 1988 S. 31. |
| Pinkas Hakehillot: Encyclopedia of Jewish
Communities from their foundation till after the Holocaust. Germany -
Bavaria. Hg. von Yad Vashem 1972 (hebräisch) S. 380-382. |
| Leonhard Scherg: Jüdisches
Leben im Main-Spessart-Kreis. Reihe: Orte, Schauplätze, Spuren. Verlag
Medien und Dialog. Haigerloch 2000 (mit weiterer Literatur).
Zur Erstellung des Abschnittes oben merkt Leonhard Scherg an, dass
wesentliche Erkenntnisse von Bernd Wirthmann übernommen wurden, der
die Herausgabe einer Ortschronik für Adelsberg für 2008 plant. Grundlage
von Bernd Withmann, speziell auch zur jüdischen Geschichte, ist ein von
Vital Huhn (Studienprofessor a.D., 1878-1968) 1964/65 abgeschlossenes
Manuskript (270 Seiten) mit dem Titel "Geschichte des Dorfes
Adelsberg und Wernfeld, der Ruine Homburg mit dem ehemaligen
Verwaltungsbezirk Homburg", von dem ein Exemplar im Staatsarchiv Würzburg
(StAW) unter Würzburger Manuskripte, 152 aufbewahrt wird. Für 1699 hat L.
Scherg herangezogen: StAW, Gebrechenamt A IV W 273 (3 Familien, 12 Personen;
im gesamten Amt Homburg nur adlige Juden, ca. 34
/Köpf/), für 1740 StAW, M.s.f. 491 (Freihof; ehemals 2 Schutzjuden; nun
mit 12 Judenhaushaltungen /zum höchsten Ruin gefüllt/).
|
| Adelsberg
1008 - 2008. Geschichte(n) eines Dorfes und seiner Bewohner. Autor:
Bernd Wirthmann.
Ortschronik, erschienen anlässlich der 1000-Jahrfeier. Mit einem Abschnitt
"Juden in Adelsberg"
Näheres auf
der Website zur Ortschronik. Hier auch Bestellmöglichkeit (28.-
€). |
| Dirk Rosenstock: Die unterfränkischen
Judenmatrikeln von 1817. Eine namenkundliche und sozialgeschichtliche
Quelle. Reihe: Veröffentlichungen des Stadtarchivs Würzburg Band 13.
Würzburg 2008. S. 121-122. |
| "Mehr als
Steine...." Synagogen-Gedenkband Bayern. Teilband
III: Unterfranken, Teil 1.
Erarbeitet von Axel Töllner, Cornelia Berger-Dittscheid,
Hans-Christof Haas und Hans Schlumberger. Hg.
von Wolfgang Kraus, Hans-Christoph Dittscheid und Gury Schneider-Ludorff
in Verbindung mit Meier Schwarz. Synagogue Memorial Jerusalem. Bd. 3:
Bayern. 1. Auflage 2015. Kunstverlag Josef Fink Lindenberg im
Allgäu (mit umfassenden Quellen- und
Literaturangaben)
ISBN 978-3-89870-449-6.
Hinweis: die Forschungsergebnisse dieser Publikation wurden in dieser Seite
von "Alemannia Judaica" noch nicht eingearbeitet.
Abschnitt zu Adelsberg S. 123-134.
|
Article from "The Encyclopedia of Jewish life Before and During the
Holocaust".
First published in 2001 by NEW
YORK UNIVERSITY PRESS; Copyright © 2001 by Yad
Vashem Jerusalem, Israel.
Adelsberg (in Jewish sources: Alts Berg) Lower Franconia.
Jews were present from at least the early 19th century, many engaged in farming
and crafts. A synagogue was built in 1860-62. The Jewish population dropped from
63 in 1880 to 21 in 1933 (total 369). Most left after the Kristallnacht
disturbances (9-10 November 1938), when the synagogue and Jewish homes were
vandalized.
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